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Aktuelle Informationen Nr. 2 vom 15.01.2016
An die Empfänger der Aktuellen Informationen
1. Milchlandpreis 2015: Der Gewinnerbetrieb Schulte in Rhauderfehn-Holte 2. Antibiotikaresistenzen: Eine gemeinsame Herausforderung für Tier- und Humanmedizin 3. Milchanlieferung Ende 2015 deutlich über Vorjahreslinie
4. Rezept der Woche: Lachscreme mit drei Milchprodukten Anlage: Milchauszahlungspreise in Niedersachsen 1. Milchlandpreis 2015: Der Gewinnerbetrieb Schulte in Rhauderfehn-Holte Anfang Dezember konnten sie es gar nicht fassen. „Da haben wir gar nicht mit gerechnet“, lautete es aus Familienkreisen. Inzwischen hat sich die erste Aufregung rund um den Gewinn der „Goldenen Olga“ gelegt. Familie Schulte mit ihren drei Söhnen ist stolz „wie Oskar“ auf die Auszeichnung, die sie am 4. Dezember von Ministerpräsident Stephan Weil erhalten hatten. Und das zu Recht – waren sich die Gutachter einig! Bereits am Nachmittag der Olga-Verleihung wurden im Melkstand Pläne für den Standort der Goldenen Olga auf dem Hof geschmiedet. Die „kleine“ Olga-Trophäe und die Urkunde haben ihren Ehrenplatz im Wohnhaus gefunden. Die nächsten Ziele sind vor Augen: Am 26. Februar wird die „große“ Olga aufgestellt, am 1. Juni folgt ein Kinderfest zum Internationalen Tag der Milch und auch der Tag des offenen Hofes am 12. Juni wird nicht ausgelassen. Einen kleinen Einblick in das Hofleben der quirligen „Besten Milcherzeuger-Familie 2015“ gibt das nachfolgende Interview. LVN: Herr Schulte, Sie haben sich im letzten Sommer zum ersten Mal beim Milchlandpreis beworben und sind gleich ganz vorne gelandet. Wie kam es zur Teilnahme am Milchlandpreis? H. Schulte: Eigentlich wollten wir schon vor zwei Jahr mitmachen. Da wir aber dem Beratungsring nicht angeschlossen sind, dachten wir, die Teilnahme würde an der fehlenden BZA (Betriebszweigauswertung) scheitern. Als dann letztes Jahr der Fragebogen über die Molkerei bei uns ankam, hat mein Sohn die Daten dann selbst in einer Excel-Tabelle ausgearbeitet. Meine Frau hat die anderen notwendigen Daten herausgesucht. Der Junior hat alles in den Fragebogen eingetragen. Als dann die Nachricht kam, dass wir in die Begutachtung kommen, waren wir schon sehr froh. Nur nicht letzter werden – das ging uns auf der Fahrt zur Preisverleihung durch den Kopf. LVN: Der Betrieb ist eine relativ junge Aussiedlung. Er ist im Zuge einer Flurbereinigung im Jahr 2004 im wahrsten Sinne des Wortes „auf der grünen Wiese“ neu entstanden. Was bedeutete das für Sie und Ihren Betrieb? H. Schulte: 2003 haben wir mit dem Stallbau begonnen und sind dann 2004 gleich mit den 50 Kühen und dem Jungvieh umgezogen. 2006 war dann das Wohnhaus fertig. Wir haben viel in Eigenleistung erstellt und die drei Söhne haben viel geholfen. Der älteste Sohn war damals schon 19. Die alte Hofstelle von 1903 haben wir verkauft, das war der Wunsch meines Vaters. Heute ist dort ein sehr gepflegter Pferdehof, darüber sind wir sehr froh.
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LVN: Die Auszeichnung mit der Goldenen Olga hat Ihnen eine herausragende Unternehmensführung bescheinigt. Was sind Ihrer Meinung nach Ihre Stärken und die Ihres Betriebes? H. Schulte: Unsere Familie hält zusammen. Wenn irgendetwas ansteht, packen alle an. Vielleicht ist es auch unsere Stärke, dass wir unsere Tiere sehr regelmäßig im Stall beobachten. Unser letzter Stallgang ist abends um 22.00 Uhr. Und wir haben einen hohen Anspruch an Sauberkeit. Es stört uns einfach, wenn irgendetwas auf dem Hof ungepflegt aussieht.
Betriebsspiegel Milchlandpreis 2015 Platz 1
Bertraud und Hilmar Schulte Hilmar Bernd Schulte Rhauderfehn / Holte
Gelegen in einer offenen Flusswiesen-Landschaft existiert der Betrieb der Familie Schulte bereits in der 5. Generation. Der heutige Betrieb entstand im Zuge der Flurbereinigung 2004 „auf der grünen Wiese“, Wohnhaus und Stall wurden komplett neu gebaut. Der Boxenlaufstall erhielt 2013 eine Erweiterung und wurde mit einem Melkroboter ausgestattet. Die Familie liefert die Milch ihrer 140 Milchkühe an die Molkerei Ammerland eG in Wiefelstede. Mit Agraringenieur Hilmar Bernd ist die Betriebsnachfolge gesichert. BETRIEBSGRÖSSE
96 ha LF
ANBAUVERHÄLTNIS Grünland
66 ha
Silomais
24 ha
Getreide
6 ha
BODEN Bodenart
Sand
Bodenpunkte
ca. 30
ARBEITSKRÄFTE Betriebsleiter Ehefrau Sohn
1,0 AK 0,5 AK 1,0 AK
TIERBESTAND Milchkühe Weibliche Nachzucht Aktuelle Milchleistung: Fett Eiweiß
140 90 10.500 kg/Kuh/Jahr (MLP) 4,35 % 3,55 %
GEBÄUDE 2004: Aussiedlung mit Bau Boxenlaufstall und Fahrsilos 2006: Bau Wohnhaus, Maschinen- und Futterhalle, Kälberställe 2013: Erweiterung des Boxenlaufstalls, Einsatz Melkroboter MASCHINEN 3 Schlepper, Erntemaschinen, selbstfahrender Futtermischwagen, Düngerstreuer, Güllefass Folgende Arbeiten übernimmt ein Lohnunternehmer: Gras- und Maissilage häckseln und einsilieren, Maisaussaat, Neuansaaten, Gülleausbringung
LVN: Die Gutachter waren sehr beeindruckt von Ihrem Betrieb: „Es gibt keinen qm, der nicht aufgeräumt ist. Die Tiere sind in allen Bereichen in einem sehr guten Pflegezustand.“ Wer trägt zu diesem Erfolg bei und wie ist die Arbeitsaufteilung? H. Schulte: Mein Sohn kümmert sich intensiv um die Tiere – Tierbeobachtung, Klauenpflege – das ist sein Ding. Er ist auch der „Zuständige“ für den Roboterstall. Ich übernehme das Füttern und die Außenarbeiten, im Melkstand ist meine Frau der „Chef“ – mein Sohn und ich springen bei Bedarf ein. Wenn alle da sind, können wir gut parallel arbeiten, aber sobald einer frei hat, versorgen wir die Ställe hintereinander. Beim Herdenmanagement zum Beispiel arbeiten wir mit „doppelter“ Buchführung: Meine Frau führt handschriftliche Listen, mein Sohn arbeitet mit dem PC, beide Listen werden regelmäßig abgeglichen. Manchmal gibt es hier auch tatsächlich Abweichungen.
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LVN: Welche Überlegungen für den Komfort von Kuh und Mensch fließen in Ihre Unternehmensführung ein? H. Schulte: Für uns stand der Kuhkomfort schon immer an erster Stelle – auch am alten Standort. Natürlich haben wir am neuen Standort im neuen Stallteil noch einmal nachgebessert, zum Beispiel haben wir die Nackenriegel ausgetauscht. Die Liegeboxen mit den neuen gebogenen Riegeln werden sehr gut angenommen und die Kühe stehen beim Aufstehen viel weniger auf den Spalten. Auch die neuen Liegematten, die sich durch eine andere Gummibeschichtung unterscheiden, werden gut angenommen. Die Licht- und Luftverhältnisse sind in beiden Ställen sehr positiv, im neuen Stall natürlich noch ein wenig luftiger. Bei der Anschaffung des Melkroboters stand sicher unsere Gesundheit im Vordergrund, denn die Arbeit im Melkstand ist eine Belastung für Rücken, Schulter und Arme. Nun melken wir nur die Hälfte der Tiere im Melkstand, das schont unsere Körper. LVN: Wie wir gehört haben, kombinieren Sie Melkroboter und Melkstand. Warum stellen Sie nicht ganz auf Roboter um? H. Schulte: Das hat zum einen finanzielle, aber auch sehr praktische Gründe. Wir sind heute froh, dass wir nicht komplett auf Melkroboter umgestellt haben, da wir immer wieder merken, dass nicht alle Tiere zum Roboter passen. Wir wollten nicht den gesamten Tierbestand austauschen. Auf den Melkstand können wir immer mit den Tieren ausweichen, die im Roboter nicht „laufen“. Das Modell hat sich für uns als sehr gut erwiesen – es passt zu unserem Budget und zu uns. LVN: Gibt es trotz der hohen Aufzeichnung für den Betrieb auch noch Stellen, an denen Sie etwas verändern möchten? H. Schulte: Wir haben einen Strohstall in Planung, denn wir möchten die Trockensteher noch länger auf Stroh halten. Sie sollen sozusagen einen 6-wöchigen Kuraufenthalt genießen und sich gut erholen. Das ist gut für die Fitness. LVN: Gibt es neben den Hofarbeiten noch Zeit für Ehrenämter oder gar Hobbies? H. Schulte: Ich war 17 Jahre Stellvertreter bei der Freiwilligen Feuerwehr, auch jetzt bin ich dort noch aktiv. Außerdem bin ich Schaubeauftragter für die Kontrolle der Gräben im Wasserverband. Der Junior ist aktiv bei der Landjugend. Außerdem bringen wir uns alle aktiv in die Dorfgemeinschaft ein. LVN: Was mögen Sie am Landleben? H. Schulte: Wir haben hier zwar Probleme mit dem Internet, aber tolle Sonnenauf- und untergänge und einen wunderbaren Sternenhimmel. Ich möchte nicht in der Stadt wohnen. LVN: Wie würden Sie den Satz vervollständigen: Ich würde immer wieder beim Milchlandpreis teilnehmen, weil... H. Schulte: ... es eine Chance ist, seinen Betrieb durchleuchten zu lassen ohne dass es veröffentlicht wird. Es ist doch wichtig, auch kleine Fehler aufzudecken, damit man besser werden kann. Es gibt so viele gute Betriebe in Niedersachsen, manche sind sicher noch besser als wir. Die Preisverleihung mit Familie Schulte und allen anderen Preisträgern gibt es auch auf YouTube unter https://youtu.be/RH2jj1qdP3k. LVN/Licher 2. Antibiotikaresistenzen: Eine gemeinsame Herausforderung für Tier- und Humanmedizin Die Herausforderungen durch die Entwicklungen der Antibiotikaresistenz sind komplex und bedürfen einer gemeinsamen Bearbeitung durch Veterinär- und Humanmedizin, so heißt es in einer Mitteilung vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Siegfried Moder, wies aktuell in Berlin darauf hin, dass nachweislich nur 1,9 % Reserveantibiotika in der Tiermedizin eingesetzt würden. Dem stünden 50 % in der Humanmedizin gegenüber. Die Tierhaltung trage also nur in kleinem Maße zur Resistenzbildung bei. Nach Angaben des BfR stammt nur ein verschwindend geringer Anteil der ESBL- und MRSA-Fälle im Krankenhaus aus der Nutztierhaltung. Der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte Moder will zusammen mit der Bundetierärztekammer (BTK) den Dialog vorantreiben und auch die Humanmediziner stärker einbinden. BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann sagte, der Berufsstand habe verstanden, dass er mit einer Stimme sprechen müsse. Er sieht die Berufsverbände dabei aber auf gutem Wege. Als erste Bewährungsprobe nannte Tiedemann das anstehende Eckpunktepapier zur Tierarzneimittelabgabe. Er sei sich sicher, dass das Thema Antibiotikaresistenz die Tierärzte noch weiter beschäftigen werde. Auch der Deutsche Bauernverband weist auf die gemeinsame Verantwortung von Tier- und Humanmedizin hin: Seite 3 von 4
„Die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes, insbesondere der Reserveantibiotika, auf das notwendigste Maß darf nicht nur das Ziel in der Nutztierhaltung, sondern muss es auch in der gesamten Veterinär- und Humanmedizin sein. Der Einsatz von Reserveantibiotika muss im Gesundheitswesen immer eine Einzelfallentscheidung bleiben. Geeignete Maßnahmen wie die Erfassung des Antibiotikaeinsatzes mit einem angeschlossenen Monitoring oder die Durchführung von Antibiogrammen vor dem Einsatz müssen nicht nur in der Nutztierhaltung, sondern auch in der Heimtierhaltung und in der Humanmedizin ergriffen werden... Aufgrund der großen Bedeutung von Antibiotika bei der Bekämpfung von Krankheiten von Mensch und Tier sowie der ernsten Problematik von Antibiotikaresistenzen bedarf es einer sachlichen und fachlich fundierten Diskussion sowohl in der Politik als auch in den Medien.“ AgE/DBV/LVN 3. Milchanlieferung Ende 2015 deutlich über Vorjahreslinie In Deutschland bewegte sich die Milchanlieferung auch in den beiden letzten Wochen von 2015 deutlich über der Vorjahreslinie. In der 52. Woche setzte sich der saisonale Anstieg laut Schnellberichterstattung der ZMB mit einem Zuwachs von 0,9 % gegenüber der Vorwoche fort, was gleichzeitig 4,1 % mehr war als in der Vorjahreswoche. In der 53. Woche blieb die Anlieferung stabil auf dem erreichten hohen Niveau. Durch den Kälteeinbruch dürfte die Steigerung Anfang 2016 zunächst gedämpft worden sein. In Frankreich ging die Milchmenge in der 53. Woche gegenüber der Vorwoche leicht um 0,3 % zurück und war damit um 1,9 % höher als in der Vorjahreswoche. Die Preise für flüssigen Rohstoff haben sich nach dem Jahreswechsel ausgehend von ihren Tiefstständen etwas erholt, blieben aber von einer hohen Verfügbarkeit gekennzeichnet. Industrierahm erzielt im Vergleich festere Preise als Magermilchkonzentrat.
AMI/ZMB
www.landgemachtes.de
4. Rezept der Woche: Lachscreme mit drei Milchprodukten Erinnern Sie sich noch an die Empfehlungen der letzten Woche? In der Überschrift hieß es „Winterzeit ist Vitamin-D-Mangel-Zeit“. Die leckere Lachscreme enthält einiges an wertvollem Vitamin D und viele weitere Vitamine und Mineralstoffe. Der Mix aus drei Milchprodukten, nämlich Mascarpone, Quark und Milch sowie Lachs machen die schmackhafte und nährstoffreiche Kombination aus. Einfach und schnell ist die Creme zu jeder Jahreszeit zubereitet. Mit frischem Baguette, Crackern oder Gemüse-Sticks serviert, bereichern Sie damit jedes Partybuffet. Das Rezept mit den wichtigsten Nährwerten finden Sie zum Download auf www.milchwirtschaft.de. Guten Appetit! LVN Seite 4 von 4