Preview only show first 10 pages with watermark. For full document please download

04 | 2015 Geomar News

   EMBED


Share

Transcript

GEOMAR NEWS 04 | 2015 Magazin des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel Neue Wege in der Erdbeben­forschung GeoSEA-Array soll Erdplatten­­ bewegungen vor Chile messen SO242 Wie schnell erholt sich ein TiefseeÖkosystem? Krater UK22/4b Neue Einsichten in die Risiken mariner Gasund Ölförderung RUBRIK 00 GEOMAR News 04 | 2015 Foto: K. Hissmann, GEOMAR Inhalt 4 Directors’ Corner Blasenteppich an der Oberfläche durch Gasaustritte des Methan-Kraters UK22/4b 200 Kilometer östlich von Schottland. Die Bade-Ente dient hier als Maßstab für die Abschätzung der Größe der Methanblasen. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende entgegen, eine gute Gelegenheit, auch an dieser Stelle Bilanz zu ziehen. Besonders erwähnenswert sind im ablaufenden Jahr sicherlich die sehr erfolgreichen Expeditionen mit dem neuen Forschungsschiff SONNE. Fast während des gesamten Jahres waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GEOMAR­ an den Expeditionen der SONNE beteiligt, viele davon führten in den östlichen Pazifik und standen unter unserer Fahrtleitung. Das neue Forschungsschiff hat dabei seine ersten Bewährungsproben bestanden und es zeigt sich bereits nach dem ersten Einsatzjahr: Die neue SONNE bietet der Meeresforschung eine ausgezeichnete und zukunftsweisende Plattform und ist zurzeit zweifelsohne das Flaggschiff der internationalen Forschungsflotte. Auch die zahlreichen Einsätze unserer Großgeräte während der SONNE-Expeditionen, wie der Tauchroboter ROV Kiel 6000, HYBIS und AUV ABYSS, liefen reibungslos und brachten zahlreiche neue Daten, Proben und Video­ material an die Meeresoberfläche. Unser ganz besonderer Dank gilt den ROV- und AUV-Teams, die hier mit sehr hohem persönlichen Einsatz einen hervorragenden und professionellen Service für die Wissenschaft geboten haben. An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich auch Ihnen allen für Ihr Engagement für das GEOMAR und die Meeresforschung danken. Auch im nun fast abgelaufenen Jahr haben wir gemeinsam viel bewegen können, uns täglich neuen Herausforderungen gestellt und so, jeder in seiner Funktion, einen Beitrag zu neuen Erkenntnissen im Bereich der Meeresforschung geleistet. Das „Team GEOMAR“ ist auch wieder ein wenig größer geworden, das freut uns natürlich, auf der anderen Seite müssen wir an manchen Stellen zumindest eine Zeitlang etwas enger zusammenrücken. Mit dem Erweiterungsneubau wird sich die Lage dann spürbar verbessern und auch hier h ­ aben wir in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne getan: Der Bau des Zentralen Probenlagers auf dem Ostuferstandort hat begonnen und ab 2016 wird dort auch die Baufläche für den Erweiterungsneubau sukzessive vorbereitet. Eine weitere gute Nachricht ist, dass ab dem nächsten Jahr mit der Neubauplanung für den Ersatz der Forschungsschiffe POSEIDON und METEOR durch ein neues Schiff begonnen werden soll. Das neue Schiff wird seinen Heimathafen in Kiel haben und nach derzeitiger Planung 2020 der Meeresforschung zur Verfügung stehen. Gründe genug, zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft zu blicken. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Familien ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2016. Herzliche Grüße Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor Michael Wagner, Verwaltungsdirektor FORSCHUNG Eine Quelle neuer Einsichten in die Risiken der marinen Gas- und Ölförderung 4 Die Vergangenheit des Agulhasstroms: Internationales Expertenteam rekon­stru­iert die Entwicklung einer Schlüsselstelle im System der globalen Meeresströmungen 5 Ist „Meeresrauschen“ für Langzeitvorhersagen notwendig? Tägliche Schwankungen im Ozean beeinflussen langzeitliche Klimavariabilität im Nordpazifik nachhaltig 5 Sonderforschungsbereich 754 geht in die dritte Phase 6 BIOACID informiert in Berlin und Paris über Ozeanversauerung 6 Impressum GEOMAR News ist das Magazin des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Andreas Villwock, GEOMAR, Wischhofstr. 1-3, 24148 Kiel Tel +49 431 600-2802, [email protected] Autoren: Andreas Villwock, Maike Nicolai, Jan Steffen, Gesa Seidel Layout: Christoph Kersten Auflage: 1.200 Exemplare Druck: Dräger+Wullenwever, Lübeck Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide ­Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die derzeit noch üblichere männliche Form verwendet wird. GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Die Teilnehmer der METEOR-Reise M119. Untersucht wurden unter anderem Ventilations­­ prozesse der Sauerstoffminimum­zone sowie die Rolle des Zooplanktons für Sauerstoff­ verbrauch und biogeochemische Zyklen. Am Reliefglobus konnten Besucher am Tag der deutschen Einheit sehen und fühlen, wo sich zum Beispiel der Marianengraben befindet, wie tief das Mittelmeer ist und wo die ozeanischen Platten auseinanderdriften. 15 Foto: Janine Kamke 12 Foto: J. Steffen GEOMAR Foto: C. Rohleder 11 GEOMAR News 04 | 2015 Der Mittelmeer-Schwamm Aplysina aerophoba dient als Modellorganismus für die Forschergruppe um Ute Hentschel Humeida. Schwamm-Mikrobiome zählen zu den komplexesten mikrobiellen Konsortien überhaupt. INTERN Kurz berichtet: Wirtschaftliche Entwicklung beschleunigt weltweite Überfischung, Sonnenaktivität beeinflusst langzeitliche Klimaschwankungen, Neuer SFB „Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen“, Umweltrekonstruktion in Südspanien 7 EXPEDITION Den Puls des Meeresbodens fühlen: GeoSEA-Array soll Erdplatten­­bewegungen vor Chile messen 8-9 Wie schnell erholt sich ein Tiefsee-­ Ökosystem? Weltweit einzigartige Lang­zeitbeobachtung im Pazifik erbringt faszinierende Einblicke 10 Aktuelle METEOR Expeditionen: M119, M120 11 12 Deutscher Umweltpreis für Mojib Latif: GEOMAR-Klimaforscher erhält höchst­ dotierten Umweltpreis Europas 13 Auszeichnungen, kurz berichtet: Peter Herzig, Mark Hannington, Jan-Hinrich Behrmann, Martin Visbeck 13 Editorial 2016 kann nur ein gutes Jahr für die Meeresforschung werden. Warum? Weil ab Mitte des kommenden Jahres das „Jahr der Meere und Ozeane“ beginnt, ein Wissenschaftsjahr, ausgerufen vom Bundesforschungsministerium, welches die Themen unserer Forschung noch viel stärker in die Öffentlichkeit bringen wird. Auch wir am GEOMAR werden dazu viele eigene Aktivitäten entfalten und uns an bundesweiten Aktionen beteiligen. Wir würden uns freuen, wenn auch Sie uns ein wenig dabei unterstützen können. Das „Jahr der Meere und Ozeane“ ist eine ganz besondere Chance, Faszination und Bedeutung unseres Forschungsfeldes vielen Menschen in unserem Land zu vermitteln, dem interessierten Bürger wie auch den Entscheidungsträgern auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. In der letzten Ausgabe von GEOMAR News in diesem Jahr blicken wir auf viele Ereignisse der vergangenen Monate zurück, wie immer kann es aber nur ein kleiner Ausschnitt der vielen Aktivitäten und Ereignisse sein. Vermissen Sie etwas? Haben Sie vielleicht eigene Beiträge oder Verbesserungs­vorschläge für GEOMAR News? Schreiben Sie uns: [email protected] 14 Mitarbeiter: Sept. bis Nov. 2015 14 Eine Brise Meeresluft in Frankfurt: 25. Jahrestag der deutschen Einheit 12 Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Andreas Villwock Vertrag zwischen GEOMAR und IMARPE 14 Preise für studentisches Poster EVENTS Petersen Exzellenz-Professuren: Heike Lotze, Bruce Gemmell Ersatzbau von POSEIDON und METEOR 14 Nachruf: Hans-Detlef Sell 14 Neue Mitarbeiter im Portrait: Ute Hentschel Humeida, Doris Maicher 15 KALEIDOSKOP Gute Nachrichten für die GEOMAR-Biblio­ thek, Neues Video: GAME 2014, Neue Aus­gabe des World Ocean Review, Welche Rolle spielte die Sonne für unser Klima? 16 Titel Ein Tripode des neuartigen GeoSEA-Arrays geht vor der Küste Nordchiles ins Wasser. ­Ein GEOMAR-Team setzte dort von Ende November bis Mitte Dezember mit Hilfe des Forschungsschiffs SONNE mehr als 20 dieser Gestelle ab. Per Abstandsmessung beobachten sie jetzt Deformationen des Untergrunds in dem erdbebengefährdeten Gebiet. Mehr darüber finden Sie auf den Seiten 8-9. Foto: Jan Steffen, GEOMAR 4 FORSCHUNG GEOMAR News 04 | 2015 Blasenteppich über dem Methan-Krater, auf­ genommen während der ALKOR ­Ausfahrt AL374 im Jahr 2011. Foto: Peter Linke, GEOMAR Echolotaufnahme des Kraters mit Blasenaustritt in der Wassersäule. Grafik: Peter Linke, GEOMAR Eine Quelle neuer Einsichten in die Risiken der marinen Gas- und Ölförderung 25 Jahre nach der Gasexplosion am Krater UK22/4b 200 Kilometer östlich von Schottland eröffnet ein internationales Forscher-Team neue Einsichten in die Risiken mariner Gas- und Ölförderung. Zusätzliche Untersuchungen und Überwachungsstrategien sind nötig, um die Triebkräfte besser zu verstehen und Gefahren zu minimieren, argumentieren die Wissenschaftler in einer Sonderausgabe des Fachmagazins Journal of Marine and Petroleum Geology. „UK22/4b“: Der Name des Untersuchungsobjekts klingt wie der eines neu entdeckten Himmelskörpers. Doch obwohl der Methan-Krater mit dem abstrakten Namen, der bei einer Gasbohrung der Mobil North Sea Limited entstand, deutlich näher liegt als ferne Gestirne, wurde er über Jahre kaum von Fachleuten und der Öffentlichkeit wahrgenommen. Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland präsentieren jetzt wichtige Erkenntnisse über die Senke am Boden der Nordsee, aus der noch immer Methan austritt. Ihre Ergebnisse fassen sie in einer Sonderausgabe des Fachmagazins Journal of Marine and Petroleum Geology zusammen. Blasenaustritt am Meeres­boden, aufgenommen 2006 mit JAGO. Foto: Jürgen Schauer, GEOMAR JAGO an Deck der ALKOR während der Expedi­tion AL290 zu dem Methan-Krater im Jahr 2006. Foto: Karen Hissmann, GEOMAR „Der Methan-Krater entstand im November 1990. Zehn Jahre später wurde er von der Britischen Regierung als ‚harmlos’ eingestuft – doch Gas tritt noch immer aus“, fasst Dr. Peter Linke, Biologe am GEOMAR, zusammen. „2005 stellten wir auf einer Expedition mit dem Forschungsschiff ALKOR fest, dass der Krater auf eine Breite von 60 Metern und einer Tiefe von 20 Metern angewachsen war. Erstmalige Tauchgänge im Krater mit dem Forschungstauchboot JAGO in 2006 zeigten dann, wie stark diese Austritte tatsächlich noch waren. Aber erst nach dem Ölunfall im Golf von Mexiko kamen Fragen zu UK22/4b auf. 2011 konnten wir mit unseren Untersuchungen beginnen.“ Gemeinsam mit Ira Leifer von Bubbleology Research International, Alan Judd von Alan Judd Partnership, und Dave Long vom British Geological Survey unterstützte Linke den aller- Methanprobennahme an der Oberfläche. Foto: Karen Hissmann, GEOMAR ersten Versuch, Gasaustritte aus dem Krater zu quantifizieren und Daten für eine LangzeitÜberwachung zu generieren. Über die Verteilung des Methans entscheiden jahreszeitlich schwankende Bedingungen: Wenn im Sommer verschieden warme Wasserschichten der Nordsee klar getrennt übereinander lagern, steigen zwar weiterhin Gasblasen bis an die Oberfläche auf, sie enthalten jedoch kaum noch Methan. Die Schichtung wirkt wie eine Barriere, an der vermehrt Methan aus den Gasblasen in Lösung geht, Strömungen verteilen das Gas horizontal, und es kann leichter von Mikroben abgebaut werden. Sobald im Herbst oder Frühling Wind und Wellen für eine tiefere Durchmischung sorgen, kann das Methan bis in die Atmosphäre gelangen. Auch, wenn der Krater signifikant zum Methan-Budget der Nordsee beitritt, stellt er für das Klima insgesamt kein vergrößertes Risiko dar, so die Wissenschaftler. Allerdings mussten die Forscher feststellen, dass sich der Krater noch immer verändert. So gab es Messungen und Beobachtungen zufolge im Dezember 2011 eine Eruption, bei der sich die Struktur am Meeresboden nochmals verändert hat. „Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass die Emissionen aus dem verlassenen Bohrloch nachlassen würden. Aber unsere Untersuchungen zeigten deutlich, dass noch Jahrzehnte lang Methan austreten wird und wir mit überraschenden Entwicklungen rechnen dürfen“, betont Dr. Linke. „Die Stelle muss nicht nur überwacht werden – wir können sie auch als natürliches Laboratorium nutzen und daraus für zukünftige Explorationen lernen.“ Mehr: www.geomar.de/n4151 FORSCHUNG GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Die Vergangenheit des Agulhasstroms Internationales Expertenteam rekonstruiert die Entwicklung einer Schlüsselstelle im System der globalen Meeresströmungen Das System der globalen Meeresströmungen wird oft mit einem Förderband verglichen, das Wärmeenergie rund um die Erde transportiert. Doch im Detail betrachtet ist dieses Förderband kein gleichmäßig arbeitendes System. Es besteht aus zahlreichen Einzelkomponenten, die auf sehr unterschiedliche Weise zusammenhängen. Eine der Schlüsselstellen ist dabei die Südspitze Afrikas, wo der Agulhasstrom aus dem Indischen Ozean auf den Atlantik trifft. Ozeanographen des GEOMAR konnten jetzt zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus den USA und Großbritannien erstmals die Entwicklung dieser Schlüsselstelle von 1870 bis heute rekonstruieren. „Solche Langzeitstudien sind wichtig, um von Menschen verursachte Änderungen der Meeresströmungen von natürlichen Schwankungen unterscheiden zu können“, sagt Prof. Dr. Arne Biastoch vom GEOMAR. Er ist Erstautor der Studie, die in der internationalen Fachzeitschrift Nature ­Communications erschienen ist. Der Agulhasstrom transportiert warmes, salzhaltiges Wasser aus dem Indischen Ozean entlang der afrikanischen Ostküste nach Süden. Südlich von Afrika biegt er abrupt ab und strömt zurück in den Indischen Ozean. Ein Teil der Wassermassen wird vom Hauptstrom getrennt, bildet riesige Wirbel und driftet in den Atlantik. „In früheren Studien konnten wir zeigen, dass diese Agulhas­ringe eine wichtige Quelle von warmem, salzhaltigem Wasser für den Atlantik sind“, erklärt Professor Biastoch. Konkrete Messdaten aus der Agulhasregion gibt es aber nur aus der jüngsten Vergangenheit. Lediglich die Oberflächentemperatur des Ozeans wird schon seit dem 19. Jahrhundert gemessen. Diese Messdaten kombinierte das Team mit Computersimulationen in den derzeit höchstauflösenden Modellen, die Ozean und Atmosphäre gemeinsam abbilden können. „Aufgrund der hohen Auflösung benötigten wir Rechenzeiten von mehreren Monaten auf Hochleistungsrechnern“, sagt Dr. Jonathan Durgadoo, Ko-Autor der Studie. Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Wassermassentransport in den Atlantik und den Windsystemen über dem 5 Momentaufnahme der Meerestemperatur in 250-400 Metern Tiefe des hochauflösenden Ozeanmodells INALT01. Simulation und Dar­­ stellung: Ozean­modellierungsgruppe GEOMAR südlichen Ozean. „Wenn sich diese Zusammenhänge im Verlauf des Klimawandels ändern, hätte das auch Einfluss auf die Versorgung des Atlantiks mit warmem, salzhaltigem Wasser“, betont Arne Biastoch. Zukünftige Studien müssen zeigen, welchen Einfluss diese Schwankungen auf die Stärke des globalen Förderbands haben können. Mehr: www.geomar.de/n4150 IstPacific „Meeresrauschen“ für Langzeitvorhersagen notwendig? Decadal Oscillation im Ozean beeinflussen langzeitliche positivTägliche e phasSchwankungen e neg ative phase Klimavariabilität im Nordpazifik nachhaltig 0.8 Wechselwirkungen zwischen dem Ozean und der Atmosphäre erzeugen Klimaschwankungen auf sehr unterschiedlichen Zeitskalen bis hin zu Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Bisher ist allerdings unklar, in wieweit die kurzfristigen, täglichen Schwankungen im Meer einen nennenswerten Einfluss auf die Atmosphäre ausüben und bei der Vorhersage von langzeitlichen Klimaschwankungen Berücksichtigung finden müssen. Wenn sich dieses Ergebnis bestätigen sollte, hätte das wichtige Auswirkungen für die Klimamodellierung insgesamt. Einerseits müssten die ozeanischen Komponenten der Klimamodelle das „Ozeanrauschen“ simulieren können und andererseits müssten die atmosphärischen Komponenten dieses auch auflösen können. Beides ist derzeit im Allgemeinen nicht der Fall. Insgesamt könnte hier ein Schlüssel existieren, um dekadische Klimavorhersagen in den mittleren Breiten entscheidend zu verbessern. 0.4 0.2 0.0 Pacif -0.2 Eine neue Studie unter Leitung von Wissenschaftlern des GEOMAR zeigt, dass die täglichen Schwankungen der Meeresoberflächentemperatur eine Langzeitreaktion der Atmosphäre auf dekadische Änderungen in den Meeren erst ermöglichen. Demzufolge spielt die Simulation der ozeanischen Schwankungen mit hoher zeitlicher und räumlicher Variabilität auch für längerfristige Klimavorhersagen auf Zeitskalen von Jahrzehnten eine wichtige Rolle. „In unseren Simulationen zeigte sich, dass die oft als unbedeutend angesehenen täglichen Schwankungen der Meeresoberflächentemperatur in der Lage sind, die langzeitliche Variabilität im Bereich des Nordpazifiks nachhaltig zu beeinflussen“, sagt Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR, Ko-Autor der Weise die ‚Übersetzer‘ zwischen den langsamen Veränderungen in den Meeren und der darüber liegenden Atmosphäre“. -0.6 Muster der dekadischen Klimaschwankung im Pazifik in der Meeresoberflächentemperatur ­(in °C, oben positive Phase, unten rechts negative Phase). Quelle: JISAO, U. Washington positive phase Mehr: www.geomar.de/n4078 Studie. „Das ‚Meeresrauschen‘ wirkt als eine Art Katalysator. Die Atmosphäre ‚spürt‘ die langsamen, dekadischen SchwankungenPacific der Decadal Oscillation positive phase negative phase Meeresoberflächentemperatur nur dann, wenn 0.8 sie auch die schnellen ozeanischen Verän0.4 derungen wahrnimmt“, so Latif weiter. Das 0.2 funktioniere über die Tiefdruckgebiete, die die 0.0 täglichen Schwankungen im Ozean wahrneh-0.2 men. Prof. Latif: „Die Tiefs sind in gewisser -0.6 6 FORSCHUNG GEOMAR News 04 | 2015 Sonderforschungsbereich 754 geht in die dritte Phase Seit 2008 untersuchen Kieler Meeresforscher im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 754 „Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“, wie sich die Verteilung und die Menge des gelösten Sauerstoffs vor allem in den tropischen Ozeanen aufgrund des Klimawandels verändern. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gab jetzt bekannt, dass die abschließende Projektphase an der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel (CAU) und am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel mit 12 Millionen Euro für weitere vier Jahre fördert. Tropische Meere gelten gemeinhin als Oasen des Lebens. Doch dieses Bild stimmt nur teilweise. Ein genauer Blick auf die Weiten und vor allem in die Tiefen der tropischen Ozeane offenbart gewaltige Zonen, in denen Sauerstoff Mangelware ist. Diese Sauerstoffminimumzonen existieren aufgrund natürlicher Prozesse an den östlichen Rändern des Pazifiks, des Atlantiks und im Arabischen Meer. Sie beeinflussen nicht nur die Biologie, sondern spielen auch für globale Stoffkreisläufe eine bedeu- tende Rolle. Messungen zeigen außerdem, dass sie sich in den vergangenen Jahrzehnten ausgedehnt haben. Seit 2008 untersucht der an der CAU und am GEOMAR angesiedelte SFB 754 „Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“, ob und wie sich Sauerstoffminimumzonen infolge des Klimawandels verändern. Die DFG fördert ab 2016 eine dritte vierjährige Phase des SFB 754 mit mehr als 12 Millionen Euro. Blick über den tropischen Südostpazifik vom Forschungsschiff METEOR aus. Foto: Kerstin Nachtigall, GEOMAR Insgesamt sechs Expeditionen im östlichen Pazifik und zwei wissenschaftliche Ausfahrten im tropischen Atlantik sind zwischen 2016 und 2019 geplant. Ein weiterer Höhepunkt ist ein zehnwöchiges Experiment mit den Kieler Offshore-Mesokosmen (­ KOSMOS) vor Peru. Der in seiner fachlichen Breite international einmalige Sonderforschungsbereich vereint rund 100 Wissenschaftler aus den Bereichen Ozeanographie, Physik, Biologie, Chemie, Biogeochemie, Paläoontologie, Geologie, Meteorologie und Klimamodellierung. „Um das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren zu verstehen, arbeiten wir in Kiel sehr eng über Fachgrenzen hinweg zusammen. Das ist gerade in der nun beginnenden Synthesephase des SFB 754 wichtig, um am Ende ein Gesamtbild der Entwicklung der Sauerstoffminimumzonen und ihrer Auswirkungen auf den Lebensraum Meer zu erhalten“, betont Prof. Dr. Andreas Oschlies vom GEOMAR, seit 2011 Sprecher des SFB 754. Mehr: www.geomar.de/n4108 www.sfb754.de BIOACID informiert in Berlin und Paris über Ozeanversauerung Mit einem Presse-Frühstück in Berlin und einer Präsentation bei den UN-Klimaverhandlungen in Paris steigert das Projekt BIOACID seine Outreach-Aktivitäten. Zentrale Botschaft der beteiligten Wissenschaftler ist die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad. Erwärmung, Meeresspiegel-Anstieg und Versauerung – der Ozean der Zukunft ist gleich mehreren Stressfaktoren ausgesetzt. Im aktuellen Weltklimabericht wurden erstmals kritische Veränderungsschwellen für Organismen und Ökosysteme und die damit verbundenen Risiken analysiert und auf Temperaturen zurückgerechnet. „Wir können klar sagen, dass die menschlich verursachte Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius – eher noch 1,5 Grad – begrenzt werden muss“, erklärte Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner beim Klima-Frühstück, einer Pressekonferenz des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM) in Berlin. Der Biologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe II des Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC ist Ko-Koordinator des deutschen Forschungsverbunds zur Ozeanversauerung BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification). Prof. Dr. Ulf Riebesell vom GEOMAR, der BIOACID koordiniert, stellte in Berlin den aktuellen Kenntnisstand über Ozeanversauerung vor. Von den chemischen Veränderungen des Meerwassers über die Reaktionen der Organismen und Lebensgemeinschaften bis hin zu den Energie- und Stoffkreisläufen besteht eine Wirkungskette, an deren Ende auch der Mensch von den Auswirkungen der Ozeanversauerung betroffen sein wird. „Kleine Veränderungen im Ökosystem können riesige Konsequenzen haben, die nicht nur das Nahrungsnetz im Meer umkrempeln, sondern die auch Aquakulturen und die Fischerei beeinträchtigen“, so Ulf Riebesell. Das Klimafrühstück in Berlin stellte den Auftakt zu weiteren Outreach-Aktivitäten von BIOACID dar. Im nächsten Schritt präsentierte sich das Projekt im Rahmen einer Kooperation mit dem Plymouth Marine Lab, Scripps, der Universität Brest und der Universität Pierre et Marie Curie Paris bei den internationalen Klimaverhandlungen in Paris. An einem Stand im öffentlich zugänglichen Bereich, der unter dem Motto „Espaces Générations Climat“ stand, berichteten junge BIOACID- Hans-Otto Pörtner und Ulf Riebesell beim KlimaFrühstück in Berlin. Foto: Saied Sharifi, DKK Wissenschaftler über ihre Arbeiten und ihre Motivation.­Auch an einem Stand im abgeschlossenen Konferenz-Zentrum erklärten BIOACID-Vertreter Entscheidungsträgern das Problem der Ozeanversauerung und andere Themen der Meeresforschung. „In der Abschlussphase des Projekts legen wir großen Wert auf die Kommunikation unserer Ergebnisse“, betont Prof. Riebesell. „Berlin und Paris waren erste Stationen, bei denen wir wichtige Erfahrungen sammeln konnten.“ Mehr: www.geomar.de/n4072 www.deutsches-klima-konsortium.de FORSCHUNG GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel 7 Foto: J. Steffen, GEOMAR Foto: Bernd Grundmann +++ Aktuelles aus der Wissenschaft +++ kurz berichtet +++ Aktuelles aus der Wissenschaft +++ kurz berichtet +++ Fischerei Bessere Langfristprognosen möglich? Wirtschaftliche Entwicklung beschleunigt weltweite Überfischung Sonnenaktivität beeinflusst langzeitliche Klimaschwankungen Wirtschaftliche Faktoren wie die weltweit steigende Nachfrage oder verbesserte Fangtechniken werden in der Zukunft zu verstärktem Fischereidruck auf beliebte Speisefische führen. Auch durch den Ausbau der Aquakultur können die Bestände wildlebender Fische langfristig nicht vor Überfischung geschützt werden. Im Rahmen eines interdisziplinären Projekts berechneten Forscher aus Kiel und Finnland, wie sich Fischfang und Aquakultur bei beliebten Fischen wie Wolfsbarsch, Lachs, und Thunfisch bis zum Jahr 2048 entwickeln werden. Dabei berücksichtigten die Autoren biologische Einflussfaktoren, den technologischen Fort­schritt in der Fischerei, die weltweit steigende Nachfrage nach Fisch und eine wachsende Versorgung mit Fisch aus Aquakulturen. Die Studie wurde online in der Fachzeitschrift Global Change Biology publiziert. Der natürliche, elfjährige Zyklus der Sonnenaktivität beeinflusst offenbar langzeitliche Klimaschwankungen auf der Nordhemisphäre. Wie ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung des GEOMAR zeigen konnte, ist die sogenannte Nordatlantische Oszillation, eines der dominierenden Zirkulationsmuster auf der Nordhalbkugel, auf dekadischer Zeitskala mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren an die Sonnenaktivität gekoppelt. „Dazu haben wir das Klimamodell über 145 Jahre gerechnet – mit dem Einfluss der solaren Aktivität und ohne“, erklärt Dr. Thiéblemont, Hauptautor der Studie, die im internationalen Fachmagazin Nature Communications erschien. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Vorhersagbarkeit langzeitlicher Klimaschwankungen zu verbessern. Mehr: www.geomar.de/n3997 Foto: Thomas Bosch, CAU Foto: Grupo de Geociencias Marinas-IEO Mehr: www.geomar.de/n3991 Neuer Sonderforschungsbereich Umweltrekonstruktion in Südspanien Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen Bohrkerne erlauben Rekonstruktion von Umweltbedingungen bis 1872 Neben der Verlängerung des SFB 754 gab es für den Wissenschaftsstandort Kiel im November noch einen zweiten Grund zur Freude: Auf Grundlage der überzeugenden Begutachtung vom Sommer dieses Jahres hat sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) entschieden, den neuen Sonderforschungsbereich (SFB) 1182 „Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu fördern. Auch das GEOMAR ist mit den Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Ute Hentschel Humeida und Prof. Dr. Thorsten Reusch an dem Großprojekt beteiligt. Insgesamt stehen den Wissenschaftlern aus acht beteiligten Institutionen des neuen Verbundprojekts über vier Jahre rund zehn Millionen Euro zur Verfügung, um das Zusammenspiel von Organismen und symbiontischen Bakterien zu erforschen. Wie einschneidend sich menschliche Eingriffe auf Flussysteme auswirken, das konnte ein Wissenschaftsteam aus Portugal, Spanien und vom GEOMAR jetzt anhand von Sedimentkernen nachvollziehen, die vor der Mündung des Río Adra (Andalusien) im Mittelmeer gewonnen worden sind. In der Zeit bis 1872 schwankte die Sedimentation entsprechend den Niederschlägen über Land. Menschliche Einflüsse wie Abholzung oder Bergbau in der Region machten sich in geringem Maße bemerkbar. 1872 wurde der Flusslauf jedoch künstlich verlegt. So wurden unter anderem kaum noch Sedimente auf dem Schelf abgelagert, auch die Biologie vor der Küste änderte sich. „Man sollte Flüssen Raum lassen“, sagt Dr. Joachim Schönfeld vom GEOMAR, „auch aus Sicht von Meeresforschern“. Er ist Co-Autor der Studie, die in Estuarine, Coastal and Shelf Science erschienen ist. Mehr: www.geomar.de/n4109 8 EXPEDITION Den Puls des Meeresbodens fühlen Das neueste deutsche Forschungs­schiff, die SONNE, setzte von Ende November bis Mitte Dezember mehr als 20 GeoSEA-Tripoden in 2.000 bis 6.000 Metern Wassertiefe vor der Küste von Nordchile ab. Foto: Jan Steffen, GEOMAR Die Natur ist immer für eine Überraschung gut. Am 27. ­November verließ das deutsche Forschungsschiff SONNE unter Fahrtleitung von Prof. Dr. Heidrun Kopp und Dr. Dietrich Lange vom ­GEOMAR den Hafen von Antofagasta. Ziel der ­Expedition war es, ein neuartiges Erdbeben-Messnetz vor der Küste­Nordchiles aufzubauen. Nur wenige Stunden nachdem die SONNE die c­ hilenische ­Hafenstadt verlassen hatte, bebte dort die Erde. Das Beben hatte eine Magnitude von 6,2, was für chilenische Verhältnisse kein allzu starkes ­Ereignis ist. Größere Schäden waren nicht zu ­verzeichnen. Trotzdem demonstrierte das Beben, wie aktiv der Untergrund in der Region ist. Co-Fahrtleiter Dietrich Lange überwacht von der Datenzentrale der SONNE aus, ob die Tripoden an der richtigen Position auf dem Meeresboden landen. Foto: Jan Steffen, GEOMAR C hile gehört ganz allgemein zu den besonders von Erdbeben bedrohten Ländern. Mit etwa sechs Zentimetern pro Jahr bewegt sich der Meeresboden des Pazifiks, den in dieser Region die ozeanische Nazca-Platte bildet, auf die Küste Südamerikas zu. Etwa 50 Kilometer vor der Küste gleitet sie unter die kontinentale südamerikanische Erdplatte. Das geht nicht ohne Reibung vonstatten. Mit der Zeit bauen sich im Untergrund Spannungen auf, die sich früher oder später in Erdbeben entladen. Zahlreiche Erschütterungen in den vergangenen Jahrzehnten legen davon Zeugnis ab. Nur im Norden, in der Region um die Hafenstädte Iquique und ­Antofagasta, hat es seit 1877 kein schweres Erdbeben mehr gegeben. „Wir schätzen, dass die Spannungen im Untergrund dort mittlerweile für ein gewaltiges Megabeben mit einer Magnitude größer als acht ausreichen“, erklärt die Geophysikerin Heidrun Kopp vom GEOMAR. Kleinere Beben wie das aktuelle in Antofagasta reichen nicht, um diese Spannungen abzubauen. Deshalb hat sich Professorin Kopp das Gebiete vor der Küste Nordchiles für den ersten Großeinsatz eines neuen Mess- Wave-Glider sind innovative Geräte­träger für die Meeres­ forschung: ­Unter dem Gerät befestigte Lamellen werden durch Wellen und Strömung bewegt und treiben so das Gerät an. Die oben angebrachten Solarpanele liefern den Strom für Sensoren und Kommunikation. Foto: Heidrun Kopp, GEOMAR EXPEDITION Während Expedition SO244/I wurde der Meeresboden vor Chile mit dem AUV ABYSS exakt vermessen. Foto: Emanuel Söding, Ozean der Zukunft Netzes ausgesucht. Es heißt GeoSEA und beschreitet ganz neue Wege in der Erdbebenforschung: Die Vermessung von Plattenbewegungen in der Tiefsee. „Das Problem ist, dass ausgerechnet die starken Erdbeben ihren Ursprung fast immer unter dem Meeresboden haben. Dort konnten wir die Bewegung der Platten bisher aber nicht verfolgen“, sagt Professorin Kopp. An Land ist es heute kein Problem, die Aktivität der Plattentektonik im Millimeterbereich zu registrieren. Dafür sorgt die Satellitennavigation GPS. Doch unter Wasser haben GPS-Geräte keinen Empfang, da die elektromagnetischen Satellitensignale nichts ins Wasser eindringen können. Schall breitet sich dagegen unter Wasser hervorragend aus. Deshalb hat die Abteilung Geodynamik des GEOMAR unter Leitung von Heidrun Kopp und Dr. Dietrich Lange GeoSEA entwickelt. Der Name steht für „Geodetic Earthquake Observatory on the SEAfloor“. „Wir wollen mit diesem neuen System die Bewegungen der Platten dort über mehrere Jahre beobachten und so Informationen über die Entstehung und den Verlauf von Erdbeben sowie über daraus resultierende Tsunamis liefern“ erklärt die Projektleiterin. Doch bevor GeoSEA dem Meeresboden vor Nordchile den Puls fühlen kann, war einiges an Vorarbeit nötig: „Wir haben uns in den vergangenen vier Jahren intensiv mit der neuen Technologie und mit der Tektonik in Nordchile befasst“, sagt Dr. Lange. Ein erster Testeinsatz von sechs GeoSEA-Tripoden im Marmarameer läuft seit 2014 erfolgreich. Das Team der SONNEExpedition SO244/1 unter Leitung von Prof. Dr. Jan Behrmann (GEOMAR) hat schließlich im Oktober und November 2015 mit dem Autonomen Unterwasserfahrzeug AUV ABYSS präzise den Meeresboden vor Nordchile vermessen, um möglichst günstige Standorte für die GeoSEA-Geräte zu finden. Die Tripoden benötigen einen ebenen Standplatz. Der Abstand von zwei Tripoden darf nicht größer sein als eine Seemeile, damit die Abstandsmessung funktioniert, und es dürfen keine Hindernisse dazwischen sein. „Eine echte Herausforderung“, sagt Dr. Lange. Sobald das Messnetz steht, werden die Daten regelmäßig an einen autonomen Wave-Glider übertragen, der sie per Satellit ans GEOMAR weiterleitet. Da dies der erste großflächige Einsatz von GeoSEA in der Tiefsee ist, sind alle Beteiligten äußerst gespannt auf die Ergebnisse. „Wir haben versucht, alle Eventualitäten einzuplanen, aber Arbeiten in der Tiefsee sind immer mit Überraschungen verbunden“, sagt Heidrun Kopp. 9 Auswertung der mit AUV ABYSS erstellten bathy­ metrischen Karten aus der Zielregion der Expedition. Foto: Jan Steffen, GEOMAR GeoSEA INFO Iridium Verbindung Datenzentrale Datenübertragung an Wave-Glider Autonomes Transponder-Netzwerk OZE ANIS CHE Seis PLA TTE mog ene Zon e S Ü DA M ER I K AN I S CH E P L AT T E Schema der Kommunikation mit dem GeoSEA-Array: Das System besteht aus rund vier Meter hohen Tripoden, an deren Spitzen akustische Sender, Empfänger sowie zusätzliche Sensoren angebracht sind. Mit dem Schall messen die Tripoden den Abstand voneinander. Mit Hilfe der Zusatz­sensoren, die unter anderem den Druck und die Wassertemperaturen registrieren, lassen sich so Bewegungen und Deformationen des Unter­grundes im Millimeterbereich feststellen. Ein autonom operierender Wave-Glider sammelt die Daten des GeoSEA-Arrays ein und schickt diese per Satellit an die Zentrale. Grafik: GEOMAR Die Erforschung von Naturgefahren in Chile hat neben den rein wissenschaftlichen und der humanitären Komponente auch einen ökonomischen Aspekt. In Nordchile liegen mit Iquique und Antofagasta zwei der weltweit wichtigsten Kupfer-Exporthäfen. „Ein starkes Erdbeben mit einem nachfolgenden Tsunami in der Region könnte den globalen Kupferhandel beeinträchtigen und alle Elektroartikel vom Handy bis zur Windturbine teurer werden lassen“, erklärt die Kieler Geophysikerin. Mehr: www.geomar.de/n4116 Blog: www.oceanblogs.org/oceannavigator/category/rv-sonne 00 10 EXPEDITION GEOMAR News 04 | 2015 Wie schnell erholt sich ein Tiefsee-Ökosystem? Weltweit einzigartige Langzeitbeobachtung im Pazifik erbringt faszinierende Einblicke Nach fast drei Jahrzehnten sind die Untersuchungen des DISCOL-Gebiets vor der Küste von Peru nun vorerst abgeschlossen. Auf zwei Expeditionen mit dem Forschungsschiff SONNE haben Wissenschaftler dieses Jahr wichtige Hinweise dafür gefunden, welche Folgen der Abbau von Manganknollen für den Meeresboden und die darin lebenden Organismen hätte. Es ist das Jahr 1989: Deutsche Ozeanforscher führen ein einzigartiges Experiment durch. Sie pflügen in einem etwa elf Quadratkilometer großen Gebiet den Meeresboden vor der Küste von Peru um. Dabei entfernen sie Manganknollen, wirbeln Sediment auf, zerstören im kleinen Rahmen auch Lebensgemeinschaften – sie simulieren Tiefseebergbau. Das alles dient einem wissenschaftlichen Zweck, denn die Wissenschaftler wollen herausfinden, welche ökologischen Folgen der Manganknollen-Abbau hätte, wie lange es dauert, bis sich die Region davon erholt und wie ein nachhaltiges Management der Tiefseeressourcen möglich wäre. Seit dem sind die Forscher mittlerweile sechs Mal ins DISCOL-Gebiet (Disturbance and Recolonization Experimental Area) zurückgekehrt. Viermal davon zwischen 1989 und 1996, zweimal dieses Jahr. Auf den Expeditionen SO242/1 (siehe auch GEOMAR Newsletter 03/2015) und SO242/2 mit dem Forschungsschiff SONNE waren Wissenschaftler vom GEOMAR, AWI, MARUM, MPI für Marine Mikrobiologie und dem Senckenberg am Meer Institut beteiligt. Auf dieser jüngsten Fahrt waren außerdem einige Großgeräte vom GEOMAR mit an Bord. Mit Hilfe des autonomen Unterwasserfahrzeugs ABYSS konnten die Forscher hochauflösende Karten der Pflugspuren und Manganknollendichte sowie der Besiedelung des Gebietes durch sogenannten Schlüsselarten gewinnen. Auch das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug ROV KIEL 6000 konnte am Meeresboden zur Ein Fahrstuhl­ lander. Mit diesem Gerät können mehrere Experimente gleichzeitig am Meeresboden abgesetzt werden. Im Vordergrund: Manganknolle im Greifarm des ROV KIEL 6000. Foto: ROV-Team, GEOMAR Innerhalb und außerhalb der Pflugspuren im DISCOL-Gebiet werden unterschiedliche biologische, chemische und physikalische Daten erhoben. Foto: ROV-Team, GEOMAR Forschungsarbeit beitragen: Es sammelte gezielt Proben von Organismen, führte Experimente zur Toxizität von metallischen Schlämmen durch und machte hochaufgelöste Videoaufnahmen vom Tiefseeboden. Außerdem konnten Tausende von Fotos vom Meeresboden, sowohl aus dem gestörten Gebiet als auch von unangetasteten Vergleichsregionen, und Hunderte Proben für chemische und biologische Analysen gewonnen werden. „Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass das Entfernen der Manganknollen die Verteilung der Organismen am Meeresboden verändert hat“, so Prof. Dr. Antje Boetius vom Alfred-Wegner-Institut, Fahrtleiterin des zweiten Abschnitts. Neben dem Entfernen der Manganknollen ist auch das Entstehen einer Sedimentwolke beim „Abbau“ ein weiterer Faktor, der einen Einfluss auf die Lebensgemeinschaften am Meeresboden hat. Diese Schlammwolken können mit den Strömungen in der Tiefsee verdriften und so potentiell Organismen außerhalb des eigentlichen Abbaugebietes beeinflussen. Wie genau sich dieser Prozess auswirkt, das ist nur eine der Analysen, welche die Wissenschaftler noch durchführen müssen. Denn bisher ist noch nicht geklärt, ob solche Sedimentwolken auch giftige Metalle transportieren. Wenn das der Fall wäre, könnten Filtrierer, also Lebewesen wie Korallen, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtrieren, davon beeinflusst werden. Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, Koordinator des JPI-Oceans Projekts „Ecologiocal Aspects of Deep-Sea Mining“, fasst zusammen: „Auch wenn wir noch viele Analysen nach unseren Expeditionen durchführen werden, motiviert es uns besonders, dass unsere Ergebnisse direkt in zukünftige Regelungen zum Schutz der Tiefseeumwelt einfließen. Das schließt die Planung von Schutzgebieten und die Verbesserung von Abbautechnologien zur Verringerung der Auswirkungen eines möglichen Abbaus mit ein.“ Das Projekt JPI Oceans – Ecological Aspects of Deep-Sea Mining: https://jpio-miningimpact.geomar.de ROV Kiel 6000 kehrt vom Einsatz zurück. Während SO242/2 wurden mit dem Tauchroboter 23 Tauchgänge mit einer Gesamtzeit von über 250 Stunden durchgeführt. Foto: Peter Linke, GEOMAR EXPEDITION GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel 11 itionen +++ M120 +++ +++ Aktuelle METEOR Expeditionen +++ M119 +++ Aktuelle METEOR Exped METEOR M119 + Fahrtzeit: 08.09.2015 – 12.10.2015 + Gebiet: Subtropischer Atlantik + Fahrtleiter: Prof. Dr. Peter Brandt, GEOMAR Die Meteorreise M119 begann in Mindelo auf den Kapverden und konzentrierte sich anfangs auf eine multidisziplinäre Erforschung des sauerstoffarmen Gebiets im tropischen Nordostatlantik. Als Teil des DFG Sonderforschungsbereichs 754 „Klima-Biogeochemie Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ und des internationalen Verbundprojekts AWA wurden mit CTD-Sonden und Verankerungen physikalische Größen zur Charakterisierung der Hydrographie, der Sauerstoffverteilung und der Meeresströmungen erfasst. Parallel wurden im Rahmen des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ die Verteilung, das Vorkommen und die Diversität von Teilchen, Zooplankton und größeren Organismen in der Sauerstoffminimumzone untersucht. METEOR M120 + Fahrtzeit 17.10.2015 – 18.11.2015 + Gebiet Tropischer Atlantik + Fahrtleiter Dr. Marcus Dengler, GEOMAR Am 17. Oktober 2015 begann die METEOR-Reise M120 in Recife, Brasilien, als Teil des BMBF Ver­bundprojekts SACUS „Küstenauftrieb vor Südwestafrika und Benguela Niños“ und des durch die EU geförderten Verbundprojektes PREFACE. Schwerpunkte der Arbeiten im Rahmen der M120 Reise waren Untersuchungen zur Kopf eines Bodenschilds während der Verankerungsarbeiten entlang von 11°S. Foto: Toralf Heene, IOW Dabei kam erstmalig ein gezogenes Kamerasystem zum Einsatz, welches eigens am GEOMAR entwickelt wurde, kombiniert mit einem Underwater Vision Profiler, welcher hochfrequent Bilder in der Wassersäule aufnimmt. Die gemeinsame Untersuchung von physikalischen und biogeochemischen Prozessen ist von großer Bedeutung für das Verständnis von kurz- und langfristigen Veränderungen der Sauerstoffminimumzone sowie des damit verbundenen marinen Ökosystems. Im weiteren Verlauf wurde die äquatoriale Zirkulation vermessen, die durch besonders energetische Strömungen gekennzeichnet und eng mit der Variabilität des tropischen Klimas sowie der Ventilation des tropischen Ostatlantiks verbunden ist. Das Kamerasystem mit dem UVP darunter kommt nach dem Einsatz zurück an Deck. Foto: Christian Rohleder Variabilität des Transports und der Wassermassen der östlichen Randstromzirkulation sowie zu den physikalischen Prozessen, die die Wärme- und Frischwasserbilanz der ozeanischen Deckschicht und damit auch die Meeresoberflächentemperatur beeinflussen. Insgesamt 22 Wissenschaftler waren während M120 an Bord. Neben den Teilnehmern vom GEOMAR, dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, dem Max-Planck-Institut für Meteorologie sowie dem Niels Bohr Institut der Universität Kopenhagen und dem Institut für Marine Forschung in Bergen, ist besonders die Teilnahme von zwei Wissenschaftlern vom Nationalen Institut für Fischerei in Angola (INIP) hervorzuheben, die während M120 Einblick in den Einsatz und die Auswertung von ozeanographischen Messgeräten erhielten. Mit Spannung erwartet wurden vor allem die Verankerungsarbeiten entlang von 11°S vor Angola. Dort wurden im Juli 2013 zwei Verankerungen und zwei Bodenschilde ausgelegt. Die ausge- Aufnahme einer Verankerung während M119. Foto: Johannes Hahn, GEOMAR Nach Verlassen des 23°W Meridians wurden im letzten Drittel der Forschungsfahrt im Rahmen des BMBF Verbundprojekts „RACE“ die westliche Randstromzirkulation vor Brasilien erfasst. Ziel dieser Untersuchung ist es, die zwischenjährlichen bis dekadischen Veränderungen dieser Zirkulation zu verstehen und in Beziehung zur tropischen Zirkulation und zur Variabilität des Klimas im gesamten atlantischen Raum zu setzen. M119 endete am 12. 10. 2015 in Recife, Brasilien. Mehr: www.geomar.de/e333372 legten Instrumente konnten nicht wie geplant in 2014 geborgen werden. Dementsprechend groß war die Erleichterung, dass ein Großteil der verankerten Geräte aufgenommen werden konnte, und so die spannenden und vielversprechend aussehenden Strömungszeitserien gesichert werden konnten. Auch wurden insgesamt vier Gleiter ausgesetzt, die in den für uns besonders interessanten Regionen bei 11°S, in der AngolaBenguela-Frontal-Zone zwischen 15°S und 18°S und bei 23°S über einen mehrwöchigen Zeitraum verschiedenste physikalische und chemische Messungen durchführen werden und während der Folgereise M121 wieder aufgenommen werden sollen. Nach viereinhalb erfolgreichen und kurzweiligen Wochen ging die M120 Reise am 18. November 2015 mit dem Einlaufen in den Hafen von Walvis Bay, Namibia zu Ende. Mehr: www.geomar.de/e333373 Gleiterauslegung während M120 bei 18°S. Foto: Helen Pillar, Niels Bohr Institut, Universität Kopenhagen EVENTS 12 GEOMAR News 04 | 2015 Eine Brise Meeresluft in Frankfurt Foto: J. Steffen, GEOMAR Vom 2. bis 4. Oktober fanden in Frankfurt am Main die offiziellen Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit statt. Auf der Ländermeile in der hessischen Finanzmetropole präsentiert das Land SchleswigHolstein unter anderem spannende Einblicke in die Tiefsee und in aktuelle Themen der Meeres- und Küstenforschung. Die Ausstellung wurde vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ und vom GEOMAR entwickelt. Erstmals war in diesem Jahr das Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung mit der Mobilen Kuppel und dem animierten Film „Uhrwerk Ozean“ als Fulldome-Projektion vertreten. Mehr: www.geomar.de/n4026 Das Projekt des HelmholtzZentrum Geesthacht: www.uhrwerk-ozean.de Kompaktkurs Meeresforschung für Helmholtz Präsident Otmar Wiestler Foto: ROV-Team, GEOMAR Bild: Der Fischmarkt, F. Snyders (1618) PETERSEN EXZELLENZ-PROFESSUREN Foto: J. Steffen, GEOMAR Prof. Dr. Otmar Wiestler, der neue Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, stattete dem G ­ EOMAR im Oktober seinen offiziellen Antrittsbesuch ab. Neben Gesprächen mit der Instituts­leitung, Vertretern der Kieler Universität sowie der Landesregierung standen unter anderem ein Besuch des Technik- und Logistikzentrums, des Aquariums GEOMAR und der biologischen Experimentieranlagen am Standort Westufer auf dem Programm. Mit Nachwuchswissenschaftlern kam Otmar Wiestler auf einer kurzen Fahrt mit dem Forschungsschiff ALKOR ins Gespräch. Prof. Wiestler zeigte sich vom breiten Spektrum und der Leistungsfähigkeit der Kieler Meeresforschung sehr beeindruckt. Eines der Ziele in seiner fünfjährigen Amtszeit ist die Stärkung der Erdsystemforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Heike Lotze: Der Mensch und das Meer – eine Jahrtausende alte Wechselbeziehung Seit einigen Jahrzehnten werden Fischbestände durch modernste Fangtechniken in allen Weltmeeren bis in die Tiefsee stark dezimiert. Der Mensch greift aber schon sehr viel länger in das marine Ökosystem ein, berichtete Prof. Dr. Heike Lotze von der Dalhousie University in Halifax, Kanada bei ihrem Abendvortag am 25. November den Zuschauern in der Kieler Kunsthalle. ­Schon seit der Steinzeit nutzt der Mensch das Meer, zunächst von der Küste aus, später mit dem Aufkommen der Schifffahrt und besserer Fangmethoden dann immer weiträumiger und aus größeren Wassertiefen. Prof. Lotze ist eine Pionierin in der Forschungsdisziplin der historischen Meeresökologie und hat für ihre Untersuchungen zum Beispiel alte Ablagerungen menschlicher Aktivitäten genau untersucht. Mehr: www.geomar.de/n4107 Bruce Gemmell: Von der Entdeckung bis zur Nutzung – Mineralische Rohstoffe für unsere Gesellschaft Der Wunsch nach zunehmender Industrialisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern sowie der weitere Anstieg der Weltbevölkerung führen zu einem weiter steigenden Bedarf an mineralischen Rohstoffen und zukünftig vermutlich zu globalen Versorgungsproblemen. Der international renommierte Rohstoffgeologe Prof. Dr. Bruce Gemmell, Direktor des ARC Centre of Excellence in Ore Deposits (CODES), University of Tasmania, Australien sieht große Chancen im Ozean wirtschaftliche nutzbare Lagerstätten zu finden, um die erhöhte Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen zu decken. In seinem öffentlichen Abendvortrag am 9. Dezember am GEOMAR zeigte er eindrucksvoll, wie die Suche nach neuen Lagerstätten am Meeresboden abläuft und welche Schritte bis zu einem möglichen Abbau notwendig sind. Mehr: www.geomar.de/n4157 Für die Leistungen auf ihren Fachgebieten wurden Heike Lotze und Bruce Gemmell im Anschluss an ihren Vortrag mit der Exzellenz-Professur der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und mit einem Forschungsaufenthalt am GEOMAR verbunden. EVENTS GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Deutscher Umweltpreis für Mojib Latif GEOMAR-Klimaforscher erhält höchstdotierten Umweltpreis Europas für sein Engagement zum Schutz der Meere Foto: DBU/Peter Himsel Prof. Dr. Mojib Latif nahm Anfang November in Essen den Deutschen Umweltpreis 2015 aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck und der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Rita Schwarzelühr-Sutter entgegen. Die Bundesstiftung würdigt damit Professor Latifs wissenschaftliche Leistungen als Klimaforscher, gleichzeitig aber auch sein öffentliches Engagement für den Schutz der Umwelt. Mojib Latif teilt sich den Preis mit dem schwedischen Nachhaltigkeitsforscher Prof. Dr. Johan Rockström. Ein Ehrenpreis ging an Prof. em. Dr. Michael Succow für sein lebenslanges Naturschutz-Engagement. Mit einem Preisgeld von insgesamt 500.000 Euro ist der Deutsche Umweltpreis der DBU der höchstdotierte unabhängige Umweltpreis Europas. „Mit der Auszeichnung der Klimaexperten im Vorfeld der Ende November in Paris stattfindenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen“ wolle die DBU auch einen „Appell an die internationale Staatengemeinschaft“ richten, schreibt die Bundesstiftung in ihrer Pressemitteilung zur Preisverleihung. Über den Preis freue er sich außerordentlich, betonte Professor Latif. „Der Schutz unseres Planeten ist mir seit vielen Jahren ein sehr wichtiges Anliegen. Noch haben wir es in der Hand, die günstigen Lebensbedingungen auf der Erde für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Dazu müssen wir jetzt endlich vom Wissen zum Handeln kommen“, so Latif weiter. „Ich werde nicht aufhören, mich mit aller Kraft für den Schutz der Umwelt einzusetzen.“ Mit seinem Anteil am Preisgeld wolle er soziale Zwecke und die besonders Bedürftigen in der dritten Welt unterstützen, kündigte Professor Latif an. Prof. Dr. Mojib Latif. Foto: Jan Steffen, GEOMAR Mehr: www.geomar.de/n4005 Foto: Sebastian Bolesch, Bundesregierung Hohe Auszeichnung für GEOMAR-Direktor Der Direktor des GEOMAR, Prof. Dr. Peter Herzig, wurde am 1. Oktober von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Professor Herzig wurde damit für sein langjähriges Engagement auf dem Gebiet der Meeresforschung geehrt. „Mit seinem Wirken hat er bedeutende Impulse für die Meeresforschung gesetzt und zur Lösung wichtiger und gesellschaftlich relevanter Fragestellungen beigetragen“, heißt es in der Widmung. Mehr: www.geomar.de/n4017 Foto: SEG Ehrung für Prof. Dr. Mark Hannington: Der GEOMAR-Geologe gehört zu den weltweit anerkanntesten Experten für das Thema Erzlagerstätten am Meeresboden. Darüber hinaus ist er auch in internationalen Gremien und wissenschaftlichen Verbänden aktiv. Für dieses Engagement hat ihn die Society of Economic Geologists (SEG) jetzt mit dem Ralph W. MarsdenAward ausgezeichnet. Mehr: www.geomar.de/n4059 Foto: J. Steffen, GEOMAR GEOMAR-Geologe Prof. Dr. Jan-Hinrich Behrmann zum Präsidenten der DGGV gewählt: Die DGGV geht auf die ältesten deutschen geowissenschaftlichen Ver­ einigungen zurück. „Gleichzeitig ist sie ein sehr junger Verband, der sich in seiner jetzigen Form noch etablieren muss. Dazu möchte ich beitragen“, sagt Professor Behrmann. Zu den Zielen der DGGV gehört die Förderung der Geologie in Forschung und Lehre, in Wirtschaft und Verwaltung. Mehr: www.geomar.de/n4067 Foto: Uli Kunz, www.kunzgalerie.de Fellowships für Prof. Dr. Martin Visbeck: Der Leiter der Physikalischen Ozeanographie am GEOMAR und Sprecher des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ ist in Anerkennung seiner akademischen Leistungen und seines Engagement für die Wissenschaft Mitglied zweier renommierter internationaler Vereinigungen geworden: der American Geophysical Union (AGU) und der Europäische Akademie der Wissenschaften (EURASC). 13 INTERN GEOMAR News 04 | 2015 Foto: A. Villwock, GEOMAR Bildmontage: GEOMAR 14 Planung für den Ersatzbau von POSEIDON und METEOR Neuer Kooperationsvertrag zwischen GEOMAR und IMARPE Das Einsatzspektrum von Forschungsschiffen kann heute dank modernster Technik deutlicherweitert werden - deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entschieden, bis 2020 ein weiteres Schiff zu bauen, das dann die mehr als 40 Jahre alte POSEIDON und die mehr als 30 Jahre alte METEOR ersetzen soll. Dadurch können die Forschungsaufgaben von METEOR und POSEIDON künftig auf einem Schiff konzentriert werden. Mit der Planung soll 2016 begonnen werden. „Wir freuen uns auch über die Entscheidung für Kiel als Heimathafen des neuen Forschungsschiffes. Das knüpft an die lange Tradition der Kieler Meeresforschung an“, kommentierte Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor des GEOMAR, die Entscheidung des BMBF. „Natürlich stehen die größeren Forschungsschiffe gleichermaßen allen Einrichtungen zur Verfügung, denn die Mittel für den Bau der Schiffe werden vom Bund und für deren Betrieb vom Bund und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bereitgestellt“, so Herzig weiter. Die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem Instituto del Mar del Peru (IMARPE) und dem GEOMAR bekommt eine feste Basis: Bei einem Besuch einer peruanischen Delegation in Kiel unterzeichneten der IMARPE-Präsident German Vasquez Solis und die GEOMAR-Direktoren Prof. Peter Herzig und Michael Wagner einen Kooperationsvertrag. Insbesondere im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 754 “Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean” besteht bereits seit langem eine intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern des GEOMAR und des IMARPE. Für die kommenden Jahre sind mehrere Expeditionen mit dem deutschen Forschungsschiff METEOR nach Peru sowie eine mehrmonatige, landgestützte Studie mit den KOSMOS-Mesokosmen vor der Hafenstadt Callao geplant. Für dieses Experiment sagte das IMARPE jetzt umfangreiche Unterstützung zu. Gemeinsam möchten die beiden Partner auf die langjährige Expertise zum Verständnis der Auftriebsgebiete vor Peru – einem Brennpunkt des Ozeanwandels – aufbauen und neue wissenschaftliche Aktivitäten auf dem Gebiet der Meeresforschung, der Technologie-Entwicklung und der Ausbildung angehen. Mehr: wwww.geomar.de/n4029 Preise für innovativstes studentisches Poster Auf der European Aquaculture Conference in Rotterdam gewann die Diplom Biologin Andrea Franke zwei Preise für ihr wissenschaftliches Poster: sowohl für das beste studentische als auch für das innovativste Poster. Bei ihrer Darstellung ging es um die Stimulation des Immunsystems von Larven des Europäischen Wolfsbarsches. Verliehen wurden die beiden Preise von der European Aquaculture Society. Franke arbeitet zurzeit an ihrer Promotion am GEOMAR im Bereich der Evolutionsökologie Mariner Fische und will dort speziell die Bedeutung von prohibiotischen Bakterien und Immunkompetenz für die Aufzucht von Fischlarven im Rahmen des Projektes FineAqua untersuchen. Mitarbeiter September bis November 2015 Wir begrüßen neu am GEOMAR: Wir verabschieden uns von: Amin Alibakhshi (FB 2/MG) Alexandra Filippova (FB 1/P-OZ) Thorsten Schott (FB 2/MG) David Haase (FB 3/EV) Kristina Bayer (FB 3/MI) Silke Gesinn (FB 1/ME) Helmke Hepach (FB 2/CH) Antje Beck (FB 2/MG) Frank Gosch (Innenrevision) Jorrit Harald Christo Schröder (FB 4/GDY) Roberto Enri Benavides Noriega (FB 2/CH) Christian Hesse (FB 3/EV) Anna Schukat (FB 3/EÖ-B) Bettina Hickel (Innenrevision) Mohammed Hadi Bordbar (FB 1/ME) Hana Jurikova (FB 2/MG) Neira Jaime Patricio Soto (FB 2/MG) Tim Brücher (FB 1/ME) Jennifer Sarah Clarke (FB 2/CH) Patrick Leibold (Technologietransfer) Carsten Spisla (FB 2/BI) Jessica Stadil (Personal) Filipa Alexandra Paiva Antunes (FB 3/E-ÖN) Wuke Wang (FB 1/ME) Kristin Doering (FB 1/P-OZ) Judith Elger (FB 4/GDY) Peer Rahlf (FB 1/P-OZ) Yangling Wu (FB 1/ME) Lisa Elsner (FB 3/EÖ-B) Kirsten Ringert (Finanzen) Yong Zhang (FB 2/BI) Yu-Chen Wu (FB 3/MI) Elodie Lebas (FB 4/GDY) Johanna Maltby (FB 2/MG) Dürken Quaas (Direktorat) Martina Stiasny (FB 3/EV) Das GEOMAR trauert um Hans-Detlef Sell, langjähriger Wissen­schaftlicher Mitarbeiter der Mikrobiologie, der am 14. August 2015 im Alter von 80 Jahren verstorben ist. Im Rahmen seiner Tätigkeit hat Herr Sell mit seiner umfassenden praktischen Erfahrung, seinem großem Geschick, ausgezeichneten handwerklichen Können und seiner hohen Motivation wesentlich zum Gelingen verschiedener Forschungsprojekte beigetragen. INTERN GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel 15 Marine Schwämme im Gepäck Meeresbiologin zu werden war schon seit frühester Jugend ihr Traum. Ute Hentschel Humeida setzte ihn in die Wirklichkeit um: Zunächst begann sie ein Biologiestudium im heimatlichen Hannover, aber schon nach dem Vordiplom zog es sie ins Ausland. Ausgestattet mit einem Fulbright ­Stipendium kam sie 1989 an die renommierte Scripps-­Institution of Oceanography an die amerikanische Westküste, wo sie 1994 dann auch promovierte. Ihr Forschungsfeld war exotisch: Lebensgemein­schaf­ten an heißen Quellen in der Tiefsee. Tauchfahrten mit den U-Booten Alvin und Nautile hatten die junge Biologin fasziniert, hier konnte sie Neuland betreten und die einzigartigen symbiotischen Lebensgemeinschaften, die Interaktion von Tieren und Bakterien, studieren. Nach ihrer Promotion setzte die junge Wissenschaftlerin ihre Karriere an der University of California in Santa Barbara fort und engagierte sich anschließend als Lecturer in San Diego. Trotz hervorragender Forschungsmöglichkeiten kehrte sie 1998 nach Deutschland zurück. An der Universität Würzburg, fernab vom Meer, begann sie zunächst als Postdoc in der Infektionsforschung. Ihr Thema waren marine Schwämme, insofern blieb sie auch im Binnenland dem Ozean treu. Nach ihrer Habilitation im Jahr 2004 leitete Ute Hentschel Humeida eine Nachwuchsgruppe am Zentrum für Infektionsforschung (ZINF) und wurde 2008 auf eine W2 Professur am Julius von Sachs Institut für Biowissenschaften an der Uni Würzburg berufen. Über ein kompetitives Verfahren im Rahmen der W2/W3 Förderlinie im Impuls- und Vernetzungsfonds der HelmholtzGemeinschaft konnte Ute Hentschel Humeida dann im Sommer 2015 nach Kiel geholt werden. Zu­sammen mit Prof. Dr. Johannes F. Imhoff vertritt sie den Bereich der Marine Mikrobiologie im Forschungsbereich Marine Ökologie am GEOMAR. „Gewissermaßen habe ich mein Forschungsobjekt, die Schwämme, wieder zurück an Meer gebracht“, meint die 49-jährige schmunzelnd. Neben ihrer Familie kamen auch sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit nach Kiel. Hier habe sie sich schon gut eingelebt und gehe jetzt daran, sich mit ihrer Forschergruppe ins GEOMAR zu integrieren. Dabei werden ihr die Untersuchungsobjekte so schnell nicht ausgehen, denn allein in einem Teelöffel Boden finden sich etwa genau soviel Mikroorganismen wie Afrika Einwohner hat. Und für diejenigen, die die Meeresforschung gerne mit der Raumfahrt vergleichen, hier noch eine Zahlen­ spielerei: Im Ozean gibt es schätzungsweise 100 Millionen Mal mehr Bakterien als Sterne im Universum. Wenn das keine Motivation für eine Mikrobiologin ist... + Ute Hentschel Humeida + Kontakt: Prof. Dr. Ute Hentschel Humeida [email protected] bis 2010 kehrte sie nach Kiel zurück und forschte bei Kaj Hoernle im FB4. Nach einer weiteren Tätigkeit in Kanada hat sie nun zum dritten Mal in Kiel festgemacht. Foto: J. Steffen, GEOMAR Foto: N. Schmelz Prof. Dr. Ute Hentschel Humeida bringt ihre Forschungsobjekte zurück ans Meer + Doris Maicher + Ob in der Lithothek oder in den Gemäuern von Gebäude 5, in riesigen Lagern liegen Tausende von Sediment- und Gesteinsproben. Herrin über diesen Bereich ist seit einigen Monaten Dr. Doris Maicher, die Kuratorin des Zentralen Probenlagers (ZPL) des GEOMAR. In ihrer bisherigen Karriere hat sie bereits mehrfach am GEOMAR Station gemacht. Zunächst studierte die gebürtige Berlinerin Geologie in ihrer Heimatstadt und in Freiburg. Danach wechselte sie für ihre Promotion ans andere Ende der Welt nach Neuseeland, wo sie über Unterwasservulkane im Pazifik forschte. Nach einer kurzen Postdocphase am GEOMAR war sie mehrere Jahre für das Bergbauunternehmen de Beers in Kanada tätig. Von 2008 Für Doris Maicher gibt es in ihrem neuen Job viel zu tun. Zunächst einmal muss eine Inventur gemacht werden, 18.000 Datensätze wurden mit Unterstützung des Datenmanagementteams erfasst. Viele Proben liegen schon Jahrzehnte in den Lagern, seit einer Zeit, in der es noch gar keine computergestützten Datenbanken gab. „Heute ist vieles einfacher, da werden die Proben schon während der Expedition erfasst, katalogisiert und z.B. mit exakten Ortsangaben aufgenommen“, erläutert Dr. Maicher. „Bei den alten Proben ist dagegen oft Detektivarbeit gefragt“, so Maicher weiter. Nach der Bestandsaufnahme geht es daran, den Umzug der Proben in das neue Zentrale Probenlager und die Kaltlagerhalle hinter dem TLZ zu planen, der in der ersten Jahreshälfte 2016 stattfinden wird. Doris Maicher sieht in ihrer Tätigkeit einen Service für die Wissenschaft, der den Kolleginnen und Kollegen in der Forschung ihre Arbeit erleichtert und nicht als zusätzliche Bürokratie. „Mit dem jetzt im Aufbau befindlichen Archivierungssystem stellen wir sicher, dass die Proben und die zugehörige Metadateninformation jederzeit auffindbar sind, was die langfristige Nutzbarkeit dieses sehr wertvollen Archives sicherstellt“, so Dr. Maicher. Ausgleich findet sie auf dem Wasser. Schon viele Küstenbereiche hat sie per Kajak erkundet – da stellt die Ostseeküste natürlich auch ein schönes und abwechslungsreiches Revier dar. Kontakt: Dr. Doris Maicher, [email protected] Foto: A. Villwock, GEOMAR 16 KALEIDOSKOP Gute Nachrichten für die GEOMARBibliothek GEOMAR News 04 | 2015 OceanRep, das interne Reposi­tory, belegte in einem Open Access-RepositoryRanking einen guten 17. Platz von 160 bewerteten Datenbanken. Darüber hinaus konnte die Bibliothek am Standort Westufer nach drei Monaten Umbau Mitte November ihre Wiedereröffnung feiern. „Der Buchbestand im Lesesaal ist jetzt zwar kleiner, aber wir können den Nutzerinnen und Nutzern kurzfristig alle Werke aus dem Magazin bereitstellen“, betont Bibliothekarin Barbara Schmidt. Trotz des verkleinerten Raums stehen auch weiterhin Arbeitsplätze zur Verfügung. Zusätzliche Gruppenarbeitsplätze wurden im Foyer geschaffen. Der Umbau war notwendig geworden, weil in den Räumlichkeiten zusätzlich ein Großraumbüro für Doktoranden eingerichtet wurde. „Die 19 Arbeitsplätze können jeweils für bis zu zwei Jahre reserviert werden“, erklärt Prof. Dr. Arne Biastoch. Als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rats koordiniert er in Abstimmung mit den Forschungsbereichen die gerechte Verteilung der Plätze. Bedarfe werden über die Betreuer der Doktoranden und Verantwortlichen in den einzelnen FBs gesammelt. Mehr: www.geomar.de/zentrum/einrichtungen/bibliothek Foto: M. Nicolai, GEOMAR Neues Video: GAME 2014 Dreizehn Studierende, sieben Länder, eine Fragestellung: Im Jahr 2014 beschäftigte sich das internationale Studienprogramm GAME (Globaler Ansatz durch Modulare Experimente) mit dem Thema Mikroplastik. In internationalen Teams untersuchten junge Wissenschaftler in Brasilien, Chile,­ Mexiko, Japan, Indonesien, Madeira und Wales, ob die winzigen KunststoffPartikel Tieren am Meeresboden schaden können. Über ihre Arbeiten und das Leben im Ausland berichten sie nun in einem zehnminütigen Film. Einige Aufnahmen trugen die Studierenden selbst zum Film bei, nachdem sie in kurzen Workshops den Umgang mit und das Verhalten vor der Kamera gelernt hatten. Zusätzlich kommen auch die Förderer und Sponsoren des Programms GAME zu Wort. Die englische und die deutsche Fassung des Films zu GAME 2014 sind auf dem Youtube-Kanal des GEOMAR zu finden. Mehr: www.youtube.com/user/GEOMARKiel Der Einfluss der Sonne auf unser Klima - zu diesem Thema hat jetzt ein Team von 61 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Buch veröffentlicht. Unter den Herausgebern ist auch Prof. Dr. Katja Matthes vom GEOMAR. Das Buch bietet ein breites Spektrum zu dem Thema und richtet sich sowohl an Studierende wie auch interessierte Laien bis hin zu politischen Entscheidungsträgern. In verschiedenen Kapiteln beleuchten die Forscher zum einen grundsätzliche Zusammenhänge und Mechanismen, zum anderen stellen sie Ergebnisse verschiedener Studien vor, die zeigen, inwieweit Klimaschwankungen der Vergangenheit durch Änderungen der solaren Aktivität erklärt werden können. Das Buch ist in englischer Sprache erschienen und für 65 Euro über den Buchhandel oder direkt über den Verlag erhältlich. Earth’s Climate response to a changing sun. Lilensten, J., T. Dudok de Wit, K. Matthes (Eds.), EDP Sciences, ISBN: 978-2-7598-1733-7 Die vierte Ausgabe des „World Ocean Review“ (WOR) beschäftigt sich mit der Idee der Nachhaltigkeit und wie diese im Umgang mit unseren Meeren umgesetzt werden kann. Der WOR erläutert die wichtigsten Ökosystemleistungen, die uns die Meere liefern, und macht deutlich, wodurch sie am stärksten gefährdet sind. Er veranschaulicht in übersichtlicher Form, wie Meerespolitik heutzutage auf regionaler und überregionaler Ebene funktioniert, liefert aber auch einen Ausblick darauf, wie die Meere in Zukunft nachhaltig genutzt und zugleich geschützt werden können. Herausgegeben wird der WOR von der gemeinnützigen Organisation maribus gGmbH mit Unterstützung der Zeitschrift mare, des International Ocean Instituts (IOI) und des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“. Die gedruckte Publikation wird gratis abgegeben, neben der deutschen Fassung ist auch eine englischsprachige Version erhältlich. Die aktuelle sowie auch alle anderen Ausgaben des WOR können über das Internet bezogen werden. Mehr: http://worldoceanreview.com/wor-4-uebersicht/ Welche Rolle spielte die Sonne für unser Klima? Quelle: EDP Sciences Quelle: maribus Neue Ausgabe des World Ocean Review