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Ryme⌃ Buddhismus © ekpyrosis.de
Das Wagen-Gleichnis Der Auszug aus dem Gespräch des buddhistischen Mönchs Nagasena mit dem griechischen König Milinda (1. Jh. nC) ist ein frühes Zeugnis für die Begegnung zwischen den so verschiedenen Anthropologien des Buddhismus und Europas Der Weise Nagasena sagte zum Griechenkönig Milinda, als dieser ihn fragte, wer er sei.- »Ich bin als Nagasena bekannt. Das ist aber nur ein Name, eine Benennung, eine landläufige Bezeichnung, denn eine Person wird dadurch nicht erfasst.« Darauf sagte der König »Wenn es keine Person gibt, Wer ist dann dieser Nagasena? Sind es seine Haare, sein Fleisch, sein Herz, sein Eingeweide, sein Blut, seine Galle, sein Gehirn?« »Nein, o König!« »Ist es seine Empfindung oder seine Wahrnehmung oder seine Willensregung oder sein Bewusstsein?« »Nein, o König!« »Dann bilden wohl Körper, Empfindung, Wahrnehmung, Willensregung und Bewusstsein zusammen den Nagasena?« »Nein, o König!« »Soll Nagasena etwa außerhalb dieser Faktoren existieren?« »Nein, o König!« »Soll denn das Wort „Nagasena“ schon Nagasena selber sein?« »Nein, o König!«
Die Illusion des Ich
»Dann existiert Nagasena also gar nicht?« Da fragte Nagasena den König: »Bist du zu Fuß oder mit dem Wagen gekommen?« »Mit dem Wagen.« »Dann erkläre mir, was ein Wagen ist. Seine Deichsel? Oder die Achse? Oder die Räder? Oder der Wagenkasten?« Als der König alles verneint hatte, fragte Nagasena: »Soll etwa der Wagen außerhalb dieser Dinge existieren oder der Name „Wagen“ der Wagen selbst sein?« »Nicht doch, o Herr!« «Nun, was ist denn dieser Wagen? Du sprichst die Unwahrheit. Der Wagen existiert ja gar nicht.« Da sprach der König zu Nagasena: »Ich lüge nicht. In Abhängigkeit von Deichsel, Achsel, Rädern usw. entsteht der Name, die Bezeichnung, das Wort „Wagen“.« »Ganz richtig, o König. Gerade so entsteht in Abhängigkeit von Körper, Empfindung, Wahrnehmung, Willensregungen und Bewusstsein der Begriff und das Wort „Nagasena“. Eine Wesenheit/Person ist da aber nicht vorzufinden.«
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Sagt der buddhistische Lehrer zu seinem Schüler:
Die buddhistische Philosophie ruht auf der Erfahrung, die Buddha vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden machte. Um zu begreifen, was buddhistische Philosophie ist, müssen wir wissen, worin diese Erfahrung bestand, die Buddha nach sechs Jahren angestrengten Denkens, asketischer Bußübungen und Meditationen zuteil wurde. Die Grundlage dieser Erfahrung bildet die „Erleuchtung“ und alles, was Buddha später lehrte, entfaltete sich aus jener inneren Wahrnehmung, die er damals hatte. Worin bestand nun diese Erleuchtungs-Erfahrung? Was man überall in der Welt als buddhistisches Denken ansieht, das ist die Lehre von Nicht-Ich. Ihre Argumentation beginnt mit dem Gedanken, dass erstens alle Dinge vergänglich oder flüchtig sind und dass es nichts von Dauer gibt – und dass es demzufolge zweitens nichts in dieser Welt gibt, dem anzuhängen sich lohnte. Und dass diese sinnlose Welt uns Menschen überdies dazu bestimmt, jede Spielart der Sorge und des Leidens zu erdulden. Wie entgehen wir dem? Oder: wie überwinden wir Sorge und Leiden? Denn so kann man nicht weiterleben. Irgendei-
„Dich gibt’s gar nicht!“
Sagt der Schüler zum Lehrer: „Wem sagst du das?“
nen Ausweg müssen wir finden. Buddha entdeckte ihn schließlich im Gedanken vom Nicht-Ich als einem inneren Bereich des Nicht-Anhaftens. So wie man in der äußeren Welt keine verlässliche Dauer findet, so ist auch das Innen der Menschen ohne jeden Grund. Heisst das aber, dass es ein Ich gar nicht gibt? Solange wir uns im Bereich der Sinne, des Intellekts und einzelner begrenzter Existenzen bewegen, können wir nicht umhin, den Gedanken an ein individuelles Ego zu hegen. Doch verbürgt das die Wirklichkeit des Ich noch keineswegs. Der Ich-Begriff ist einfach eine brauchbare Hypothese, vor deren Hintergrund wir unsere praktischen Geschäfte betreiben. Nicht mehr und nicht weniger.
=> Warum ist es für einen Buddhisten sinnvoll, sich das Ich als eine Illusion vorzustellen? Quelle: D.T.Suzuki, Der westliche und der östliche Weg
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