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rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
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Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 07.10.2015, 20.15 - 21.00 Uhr
Die Themen Gehirnentzündung – wenn das Immunsystem verrückt spielt Aktuell: Vierfach-Impfung gegen Influenza Bluthochdruck senken – auch ohne Medikamente? Schonende Zahnmedizin – Kleben satt Zementieren Herzgesund kochen – mediterrane Küche
Gehirnentzündung – wenn das Immunsystem verrückt spielt
Als Eisbär Knut 2011 überraschend starb, lautete die Diagnose: Gehirnentzündung. Allerdings fand man keine Erreger, die diese Entzündung ausgelöst hätten. Knuts Tod blieb rätselhaft – bis der Berliner Neurologe Harald Prüß die richtigen Schlüsse zog. Er hatte Patienten mit Hirnentzündungen ohne einen Erreger behandelt. Bei ihnen richtete sich die eigene Immunabwehr gegen Nervenzellen im Gehirn. Die rbb Praxis hat einen Patienten getroffen, dem die richtige Diagnose das Leben gerettet hat. Nach den Überlegungen von Dr. Prüß untersuchten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), des Leibniz-Instituts für Zoound Wildtierforschung (IZW) und der Charité-Universitätsmedizin Berlin Eisbär Knut erneut – und entdeckten, dass auch er an einer Autoimmunerkrankung des Gehirns gelitten hatte, genauer gesagt an einer sogenannten „Anti-NMDA-RezeptorEnzephalitis“. NMDA steht für N-Methyl-D-Aspartat. Das ist ein sogenannter Neurotransmitter oder Botenstoff im Gehirn, der Informationen überträgt, indem er den NMDA-Rezeptor
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besetzt. In den Gewebeproben des Tieres fanden die Forscher die für die Erkrankung typischen Eiweißstoffe, sogenannte Antikörper. Sie blockieren den NMDA-Rezeptor im Gehirn, so dass die Weiterleitung von Informationen im Gehirn nicht mehr funktioniert. Zahlreiche neurologische Symptome Diese Art der Autoimmunerkrankung kannte man bis dahin nur vom Menschen. Das körpereigene Abwehrsystem der betroffenen Patienten reagiert völlig unkontrolliert. Es bildet Antikörper, die sich gegen körpereigene Nervenzellen richten und diese schädigen. Zu den möglichen Symptomen zählen Schwindel und Kopfschmerzen, später epileptische Anfälle, Halluzinationen und Demenz . Bis vor kurzem unbekannt Die Erkrankung wurde erstmals 2007 von dem US-amerikanischen Neurologen Dr. Josep Dalmau beschrieben. Dank seiner Forschungen weiß man heute, dass die meisten Patienten mit einer Hirnentzündung ohne Erregernachweiß an einer Anti-NMDARezeptor-Enzephalitis erkrankt sind. Besonders viele Rezeptoren sitzen im sogenannten Hippocampus – ein Teil des Gehirns, der für Emotionen und Gedächtnis zuständig ist. Das erklärt, warum die Patienten unter Bewegungsstörungen, epileptischen Anfällen und Wahnvorstellungen leiden. Der "Feind" lauert quasi im eigenen Kopf. Nicht selten werden die Patienten wegen der vielseitigen Symptomatik zunächst für psychisch krank gehalten – ohne dass geklärt wird, worunter sie wirklich leiden. Erst wenn es zur Krise kommt, stellt sich dann heraus, dass diese Autoimmunerkrankung ihr Gehirn geschädigt hat. Junge Frauen betroffen Etwa 80 Prozent der Betroffenen sind junge Frauen und Mädchen; Männer erkranken seltener. Testverfahren, welche die dafür charakteristischen Antikörper nachweisen, helfen die Diagnose zu sichern. Dafür werden Blutserum und Liquor (Nervenwasser) auf Antikörper untersucht. Liquor entnehmen die Ärzte per Lumbalpunktion aus dem Rückenmarkskanal. Bei zwei von drei Betroffenen finden die Ärzte einen gutartigen Tumor des Eierstocks, ein so genanntes Teratom. Der Tumor stammt noch aus der Embryonalzeit und kann Nervengewebe enthalten. Die Idee der Wissenschaftler geht dahin, dass der Körper dieses Nervengewebe als fremd erkennt. Im Verlaufe dehnt sich die Abwehrreaktion dann auf das Gehirn aus. Entfernt man den Tumor, geht es den Betroffenen oft schnell wieder besser. Bei anderen Patienten bleibt der Auslöser unklar. Zur Behandlung setzen Ärzte Kortison, Immunglobuline und Chemo-Therapeutika ein, die das hyperreaktive Immunsystem regulieren sollen. Auch eine Blutwäsche kommt infrage. Bei drei von vier Patienten heilt die Krankheit ohne Folgen oder mit nur minimalen neurologischen Störungen aus. Rückfälle sind möglich. Experte im Beitrag PD Dr. med. Harald Prüß Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie Charitéplatz 1,10117 Berlin Tel.: 030 450 560 560
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E-Mail: harald.pruess(at)dzne.de Internet: http://neurologie.charite.de/patienten/hochschulambulanzen/enzephalitis_und_paraneo plasien/ Infos im www Seite für Angehörige von Betroffenen, Betroffene und Interessierte, ärztlicher Berater Dr. Prüß http://www.anti-nmda-rezeptor-enzephalitis.de/ Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) http://www.dzne.de/home.html Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) http://www.izw-berlin.de/willkommen.html
Aktuell: Vierfach-Impfung gegen Influenza
Im Oktober beginnt die Saison der Influenza-Impfungen. Der Impfstoff der vergangenen Saison wirkte weniger gut als erwartet; zu wenig stimmten die Stämme, die im Impfstoff enthalten waren, mit denen überein, die tatsächlich grassierten. Nun diskutieren Wissenschaftler, Ärzte und Politiker, ob sich mit einem Vierfach-Impfstoff die Wirkquote verbessern lässt. Die genaue Zusammensetzung der Vakzine – also des Impfstoffs - legt die Weltgesundheitsorganisation WHO schon im Februar für die Nordhalbkugel fest. Nur so haben die Hersteller ausreichend Zeit, genug Impfstoff zu produzieren. Doch wenn die Grippesaison beginnt, sind manche Viren schon lange nicht mehr das, was sie noch vor einem halben Jahr waren. Denn sie verändern ständig ihr Erbgut und legen sich so eine neue Tarnung zu. Die Vakzine sind wirkungslos. Im vergangenen Jahr wirkte sie laut Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC nur bei 23 Prozent der Geimpften. Die nächsten Monate werden zeigen, wie gut der Riecher der WHO in diesem Jahr war. Influenza-Impfstoff 2015/2016 In Deutschland sind Influenzaimpfstoffe zahlreicher Hersteller erhältlich. Alle Impfstoffe enthalten die von der WHO festgelegten Antigene der oben genannten Virusstämme – und zwar die, die aktuell die Mehrzahl der Influenza-Infektionen beim Menschen auslösen. Für die Saison 2015/2016 sind im trivalenten Impfstoff enthalten: • • •
A/California/07/2009 (H1N1)pdm09 – Virus der Pandemie 2009/2010 A/Switzerland/9715293/2013 (H3N2) (verändert zum Vorjahr) B/Phuket/3073/2013 (verändert zum Vorjahr)
Quadrivalente Influenzaimpfstoffe enthalten zusätzlich den Influenzavirus-Stamm B/Brisbane/60/2008.
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Tri- und quadrivalente Influenzaimpfstoffe Bis zur Saison 2012/13 gab es hierzulande nur trivalente Influenzaimpfstoffe, die zwei Subtypen des Influenza A-Virus und ein B-Virus enthielten. Seit der Saison 2013/14 sind auch quadrivalente Impfstoffe mit einer zusätzlichen B-Virus-Variante in Deutschland verfügbar. Die beiden B-Varianten zusammen sind im Schnitt für ein Viertel der Influenza-Fälle verantwortlich. In Deutschland bieten zwei Hersteller quadrivalente Impfstoffe an, einer davon ist nur für Kinder zugelassen. Die quadrivalenten Impfstoffe haben aktuell einen Marktanteil von rund 2 Prozent. Damit stehen davon weitaus weniger Dosen zur Verfügung, als die zahlreichen Hersteller von trivalenten Impfstoffen bereitstellen können. Aber man bekommt sie auf Nachfrage in Apotheken. Welche Rolle spielt das B-Victoria-Virus? Ob der quadrivalente Impfstoff tatsächlich Vorteile bietet, bleibt abzuwarten. Zumindest auf dem Papier ließe sich damit ein weiterer Stamm abdecken, der erfahrungsgemäß jedoch nur einen kleinen Teil der Influenzafälle ausmacht. Anders lag der Fall in diesem Jahr in Australien, wo die Grippesaison gerade endet: Mehr als die Hälfte der Grippekranken hatte sich mit einem B-Virus infiziert. Nun bleibt abzuwarten, welche Rolle das B-Victoria-Virus in der anstehenden Grippesaison hierzulande spielen wird. Experten im Beitrag Jan Leidel Virologe und Sozialmediziner Vorsitzender der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch Institut Internet: http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/stiko_node.html Dr. Thomas Georgi Facharzt für Allgemeinmedizin Prenzlauer Allee 90, 10409 Berlin Tel.: 030 4244 043 Dr. Ulrich Fegeler Arzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Pichelsdorfer Str. 61, 13595 Berlin Tel.: 030 3611 713 Infos im www Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts / Bundesinstitut für Impfstoffe und biologische Arzneimittel (PEI) zu Grippeimpfstoffen www.pei.de/influenza-impfstoffe Saisonale Influenzaimpfung: Häufig gestellte Fragen und Antworten http://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html Antworten des RKI auf allgemeine Fragen zur Influenza www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z > Influenza
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Bürger-Informationen zur Influenza und zur Impfung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) www.impfen-info.de/grippe
Bluthochdruck senken – auch ohne Medikamente?
Selbst Jugendliche sind nicht vor Bluthochdruck gefeit. Die rbb Praxis stellt stellt die 16-jährige Patrizia vor, die sich zusammen mit ihrer Mutter dazu entschieden hat, zunächst mit Bewegung und Entspannung gegen den Bluthochdruck anzugehen. Welche Möglichkeiten gibt es grundsätzlich für Bluthochdruckpatienten, um ihre Blutdruckwerte zu senken? Wann geht es ohne Medikamente nicht mehr? Beim Thema Bluthochdruck denken die wenigsten an Kinder und Jugendliche. Bluthochdruck, das ist doch eigentlich eine Krankheit des Alters. Tatsächlich können auch sehr junge Menschen darunter leiden. Nach Angaben des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte sind etwa 4 Prozent der Vorschulkinder und 10 Prozent der Schulkinder betroffen. Folgenreicher Hochdruck Bleibt der Hochdruck unerkannt, kann das fatale Folgen haben: Herz und Gefäße werden jahrelang geschädigt, ohne dass die Betroffenen etwas davon merken. Sie leiden dann schon im jungen Erwachsenenalter unter Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen. Außerdem müssen diese Patienten mit einer kürzeren Lebensdauer rechnen. Bei dem Mädchen im Film war das zum Glück anders. Sie litt seit längerem unter starken Kopfschmerzen, die gar nicht wieder weggehen wollten. Nach mehreren ergebnislosen Arztbesuchen wandten sich Mutter und Tochter an die Kinderärzte des St. Joseph-Krankenhaus in Berlin. Kopfschmerz als Symptom Die Mediziner stellen bei der jungen Patientin mit 130 zu 90 mmHg einen erhöhten Blutdruck fest. Die Blutdruck-Grenzwerte für Kinder- und Jugendliche liegen unter denen der Erwachsenen. Für eine Sechzehnjährige liegt der Grenzwert etwa bei 127 zu 82 – statt wie bei Erwachsenen bei 140 zu 90. Offenbar war bei dem Mädchen aus dem Süden Berlins also der erhöhte Blutdruck die Ursache der Kopfschmerzen. Neben Kopfschmerzen kann Bluthochdruck auch Schwindel oder Konzentrationsstörungen auslösen. Verschiedene Ursachen Genau wie bei Erwachsenen kann auch bei Kindern Übergewicht den erhöhten Blutdruck verursachen. Bei schlanken Jugendliche ist ein erhöhter Blutdruck dagegen eher ungewöhnlich. Bei ihnen könnten krankhafte Veränderungen an Herz oder Nieren vorliegen. Ist beispielsweise das Gefäß verengt, das die Nieren mit Blut versorgt, schüttet die Niere daraufhin Botenstoffe aus, die den Blutdruck erhöhen. Oder es können auch hormonelle Veränderungen für einen erhöhten Blutdruck sorgen.
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Ursachenforschung Welcher Grund beim einzelnen Patienten vorliegt, wird mit Hilfe zahlreicher Untersuchungen geklärt. Zunächst untersuchen die Ärzte das Herz per Ultraschall und EKG. Beides ist bei der 16-jährigen Patrizia unauffällig. Auch Niere und Hormone sind bei ihr ohne Befund. Finden die Ärzte trotz zahlreicher Untersuchungen keine Ursache, kann ein so genannter essentieller Hochdruck vorliegen. Der kommt oft familiär gehäuft vor. Behandelt werden muss der hohe Blutdruck, egal welche Ursachen er hat – auch bei der jungen Patientin. Doch gleich Medikamente schlucken? Die junge Frau will es zunächst mit Entspannung und Ausdauersport versuchen. Sie hat Glück. Innerhalb weniger Wochen Training liegt der Blutdruck wieder im Normalbereich. Auch ihre Schwindelanfälle und die Kopfschmerzen sind besser geworden. Sie trainiert nun 2 bis 3 Mal die Woche, daneben macht sie Autogenes Training. Möglicherweise reagiert sie besonders empfindlich auf Stress und will deshalb versuchen, diesen zu vermeiden. Dann bleibt auch ihr Blutdruck im Normalbereich. Und sonst? Gemäß Erfahrungen von Experten sollte regelmäßiges Ausdauertraining die Basistherapie bei Bluthochdruck sein; es kann systolische und diastolische Werte beeinflussen – um 10 bis 15 mmHg. Je früher der Bluthochdruck erkannt wird, desto besser. Wird ein jugendlicher Bluthochdruck erst im Erwachsenenalter entdeckt, helfen oft nur noch Medikamente – vor allem, wenn die Herzmuskulatur infolge der Mehrarbeit schon verdickt ist. Wie man das umgeht? Indem sich auch Jugendliche häufiger den Blutdruck messen lassen, auch wenn sie keine Symptome haben. Experte im Studio Dr. med. Clemens Fahrig Ärztlicher Direktor des Evangelischen Hubertus-Krankenhauses Berlin Leiter des Gefäßzentrums Berlin-Brandenburg Spanische Allee 10-14, 14129 Berlin Tel.: 030 81008 223 E-Mail:
[email protected] Internet: http://www.pgdiakonie.de/evangelisches-krankenhaus-hubertus/klinikeneinrichtungen/klinik-fuer-innere-medizin-und-angiologie/ Expertin im Beitrag Dr. med. Beatrix Schmidt Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof Wüsthoffstraße 15, 12101 Berlin Tel. : 030 7882 2750 E-Mail:
[email protected] Infos im www Infos der Deutschen Hochdruckliga e.V. zu Bluthochdruck bei Jugendlichen http://www.hochdruckliga.de/bluthochdruck-bei-jugendlichen.html
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Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie http://www.kinderkardiologie.org/index.shtml Leitlinie Arterielle Hypertonie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie https://www.google.de/search?q=Bluthochdruck+kinder+und+jugendliche&ie=utf8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=eh4RVpG2JuvXyQPI573YAw# Kinder- und Jugendärzte im Netz http://www.kinderaerzte-im-netz.de/startseite/ Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. www.bvkj.de
Schonende Zahnmedizin
Bei Kindern sind Zahnlücken einfach nur süß. Für einige Sportler gehören sie zum Berufsrisiko. Und für den Schauspieler Jürgen Vogel ist seine Zahnlücke zum Markenzeichen geworden. Doch die meisten Betroffenen finden sie eher unschön und hinderlich. Wie lassen sich fehlende Zähne ersetzen? Die rbb Praxis informiert über eine schonende Methode, bei der eine Zahnbrücke an den Nachbarzähnen per Klebstoff befestigt wird. Und die Praxis berichtet über den Einsatz eines Lasers gegen Karies eine mögliche Alternative zum Bohren.
Kleben statt Zementieren Eine Maryland-Brücke oder Klebebrücke ermöglicht es dem Zahnarzt, Ersatzzähne mit Hilfe von Befestigungsflügeln einzugliedern. Diese spezielle Brückenkonstruktion wurde an der Universität von Maryland (USA) entwickelt. Zunächst arbeitete man mit zweiflügligen Brücken und einem Metallgerüst. Inzwischen wurde die Methode weiterentwickelt und man arbeitet eher mit einflügligen Konstruktionen und das ohne Metallgerüst. Das Prinzip der Brücke: der Zahnarzt klebt den Flügel, der direkt mit dem Ersatzzahn verbunden ist, an einem Nachbarzahn fest. Diese Methode gewährleistet sicheren Halt und schont vor allem die eigenen Zähne: Bei Klebebrücken muss der Zahnarzt lediglich 5 bis 10 Prozent des gesunden Zahnschmelzes eines Zahns entfernen, die wertvolle Hartsubstanz bleibt meist vollständig erhalten. Pfeilerzähne, auf die „normale“ Brücken zementiert werden, verlieren durch das Beschleifen dagegen 40 bis 60 Prozent ihres Volumens. Gut geeignet bei... Eine Maryland-Brücke kommt dann in Frage, wenn z.B. das Setzen eines Implantats aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, beispielsweise wegen eines zu engen Wurzelwachstums. Die Wurzeln stehen dann so eng zueinander, dass der Zahnarzt keinen Platz findet, um ein Implantat dazwischen zu setzen. Klebebrücken sind auch dann sinnvoll, wenn Frontzähne verlorengegangen sind oder nicht angelegt waren. Die Nachbarzähne sollten kariesfrei sein. So wird’s gemacht Für das Einsetzen einer Maryland-Brücke begradigt der Zahnarzt zunächst den Nachbarzahn, damit später der Befestigungsflügel gut anliegt. Danach folgt ein Abdruck.
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Aus dem wird das Modell hergestellt und eingescannt. Der Computer berechnet daraus die Form der Maryland-Brücke und steuert die Fräsmaschine. Ersatzzahn und Befestigungsflügel werden in einem Stück aus einem Keramikblock gefräst. Eine kleine eingeschliffene Abstützkerbe fängt die Kräfte auf, die beim Abbeißen entstehen. Später trägt der Zahntechniker noch die passende Zahnfarbe auf. Damit die Brücke allen Kaukräften standhält, wird sie mit einem Spezialkleber festgeklebt. Nach fünf Jahren sitzen noch 9 von 10 Maryland-Brücken fest im Mund. Günstige Variante Im Vergleich zu einem Implantat ist die Maryland-Brücke ein günstiger Zahnersatz, da der materialtechnische Aufwand deutlich geringer ist. Die Klebebrücke kostet rund 1.500 Euro. Die Maryland-Brücke ist unter bestimmten Voraussetzungen Bestandteil der kassenzahnärztlichen Versorgung (Regelversorgung). Bedingungen zur Übernahme der Kosten durch die gesetzliche Krankenkasse sind: • • • •
Die Brücke muss im Frontzahnbereich liegen. Sie muss auf einem Metallgerüst gearbeitet sein. Die Lücke darf nicht mehr als einen Zahn betragen. Der Patient darf nicht jünger als 14 und nicht älter als 20 Jahre sein.
Bei Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung, die älter als zwanzig Jahre sind, gelten Klebebrücken mit Metallgerüst zum Ersatz eines fehlenden Frontzahnes als gleichartige Versorgung. Die Krankenkasse bezahlt also den entsprechenden Festzuschuss. Bei einem fehlenden Zahn sind das ohne vorgelegtes Bonusheft rund 320 Euro. Zurzeit laufen Verhandlungen, die Voraussetzungen für Zuschüsse zu den Kosten einer Maryland-Brücke, zu verändern.
Laser statt Bohrer Offenbar ist es für einen Zahn schonender, wenn Karies mit dem Laser statt mit einem Bohrer entfernt wird. Denn der Laserstrahl kann zwischen gesunder und kariöser Zahnsubstanz unterscheiden. Die Energie des Lasers lässt sich so justieren, dass der Strahl nur das erkrankte Zahngewebe entfernt, den gesunden Schmelz dagegen nicht zerstört. Bei der Kariesbehandlung erhitzt der Laserimpuls winzige Wasseranteile in der Zahnsubstanz. Das Wasser dehnt sich aus, und das versehrte Areal explodiert. Dadurch lassen sich auch kleinere Kariesgebiete exakt „wegsprengen“. Das eigentliche Laserlicht ist dabei unsichtbar. Ein zweiter- roter- Laserstrahl dient dem Zahnarzt als Orientierung. Gut für Angstpatienten Für Angstpatienten hat der Laser noch einen Vorteil: Auf das schrille Surren des Bohrers wartet man vergeblich. Und auch das markerschütternde Vibrieren und Ziehen im Kiefer fällt weg, denn die Karies wird verdampft, ohne dass der Zahnarzt den Zahn berührt. Stattdessen ertönt ein schnelles „klack, klack, klack“. Selbst die Schmerzen sollen sich bei der Anwendung des Lasers in Grenzen halten, denn die Geräte arbeiten gepulst. Sie senden also bis zu zehntausendmal pro Sekunde ihre gebündelte Energie. Damit strahlen sie zu kurz, als dass der Zahn-Nerv sie registrieren könnte.
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Da geht’s nicht Füllungen aus Metall oder Keramik kann der Dental-Laser nicht bearbeiten. Auch alte Amalgamfüllungen kann der Zahnarzt mit dem Laser nicht entfernen, da dabei giftige Quecksilberdämpfe freigesetzt werden könnten. Ein weiterer Nachteil: Der Laser braucht länger als ein Bohrer. Und pro Zahn muss man für das Lasern rund 50 bis 250 Euro selbst zahlen. Vielfältiger Laser-Einsatz Zahlreiche Zahnmediziner in Deutschland setzen den Laser als Alternative zum Bohrer ein. Welche das sind, lässt sich über die Website der Deutschen Gesellschaft für Laserzahnheilkunde e.V. herausfinden. Dabei findet der Laser nicht nur seinen Einsatz gegen Karies. Zahnärzte verwenden ihn mittlerweile auch zum Sterilisieren von Wurzelkanälen, als chirurgisches Instrument zum Wegschneiden von Zahnfleischwucherungen, zur Lippenbandentfernung und zum Desinfizieren von Wunden oder in der Parodontologie zur Behandlung von Zahnfleisch- und Zahnbetterkrankungen. Experte im Beitrag (Marylandbrücke) Dr. Uwe Deutrich Am Rahmersee 1, 16515 Mühlenbecker Land, OT Zühlsdorf Tel.: 033397 61108 E-Mail:
[email protected] Internet: http://www.zahnarzt-familienpraxis.de Experte im Beitrag (Laser) Dr. Johannes Czerwinski Zahnmedizinisches Fachzentrum am Savignyplatz Dr. Johannes Czerwinski & Kollegen Savignyplatz 5, 10623 Berlin-Charlottenburg Tel.: 030 9240 0590 Internet: http://www.zahnmedizinisches-fachzentrum-berlin.de/ Experte im Studio Prof. Dr. Florian Beuer Leiter der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik Campus Benjamin Franklin Aßmannshauser Straße 4 – 6, 14197 Berlin Infos im www (Laser) Deutsche Gesellschaft für Laserzahnheilkunde e.V. http://www.dglonline.de/Deutsche_Gesellschaft_fuer_Laserzahnheilkunde/Home/Home.html Laseranwendung in der Zahnmedizin – Wissenschaftliche Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) http://www.dgzmk.de/uploads/tx_szdgzmkdocuments/Laseranwendung_in_der_Zahnm edizin.pdf
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SOLA International Society for Laser Apllications www.sola-laser.com/ Interview mit Professor Dr. Raimund Hibst, dem Leiter des „Instituts für Lasertechnologien in der Medizin und Messtechnik“ an der Universität Ulm, zur Erforschung der Kariesprävention durch Laserbeschuss http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/2167.php Infos im www (Maryland-Brücke) Weiterführende Infos zur Maryland-Brücke http://www.zmk-aktuell.de/zahnheilkunde/prothetik/story/vollkeramischeadhaesivbruecken-heute-teil-1.html Über die verschiedenen Möglichkeiten des Lückenschlusses eischließlich MarylandBrücke bei Stiftung Warentest https://www.test.de/Zahnersatz-II-Ein-Fall-viele-Loesungen-1255561-2255561/ Infos der Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit für die Stadt Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis (AGZ-RNK) zu Brücken http://www.agz-rnk.de/agz/content/3/3_4/3_4_5/3_4_5_2/3_4_5_2_2/index.php
Herzgesund kochen – mediterrane Küche
Italiener, Spanier und Griechen leiden seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Deutsche. Das, so die Vermutung, liegt an einer gesünderen Ernährung. Zum ersten Mal beschrieb 1945 ein amerikanischer Arzt in einem Fachblatt die positiven Aspekte der mediterranen Küche. Die Grundzutaten der Mittelmeerküche sind schmackhaft, frisch und einfach: viel Obst und Gemüse, 2 mal die Woche Fisch, wenig Fleisch, Hülsenfrüchte als Eiweisslieferant, Olivenöl, Knoblauch, Getreideprodukte und – in Maßen – Wein. Südeuropäer leiden seltener unter Herz- und Gefäßkrankheiten und anderen ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten. Der Grund liegt in den gesunden Fetten: Olivenöl und Fisch. Insbesondere die Meeresfische liefern wertvolle essenzielle Fettsäuren, wie etwa Omega-3-Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Gebraten, gekocht oder anders zubereitet wird meist mit Olivenöl. Das enthält Ölsäure (Omega-9Fettsäure), eine einfach ungesättigte Fettsäure, die der Körper leichter verarbeiten kann. Omega-Fettsäuren senken nachweislich den Cholesterinspiegel und verhindern, dass die Adern verstopfen. Mittelmeerküche – aber richtig Dennoch raten Ernährungswissenschaftler davon ab, die Küche der Mittelmeerländer hierzulande 1:1 umzusetzen. Studien haben gezeigt, dass Mittel- oder Nordeuropäer von der Kost kaum profitieren, wenn sie zu fettig ist. Gyros, Bifteki und Fischplatte vom Griechen an der Ecke oder Pasta und Pizza vom Lieferservice – das ist mit gesunder mediterraner Küche nicht gemeint. Diese Gerichte schmecken zwar, enthalten aber viel rotes Fleisch, Fett in Form von Sahne und sind frittiert.
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Die ursprüngliche Mittelmeerkost bedient sich stattdessen reichlich an Gemüse, am besten kurz gedünstet. Und eine ordentliches Portion faserreiches Gemüse unterstützt die Verdauung und kann –so Experten - Diabetes vorbeugen. Dabei muss das Gemüse selbst nicht aus dem Mittelmeerraum stammen, das ist ein häufiges Missverständnis, sondern man kann selbstverständlich Gemüsesorten verwenden, die auch hier angebaut werden. Empfehlenswert sind regionale Produkte. Und wer sich mit dem Geschmack von Olivenöl nicht anfreunden kann, der kann auch zu heimischem Rapsöl greifen. Frisches Obst steht auf dem mediterranen Speiseplan ebenfalls ganz oben – entweder als Beilage oder als Nachtisch. Typische Mittelmeerkräuter wie Salbei, Thymian, Rosmarin, Oregano und Basilikum helfen Salz zu sparen.
Rezepte aus der Sendung - alle Zutaten für 4 Personen Griechische Gemüse-Fisch-Pfanne 1 Gemüsezwiebel 1 Knoblauchzehe 1 Fenchelknolle 1/2 grüne, 1/2 rote, 1/2 gelbe Paprikaschote ½ Bund Petersilie 4 EL Olivenöl 1 Flasche grob passierte Tomaten Salz frisch gemahlener Pfeffer Paprikapulver 500 g Fischfilet, kurz gewaschen und in mundgerechte Stücke geschnitten 150 g Feta Gemüsezwiebel und Knoblauch schälen. Knoblauch in feine Scheiben schneiden, Gemüsezwiebel längs vierteln und quer in Scheiben schneiden. Fenchel putzen, ebenfalls längs vierteln und dann quer in dicke Scheiben schneiden. Die Paprikaschotenhälften waschen, Stielansatz und Kerne entfernen und das Fruchtfleisch in mundgerechte Stücke schneiden. Petersilienblättchen von den Stängeln zupfen. Das Olivenöl in einer großen Schmorpfanne erhitzen, Zwiebeln, Knoblauch und Fenchel darin anschwitzen. Paprikastücke und Petersilie zugeben und kurz mitdünsten. Tomaten aus der Flasche zufügen, mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen. Etwa 25 Minuten zugedeckt köcheln lassen. Anschließend die Fischstücke in der Gemüsesauce 5 Minuten garziehen lassen. Die Gemüse-Fisch-Pfanne mit zerbröckeltem Feta bestreut servieren. Tipp: Die Fischpfanne lässt sich auch im Ofen überbacken. Dafür Fisch in eine Auflaufform legen und mit der Gemüsesauce bedecken. Den Feta darüber streuen, die Form 5 bis 10 Minuten in den 200 °C heißen Ofen stellen und das Gericht überbacken.
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Italienischer Linsensalat 100 g Linsen (z.B. Alb- oder Berglinsen) oder bereits gekochte Linsen aus der Dosen (ca. 425 ml) 1 kleine rote Zwiebel 1 Stange Staudensellerie 6-8 in Öl eingelegte, getrocknete Tomaten eine Handvoll Basilikumblätter 2 EL Olivenöl Rotweinessig & Aceto Balsamico Salz frisch gemahlener Pfeffer Die Linsen ohne Salz in Wasser garkochen, abgießen und abkühlen lassen. Wer bereits gekochte Dosenlinsen nehmen will, sollte die Linsen in einem Sieb gut unter fließendem Wasser abspülen. Zwiebel pellen und in feine Ringe schneiden. Staudensellerie waschen und eventuell putzen, in feine Scheibchen schneiden. Eingelegte Tomaten abtropfen lassen und in Streifen schneiden, Basilikumblätter ebenfalls in Streifen zupfen. Aus Rotweinessig, Balsamico, Salz, Pfeffer und Olivenöl ein Salatdressing mischen. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und mischen, eventuell nochmals abschmecken. Sizilianischer Fenchel-Orangen-Salat 1 Fenchelknolle 2-3 große, süße Orangen 1 rote Zwiebel 2 EL Weißweinessig Salz schwarzer, frisch gemahlener Pfeffer 1 Messerspitze Kumin (Kreuzkümmel) 4 EL Olivenöl 12 grüne Oliven ohne Stein Die Fenchelknolle putzen, eventuelle harte Schalen entfernen, Fenchelgrün aufbewahren. Knolle halbieren und in sehr feine Scheiben schneiden. Fenchelgrün zum Dekorieren kleinhacken und beiseite stellen. Die Zwiebel pellen und in sehr dünne Ringe schneiden. Orangen mit dem Messer schälen, dabei die weiße Haut mit entfernen. Den Saft in einer Schüssel auffangen. Die geschälten Orangen in 5 mm dicke Scheiben schneiden und auf einer großen Platte großzügig verteilen. Weißweinessig mit dem aufgefangenen Orangensaft, Salz, Pfeffer, Kumin und Olivenöl zu einer Vinaigrette verrühren. Die Fenchelscheiben und Zwiebelringe in die Vinaigrette geben und ca. 10 Minuten ziehen lassen. Die Oliven in feine Scheiben schneiden. Marinierten Fenchel und Zwiebel über die angerichteten Orangenscheiben verteilen. Mit dem gehackten Fenchelgrün und den Olivenscheibchen den Salat dekorieren. Experten im Studio Dr. med. Clemens Fahrig Ärztlicher Direktor des Evangelischen Hubertus-Krankenhauses Berlin Leiter des Gefäßzentrums Berlin-Brandenburg
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Spanische Allee 10-14, 14129 Berlin Tel.: 030 81008 223 E-Mail:
[email protected] Internet: www.pgdiakonie.de Martina Tschirner Food-Journalistin, Redakteurin für das Magazin „Slow Food“ Ziekowstr. 164, 13509 Berlin Tel.: 030 4999 74 49 E-Mail:
[email protected] Internet: http://www.martina-tschirner.de/
Buchtipps: Koch- und Ernährungsbuch "Mediterrane Küche – eine Chance für die Zukunft" von Gerald Wüchner, Hrsg. Deutsche Herzstiftung e.V., vollständig überarbeitete Auflage, 20,- Euro zzgl. 3,80 Euro Versand „Iss gut! Rezepte aus der Mittelmeerküche für 1 Person – einfach, schnell, gesund!“, Gerald Wüchner 9,90 zzgl. 3,80 Euro Versand Beide Bücher zu bestellen über: Deutsche Herzstiftung e. V. Bockenheimer Landstr. 94-96 60323 Frankfurt am Main Tel.: 069 955128 0 Fax: 069 955128 313
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RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de
Redaktion:
Juliane Rossius
Moderation: Infotext: Stand der Information:
Raiko Thal Constanze Löffler 07.10.2015
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