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Beginn Aboverkauf Ende Aboverkauf
14. Juli 2015 28. August 2015
Beginn Freiverkauf Erste Vorstellung
1. September 2015 30. September 2015
Veranstaltungsbeginn 19.30 Uhr
Mittwoch, 30. September 2015
Wolfgang Amadeus Mozart, DIE HOCHZEIT DES FIGARO Oper Theater Hof & Hofer Symphoniker Endlich ist beim 31. Theaterring mal wieder eine Oper aus dem Theater Hof zu Gast, was wegen deren Premieren im Juli seit langem nicht möglich war. Zu unserem Spielzeitbeginn kommt nun die Produktion vom Sommer 2014, weshalb es auch möglich war, die Videomitschnitte der Proben zum ‚Figaro‘ im Vorfeld anzusehen. Sie zeigen, dass diese Inszenierung von Mozarts frechem Meisterstück unter der Regie von François de Carpentries und der musikalischen Leitung des Hofer Musikdirektors Arn Goerke zu einem höchst vergnüglichen Mozartabend ohne Firlefanz, aber mit ansprechenden Kostümen und mit viel Spiellust auftretenden Sängern geworden ist. Schon Mozarts Librettist Da Ponte hat den aufmüpfigen Stoff von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais benutzt und lässt seinen Figaro den Grafen Almaviva schon in seiner ersten Arie auffordern, „den Tanz mit ihm“ zu „wagen“, denn er setzt alles daran, den Landesherren davon abzubringen, bei seiner Verlobten Susanna das alte Vorrecht der Herrschenden durchzusetzen, mit einer zu Vermählenden zu schlafen, bevor der Ehemann drankam. Diese Mozartoper ist gleichermaßen klar strukturiert wie vielschichtig wie vergnüglich: Denn es geht auch um eine Hochzeit, die Figaro von einer ältlichen Verehrerin aufgezwungen werden soll, ein Elternpaar, das gefunden wird, eine Gräfin, die unter der Vernachlässigung ihres Mannes leidet, einen pubertären Jugendlichen, der sich in eine ältere Frau verliebt hat und zur Strafe zum Militär geschickt wird. Und all dies war für Mozart Stoff für großartige Arien wie das ‚Voi, che sapete‘ des jungen Liebenden oder das Spottlied Figaros auf den so unkriegerischen Jüngling und vermeintlichen Rivalen, den er ins Feld schickt. Und am Ende legen die Gräfin und die beiden bürgerlichen Liebenden den liebestollen Grafen so richtig herein. Damit ihrem Figaro aber nicht zu wohl wird, macht auch Susanna ihn noch einmal richtig eifersüchtig, so dass am Ende sowohl er als auch der von dem Komplott gedemütigte Graf glücklich beziehungsweise reumütig die jeweilige Partnerin in die Arme schließen. Es ist viel los in dieser Oper und sie ist bis in die Kompositionen hinein witzig, voller Action und mit Ohrwurmarien gespickt. Ein mozartisch beschwingter fröhlicher Auftakt für den neuen Theaterring.
Donnerstag, 15. Oktober 2015
William Shakespeare, EIN WINTERMÄRCHEN - Shakespeare Company Berlin Tourist-Information ALTES RATHAUS
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Lange Jahre waren die jungen Mimen aus Berlin fester Bestandteil des Theaterrings. In der letzten Spielzeit zogen sie in ihr neues festes Domizil um und hatten kein Stück, das wir nicht schon nach Bad Kissingen geholt hatten, sei es im Theaterring, sei es im Theaterfestival ‚Sommerlust‘ in der Unteren Saline. Jetzt kommen die phantasievollen Schauspieler, Musiker, Sänger mit einer Neuinszenierung von William Shakespeares spätem Stück ‚Ein Wintermärchen‘ zu uns, das alle Elemente eines Märchens, einer Komödie, einer tragischen Liebesgeschichte vereint. Sie nennen es denn auch „Komödiantische Romanze mit Musik“.
Leontes, König von Sizilien, verdächtigt seine schwangere Frau Hermione der Untreue mit seinem Freund Polixenes. Sie wirft er ins Gefängnis, Polixenes kann fliehen. Hermiones im Gefängnis geborene Tochter erkennt er nicht als sein Kind an und lässt es aussetzen. Hermione wird zum Tode verurteilt und für tot gehalten, als sie zusammenbricht. Hermiones Tochter wächst weit weg von Sizilien heran als Perdita, Tochter des Schäfers. Wie die Geschichte es will, verliebt sich der Sohn von Polixenes in sie, hält aber diese nicht standesgemäße Liebe vor dem Vater geheim und flieht aus Angst vor Entdeckung mit Perdita nach Sizilien, wo sich der Kreis schließt und sich alles aufklärt. In seinem Spätwerk variiert Shakespeare auf beeindruckende Weise gleich mehrere seiner großen Themen Rivalität und Eifersucht, Tatkraft und Intrige, junge Liebe und späte Erkenntnis zu einer bewegenden Familiengeschichte über Verblendung, Verirrung und Versöhnung. Die märchenhaften Elemente setzt die Inszenierung mit lebensnahen Puppen um, die von den Schauspielern gespielt und gesprochen werden, während die dramatischen Szenen uns als höchst emotionales Kammerspiel vor Augen führen, dass Eifersucht und Machtmissbrauch zeitlose Phänomene sind. Das wandelbare, raffiniert eingesetzte Bühnenbild lädt das Publikum zur Fantasiereise und zum Eintauchen in verschiedene Welten ein, die Shakespeare auch hier wieder kunstvoll miteinander verwoben hat: Die Königreiche Sizilien und Böhmen, die sich trotz jahrelanger Freundschaft ihrer Potentaten plötzlich zerstreiten, kann man unschwer als Symbole sehen für die gefährliche Lage in unserer unmittelbaren Gegenwart, den Unfrieden, der entstehen kann, wenn zwei Machthaber sich entzweien und ihre Untergebenen zwingen wollen, ihren Hass zu teilen. Mit vier Schauspielern, Puppenspiel und Live-Musik wird das WINTER© www.axellauer.de MÄRCHEN zu einer feinen, psychologisch genauen und dennoch in den theatralischen Mitteln spektakulären Inszenierung. Der Künstlerische Leiter der Berliner, Christian Leonard, hat das Stück wieder übersetzt und für die vier Mitspieler und ihre Puppen eingerichtet, die zum Vergnügen des Publikums blitzschnell ihre Rollen wechseln, ihre Musikinstrumente spielen und singen. Man kann sich wieder auf eine der ästhetisch dichten und intellektuell ansprechenden Aufführungen freuen, wie sie seit Jahren Markenzeichen der Berliner sind.
Donnerstag, 12. November 2015 BALLETT: LOVE SONGS - Dänisches Nationalballett Kopenhagen Natürlich geht es im Ballett wie in den meisten Werken der Literatur und Dramatik fast immer und zuvörderst um die Liebe. Besonders zu deren sinnlicher Darstellung ist natürlich der Tanz geeignet, mit seinen Ausdrucksformen ganz unmittelbarer körperlicher Nähe, mit seiner Nutzbarmachung des gesamten Körpers zur Gestaltung aller Facetten der Gefühle. Tanz erlaubt immer auch einen gewissen Voyeurismus – wer’s nicht glaubt, schaue sich die schon seit ehedem doch recht dürftige Bekleidung der Tänzer an. Woher sonst die vielen Pas-de-deux, auf die schon die Besucher des klassischen Balletts des 19. Jahrhunderts inmitten all der Tutu-Seligkeit hinfieberten und die auch im 21. noch immer die Höhepunkte eines Ballettabends bilden. ‚Love Songs‘ heißt denn auch ein ganzer Tanzabend, mit dem das berühmte Ensemble des Danish Dance Theatre Copenhagen beim Theaterring zu Gast sein wird. Der britische Tänzer und Choreograph Tim
Rushton hat diesen Abend zusammengestellt, ein „intimes Portrait der Liebe in einem jazzigen Universum“, das seit seiner Premiere im Königlichen Theater Kopenhagen „weltweit Publikum und Kritiker begeistert“. Der 1963 in Birmingham geborene Rushton wurde an der Royal Ballet School am Londoner Covent Garden ausgebildet und hat im Sadlers Wells Royal Ballet getanzt, bevor er ein Engagement an der Deutschen Oper am Rhein antrat. Seit seinem Engagement 1986 ans Königliche Ballett im Theater Malmö arbeitet er in Dänemark und gilt heute als der wichtigste Choreograph in seiner Wahlheimat. 2011 wurde er in seinem Heimatland Großbritannien mit dem königlichen Orden ‚Member of the Order of the British Empire‘ für seine Verdienste um den Tanz geehrt. Seine Kompanie ist die größte Formation für modernen Tanz in Dänemark. Beim Love-Song-Abend tanzt die Compagnie zu klassischem Jazz von Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Billie Holiday und Sarah Lois Vaughan, für die Aufführung live interpretiert von Caroline Henderson und ihrer Jazz-Band.
Donnerstag, 3. Dezember 2015
Felix Mitterer, KRACH IM HAUSE GOTT - Theatergastspiele Kempf, Grünwald Eigentlich erinnert dieses Stück an das Skandaldrama des einzigen Kissinger Autors mit mehr als regionalem Bekanntheitsgrad. Denn in Oskar Panizzas ‚Liebeskonzil‘ aus dem Jahr 1894, das seinem Autor ein Jahr Haft wegen Blasphemie eintrug, geht es um einen Blick ins ‚Haus Gott‘ ebenso wie in Goethes ‚Faust‘, auf den sich Panizza ja explizit bezog. Der 1948 in Tirol geborene Felix Mitterer wollte zunächst Lehrer werden und wurde dann Zollbeamter, doch schon 1970 setzte sich der Schriftsteller und Dramatiker in ihm durch. In Deutschland bekannt wurde er 1991 mit ‚Die Piefke-Saga‘, die das schwierige Verhältnis zwischen Österreichern und Deutschen aufs Korn nimmt. Er ist ein Stückeschreiber, der die Welt, die Dinge, die Geschehnisse, das Wissen und den Glauben seiner Mitmenschen abklopft auf dramatische Konflikte, spannende Geschichten und die Komik in den Handlungen von Personen. Mitterer ist einer der wichtigsten Dramatiker Österreichs © Theatergastspiele Kempf und Verfasser vieler österreichischer Tatort-Krimis. Fünf himmlische Personen, Gott, Satan, Muttergottes, Sohn und Geist werden von Gott Vater, einem ausgebrannten, genervten Konzernchef, zu seinem Plan gehört, seine Schöpfung zu vernichten, der er überdrüssig geworden ist. Satan und der Sohn wenden ein, dass der Mensch als Ebenbild Gottes wohl kaum für sein Wesen verantwortlich gemacht werden kann. Mit der Ankunft der Muttergottes nimmt der Streit unter Männern eine ganz andere Richtung. Regisseur Nikolaus Büchel, der dieses „komödiantische Mysterium“ für die Münchner Theatergastspiele Kempf inszeniert hat, meint zu Mitterers Drama: „Was ist das nur für ein Stück? Fünf Personen – und alles drinnen. Gott und die Welt, sozusagen. Mann und Frau sowieso…Es gibt ausreichend zu lachen. Und wie es sich für das Theater gehört, bleibt einem das Lachen manchmal im Halse stecken. Lachen im Theater ist ja ein Erkenntnismoment: Man erkennt etwas wieder. Eine Situation. Ein Verhalten. Einen Typus Mensch. Im besten Fall erkennt man etwas über sich selbst…. Religionskritik? Wohl kaum. … Da ist Felix Mitterer aus einem anderen Holz geschnitzt. Er will den Dingen auf den Grund gehen. Eine neue Lesart der Bibel? Vielleicht eher die alte. …“ Interessant und vergnüglich wird es wohl bei diesem ausgefuchsten Autor. Wie im ‚Faust‘ hat die dankbarste
Rolle auch hier der Satan, den Bernhard Bettermann, ausgewiesener Bühnenschauspieler und TV-Star, spielt. Auch Angela Roy – sie spielt die Muttergottes – und Jörg Reimer – er verkörpert Gott – sind beide aus unzähligen namhaften TV-Serien, Fernseh- und Kinofilmen bekannt. Man darf gespannt sein auf einen der wenigen österreichischen Beiträge, die wir bisher beim Theaterring hatten.
Dienstag, 15. Dezember 2015
Gerold Theobald nach dem Roman von F. Scott Fitzgerald, DER GROSSE GATSBY Theatergastspiele Kempf, Grünwald
Immer Immer wieder wählen sich die Regisseure des beginnenden 21. Jahrhunderts Sujets aus den großen Romanen des frühen 20. Für die Zeit zwischen dem 1. und dem 2. Weltkrieg, als Menschen unendlich reich werden konnten und die Gesellschaft sich eine unglaubliche Dekadenz leistete angesichts der Armut der Masse der Bevölkerung, schrieb F. Scott Fitzgerald 1925 den Schlüsselroman ‚The Great Gatsby‘, der ihn zu den wesentlichen US-amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts macht. Als Meisterwerk der ‚Roaring Twenties‘ zeigt er das „Scheitern des amerikanischen Traums von Glück und Erfolg an Materialismus und Verantwortungslosigkeit“ (Kindler). Auch Fitzgerald und seine Frau Zelda wurden schlagartig berühmt, wurden als typische Vertreter ihrer Generation wahrgenommen, führten das exzessive Leben, das Fitzgerald in seinem Roman beschreibt, und gerieten schon in den 30er Jahren in Vergessenheit. Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass sich gerade unsere Zeit wieder sehr für das Leben dieser Superreichen der 1920er interessiert, was die aufwendige © Theatergastspiele Kempf Verfilmung von 2013 mit Leonardo DiCaprio als Gatsby belegt. Gerold Theobalt hat eine Schauspielfassung erstellt, deren Inszenierung die Münchner Theatergastspiele Kempf ihrer mit vielen Theaterpreisen ausgezeichneten Starregisseurin Silvia Armbruster anvertraut haben. Frau Armbruster versucht das Lebensgefühl der so genannten ‚Goldenen Zwanziger‘ auf die Bühne zu bringen, die mondäne Gesellschaft auf Long Island, blasiert, genusssüchtig, vergnügungsgeil. Ihre sieben Akteure verwandeln sich dazu in Sänger, Tänzer, Entertainer; Slapstick und Jazztrio der 20er live, und ganz heutige Videoprojektionen liefern das Ambiente für die Geschichte des unvorstellbar reichen Gatsby, der sich als mittelloser James Gatz aus dem Mittleren Westen aufmachte, ein reicher Mann zu werden. Der Reichtum macht ihn nicht glücklich, denn er hat während seines Militärdienstes seine geliebte Daisy an den hohlköpfigen Sportstar Tom Buchanan verloren. Sein imposanter Palast, seine Riesenpartys, seine geheimen Treffen mit Daisy, all die Liebes- und Eifersuchtsbeziehungen der gesamten Clique bringen wie in der griechischen Tragödie das tragische Ende sehr schnell über diese Tänzer auf dem Vulkan. Das Ensemble ist hochkarätig mit bekannten Schauspielern besetzt: u. a, spielen Thorsten Nindel, Ursula Buschhorn, Nicole Lohfink, Hans Piesbergen, Hendrik Winkler und Stephanie Marin. © Theatergastspiele Kempf
Sonntag, 17. Januar 2016
John Logan, ROT - Renaissance-Theater Berlin, EURO-Studio Landgraf Titisee Den 1961 in Kalifornien geborenen Dramatiker und Drehbuchautor erkennt man auf den zweiten Blick als Berühmten in seiner Branche. Er schrieb die Drehbücher zu ‚Gladiator‘ und ‚Aviator‘, die beide für den Oscar nominiert waren, zu ‚Hugo Cabret‘ und den 23. James-Bond-Film ‚Skyfall‘. In seinem Theaterstück ‚Rot‘ geht es um den amerikanischen Maler John Rothko, auf den selbst Zeitgenossen, die sich für die Kunst des 20. Jahrhunderts wenig bis gar nicht interessieren, in den letzten Jahren aufmerksam wurden, denn seine Gemälde erringen bei Auktionen Spitzenpreise. Typisch für sie sind meist drei Querbalken von Farben, die perfekt sind und stimmig trotz ihrer Einfachheit und so eine hohe Sogkraft ausüben und die Frage provozieren, was denn das Geniale an ihnen ist. Darum und Dominique Horwitz © Barbara Braun / drama-berlin.de um das Wesen des genialen Künstlers geht es in John Logans mit vielen Preisen bedachtem spektakulären Theater-Erfolg. Die Theatre Review New York schrieb zur Broadway-Premiere 2010: „ROT ist ein äußerst intelligentes Stück mit den anregendsten 90 Minuten, die man am Broadway seit Jahren erlebt hat. ROT besitzt eine Zeitlosigkeit, die jeder, der gutes Theater liebt, zu schätzen weiß.“ Sechs Tony Awards räumte ROT ab; und auch die Erstaufführungsinszenierung des Berliner Renaissancetheaters 2011 wurde als „gelungene Stückentdeckung und Inszenierung“ und „sensationeller Theaterabend“ gefeiert. Nach ‚Der letzte Vorhang‘ in der letzten Spielzeit kommt nun eine weitere Produktion des Renaissancetheaters Berlin ins Kurtheater. Auch ‚ROT‘ ist ein Zwei-Personenstück und wird vom ‚Kulturradio‘ als „gut gebaut, ebenso witzig wie hintergründig, unterhaltsam und zugleich intellektuell anspruchsvoll“ beschrieben, als ein „Stück, das Regisseure, Schauspieler und Publikum gleichermaßen lieben.“ Die denkbar prominenteste Besetzung der Rolle des ebenso exzentrisch genialen, selbstherrlichen, herrischen und sensiblen Mark Rothko mit Dominique Horwitz trug natürlich Benno Lehmann, Dominique Horwitz © Barbara Braun / drama-berlin.de zu diesem Erfolg bei, da der all diese Eigenschaften bravourös verkörpern kann. Das Stück zeigt ihn inmitten seines größten und 2 Millionen Dollar höchstdotierten Auftrags in seinem Atelier, wo ihm der junge Ken assistieren soll, gespielt von Benno Lehmann.
Montag, 1. Februar 2016
Matthieu Delaporte & Alexandre de la Patellière, DER VORNAME EURO-STUDIO Landgraf, Titisee
Frankreich ist immer wieder für einen Theaterhit gut; auch dieses Stück gehört in diese Kategorie. Die beiden 1971 geborenen Autoren hatten beide schon eine beachtliche Solokarriere hinter sich, bevor sie als Drehbuchautoren ein zugkräftiges Film- und TV-Team wurden. Mit ihrem Debütstück „Der Vorname“ landeten sie den größten Presse- und Publikumserfolg der Pariser Spielzeit 2010/2011; das Haus war jeden Abend ausverkauft. 2012 schon kam die Filmadaption der 2010 uraufgeführten, „mit mathematischer Akribie konstruierten Katastrophen-Komödie“ heraus, die auch die Bühnen in Spanien, Kanada, Israel, Italien, Südamerika, den Niederlanden, Belgien und viele deutsche Bühnen eroberte.
Ensemble © Bernd Böhner
Ein gemütlicher Abend bei Literaturprofessor Pierre und seiner Frau Elisabeth, zu dem sie ihren besten Freund Claude und Elisabeths Bruder Vincent mit seiner schwangeren Partnerin Anna eingeladen haben, ist der Beginn einer wahren Explosion von Leidenschaften auf der Bühne: Vincent erzählt, dass sein demnächst erwartetes Kind nach dem Titelhelden des berühmten klassischen Romans aus dem 18. Jahrhundert ‚Adolphe‘ heißen soll. Dass der von seinem Autor Benjamin Constant schon 1816 veröffentlicht © Bernd Böhner wurde und mit dem nachmaligen berüchtigten ‚Adolf‘ also nichts zu tun haben kann, tut für die Tischrunde nichts zur Sache. Die anderen reagieren schockiert, empört, fragen, ob man heute sein Kind so nennen darf. Das löst eine Diskussion aus, die sich schnell von dieser Frage entfernt. Das „in der Tradition der französischen Gesellschaftskomödie geschriebene Desaster-Dinner“ zeigt, wie leicht das in einer Menschengruppe schlummernde Konfliktpotenzial dazu führen kann, dass die gesamte Situation eskaliert, der Ausgangspunkt unwichtig wird, jeder jedem einmal unverblümt sagt, was er von ihm/ ihr hält. Ein Kritiker urteilte über die Inszenierung von Ulrich Stark für das EURO-Studio Landgraf: „Sie sind selten, machen sich ausgesprochen rar – aber es gibt sie: © Bernd Böhner Aufführungen, in denen man sich wünscht, dass es so immer weitergehen könnte auf der Bühne. Intellektuelles Geplänkel, das sich witzig in den eigenen Fallstricken verheddert.“ Es spielen Anne Weinknecht, Christian Kaiser, Benjamin Kernen, Martin Lindow und Julia Hansen.
Freitag, 26. Februar 2016
Carl Zuckmayer, DES TEUFELS GENERAL - EURO-Studio Landgraf, Titisee Mit einer fast unvorstellbaren Wucht traf 1946 das von Carl Zuckmayer im amerikanischen Exil geschriebene Stück bei seiner Uraufführung in Zürich auf das europäische Publikum. Nach der Aufführung am Hamburger Schauspielhaus 1947 avancierte es zum erfolgreichsten Stück der Nachkriegszeit, stand in den Spielzeiten 1947/48, 1948/49 und 1949/50 insgesamt 3238 Mal auf den Spielplänen. Für Zuckmayer war der direkte Anlass zum Schreiben die in Amerika erhaltene Nachricht vom Tod seines Freundes Ernst Udet, des Generalluftzeugmeisters der deutschen Luftwaffe. Da er von dessen kritischer Haltung gegenüber Nazi-Deutschland wusste und Udet ihm auch die Flucht aus Deutschland dringend angeraten hatte, wollte er dem Freund in der Gestalt seines General Harras ein Denkmal setzen. Zuckmayer behandelt die unmittelbare Vergangenheit ab 1941 und führt in die Führungsebene der © Gio Löwe Wehrmacht. Das Stück gestattet einen Blick in die militärische Führungsschicht der Nazis: neben dem General Harras trifft man auf den linientreuen Kulturleiter, den ideologiegläubigen und ob seiner Flugeinsätze gefeierten Oberst Eilers, den geschäftstüchtigen Waffenhändler und seine Tochter, ein BDM-Mädchen, eine berühmte Operettendiva, die ihren Freunden bei der Flucht geholfen hat. Harras kritisiert die Machthaber ohne Scheu; sein Mittun rechtfertigt er mit seiner Sucht nach dem Fliegen. Als er Sabotageakte, denen schon einige Flieger zum Opfer fielen, aufzuklären versucht, stellt sich der Saboteur als sein bester Freund heraus. Harras nimmt die Schuld auf
sich und geht in den Freitod, wodurch er den Freund rettet. Die Nachkriegszuschauer bejubelten bei der Uraufführung den Mitläufer, der zur Einsicht und dadurch Läuterung gelangt; spätere Betrachter warfen Zuckmayer Verharmlosung vor, da er die Nazizeit nur als Staffage benutzt habe, um eine Heldengeschichte zu erzählen. Er selbst fürchtete, das Stück könne zur „Entschuldigung eines gewissen Mitmachertypus“ benutzt werden und fertigte 1966 unter dem Eindruck des Auschwitz-Prozesses eine neue Fassung an. Zwei Generationen nach dem 2. Weltkrieg ist es spannend, einen Blick aus größerer historischer Distanz auf das zu werfen, mit dem sich nach Gerd Silberbauer © privat dem 2. Weltkrieg so viele Deutsche identifizieren konnten. Das EURO-Studio Martina Dähne © privat Landgraf und Regisseur Klaus Kusenberg haben 14 zum Teil sehr namhafte Schauspieler für die Inszenierung gewinnen können; ein überaus eindrucksvolles Bühnenbild schuf der ‚Bühnenbildner des Jahres 2014‘, Günter Helweg.
Mittwoch, 27. April 2016
Eric-Emmanuelle Schmitt, EINSTEINS VERRAT - Schlossparktheater Berlin „Ich habe einen schweren Fehler in meinem Leben gemacht - als ich den Brief an Präsident Roosevelt mit der Empfehlung zum Bau von Atombomben unterzeichnete; aber es gab eine gewisse Rechtfertigung dafür - die Gefahr, dass die Deutschen welche bauen würden.“ So das Bekenntnis Albert Einsteins zu seinem Beitrag zum Bau der ersten Atombombe. Es zeigt das Dilemma einer ganzen Reihe von Physikern, die im 20. Jahrhundert glaubten, mit der Atombombe die Weltprobleme lösen zu können. Die blieben ungelöst, doch erlebte die westliche Welt eine lange Friedenszeit aufgrund dessen, was für Einstein der Effekt der amerikanischen Atombombe sein sollte: Abschreckung. Der 1960 geborene elsässisch-französisch-belgische Autor Éric-Emmanuel Schmitt, promovierter Philosoph und zum Christentum konvertierter Atheist, schrieb seit 1991 für das Theater. Schon für sein zweites Stück ‚Le Visiteur‘, über Sigmund Freud erhielt er 1993 den Prix Molière. (Es war beim Theaterring zu Gast und auch hier sehr erfolgreich.) Immer wieder beschäftigt sich Schmitt mit großen Denkern und ihren Konflikten mit dem und im realen Leben, mit den Weltreligionen wie etwa in ‚Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran‘, 1999, das auch schon im Kurtheater zu sehen war. Schmitt schafft es immer wieder, große, dem Alltag entrückt scheinende Menschen in raffiniert gebauten Situationen agieren, diskutieren zu lassen und so seinem Publikum einen Einblick in deren Denken zu verschaffen, ihm aber diese auch als Menschen näherzubringen. Hier bringt er drei Männer am See in Princeton/ New Jersey, wo Einstein wohnte, zusammen und entwickelt daraus sein Stück: ein Vagabund, der seinen Sohn im Krieg verloren hat und deswegen die Deutschen hasst; Einstein, der weltberühmte deutsche Wissenschaftler, der vor den Nazis in die USA geflohen ist, und Simpson, ein Agent des FBI, der im Judentum dieses Deutschen eine Tarnung des Bolschewismus wittert und den Vagabunden erpresst, Einstein
zu bespitzeln. Die Uraufführungsinszenierung von ‚Einsteins Verrat‘ war ein großer Publikumserfolg im Berliner Schlossparktheater. Paul Becker führte Regie und konnte die Rolle des Einstein mit Matthias Freihof besetzen, dem Allrounder, der sowohl an Deutschlands großen Sprechtheatern als auch im Revuesektor am Berliner Friedrichstadtpalast als auch im Fernsehen von SOKO bis Tatort zu sehen war. Den Vagabunden spielt der beim Theaterring seit Jahrzehnten bestens bekannte Volker Brandt.
Mittwoch, 4. Mai 2016
Max Frisch, ANDORRA - Fränkisches Theater Schloss Maßbach
Bildquelle/ Fotografenangabe © www.axellauer.de, © Bernd Böhner, © Gio Löwe, © Achim Zeppenfeld, Martina Dähne © privat, Gerd Silberbauer © privat, © Barbara Braun / drama-berlin.de, © Romana Kochanowski
Museum Obere Saline Bad Kissingen Bismarck-Museum Weltbad Salz und Heilquellen Spielzeugwelt Obere Saline 20 97688 Bad Kissingen Telefon (09 71) 807-12 30 Telefax (09 71) 807-12 39 www.museum-obere-saline.de Mittwoch bis Sonntag 14 bis 17 Uhr
Handgefertigtes Spielzeug aus der Rhön und aus aller Welt
SeniorenUniversität Bad Kissingen Vorlesungen 2015/2016
2015/2016
Wie fühlt es sich an, wenn man in einer ganz normalen bürgerlichen Gesellschaft glaubt, anders zu sein? Und wenn man deshalb plötzlich in Lebensgefahr gerät? Und keiner hilft, weil alle sich der Macht der Feinde beugen, sich ihnen auch anbiedern? Der Schweizer Max Frisch (Foto) unternahm es, 15 Jahre nach dem Ende der Nazi-Herrschaft in Deutschland am Beispiel einer Gemeinde zu zeigen, was hätte passieren können, wenn die Schweizer Grenzen nicht gehalten hätten, was überall passierte, wenn Judenhasser aus Deutschland einfielen in ein Dorf in Galizien oder Lettland oder anderswo, wo ein junger Jude bislang mit Vorurteilen zu kämpfen, aber nicht um sein Leben zu bangen hatte. Nach dem Ende der Nazi-Zeit bedurfte es wohl eines Dramatikers von außerhalb, um in einer klar strukturierten, eindrücklichen Parabel zu zeigen, wie noch so brave Bürgersleute um einen herum keinerlei Schutz bieten vor einer totalitären Ideologie. ‚Andri‘ nannte Frisch den Helden seines Stücks, das er 1960 schrieb, und er verlegte die Handlung in ein Land namens ‚Andorra‘, das in ständiger Bedrohung lebt durch einen gefährlichen Nachbarn. Dass er damit nicht den realen Kleinstaat in den Pyrenäen und auch nicht die Schweiz meinte, sondern ein fiktives Land, jedes Land, in dem Vorurteile gegenüber Fremden die Bevölkerung argwöhnisch machen und damit anfällig für fremdenfeindliche Ideologien, macht dieses Stück auch heute oder gerade heute wieder aktuell. Als großartiger Sprach- und Theaterkünstler hat er die Geschichte des angeblichen Juden Andri in eine knappe, eindringliche Form gefasst, lässt austauschbare Personen (der Pfarrer, der Lehrer) agieren in einem Geflecht von Feigheit, Lüge und Verrat. Andri ist der uneheliche Sohn des hochrespektablen Lehrers von ‚Andorra‘. Da sein Vater nicht zur Wahrheit stehen will, gibt er ihn als ein Judenkind aus, das er im Krieg vor Andorras Feinden gerettet habe. Dadurch wird er zum gefeierten Helden und Andri zum geduldeten Außenseiter, der jüdische Charaktereigenschaften an sich zu entdecken vermeint, obwohl er gar kein Jude ist. Sandra Lava (Foto), langjähriges Mitglied des Ensembles des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach und als Regisseurin ausgewiesene Spezialistin für den sensiblen, aber hellsichtigen Umgang mit heiklen zwischenmenschlichen Problemen, führt Regie bei dieser Aufführung.
• Barock in Franken • Das späte Mittelalter – eine Krisenzeit? • Martin von Tours – Elisabeth von Thüringen – Nikolaus von Myra: Die Wahrheit der Legende Das Programm der Seniorenuniversität für 2016 erscheint im September 2015. Ausführliches Programm/Anmeldung: Stadt Bad Kissingen - Seniorenuniversität Rathausplatz 4 · 97688 Bad Kissingen · Tel. 0971 807-1210 ·
[email protected] www.seniorenuniversitaet-kg.de · www.badkissingen.de
Koordination und Projektleitung: Peter Weidisch, Kulturreferent der Stadt Bad Kissingen Organisation und Betreuung: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH
Layout: foto-art-media | Bad Kissingen
Verantwortlich für Programmgestaltung und Publikation: Gerhild Ahnert, Intendantin des Theaterrings