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78, 45, 33 – vom sanften Ton zum starken Sound Die Schallplatte begeistert die Welt Was ist Musik? Musik ist eine Sprache in Tönen. Mehrere Töne erschaffen Klänge, so wie Buchstaben Worte formen. Musik berührt fast alle Menschen. Sie weckt Emotionen. Musik gilt auch als eine Sprache des Herzens. Der einzelne Mensch kann sich in ihr beglückt verlieren, gleichzeitig kann die Musik aber auch für das Lebensgefühl einer ganzen Generation stehen.
James Last (1929–2015) und Bata Illic (*1939) im Aufnahmestudio der Deutschen Grammophon, 1970er Jahre
Lange schien es ein unerfüllbarer Wunsch der Menschheit zu sein, Töne zu konservieren. Davon zeugen viele philosophische Betrachtungen, Geschichten und Märchen. Thomas Alva Edison gelang es 1877, den Ton zu bannen und ihn über den Phonographen wieder abzuspielen. Der gebürtige Hannoveraner Emile Berliner (1851–1929) entwickelte aus diesen Erfahrungen 1887 das Grammophon. Seine Idee war es, mit Hilfe der Schallplatte die Musik einem großen Publikum zugänglich zu machen. Zusammen mit seinen Brüdern Joseph und Jacob gründete er 1898 die Deutsche Grammophon Gesellschaft in Hannover. Die klingende Scheibe eroberte von hier aus die Welt. Fast ein Jahrhundert prägte die Schallplatte das Hörerlebnis und erreichte ein hohes technisches Niveau. Den Klängen aus der Rille – vom sanften Ton bis zum starken Sound – ist diese Ausstellung gewidmet.
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Der Phonograph An der Entwicklung eines Apparates, der Töne aufzeichnen kann, hatten bereits mehrere Erfinder gearbeitet. Einer ihrer namhaftesten Vertreter war der Franzose Charles Cros (1842-1888). Er hatte vor Thomas A. Edison (1847–1931) eine Idee, wie sich Töne wiedergeben lassen. Allerdings blieb dies eine Theorie. Im Jahr 1877 gelang es schließlich Edison, ein Gerät zu entwickeln, mit dem man Töne aufnehmen und wieder abspielen konnte: den Phonographen. Auf öffentlichen Plätzen bestaunten die Menschen den Phonographen als sensationelle Erfindung. Zunächst erprobte man ihn als Diktiergerät in Büros. Schließlich setzte sich der Phonograph bestückt mit Musikwalzen als Unterhaltungsmedium durch. Musiker, die in späteren Jahren im Schallplattengewerbe berühmt werden sollten, begannen damit, Walzen zu besingen.
Edison selbst entwickelte zwischenzeitlich die Glühlampe. Nachdem andere Erfinder an der Verbesserung des Phonographen gearbeitet hatten, packte ihn noch einmal der Ehrgeiz und so konnte er gut ein Jahrzehnt nach Bekanntgabe seiner Erfindung eine verbesserte Version präsentieren. Auch an der Qualität der Walzen arbeitete er kontinuierlich weiter. Ab 1912 widmete sich auch Edison der Schallplatte. Sie hatte die Walze abgelöst.
Edison Gold Moulded Records (Goldguss-Walzen), Hartwachs, ab 1901 Die Walzen ließen sich durch eine weiterentwickelte Technik gut vervielfältigen. Die Abspielgeschwindigkeit wurde von 90 bis 120 auf 160 Umdrehungen pro Minute standardisiert. Die Spieldauer betrug ca. zwei Minuten. 1905 waren bereits 30-cm-Schallplatten mit einer Spieldauer von vier Minuten auf dem Markt. Edison entwickelte die Walzen weiter und kam auf reichlich vier Minuten Spieldauer. 1912 brachte er die Edison Blue Amberol aus Zelluloid auf den Markt. Die Walzen wurden unzerbrechlich und konnten ca. 3.000-mal gespielt werden. Die Qualität übertraf alle Walzen und auch alle Platten der Konkurrenzfirmen.
Phonograph, verm. Columbia Records, 1901 Schalldose nachgebaut. Das Gerät wird nicht mit einer Kurbel, sondern mit einem Schlüssel aufgezogen.
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„In der Musik können wir Ewigkeit in ein paar Sekunden erleben.“ Daniel Barenboim (*1942), Pianist und Dirigent Jede Kultur hat ihre Musik. Bereits vor tausenden von Jahren musizierten die Menschen. In der biblischen Geschichte gilt Jubal als Erfinder des ersten Musikinstruments. Auf religiöse Lieder folgten in späteren Jahrhunderten Musikstücke verschiedener Gattungen, wie klassische Musik, Volkslieder, Unterhaltungsmusik, Arbeiterlieder und Militärmusik. Musik begleitet den Menschen durch sein Leben. Musikalische Klänge lösen Gefühle aus. Ob der Hörer Orgelklängen in der Kirche, Ouvertüren in der Oper oder rockigen Sounds in Arenen lauscht – Musik geht unter die Haut. Ihr Klang kann Enthusiasmus, aber auch stille Empfindungen hervorrufen.
In bestimmten Musikstücken drückt sich der Zeitgeist einer Generation aus. Diese Lieder stehen für gesellschaftliche Visionen oder politische Proteste. Oft wirkt Musik instrumentalisierend und soll, wie zum Beispiel in Kriegen und Diktaturen, von der Realität ablenken.
Für den Komponisten und Musiker ist die Musik eine Form des künstlerischen Ausdrucks. Im Wechselspiel von sanften Tönen und starken Akkorden liegt der unvergleichliche Zauber von Musik begründet. Die Möglichkeit der Tonkonservierung eröffnete Künstlern völlig neue Betätigungsfelder. Viele Interpreten wurden dadurch bekannt, andere weltberühmt. Seit Erfindung der Tonkonservierung kann jedes Musikstück auch außerhalb des Konzertsaals, in privater Atmosphäre, genossen werden. Im 20. Jahrhundert begann das Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Musik. Die Schallplatte galt über einen Zeitraum von 100 Jahren als erfolgreichste Tonkonserve und findet bis in die Gegenwart immer wieder neue Liebhaber. Ob im Konzertsaal oder Wohnzimmer, der Hörer erlebt Musik als Ewigkeit im Augenblick …
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„Schallplatten, ihr runden, verschönt uns die Stunden …“ „… Laut oder leise, Tief oder hell, Wie wir euch bestellt. Dreht euch im Kreise …“ Joachim Ringelnatz (1883–1934), Schriftsteller, Kabarettist und Maler
Das Jahr 1887 stellt einen Meilenstein in der Entwicklung der seit Jahrhunderten erwarteten Tonkonservierung dar. Emile Berliner meldete in diesem Jahr das Grammophon als Patent an. Im Unterschied zu Edison sah Berliner in seiner Erfindung von Anfang an ein Gerät für die Wiedergabe von Musik und keine „Sprechmaschine“ für Diktate. Berliner entwickelte für seine Platten die Seitenschrift. Diese läuft in der Plattenrille seitlich hin und her und nicht auf und ab wie bei der Tiefenschrift Edisons. Die frühe Schallplatte hatte mit 12 Zentimetern exakt die Größe der späteren Compact Disk (CD). Sie war nur einseitig abspielbar bei einer Spiel dauer von zwei, später maximal fünf Minuten. An den Grammophonen befand sich eine Kurbel, die es während der gesamten Spieldauer der Platte gleichmäßig zu drehen galt.
Edison hielt auch bei seinen Schallplatten an der Tiefenschrift fest.
Emile Berliner arbeitet am Grammophon.
Eldridge R. Johnson (1867– 1945), Geschäftspartner von Emile Berliner, ent wickelte 1896 ein Federlaufwerk für Grammo phone.
Eine genormte Einheitsgeschwindigkeit von 78 Um drehungen pro Minute (UpM) konnte sich ab 1912 durchsetzen. Ein Federlaufwerk ersparte mittlerweile das ständige Drehen. Für Bürger mit durchschnittlichem Einkommen waren die ersten Grammophone und Schallplatten unerschwinglich. Durch verbesserte Produktionsverfahren konnten die Preise laufend gesenkt werden. Zudem ließen gezielte Werbekampagnen den Absatz sprunghaft ansteigen. Ab Mitte der Zwan ziger etablierte sich das Grammophon in vielen Privathaushalten. Der gut sortierte Fachhandel verkaufte Schallplatten und Grammophone. Das Grammophon blieb bis Ende der 1920er Jahre ein mechanisches Wiedergabegerät. Einzig sein Plattenteller wurde in diesen Jahren elektrisch gedreht. Die Musik kam ohne Verstärkung direkt aus der Rille.
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Erste Aufnahmen Anfang des 20. Jahrhunderts gelang es Vertretern der Schallplattenindustrie, Künstler zu ersten Aufnahmen vor dem Grammophontrichter zu überreden. Weltstars wie Enrico Caruso (1873–1921), aber auch weniger berühmte Sänger, erkannten den Wert und die Vorteile der Tonkonservierung. Das neue Medium beeindruckte und erfüllte alle an den Tonaufnahmen Beteiligten mit Stolz. Für die Sänger bedeutete die Tonaufnahme auf engstem Raum eine Umstellung. Sie hatten streng den Anweisungen der Aufnahmeleiter zu folgen und aus tontechnischen Gründen mit sehr lauter und kräftiger Stimme in die Trichter zu singen. Die Intensität der Aufnahme war einzig von der Schallquelle abhängig. Sogar die klassische Orchesterbesetzung wurde geändert, um den besonderen Anforderungen einer Plattenaufnahme zu genügen.
Tischgrammophon, ca. 1905 Grammophon für Schellackplatten mit 17 cm Durchmesser. Die Schalldose ist direkt am Trichter befestigt, die Nadel wird von der Rille geführt, der Trichter bewegt sich mit. Auf dem Tonarm liegt ein Gewicht von bis zu fast 200 Gramm, ein Hundertfaches im Vergleich zu den Tonarmen der späteren elektrischen Plattenspieler.
Nun konnte der Künstler seine Stimme selbst hören und beurteilen. Komponisten wurden mit der Schallplatte vertrauter und komponierten für sie. Trotzdem hat jede Musikwiedergabe ihre Grenzen. Denn wie die Musik früherer Kompo nisten geklungen haben mag wissen wir – trotz vorhandener Partituren – nicht genau.
Selma Kurz (1874–1933) mit Orchesterbegleitung im Aufnahmestudio
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Die J. Berliner Telephongesellschaft produziert erste Platten Emile Berliner wurde 1851 geboren. Er gehörte einer kinderreichen Familie assimilierter Juden an, die seit vier Generationen in Hannover lebte. Bis zum heutigen Tage steht sein Name in Verbindung mit der Erfindung der Schallplatte und der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Weniger bekannt ist, dass er bereits 1881 mit seinem Bruder Joseph Berliner die erste Fabrik für Telefone in Europa aufbaute.
Emile Berliner (1851–1929) erhielt 1881 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er war ein vielseitig talentierter Mensch, arbeitete neben dem Telefon und der Schallplatte an einer Hymne, einem Drink, einem Hubschraubermotor u. a.
In Hannover folgte 1898 die Gründung der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Joseph Berliner hatte in seiner Fabrik in der Kniestraße schon erste Versuche mit der Plattenproduktion unternommen. Zur Unternehmerfamilie gehörte auch Jacob Berliner, der Mitbegründer der Hackethal-Draht Gesellschaft in Hannover war, und in seinem Unternehmen den Leitungsdraht für das Tele grafen- und Fernsprechwesen herstellte.
Joseph Berliner (1858–1938)
Jacob Berliner (1849–1918)
Auch aufgrund dieser geschickten Verzahnung einzelner Produktionszweige expandierte das Unternehmen schnell. Die Brüder Berliner ließen ihre Arbeiter und Angestellten am Erfolg teilhaben. Ihre sozialen und finanziellen Leistungen waren vorbildlich für die damalige Zeit.
Deutsche Grammophon Gesellschaft – die Anfänge Zeit hatte das Unternehmen bereits über 5.000 Titel im Programm. Neben Musik befanden sich auch Lehrund Sprechplatten im Angebot. Es entstanden Zweig stellen in der ganzen Welt. 1902 zog das Unternehmen von der Kniestraße in die Podbielskistraße um. Der Erste Weltkrieg trennte die Tochtergesellschaft von ihrer Mutter in England. Die Polyphon Musikwerke – die in früheren Zeiten sehr erfolgreich Spieluhren produziert hatten – übernahmen die Deutsche Grammophon AG. Die Anfänge in der Kniestraße, 2. v. r.: Joseph Berliner, Leiter der Deutschen Grammophon
Bei Gründung des Unternehmens 1898 war es möglich, 10 Platten pro Stunde an einer Maschine zu pressen. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren es bereits 20 Platten pro Stunde. Im Jahr 1904 konnten täglich bis zu 25.000 Platten produziert werden. Die Grammophon Gesellschaft bekam 1900 die Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Kurz darauf übernahm die englische Muttergesellschaft, die Gramophone Company Ltd., alle Anteile. Mit großem Engagement und technischem Know-how begann die hannoversche Tochtergesellschaft mit der Produktion von Schallplatten. Zu dieser frühen
Die Belegschaft feiert das 25-jährige Bestehen der Deutschen Grammophon Gesellschaft, 1923
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Deutsche Grammophon Gesellschaft PolyGram Ab 1925 wurde das akustisch-mechanische Aufnahme- und Wiedergabeverfahren weltweit durch das elektro-akustische ersetzt. Diese Neuerung machte Neuaufnahmen des gesamten Repertoires notwendig. Die bessere Hörqualität überzeugte die Hörer, das Geschäft mit der Platte boomte.
Werk I nach seinem Umbau 1954
Die Weltwirtschaftskrise 1929 zerstörte das florierende Plattengeschäft. Mit der Machtübernahme durch die National sozialisten begann die Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Dies hatte auch starke Auswirkungen bis in die Führungsebene der Deutschen Grammophon. 1937 wurde die Aktiengesellschaft aufgelöst. Die Anteile der jüdischen Mehrheitsaktionäre übernahmen die Deutsche
Werk I zwischen 1927 und 1954. 1927 entstand der heute noch existierende Klinkerbau, links im Bild. 1954 musste das Häuschen, das bereits vor dem Bezug der Grammophon Gesellschaft dort gestanden hatte, dem Neubau weichen.
Bank und Telefunken. Die daraus entstandene Gesell schaft nannte sich Deutsche Grammophon GmbH. Die Produktion lief ab 1939 nur noch schleppend, weil unter anderem viele Männer aus der Belegschaft zum Kriegsdienst einberufen worden waren. 1941 wurde Siemens Alleininhaber der Deutschen Grammophon Gesellschaft. 1962 legten Siemens und Philips ihre Tochterfirmen unter Beibehaltung rechtlicher Unabhängigkeit wirtschaftlich zusammen. 1971 entstand daraus die PolyGram. Die Produktion von Schellackplatten wurde Ende der 1950er Jahre eingestellt. Die Stereo-Langspielplatte aus Vinyl brachte ab 1958 einen noch nie dagewesenen Hörgenuss – so, als wäre man live dabei.
PolyGram Universal Deutsche Grammophon Gesellschaft
Teilansicht des 1958 errichteten Werkes II in Hannover-Langenhagen
Ehemaliges Werk I der Deutschen Grammophon in der Podbielskistraße – heute ein Büropark
Rund 90 Jahre blieb die Schallplatte konkurrenzlos. Ende des 20. Jahrhunderts begann ihr Stern aber langsam zu sinken. Die Nachkriegsgeneration nahm Musik über das Tonband auf, deren Kinder über die MusiCassette (MC). Im Jahr 1982 änderte sich das Medium erneut: die Deutsche Grammophon, die damals unter dem Namen PolyGram firmierte, begann mit der Produktion der Compact Disc (CD). Innerhalb weniger Jahre hatte das neue Medium die Platte überholt. Unter dem Namen „Deutsche Grammophon“ wird bis heute klassische Musik vermarktet. Das KlassikLabel gehört mittlerweile zur Universal Music Group. Weltweit genießen die Aufnahmen dieses Labels nach wie vor hohes Ansehen. Das Unternehmen hat sich früh dem digitalen Zeitalter geöffnet und darin eine Vorreiterrolle eingenommen: So bietet die DG-Concerts-Serie seit 2006 Live-Aufnahmen als Downloads an, seit 2014 wird die weltweit erste Streaming-App für klassische Musik angeboten.
Werk II, 1960er Jahre. Eine Maschine produzierte alle zehn Sekunden eine Platte
Im ehemaligen Werk II in Langenhagen, Emil-BerlinerStraße, produziert die Entertainment Distribution Company (EDC) unter anderem noch immer CDs. Die ehemalige Produktionsstätte in der Podbielskistraße, Werk I, ist heute ein Büropark. Mitarbeiter des früheren Tonstudios der Deutschen Grammophon arbeiten heute in einem unabhängigen Produktionsstudio, den Emil Berliner Studios, in Berlin.
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„Sendet 50.000 Engel!“ Telegramm eines Verkäufers mit dringender Bitte an die Deutsche Grammophon um Nachlieferung eines Verkaufsschlagers Beim Aufnahmeverfahren werden die Schallwellen der Inter preten mit Hilfe eines Stichels in eine Aufnahmevorlage ein graviert. Nach einer Reihe von Versuchen verwendete Berliner ab 1902 Wachsfür das Aufnehmen von Platten. Seit Ende der 1940er Jahre wurden Lackfolien als Vorlagen eingesetzt. In galvanischen Bädern fertigen die Mitarbeiter in den Schallplattenfirmen von diesen Aufnahmevorlagen Kopien an. Seit 1922 verfährt man dabei nach dem Vater-MutterSohn-Prinzip. Der Vater ist eine negative Kopie von der Aufnahmevorlage, die Mutter eine positive Kopie und das wiederum von der Mutter kopierte Sohn-Negativ wird zur Pressvorlage, der Matrize, für die Plattenproduktion. Das
Herstellung der Matrizen
seit den 1980er Jahren ebenfalls angewandte Direct-MetalMastering-Verfahren (DMM) überspringt zwei Arbeitsschritte in der Galvanik. Das Material der Platten bestand ab 1897 aus einer Mischung aus Schellack, Gesteinsmehl, Baumwollflock und Ruß. Ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre setzte sich Polyvinylchlorid (PVC) – kurz Vinyl genannt – als Plattenrohstoff durch. Das vorbereitete Material kommt in die Presse, in der mit Hilfe zweier Matrizen die Pressung erfolgt. Danach werden die Platten stichprobenartig überprüft, verpackt und versandt. Im Folgenden werden die Arbeitsschritte aus unterschiedlichen Zeiten gezeigt. Diese Verfahren der Plattenproduktion sind grundsätzlich beibehalten worden. Alle Aufnahmen stammen aus den Werken der Deutschen Grammophon Gesellschaft.
1 Musik wird auf genommen. Blick vom Regieraum in das Aufnahmestudio, 1950er Jahre. 2 Ab Ende der 1940er Jahre ersetzte die Tonband-Technik das Schreiben in Wachs. Die Aufnahmen werden in einem weiteren Ar beitsschritt auf Lackfolie überspielt.
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3 Die bespielte Lackfolie gelangt in die Galvanik, wo sie vervielfältigt werden soll. Der erste Schritt hierfür ist die Versilberung der Folie, um sie elektrisch leitend zu machen, um 1960. 4 Galvanik, 1920er Jahre. 5 5 Galvanik, 1950er Jahre. Von der versilberten Folie wird ein „Vater“ (Negativ) abgezogen, davon die „Mutter“, davon der „Sohn“, der als Pressmatrize dient. Bei dem Direct-MetalMastering-Verfahren (DMM) werden heutzu tage zwei Arbeitsschritte in der Galvanik eingespart. Hierbei wird der „Sohn“ direkt von der Vorlage gezogen.
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6 Hierfür brauchte man Fingerspitzengefühl: Trennung zweier Galvanos, 1967. 7 Die Pressmatrizen werden in der Matrizenschleiferei bearbeitet …, 1957 8 … und dann sorgfältig geputzt, um 1950.
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Herstellung des Plattenmaterials 9 Mischapparat, hier wurden die Bestandteile der Schellack mischung vorbereitet, 1938. 10 Die Schellackmasse wurde erwärmt, ausgewalzt und in Form von Tafeln (Rohlingen) portioniert, 1938. 9
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11 Die Schellacktafeln wurden nochmals erwärmt …, 1938 12 … und landeten als Schellackhaufen in der Presse. Die Etiketten werden – ebenso wie bei dem Plattenmaterial Vinyl und dem Vinyl-Kloß – gleich mit eingepresst, 1950er Jahre. 13 Platte mit Pressrand, 1950er Jahre.
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14 Die Schallplatten werden optisch überprüft, 1938. 15 Stichprobenartig erfolgt die akustische Revision, um 1965. 16 So sah es 1967 bei der Verpackung der Platten aus. 17 Um 1909 erfolgte der Versand noch mit wenigen, aber echten Pferdestärken.
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„Music is a world within itself, with a language we all understand.” Musik ist eine Welt für sich, mit einer Sprache, die wir alle verstehen.
Stevie Wonder (*1950), Sänger Die ersten elektrischen Plattenspieler liefen in Kombination mit Radiogeräten. Aufsteckbare Tonarme an den Grammophonen waren mit einem Wandler versehen, der mechanische Schwingungen in elektrische umformte. Das erzeugte elektrische Signal wurde über den Verstärker des Radios wiederge geben.
Ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahren kamen elektrisch aufgenommene Platten auf den Markt. 1928 erreichte die Deutsche Grammophon mit „Erzengel Gabriel verkündet den Hirten Christi Geburt“ erstmals die Millionen-Auflage.
In Fachkreisen sahen einige Experten im Rundfunk eine Konkurrenz zur Schallplatte. Diese sollte sich am Ende aber nicht bestätigen. Beide Medien deckten unterschiedliche Bereiche ab und ergänzten sich daher. Deutlich wurde diese Entwicklung mit dem Aufkommen kombinierter Musikmöbel. Sie kamen ab den 1950er Jahren auf den Markt.
Bedingt durch den Rohstoffmangel gab es nur neue Platten, wenn sie gegen alte eingetauscht werden konnten: Schellackbruch Ende der 1940er Jahre.
Die Platten liefen noch immer mit 78 Umdrehungen pro Minute (UpM), die Spielzeit lag zwischen vier bis fünf Minuten pro Seite. Es wurde kontinuierlich daran gearbeitet, die Spieldauer einer Schallplatte zu verlängern, denn das häufige Plattenwechseln störte den Musikgenuss. Die Weltwirtschaftskrise 1929 und die folgende NS-Diktatur hatten große Auswirkungen auf die Schallplattenindustrie. Die Absatzzahlen sanken stark. Zahlreiche Künstler und Produzenten emi grierten aus politischen Gründen aus Deutschland, andere zogen in den Krieg. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre setzte in der Bundesrepublik Deutschland ein beispielloses Wirtschaftswachstum ein. Die Produkte der Unterhaltungselektronik waren nun besonders gefragt. Das neue Plattenmaterial Vinyl und die Geschwindigkeit von 33 Umdrehungen in der Minute verlängerten die Spielzeit enorm. Mit dem Stereosystem erreichte die Klangqualität der Schallplatten eine neue Dimension.
Kofferplattenspieler, Dual P410V, 1966–67, ausgestattet für vier Geschwindigkeiten und einer dafür vorgesehenen Wendenadel. Der Plattenspieler war also auch noch in den späten 1960er Jahren für Schellackplatten ausgerüstet! Die Lautsprecher befinden sich im Deckel. Originalpreis: 225,- DM Sammlung Museum für Energiegeschichte(n)
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„Unter der Tonkunst schwillt das Meer unseres Herzens auf…“ Jean Paul (1763–1825), Schriftsteller
Noch vor 150 Jahren galt die Vorstellung, in privater Atmosphäre Musik zu hören, als unerreichbarer Luxus. Die großen Pionierleistungen von Thomas Alva Edison und Emile Berliner auf dem Gebiet der Tonkonservierung waren Ende des 19. Jahrhunderts zunächst nur in Fachkreisen bekannt, bald jedoch Gesprächsstoff breiter Bevölkerungsschichten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich die Schallplatte von Emile Berliner gegen das Konkurrenzprodukt Tonwalze durch. Töne konnten auf ihr in einem industriellen Verfahren konserviert und in immer wieder exakt gleicher Qualität abgespielt werden. Daher fasziniert die Schallplatte noch heute mehr als andere Tondokumente. Besonders hervorzuheben ist der soziale Stellenwert der Schallplatte. Durch ihre Verbreitung im 20. Jahrhundert verlor das Musikhören an Exklusivität. Denn auch noch vor 100 Jahren genossen nur wenige privilegierte Bürger musikalische Klänge in einem Saal oder auf einer Freilichtbühne. Erst die Schallplatte eröffnete bei hoher Tonqualität und erschwinglichem Preis jedermann die Welt der Musik – ob Klassik, Jazz, Rock oder Pop.
Rega RP40, Riemengetriebener manueller Plattenspieler, 2013, Jubiläumsmodell zum 40-jährigen Bestehen der Firma Rega, ausgestattet für zwei Geschwindigkeiten: 33 und 45 U/min. Originalpreis: 1.000,- EUR TAD-Audiovertrieb GmbH, Aschau
Die Schallplatte war ein knappes Jahrhundert lang das Medium des aufgezeichneten Tons. Ab Anfang der 1980er Jahre wurde die „Scheibe“ nach und nach von der CD abgelöst. Der Musikliebhaber sammelte statt Platten-Cover nun Booklets. Im heutigen digitalen Zeitalter hat man oft nichts mehr in den Händen. Musikbesitz hat nur noch wenig mit dem Besitzerstolz vergangener Zeiten gemein. Das Internet bietet dem Nutzer jedoch andere Möglichkeiten: Tausende Titel können aus dem „Netz“ heruntergeladen und Musikclips angesehen werden. Wenn sich auch die Medien gewandelt haben – die Musik berührt die Menschen, in jedem Alter und jeder Kultur.
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Engel, Hund und Tulpen – die Markenzeichen der Deutschen Grammophon Gesellschaft im Wandel Bedingt durch den Besitzerwechsel der Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, musste die Deutsche Grammophon das Marken zeichen nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig aufgeben. Für die Klassiksparte wurde das gelbe Label mit der Tulpenkartusche eingeführt. Die sogenannte Unterhaltungsmusik wurde unter der Marke Polydor vertrieben. Die RCA in Amerika und die EMI, beides Nachfolgefirmen der ersten großen Firmen in Amerika und Europa, führten das Markenzeichen mit dem Hund weiter. Bis 1909 kannte man den „Schreibenden Engel“ als Markenzeichen der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Dann wurde es durch einen kleinen, aber weltbekannten Hund abgelöst. Angeblich posierte der Hund Nipper ursprünglich auf einem Ölgemälde vor einem Phonographen. Sein Herrchen, der Maler Francis Barraud (1856– 1924), bot es der Edison Gesellschaft an, die Phonographen herstellte. Das Unternehmen hatte kein Interesse an dem Bild. Umso mehr aber die Gramophone Company in England, die Mutter gesellschaft der Deutschen Grammophon. Dem Gemälde wird die Geschichte zugedichtet, dass der Terrier – vor dem Grammophon sitzend – der Stimme seines verstorbenen Herrn lauschte. Unter dem Namen „Die Stimme seines Herrn“ beziehungsweise „His master´s voice“ wurde Nipper zum neuen Markenzeichen des Unternehmens.
Museum für Energiegeschichte(n) Humboldtstraße 32 30169 Hannover T 05 11-12 31 16-3 49 41
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Bearbeitung: Gabriela Kilian, M.A. Abbildungsnachweis: Alle nicht gekennzeichneten Abbildungen stammen aus dem Unternehmensarchiv der Deutschen Grammophon Gesellschaft