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übertragung Des Birnenverfalls Durch Insekten

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    August 2018
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Übertragung des Birnenverfalls durch Insekten Dr. Barbara Jarausch RLP AgroScience AlPlanta-Institute for Plant Research Neustadt/Weinstrasse, Germany Julius Kühn-Institut (JKI) Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau Geilweilerhof, Siebeldingen, Germany Was macht einen Phytoplasma Überträger aus? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zuerst den Prozess der Aufnahme und der Übertragung von Phytoplasmen verstehen B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Phloemsauger Phytoplasmen sind auf das Phloem (die Siebröhren) beschränkt. Deshalb können nur Phloem-saugende Insekten sie aufnehmen und übertragen. Agallia spp. B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Aufnahme des Erregers Phloem-saugende Insekten nehmen die Phytoplasmen passiv durch Saugen an den Siebröhren infizierter Pflanzen auf. Sie zapfen die Pflanzen mit ihrem Saugrüssel an und nehmen so den Phloemsaft mit dem Pathogen auf. Animation und Grafik Elaine Backus Parlier, CA ! Wichtig ! Phytoplasmen, oder irgend ein anderes Pathogen, aufzunehmen, bedeutet nicht, dass ein Insekt ein kompetenter Überträger ist. Im Körper des Insektes muss der Erreger zunächst einige Barrieren (Membranen) überwinden, um letztlich zu den Speicheldrüsen zu gelangen, wo er sich zu einer für eine Übertragung ausreichenden Konzentration vermehren kann. B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Ermittlung eines Vektors durch Übertragung Um die Übertragung eines Erregers durch im Freiland gefangene Insekten demonstrieren zu können, werden die Tiere auf gesunde Testpflanzen gesetzt. Nach einer Latenzzeit (auch Inkubationszeit) wird das Auftreten von Symptomen einer möglichen Phytoplasmainfektion begutachtet. Durch PCR kann das Vorhandensein des Pathogens in der Pflanze und im Insekt untersucht werden. Freilandfänge von Blattsaugern B. Jarausch Gesunde Testpflanze Birnenleben Beobachtung von Symptomen Amstetten 22.08.15 Überträger von Obstphytoplasmen Alle beschriebenen Europäischen Obstphytoplasmen werden durch Blattflöhe (Blattsauger) aus der Gattung Cacopsylla übertragen. Birnenverfall Europäische Steinobstvergilbung Apfeltriebsucht Orosius albicinctus Cacopsylla pyri Cacopsylla pruni Cacopsylla picta Agallia spp. Fotos: Jarausch B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Birnblattsauger Cacopsylla pyri Linneaus Gemeiner Birnblattsauger Bestätigter Überträger Foto: W. Jarausch, D Cacopsylla pyricola Foerster Gefleckter Birnblattsauger Bestätigter Überträger Foto: J. Botting, UK Cacopsylla pyrisuga Foerster Großer Birnblattsauger Foto: V. Motycka, CZ Cacopsylla bidens Sulc B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Morphologische Steckbriefe: www.psyllidkey.eu B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Psylliden entwickeln sich über 5 Larvenstadien Eier von C. pyri x40 Nymphen von C. pyri x20 Fotos: E. Mester, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Lebenszyklus polyvoltiner Birnblattsauger C. pyri und C. pyricola sind polyvoltin (3-5 sich überlappende Generationen pro Jahr)  oligophag auf Pyrus (Birne)  ganzer Lebenszyklus erfolgt auf Birne Entwicklungsstadium: Überwinterte Adulte Eier Nymphe (schädigendes Stadium) Adulte Sommergeneration (schwach schädigend) B. Jarausch Birnenleben Abb.: KOB Bavendorf Amstetten 22.08.15 Lebenszyklus univoltiner Birnblattsauger C. pyrisuga ist univoltin (eine Generation pro Jahr)  oligophag auf Pyrus  Larvalentwicklung auf Birne  Überwinterung auf Koniferen Entwicklungsstadium: Blattsauger, außerhalb der Obstanlage Eier Nymphen Adulte Abb.: KOB Bavendorf B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Populationsdynamik von Birnblattsaugern in einer Popultionsverlauf der Birnenblattsaugerarten im Streuobstgarten 2012 Streuobstwiese in Schleswig-Holstein 45 Anzahl Birnenblattsauger/Klopftermin 2. Generation Daten: S. Monien LandwirtschaftsKammer SchleswigHolstein 2012 40 Außerdem aufgetreten: C. pyrisuga (Großer Birnenblattsauger) C. melanoneura (Brauner Birnenblattsauger) und Triozidae 35 Überwinternde Generation 4. bzw. überwinternde Generation 1. Generation 30 25 20 15 3. Generation 10 5 B. Jarausch 17.12 3.12 19.11 5.11 22.10 8.10 24.9 10.9 27.8 13.8 30.7 16.7 2.7 18.6 4.6 21.5 7.5 23.4 9.4 26.3 12.3 27.2 13.2 30.1 16.1 2.1 0 Klopftermin C. pyri (Gemeiner Birnenblattsauger) C. pyricola (Gefleckter Birnenblattsauger) Birnenleben Amstetten 22.08.15 Verbreitung der bestätigten Überträger: C. pyri, C. pyricola COST FA0807 C. picta, C. melanoneura Phytoplasma-Infektionsraten von Birnblattsaugern in Europa Österreich Bulgarien Kroatien Tschechien Frankreich Deutschland Ungarn Italien Slowenien Spanien England Türkei B. Jarausch Jahr 2009 2011/2012 2010 2011 2007 2010 C. pyri positiv 1 / 358 (0,3%) positiv 10 / 512 (2%) positiv 16 / 558 (2,9%) positiv 2,2% positiv 6% C. pyricola positiv 2 / 82 (2,4%) 1 / 17 (5,9%) 2 / 39 (5,1%) positiv C. pyrisuga positiv 0 / 189 positiv 1 / 47 (2,1%) C. bidens 1 / 28 (3,6%) 0 / 35 positiv positiv 2010/2011 2,75% negativ Birnenleben negativ Amstetten 22.08.15 Risiko verschiedener Generationen von C. pyri für die Verbreitung des Birnenverfalls Daten: Garcia-Chapa et al. 2005 Überwinternde Generation Gen. 3 SommerGeneration B. Jarausch Gen. 4 Gen. 1 Gen. 5 Birnenleben Gen. 2 Amstetten 22.08.15 Risiko verschiedener Generationen von C. pyri und C. pyricola für die Verbreitung des Birnenverfalls in Deutschland Generation Überwinterungsgeneration Frühjahrsgeneration Sommergeneration Herbstgeneration Region C. pyri C. pyricola Pfalz Thüringen Sachsen Schleswig-Holstein Sachsen Schleswig-Holstein Sachsen Schleswig-Holstein Pfalz Sachsen Schleswig-Holstein 7 / 197 (3,6%) 0 / 48 0 / 14 1 / 38 (2,6%) 0 / 72 0 / 39 7 / 100 (7%) 1 / 54 (1,9%) 0 / 14 nt 1 / 34 (2,9%) nt nt nt 1 / 18 (5,6%) nt 0 / 11 nt 1 / 28 (3,6%) nt nt 0 / 16 Daten Sachsen: U. Herzog et al. Schriftenreihe des LfULG, Heft 32/2012 | 2 Daten Schleswig-Holstein: C. Willmer, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Versuchsansätze für die Bekämpfung von Birnblattsaugern Chemische Bekämpfung Einsatz abiotischer Naturstoffe Biologische Kontrolle Innovative Bekämpfungsstrategien B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Chemische Bekämpfung: Nicht-selective Insektizide Daten: T. Belien pcFruit Sint-Truiden Belgium B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Abiotische Natursubstanzen • Aluminium-Silikat (Kaolin) Surround WP Foto: E. Mester, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Foto: T. Belien, pcFruit, Belgium • Natrium Bikarbonat: Vaztac 10 SC • Mineralöl B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Biologische Kontrolle: Räuber und Parasiten Forficula auricularia Gemeiner Ohrwurm Foto: M. Maixner, JKI Siebeldingen Anthocoris nemoralis Blumenwanze B. Jarausch Birnenleben Foto © BioLib.cz Amstetten 22.08.15 Innovative Strategien: Verhinderung der Paarung VERHINDERUNG DER PAARUNG wird vermittelt durch die Störung der intraspezifischen Kommunikation der Überträger • chemische Signale (Infochemikalien) • Akustische Signale (Sexualpheromone) Gross et al. Chemical Ecology Group, JKI Dossenheim B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 Wir möchten uns bedanken bei Claudia Willmer und Team, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Utta Herzog, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden Dr. Jürgen Gross und Team, Julius Kühn-Institut Dossenheim COST Action FA0807 für die Bereitstellung von Daten und Fotos B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15 … UND BEI IHNEN FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT Foto: E. Mester, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein B. Jarausch Birnenleben Amstetten 22.08.15