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Dr. Christine Zöllner
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation
10.1 Grundlagen
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.1 Grundlagen Organisation als Managementaufgabe
Organisieren bedeutet, • die Gesamtaufgabe des Unternehmens, die von Menschen und Maschinen arbeitsteilig erfüllt werden muss, • sinnvoll in Teilaufgaben zu gliedern und diese zueinander in Beziehung zu setzen,
• damit die Ziele des Unternehmens optimal erreicht werden.
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Konsequenzen der Arbeitsteilung:
Grenzen der Arbeitsteilung:
Zunahme der Abhängigkeiten: Fällt ein Arbeiter/Zulieferer in der Kette eines Produktionsprozesses aus, steht oft die ganze Produktion still.
• Koordinationskosten dürfen den Nutzen aus Produktivitätsfortschritt nicht überkompensieren
Zunahme der Komplexität: Die verschiedenen Verrichtungen des Gesamtprozesses müssen genau aufeinander abgestimmt werden.
• Zu starke Monotonie der Arbeit kann dem Mensch, aber auch dem Unternehmen schaden.
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
• Technologische Gegebenheiten können weiter gehende Arbeitsteilung verhindern
10. Organisation 10.1 Grundlagen Begriff – Organisation 1. Gestalterischer Aspekt: Das Unternehmen wird organisiert. Tätigkeit des Gestaltens steht dabei im Vordergrund.
2. Instrumentaler Aspekt: Das Unternehmen hat eine (bewusst geschaffene) Organisation (Aufbau- und Ablauforganisation). Organisation besitzt eine Ordnungsfunktion und dient als Instrument zur Erreichung der Unternehmensziele. 3. Institutionaler Aspekt: Das Unternehmen ist eine Organisation. Dieser Bezeichnung liegt die Frage zu Grunde, welche real vorkommenden Gebilde als Organisation bezeichnet werden (Organisation = Erfahrungsobjekt).
Neben den formalen Strukturen (z.B. Berichtswege, Stellenbeschreibung) einer Organisation bilden sich in der betrieblichen Praxis auch informale Strukturen heraus.
Man unterscheidet zwischen Aufbau- und Ablauforganisation in der Organisationstheorie. 4
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.1 Grundlagen Formale Elemente der Organisation: Stellen und Aufgaben
Arten von Stellen Eine Stelle ist die kleinste organisatorische Einheit eines Unternehmens. Sie setzt sich aus verschiedenen Teilaufgaben zusammen, die einen bestimmten Aufgabenkomplex bilden.
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Ausführende Stellen
Leitungsstellen (Instanzen)
Sind einer oder mehrerer Instanzen unterstellt; haben selbst keine Weisungsbefugnis
Sind bestimmten Stellen hierarchisch übergeordnet
Stabsstellen
Beraten und unterstützen im Führungsprozess ohne direkte Anordnungsbefugnis
Zentrale Stellen (Zentralabteilungen, Service Center)
Zentralisation von gleichartigen Aufgaben (der über- oder untergeordneten Instanzen)
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.1 Grundlagen Begriffliche Abgrenzung: Aufbauorganisation
Zweck der Aufbauorganisation ist es, eine sinnvolle arbeitsteilige Gliederung und Ordnung der betrieblichen Handlungsprozesse durch die Bildung und Verteilung von Aufgaben (Stellen) zu erreichen.
Die Aufbauorganisation hat die Aufgabe, im Zuge der Aufgabenanalyse, die Gesamtaufgabe der Unternehmung in Teilaufgaben aufzuspalten, wobei jede Teilaufgabe wiederum in kleinere Teilaufgaben zerlegt werden kann.
Nach der Teilung der Gesamtaufgabe ergibt sich ein hierarchisches Gefüge, in dem einzelne Stellen miteinander in Beziehung stehen. Dieses Gefüge wird als Organigramm bezeichnet.
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.1 Grundlagen Begriffliche Abgrenzung: Ablauforganisation
Bei der Ablauforganisation steht die Festlegung der Arbeitsprozesse unter Berücksichtigung von Raum, Zeit, Sachmitteln und Personen im Mittelpunkt. 1
Die Aufgabenanalyse führt zu Elementaraufgaben.
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Die Elementaraufgaben bilden die Grundlage der Arbeitsanalyse. Diese werden dabei weiter in einzelne Arbeitsteile (Tätigkeiten zur Erfüllung einer Aufgabe) zerlegt. In der Arbeitssynthese werden die Arbeitsteile unter Berücksichtigung der Arbeitsträger (Person oder Sachmittel), des Raumes und der Zeit zu Arbeitsgängen zusammengefasst.
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Die Arbeitssynthese besteht aus drei Stufen: Arbeitsverteilung (personale Arbeitssynthese; Sachmittel)
-
Arbeitsvereinigung (temporale Arbeitssynthese)
-
Raumgestaltung (lokale Arbeitssynthese) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.1 Grundlagen Ziele der Ablauforganisation
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Prinzip der Termineinhaltung, d.h. optimale Abstimmung der Fertigungstermine mit Auftragsterminen
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Prinzip der Zeitminimierung, d.h. Gestaltung der Durchlaufzeiten mit dem Ziel, dass möglichst keine Wartezeiten entstehen, in denen das Material/Produkte/Dienstleistungen nicht bearbeitet bzw. weiterentwickelt werden
3
Prinzip der Kapazitätsauslastung, d.h. möglichst hohe Kapazitätsauslastung und damit Minimierung der Leerzeiten/Ruhezeiten/Stillstandzeiten
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.1 Grundlagen Zusammenhang zwischen Aufbau- und Ablauforganisation Teilaufgaben
Stellen
Abteilungen oder Gruppen
Aufbauorganisation
Aufgabe
Aufgabenanalyse
Organisation des Unternehmens
Aufgabensynthese
personale Synthese
Ablauforganisation
lokale Synthese
Arbeitselemente Arbeitsanalyse 9
temporale Synthese Arbeitssynthese Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 758.
10. Organisation
10.2 Organisationstheoretische Ansätze
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.2 Organisationstheoretische Ansätze Überblick
Organisationstheoretische Ansätze
Scientific Management
Administrativer Ansatz
Situativer Ansatz
Institutionenökonomische Ansätze
sonstige Ansätze • Human-Relations-
• Taylor
• Fayol
• Kieser • Lawrence/ Lorsch • Burns/Stalker
• Coase
Ansätze
• Williamson
• ResourceDependenceAnsätze
• Picot
• Systemtheoretische Ansätze
• Politökonomische Ansätze •…
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation
10.3 Organisationsformen
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen
Die Organisationsform eines Unternehmens wird in der Praxis durch eine Vielzahl von individuellen und situativen Gegebenheiten bestimmt
Dennoch: fast alle Organisationsstrukturen lassen sich auf die Ausrichtung allgemeiner Strukturierungsprinzipien zurückführen.
Einliniensystem
Mehrliniensystem
Leitungsprinzipien 13
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Entscheidungsdezentralisation
Prinzip der Stellenbildung
Entscheidungszentralisation
Aufteilung der Entscheidungskompetenzen
Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 785.
Strukturierungsprinzipien
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Organisationsformen: Überblick
Organisationsformen
Funktionale Organisation
Stablinienorganisation
Spartenorganisation
Matrixorganisation
Netzwerkorganisation
Management-Holding
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Projektorganisation
TeamOrganisation
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Funktionale Organisation
Die funktionale Organisation basiert auf der Verrichtungsgliederung, die zur Schaffung von Funktionsbereichen führt.
Die funktionalen Organisationsform ist besonders geeignet bei – – –
Einproduktunternehmen Massen- und Sortenfertigung einer stabilen Unternehmensumwelt
Schema der funktionalen Organisation Unternehmensleitung
Forschung & Entwicklung
Produktion
Marketing
Finanz- und Rechnungswesen
Personal
Verwaltung
Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 793. 15
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Fazit zur funktionalen Organisation
Kritische Analyse:
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Vorteile:
Nachteile:
–
sehr übersichtlich
–
Interessenskonflikte zwischen Funktionsbereichen
–
klare Fokussierung auf Spezialaufgaben und Erzielung von Spezialisierungsvorteilen
–
hoher horizontaler Koordinationsaufwand durch große Leitungsspanne und viele Schnittstellen: kein Prozessdenken
– –
Bündelung hoher Kompetenz in den einzelnen Funktionsbereichen
hoher Zeitbedarf zur Entscheidungsfindung und damit langsame Reaktionen
–
fehlende Marktnähe
–
geringe Motivation der Mitarbeiter
–
unklare Weisungsbeziehungen durch ein Nebeneinander von formalen und informalen Vorgesetzten
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Stablinienorganisation
Die starke Entscheidungszentralisation der funktionalen Organisation erschwert sowohl die Koordination zwischen den Abteilungen als auch die strategische Ausrichtung der Unternehmensspitze.
Daher werden häufig zur Entlastung der Instanzen Stäbe geschaffen.
Schema der Stablinienorganisation Unternehmensleitung
Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 794.
Linienstelle
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Stabsstelle
Materialwirtschaft
Unternehmensplanung und -organisation
Produktion
Finanzen
Marketing
Arbeitsvorbereitung
Fertigung I
Fertigung II
Anlagen
Verwaltung
Marktforschung
Werbung
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Verkauf
Lieferwesen
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Fazit zur Stablinienorganisation
Kritische Analyse:
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Vorteile:
Nachteile:
–
Entlastung der Linieninstanzen
–
–
sorgfältige Entscheidungsvorbereitung
Trennung der Entscheidungsinstanzen
–
Stäbe als Konkurrenz zu Linienstellen („graue Eminenzen“)
–
Verlangsamung des Entscheidungsprozesses durch überdimensionierte Stabsstrukturen
–
Bündelung hoher Kompetenz
–
Unabhängigkeit vom Tagesgeschäft und unternehmerischen Partikularinteressen
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Spartenorganisation
Bei der Spartenorganisation ist das Unternehmen in verschiedene Sparten bzw. Divisionen durch Anwendung des Objektprinzips gegliedert.
Die Spartenorganisation wird auch – – –
divisionale Struktur Geschäftsbereichsorganisation oder M-Form (Multidivisional Structure) genannt.
M-Form ist die häufigste Organisationsform im internationalen Wettbewerb!
Typische Gliederungskriterien bzw. Objekte der Strukturierung sind: – – – – –
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Produkte bzw. Produktgruppen Kundengruppen geographische Regionen Märkte Projekte Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Schema der Spartenorganisation Unternehmensleitung
Linienstelle Zentralstelle
Rechnungswesen
Sparte 1
Materialwirtschaft
Produktion
Finanzen
Sparte 2
Marketing
Materialwirtschaft
Produktion
Personal
Sparte 3
Marketing
Materialwirtschaft
Produktion
Marketing
Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 796.
Durch Spartenorganisation entstehen Entscheidungseinheiten, die alle für ein Produkt/Kundengruppe/etc. notwendigen Kompetenzen auf sich vereinen!
Neben den Divisionen werden zumeist auch zentrale Stellen (Zentralabteilungen) geschaffen, die bestimmte Funktionen zentral für alle Divisionen übernehmen.
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen
Heterogenität des Produktions- und/oder Absatzprogramms
Ziel der Spartenorganisation:
Aufteilung eines heterogenen Produktionsprogramms… in homogene Einheiten durch Gliederung nach dem Objektprinzip! geographische Aufteilung des Unternehmens
angewendeter Führungsstil
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Größe des Unternehmens
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Einflussfaktoren
Einflussfaktoren
Einflussfaktoren auf die Wahl einer Spartenorganisation
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Praktisches Beispiel für eine Spartenorganisation: Siemens
Die divisionale Struktur der Siemens AG ist auf der 2. Ebene nach Produktgruppen organisiert.
Vorstand der Siemens AG Zentralabteilungen
Operatives Geschäft
Corporate Development Information and Communications
Automation and Control
Power
Corporate Finance
Corporate Personnel Transportation
Medical
Lighting Corporate Technology
Regionale Einheiten
Finanz- und Immobiliengeschäft
Quelle: http://www.siemens.de/index.jsp 22
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Corporate Communications Corporate Information Office Corporate Supply Chain and Procurement Global Government Affairs Management Consulting Personnel
mehr…
Zentralstellen
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Entwicklungslinien im Hinblick auf die Spartenorganisation
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Praktische Beispiele zeigen: die meisten Unternehmen verwenden organisatorische Mischformen.
Deutsche Unternehmen führten die Spartenorganisation insbesondere seit den 60er Jahren ein. Oft erfolgte der Übergang von einer funktionalen zu einer divisionalen Struktur, um mehr Marktnähe zu erzielen.
In den letzten Jahren haben viele Unternehmen produktorientierte Divisionalstrukturen zugunsten kundenorientierter Divisionalstrukturen aufgegeben (z. B. Deutsche Bank).
Diese Reorganisationen sollen eine noch stärkere Fokussierung auf Kundenbedürfnisse ermöglichen.
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Spartenorganisation vs. funktionale Organisationsstruktur Unternehmensleitung
Motorräder
Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 788.
Materialwirschaft
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Produktion
Marketing
kfm. Verwaltung
Materialwirtschaft
Pkw
Materialwirschaft
Produktion
Lkw
Marketing
Produktion
Lkw
Auch in einer Spartenorganisation gibt es auf der unteren Ebene oft eine funktionale Strukturierung!
Pkw
kfm. Verwaltung
Unternehmensleitung
Motorräder
Motorräder
Pkw
Materialwirschaft
Produktion
Motorräder
Pkw
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
kfm. Verwaltung
Auch in der funktionalen Organisationen gibt es auf der unteren Ebene oft eine objektorientierte Strukturierung!
kfm. Verwaltung
Marketing
Lkw
Marketing
Lkw
Motorräder
Pkw
Lkw
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Formen von Spartenorganisationen
Je nach Intensität der Entscheidungsdelegation und Umfang der Verantwortung lassen sich unterschiedliche Formen der Spartenorganisation unterscheiden.
Formen der Spartenorganisation
Cost-Center ■ Divisionen sind nur für ihre Kosten verantwortlich ■ Zwei mögliche Zielvorgaben ( ökonomisches Prinzip): - Einhaltung eines vorgegebenen Kostenbudgets unter Maximierung des Umsatzes - Erreichung eines vorgegebenen Umsatzes unter Minimierung der Kosten
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Profit-Center ■ Divisionen sind für ihren erarbeiteten Gewinn verantwortlich ■ Erfolg der Divisionsleitung wird am Gewinn gemessen; Divisionsleiter benötigen großen Entscheidungsspielraum ■ weit verbreitete Form ■ Zielvorgabe: - absolute oder relative Gewinngröße Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Investment-Center ■ weitestgehende Delegation von Entscheidungen ■ Divisionsleitung besitzt Entscheidungskompetenz und Verantwortung für Geschäft und Investitionen ■ Unternehmensleitung bleibt Aufgabe, finanzielle Mittel für die einzelnen Divisionen zu beschaffen und Gewinne zu alloziieren
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Fazit zur Spartenorganisation (I)
Kritische Analyse:
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Vorteile:
Nachteile:
–
Marktnähe/Marktorientierung
–
–
potenzielle Divergenz zwischen Divisions- und Unternehmenszielen
mehr Flexibilität durch kleinere Einheiten
–
großer Bedarf an qualifizierten Führungskräften
–
Kannibalismus zwischen Divisionen
–
Spartenegoismus
–
Nichtausnutzung von Synergien
–
Effizienzverluste durch mangelnde Teilbarkeit von Ressourcen und suboptimale Betriebsgrößen
–
Koordinationsprobleme und hoher administrativer Aufwand (z.B. Spartenerfolgsrechnung)
–
Verrechnungspreise als Konfliktpotenzial
–
Zukauf/Verkauf von Einheiten leichter
–
hohe Transparenz hinsichtlich Erfolg/Misserfolg im Unternehmen ( Reduzierung opportunistischen Verhaltens von Managern)
–
Motivation der Mitarbeiter durch mehr Autonomie
–
Entlastung Top-Management ( Senkung von Transaktionskosten)
–
übersichtliche Organisationsstruktur
–
schnellere Entscheidungen durch kurze Kommunikationswege
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Matrixorganisation
Definition und Einflussfaktoren
mind. 2 Gliederungsmerkmale besitzen gleiche Bedeutung
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Größe des Unternehmens
kooperativer Führungsstil
vielfältige, dynamische und unsichere Umwelt
Die Matrixorganisation ist eine Mehrlinienorganisation ■ Kennzeichen: Stellenbildung auf der gleichen hierarchischen Stufe erfolgt nach zwei oder mehr Kriterien gleichzeitig, z.B. nach Produkten oder Produktgruppen, Funktionen, Regionen und Projekten.
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Offenheit der beteiligten Personen
Bereitschaft zur Konfliktlösung
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Schema der Matrixorganisation Gesamtleitung
Sparten
Flugzeuge
Fahrzeuge
Elektronik
Schiffe
Funktionen
Forschung
Beschaffung
Produktion Produktion Fahrzeuge
Marketing Marketing Schiffe Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 802. 28
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Fazit zur Matrixorganisation
Kritische Analyse:
Vorteile der Matrixorganisation: –
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Nachteile der Matrixorganisation:
hohe Koordinationswirkung der formalen Organisationsstruktur
–
unklare Unterstellungsverhältnisse
–
–
ständige Konfliktaustragung
Motivation durch Partizipation am Problemlösungsprozess
–
–
Gefahr von „faulen“ (schlechten) Kompromissen
umfassende Betrachtungsweise der Aufgaben
–
–
verlangsamte Entscheidungsfindung (Zeitverlust)
Spezialisierung nach verschiedenen Gesichtspunkten
–
–
hoher Kommunikations- und Informationsbedarf
Entlastung der Leitungsspitze
–
direkte Verbindungswege
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen
Objekt Verrichtung
Einliniensystem
•
• •
• •
Mehrliniensystem Entscheidungskompetenzen
Zentralisation Dezentralisation (Delegation)
•
• •
•
•
•
•
• •
•
• • • •
TeamOrganisation
• • •
Projektorganisation
•
Netzwerkorganisation
•
•
Region Leitungsprinzip
Matrixorganisation
Stellenbildung
ManagementHolding
Strukturierungsprinzip
Spartenorganisation
Organisationsform
Funktionale Organisation
Zusammenfassung (I)
• • • • • •
Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 813 30
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.3 Organisationsformen Zusammenfassung (II)
In der Praxis treten die verschiedenen Organisationsformen selten in reiner Form auf.
Übergänge zwischen einzelnen Strukturformen sind i.d.R. fließend: – – –
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Stäbe zum Beispiel sind in fast jeder Organisationsform anzutreffen, auch in der Sparten-, Matrix- und Teamorganisation Einlinien- und Mehrlinienorganisation vermischen sich häufig Spartenorganisation, die nach Produkten gegliedert ist und Zentralabteilungen besitzt, ähnelt der Matrixorganisation, die sich in Funktionen und Produkte aufteilt
Ein Unternehmen durchläuft in seiner Geschichte meist mehrere Organisationsformen. jeweilige Organisationsform richtet sich vor allem nach dem Kriterium „Größe“
Strategie hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Organisationsstruktur „Structure follows Strategy“ (Alfred D. Chandler, 1962)
Die Wahl der für das Unternehmen geeigneten Organisationsform hängt von Unternehmenszielen und der Situation ab, in der sich das Unternehmen befindet. es kann nicht „die beste“ Organisationsform geben (siehe auch situativer Ansatz) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation
10.4 Organisation als geplanter organisatorischer Wandel
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.4 Organisation als geplanter organisatorischer Wandel Organisationsentwicklung als evolutionärerer Wandel (I)
Organisatorische Veränderungen stoßen meistens auf Widerstände der Unternehmensangehörigen.
Grund: Menschen befürchten durch Veränderung Nachteile gegenüber ihrer bisherigen Situation zu erfahren.
Konsequenz: Fokus auf Selbstorganisation und evolutionären Wandel in Unternehmen.
Abbau von Widerständen durch
Information • vor Veränderungsvorhaben soll dessen Sinn erklärt und gewünschter Endzustand bekannt gegeben werden • während des Prozesses soll über Entwicklungsfortschritte informiert werden 33
Partizipation • den vom Wandel betroffenen Individuen Möglichkeiten geben, Verlauf und Ergebnis des Prozesses aktiv zu beeinflussen
• Förderung von Selbstorganisation und informalen Koordinationsmedien Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.4 Organisation als geplanter organisatorischer Wandel Organisationsentwicklung als evolutionärerer Wandel (II)
Ziele
Charakteristika
Prinzipien
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•
bessere organisatorische Leistungseffizienz (ökonomische Ziele)
•
Qualität des Arbeitslebens erhöhen (Humanität)
•
Schaffung von Potenzialen zur individuellen Bedürfnisbefriedigung (individual-soziale Ziele)
•
langfristig angelegte Entwicklungs- und Veränderungsprozesse von Organisationen und ihren Mitarbeitern
•
Lernen aller Betroffenen durch direkte Mitwirkung und praktische Erfahrung
•
Betroffene zu Beteiligten machen
•
Hilfe zur Selbsthilfe
•
Machtausgleich
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
10. Organisation 10.4 Organisation als geplanter organisatorischer Wandel Prozess der Organisationsänderung Ein Instrument zur Beschreibung des Prozesses der Organisationsentwicklung ist das von Psychologe Kurt Lewin (1947) entwickelte Phasenschema, das sich in drei wiederkehrende Phasen aufgliedern lässt: neuer Zustand
Refreezing Einfrieren des neuen Gleichgewichts; Stabilisierung und Integration der Änderung
alter Zustand
Bewegung zum neuen Gleichgewicht; neue Handlungsweisen ausbilden
Unfreezing Auftauen des gegenwärtigen Gleichgewichts; für Änderungen motivieren Zeit
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Quelle: Thommen 1995: S.826.
Moving
10. Organisation 10.4 Organisation als geplanter organisatorischer Wandel Rollen im Rahmen der Organisationsänderung
Hauptrollen im Veränderungsprozess
Chance Agent (Veränderungshelfer) • entspricht der Rolle des Prozessberaters • sein Hauptziel ist es, dem Klientensystem zu helfen, eigene Ressourcen zu entwickeln, um selbständiger agieren zu können
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Client System (Kundensystem) • besteht aus Individuen, die direkt von den Maßnahmen betroffen sind
• kooperiert eng mit Prozessberater, um eigene Lösungsansätze zu entwickeln
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Change Catalyst • dieser nimmt eine vermittelnde Funktion zwischen dem Kundensystem und dem Veränderungshelfer ein • verfügt über Entscheidungsbefugnis, um Prozess evtl. zu steuern