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Brosch. 4 Darmkrebs_rz_def

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    August 2018
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Dickdarmkrebs und Mastdarmkrebs Patienteninformation Chirurgische Klinik Kantonsspital Bruderholz Ihre Chirurgische Klinik am Kantonsspital Bruderholz Sehr geehrte Damen und Herren Die Chirurgische Klinik am Kantonsspital Bruderholz verfügt über Bettenstationen mit Privatabteilungen mit insgesamt rund 90 Betten. Moderne Abklärungsstationen und Operationssäle, eine interdisziplinäre Notfallstation und eine kompetente Intensivpflegestation ermöglichen jederzeit exakte Diagnosen und anspruchsvolle chirurgische Eingriffe und Behandlungen. Die vorliegende Schrift enthält wichtige Informationen über den Dickdarm- und Mastdarmkrebs. Diese Informationen richten sich in erster Linie an Patientinnen und Patienten; sie sind der Verständlichkeit halber etwas vereinfacht dargestellt. Da es sich beim Mastdarm um einen Teilabschnitt des Dickdarms handelt, wird in der Folge nur von Dickdarmkrebs gesprochen. Ein eingespieltes Team aus medizinischen Fachpersonen steht rund um die Uhr für Sie im Einsatz. Wir laden Sie ein, die Broschüre aufmerksam zu studieren und allfällige Fragen zu notieren. Ihre Ärztinnen und Ärzte in der Praxis und im Spital sind gerne bereit diese zu beantworten. 01 Was ist Dickdarmkrebs? Als Krebs bezeichnet man die Geschwulst eines Körpergewebes, die unkontrolliert wächst. Sie überschreitet die Organgrenze, bricht in Nachbarorgane ein und zerstört sie. In den umliegenden Lymphknoten und entfernten Körperregionen bildet sie Tochtergeschwülste aus. Obwohl man heute viel über die Entstehung von Krebserkrankungen erforscht hat, sind noch nicht alle Ursachen vollständig geklärt. Vom Dickdarmkrebs weiss man, dass er am häufigsten bei Menschen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren auftritt und dass jeder zwanzigste im Laufe seines Lebens daran erkrankt. Ein erhöhtes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken haben Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis Crohn, Colitis ulcerosa) oder solche, die schon an Brust-, Gebärmutteroder Eierstockkrebs gelitten haben. Gesichert ist ebenfalls, dass sich auf Grund von Gen- veränderungen aus Schleimhautpolypen (auch Adenome genannt: das sind wenige Millimeter durchmessende gutartige Tumoren der Dickdarmschleimhaut) mit der Zeit Dickdarmkrebs entwickelt. Der Übergang vom gutartigen Schleimhautpolypen zum bösartigen Dickdarmkrebs dauert viele Monate bis Jahre. Wird nun solch ein gutartiger Schleimhautpolyp rechtzeitig entdeckt und abgetragen (siehe auch «Vorsorgeuntersuchungen»), kann die Entwicklung des Dickdarmkrebses aus einem solchen Polypen verhindert werden. Heute steht auch fest, dass es Familien gibt, in denen die Entwicklung von Dickdarmpolypen und damit von Dickdarmkrebs vererbt wird (familiäre adenomatöse Polypose). Es gibt ausserdem eine genetisch vererbliche Neigung zur Erkrankung an Dickdarmkrebs, ohne dass eine familiäre adenomatöse Polypose vorläge. Das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, ist 02 in solchen Familien um ein Vielfaches höher als in der allgemeinen Bevölkerung; bei der familiären Polypose beträgt es praktisch 100 Prozent. Der Nachweis solcher vererbter Gene ist heute möglich (siehe auch«Vorsorgeuntersuchungen»). Die verschiedenen Dickdarmabschnitte werden mit unterschiedlicher Häufigkeit von Krebs befallen. Wie bei jeder Krebserkrankung unterscheidet man auch beim Dickdarmkrebs Stadien je nachdem, wie weit sich die Geschwulst in der Darmwand selbst, in die Nachbarorgane, in die Lymphknoten oder in andere Körperregionen ausgebreitet hat. Die Prognose bzw. die Heilungsaussichten hängen massgeblich vom Stadium ab, in welchem ein Dickdarmkrebs entdeckt bzw. behandelt wird. Der frühzeitigen Entdeckung von Dickdarmkrebs und ganz besonders den Vorsorgeuntersuchungen der Menschen mit erhöhtem Risiko kommt daher grosse Bedeutung zu. 03 Welche Beschwerden verursachen Dickdarm- und Mastdarmkrebs? Ungewollter Gewichtsverlust, aussergewöhnliche Müdigkeit, Völlegefühl, Stuhlunregelmässigkeiten, anhaltende Verstopfung oder chronische Durchfälle können Symptome von Dickdarmoder Mastdarmkrebs sein: eine eingehende Abklärung hinsichtlich Dickdarmkrebs ist notwendig. Im Anfangsstadium verursacht der Dickdarmkrebs/Mastdarmkrebs ebenso wenig Beschwerden oder Schmerzen wie die gutartigen Polypen. Erst wenn die Geschwulst grösser ist, kann sie ein Passagehindernis im Darm darstellen und dann einen Kotrückstau bewirken, der eine Blähung des Bauches mit krampfartigen Schmerzen und möglicherweise kotiges Erbrechen verursacht. Ein Dickdarmkrebs kann bluten. Diese Blutungen sind häufig so gering, dass sie lange nicht beobachtet und nur mit chemischen Untersuchungsmethoden nachgewiesen werden können (sog. okkulte Blutungen, siehe auch «Vorsorgeuntersuchungen»). Nur eine massivere Blutung wird von Auge sichtbar und als Blutauflagerung auf dem Stuhl oder auf dem WC-Papier beobachtet. Ein solcher Blutabgang wird dann oft als harmlose Blutung von Hämorrhoiden interpretiert. Werden derartige Blutspuren beobachtet oder besteht eine unklare Blutarmut, muss immer eine Abklärung auf Dickdarm- bzw. Mastdarmkrebs erfolgen! Der Durchbruch in Nachbarorgane kann Beschwerden verursachen, die für diese betroffenen Organe typisch sind, so z. B. eine Bauchfellentzündung beim Durchbruch in die Bauchhöhle, blutigen Urin beim Durchbruch in die Blase oder aussergewöhnliche Blutungen beim Durchbruch in die Scheide. Tochtergeschwülste (Metastasen) sind am häufigsten in der Leber anzutreffen und können Schmerzen und Gelbsucht auslösen. 04 Männliches Becken Weibliches Becken 3 4 3 4 3 9 10 11 2 2 1 5 1 7 8 5 12 6 6 1 2 3 4 Beckenknochen Blase Dickdarm Steissbein 5 6 7 8 Mastdarm Afterschliessmuskel Prostata Männliche Geschlechtsteile 9 10 11 12 05 Eileiter Eierstock Gebärmutter Scheide Vorsorgeuntersuchungen Vorsorgeuntersuchungen sind dringend empfohlen, wenn ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung an Dickdarmkrebs besteht, insbesondere also bei Menschen, deren direkte Verwandte bereits einmal an Krebs des Dickdarmes bzw. Mastdarmes erkrankt sind, bei Menschen mit Dickdarmpolypen oder chronischer Dickdarmentzündung und generell bei Menschen im Alter über 50 Jahre. Vorsorgeuntersuchungen sind z. B. der Nachweis von Blutspuren im Stuhl, Spiegelung des Dickdarmes und Gen-Analysen; gewöhnlich ist die Colonoskopie die geeignetste Methode. Bei Patienten mit direkten Verwandten, die mit weniger als 50 Jahren an Dickdarmkrebs erkrankt sind, muss schon ab 40 Jahren oder manchmal noch früher alle 5 Jahre ein Screening mit Colonoskopie durchgeführt werden. Bei Patienten mit direkten Verwandten, die an familiärer Polypose leiden, muss schon ab 10 –12 Jahren jährlich colonoskopiert werden. Fragen Sie unbedingt Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, ob und welche Vorsorgeuntersuchungen bei Ihnen angezeigt sind, entscheiden Sie das niemals selbst! 06 Diagnose des Dickdarmkrebses Heute stehen zahlreiche Untersuchungsmethoden zur Verfügung, mit denen Dickdarmkrebs entdeckt werden kann. Methoden, die bei Ihnen angezeigt sind, werden Ihnen gerne von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt in der freien Praxis oder im Spital erläutert und für Sie in die Wege geleitet bzw. durchgeführt. 1. Blutspuren im Stuhl (Hämokkult-Test) Wie bereits erwähnt können Geschwülste im Dickdarm Blutungen verursachen, sie sind jedoch oft sehr gering und von Auge kaum zu erkennen. Solche Blutspuren können aber durch chemische Methoden nachgewiesen werden (Hämokkult-Test). Dieser einfache Test wird an verschiedenen Stuhlproben vorgenommen und eignet sich bei Personen ohne besonderem Risiko als Vorsorgeuntersuchung. Wie schon erwähnt bedürfen sichtbare Blu- tungen ab dem After unbedingt einer weiter gehenden Abklärung hinsichtlich Dickdarm- bzw. Mastdarmkrebs! 2. Tumormarker Krebsgeschwülste sondern in der Regel Substanzen ab, welche als Tumormarker bezeichnet werden und mit chemischen Methoden im Blut nachgewiesen werden können. Ein erhöhter Spiegel von Tumormarkern im Blut beweist praktisch, dass eine Krebsgeschwulst vorliegt. Die Bestimmung der Tumormarker während des Krankheitsverlaufes erlaubt den Behandlungserfolg abzuschätzen. NormaleTumormarkerwerte schliessen leider nicht zweifelsfrei eine Krebsgeschwulst aus. Daher ist die Bestimmung der Tumormarker für die Früherkennung eines Dickdarmkrebses bzw. als Vorsorgeuntersuchung nicht ausreichend und nicht geeignet. 07 3. Colonoskopie (Dickdarmspiegelung) 4 Durch eine Dickdarmspiegelung (Colonoskopie) können Veränderungen auf der inwendigen Oberfläche des Dickdarmes, z. B. Geschwülste, gefunden und nach Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) unter dem Mikroskop analysiert bzw. auf Krebs untersucht werden. In neuester Zeit steht auch die so genannte virtuelle Colonoskopie zur Verfügung (siehe bildgebende Verfahren). Die Colonoskopie hat sich als Vorsorgeuntersuchung bestens bewährt. 5 1 3 1 2 3 4 5 6 7 8 Dünndarm Wurmfortsatz Blinddarm Dickdarmpolyp Dickdarm Mastdarm After Colonoskop 2 6 7 8 08 4. Genetische Abklärungen Genetische Abklärungen (Gen-Analysen) sind dann sinnvoll, wenn die ärztlichen Untersuchungen den Verdacht ergeben, dass in Ihrer Familie ein vererbtes Risiko für Dickdarmkrebs besteht. Die Gen-Analyse ist in diesem Fall eine Vorsorgeuntersuchung. Für die Träger von Risiko-Genen können zudem weiter reichende Untersuchungen geplant werden. 5. Bildgebende Verfahren Sonographie (Ultraschall) Mit dem Ultraschall wird der ganze Bauch auf Unregelmässigkeiten, im Speziellen eben auch auf Geschwülste abgesucht. Allerdings kann der Ultraschall solche Unregelmässigkeiten nur beschränkt sichtbar machen, so dass kleine Geschwülste, die irgendwo im Bauch liegen, dem Nachweis ent- gehen können. Zur gezielten Untersuchung der Leber ist die Sonographie aber eine hervorragende Methode, mit der sich Geschwülste, insbesondere Metastasen eines Dickdarmkrebses ab ca. einem Zentimeter Durchmesser recht zuverlässig nachweisen lassen. Endosonographie Bei der Endosonographie (innere Ultraschalluntersuchung) wird das Untersuchungsgerät durch den After in den Dickdarm vorgeschoben, so dass Unregelmässigkeiten in der Darmwand und in der nächsten Umgebung des Darmes festgestellt werden können. Die Endosonographie dient der weiteren Abklärung von bereits diagnostizierten Tumoren, insbesondere im untersten Dickdarmabschnitt, dem Mastdarm. Sie erlaubt die Ausmessung ihrer Ausdehnung in der Darmwand und die Darstellung benachbarter, durch den Tumor befallener Lymphknoten und Bauchorgane. 09 Kontrastmitteleinlauf Mittels eines Einlaufes wird Kontrastmittel in den Dickdarm eingebracht. Bei entsprechender Technik gelingt eine äusserst feine Abbildung der Darmwand, womit Veränderungen mit grosser Sicherheit dargestellt werden können. 3 1 2 Einlauf mit Kontrastmittel 1 2 3 4 Wirbelsäule Dickdarm (ohne Kontrastmittel) Krebsgeschwulst Dickdarm mit Konstrastmittel gefüllt 10 4 Computertomographie Mit der Computertomographie werden schichtweise Aufnahmen des Körpers gemacht, welche nach Verabreichung von Kontrastmittel (zum Trinken, als Einlauf und als Spritze in die Vene) Veränderungen im Bauchraum abbilden können. Mit dieser Untersuchung lässt sich feststellen, ob eine Krebserkrankung noch auf den Darm beschränkt ist oder ob sie bereits Ableger (Tochtergeschwülste, Metastasen) in die Umgebung oder in die Leber gesetzt hat. Virtuelle Colonoskopie (virtuelle Dickdarmspiegelung) Mit modernsten computerunterstützten Röntgen-Methoden gelingt es, den Darm dreidimensional darzustellen, ohne dass dafür ein optisches Instrument in den Darm eingeführt oder Kontrastmittel angewendet werden müsste. Der Nachteil ist, dass mit der virtuellen Colonoskopie keine Biopsien (Gewebeproben) aus verdächtigen Darmveränderungen entnommen werden können. 11 Therapie des Dickdarmkrebses Ist die Diagnose eines Dickdarmkrebses gesichert, werden mit den oben genannten Untersuchungsmethoden das Krankheitsstadium ermittelt und die Behandlung geplant. Es hat sich herausgestellt, dass die kombinierte Chemo- und Radiotherapie kleine Geschwülste im Mastdarmbereich manchmal zum Verschwinden bringt und grosse und vorerst nicht operierbar scheinende Geschwülste so eindrücklich verkleinern kann, dass sie nachher einer Operation zugänglich sind. Viele Datenerhebungen haben ergeben, dass die chirurgische Entfernung eines krebskranken Darmabschnittes, insbesondere des Mastdarmes sowie der dazu gehörigen Lymphabflussbahnen, eine Heilungschance von 50 – 80% ergibt! Eine Radio- und/oder Chemotherapie nach der Operation kann die Heilungsaussichten zusätzlich verbessern. Die Planung einer eventuellen Chemo- und Radiotherapie vor oder nach der Operation sowie die Planung der Operation selbst werden Ihnen von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt in der freien Praxis oder im Spital eingehend erläutert. In unserem Hause finden regelmässig fachübergreifende Konferenzen statt, an denen sämtliche Spezialisten, d. h. Chirurgen, Gastroenterologen, Onkologen (Chemotherapie), Radioonkologen (Radiotherapie, Bestrahlung) und Pathologen anwesend sind und individuell für jede Patientin oder jeden Patienten das angemessene und optimale Therapieverfahren besprechen und planen. Selbstverständlich werden Sie über alle diagnostischen Massnahmen und deren Resultate laufend orientiert. Ebenso werden Sie über die therapeutischen Möglichkeiten informiert und in die Planung der Therapie einbezogen. 12 Muss Dickdarmkrebs operiert werden? Auf Grund der oben genannten Erläuterungen ist man sich einig, dass die chirurgische Entfernung des krebserkrankten Darmabschnittes mit der dazu gehörigen Lymphabflussbahn in der Regel die Behandlung der Wahl ist, obwohl mit der heutigen Technik Krebsgeschwülste ausgezeichnet bekämpft werden können. Chemo- und Strahlentherapie sind aber als ergänzende Therapien in vielen Fällen angezeigt bzw. erforderlich. 13 Zu entfernende Darmabschnitte – je nach Lage der Geschwulst rechts links 5 rechts links 4 5 13 9 9 10 12 13 10 6 12 11 4 6 11 1 2 3 4 5 3 3 2 2 1 1 7 8 7 8 14 6 7 8 9 10 11 12 13 Dünndarm Wurmfortsatz Blinddarm Krebsgeschwulst Zu entfernende Darmabschnitte und Lymphbahnen Dickdarm Mastdarm After Obere Darmarterie Nierenarterie Untere Darmarterie Bauchschlagader Lymphgefässe rechts links 5 rechts 13 9 links 13 9 10 12 11 10 6 6 12 4 11 5 3 3 2 2 1 4 1 7 7 8 8 5 15 Wie wird Dickdarmkrebs operiert? Für die Entfernung des krebskranken Darmabschnittes ist in der Regel ein etwa 20 cm langer Schnitt zur Eröffnung des Bauchraumes notwendig. In Ausnahmefällen kann beim Vorliegen eines Dickdarmkrebses die Operation sog. minimalinvasiv Video-assistiert (laparoskopisch) erfolgen. Für diese Operationstechnik werden durch kleine Einschnitte in der Bauchwand die Operationsinstrumente sowie ein hochauflösendes digitales optisches Instrument eingeführt, damit der zu entfernende Darmabschnitt dargestellt werden kann. Der so präparierte Darmabschnitt wird dann durch eine weitere, kleine Öffnung des Bauchraumes entfernt. Durch eine Naht von Hand oder mit einem Nahtapparat werden die Darmabschnitte sowohl bei der offenen wie auch bei der laparoskopischen Operationstechnik wieder vereinigt. Natürlich ist der eigentliche Eingriff im Bauch derselbe, ob nun die Operation offen oder minimalinvasiv laparoskopisch erfolgt. Der Vorteil der minimalinvasiven Operationstechnik ist, dass sich die Patienten aufgrund der kleineren Bauchwandwunden in der Regel etwas schneller erholen. Als möglicher Nachteil gilt, dass die Sicherheit hinsichtlich einer restlosen Entfernung der Krebsgeschwulst geringer sein kann. Die Entfernung eines krebskranken Darmabschnittes dauert in der Regel anderthalb bis vier Stunden, je nach Lage der Krebsgeschwulst und je nach den individuellen Verhältnissen im Bauchraum, also z. B. je nachdem, ob Verwachsungen vorhanden sind oder Fettleibigkeit vorliegt. Üblicherweise dauert der Spitalaufenthalt 5 –15 Tage, in Abhängigkeit von der Operation und der Operationstechnik sowie von den individuellen körperlichen Gegebenheiten. 1 2 16 Zugang für offene Operationstechnik Zugänge für laparoskopische Operationstechnik Videoassistierte (laparoskopische) Operationstechnik Offene Operationstechnik 1 2 17 Entfernen eines Dickdarmabschnittes Nähen mit dem Nahtapparat 1 5 6 4 2 3 8 7 18 Nähen von Hand 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Schliessmuskel After Mastdarm Klammernahtapparat für Verschlussnaht Bauchhöhle Steissbein Krebsgeschwür Klammernahtapparat für Anastomose (Darmnaht) Selbstauflösende Fäden 19 Künstlicher Darmausgang (Anus praeter, Colostomie) Mit den heute zur Verfügung stehenden Operationstechniken ist ein bleibender künstlicher Darmausgang nur noch selten notwendig, z. B. wenn die Krebsgeschwulst des Mastdarmes nur knapp oberhalb des Afters sitzt. Hingegen empfiehlt es sich in schwierigen Situationen, zum Schutz der Darmnaht, bzw. bis diese abgeheilt ist, vorübergehend einen künstlichen Darmausgang (Anus praeter) anzulegen, welcher nach wenigen Wochen wieder verschlossen werden kann. 1 20 2 1 3 10 6 4 5 7 1 2 3 4 5 8 Anus praeter (temporär) Bauchnabel Bauchfell Anastomose (Darmnaht) Bauchhöhle 9 6 7 8 9 10 21 Dickdarm After Mastdarm Steissbein Anus praeter (definitiv) Thromboseprophylaxe Infektprophylaxe Sie erhalten Medikamente zur Thromboseprophylaxe, d. h. zur Verminderung der Blutgerinnung während und nach der Operation. So können Beinvenenthrombosen und die daraus folgenden lebensgefährlichen Lungenembolien fast immer vermieden werden. Selten treten wegen dieser so genannten Blutverdünnung Nachblutungen auf. Solche sind zwar unangenehm, können aber behoben werden. Für die Operation ist die Reinigung des Dickdarmes von entscheidender Bedeutung. Sie erhalten deswegen vor der Operation 3 – 5 Liter einer bittersalzähnlichen Lösung zum Trinken. Damit erfolgt die vollständige Entleerung des Magendarmtraktes, bis keine Stuhlreste mehr im Dickdarm vorhanden sind (orthograde Darmspülung). Durch dieses Vorgehen kann das Risiko von Heilungsstörungen an der Darmnaht sowie von Infekten in den Operationswunden deutlich vermindert werden. Sie erhalten auch Antibiotika, welche das Risiko einer Infektion noch einmal deutlich senken. 22 Komplikationen In seltenen Fällen können folgende Komplikationen auftreten: Nachblutungen Die so genannte Blutverdünnung zur Thrombose- und Embolieprophylaxe kann gelegentlich Nachblutungen zur Folge haben. Eine Nachblutung, die nicht nach wenigen Stunden von selbst steht, macht eine erneute Operation zur Blutstillung notwendig. Oberflächliche Wundinfekte Trotz aller Vorsichtsmassnahmen wie Darmspülung und Verwendung von Antibiotika während der Operation kommt es gelegentlich zu oberflächlichen Wundinfektionen, da eine Operation bei eröffnetem Dickdarm zwar sauber, aber nicht steril ablaufen kann. Oberflächliche Wundinfekte können durch teilweise Eröffnung der Hautnaht zur Abheilung gebracht werden. Gestörte Heilung der Darmnaht In der Regel heilt die Darmnaht in etwa 7 Tagen, aber in seltenen Fällen treten während der Heilung der Darmnaht Störungen auf. Dies bedeutet, dass die Darmnaht undicht wird. Die Entstehung dieser Komplikation ist nicht abhängig von der Nahttechnik, d. h. davon, ob die Naht von Hand oder maschinell hergestellt worden ist. Das Leck an einer Darmnaht macht eine weitere Operation notwendig, bei der die Darmnaht entweder neu durchgeführt oder für eine gewisse Zeit ein künstlicher Darmausgang angelegt wird. Selten bilden sich im Bauchraum Abszesse, welche meist durch eine Therapie mit Antibiotika, durch gezielte Einlage eines Drains (Schlauch) oder – extrem selten – durch eine erneute Operation entleert werden und abheilen. 23 Wie geht es nach der Operation weiter? Nach der Entlassung aus dem Spital benötigen Sie eine Rekonvaleszenz (Heilungsphase) von 2– 4 Wochen, je nach Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand. Für eine Dickdarmoperation müssen Sie daher mit einer Arbeitsunfähigkeit von 3 – 5 Wochen rechnen. Da es sich beim Dickdarmkrebs um eine bösartige Krankheit handelt, werden im weiteren Verlauf in regelmässigen Abständen Nachkontrollen (Sonographie der Leber, Röntgenaufnahme der Lunge, Bestimmung der Tumormarker, etc.) durchgeführt. Damit sollen der Behandlungserfolg kontrolliert oder das eventuelle Wiederauftreten der Krankheit frühzeitig erfasst werden. Damit sich kein Narbenbruch entwickelt, müssen Sie für zwei bis drei Monate nach der Operation anstrengende körperliche Tätigkeit vermeiden; Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen dies noch genauer erläutern. 24 In fortgeschrittenen Krankheitsstadien, vor allem wenn die Krebsgeschwulst im Dickdarm bereits die Lymphknoten der Umgebung befallen hat, wird heute nach der Operation oft zusätzlich eine Chemotherapie, bei Mastdarmkrebs evtl. auch schon vor der Operation eine Chemotherapie kombiniert mit Bestrahlung empfohlen. Eine Nachbehandlung mit Röntgenstrahlen dauert mehrere Wochen und wird meistens ambulant durchgeführt. Die Nachbehandlung mittels Chemotherapie wird in der Regel ambulant und in mehreren Zyklen über 3 –12 Monate durchgeführt. Für die Ernährung unmittelbar nach der Operation empfehlen wir schlackenarme Kost. Ab vier Wochen nach der Operation dürfen Sie wieder normale Kost zu sich nehmen. Während des Spitalaufenthaltes werden Sie von einer ErnährungsberaterIn darüber genauer orientiert. Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt erhält einen schriftlichen Bericht zur Operation und einen weiteren zum Verlauf Ihres Spitalaufenthaltes mit Hinweisen auf eventuelle Besonderheiten in der Nachsorge. Nach der Entlassung aus dem Spital melden Sie sich bitte bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt, damit sie oder er die Operationswunde kontrollieren und die Wundfäden am 10.–15. Tag nach der Operation entfernen und die Verantwortung in der Nachsorge übernehmen kann. 25 26 Wichtig! Bei der Aufnahme ins Spital wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt eingehend mit Ihnen besprechen, welche Abklärungen noch notwendig sind und welche Operationstechnik für Sie die beste ist. Sie/er wird Ihnen auch das chirurgische Vorgehen sowie die Methode der Anästhesie genauestens erläutern, gerne Ihre Fragen beantworten und auf Ihre Anliegen eingehen. Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende werden alles daran setzen, dass Ihr Spitalaufenthalt so angenehm wie möglich wird. Die Broschüre «Dickdarmkrebs» wurde in Anlehnung an die aktuelle internationale Fachliteratur verfasst. Die vorliegenden Informationen müssen möglicherweise aufgrund weiterer medizinischer Fortschritte geändert bzw. ergänzt und dem allerneuesten Stand angepasst werden. Die Broschüre kann Ihnen nicht mit vollumfänglicher Sicherheit vermitteln, ob und welche Vorsorge- und Nachsorgeuntersuchungen und welche diagnostischen Abklärungen und therapeutischen Massnahmen Sie benötigen. Entscheiden Sie dies niemals selbst, sondern konsultieren Sie dafür unbedingt Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. 27 28 Chirurgische Klinik Kantonsspital Bruderholz 4101 Bruderholz www.bruderholzspital.ch