Preview only show first 10 pages with watermark. For full document please download

4 Pro Seite - Informatik - Fb3

   EMBED


Share

Transcript

Übersicht Teil 3 • Kapitel 3.1: Sequenzenkalkül Logik Teil 3: Mehr zur Prädikatenlogik erster Stufe • Kapitel 3.2: Rekursive Aufzählbarkeit, Kompaktheit und 
 Löwenheim-Skolem • Kapitel 3.3: Ausdrucksstärke / 
 Grundlagen von Ehrenfeucht-Fraïssé-Spielen • Kapitel 3.4: Ehrenfeucht-Fraïssé-Spiele: Anwendungen 2 Mehr zur Prädikatenlogik Sequenzenkalkül Wir betrachten einen Kalkül für Gültigkeit in der Prädikatenlogik. Motivation: ¨ • rekursive Aufzahlbarkeit nachweisen • einfacher Beweis fur ¨ das Kompaktheitstheorem in FO Kapitel 3.1: Sequenzenkalkül Im Prinzip könnten wir wieder Resolution verwenden (Grundlage für Theorembeweiser der Logik erster Stufe) Wir verwenden aber einen technisch einfacheren Ansatz: Gentzens Sequenzenkalkül Der Einfachheit halber verzichten wir auf das Gleichheitsprädikat 3 4 Sequenz Sequenzenkalkül Definition Sequenz Eine Sequenz ist ein Ausdruck der Form ) , ¨ wobei und endliche Mengen von Satzen sind. • das Antezendenz und • das Sukzedenz. Die Sequenz Wir nennen Offensichtlich: V W ist gultig, wenn |= , in Worten: ¨ V jedes Modell von macht auch mindestens einen Satz aus ) Ist eine Sequenz ) Der Sequenzenkalkül erlaubt, alle gültigen Sequenzen abzuleiten. gultig, so schreiben wir |= ¨ ) • FO-Satz ' ist Tautologie gdw. die Sequenz ; ) {'} gultig ist ¨ wahr • FO-Satz ' ist unerfullbar gdw. die Sequenz {'} ) ; gultig ist ¨ ¨ W (denn ; ist unerfullbar) ¨ . Man kann den Sequenzenkalkül also auch als Kalkül zum Ableiten Beispiele für gültige Sequenzen: aller Tautologien/unerfüllbaren Formeln ansehen. • {8x P (x), Q(c)} ) {P (c) ^ Q(c), R(c, d)} • {P (c) _ Q(d)} ) {P (c), Q(d)} 5 6 Bestandteile des SK Axiome des SK Die zentralen Bestandteile des SK: Zum Hervorheben von Formeln in Sequenzen schreiben wir ,' ) • Axiome 
 , statt [ {'} ) [{ } 
 Sequenzen, die man ohne Beweis/Herleitung als gültig voraussetzt Definition Axiome SK Die Axiome des Sequenzenkalkuls ¨ (SK) sind alle Sequenzen der Form , ) , . • Schlussregeln Im Gegensatz zu Resolution/Hilbert hat das SK recht viele davon: 2 Stuck ¨ pro Operator ¬, ⇤, ⌅, , ⇥, Axiome sind offensichtlich gültige Sequenzen jeweils für die linke und die rechte Seite von Sequenzen (positive und negative Form der Regel) 7 8 Schlussregeln des SK (¬ ) ) , ( ,¬ (_ )) (^ )) (9 )) (8 )) ,⇥ ) , ,⇥ _ , ⇥, ,⇥ ^ ) () _) ) ) () ^) ) , [c] ) ⇥ , 9x '(x) ) , [t] ) ⇥ , 8x '(x) ) ¬) c nicht in , ⇥, (x) () 9) () 8) Ableitbarkeit im SK ) , Definition ableitbar ,¬ ) , ⇥, ) ,⇥ _ ) ,⇥ ) Die Menge der ableitbaren Sequenzen ist die kleinste Menge von Sequenzen, die ¨ und • alle Axiome des SK enthalt ) • abgeschlossen ist unter Regelanwendung: wenn Instanzen der Sequenzen in der oberen Zeile einer Schlussregel enthalten sind, so auch die entsprechende Instanz der unteren Zeile , ,⇥ ^ Ist eine Sequenz ) ⇥, [t] ) ) Instanz bedeutet: , ⇥, ⇥, , 9x '(x) ) ⇥, [c] ⇥ ableitbar, so schreiben wir ⇥ durch konkrete Formeln/Formelmengen ersetzen Beispiel c nicht in , 8x '(x) ⇥. , ⇥, (x) 9 10 SK-Beweise SK-Beweise Zur Erinnerung: Definition SK-Beweis In der Sequenz , Ein SK-Beweis ist ein Baum, dessen Knoten auf folgende Weise mit Sequenzen beschriftet sind: darf auch enthalten, muss aber nicht Darum darf man bei Anwendung von ( • Jedes Blatt ist mit einem Axiom beschriftet die verwendete Teilformel “behalten”: • Jeder innere Knoten ist mit einer Instanz der unteren Zeile einer Schlussregel beschriftet Beispiel (⇥ • die Kinder dieses Knotens sind dann genau mit den entsprechenden Instanzen der Sequenzen in der oberen Zeile der Regel beschriftet. P (c) ): (8 )) P (c) ⇥ P (d) 8x P (x) ) P (c) ^ P (d) Beachte: • jeder innere Knoten hat ein oder zwei Kinder • eine Sequenz ist ableitbar gdw. sie als Knotenbeschriftung in einem
 (ohne Behalten) SK-Beweis auftritt. ⇤) und (⇥ ) im SK-Beweis , [t] ) ⇥ , 8x '(x) ) 8x P (x), P (c) ) P (c) ^ P (d) 8x P (x) ) P (c) ^ P (d) (mit Behalten) Das gilt im Prinzip fur ¨ alle Regeln, ist aber nur bei () 9) und (8 )) nutzlich (und notwendig!) ¨ Beispiel 11 12 Korrektheit SK Vollständigkeit SK Theorem (Vollständigkeit SK) Theorem (Korrektheit SK) Wenn ⇥ ⇥, dann |= Wenn |= ⇥ (jede ableitbare Sequenz ist gultig). ¨ ⇥, dann ⇥ ⇥ (jede gultige Sequenz ist ableitbar). ¨ Beweis: Beweisstrategie: Es reicht zu zeigen: Man beweist das Kontrapositiv: wenn 1. alle SK-Axiome sind gultig ¨ offensichtlich gilt |= ⇥ ⇥ wenn es ⇥ ⇤ ⇥ gibt ) (Details im Grädel-Skript) nicht ableitbar, dann ) Also zu zeigen: es gibt Modell A fur ¨ 2. wenn eine Sequenz ⇥ durch das Anwenden einer Schlussregel auf gultige Sequenzen entsteht, dann ist ⇥ gultig. ¨ ¨ nicht gultig, also ¨ [ ¬ , wobei ¬ V 6|= W = {¬' | ' 2 . } ¨ Im Prinzip mochten wir A einfach aus die Nicht-Ableitbarkeit von Fallunterscheidung: ein Fall pro Regel. ) ablesen“; ” soll sicherstellen, dass A |= ¬ 13 Vollständigkeit SK 14 Mehr zur Prädikatenlogik Theorem (Vollständigkeit SK) Wenn |= A aus ” ⇥, dann ⇥ ⇥ (jede gultige Sequenz ist ableitbar). ¨ ablesen“: wenn z. B. = {Q1 (c), ¬Q2 (c), 9x P (x), P (c)} dann ist klar, wie A aus = {Q2 (c), ¬P (c)} Kapitel 3.2: Rekursive Aufzählbarkeit, Kompaktheit und Löwenheim-Skolem abgelesen wird und dass A |= ¬ . 
 Das geht aber nicht immer so einfach: = {Q1 (c) _ Q2 (c), 9x P (x)} Man muss darum und = {· · · } ¨ erst vervollstandigen. Für später: das konstruierte Modell ist höchstens abzählbar unendlich. 15 16 Rekursive Aufzählbarkeit Rekursive Aufzählbarkeit Theorem (Rekursive Aufzählbarkeit) Theorem (Rekursive Aufzählbarkeit) ¨ ¨ Fur Signatur ⌧ sind rekursiv aufzahlbar: ¨ jede rekursiv aufzahlbare ¨ ¨ Fur Signatur ⌧ sind rekursiv aufzahlbar: ¨ jede rekursiv aufzahlbare • die Menge aller Tautologien aus FO(⌧ ) • die Menge aller Tautologien aus FO(⌧ ) ¨ • die Menge aller unerfullbaren Satze aus FO(⌧ ) ¨ ¨ • die Menge aller unerfullbaren Satze aus FO(⌧ ) ¨ Beweis: Beweis: ¨ ¨ 1. Die Menge aller Satze uber Signatur ⌧ ist rekursiv aufzahlbar: ¨ ¨ 2. Die Menge aller SK-Beweise uber Signatur ⌧ ist rekursiv aufzahlbar: ¨ ¨ ¨ • Erzeuge alle Baume mit max. binarer Verzweigung, deren Knoten mit Strings uber dem Alphabet ¨ {¬, ^, _, 9, 8, (, ), =} [ VAR [ ⌧ markiert sind • Erzeuge alle Strings uber dem Alph. {¬, ^, _, 9, 8, (, ), =} [ VAR [ ⌧ ¨ • Gib diejenigen aus, die ein wohlgeformter FO-Satz sind • Gib diejenigen aus, die SK-Beweise sind 17 18 Rekursive Aufzählbarkeit Rekursive Aufzählbarkeit Theorem (Rekursive Aufzählbarkeit) Korollar ¨ ¨ Fur Signatur ⌧ sind rekursiv aufzahlbar: ¨ jede rekursiv aufzahlbare ¨ ¨ ist die Menge Wenn ⌧ mind. ein binares Relationssymbol enthalt, ¨ der erfullbaren FO(⌧ )-Formeln nicht rekursiv aufzahlbar. ¨ • die Menge aller Tautologien aus FO(⌧ ) ¨ • die Menge aller unerfullbaren Satze aus FO(⌧ ) ¨ Denn: Beweis: ¨ Um Erfullbarkeit von ' zu prufen, zahle simultan ¨ ¨ die erfullbaren Formeln und die unerfullbaren Formeln auf: ¨ ¨ ¨ 3. Die Menge aller Tautologien ist rekursiv aufzahlbar: • Erzeuge alle SK-Beweise erfüllbar '1 • Fur ¨ alle darin vorkommenden Sequenzen ; ) {'} gib ' aus unerfüllbar 1 Begrundung: ' ist Tautologie gdw. es SK-Beweis fur ¨ ¨ ; ) {'} gibt ¨ (Korrektheit und Vollstandigkeit des SK) '2 .. . 2 .. . Nach endlicher Zeit findet man Eingabeformel '. ¨ analog fur Satze: {'} ) ; ¨ unerfullbare ¨ Beachte: entscheidend ist hier die Endlichkeit von SK-Beweisen ¨ ¨ Waren die erfullbaren Formeln rekursiv aufzahlbar, ¨ ¨ Erfullbarkeit so ware entscheidbar: ¨ 19 20 Rekursive Aufzählbarkeit Theorembeweiser Über endlichen Strukturen kehrt sich die Situation um: Rekursive Aufzählbarkeit liefert Semi-Entscheidbarkeit für Gültigkeit
 (und Unerfüllbarkeit): Theorem (Rekursive Aufzählbarkeit, endliche Modelle) • wenn Eingabe Tautologie, dann terminiert der Algorithmus nach endlicher Zeit und antwortet gultig“; ¨ ” • anderenfalls terminiert der Algorithmus nicht ¨ Uber endlichen Modellen gilt: ¨ 1. die Menge der erfullbaren Formeln ist rekursiv aufzahlbar, ¨ ¨ fur Signatur ⌧ ¨ jede aufzahlbare ¨ 2. die Menge der unerfullbaren Formeln ist nicht rekursiv aufzahlbar, ¨ ebensowenig die Menge der Tautologien Auf diesem Prinzip beruhen moderne Theorembeweiser wie Vampire, Paradox, Spass; allerdings wird ... • meist Resolution verwendet (mit aufwendigen Optimierungstechniken) ¨ ¨ • durch zusatzliche Verfahren in vielen Fallen“ auch Terminierung ” auf Nicht-Tautologien erreicht Beweis in der Übung. 21 22 Theorembeweiser Kompaktheit Beachte: Der Kompaktheitssatz für FO ist wie in der Aussagenlogik formuliert: wenn eine FO-Theorie eine endliche Axiomatisierung ⇥ hat, dann kann ein Theorembeweiser auch fur verwendet werden: ¨ Theorem (Kompaktheitssatz) '2 gdw. V ¨ Fur ¨ alle Mengen von Satzen ⇧ ! ' Tautologie Auch auf unendliche Axiomatisierungen können viele Beweiser
 angepasst werden ¨ FO und Satze ' ⇥ FO gilt: 1. ist erfullbar gdw. jede endliche Teilmenge von ¨ 2. |= ' gdw. endliches ⇥ erfullbar ist ¨ existiert mit ⇥ |= ' Dieser Satz hat verschiedene wichtige Anwendungen: Man kann sie aber nicht verwenden, um zahlentheoretische Resultate
 wie die Goldbachsche Vermutung zu beweisen, denn • Nicht-Ausdruckbarkeitsbeweise von Eigenschaften in FO ¨ ¨ • fundamentale modelltheoretische Resultate wie die Satze ¨ von Lowenheim-Skolem Th(N, +, ·, 0, 1) ist ja nicht axiomatisierbar. Sein Beweis verwendet eine Variation des Sequenzenkalküls 23 24 Erweitertes Sequenzenkalkül Kompaktheit Beweis von Kompaktheit erfordert Variation des Sequenzenkalküls: Theorem (Kompaktheitssatz) ¨ Fur ¨ alle Mengen von Satzen Anstatt fur von Sequenzen (|= ⇧ ) ) interessiert man ¨ die Gultigkeit ¨ sich nun fur ¨ die Folgerbarkeit von Sequenzen aus einer (eventuell unendlichen) Formelmenge : V W |= ⇧ ) steht fur |= ⇧ ! ¨ ¨ ¨ man die -Erweiterung Fur ✓ FO erhalt ¨ eine Menge von Satzen des SK durch Hinzufugen der Regel ¨ ( -Regel) ⇧, ' ) ⇧) 1. ist erfullbar gdw. jede endliche Teilmenge von ¨ 2. |= ' gdw. endliches ⇥ existiert mit ⇥ |= ' Es gibt SK-Beweis fur ¨ ⇧) gdw. |= '2 in der -Erweiterung des SK ableitbar gdw. erfullbar ist ¨ Beweis mittels -Erweiterung des Sequenzenkalkuls, ¨ in der also gilt: ^ ⇧! _ Beachte: es wird hier eine syntaktische Eigenschaft (Kalkül!) Theorem (Korrektheit+Vollständigkeit erweiterter SK) ⇧) ¨ FO und Satze ' ⇥ FO gilt: in eine rein semantische (Erfüllbarkeit, Konsequenz!) übertragen. |= ⇧ ) 25 26 Kompaktheit Unendliche Modelle Wir nutzen die Kompaktheit zum Beweis einiger wichtiger modell- Theorem (unbeschränkte endliche Modelle) theoretischer Resultate Wenn ein FO-Satz ' beliebig große endliche Modelle besitzt (d. h. fur ¨ jedes n 0 gibt es Modell A mit |A| n), dann hat ' auch ein unendliches Modell. Diese beziehen sich einerseits auf die Größe von Modellen: • Wie groß können die Modelle einer gegebenen Formel werden? Dieses Theorem impliziert eine Beschränkung der Ausdrucksstärke • Gibt es Formeln, die nur in endlichen/unendlichen/abzählbaren/
 von FO: überabzählbaren Modellen erfüllbar sind? Es gibt keinen FO-Satz ', so dass A |= ' gdw. |A| endlich. Andererseits erlauben sie uns erste Beobachtungen bezüglich der Grenzen der Ausdrucksstärke von FO: Das heißt: Endlichkeit ist nicht FO-ausdrückbar. ¨ Fur  n“ aber naturlich leicht ausdruckbar: ¨ ein festes n ist Modellgroße ¨ ¨ ” W 8x0 · · · 8xn 0i n W 0i 2k i Korollar Duplicator hat Gewinnstrategie fur ¨ Gk (Ak , Bk ). 51 52 Zusammenhang Erreichbarkeit Für viele Anwendungen ist es nützlich,
 Erreichbarkeit bezüglich einer binären Relation verwenden zu können. Beispiel SQL: Datenbank mit Direktverbindungen einer Fluggesellschaft
 Mittels Erreichbarkeit bekommt alle Verbindungen, mit und ohne Umsteigen Korollar Zusammenhang ist nicht FO-ausdruckbar, weder in der Klasse aller ¨ Strukturen noch in der Klasse aller endlichen Strukturen. Wichtiges Resultat: Theorem ¨ Relation. Es gibt keine Formel '(x, y) 2 FO(⌧ ) Sei ⌧ = {E} mit E binare die Erreichbarkeit (entlang E) definiert, d.h. so dass fur ¨ alle Strukturen A = (A, E A ) gilt: A |= '[a, b] gdw. es einen Pfad in A von a nach b gibt 53 Nicht-Ausdrückbarkeit Auch nicht FO-ausdruckbar z.B.: ¨ ¨ • Azyklizitat • Graphen, die ein Baum sind ¨ • Planaritat ¨ • k-Farbbarkeit fur ¨ beliebiges (fixes) k 2 • quasi jede algorithmisch interessante Eigenschaft von Graphen (wir werden in Teil 4 sehen, warum das so ist!) 55 54