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Aktivitätsmessung Bei Rindern

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BILDUNGS- UND WISSENSZENTRUM AULENDORF - Viehhaltung, Grünlandwirtschaft, Wild, Fischerei Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung und Grünlandwirtschaft LVVG Briefadresse: Postfach 1252 • 88322 Aulendorf• Hausadresse: Atzenberger Weg 99 •88326 Aulendorf • Telefax (07525) 942-333 • ( Vermittlung (07525) 942-300 Aktivitätsmessung bei Rindern Die elektronische Aktivitätsmessung bei Rindern ist ein modernes System der Tierüberwachung, die von vielen Melktechnikherstellern angeboten wird. Hä ufig ist die Aktivitätsmessung in ein Gesamtkonzept der Herdenüberwachung eingebunden, d.h. die Aktivität wird vom entsprechenden EDV-Herdenmanagementprogramm zusätzlich zu anderen Date n, wie Abruf von Futtermengen an Kraftfutterstationen, Milchmengenerfassung, Milchtemperaturmessung und Leitfähigkeitsmessung, erfasst und ausgewertet. Es ist aber auch möglich, ein System zur Aktivitätsmessung von Milchviehherden ohne weitere Anbindungen an dieses EDV-Herdenmanagementsystem zu installieren, um eine Hilfe zur Brunsterkennung zu bekommen. Funktion Am Rind werden Aktivitätsmesser installiert, die entweder am Hals oder am Bein (Pedometer) des Tieres angebracht werden. Aktivitätsmesser sind elektronische Einheiten mit Stromversorgung durch eine Hochleistungsbatterie, die wie Schrittzähler die Bewegungen der Kühe zählen. Die Ergebnisse der Aktivitätsmessung werden entweder regelmäßig über eine zentral im Stall angebrachte Antenne (Halssender) oder beim Durchschreiten eines Antennenfeldes am Melkstand, an der Kraftfutterstation oder an der Tränke ausgelesen(Fußsender). Die aktuell festgestellten Werte der Tieraktivität werden mit den erwarteten, tierindividuellen Werten (z.B. Durchschnittswerte der vergangenen 7 Tage) verglichen. Beim Überschreiten bestimmter Grenzen werden bei hoher Aktivität Alarmmeldungen ausgegeben. Die Grenzen werden vom Programmhersteller vorgegeben und können, abhängig von den individuellen Gegebenheiten des Stalles, angepasst we rden. Bei den gemeldeten Tieren kann nun die Ursache der hohen Aktivität, z.B. eine Brunst, überprüft werden. Dazu liefert das Herdenmanagementprogramm die aktuellen Daten zum Tier, z.B. die letzte Abkalbung, die letzte Besamung usw.. Evtl. angefallene weitere Daten, wie Milchminderleistung, nicht abgeholte Kraftfuttermengen, Änderung der Leitfähigkeit bei der Milch, können zur Beurteilung der Situation mit herangezogen werden bzw. werden in den entsprechenden Diagrammen mit angezeigt. Anwendungen Milchkühe: Mit Hilfe der Aktivitätsmessung können brünstige Tiere in der Herde einfacher gefunden werden. Im Allgemeinen ist von einer 80-%igen Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass hoch aktiv gemeldete Tier brünstig sind. Kombiniert mit anderen Informationen, z.B. den Informationen des Laktationsstandes, der Milchminderleistung oder der nicht abgerufenen Kraftfuttermenge kann die Einschätzung, ob ein Tier in Brunst sein könnte oder nicht, noch besser erfolgen. Aufgrund der Information der Hochaktivität kann das entsprechende Tier gezielt konrolliert werden. -2- -2- Die Deaktivität, also die auffallend geringe Aktivität von Kühen, kann ein Hinweis auf mögliche Erkrankungen von Kühen sein. In der Praxis werden bei der Kombination von Milchminderleistung und Deaktivität, evtl. kombiniert mit erhöhtert Leitfähigkeit der Milch, Gesundheitsstörungen hä ufig früher erkannt. Weibliche Rinder/Färsen: Mit Hilfe der Aktivitätsmessung kann die Brunst von Färsen ebenfalls einfacher erkannt werden. Durch Eingabe von erkannten Brunsten in das EDV-Herdenmanagementsystem, auch bei Nichbelegung der Tiere, kann das Brunstgeschehen der Rinder einfacher und besser überwacht werden. Deaktivität kann ebenfalls ein Hinweis auf Tiererkrankung sein. Kälber: Bei den Kälbern kann mit Hilfe der Aktivitätsmessung die Deaktivität von Kälbern festgestellt werden. Aufgrund dieser Informationen können Krankheiten früher erkannt werden: Der Tierhalter kann sich jederzeit einen Überblick über die Aktivität seiner Kälber verschaffen und, kombiniert mit der Tierbeobachtung, daraus Rückschlüsse ziehen. Eine Meldung der Deaktivität von Tieren als Alarm erfolgt bisher in den bekannten Herdenmanagementprogrammen jedoch nicht. Sie kann nur auf Listen ausgegeben werden. Evtl. können diese Daten auch mit den Überwachungsdaten eines Tränkeautomaten abgeglichen werden. Nutzen Die Aktivitätsmessung bei Kühen und Rindern ist ein hervorragendes Hilfsmittel zur Brunstbeobachtung. Geht man davon aus, dass laut einschlägiger Untersuchungen mit täglich dreimaliger Brunskontrolle zu je 20 Minuten, einschließlich eines Kontrollganges am späten Abend, ein optimales Kontrollergebnis erreicht wird, kann mit Hilfe der Aktivitätsmessung bis zu 50 % Zeit eingespart werden. Die restliche Zeit wird für die Überwachung der Aktivitätsmessung und die Nachkontrolle beim Tier benötigt. Somit ergibt sich für den bisher gut beobachtenden Betriebsleiter eine Zeitersparnis von bis zu 165 Stunden. Bei bisher weniger gut beobachtenden Betrieben kann durch den Einsatz der Aktivitätsmessung die Brunstbeobachtung und in der Folge die Zwischenkalbezeit erheblich verbessert werden, bei gleichem zeitlichen Aufwand wie bisher. Dadurch ergeben sich wirtschaftliche Vorteile, die z.B. an den Kennzahlen der Zwischenkalbezeit abgelesen werden kann. Kontrolliert man mit der Aktivitätsmessung auch das Brunstverhalten der Jungtiere, ist durch die bessere und frühzeitigere Informationsgewinnung auch eine Verbesserung des Erstkalbealters möglich. Um den Nutzen bewerten zu können, müssen die Kosten des Systems ermittelt und der zusätzliche Ertrag abgeschätzt werden. Für einen Betrieb mit 70 Kühen und Nachzucht wurde dies beispielhaft durchgerechnet. -3- -3- Beispielsrechnung für Betrieb mit 70 Kühen und Nachzucht (vereinfacht) Kosten: Investitionskosten inkl. MwSt.: Grundausstattung + 85 Sender Jahreskosten: davon 14 % Afa, 2% Zinsansatz, 1% Unterhalt: Nutzen: a) für Betrieb mit bisher sehr guter Brunstbeobachtung: mögliche Zeitersparnis: 30 min x 365 Tage = ca. 165 h/Jahr x 15 € oder b) für Betrieb mit bisher sehr schlechter Brunstbeobachtung: mögliche Verbesserung der Zwischenkalbezeit 50 Kühe 1 x 20 Tage x 2,50 € mögliche Verbesserung des Erstkalbealters: 2 Monate x 20 Färsen x 25 € 1 ca. 11.000 € 1.870 € 2.475 € 2.500 € 1.000 € nur Tiere mit 2. oder höherer Laktation zu berücksichtigen Fazit Die Aktivitätsmessung, kombiniert mit einem EDV-Herdenmanagementprogramm, ist ein sehr gutes Mittel, um das Brunstverhalten von Milchkühen und Rindern zu überwachen. In Zeiten von immer größer werdenden Beständen ist die Aktivitätsmessung eine gute Möglichkeit, bei der Brunstbeobachtung Fortschritte zu erzielen oder zumindest Zeit einzusparen. Zusätzlich können über die Feststellung von sehr niedriger Aktivität bei Einzeltieren Krankheiten früher erkannt werden. Rückfragen an: Albrecht Siegel, Tel. 07525/942-359, Email [email protected]