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8 Im Fokus Im Fokus 9

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8 I M FO KU S Luxemburger Wort Mittwoch, den 12. August 2015 I M FO KU S Luxemburger Wort Mittwoch, den 12. August 2015 9 Mit Spaß ans Ziel: Grob- und feinmotorische Fähigkeiten der Kunden werden bei ASA ..... Hippotherapie: Auf dem Rücken der Pferde werden Körper und Geist gleichzeitig stimuliert. (FOTOS: CHERYL CADAMURO/„SCHNEIDER HAFF“) Tierische Helfer Wenn Hund, Katze und Pferd mehr sind als nur treue Begleiter VON CHERYL CADAMURO Tiergestützte Pädagogik: Hund Exi verurteilt nicht, er ist einfach nur für die Patienten da. Als Freunde sind sie schon lange nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken: Hund, Pferd und Katze. Dass sie aber auch bei der Linderung psychischer und körperlicher Erkrankungen bei Menschen einen wertvollen Beitrag leisten können, ist – trotz zahlreicher Studien – weitaus weniger bekannt. Dabei gewinnt die tiergestützte Pädagogik auch in Luxemburg an Beliebtheit. „Exi ist mein Freund“, sagt die junge Frau begeistert. Zum Beweis streichelt sie dem süßen Golden Retriever über den Kopf. Er schmiegt sich eng an sie. Eine ganz normale Freundschaft zwischen Mensch und Tier – könnte man meinen. Doch Exi ist kein gewöhnlicher Hund und die junge Frau ist nicht seine Besitzerin. Indes auf dem „Schneider Haff“: Die Hängebauchschweine Miss und Piggy geben sich redlich Mühe bei ihrer Arbeit. Einsatzbereitschaft Exi, der sechsjährige Golden Retriever, ist nämlich nicht einfach nur Hund, er ist von Beruf ehrenamtlicher Hilfspädagoge. Die Mission: Gemeinsam mit Frauchen Nelly Nash und Hundefreund Vistou Menschen mit körperlichen und mentalen Einschränkungen zur Seite zu stehen. Seit vier Jahren besu- chen die drei regelmäßig Altenheime, Schulen und Tagesstätten für Menschen mit Behinderungen. Und damit alles mit geregelten Dingen zugeht, haben die beiden Hunde ein Diplom. Zwei Jahre lang haben die zwei nämlich, nachdem sie eine Wesensprüfung bestanden haben, eine gründliche Ausbildung absolviert. „ Hunde helfen, Ängste ab- und Vertrauen aufzubauen. Sie verurteilen nicht, sondern geben einfach nur Liebe.“ Nelly Nash, „Amicale vun der Schoul fir Assistenzhonn“ (ASA) 50 verschiedene Befehle können die beiden Rüden auf Kommando ausüben. Das Öffnen von Türen, das An- und Ausziehen von Kleidungsstücken: Diese und viele andere Aufgaben übernehmen die Vierbeiner und erleichtern Menschen mit körperlichen Behinderungen das alltägliche Leben so auf vielfältige Weise. Assistenzhunde tragen spielerisch dazu bei, die motorischen Fähigkeiten der Kunden zu verbessern. Und auch im emotionalen Bereich können die Tiere viel bewegen. „Hunde sind dazu fähig, Hemmschwellen bei Menschen abzubauen. Viele Kunden, die sonst kaum reden, werden wieder kommunikativer“, erklärt Nelly Nash, Leiterin von „Amicale vun der Schoul fir Assistenzhonn asbl“ (ASA). Und weiter: „Zudem helfen die Hunde, Ängste ab- und Vertrauen aufzubauen. Hunde verurteilen nicht, sie geben einfach nur Liebe.“ Besondere Mitbewohner Die tiergestützte Therapie ist ein breit gefächertes Feld. Nicht nur Hunde, auch Pferde, Kaninchen, Chinchillas und sogar Schafe, Hühner und Schweine werden mittlerweile zu Therapiezwecken eingesetzt. So auch in der sozialtherapeutischen Wohngruppe „Schneider Haff“. Hier leben 14 Mädchen. Das Besondere daran? Die Mitbewohner der zum größ- Gegenseitige Stütze: Im „Schneider Haff“ in Alzingen, einer sozial-therapeutischen Wohngruppe, geben sich Jugendliche und Gnadenhof-Tiere Liebe und Halt. Mittels dieser Tier-Mensch-Beziehung werden auf beiden Seiten emotionale Blockaden gelöst. (BILD: HELGA GENSER) „ Wir heilen nicht, sondern helfen nur. Tiere sind keine Therapeuten, sondern agieren als Vermittler. “ Karin Kiesendahl, „Schneider Haff“ ten Teil traumatisierten Jugendlichen sind rund 20 GnadenhofTiere. Unter dem Motto „Die Sorge um das Tier aktiviert die Sorge um mich selbst“ kümmern die Bewohnerinnen sich um die Tiere. Neben Fütterung und Pflege stehen auch gezielte pädagogische Aktivitäten auf dem Programm. Tier und Mensch stehen in Wechselwirkung zueinander und geben sich gegenseitig Halt und Liebe. Es ist ein Geben und Nehmen. Wichtig sei zudem zu erwähnen, „dass wir nicht heilen, sondern nur helfen“. Tiere sind keine Therapeuten. Sie agieren nur als Vermittler zwischen Bezugsperson und Betreuendem“, erklärt Karin Kiesendahl, Verantwortliche beim Kan- nerduerf Miersch, welches das Projekt „Schneider Haff“ in Alzingen trägt. Auch bei der „Association thérapie équestre“ (Atelux) dreht sich alles rund ums Wohlbefinden und Gesundheit. Von Hippotherapie über heilpädagogisches Reiten und Voltigieren bis hin zu Reiten als Sport für Menschen mit Behinderungen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit körperlichen und geistigen Einschränkungen können an diversen Angeboten teilnehmen. Unter der Aufsicht eines siebenköpfigen Teams – Krankengymnasten, Psychologen, Lehrern und Erziehern – werden die Patienten aller Altersklassen professionell betreut. Im Mittelpunkt stehen bei der Hippotherapie die Förderung des Gleichgewichtssinns, der Wahrnehmung und der Gesamtsowie Feinmotorik. Patienten, die beispielsweise unter Parkinson, Multipler Sklerose oder Spina Bifida leiden, können von solchen Maßnahmen profitieren. Gegenseitiger Respekt Krankengymnastin und Atelux– Mitbegründerin Christiane Betz hebt zudem die psychologischen Förderungsmöglichkeiten bei der Hippopädagogik hervor. Denn hier .... und Atelux spielerisch gefördert. bildet, wie bei den beiden anderen Therapiearten, die Unterstützung mentaler und emotionaler Fähigkeiten einen bedeutenden Schwerpunkt. Der Aufbau von Selbstvertrauen, Ausdauer und Konzentration ist nur einer der unterstützbaren Ansatzpunkte. Doch egal ob Kaninchen, Hund, Pferd oder Schwein: Der Wille und vor allem das Wohl der Tiere müssen zu jedem Zeitpunkt respektiert werden. Respektvoller Umgang mit dem Tier sowie dessen artgerechte Haltung sind die Voraussetzungen schlechthin, um einen positiven Effekt bei den Patienten zu erzielen. Die TierMensch-Beziehung muss auf gegenseitigem Respekt basieren. Darin sind sich die drei Therapeuten – ohne Wenn und Aber – einig. Weitere Informationen Der Gnadenhof des „Schneider Haff“, die „Association thérapie équestre“ und „Amicale vun der Schoul fir Assistenzhonn“ werden über Spenden finanziert. Konkrete Informationen zur Unterstützung der Organisationen findet man im Internet unter: n n n www.atelux.lu www.schneiderhaff.lu www.assistenzhonn.lu Blockaden abbauen, Vertrauen aufbauen: Durch die tägliche Pflege wächst zwischen Tier und Mensch eine ganz besondere Beziehung.