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Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1

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Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie Impressum: Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie [Lernskript] Verlag: Epubli GmbH: 2., überarbeitete Auflage Berlin: 2015 Sprache: Deutsch [Spiralbindung] 2 © 2015 Sybille Disse Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Heilpraktiker Psychotherapie Express ® Internetseite für mehr Informationen: http://www.heilpraktiker-psychotherapie-express.de/ Bestellung: http://www.buchhandlung-kuehn.de/Sybille-Disse-und-Tipps-von-Ihr/ Verantwortlich für den Inhalt: © Sybille Disse, Studienleitung Coverbild Copyright: © Fotolia.com Illustration/Jacob-Zeichnungen: © Sven Hartmann Zürich - https://kater-jacob.de/ Verlag: Epubli GmbH, Oranienstrasse 183, 10999 Berlin - Servicenummer: 0180 5/ 88 11 20 https://www.epubli.de/ Published in Germany Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet die Titel von Sybille Disse in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind unter http://dnb.d-nb.de abrufbar: ISBN des Arbeitsbuches 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie: 978-3-7375-6853-1 Benutzerhinweis: Medizinische Erkenntnisse unterliegen einem steten Wandel. Herausgeber und Autorin dieses Werkes bemühen sich intensiv dem aktuellen Wissensstand zu entsprechen. Dies entbindet den Benutzer nicht von seiner Sorgfaltspflicht. 2 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie INHALTSVERZEICHNIS Kapitel 1) Einführung in die Psychologie ................................................................................... 6 Kapitel 2) Lösungen zu den Übungen ....................................................................................... 29 Kapitel 3) Übungsklausur .......................................................................................................... 30 Kapitel 4) Auflösung ...................................................................................................................31 3 Kapitel 5) Glossar/Fachbegriffe ................................................................................................ 32 Kapitel 6) Lernübersicht ............................................................................................................ 35 Kapitel 7) Quellenangaben bzw. Literaturverzeichnis ............................................................ 37 INDEX Stichwortverzeichnis ................................................................................................ 38 3 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie Liebe/r Student/in, Du interessierst Dich dafür, die Ausbildung zum/zur Heilpraktiker/in beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie (HPP1) zu absolvieren. Dein Ziel ist also voraussichtlich, die amtsärztliche Überprüfung bei dem für Dich zuständigen Gesundheitsamt zu meistern, um dann später z.B. mit eigener Praxis für Psychotherapie (HeilprG2) bzw. Naturheilpraxis Patienten mit psychischen Störungen helfen zu können. Passend zu unserem Lehrgang für werdende HPP hälst Du nun die 1. Lektion in der Hand. Das Skript ist bewusst im „Frage-Antwort-Stil“ geschrieben und ersetzt kein Lehrbuch (hier empfehlen wir das Buch „ICD10 kompakt Heilpraktiker für Psychotherapie“). Vielmehr soll es begleitend zum Kurs eingesetzt werden und zur Wiederholung bzw. Prüfungsvorbereitung. Durch die Fragen kannst Du selbst überprüfen, ob der besprochene Stoff „sitzt“ und ggf. Lerninhalte nochmals wiederholen. Durch diese Art des Lernens wird der umfangreiche Stoff in kleine Häppchen aufgeteilt und bleibt so leicht verdaulich und einfach besser im Gedächtnis! Auch werden wichtige Fachbegriffe häufig wiederholt und erklärt, so dass diese Dir schnell geläufig sind. Außerdem findest Du im Skript wichtige Hintergrundinformationen (Basics) für das Bestehen der amtsärztlichen Überprüfung sowie hilfreiche Tipps. Wir haben uns hier an den Anforderungen der Gesundheitsämter, den schriftlichen amtsärztlichen Überprüfungen der letzten 20 Jahre, zahlreichen mündlichen Prüfungsprotokollen der letzten 15 Jahre und der ICD 10 (internationaler Katalog der Erkrankungen) orientiert, damit wir Dich optimal auf die Heilpraktikerüberprüfung vorbereiten. In unserem Ausbildungskonzept für den Heilpraktiker Psychotherapie sind verschiedene Module als gratis Online-Vorlesungen vorgesehen (den Lernplan und die Dateien findest Du auf unserer Internetseite). Zusätzlich gibt es dort ein Online-Quiz, Forum zum gemeinsamen Austausch sowie zahlreiche weitere Materialien. Begleitend zum Kurs sind neben den umfangreichen Lernskripten auch Audiolehrgänge (Kompaktkurs und Repetitorium) sowie das Paukbuch 2.0 für HPP (Prüfungsvorbereitung für Heilpraktiker Psychotherapie) und ein Videokurs erhältlich (teilweise in Vorbereitung). Wir wollen mit unserem Lehrgang den Grundstein für ein solides Grundwissen legen, gespickt mit wertvollen Merkhilfen („gut zu wissen“). Denn nur so kannst Du in der amtsärztlichen Prüfung glänzen und ein/e erfolgreiche Heilpraktikerin bzw. erfolgreicher Heilpraktiker für Psychotherapie werden! Und nun wünschen wir Dir ganz viel Vergnügen mit dem 1. Lernskript. Wir freuen uns, wenn wir Dich auf Deinem Weg zum/zur Heilpraktiker/in beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie begleiten dürfen! Unsere Skripte sind so aufgebaut, dass Du zunächst den Stoff aus dem Skript bearbeitest (inklusive Übungen) und dann eine Übungsklausur folgt (hierbei darfst Du echte Prüfungsfragen beantworten, um zu überprüfen, ob Du den Inhalt verstanden hast). 1 2 Heilpraktiker, eingeschränkt bzw. sektoral im Bereich der Psychotherapie Heilpraktikergesetz 4 4 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie Die Lernskripte zum HPP „Heilpraktiker – beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie“ sind in folgende Themengebiete aufgeteilt (die Lernskripte und die weiteren Lernmaterialien für HPP zeigen einen analogen Aufbau und ergänzen sich gegenseitig): (1) Einführung in die Psychologie (2) Psychiatrie & Psychotherapie Grundlagen (3) Klinische Psychologie & Diagnostik (4) Neurologie (5) Organische psychische Störungen (6) Psychotrope Substanzen (7) Schizophrenie & Wahn (8) Affektive Störungen (9) Neurotische Störungen (10) Verhaltensauffälligkeiten (11) Persönlichkeitsstörungen (12) Kinder- und Jugendpsychiatrie (13) Psychiatrische Notfälle (14) Differenzialdiagnose (15) Psychopharmaka (16) Psychotherapiemethoden (17) Berufs- und Gesetzeskunde (18) Prüfungsvorbereitung – Tipps & Tricks Du hast Dich für ein faszinierendes, aber auch sehr anspruchsvolles Gebiet entschieden, auf dem Du tätig werden möchtest. Wir möchten Dich auf diesem Weg tatkräftig unterstützen. Im Internet findest Du auch unseren Lernplan zum HPP: Wann immer Du Fragen oder Anregungen hast, findest Du im Forum den gemeinsamen Austausch und kannst Du uns über das Gästebuch eine Nachricht zukommen lassen: http://www.heilpraktiker-psychotherapie-express.de/Gaestebuch 5 5 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie Kapitel 1) Einführung in die Psychologie Mit diesem Lehrgang und der Vorbereitung auf die amtsärztliche Überprüfung3 beim Gesundheitsamt strebst Du die Erlaubnis zur Durchführung der Heilkunde (nach dem Heilpraktikergesetz) an. Wir möchten Dich dabei begleiten, unterstützen, motivieren und Dir nicht nur den roten Faden für eine erfolgreiche Prüfung, sondern ein solides Grundgerüst mit vielen Querverstrebungen anbieten. Bevor wir mit dem 1. Kapitel starten, möchten wir Dir noch ein paar Worte mitgeben. Am Anfang erscheint der Stoff eher trocken, aber später wird Dir das Erlernen der Fachbegriffe („Vokabelnpauken“) weiterhelfen und vieles erleichtern. Daher unser Tipp:  Beginne strukturiert, von Anfang an. Besorge Dir ein Vokabelheft oder Karteikarten (mittlerweile gibt es auch Computerprogramme oder Vokabel-Apps), um die umfangreichen Fachbegriffe zu übertragen. Die jeweiligen Vokabeln, die auch im Glossar vermerkt und erklärt sind, solltest Du unbedingt nach dem Durcharbeiten des Themas „draufhaben“ und auch auf jeden Fall wiederholen. So fügt sich nach und nach eines zum anderen und macht das spätere Lernen kinderleicht. Am Anfang benötigst Du jedoch die Motivation und das Wissen darum, dass diese vielen Fachbegriffe einen zunächst schier „erschlagen“. Dies wird aber von Skript zu Skript besser, irgendwann gibt es die ersten „Aha-Erlebnisse“ und dann geht´s munter weiter  . Bis dahin bleibe stark, akzeptiere, dass Du nicht sofort jeden Fachbegriff wissen kannst, aber bleibe dran an den Vokabeln!  „Etwas lernen und mit der Zeit darin immer geübter werden, ist das nicht auch eine Freude?“ (Konfuzius) Im ersten Kapitel geht es um die Grundbegriffe bzw. eine Einführung in den Bereich der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Dabei wünschen wir Dir viel Vergnügen! Deine Sybille Disse und Team 3 In der Regel handelt es sich dabei um eine schriftliche (März bzw. Oktober jeden Jahres) und mündliche Prüfung (ab ca. 3 Wochen nach der schriftlichen Prüfung) beim Gesundheitsamt Deiner Region! 6 6 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie Und nun geht es los mit dem 1. Skript zum Heilpraktiker eingeschränkt auf den Bereich der Psychotherapie (HPP)! Zu Beginn haben wir noch einen kleinen Lern-Tipp zum Vokabelnpauken für Dich! Empfehlenswert ist es, sich ein Vokabelheft anzulegen. In ein Schulheft o.ä. solltest Du Dir alle fett gedruckten Fachbegriffe sowie das Glossar notieren und zugleich eine Erklärung mit eigenen Worten dafür finden. Die Vokabeln solltest Du regelmäßig durchgehen, bis sie sitzen. Damit kannst Du ganz gelassen in die Prüfung gehen, denn Du kannst ja zumindest zu jedem wichtigen Begriff etwas sagen. Da Du gerade in der Prüfungssituation sehr aufgeregt sein kannst, sind die Vokabeln bzw. Fachbegriffe auch eine Möglichkeit, um sich zu beruhigen und Zeit zu gewinnen. Du wirst sehen, dass Du mit der Zeit viel entspannter wirst, wenn Dir die Begrifflichkeiten geläufiger sind! Nun noch ein wichtiger Hinweis: in diesem Skript wurden auch teilweise veraltete Begriffe eingebracht, die ähnlich sind bzw. häufig das Gleiche meinen, heutzutage häufig noch synonym verwandt werden und auch in neueren Überprüfungen und vor allem in Fachbüchern vorkommen. Damit Dir diese Begriffe ebenfalls geläufig sind, haben wir diese berücksichtigt! In der Regel ist zudem einfachheitshalber von dem Patienten die Rede (wobei in unserem Bereich auch häufig die Formulierung „Klient“ gewählt wird). (1) Im ersten Skript besprechen wir nun die Grundkenntnisse der entwicklungs-, sozial-, persönlichkeits- und neuropsychologischen Grundlagen der Psychotherapie sowie Grundbegriffe der Epidemiologie4 (der Verbreitung und dem Verlauf von Krankheiten). (1.1) Was ist Gesundheit?  Gesundheit gilt (lt. WHO5) als vollkommenes – physisches, – psychisches und – soziales Wohlbefinden Hier ein Auszug der Verfassung: „Die an dieser Verfassung beteiligten Staaten erklären in Übereinstimmung mit der Satzung der Vereinten Nationen, dass die folgenden Grundsätze für das Glück aller Völker, für ihre harmonischen Beziehungen und ihre Sicherheit grundlegend sind: Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung…“ 4 Wissenschaft von der Entstehung, Verbreitung, Bekämpfung und den sozialen Folgen von Epidemien, zeittypischen Massenerkrankungen und Zivilisationsschäden 5 Abkürzung für englisch World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen) 7 7 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie (Übung 1) Lösung: Seite 29 Ergänze den Lückentext zur WHO-Definition: „Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen __________________, ________________________ und ________________________ Wohlergehens und nicht nur das _______________________ von Krankheit oder Gebrechen. Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der _______________________ jedes ________________________ Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung…“ (Grafik 1.1) Gesundheit Exkurs: Salutogenese6 oder „Was erhält Menschen gesund?“ Das Konzept der Salutogenese geht zurück auf den Professor der Soziologie Aaron Antonovsky (1923-1994). Es erklärt im Gegensatz zum in der Medizin vorherrschenden Modell der Pathogenese (Entstehung und Entwicklung einer Krankheit) die Entstehung von Gesundheit. Die Salutogenese beschäftigt sich (ganz im Gegensatz zur Pathogenese) nicht mit der Frage „Warum wird der Mensch krank?“ sondern mit der Fragestellung: „Was hält ihn gesund?“. Laut Antonovsky befindet sich der Mensch ständig auf einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit. Er war fasziniert von dem Umstand, dass einige Menschen auch in schweren Situationen nicht erkranken, während andere sogar sterben. Dieses Modell stößt auf wachsendes Interesse. Unser Tipp: Es würde hier und jetzt zu weit führen, lohnt sich aber, mit dem Ansatz der Salutogenese vertraut zu machen. Du findest hier eine kostenfreie Broschüre (Download als pdf-Datei) in der das Modell vertieft und mögliche Konsequenzen für die Praxis der Gesundheitsförderung erörtert werden: Quelle: Online-Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung - Band 06 http://www.bzga.de/botmed_60606000.html (letzter Zugriff: 30. September 2015) 6 Betonung: Salutogenese 8 8 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie (1.2) Wie entstehen psychische und Verhaltensstörungen? Nenne die verschiedenen Modelle zur Entstehung von Krankheiten7! a) Biomedizinisch-organisches Modell (auch medizinisches oder biologisches Modell) – Konzept: Psychische Krankheiten sind Ausdruck/Folge pathologischer8 Strukturbzw. Funktionsveränderungen des Organismus9 (z.B. Veränderungen der Nervenzellen oder der Neurotransmitter10übertragung). – Therapie: Die Behandlung zielt auf die Behebung der krankheitsauslösenden Symptome ab und nicht auf deren Entstehung oder Ursachen. Die von der Krankheit betroffene Person und Umwelt werden nicht berücksichtigt. Die Erkrankung gilt als Abweichung von einem natürlichen Zustand des Organismus, den es wieder herzustellen gilt. Es wird demnach also angenommen, dass es einen „normalen“, krankheitsfreien Zustand gibt. b) Humanistisches Modell – Konzept: Nach Carl Rogers entwickeln sich psychische Störungen, wenn natürliche Entwicklungs- und (psychische) Wachstumsprozesse gestört verlaufen. Der Mensch gilt als eine Anhäufung von Erfahrungen seines Lebens. – Therapie: In der humanistischen Psychotherapie ist nach Eberwein das Eingehen einer psychotherapeutischen Kooperationsbeziehung wichtig, bei der die Arbeit des Klienten an sich selbst und die Unterstützung seiner Autonomie im Vordergrund stehen. c) Lerntheoretisches Modell (auch behavioristisches Modell) – Konzept: Es wird angenommen, dass psychische Krankheiten Ausdruck erlernter Verhaltensweisen (z.B. Modelllernen, operantes oder klassisches Konditionieren) sind: ungünstige Lernprozesse (die nicht zielführend sind) führen zu extrem abweichenden Erlebens- und Verhaltensweisen, die vom Betroffenen oder der Gesellschaft als änderungsbedürftig beurteilt werden. – Therapie: Ziel der Verhaltenstherapie ist es nach Rothgangel, die Bedingungen zu verstehen, die das Verhalten auslösen und aufrechterhalten. Jedes Verhalten kann nach Annahme der Lerntheorie auch wieder verlernt bzw. umgelernt werden. d) Multifaktorielles Modell – Konzept: Nach diesem Modell besitzen psychische Störungen eine multifaktorielle (durch viele Faktoren, Einflüsse bedingte) Entstehung. Es gibt immer mehrere „Zutaten“, die zusammenspielen, um eine Erkrankung zu entwickeln. Dieses Modell beinhaltet u.a. Erkenntnisse aus den Bereichen Stress, Belastungsreaktionen, Risikofaktoren sowie psychosomatische Prozesse. – Therapie: Es müssen die Auslöser der Erkrankung sowie die Rahmenbedingungen herausgearbeitet werden. Wichtig ist auch eine Rückfallprophylaxe (Belastungen minimieren, z.B. mit Entspannungstraining). 7 Anmerkung: Bitte beachte, dass diese Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wir haben die für den HPP wichtigen und prüfungsrelevanten Modelle ausgewählt. 8 krankhafter 9 Lebewesen 10 chemische Substanz, die eine Erregung im Nervensystem weiterleitet, sog. „Botenstoffe“ 9 9 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie e) Psychoanalytisches Modell – Konzept: Laut Sigmund Freud ist Krankheit Ausdruck intrapsychischer11 Konflikte und daraus folgender Abwehrmechanismen12. Nach Freud entstehen zwischen biologischen Triebansprüchen und sozialen Normen Spannungen, die im Laufe der frühkindlichen psychosexuellen Entwicklung bewältigt werden müssen. Unzureichende Bewältigung führt nach Freud zu Störungen bzw. Krankheiten. – Therapie: Aufgabe der Psychoanalyse ist es, die inneren Konflikte ans Licht zu bringen. Ins Unbewusste verdrängte Triebkonflikte sollen aufgedeckt und dem Patienten bewusst gemacht werden. Dazu werden im Gespräch verschiedene Mittel angewandt, z.B. das freie Assoziieren. Sigmund Freud gab übrigens schon 1919 die Empfehlung, dass „der Analytiker Wege finden müsse, um seine Fähigkeiten auch denen zukommen zu lassen, die sich keine Psychoanalyse leisten können“13. f) Psychosomatisches Modell – Konzept: Die Psychosomatik ist die Wissenschaft von der Bedeutung psychischer Vorgänge für Entstehung und Verlauf von Krankheiten. Seelische Konflikte werden demnach als Ursache für Erkrankungen angesehen, die sich körperlich äußern. Ursachen sind z.B. unbewältigte Konflikte, Lebenskrisen, Kindheitstraumata, akute Belastungen (z.B. durch bedrohliche und existenzielle Erfahrungen) sowie lang anhaltende seelische und soziale Belastungen. – Beispiel: Im Alltag können wir diese Wechselwirkung zwischen der Seele (Psyche) und dem Körper (Soma) sehr häufig beobachten. Die Prüfungsangst bei einem Prüfungskandidaten kann kurzfristig zum Durchfall führen, die Traurigkeit lässt einem die Tränen in die Augen schießen oder die Scham oder der Zorn lassen einen erröten. Der Volksmund spricht davon, dass „etwas einem auf den Magen geschlagen ist“ oder „die Zornesröte ins Gesicht gestiegen ist“.14 – Therapie: Hierbei können sämtliche Therapieverfahren (verhaltensorientiert, tiefenpsychologisch, gesprächsorientiert, lösungsorientiert,…) zum Einsatz kommen. Erfolgreich sind auch Entspannungstraining, Bewegungstraining bzw. eine gesunde Lebensweise und Achtsamkeitsübungen. g) Risikofaktoren-Modell – Konzept: Dass Gesundheitsrisiken durch eine ungesunde Lebensweise entstehen können (z.B. Karies durch erhöhten Zuckerkonsum), ist uns allen bewusst. Dieses Modell kombiniert verschiedene Faktoren, die sich als bedeutsam für die Entstehung von Krankheiten herausgestellt haben (z.B. Umweltschadstoffe wie Asbest). Auch Verhaltensoder Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Rauchen oder Perfektionismus) gelten als risikoreich. 11 innerhalb der eigenen Psyche stattfindend, sich abspielend Begriff aus der Psychoanalyse: unbewusste Verhaltensweisen gegenüber Triebforderungen, die von der Kontrollinstanz (dem sogenannten Über-Ich) nicht gebilligt werden 13 Quelle: Deutsche Psychoanalytische Vereinigung. http://www.dpv-psa.de/service/infos-fuer-patienten/was-istpsychoanalyse/ (letzter Zugriff: 30.09.2015) 14 Quelle: Was ist Psychosomatik? Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH. http://www.ukgm.de/ugm_2/deu/ugi_pso/7695.html (letzter Zugriff: 02.10.2015) 12 10 10 Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie – h) Therapie: Gesundheit kann demnach durch die Reduzierung von Risikofaktoren erhalten werden. Auf der Basis dieses Modells sind zahlreiche präventive Interventionsprogramme entstanden. Sozialkritisches Modell (auch antipsychiatrisches Modell) – Konzept: Die zentrale Störung liegt in der Gesellschaft („…störendes Verhalten, das eigentlich ein soziales bzw. politisches Problem darstellt, wird als privates, innerpsychisches definiert…“15) und zeigt sich im Leid von Menschen, die mit der gestörten Umwelt nicht zurechtkommen. Die Antipsychiatrie kritisiert das naturwissenschaftliche Krankheitsmodell, prangert Missstände bzw. die Dominanz der Ärzte an und stellt die Psychiatrie (mit ihren Einrichtungen) sogar grundlegend in Frage. – Therapie: Eine kritische Haltung gegenüber der Gesellschaft sowie der Psychiatrie (z.B. Ablehnung von Zwangsmaßnahmen, Elektrokrampftherapie und auch Medikamenten) einnehmen. Ziele der Antipsychiatrie sind u.a. die Verbesserung der psychiatrischen Versorgung, der Einsatz für die Interessen der Betroffenen sowie die Bildung von Selbsthilfegruppen. i) Soziologisches Modell (auch sozialwissenschaftliches Modell) – Konzept: Die Soziologie ist die Wissenschaft bzw. Lehre vom Zusammenleben der Menschen in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft, von den Erscheinungsformen, Entwicklungen und Gesetzmäßigkeiten gesellschaftlichen Lebens. Krankheit ist nach diesem Modell Ausdruck sozialer Faktoren, z.B. sozialer Schicht, Migration, Rollenerwartungen, gesellschaftlicher Benachteiligung. Psychisch krank ist, wer von der Gesellschaft diagnostiziert wird und damit die Krankenrolle zugeschrieben bekommt. – Therapie: Das Ungleichgewicht in der Gesellschaft, welches sich auch auf die Gesundheit auswirkt, muss beseitigt werden (gesellschaftliche Ressourcen, Chancen, Möglichkeiten und Freiheiten sollten gerechter verteilt werden). j) Systemisches Modell – Konzept: Dieses Modell nutzt einen ganzheitlichen Ansatz und betrachtet den sozialen Kontext. Der als psychisch krank bezeichnete Mensch zeigt als Indexpatient (Symptom16träger) gestörte Prozesse in sozialen Systemen an, besonders in der Familie (aber auch in Gruppen). – Therapie: Kommunikation ist die Lösung! Hierbei werden die das Individuum „umgebenden Kontexte" berücksichtigt und in die Therapie mit einbezogen. Diese kann man sich in der Form eines „Zwiebelschalenmodells“ vorstellen. Ziel systemischer Therapie ist laut DGSF17, „Patienten dazu anzuregen und zu ermutigen, schnell wieder auf eigenen Füßen zu stehen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.“ 15 Quelle: Das psychiatrische Krankheitsmodell – Ist der Irre krank? http://www.irrenoffensive.de/Frank/02krankheitsbegriff.htm (letzter Zugriff: 02.10.2015) 16 Anzeichen einer Krankheit; für eine bestimmte Krankheit charakteristische Erscheinung 17 Quelle: Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie - Systemische Therapie Essentials. https://www.dgsf.org/presse/essentials-systemischer-therapie (letzter Zugriff: 02.10.2015) 11 11 Ende der Leseprobe von: Arbeitsbuch 2.0 - Heilpraktiker Psychotherapie: 1. Einführung in die Psychologie - [Lernskript] Sybille Disse Hat Ihnen die Leseprobe gefallen? Das komplette Buch können Sie bestellen unter: http://epub.li/1OlJsMd