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Kultur aus der Stadt Gießen
Montag, 24. November 2014
Nummer 273 - Seite
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Benefizkonzert mit Ayumi Paul und Jördis Tielsch Der Zonta Club Burg-Staufenberg Gießen und Freunde von Zonta International laden zum Benefizkonzert mit Ayumi Paul (Violine) und Jördis Tielsch (Geige, Gesang) und ihrer Band am Sonntag, 30. November, um 16 in den Rathaussaal ein. Einlass ist ab 15 Uhr, es gibt Kaffee, Tee, Kuchen und weitere kleine Leckereien. Der Eintritt zum Konzert kostet 20 Euro, für Schüler und Studenten 15 Euro. Karten können reserviert werden unter Tel. 4 37 12, 0 64 04/26 04, 01 70/3 85 69 37. Der Konzerterlös ist bestimmt für die »Mädchenberufshilfe ab zwölf Jahren« der Jugendwerkstatt Gießen. Auf dem Programm stehen unter anderem die Partita d-Moll (BWV 1004), »In the Storm of Roses« (Ig Hennemann), Akustikpop mit Jazz- und Folk-Elementen sowie Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Violinen und Kontrabass (Arrangement T. Bor) mit Prof. Peter Nitsche als Gast am Kontrabass.
Plattenvertrag bei Sony
Die getanzte »Frau Holle« setzt auf Grazie und Anmut.
(Foto: dkl)
Im Reich der Märchen TanzstudioA präsentiert sich mit Riesenaufgebot in der Kongresshalle Das war eine fulminante Show, die das TanzstudioA am Samstag in der Kongresshalle auf die Brühne brachte, und das gleich zweimal hintereinander. Denn bei gut 400 Personen im Scheinwerferlicht kommt neben der Rundumorganisation viel Familienanhang dazu. Entsprechend wuselig war es vor, während und nach den Auftritten. Ballettschulleiterin Jutta Gremmels konnte sich auf ihr bewährtes Team von 13 Tanzlehrern – elf Frauen, zwei Männer –, Technikern und Hilfskräften verlassen. Ansonsten wäre eine Veranstaltung dieser Größenordnung mit einem derart hohen Anteil an kleinen Kindern kaum zu bewerkstelligen gewesen. Mal ganz abgesehen von den intensiven Probenarbeiten, bei denen Eltern in der Regel als »Taxi«, Kostümschneider oder was sonst noch zu tun war, eingesetzt wurden. Reisten die begeisterten Tänzerinnen – die Tänzer sind in der Unterzahl, da besteht Förderbedarf – in ihrem letzten öffentlichen Programm vor drei Jahren durch die ganze Welt, so waren es in diesem Jahr die Grimm’schen Märchen, von denen sie sich
inspirieren ließen. Aus allen Tanzsparten hatten sich die Gruppen Kurzchoreografien zu einem Märchen einfallen lassen, dabei wurde immer nur ein kleiner Aspekt herausgegriffen. Logisch, dass »Der Rattenfänger von Hameln« dabei war, kann man die Kleinsten doch prima als süße Tiere verkleiden oder als Eiskristalle bei »Frau Holle«, wo die Mini-Balletteusen in weißen Tutus umherwirbelten.
Farbenfrohe freche Outfits Bei »Hänsel und Gretel« gab es sogar ein tanzendes Lebkuchenhaus und einen wilden Hexentanz, bei dem Hänsel und Gretel am Ende durch eine List triumphierten. Harte Kontraste standen nebeneinander und zeigten einmal mehr die Vielfalt von Tanz und Musik: So folgte etwa klassisches Ballett auf Hip-Hop, immer untermalt von der passenden Musik. Das Publikum honorierte jede Darbietung, alle Sparten und Altersgruppen, die mit kleinen Unsicherheiten versehen waren ebenso
wie die semi-professionellen Auftritte. Die Kleinen machten es auf ihre Art: Nach der Pause standen einige vor der Bühne und schauten gebannt zu, verfielen fast automatisch in nachahmende Tanzbewegungen oder fragten Mama lautstark, was dieses oder jenes gerade bedeuten solle. Kräftigen Applaus erhielten die mitreißenden Irish-stepdancing-Choreografien, die sich »Schneewittchen und die sieben Zwerge« sowie den bösen Wolf bei Rotkäppchen vorgenommen hatten. Die jugendlichen Mädels brillierten im Jazz-Ballett und Hip-Hop, auch mit ihren frechen Outfits, die Erwachsenen im ausdrucksstarken Modern Dance, drei präsentierten farbenfrohen orientalischen Tanz. Klassisches Ballett ging quer durch alle Altersgruppen. So manches Mal tanzten die Lehrerinnen mit, eine Gruppe hatte dies sogar zum Thema ihrer Choreografie gemacht. Allesamt zauberhafte Ideen, die mit viel Engagement und Herzblut umgesetzt wurden. Als sich am Ende alle auf der Bühne zum großen Finale versammeln, reicht dazu der Platz kaum aus. Dagmar Klein
Aalglatte Melodien Enttäuschend: Rockmusik an der Orgel der Thomas-Morus-Kirche Der schillernde Klangteppich bildete eine stimmungsintensive Einleitung, ehe die Melodie zu Rod Stewarts »Sailing« einsetzte. Ungewohnte Schattierungen konnte man da vernehmen, erinnerte die Orgel der ThomasMorus-Kirche in ihrem breiten Farbspektrum doch zuweilen an einen Synthesizer. Von illustrativer Art war die wellenartige Begleitung, sie weckte Assoziationen an plätscherndes Wasser. Dieses erste Stück im sehr gut besuchten, vom Verein KulTour 2000 veranstalteten Konzert des Organisten Patrick Gläser schien noch am gelungensten, danach verlor das Programm leider zusehends an Reiz. Sprach Jakob Handrack, 2. Vorsitzender des
Fördervereins St. Thomas Morus, in seiner Begrüßung davon, dass Rockmusik in der Kirche polarisiere, so lag die eigentliche Provokation nicht im Genre, sondern ganz woanders. Gläsers Interpretationen erwiesen sich zwar durchweg als leicht zugänglich, klanglich ausgewogen und harmonisch im Ausdruck, gerieten zugleich allerdings allzu gleichmäßig im Tempo. Aalglatt bot er etwa die Hits »Africa« der kalifornischen Band Toto oder »Euphoria« der schwedischen Sängerin Loreen dar. Je länger man dem Organisten und Chorleiter aus Öhringen bei Heilbronn zuhörte, desto mehr stellte sich Ernüchterung ein. Die
biederen Arrangements Gläsers, der auch als Musik- und Tonproduzent sowie Komponist im Bereich Audiomarketing tätig ist, erwiesen sich als fade und uninteressant, sie ließen individuelle Züge vermissen. Gläser hätte sich zudem künstlerisch ergiebigere Rock-, Pop- und Filmmusik aussuchen können, statt vornehmlich auf ohrwurmhafte Melodien und sanfte Klänge zu setzen. Kurzum, es war ein enttäuschendes Konzert. Viele Besucher waren indes mit einer anderen Erwartungshaltung gekommen und fanden Gefallen an der unkomplizierten Unterhaltung. Sie spendeten kräftigen Beifall. Sascha Jouini
Die Geigerin Ayumi Paul wurde 1980 in Gießen geboren. Die Absolventin der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und der Indiana University (USA) begann ihre Karriere zunächst als Orchestermusikerin, war regelmäßig Gast bei den führenden Orchestern Deutschlands und konzertierte in großen Konzerthallen und auf Festivals weltweit. Seit 2012 widmet sie sich dem Repertoire für Solovioline und interdisziplinären Projekten. Jördis Tielsch, Geigerin und Sängerin, wurde 1995 in Wetzlar geboren. Sie hat bei den Regional- und Bundesausscheiden »Jugend musiziert« mehrere hohe Preise erzielt. Seit 2007 tritt sie mit Peter Schneider (Gitarre), Jens Schäfer-Stoll (Bass) und Oliver Zapf (Drums) als Jördis & Band in öffentlichen Konzerten auf. Seit Anfang dieses Jahres hat sie einen Plattenvertrag bei Sony. pm
Adventskonzert des Polizeipräsidiums Zum 18. Mal laden das Polizeipräsidium Mittelhessen und die katholische Polizeiseelsorge zum Adventskonzert ein. Es findet am Samstag, 29. November, um 17 Uhr in der Thomas-Morus-Kirche (Grünberger Straße 80) statt. »Lassen Sie sich wieder mit einem abwechslungsreichen Programm mit Orchestermusik und anderen musikalischen Leckerbissen stimmungsvoll auf die Weihnachtszeit einstimmen«, rührt Polizeipräsident Manfred Schweizer die Werbetrommel. Das Repertoire reicht von Evergreens über aktuelle Songs bis zu volkstümlichen Weihnachtsliedern. Es gibt zudem eine Adventslesung, Fürbitten und besinnliche Worte zum Advent. Für die instrumentalen Arrangements sorgt das Landespolizeiorchester Hessen in großer Besetzung unter der Leitung von Alfred Herr. Großen Anklang wird sicher auch der Jugendchor Songlines aus Lich finden. Unter der Leitung von Peter Damm tragen die 20 Sängerinnen und Sänger im Alter zwischen 14 und 21 Jahren einen bunten Mix aus ihrem musikalischen Programm vor. Einen besonderen Hörgenuss verspricht Jördis Tielsch. Die Geigerin und Sängerin präsentiert mit ihrer Band erstmals Lieder aus ihrer Weihnachts-CD »Stille Nacht«. In der Tradition der bisherigen Konzerte will das Polizeipräsidium seine Verbundenheit mit den Bürgern der Region ausdrücken und gleichzeitig Gutes tun. So ist die diesjährige Kollekte für den Elternverein für leukämie- und krebskranke Kinder bestimmt. pm
Zartbesaitet Durch die Pankratiuskapelle weht ein Hauch Chinas Ruhige und sanfte Klänge nahmen die Pankratiuskapelle am Stadtkirchturm ein. Am Freitag fand dort eine außergewöhnliche Musikperformance statt. Unter dem Titel »Wolken und Schnee« brachten drei Künstler ein Stück chinesischer Kultur als Performance nach Gießen. Auf ihrem Weg nach Paris verzauberten sie mir ihrem Programm. Mit traditionellen Instrumenten entführten Mao Yi und Yang Ze Min mit ihren Stücken in poetische Welten. Titel wie »Die Weise vom Einsiedler in den Bergen« oder »Gelbe Wolken erfüllen den Herbsthimmel« erzählten Geschichten von Soldaten, Eroberungen und wilder Natur. Untermalt wurde die Musik von einer chinesische Aroma-Zeremonie. Huang Xiao Qiong verwandelte die Kirche mit ihren Ritualen in einen wohlduftenden Raum, der in eine ferne Welt entführte. Die Performance sollte zeigen, wie groß die Bedeutung der Tradition im modernen China ist. Mao Yi musizierte auf dem Guqin, einer Art chinesischer Zither mit sieben Saiten aus der Seide von Raupen. Die Stücke waren insge-
samt sehr ruhig. Sanftes Zupfen, aber auch Vibrato oder perkussive Elemente konnte man hören. Die Zartheit des Tons musste mit einem Mikrofon verstärkt werden. Das Guqin wird bis heute nicht in Ensembles genutzt, es blieb über die Jahrtausende ein Soloinstrument. Das Instrument der Intellektuellen vermag sich nur schwer durchzusetzen.
Musikbuch aus Stoff Anders die chinesischer Flöte und Holzflöte: Den schrillen Ton hörte man problemlos durch die Reihen hindurch. Traurige und heitere Lieder wurden gespielt. Ein Highlight: Yang Ze Min trat in traditionellem Gewand auf. In einer kleinen Pause bekamen die annähernd einhundert Zuschauer die Möglichkeit, die Zeremonie Qiongs näher zu betrachten. Um den kleinen Tisch im Altarraum versammelten sich die Menschen. Jeder wollte einen Blick auf die Prozedur erha-
schen. Vorsichtig hob die Künstlerin ein glühendes Quadrat an und führte es umher. Voller Ruhe agierte sie und ließ sich dabei über die Schulter blicken. In der Fragerunde nach dem Konzert wurde klar, wie sich das musikalische Erbe Chinas über 3000 Jahre hinweg bewahren konnte: In einem Musikbuch aus Stoff notierten die Meister einst Schriftzeichen. Sie beschrieben, wie die Hände auf den Instrumenten platziert werden sollten. Über 100 Zeichen beinhaltet die Notation. Rhythmus, Geschwindigkeit und Takt sind jedoch nicht vorgegeben. In der Ausbildung lernen die Künstler ihren Stil. Je nach Gruppe, lässt sich dieser variieren. So entwickeln die Musiker eigene Interpretationen – es lohnt sich, verschiedene Meister und Konzerte anzuhören. Der Abend war mehr als ein Konzert. Er war eine Einführung in Traditionen und bot einen Einblick in eine komplexe Kultur. Einen Hauch von China brachten die großartigen Musiker mit einem äußerst kurzweiliges Programm nach Gießen. kmg/Foto: kmg
Auf dem Guqin, einer Art chinesischer Zither, erklingt die Musik zart und anmutig.