Transcript
Bewältigung der Krankheit
versöhnlich mit sich um und
tive Empfindungen dreht, kön-
rungen (Rückzug von Bezugs-
geben. Die vorübergehende
machen Sie den Kopf frei für
nen mühsam sein, werden je-
personen, Arbeitsplatzverlust)
Aufnahme in eine psychiatri-
Schönes und Neues. Lächeln
doch von Tag zu Tag leichter ge-
durchbrochen werden. Nahe-
sche Klinik ist dann angezeigt,
und lachen Sie möglichst oft –
lingen, wenn durch Aktivität der
stehende Menschen aus der
wenn Betroffene alltägliche
selbst wenn Ihnen nicht danach
Teufelskreis von Rückzug und
Lebensgemeinschaft sollten in
Aufgaben nicht mehr ausführen
ist. Werden Sie Optimist!
Hilflosigkeit unterbrochen wird.
alle Maßnahmen miteinbezo-
und ihr Leben im eigenen
Die ersten Schritte in ein Leben,
Zu den wichtigsten Maßnah-
gen werden. Auch eine Psy-
Haushalt nicht mehr bewälti-
in dem sich nicht alles um nega-
men gehören:
chosomatische Klinik (4–6
gen können – im Vordergrund
Wochen) kann durch die Ver-
stehen hier die Stabilisierung
bindung aus Entlastung, Re-
und medikamentöse Einstel-
generation, verändertem Um-
lung. Kliniküberweisungen
feld und intensiver Therapie
erfolgen jeweils durch den
entscheidende Impulse zur
behandelnden Arzt.
Ratgeber
nicht.“) und negativen Erfah-
Aktiv gegen Depression
Die wichtigsten Selbsthilfemaßnahmen G
Pro Tag nicht mehr als 8 Stunden schlafen und liegen.
G
Täglich vor 7 Uhr aufstehen.
G
regelmäßiger Tagesrhythmus (schlafen, essen, bewegen, Kontakte), möglichst auch am Wochenende
Nicht allein: Selbsthilfenetzwerke
G
viel frische Luft und Tageslicht
Selbsthilfeorganisationen stel-
und Plattform zum Austausch
G
täglich mindestens eine Stunde intensive Bewegung
len viele nützliche Informatio-
für Betroffene und Angehörige.
G
Kältereize, z. B. Wechselduschen, Schwimmen, kalte Güsse,
nen zur Depression zur Verfü-
Hierbei sollten der Erfahrungs-
gung (Kontakte z. B. unter
austausch und nicht therapeuti-
www.nakos.de). Internetforen
sche Empfehlungen im Vorder-
wie www.depri.ch bieten
grund stehen.
kalte Luft G
Verzicht auf Suchtmittel wie Rauchen, Zucker/Essen, Tabletten, Alkohol oder Fernsehen
außerdem eine wichtige Stütze
Kontakte suchen und sorgsam pflegen, andere nicht vorschnell verprellen.
G
Was Sie selbst tun können
Prüfen und ordnen der Beziehungen: Welche Menschen geben, welche nehmen Kraft oder Lebensfreude? Ist ein anderes Lebensmodell möglich/notwendig?
Wer das Prinzip des „halb lee-
hungs-, Freizeit- und Selbstpfle-
ren Glases“ lebt, wird die Welt
ge) sowie aktives Unterbinden
auch dann als düster erleben,
negativer Verstärker (z. B.
wenn andere sich leichten Fu-
Opfer- oder Rückzugsgedan-
ßes „im Sonnenschein“ tum-
ken). Fangen Sie gleich damit
G
Depressive Gedanken, Gesten und Worte bereits in der Entstehung erkennen und entschieden gegensteuern.
G
Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen (Kontakte z. B. über Krankenkasse oder Sozialbehörde)
G
sinngebende tägliche Aufgaben (z. B. Berufstätigkeit,
meln. Dies erschwert nicht nur
an! Hinter der Fähigkeit, sich zu
die täglichen Aufgaben, sondern
freuen und zu interessieren,
auch die Beziehungen. Neben
stecken nicht selten viel Arbeit
G
Entspannung, Meditation
psychotherapeutischer und evtl.
und Übung, doch diese lohnen
G
Weltanschauung, Religion, persönliche Ziele
vorübergehender medikamen-
sich. Denn damit gewinnen Sie
G
töser Behandlung kommt es
wertvolle Ressourcen für Ihre
Bei sekundärer Depression (z. B. durch Trauma, Sucht, Stress,
v. a. auf praktische Lebens-
Aufgaben und Beziehungen, die
gestaltung an (z. B. Lebens-
Ihnen wiederum neue Kraft ge-
rhythmus, Sport, Arbeit, Bezie-
ben. Gehen Sie sorgsam und
Praktikum, Nachbarschaftshilfe, Verein)
körperliche Erkrankung): gezielte Ursachensuche und -therapie.
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G
Heute schon gefreut?
((Ideale Ernährung))
Depressionen erkennen
ge Erkrankung, die wahrschein-
denn die Betroffenen reagieren
ment nicht verändert oder gar
den. Im Vordergrund stehen
lich nicht mehr aus eigener
oft zynisch, abweisend oder
verschlechtert, muss dieses
Psychotherapie, Beziehungen
Eine Depression ist nicht mit
Sinn- und Hoffnungslosigkeit,
Kraft überwunden werden
(selbst)zerstörerisch.
zeitnah abgesetzt werden. Auch
und Lebensweise, welche auf
Stimmungstiefs zu verwech-
fühlen sich müde, erschöpft
kann. Die „Lähmung“ von Ge-
Depression tritt häufig unauffäl-
sollten Antidepressiva nur sehr
ein eigenständiges, erfülltes
seln! Denn im Gegensatz dazu
und kraftlos, leiden häufig unter
fühlen und Antrieb ist während
lig auf. Der Beginn fällt zudem
behutsam und kritisch mit Be-
und medikamentenfreies Le-
werden Gefühle und Antrieb
Angst bis Panik. Entscheidun-
eines Schubes kaum willentlich
nicht selten mit einem belas-
ruhigungs- und Schlafmitteln,
ben sowie ein Unterbrechen
der Betroffenen regelrecht
gen und Konzentration fallen
beeinflussbar – daher sind Ver-
tenden Ereignis zusammen und
Neuroleptika und anderen Psy-
belastender Gedankenketten
lahmgelegt. Die Welt scheint
extrem schwer. In etwa 10 %
haltens- oder Vernunftappelle
wird daher häufig als Trauer
chopharmaka kombiniert wer-
abzielen.
hinter einer Scheibe vorbeizu-
der Fälle treten außerdem
zum Scheitern verurteilt. Für
oder Stress fehlgedeutet, auch
ziehen, einfache tägliche Auf-
manische Phasen auf, in wel-
Angehörige ist diese Situation
gerade bei alten oder kranken
Trauer, Kummer und Angst gehören wie Hoffnung und
gaben kosten größte Überwin-
chen der/die Betroffene grund-
nicht weniger schmerzhaft,
Menschen.
Freude zum Leben – als wichtige Antworten auf belastende
dung, übermächtiges Schlafbe-
los heiter, euphorisch oder ag-
dürfnis und/oder Schlaflosigkeit
gressiv reagiert. Im Vorder-
gehen an die Substanz. Betrof-
grund steht insgesamt häufig
Menschen keine Freude, Neugier oder Initiative mehr auf-
fene ziehen sich unwillkürlich
die Unfähigkeit, zu wollen und
bringen können, haben sich diese Reaktionen zur Depression
zurück, fühlen sich verlassen,
zu fühlen – und damit auch sich
verselbstständigt – von gelegentlicher Denk- und Gefühls-
ungeliebt und von der Welt
zu freuen oder aktiv zu werden.
abgeschrieben. Auch „unerklär-
Bei Kindern treten verstärkt
liche“ Kopf-, Rücken-, Herz-
Essstörungen, selbststimulie-
oder Magenschmerzen, Ge-
rendes Verhalten (Masturbie-
wichtsverlust oder -zunahme
ren, Daumenlutschen, Nägel-
sowie Todesgedanken häufen
kauen, Kratzen) und übertrie-
sich. Erkrankte erleben ein
bene Anpassung auf.
Einflüsse. Wenn die Welt jedoch im Einheitsgrau versinkt und
hemmung bis hin zu abgrundtiefer Hoffnungs- und Antriebslosigkeit. Beizeiten erkannt, lässt sich die Störung wirksam behandeln.
In Deutschland werden pro
G
Jahr ungefähr 5–6 Millionen
G
Menschen von Depressionen heimgesucht, Frauen etwa
G
Traumen z. B. durch Verlust, Trennung, Gewalt, Unfall
G
instabile Beziehungen mit fehlenden sicheren Bindun-
60. Lebensjahres.
gen, kalten Konflikten oder
Zu den wichtigsten Ursachen G
Liebesentzug G
soziale Isolation, z. B. durch Alter, Alleinleben, Arbeitshormonelles Ungleich-
mangelnde Liebe und
G
erbliche Disposition (familiär gehäuft)
G
organische Beeinträchti-
gewicht, z. B. durch Geburt,
gungen wie Gehirn- und
Menopause, starke Zyklus-
Leberstörungen (z. B. durch
schwankungen oder Schilddrüsenunterfunktion
eine wichtige Rolle spielen.
den Botenstoffes Serotonin im
Viele Menschen leiden glück-
Gehirn. Wird dieser nicht aus-
licherweise unter einer abge-
reichend gebildet oder übertra-
milderten Variante oder Vor-
gen, steigt das Risiko für De-
stufe der Depression: Sie kön-
Unter Depressionen „fährt
welche Therapiemethode für
pressionen um ein Vielfaches –
nen ihr Leben bewältigen, Auf-
man mit angezogener Hand-
Ihr Problem geeignet sein
daher zielen Medikamente
gaben erfüllen und Beziehun-
bremse“ und verliert durch
könnte. Suchen Sie dann ge-
(Antidepressiva) auf eine Sero-
gen pflegen – dies allerdings
negatives Erleben und Abweh-
zielt nach einem psychologi-
toninsteigerung ab.
nur mit erhöhtem Kraftauf-
ren positiver Reize wichtige
schen oder ärztlichen Psycho-
Wie gelähmt: Vernunftappelle scheitern
Bis auf einen geringen Pro-
wand, ständiger Anspannung,
Ressourcen und Chancen. Wer
therapeuten mit Kassenzu-
zentsatz treten Depressionen
häufigen Enttäuschungen und
Unter starkem Stress oder
nicht in kurzer Zeit aus eigener
lassung in Ihrer Nähe.
Menschen kurzfristig ähnliche
nur in wohlhabenden Ländern
frustrierenden Konflikten. Da-
Kraft die Störung bewältigt,
nach einem besonders belas-
Symptome auf. Krankhaft wer-
und Zeiten auf. Dies deutet
her sollte gerade hier frühzeitig
sollte daher eine Psychothera-
tenden Ereignis wie dem Tod
den sie jedoch dann, wenn sie
darauf hin, dass der existenzi-
therapeutisch oder lebensprak-
pie in Angriff nehmen. Diese ist
eines nahestehenden Men-
bleiben. Dann handelt es sich
elle Zwang zur Aktivität, soziale
tisch ein Kurswechsel vorge-
keineswegs ein Tabuthema,
schen treten bei den meisten
um eine behandlungsbedürfti-
Netze, kulturell-religiöse Be-
nommen werden.
sondern ein Zeichen, dass man
Gefühl innerer Leere, Trauer,
Suchtmittelmissbrauch) oder Anämie
Psychotherapie
Adressen erhalten Sie über: G
www.kbv.de/arztsuche,
G
die Arztauskunft (Tel. 040 / 80 90 87–0, www.arztauskunft.de)
Probleme erkennt und sie zu
Geborgenheit als Kind
platzverlust oder Verarmung G
züge, aber auch die Diagnostik
Überlastung, Leistungs-
30. und 40. sowie jenseits des
zählen:
Betroffene zeigen häufig einen Mangel des ausgleichen-
druck
doppelt so häufig wie Männer, am häufigsten zwischen dem
Minderwertigkeitsgefühle
Wichtige Mitspieler: Serotoninmangel und Sozialgefüge
überwinden versucht. Wählen
Medikamente
G
und Ihre BKK.
Sie Psychotherapeuten dabei
Medikamente (v. a. SSRI, Tri-
schweren Depressionen zu den
nicht nach dem Zufallsprinzip
Durch offene Gespräche und
zyklische Antidepressiva, MAO-
wichtigsten Säulen der The-
aus. Offene psychologische/
gezieltes Verhaltenstraining soll
Hemmer) werden in der Regel
rapie, erfordern aber eine gründ-
soziale Beratungsstellen, z. B.
der depressiv geprägte Teufels-
von einem Arzt für Neurologie
liche Diagnostik und Verlaufs-
bei Caritas oder Diakonie, kön-
kreis von Erleben („Ich werde
oder Psychiatrie verschrieben.
beobachtung. Wenn sich der
nen Sie kostenlos dazu bera-
alleingelassen.“), Kommuni-
Sie zählen zwar gerade bei
Zustand unter einem Medika-
ten. Informieren Sie sich auch,
kation („Du unterstützt mich