Transcript
Nr. 2/ 2015
Magazin für Eltern, Angehörige und Betroffene von Suchtkranken
g n u r h ä Ern
INHALT
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10-12
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ACT-Selbsthilfegruppe
Man gönnt sich ja sonst nichts
Was oline gilt, gilt auch online
Ein Lernprozess für ein reiches und erfülltes Leben trotz Schmerz und Leid.
Essen und Sucht oder umgekehrt. PerSpektiven war beim SOBZ Luzern zu Gast und redete mit Beat Waldis und Edith Weibel Arnold.
Einfach Gesetze umgehen, das Internet macht es möglich.
Neues Informationsangebot Erweiterung der ada-zh Website. 5
Angehörige stärken Angehörige von Suchtkranken erleben ot grosse Belastungssituationen.
Pilotprojekt: SafeZone Ein Online-Portal zu Suchtfragen des BAG. 6
Auf ein Wort 18–19
Sabine & Markus Plüss, EVDAJ Aargau, beantworten Fragen von Sylvia Herr.
Brunau-Stitung Zürich 13
Durch Berufslehre zur Integration.
Alkohol und Krebs Unbekannte Zusammenhänge zu einem Dauerthema. 14
Wenn gesund essen krank macht
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Orthorexie, eine neue «Essstörung» auf dem Vormarsch. Durch richtige Ernährung wieder Boden unter den Füssen erlangen.
Hilfe existiert auch in Ihrer Region 28. DV des VEVDAJ in Luzern.
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Sechs Teelöfel Zucker pro Tag 8
Hemmt Kokain das Hungergefühl? Die Psychologin gibt Auskunt.
Um Zähne und Figur zu schonen, sollte Zucker nur spärlich zum Einsatz kommen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit bringt Erfolg Gespräch mit Dr. Urs Germann. 22–24
Vom Platzspitz zum Leten 9
Zürcher Stadtführung der besonderen Art.
Die Cannabis-Erlebnisse des Beat Schlater
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Jugendliche und Cannabis
Erfahrungen des bekannten Kabaretisten mit der Droge.
Wie jugendliche «Cannabis-Sünder» den Umgang mit Polizei und Jugendanwaltschat erleben. 26
Neu in unserer Bibliothek: 16
Sotdrinks – Dickmacher? Die Sotdrink-Industrie wehrt sich gegen «Bevormundung» des Konsumenten.
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- Wer dem Glück hinterher rennt, läut daran vorbei. - Selbstverliebt – aber richtig. - Bis hierher und nicht weiter. - 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen.
EDITORIAL
7 BIERE UND DANN NOCH ETWAS ESSEN… an Kalorien zu sich; Bier enthält zwar Kalium, Calcium und Magnesium, aber keine Vitamine. Das ist auch mit ein Grund, weshalb unter anderem beim Alkoholentzug Vitamine zum Einsatz kommen. Eine reife Leistung, denkt man. Nach sieben Bieren wäre mein Magen so proppenvoll, dass kaum noch ein Erdnüsschen hinuntergehen würde. Aber so sieht leider der Alltag eines alkoholkranken Menschen aus, eines Menschen wie Du und Ich. Nach sieben Bieren ist der Nahrungsbedarf eines Alkoholkranken nämlich bereits gedeckt. Er ist satt. Was ihm aber fehlt – und das ist alarmierend und erschreckend – er hat mit dieser «Essenszufuhr» weder Vitamine noch lebenswichtige Spurenelemente zu sich genommen: Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, welche die Wahrnehmung verändert. Mal wird zu wenig wahrgenommen, mal zu viel. Schlimm bei Alkoholikern kann die Verwahrlosung, eine veränderte Ernährungsgewohnheit sowie der einhergehende Vitaminmangel sein. Zum Beispiel Bier: Bei 7 Flaschen à 70 cl nimmt man zwar einen Tagesbedarf
Weitere Gründe für ein gestörtes und ungesundes Essverhalten gibt es viele: • zu wenig Bewegung: Gemäss den neuesten Angaben der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) sind 41% der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren übergewichtig oder adipös. Die Zunahme in den letzten 20 Jahren ist dramatisch. • Geringer Früchte- und Gemüsekonsum: 11% der Schweizer Bevölkerung erfüllen die Empfehlungen von täglich mindestens fünf Portionen Früchte und Gemüse nicht. • Erhöhtes Risiko für nichtübertragbare Krankheiten: Übergewicht und Adipositas sind zentrale Risikofaktoren, die nicht übertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus
Gratisberatung und Auskunft Auch dieses Jahr bietet ada-zh ihren Mitgliedern die Möglichkeit einer kostenlosen Beratung an. Nach telefonischer Anmeldung oder Reservation per E-Mail stehen die beiden Psychotherapeuten, Monika Ambauen und Andreas Spohn, für ein vertrauliches Gespräch zur Verfügung. Möchten Sie, ohne ein dringendes Problem, zum Beispiel eine Standortbestimmung, eine Auffrischung Ihrer persönlichen Lebensplanung oder eine Auskunft über psychologische Hintergründe von Verhaltensmustern bei Suchterkrankten oder sich neutral beraten lassen, so sind Sie in der ada-zh herzlich willkommen. Reservieren Sie sich einen Termin: 044 384 80 15 oder mailen Sie uns:
[email protected]
Typ 2, Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin und einige Krebsarten auslösen bzw. begünstigen. Nicht selten sind Süchte Auslöser für eine ungesunde Ernährung: Spielsüchtige bewegen sich kaum mehr, bei anderen Suchtmitteln steht die Befriedigung der Sucht im Mittelpunkt. Wir alle tragen die Sucht in uns. Gemäss einer Studie der WHO sind etwa 95% der Weltbevölkerung suchtmittelgefährdet. Die einen können besser damit umgehen, andere weniger gut. Was wir brauchen, ist Verständnis und Offenheit gegenüber Süchtigen. Wegschauen, stigmatisieren und verurteilen hilft niemandem, wohl aber Verständnis gegenüber Süchtigen und den davon betroffenen Mitmenschen. Und Sie? Ich mag Ihnen Ihr Gläschen oder Ihre Zigarre herzlich gönnen (man gönnt sich ja sonst nie etwas, wobei wir wieder beim Thema sind.) Jetzt deckt uns die Natur mit frischem Gemüse, Obst und Beeren ein. Gesundes Schlemmen ist angesagt. Und wenn der Tupfer Rahm auf dem Dessert zu ergiebig ausgefallen sein sollte: Bewegung an der frischen Luft tut immer gut. Gönnen Sie Ihrem Körper täglich Bewegung. Er wird es Ihnen danken. Ich wünsche Ihnen eine genussreiche Saison.
Erwin Sommer Redaktor 3
ADA-ZH
ANGEHÖRIGE STÄRKEN Neu im Herbst: Themenabende der ada-zh Angehörige, die einer Suchterkrankung in der Familie oder im Freundeskreis ausgesetzt sind, erleben immer wieder grosse Belastungssituationen, in welchen sie sich auf einer Gratwanderung zwischen Helfen-wollen und Sich-Abgrenzen befinden. In den drei Themenabenden soll die Stärkung der Angehörigen im Vordergrund stehen. Dabei begeben wir uns gemeinsam auf diese Gratwanderung und behandeln typische Themen und Situationen von Angehörigen. Der fachliche Input soll dazu anregen, sich auf eine andere bzw. auf eine neue Art und Weise sich selbst und der Suchterkrankung des Nahestehenden zu begegnen. Auch werden Angehörige an diesen drei Abenden
hilfreiche und wirksame Bewältigungsstrategien kennen lernen. Am ersten Themenabend widmen wir uns der Nähe-Distanz-Regulation, die durch eine Suchterkrankung aus dem Gleichgewicht geraten kann. Ziel ist es, Faktoren für eine bessere Balance in der belasteten Beziehung zu erfahren. Am zweiten Abend wird das Thema Schuldund Schamgefühle, die viele Angehörige hegen, näher beleuchtet. Wiederum kann der fachliche Input dabei helfen, diese abzubauen und deren Funktion zu verstehen. Am dritten Abend wird der Umgang mit Stresssituationen betrachtet und hinterfragt. Im Fokus steht das Erlernen von geeigneten Strategien zur individuellen Stressbewältigung.
1. Abend: Nähe-Distanz-Regulation Mi, 16.09.2015, 18.30 bis 20 Uhr 2. Abend: Schuld- und Schamgefühle Mi, 21.10.2015, 18.30 bis 20 Uhr 3. Abend: Individuelles Stressmanagement Mi, 25.11.2015, 18.30 bis 20 Uhr Anmeldung: Die Abende können einzeln (Fr. 40.–) oder kombiniert (alle drei Abende: Fr. 100.–) gebucht werden. Anmeldung bitte spätestens bis Mi, 9.9.2015 (max. Teilnehmerzahl 14) an: ada-zh, Seefeldstrasse 128, Zürich (Telefon: 044 384 80 10 oder
[email protected]) Leitung: Petra Gerwig (Psychologin lic.phil.) und Monika Ambauen, ada-zh (Psychologin lic.phil.) >MA
PILOTPROJEKT: «SAFEZONE» Ein Online-Portal zu Suchtfragen des Bundesamtes für Gesundheit Die Schwelle zum Aufsuchen einer Beratungsstelle kann für Konsumierende und Angehörige sehr hoch sein. «SafeZone» ist ein Pilotprojekt des Bundesamts für Gesundheit in Kooperation mit Kantonen und Suchtfachstellen. «SafeZone» bietet Beratungen durch qualifizierte Fachpersonen aus den Bereichen Prävention, Therapie, Schadensminderung und Selbsthilfe kostenlos und anonym an. Auch die Experten von ada-zh, der Angehörigenberatung Umfeld Sucht, sind kompetente Ansprechpartner auf «SafeZone». Der Dachverband Eltern- & Angehörigenvereinigungen im Umfeld Sucht, VEVDAJ, ist Mitglied im fachlichen Beirat von «SafeZone». Fachpersonen, die auf «SafeZone» Online-Beratungen durchführen, müssen eine Ausbildung in Psychologie, Sozialer
Arbeit oder eine gleichwertige Ausbildung sowie mehrjährige Erfahrung in der Suchtberatung nachweisen. Die Qualitätssicherung von «SafeZone» umfasst vier Säulen: Eine mehrtägige Grundausbildung zu Internet gestützter Beratung, und anschliessende Begleitung der Online-Beratungen durch MentorInnen, Online-Intervision, Supervision und Begleitforschung. Aus den Ergebnissen dieser Begleitforschung konnten erste verbindliche Qualitätsstandards für Online-Suchtberatung hergeleitet werden. Bei rund einem Drittel aller Anfragen ging es bisher um Cannabis-, bei einem Viertel um Alkoholkonsum. Ein Sechstel aller Anfragen betraf Partydrogen wie Amphetamine, Ecstasy und Halluzinogene. Jeweils rund 10 Prozent der Anfragen betrafen Medikamente, Heroin und Verhaltenssüchte wie Online- oder Sexsucht. Die Ausweitung von professionellen
Suchthilfeangeboten ins Internet eröffnet einen verbesserten Zugang zum Suchthilfesystem und so auch zur besseren Erreichung unbehandelter Suchtbetroffener. Gerade in von der Gesellschaft oft tabuisierten Bereichen nehmen sowohl Betroffene als auch Angehörige eine mediale Hilfe leichter in Anspruch, da sie sich nicht mit persönlichen Daten «outen» müssen und so keine Stigmatisierung zu befürchten haben. Die Mailberatung läuft über ein verschlüsseltes Mailingsystem. Auf www.safezone.ch finden alle Hilfesuchenden unter den Optionen «Offene Sprechstunde», «Mail-Beratung», «Forum», «Chat», «Selbsttests» und «Hilfe vor Ort» die für sie und ihre Situation richtigen Ansprechpartner oder können sich mit anderen Usern oder Fachpersonen anonym austauschen. Im Forum können User auch selbst Themen eröffnen und Beiträge posten. >SH 5
VEVDAJ
Auf EIN WoRT Sabine und Markus Plüss, EVDAJ Aargau. PerSpektiven hat mit dem Sektionsleiter des EVDAJ Aargau, Markus Plüss, und seiner Frau Sabine Plüss, Gruppenleiterin, gesprochen. Markus Plüss ist hauptberulich als Kundenberater tätig, seine Frau ist Plegefachfrau.
Sabine und Markus Plüss
P: Sie engagieren sich beide im Verein EVDAJ Aargau. Wie sind Sie dazu gekommen? S+MP: Die Gruppe hat uns in unseren schwierigen Momenten geholfen, den Mut und die Zuversicht nicht zu verlieren. Wir konnten die Drogensucht unseres Sohnes zwar nicht «besiegen», jedoch haben wir gelernt, mit dieser Situation besser umzugehen, uns abzugrenzen und unser Leben wieder positiv zu gestalten. Mit unserem Engagement möchten wir anderen Betroffenen ebenso diese Gelegenheit geben. P: Jeden ersten Montag im Monat trit sich die Selbsthilfe-Gruppe EVDAJ Aargau im Beratungszentrum «Jugend / Sucht / Prävention» in Baden. Was sind die Ziele dieser Trefen? MP: Die Trefen sollen den Angehörigen die Möglichkeit geben, über ihre Situationen, über ihre Ängste und Sorgen zu berichten und dadurch neue Zuversicht zu schöpfen. SP: Mir ist seit ungefähr acht Jahren der Austausch mit anderen betrofenen Angehörigen sehr wichtig. Das hilt mir persönlich weiter. Ich habe gelernt, mich abzugrenzen und mit der «Warum-Frage» 6
besser umzugehen. Mir geht es heute besser und vielleicht können meine langjährigen Erfahrungen Anderen heute weiterhelfen. P: Geleitet wird die Gruppe von Ihnen, Frau Plüss, vertretungsweise von Verena Wahlen und Iris Knuchel. Sie haben es hier mit den Eltern und anderen Angehörigen suchtkranker Kinder zu tun, die sich ot auch einreden, erzieherisch versagt zu haben. Reagieren Müter und Väter unterschiedlich auf das Suchtproblem ihres Kindes? SP: Ich für mich stelle fest, dass Müter/ Frauen eher emotional mit dem Thema umgehen und dazu neigen, die Sucht des Kindes als eigenes Versagen anzusehen. Auch ich stelle mir die Frage immer wieder, was habe ich falsch gemacht, wieso konsumiert mein Kind trotz aller Bemühungen und Zuwendungen weiter? Mein Mann hat eher erkannt, dass wir lernen müssen, uns abzugrenzen, da wir sonst zu Gehilfen der Sucht werden. Hinzu kommt, dass es wohl eher die Väter sind, die sich mit Themen wie Verwandtenunterstützung, Sozialhilfe, Behördengängen usw. auseinandersetzen und schauen, dass auch unsere suchtkranken Kinder/Angehörigen zu ihrem Recht kommen. Bei diesen leidigen Dingen, hilt wohl eher rationales Denken. P: Auch wenn es weh tut, bleibt doch otmals nur der Entzug der inanziellen Unterstützung oder eine Kontaktpause, um dem Kind vor Augen zu führen, dass es nicht nur sich, sondern auch Andere kaput macht. Halten Sie dies für sinnvoll oder treibt man damit Drogenabhängige in die Beschafungskriminalität? Was ist die Alternative? S+MP: Das ist eine ganz heikle Frage, die sich nicht pauschal beantworten lässt. Da können wir nur für uns sprechen. Vor Jahren haben wir unseren älteren Sohn von zuhause weggeschickt. Dieser Massnahme ging ein ganz langer Prozess voraus, der fast drei Jahre gedauert hat. Das «vor die Türe setzen» ist das Eine. Ganz wichtig für
uns war, auch die eventuellen Konsequenzen (Suizid, Überdosis, Gefängnis, keinen Kontakt) gemeinsam tragen zu können. Retrospektiv betrachtet, war dieser drastische Schrit für uns als Familie der Richtige. Die Distanz hilt uns bis heute, einen mehr oder weniger gelassenen Umgang mit unserem suchtkranken Sohn zu haben. Dies ist natürlich kein Patentrezept und zur Drogenfreiheit hat es auch nicht geführt. P: Wenn ein suchtkranker Mensch von sich aus die Therapie will, wie sieht dieser Weg aus? So einfach wie «ab morgen nehme ich nichts mehr» ist das ja nicht. S+MP: Aus unserer Sicht muss der Drogenkranke den Entzug unbedingt selbst wollen. Wenn er diesen den Eltern oder andern Personen zuliebe macht oder von diesen sogar unter Druck gesetzt wird, wird der Entzug höchstwahrscheinlich scheitern. Hat der Suchtkranke den Entschluss für einen Ausstieg gefasst, gibt es viele Institutionen, welche ihm beim Entzug und später beim Einstieg in ein drogenfreies Leben helfen, sofern die Behörden bei der Finanzierung mithelfen. Die meisten brauchen mehr als einen Anlauf. Einige schafen den Ausstieg, viele nicht. Dies ist jedoch ein anderes, schwieriges Thema. P: Welchen Schlusssatz möchten Sie Eltern drogenabhängiger Jugendlicher gerne ins Aufgabenhet schreiben? S+MP: Nicht mit den Gedanken in der Vergangenheit oder Zukunt verweilen, sondern versuchen, das Leben trotz schwerem Rucksack zu geniessen und nicht dem Süchtigen anzupassen. Wir sind weder für die Krankheit noch für einen Rückfall verantwortlich. Ein Mitglied unserer Gruppe sagt immer: Heute ist heute, was morgen ist, schauen wir dann! Und trotz allem, die Hofnung nicht aufgeben! Die Fragen stellte Sylvia Herr >SH
VEVDAJ
HILfE EXISTIERT AuCH IN IHRER REgIoN 28. Delegiertenversammlung des VEVDAJ in Luzern Aubau weiterer Regionalgruppen Die diesjährige Delegiertenversammlung des VEVDAJ wurde gut besucht. Dies lag sicher nicht am Weter, denn eine Reise nach Luzern muss man ja planen, aber auch nicht am Rahmenprogramm (ausser einem eindrücklichen Videoi lm über die Gassenarbeit in Luzern gab es ein Jahr vor dem Jubiläum keines). Aber der Schreiber dieses Beitrages verspürte den Wunsch vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmern, anderen Betroffenen zu kommunizieren, dass sie nicht alleine sind, und dass Hilfe existiert, auch in ihrer Region. So war der Aubau weiterer Regionalgruppen, vor allem in der Ostschweiz, ein Haupt-Thema der Versammlung. Kurs- und Schulungsangebote ausgebaut. Der VEVDAJ bietet seinen regionalen Selbsthilfegruppen neu die Durchführung der CRAFT- Seminare an. Erste Seminare inden ab 8. Juni in den Regionen Bern und Aarau/Olten stat. Die lokale Organisation (Saal, Öfentlichkeitsarbeit) muss durch die regionalen Gruppen erfolgen, koordiniert durch das Sekretariat des VEVDAJ. Dieses klärt die Verfügbarkeit der kursleitenden Psychologen ab und stellt die gewünschten Flyer zur Verfügung. Anlaufstelle ist Manuela Lisibach, 044 384 80 18.
Neue Bezeichnung für VEVDAJ. Das Umfeld im Bereich Sucht wandelt sich stark, praktisch täglich. Der Vorstand schlägt deshalb den Mitgliedern vor, den Zusatz zum Logo entsprechend zu aktualisieren. Neu lautet er
DACHVERBAND ELTERN- & ANGEHÖRIGENVEREINIGUNGEN IM UMFELD SUCHT
Dieser Vorschlag wurde von den Teilnehmenden einstimmig gutgeheissen. Verbandsgeschäte. Die Jahresrechnung 2014, die gegenüber dem Vorjahr, trotz der Kürzung der Unterstützungsbeiträge vom BAG, mit einem kleinen Gewinn abschloss, wurde einstimmig genehmigt und dem Vorstand Décharge erteilt.
Ausblick 2015/16 Der Verband betreibt weiterhin aktive Lobby-Arbeit. Der Vorstand soll wieder auf seine statuarische Zahl von 7 Mitglieder erhöht werden. Deshalb schlägt er vor, die Sektionsleitenden der Regionen Aargau, Bern, Luzern und Zürich bis zur nächsten DV als Beisitzende in den Vorstand aufzunehmen. Im Weiteren sind dieses Jahr noch zwei Vorstandssitzungen, drei Sitzungen im NAS-Plenum (Nationale Arbeitsgemeinschat Sucht) und weitere Zusammenkünte zur Vorbereitung der grossen Jubiläumsveranstaltung im Oktober 2016 geplant.
Mit einem kleinen Präsent und anhaltendem Applaus wurde das langjährige Revisorenteam, Jenny Labhart und Urs Blöchlinger, verabschiedet. Neu gewählt wurde an ihrer Stelle eine externe Treuhandirma aus Zürich. Ebenfalls bewilligt wurden das Jahresprogramm und das Budget 2015. Unter Varia gab Hansjörg Mäder einen Zwischenbericht über das Projekt «Aschenputel»: wo stehen wir heute, was ist weiterhin geplant, wie sind die Finanzen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich aktiv mit der Zukunt des VEVDAJ und ihrem Engagement für Betrofene
CRAfT Damit Ihr Einluss zu Hause motivierend wirkt! CRAFT ist ein in den USA seit 20 Jahren etabliertes Programm für die Arbeit mit Angehörigen von suchterkrankten Menschen. Die Angehörigen lernen, wie man systematisch Einluss auf das Suchtverhalten ausüben kann und den Betrofenen motiviert, eine Behandlung zu beginnen. Es setzt methodisch ganz auf natürliche Reaktionsweisen und bewirkt eine neu Freude an gemeinsamen Erlebnissen. Mit CRAFT erreicht man, dass Suchterkrankte Hilfe suchen, um auch die Angehörigen zu entlasten.
auseinander.
Nationaler Gedenktag für die Drogenopfer vom 4. Februar 2016. Die Gruppen werden aufgefordert, sich aktiv daran zu beteiligen und eine wirklich schöne Feier zu organisieren. Gassenarbeit Luzern. Im Anschluss an die Versammlung wurde das eindrückliche Video über die Gassenarbeit in Luzern gezeigt. Dieses Video kann bestellt werden unter www.gassenarbeit.ch >ES 7
ErnährunG
Wie «nass» ist unsere «Umwelt»? Wir sind täglich vom Alkohol umgeben, wichtig dabei ist die relative Trinkmenge. So gibt es auch die verschiedensten «Trinktypen»: - der Wochenend-Trinker - der chronische Trinker - der Rausch-Trinker usw. Gemäss einer Studie von Sucht Schweiz haben 22% der Schweizer Bevölkerung phasenweise einen übermässigen Alkoholkonsum, das sind etwa 1,5 Mio. Menschen. Das Feierabend-Bier. Wie rasch Genuss zur Sucht werden kann, zeigt folgendes Beispiel: Es gibt ein Bier, das noch besser schmeckt als alle anderen: das Feierabend-Bier. Dafür musste aber der Feierabend erst noch erfunden werden. Zu dieser Entwicklung beigetragen hat das Schweizer Fabrikgesetz, das 1877 erlassen wurde. Es brachte unter anderem den 11-Stunden-Tag usw. Zum ersten Mal haten die Arbeiter ein geregeltes Arbeitsende und konnten dann mit gutem Gewissen ein Feierabend-Bier geniessen. Wenn es dann bei einem bleibt… Alkohol kann nicht nur die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz, sondern auch das Essverhalten verändern. Oder Alkohol wird mein Begleiter im Alltag «Ich leiste nur etwas, wenn Alkohol dabei ist». Alkohol kann auch den Appetit anregen: mit einem Apéro, wenn es nicht zu viele davon werden… So ist es kaum verwunderlich, das Markus S. (Alkoholkrank, 32) nach 7 Flaschen Bier noch etwas essen muss. In welcher Form bleibt dahingestellt. Vernetzung ist wichtig. Das SoBZ Luzern arbeitet nicht isoliert im stillen Kämmerlein vor sich hin. Grossen Wert wird auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit weiteren Fachleuten, Ärzten, Kliniken und anderen Institutionen gelegt. Erstkontakt durch Angehörige. Nicht immer sind es Abhängige, die den Kontakt zur Beratungsstelle suchen, meist 12
Der Körper gleicht einem Mobile – es ist empfohlen, dass Gleichgewicht zu halten.
sind es Angehörige oder andere Betrofene. In einem zweiten Schrit können die Abhängigen mit eingebunden und für neue Lösungsprozesse motiviert werden. Suchtkranke verdrängen meist, dass sie süchtig sind. Darum ist es besonders wichtig, dass Angehörige den ersten Schrit machen. Aufruf an die Angehörigen: - Überdenken Sie die Situation - Treten Sie heraus, suchen Sie Hilfe - Bewegen Sie etwas! - Sie können etwas auslösen!
Wenn Ihr Verhalten sich ändert, hat es Auswirkungen! Es ist immer etwas veränderbar! Psychoaktive Substanzen. Das SoBZ berät auch Menschen im Umfeld der psychoaktiven Substanzen. Festgestellt wird, dass häuig ein Mischkonsum vorliegt, wie zum Beispiel Alkohol und Medikamente. Für Lösungsindungen kann auch das Angebot von «Peer-Gruppen»* hilfreich sein, Hilfe auf Augenhöhe. Mein Körper hat Vertragsbedingungen. Jeder Mensch hat mit seinem Körper einen Vertrag abgeschlossen. Wird der nicht eingehalten, so meldet er sich: Durch Hunger, Durst oder andere Merkmale. Wenn ich
Quelle: imgkid.com
also meine Verplichtungen gegenüber meinem Körper nicht einhalte, so rebelliert er. Zu Recht. Die Spirale dreht sich weiter. Zum Abschluss des Gespräches kommen wir ins Philosophieren. Wie geht das weiter? Beat Waldis hat eine eher herausfordernde Prognose: Die Ansprüche der Leistungsgesellschat werden immer mehr zunehmen. Die Freiräume werden immer kleiner und kürzer. Ständige Erreichbarkeit, auch am Wochenende und in den Ferien, Leistungsdruck. Die Ansprüche an’s Leben, Jobs, Rollen in Jobs und Gesellschat werden zunehmen. Wir sind gefordert, einen Umgang zu inden mit unterschiedlichen Bedürfnissen aus unterschiedlichen Erlebniswelten. Der Konsum eines Suchtmitels stellt einen Lösungsweg dar, der aber einen hohen, leidvollen Preis für die betrofenen Menschen und deren soziales Umfeld bedeutet. Eine Herausforderung. Ich verabschiede mich nach diesem intensiven Gespräch Richtung Luzerner Bahnhof. Mein Bauch meint, er habe nach den Gesprächen übers Essen noch eine Belohnung verdient. Klar, in der Bäckerei Bachmann im Bahnhof gibt es herrliche frische Sandwiches. >ES
*Peer-Gruppen sind Bezugsgruppen, welche sich aus Menschen ähnlichen Alters zusammensetzen und deren Mitglieder ein freundschatliches Verhältnis verbindet. Diese Bezugsgruppen könnten auch als Cliquen umschrieben werden, was vor allem die elementare Bedeutung im Jugendalter verdeutlicht, oder als Freundeskreis benannt werden, was die Präsenz der Peer-Gruppen im Alltag eines jeden Menschen herausstellt. Peer-Gruppen charakterisieren sich weniger durch das gemeinsame Lebensalter ihrer Mitglieder, sondern in erster Linie durch das für die Austauschprozesse konstitutive Prinzip der Gleichrangigkeit. Es ist daher für jede Interaktion in Peer-Gruppen von entscheidender Bedeutung, dass sie sich aus Mitgliedern zusammensetzt, welche sich auf Augenhöhe begegnen und sich in Wissen, Können und Entscheidungsbefugnissen nicht nennenswert unterscheiden. >Wikipedia, Zugrif 21.4.2015
ERNäHRuNg
ALKoHoL uND KREBS Ein weitgehend unbekannter Zusammenhang.
Am 4. Februar war Weltkrebstag, eine Gelegenheit, um auf die wenig bekannte, krebserregende Wirkung des Alkoholkonsums hinzuweisen. 30% der alkoholbedingten Todesfälle gehen auf das Konto verschiedener Krebsarten – das sind beinahe 500 Todesfälle pro Jahr. Die Verbindung zwischen Alkohol und Krebs ist in weiten Kreisen der Bevölkerung unbekannt – das Bewusstsein für diesen Zusammenhang zu schärfen, kann helfen, vermeidbare Krankheiten und Leid zu verhindern. Von alkoholbedingten Krebserkrankungen sind vor allem die Altersgruppen der über 55-Jährigen betrofen. Bei Frauen ab 45 Jahren ist Brustkrebs für gut ein Viertel (26.5%) der auf Alkohol zurückzuführenden Todesfälle verantwortlich. Und gemäss Krebsliga Schweiz sind schätzungsweise 4 bis 8% aller Krebserkrankungen alkoholbedingt. Das heisst bei rund 37'000 Krebserkrankungen pro Jahr sind etwa 1500 bis 3000 Erkrankungen in der Schweiz auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Wie wirkt Alkohol im Körper? Sofort nach der Einnahme von Alkohol beginnt die Aufnahme ins Blut, denn ein kleiner Teil gelangt über die Mundschleimhaut und die Schleimhaut der Speiseröhre direkt in die Blutbahn. Bis zu einem Viertel wird über die Magenschleimhaut aufgenommen, und der Rest gelangt über den Darm, in erster Linie über den oberen Dünndarm, ins Blut. Alkohol kann mehr oder weniger schnell ins Blut gelangen. Es gibt verschiedene Faktoren, die die Aufnahmegeschwindigkeit erhöhen: • warme, alkoholische Getränke • kohlensäurehaltige, alkoholische Getränke • Getränke mit Alkohol und Zucker • schnelles Trinken • leerer Magen • individuelle Faktoren, z.B. Krankheiten Je schneller Alkohol ins Blut gelangt, desto schneller steigt die Blutalkoholkonzentration an und man wird schneller betrunken. Im Gegensatz dazu steigt die Blutalkoholkonzentration langsamer an, wenn die Magenentleerung verzögert ist. Nahrung ist hierbei der Hauptfaktor. Sie führt dazu, dass der Alkohol länger im Magen bleibt und später in den Darm gelangt. Einmal im Blut angelangt, verteilt sich Alkohol schnell und gleichmässig im Körper und gelangt so in alle Organe. Die maximale Blutalkoholkonzentration ist in der Regel nach etwa 60 Minuten erreicht. Bei der Messung der Blutalkoholkonzentration ist jener Teil des Alkohols nachweisbar, der im Magen-Darm-Trakt und in der Leber nicht schon wieder abgebaut worden ist. Alkohol löst sich besser im Wasser als im Fet.
Deshalb hängt die Blutalkoholkonzentration im Wesentlichen von der Menge des Körperwassers ab. Wer schwerer ist, hat in der Regel mehr Körperwasser und damit bei gleicher, konsumierter Menge eine tiefere Blutalkoholkonzentration. Bei gleichem Körpergewicht haben Personen mit mehr Fetgewebe weniger Körperwasser.Um die Blutalkoholkonzentration in Promille zu berechnen, muss die Menge des konsumierten Alkohols und das Körpergewicht der betrefenden Person bekannt sein. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Frauen durchschnitlich mehr Körperfet und weniger Körperwasser pro Kilogramm Körpergewicht aufweisen als Männer. Bei Männern macht das Körperwasser ca. 68% des Gewichts aus, bei Frauen nur ca. 55%. Bei der Berechnung der Promille wird deshalb eine entsprechende Konstante von 0,68 für Männer bzw. 0,55 für Frauen angenommen. Die unterschiedlichen Anteile Körperwasser und Körperfet bei Männern und Frauen führen dazu, dass die Blutalkoholkonzentration bei gleicher Menge konsumierten Alkohols bei einer Frau in der Regel höher ist als bei einem Mann mit demselben Körpergewicht. Krebsrisiko steigt mit zunehmendem Konsum. Das Krebsrisiko steigt mit zunehmenden Konsummengen an und dies schon ab einem Glas Alkohol pro Tag. Entgegen der landläuigen Meinung sind mehr alkoholbedingte Sterbefälle auf Krebs als auf Leberzirrhose zurückzuführen. Das Risiko ist insbesondere dort, wo der Alkohol direkten Kontakt mit den Organen (Mund, Rachen, Speiseröhre) hat und für Brustkrebs erhöht. In welcher Form man den Alkohol zu sich nimmt, ob Bier, Wein oder Spirituosen, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Entscheidend ist die konsumierte Menge an reinem Alkohol. Die Kombination von Alkohol und Tabak erhöht das Krebsrisiko zusätzlich. Es empiehlt sich daher, moderat Alkohol zu trinken sowie regelmässig alkoholfreie Tage einzulegen und alkoholfreie Getränke zu bevorzugen. Sucht Schweiz. Weitere Informationen zu Alkohol und Gesundheit finden Sie hier: www.alkoholimkoerper.ch
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INTERNET
WAS offLINE gILT, gILT AuCH oNLINE Wie können Jugendliche im Internet besser geschützt werden? Der Fachverband Sucht lud zu einer Fachtagung zum Thema «Alkoholwerbung und Internet» nach Luzern ein. Das Thema: wie können Jugendliche im Internet besser geschützt werden? Die Antworten sind einfach wie auch etwas komplizierter. Stellen Sie sich folgende Szene vor: Ein lauer Sommerabend, ein wichtiges Fussballspiel – und ein paar Freunde haben sich zu dieser Runde angemeldet. Nur: Der Kühlschrank ist leer und zum Essen hat es auch nichts. Also schnell (z.B. in Luzern) auf www.drinktaxi gehen, und schon ist das Gewünschte bestellt und innert 45 Minuten lieferbereit bei Ihnen zu Hause. Neben Snacks kann auch gleich Hochprozentiges mitbestellt werden: Jack Daniels, Cinzano, Champagner, Eichhof Bier… Nach Hause geliefert – ohne Ausweiskontrolle. Wenn alles bezahlt ist, kann die Party steigen. Nur: War der Empfänger über 18 Jahre alt? Dieses Thema wird auf der Menukarte von Drink-Taxi grosszügig ausgeklammert. Das Konsumverhalten hat sich durch das Internet geändert. Alles ist möglich, alles ist machbar, auch Alkohol rund um die Uhr. Zwar haben sich einzelne Detailhändler (z.B. Apérto) freiwillig einem Kodex unterstellt, der den Verkauf von alkoholischen Getränken und Spirituosen regelt und auch Ausweiskontrollen durchführt.
Die Post bringt Pakete… …und weiss nicht, was drin steckt. So kann man problemlos mitels Apps auch im Ausland bestellen – von der Post nach Hause geliefert und keiner merkt, wer der eigentliche Empfänger ist. Risikoarm Geniessen. Bei allen Massnahmen soll es darum gehen, den risikoarmen Umgang mit Alkohol und anderen Suchtmiteln zu vermiteln. Die Mehrheit der Bevölkerung kann mit Alkohol umgehen, aber 1 Million Schweizerinnen und Schweizer sind alkoholkrank oder -gefährdet. Hier gilt es, den Missbrauch einzuschränken. Doch, da waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nachmitags bewusst, kann nicht mit jeder Flasche Bier auch noch ein kontrollierender Polizist mitgeliefert werden. Der Stellenwert der Werbung. Das Internet, Facebook & Co., haben auch die Werbung verändert. Dies versuchte Frank Bodin, CEO von Havas Worldwide Zürich, zu vermiteln. Die Werbung im Internet ist schneller geworden und dreht sich weniger um das Produkt, sondern um das «Drumherum». Wichtig ist, dass die Botschat aktuell sei, möglichst viele «likes» produziere und eine Orientierung gebe. Die Werbung steuert also von einer Produktebotschat auf eine Beilagenbotschat zu. Und diese «Beilagen» sind gefährlich: toll zu liken, tolle Message, tolles Bier…
Möglichst Kosten optimieren, grosse Netzwerke bilden, weltweit und innert kürzester Frist. So zitiert Bodin das «Metcalfesche Gesetz», welches besagt: Werbebotschaten sollen möglichst schneeballartig in die Welt gesetzt werden, viele «likes und shares» produzieren. Efekte dieses Systems sind dann kaum zu kontrollieren (Botellons…) Den perfekten Jugendschutz gibt es nicht. Gesetze und Vorschriten sind dazu da, umgangen zu werden. Das gilt auch für Alkoholverkäufer. Auch mit den neuen Medien gilt es, altbewährtes zu beachten und einzuhalten: - Ausweiskontrolle - Kreditkarte - Verkaufszeiten reduzieren - Alkohol-Lieferdienste besser kontrollieren
Quelle: thinkstockphotos.de
Die Werbung soll sachlich informieren, nicht übertreiben, keine Partylaune vermiteln und keine «viralen» Efekte auslösen. Da die meisten Internet-Kampagnen vom Ausland her geschaltet >ES werden, dürte dies ein frommer Wunsch bleiben. 17
PuBLIREPoRTAgE
BRUNAU-STIFTUNG ZÜRICH Jugendliche mit einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung haben es schwer, eine Lehrstelle zu inden. In der Brunau-Stitung können sie ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis erwerben, das die Integration möglich macht. Die Brunau-Stitung ist eine gemeinnützige, ZEWO-anerkannte Stitung, gegründet im Jahre 1956. Vision war bereits damals, beeinträchtigten jungen Menschen eine anerkannte Berufsbildung zu ermöglichen – von der Büroanlehre bis zum kaufmännischen Lehrabschluss. Damals wie heute ist das Ziel eine beruliche Integration im ersten Arbeitsmarkt. Um einen möglichst hohen Praxisbezug zu schafen, betreibt die Stitung ein Bürodienstleistungszentrum in dem Sekretariats-, Buchhaltungs- und Logistikarbeiten ausgeführt werden.
Praxisbezug ist wichtig. Kundenauträge ermöglichen eine praxisnahe Ausbildung, dies ist in Bezug auf eine spätere Integration besonders wichtig und macht die Arbeit vielfältig: «Nach einem Schnuppereinsatz ist mir die Entscheidung leichtgefallen, eine Lehre bei der Brunau-Stitung zu beginnen», erzählt Manuel Styger (Name geändert). Der 18jährige beindet sich im ersten Lehrjahr
Geschützte Büroarbeitsplätze. Nebst dem Ausbildungsbetrieb beschäftigt die Brunau-Stitung Menschen mit einer IV-Rente im Giesshübel-Oice. Dieses ist spezialisiert auf Buchhaltungen und Vereinsadministrationen.
zum Büroassistenten EBA. Täglich pendelt er von seinem Wohnort im Kanton Schwyz nach Zürich zur Arbeit. Die Arbeit sei sehr abwechslungsreich und ihm gefalle die Arbeitsatmosphäre.
inanziert. Ca. 10% der Kosten werden durch Eigenleistungen aus Arbeitsauträgen und ca. 8% durch Spenden gedeckt.
Kosten. Rund 82% der Kosten werden durch Subventionen von Bund (IV) und Kanton
Ausbildungen auf allen Niveaus. Die Brunau-Stitung verfügt über mehr als 50 Ausbildungs-, Abklärungs- und Trainingsplätze. Mögliche Berufslehren sind Büroassistent/-in INSOS PrA, Büroassistent-/in EBA, Kaufmann/Kaufrau EFZ, Logistiker/-in EBA und Logistiker/-in INSOS PrA. Die Lernenden bearbeiten Kundenauträge im Sekretariats-, Buchhaltungs- und Logistikbereich. Sie werden dabei von erfahrenen Berufsbildnern begleitet, welche mit ihnen die Lernziele verfolgen, und auch Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein fördern. Welche Voraussetzungen sind gefordert? «Grundsätzlich bilden wir alle Jugendlichen aus, welche bei der IV angemeldet sind und das Anrecht auf eine berufliche Erstausbildung haben.» Den Klienten werden eine gezielte fachgerechte Ausbildung, Arbeitstrainings, Abklärungen sowie geschützte Arbeitsplätze angeboten, die eine beruliche und auch soziale Integration ermöglichen», erklärt Jörg Siegenthaler, Bereichsleiter Schule und Ausbildung. Auch ehemalige Suchtmittelabhängige wurden und werden in der Brunau-Stitung mit Erfolg ausgebildet. Diese Klienten müssen aber klar von ihrer Sucht befreit sein und je nach Situation auch ärztlich begleitet werden. 18
Während der Ausbildung in der Brunau-Stitung absolvieren die Lernenden auch immer mehrwöchige bis mehrmonatige Praktika bei einem externen Arbeitgeber im ersten Arbeitsmarkt. Begleitetes Wohnen. Im Wohnhaus (Vollpension) und Aussenwohnungen stehen 21 Lernenden Wohnmöglichkeiten zur Verfügung. Auch externe Klienten können sich über Mitag verplegen.
Arbeitgeber gefordert. «Die Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist für unsere Lernenden stets schwierig», bestätigt Dominique Morgado, Job Coach in der Brunau-Stitung. «Wir haben aber immer wieder das Glück, dass Lernende an ihrer Praktikumsstelle bleiben können. Dieses Jahr gelang bereits vier Lernenden so die Integration.» Und weiter: «Am meisten Schwierigkeiten bereitet es, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen zu integrieren». Sie macht in der täglichen Praxis die Erfahrung, dass die Arbeitgeber im ersten
gESCHICHTE
Es gab aber auch welche, die richtig aggressiv wurden, die liessen mich dann gar nicht erklären und schimpten einfach. Eine Frau rief einmal, ich würde alle umbringen», erinnert sie sich. Wenige Bewerber. Für Monikas Job gibt es nur wenige Ausser Betrieb: Spritzenautomat Bewerber, sie selbst hat erst von ihrem damaligen Freund davon erfahren. Um im Spritzenbus arbeiten zu können, muss man Medizin studiert und Autofahren können. «Die meisten haben eben Vorurteile gegenüber Junkies und Prostituierten», meint Monika schulternzuckend. Sie selbst hat hier gelernt, sich davon zu lösen. «Vielleicht möchte ich später sogar in einer Arztpraxis für Obdachlose arbeiten», überlegt sie, «mal sehen». (Quelle: news.ch) Platzspitz und Leten. Mit der Eröfnung des AJZ, das ursprünglich politische Themen wie die grassierende Wohnungsnot aufgrif, verlagerte sich ab 1980 die Szene in Richtung Platzspitz, wo sich eine neue Szene bildete. Der Platzspitz, international bekannt als «Needle-Park» war strategisch für alle Beteiligten ideal gelegen: Süchtige bekamen ihren Stof, die Polizei konnte von drei Seiten her ihre Razzien durchführen (wann diese begannen, war meist bekannt) und die Süchtigen konnten einigermassen versorgt und betreut werden. In drei Jahren 8,5 Millionen Spritzen getauscht. Als die Szene mit 8,5 Millionen getauschten Spritzen in drei Jahren ihren Höhepunkt erreichte, war politisches Handeln angesagt. Zürich war damals immer unter Beobachtung der
Der Platzspitz, damals...
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Quelle: nzz.ch
Eidgenossenschat. Die damalige Stadträtin Emilie Lieberherr, der Stadtpräsident Josef Estermann sowie Monika Stocker nahmen sich diesem ernsten Problem an, das sich nicht nur auf Zürcher Grund und Boden entwickelt hate. Coti liess Estermann warten, lange. Der damalige Stadtpräsident Josef Estermann versuchte, die übrigen Eidgenossen mit in die Plicht zu nehmen. Besserwisser und Mitverdiener gab es schliesslich genug: von der Auto-Partei, die lauthals über die Drogen-Barone weterte, zu den Drogenkurieren, die ihr Geld an UBS-Schaltern am Flughafen wuschen bis zur Sakharchi Trading… Estermann suchte also das Gespräch, Solidarität für Zürich. Das Thema war dem Bundesrat derart wichtig, dass der damalige Gesundheitsminister den Zürcher Stadtpräsidenten ein geschlagenes Jahr lang auf einen Termin warten liess. Repression hat versagt. Die damalige repressive Drogenpolitik hat versagt. Langsam setzte sich die Ansicht durch, dass die nur repressive Politik versagt hate. Aus dieser Politik hat die Schweiz wohl das modernste und bedürfnisgerechteste BetmG geschafen (auch wenn es noch viele Punkte zu verbessern gibt). Doch wirklich stolz darauf sein mag niemand. Es hat für dessen Umsetzung zu viele Opfer an Elend und Menschenleben gefordert. Nach der Verlagerung zum Bahnhof Leten, der Bäckeranlage und der deinitiven Aulösung der ofenen Drogenszene (auch Bund, Kantone und Gemeinden konnten und wurden in die Plicht genommen), regionalisierte sich die Szene und das niederschwellige Hilfs- und Betreuungsangebot verbesserte sich. Und, wer weiss, vielleicht darf man in 100 Jahren in diesem Land ganz legal einen Joint rauchen… >ES
Mehr zum Thema Drogen und Politik finden Sie auch in unserer Bibliothek: z.B. Nur sauber gekämmt..., von Bänziger, Chris ; Vogler, gertrud
...und heute
Foto oben links / unten rechts: Erwin Sommer
PILoTSTuDIE
JugENDLICHE uND CANNABIS Pilotstudie der universität Zürich vorgestellt.
Drei Fachstellen (Suchtpräventionsstelle, Stadtärztlicher Dienst und die Psychiatrische Universitätsklinik) haben ihre gemeinsam durchgeführte Pilotstudie zu diesem Thema präsentiert. Seit der Revision des BetmG 2013 erhalten Jugendliche über 18 Jahren im Falle Übertretung wegen Cannabis lediglich eine Ordnungsbusse. Doch wie soll mit den Jugendlichen unter 18 verfahren werden? Repräsentativ oder nicht? Trotz der scheinbar geringen und nicht repräsentativen Fallzahl von 26 Befragten, ergaben die qualitative Auswertung doch erstaunliche Resultate. Wie gross die Population ist, lässt sich kaum stichhaltig eruieren. Es handelt sich also um eine sehr spezii sche Zielgruppe, da ja nicht Tausende von Jugendlichen dieses Verfahren über sich ergehen lassen mussten. Zudem war die Mitarbeit freiwillig, was die Studie weniger repräsentativ macht. Es ist anzunehmen, dass Jugendliche aus unteren Bildungsschichten und schwierigen Familienverhältnissen sich nicht gemeldet haben. Andererseits müsste man bedenken, dass gerade die Befragten, die freiwillig teilnahmen, ihrem Unmut oder Erfolgserlebnis Ausdruck geben wollten. Voraussetzungen. Die Zielpersonen haten gegen das BetmG verstossen und ein Verfahren musste eingeleitet sein.
Interessantes. Das Durchschnit salter der Konsumierenden beträgt gemäss Studie 16 Jahre, die meisten sind zwischen 16 bis 18 Jahre alt. Das Einstiegsalter beträgt 13,5 Jahre. Unfreundlicher und (übertriebener) Polizeieinsatz. Verzeigungen geschahen ot an öfentlichen Orten, an denen man Jugendliche antrefen konnte. Die Mehrheit der Jugendlichen empfand das repressive Verhalten als negativ. Sie beurteilten das Vorgehen der Polizei während der Aufgreifsituation als uneinheitlich, als autoritativ und paternalistisch. Dies begünstigte diverse Vorurteile gegenüber der Polizei: - 5-stündiges Verhör - Nicht einmal etwas zum Trinken bekommen - An die Wand stellen - Abführen in Handschellen - Leibesvisitation Auch haben sich die Jugendlichen dazu geäussert, wie sie den Kontakt mit der Polizei erlebt häten. Elf der Interviewten beurteilten das Verhalten der Polizei als freundlich, ein Viertel als sachlich neutral und den Umständen entsprechend und zwölf als unfreundlich. JugA wird positiver beurteilt. Im Gegensatz zum Polizeieinsatz wurde das Gespräch bei der Jugendanwaltschat positiv empfunden. Die Jugendlichen fühlten sich ernst genommen, die zuständige Person war «auf ihrer Seite». Bemängelt wurde das lange Verfahren,
was sich aber gemäss der Aussage eines Teilnehmers markant verbessert habe: 83% der Fälle werden seit Anfang 2011 nun innert 30 Tagen behandelt, da die Übertretungen nun zentral von der JugA Winterthur bearbeitet werden. Familien durch Polizei unnötig belastet. Die Arbeiten der Gesetzeshüter bringen auch das Familienleben durcheinander. So wird von einem angekündigten Hausbesuch gesprochen, die eine Muter in Aufregung versetzte. Grund: Der Beamte hate «aus Versehen» den Rapport «geschreddert». Kaum Reduktion des Cannabiskonsums. Die Studie zeigt, dass die eingeleiteten Massnahmen weitgehend wirkungslos sind. Kein Unrechtsbewusstsein. Die Jugendlichen empi nden ihren Cannabis-Konsum als nichts Illegales.
«Ich mache ja nichts Verbotenes, ich mache nichts kaput, ich belästige niemanden, ich schlage niemanden ab oder so.» So habe ich es nicht gesagt… Unter den Anwesenden der Präsentation wurde anschliessend diskutiert. Von Polizeiseite schien das eigene Vorgehen unerklärlich: «In der Stadt suchen wir nicht gezielt nach Cannabis-Konsumenten, wir haben Gescheiteres zu tun». Auf dem Land sei das schon anders: «Stationierte» der Kapo entwickelten ot einen Übereifer. Animositäten könnten auch eine Rolle spielen… >ES 25