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18.05.2015 | Seite 1/2
Building Information angekommen
Modeling
(BIM)
im
Normenwesen
Die Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens Der Begriff Building Information Modeling (kurz BIM) ist allgegenwärtig - erschließt neue Wege und Möglichkeiten – kurzum es bietet Vorteile, die jedem Büro die Arbeit erleichtern. BIM wird immer öfter als die zeitgemäße Arbeitsmethode für das Planen und Realisieren von Bauvorhaben, basierend auf der aktiven Vernetzung aller am Bau Beteiligten, gehandelt. Die Praxis zeigt ein bekanntes Bild: Am Beginn eines Bauprojekts steht wie so oft der planerische Entwurf des Architekten auf Basis der Wünsche des Bauherrn. Darauf aufbauend, werden mit Hilfe von CADSystemen die zur Ausführung notwendigen technischen Bau- und Konstruktionszeichnungen angefertigt und daraus in Folge die erforderlichen Bauleistungen, das Aufmaß und die Kosten ermittelt. Kommt es zu Änderungen in der Planung, müssen die technisch konstruktiven Zeichnungen und Kalkulationen – etwa die Statik oder die Haustechnik betreffend – nachgeführt werden. In der klassischen Bauplanung verursachen derartige Anpassungen einen großen Arbeits- und Koordinationsaufwand. Die Methode des Building Information Modeling (BIM) verspricht diesen deutlich zu reduzieren. Wie für ein zukunftsträchtiges Thema dieser Komplexität sinnvoll, ist die Verankerung von Standards für die Gebäudedatenmodellierung in Normen bereits auf den Weg gebracht.
Über BIM Building Information Modeling – zu Deutsch Gebäudedatenmodellierung - ist eine modellbasierende Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mit Hilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Das Gebäude ist als virtuelles Gebäudemodell auch geometrisch visualisiert (Computermodell). Die Basis bildet ein 3D-Modell aus attributierten Bauteilen – also die Kombination von 3D-Geometrie mit alphanumerischer Information. BIM ist keine Software – Software kann jedoch BIM-fähig sein. Sowohl von externer wie auch interner Seite erhöht sich der Druck auf die planenden Gewerke, sich mit der Planungsmethode BIM auseinanderzusetzen. Anforderungen des Gesetzgebers sind in Vorbereitung, Anforderungen von Bauherrn treten schon vereinzelt auf. Obgleich von der Herstellerseite dieser Systeme endlos scheinende Einsatzmöglichkeiten und Erfolgspotenziale propagiert werden, herrscht bei den Anwendern wie Bauherren, Betreibern und Planern diesbezüglich große Unsicherheit und ein heterogenes Meinungsbild.
Das Potenzial von BIM Änderungen in der Planung sind teuer und aufwendig. Gebäude werden deshalb zunehmend mit Hilfe von Building Information Modeling digital geplant. Spezielles Augenmerk ist auf die Situation der Planer zu richten, denen es mit den derzeitigen Rahmenbedingungen schwerfällt, wirtschaftlich erfolgreich zu agieren und effizient qualitativ hochwertige und nachhaltige Planungsleistungen zu erarbeiten. Zudem schöpfen sie die Potenziale ihrer erworbenen CAD-Software hinsichtlich BIM nur zu einem geringen Teil aus. Moderne, modellorientierte CAD-Systeme werden oft nur als "digitales 2D-Zeichenbrett" eingesetzt. Das mögliche Potenzial der hohen Informationsdichte der Planungsmethode BIM bleibt durch diese Arbeitsweise für alle Folgeprozesse ungenutzt. Studien und Praxisbeispiele zeigen, dass sich durch den Einsatz von 3D-Modellen in der Planungsphase ein erhebliches Potenzial zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung im Bau- und Nutzungsprozess erschließen lässt. Speziell die Anwendbarkeit effizienter und integrativer Methoden des Planens und Konstruierens wird durch die Entwicklung und Anwendung innovativer AEC-Systeme (Architecture, Engineering and Construction) entscheidend verbessert. Building Information Modeling findet erfolgreich Anwendung sowohl im Bauwesen zur Bauplanung und Bauausführung (Architektur, Ingenieurwesen, Haustechnik, Architecture, Engineering and Construction) als auch im Facilitymanagement.
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BIM und die Normen Mitte 2014 erschien der erste Standard zum Thema Building Information Modeling (BIM). Die ÖNORM A6240-4 definierte, wie grafische Daten komplexer digitaler Datenmodelle zu strukturieren sind und wie intelligente Gebäudedaten und –informationen zwischen den an der Planung Beteiligten ausgetauscht werden können. Die ÖNORM A6240-4 und das Normprojekt ÖNORM A6241-5 wurden nun in die zweiteilige ÖNORM A6241 „Digitale Bauwerksdokumentation“ überführt. Beide Teile liegen derzeit als Entwürfe vor. Die Einrichtung einer eigenen BIM-Normen-„Familie“ soll der Bedeutung und der Aktualität des Themas gerecht werden. Dazu wurde Teil 1 perfektioniert und die Weiterentwicklung des Dateiaustauschformats in Richtung IFC erlaubt künftig, maßstabsunabhängig zu arbeiten. Teil 2, der neue Standard bei iBIM, ermöglicht interaktives Arbeiten an digitalen Gebäudemodellen mit gleicher Merkmalsbasis. Die Datenmodelle bilden die Grundlage für die Zusammenarbeit aller Beteiligten im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Zur Erstellung des Datenmodells nach BIM Level 2 steht allen Anwendern auf der Webseite von Austrian Standards kostenfrei eine normkornforme Datei zur Verfügung. Teil 2 der ÖNORM A6241-2 (Level 3) wird die Grundlagen für einen umfassenden, einheitlichen produktneutralen, systematisierten Austausch grafischer Daten und zugehöriger Sachdaten auf Basis von IFC und bSDD (buildingSmartDataDictionary) schaffen. Dazu wurden Regeleigenschaften definiert, die auf die für Österreich gültigen Regelwerke abgestimmt sind. Herzstück der neuen iBIM-Norm ist der Merkmalsserver, der ebenfalls über die Austrian-Standards-Webseite frei zugänglich ist. Er bildet geeignete Bauelemente und Baumaterialien ab. Damit ist sichergestellt, dass alle Beteiligten auf dieselben Modelle zurückgreifen.
Über bSDD – buildingSmartDataDictionary (früher IFD) Das Datenwörterbuch gehört zu den Kernkomponenten der buidlingSMART Technologie. Das bSDD ist eine Referenzierungsdatenbank und unterstützt die Interoperabilität im Bauwesen. Die Idee ist überzeugend: Ein zentraler Ort, an dem Listen, in verschiedenen Sprachen, mit eindeutig gekennzeichneten Merkmalen abrufbar sind, so dass die Kommunikation – auch über (Sprach-)Grenzen hinweg erleichtert wird. Die Datenbank ermöglicht eine flexible und zuverlässige Methode zu Verknüpfung von Begriffen und Ausdrücken, deren Abhängigkeiten und Definitionen (Datentyp, Einheiten, Wertebereiche, ...) über verschiedene Sprachen hinweg und dient als Erweiterung und Namensraum für das IFC Datenmodell. In der Praxis hat sich IFD/bSDD mit vielen Freiheitsgraden und nicht deutlich erkennbaren Kontrollinstanzen noch nicht nennenswert durchgesetzt. Ziel ist es mit dem bSDD zu gewährleisten, dass Daten jederzeit zwischen allen Beteiligten austauschbar sind
Perspektive für und mit BIM: Um den notwendigen Abgleich unterschiedlicher Planversionen in der Vergangenheit möglichst fehlerfrei über die Bühne zu bringen, brauchte es ein professionelles Nachtragsmanagement. Exakt hier setzt BIM an: Mit Building Information Modeling lassen sich der Aufwand und die Fehleranfälligkeit bei Änderungen deutlich reduzieren denn bei der Gebäudedatenmodellierung wird ein intelligentes digitales Gebäudemodell erstellt, das von allen Beteiligten eingesehen und kollaborativ bearbeitet werden kann. Mit BIM sind somit alle Beteiligten stets am aktuellen Stand und können gemeinsam an einem integralen Modell arbeiten. Die Zusammenfassung von Standards für die digitale Modellierung in einer eigenen Normengruppe erleichtern zusätzlich die künftige Handhabung. Mit diesen Standards übernimmt Österreich eine Vorreiterrolle, denn auf internationaler Ebene existieren, mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs, gegenwärtig noch keine Regelwerke zum Thema. Bei BSI (British Standards Institution) wurde fast zeitgleich mit der ÖNORM A 6240-4 der Public Accessible Standard PAS 1192 formuliert. Norwegen hat vor Kurzem einen Antrag zur Gründung eines Europäischen Komitees bei CEN gestellt. In Kürze nimmt ein Technisches Komitee des Europäischen Komitees für Normung CEN die Arbeit auf. In den USA, Großbritannien und den skandinavischen Ländern ist der Einsatz der Planungsmethode BIM bereits etabliert oder wird seitens des Gesetzgebers gefordert und gefördert. Quellen: bauzeitung, Ausgabe 07 | 2015, bimwelt.de, buildingsmart.de, Austrian Standards
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