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1. Haftung - Prof. Dr. Johannes Wandinger

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12.07.16 1. Haftung ● Das Coulombsche Gesetz: – Betrachtet wird ein Klotz auf einer rauen Oberfläche, an dem eine horizontale Kraft F angreift: F g m rau – Die Erfahrung zeigt: Solange die Kraft F einen bestimmten Betrag nicht überschreitet, bleibt der Körper in Ruhe. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-1 12.07.16 1. Haftung – Gleichgewicht: ∑ F x =0 ∑ F y=0 : −H + F =0 → H =F  G F : −G + N =0 → N =G – Der Körper haftet für F =H < H 0 . – Coulombsches Gesetz: – Haftbedingung: H 0 =μ 0 N y H N x H < H 0 =μ 0 N Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-2 12.07.16 1. Haftung – Die Haftungskraft ist so gerichtet, dass die Bewegung verhindert wird. – Der maximale Wert H0 ist näherungsweise proportional zur Normalkraft N. – Der Proportionalitätsfaktor μ0 heißt Haftungskoeffizient oder Haftzahl. – Der Haftungskoeffizient hängt vom Material und der Beschaffenheit der Oberflächen ab. – Der Angriffspunkt der Normalkraft N kann aus dem Momentengleichgewicht bestimmt werden. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-3 12.07.16 1. Haftung ● Typische Werte des Haftungskoeffizienten μ0: Stahl auf Eis Stahl auf Stahl (blank) Stahl auf Stahl (rostig) Stahl auf Teflon Leder auf Grauguss Leder auf Metall Holz auf Holz Autoreifen auf Straße Ski auf Schnee Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung 0,03 0,1 ... 0,15 0,3 ... 0,8 0,04 0,2 ... 0,3 0,2 ... 0,6 0,5 0,7 ... 0,9 0,1 ... 0,3 TM 1 5.1-4 12.07.16 1. Haftung ● Haftungswinkel: – Der Haftungswinkel gibt die maximal mögliche Abweichung der Wirkungslinie der Reaktionskraft von der Normalenrichtung an, bei der noch Gleichgewicht herrscht. G Fmax N ρ0 tan (ρ 0 )= Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung H0 A H0 N =μ 0 TM 1 5.1-5 12.07.16 1. Haftung – Gleichgewicht ist möglich, wenn die benötigte Reaktionskraft innerhalb des Haftungskeils bzw. Haftungskegels liegt. Haftungskeil: Haftungskegel: ρ0 A A Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung ρ0 TM 1 5.1-6 12.07.16 1. Haftung ● Beispiel 1: Schiefe Ebene – Gegeben: ● – Haftungskoeffizient μ0 = 0,2 Gesucht: ● mg Winkel α0 , bei dem der Körper anfängt zu gleiten α Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-7 12.07.16 1. Haftung – Gleichgewicht: ∑ F x =0 : H −m g sin (α)=0  H → H =m g sin (α) ∑ F y=0 : N −m g cos (α)=0 → N =m g cos (α) – α y x N mg Haftbedingung: H < H 0 =μ 0 N → m g sin (α)<μ 0 m g cos (α) → tan (α)<μ 0 → α<α 0 =ρ0 (Haftungswinkel) – Zahlenwert: Prof. Dr. Wandinger tan (α 0 )=0,2 → α 0 =11,3° 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-8 12.07.16 1. Haftung ● Beispiel 2: Keilnut – A – Gegeben: ● Anpresskraft A ● Keilwinkel α ● Haftungskoeffizient μ0 Gesucht: ● F durch Haftung übertragbare Kraft F α Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-9 12.07.16 1. Haftung Kräfte am Keil: – α/2 z A x y A α/2  N H α z F Prof. Dr. Wandinger N 5. Haftung und Reibung N y TM 1 5.1-10 12.07.16 1. Haftung – Gleichgewicht am Keil: ∑ F x =0 N A – : F −2 H =0 → F =2 H H 0 =μ 0 N μ0 A → F =2 H 0 = sin (α /2) =μ ' 0 A α/2 α/2 N – 1 A=N sin α 2 2 ( ) A → N= 2 sin ( α/2 ) Prof. Dr. Wandinger Maximale Haftungskraft pro Fläche: Der Koeffizient μ0 μ ' 0= >μ 0 sin ( α/2 ) heißt Keilnuthaftzahl. 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-11 12.07.16 1. Haftung ● Beispiel 3: Leiter – Auf der dargestellten Leiter steht ein Mann der Masse m. – Wie hoch kann er steigen, wenn die Wand als glatt betrachtet wird? – Gegeben: mg h y φ – ● Haftungskoeffizient μ0 ● Höhe h, Winkel φ Gesucht: ● Prof. Dr. Wandinger maximale Höhe y 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-12 12.07.16 1. Haftung A M ∑ =0 : −h N B + x mg=0 x → N B= m g h Gleichgewicht: – NB  B mg h y – φ A HA ∑ F x =0 :−H A+ N B =0 → H A=N B ∑ F y=0 : N A−mg=0 → N A=m g Haftbedingung: N B =H A <μ 0 N A x y NA x Prof. Dr. Wandinger x → m g <μ 0 m g h → x <μ 0 h y= x tan (ϕ)<μ 0 h tan (ϕ) 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-13 12.07.16 1. Haftung – Wird auch im Punkt B eine Haftungskraft zugelassen, so treten vier unbekannte Reaktionskräfte auf. Die Leiter ist dann statisch unbestimmt gelagert. – Mithilfe der Haftungskeile in den Lagerpunkten A und B lässt sich graphisch ermitteln, unter welchen Bedingungen Gleichgewicht möglich ist. – Die Leiter ist im Gleichgewicht, wenn sich die Wirkungslinien der Reaktionskräfte in den Punkten A und B und der Gewichtskraft in einem Punkt schneiden. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-14 12.07.16 1. Haftung – Grenzlage B Gleichgewicht ist möglich, wenn sich die Wirkungslinien im schraffierten Gebiet schneiden. B mg A A Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-15 12.07.16 1. Haftung ● Beispiel 4: Klemmhalterung b a A – Der Stab mit Gewicht GS wird von zwei Klemmbacken mit Gewicht GB gehalten. – Gegeben: α GB GB y GS x Prof. Dr. Wandinger B – ● Gewicht GB ● Abmessungen a, b ● Haftungskoeffizient μ0 ● Winkel α Gesucht: ● maximales Stabgewicht GS 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-16 12.07.16 1. Haftung – Gleichgewicht am Stab: ∑ F x =0  d N1 y → N 1 =N 2= N P H1 N2 H2 GS d d ∑ M =0 : 2 H 2− 2 H 1=0 → H 1 =H 2=H P ∑ F y=0 x Prof. Dr. Wandinger : N 1− N 2 =0 : H 1 + H 2−G S =0 → G S =2 H 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-17 12.07.16 1. Haftung – Gleichgewicht am Klemmbacken:  A M ∑ =0 : −a G B −b H +b tan (α) N =0 N α Ax A Ay GB a b a → N = H + G B cot (α) b ( H ) y x Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-18 1. Haftung – 12.07.16 Haftbedingung: a H <μ 0 N =μ 0 H + G B cot (α) b a a → ( 1−μ 0 cot (α) ) H <μ 0 G B cot (α) → ( tan (α)−μ 0 ) H <μ 0 G B b b ( – ) Es müssen drei Fälle unterschieden werden: ● Für tan(α)>μ 0 gilt: 2 μ0 a a H< G B → G S =2 H < GB tan(α)−μ 0 b tan (α)−μ 0 b μ0 Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-19 1. Haftung ● Für tan (α)=μ 0 gilt: a 0<μ 0 G B b ● Für tan (α)<μ 0 gilt: tan (α)−μ 0 <0 12.07.16 μ0 a a −( μ 0 −tan(α) ) H <μ 0 G B → −H < GB b μ 0 −tan(α) b ● Die Bedingungen für tan (α)≤μ 0 sind immer erfüllt. Das Stabgewicht GS kann beliebig groß werden. Dieser Fall wird als Selbsthemmung bezeichnet. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-20