Transcript
AVENUE Das Magazin für Wissenskultur
KONZEPT
Inhaltsverzeichnis Editorial 5
WARUM? Warum gibt es die Avenue? Die Avenue will die Art, wie wir über Wissen sprechen, verändern
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Gegen die Krise in der Wissenschaft
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Gegen die Krise in den Printmedien
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Impressum:
AVENUE Basel, den 29. Oktober 2014 © Mario Kaiser & Corinna Virchow Das Projekt Avenue findet sich auf dem Netz, wo es derzeit ausgiebig getestet wird: http://www.avenue.jetzt
Was ist die Avenue?
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Die Zeitschrift / Der digitale Salon
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Ein Blick in die erste Ausgabe
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Die kommenden Themen
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Bildmaterial auf Umschlag und im Heft (Collagen): © MoMa Laura Basso
Die Ressorts der Avenue 29
Laura Basso hat das Bildmaterial vorliegender Nullnummer zur Verfügung gestellt. Auch die Ausgabe zu Chronopolitik wird mit ihrer Hilfe illustriert. Laura Basso ist Collage-Künstlerin; sie sieht, sammelt und klebt zu den Themen Körper, Zeit, Gefühl, Entwurzelung und Familie. Laura Basso lebt mit ihrer Familie in Basel. Sie hat zwei Kinder, Andrea (12) und Elena (10).
Wer macht die Avenue?
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Die Verantwortlichen
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Die Macherinnen und Macher
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Die Leserinnen und Leser
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Die Gestaltung und das Layout der Avenue übernimmt bei einer gesicherten Finanzierung Caterina Reimer. Caterina ist Grafikerin, lebt und arbeitet in Basel. Zusätzlich führt sie ein vollkommen der Gastfreundschaft verpflichtetes Haus. Caterina Reimer ist Mutter von zwei Kindern, Giulina (11) und Matilda (7).
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WAS?
Aufbau und Gestaltung der Avenue 27
WER?
WO? Wo gibt es die Avenue? 47 Die Avenue in der Zeitschriftenlandschaft
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Die Avenue im Netz
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WANN? Wann gibt es die Avenue? 55 Endnoten 57 Bildnachweise 59
Editorial 1845 gründete Rufus M. Porter die populärwissenschaftliche Zeitschrift Scientific American. Seitdem vermittelt sie einem interessierten Publikum mit klaren Texten und einprägsamen Grafiken naturwissenschaftliches Wissen. Ihre Nähe zur Öffentlichkeit hat Wissenschaftler wie Albert Einstein nicht davon abgehalten, für die SciAm zu schreiben. Im Gegenteil. Der Autorenstamm der Zeitschrift, die im deutschsprachigen Raum als Spektrum der Wissenschaft publiziert wird, liest sich wie ein Who is Who naturwissenschaftlicher Reputations- & Nobelpreisträger. Wir ziehen den Hut vor dieser Leistung. Und fragen uns: Warum gibt es im deutschsprachigen Raum kein vergleichbares Organ für die Geistes- und Sozialwissenschaften? Nach 170 Jahren des Wartens liegt es vor: mit der Avenue. Ab 2015.
Mario Kaiser
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Corinna Virchow
Warum gibt es die Avenue? Mit der Avenue streben wir das Ideal einer offenen Wissenskultur an. ■
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Erstens sind wir der Meinung, dass grundsätzlich alle Formen des Denkens und Wissens offen zur Diskussion gestellt werden können und dürfen – jenseits aller Nützlichkeitserwägungen. Zweitens meinen wir, dass eine Wissenskultur ohne mediale Berücksichtigung der Geistes- und Sozialwissenschaften nur eine halbierte Kultur ist. Drittens sind wir der Überzeugung, dass Wissen immer Wissen bis auf Weiteres ist. Und deshalb ist Wissen nicht in Form von Hochglanzfakten, sondern als knowledge in the making zu präsentieren. Viertens gehen wir davon aus, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Klasse, Bildungszertifikat oder Geschlecht zu diesem Wissen beitragen kann. Sofern er gewillt ist, sich höflich und sachlich in die Wissenskultur einzubringen, ist er ein Wissen Schaffender.
Diese vier Punkte geben verkürzt das Ideal wieder, das wir mit der Avenue anstreben. Zu diesem Zweck möchten wir die Art und Weise, wie derzeit über Wissen gesprochen wird, verändern. Stück für Stück. Darum gibt es die Avenue.
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DAS AVENUEMANIFEST
Die Avenue will die Art, wie wir über Wissen reden, verändern.
8 Thesen zur Bedeutung geistes- und sozialwissenschaftlichen Wissens
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warum?
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Geistes- und sozialwissenschaftliches Wissen ist eines der wertvollsten Güter moderner Gesellschaften. Der Wert geistes- und sozialwissenschaftlichen Wissens bemisst sich an der grundlegenden Freiheit dessen, wozu das Wissen gut ist. Es kann nützlich sein, muss aber nicht. Es kann erbaulich sein, muss aber nicht. Es kann fortschrittlich sein, muss aber nicht. Moderne Gesellschaften leben von diesem Wissen. Es gehört zur Demokratie genauso wie zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Es bestimmt die Unterhaltungsindustrie genauso wie die Bildung. Geistes- und sozialwissenschaftliche Einsichten sind real. Sie reflektieren nicht nur (über) Menschen und Gesellschaften, sondern intervenieren in und verändern diese. Geistes- und sozialwissenschaftliches Wissen ist öffentliches bzw. exoterisches Wissen. Das betrifft nicht nur seine Resultate, sondern auch seine Verfahren und Mittel zur Produktion dieser Resultate.
6.
7.
8.
Geistes- und sozialwissenschaftliches Wissen ist auf Schriftlichkeit angewiesen. Sowohl die Resultate als auch die Produktionsmittel und -weisen müssen mitteilbar sein, selbst wenn die Autorinnen und Autoren gestorben sind. Es gibt andere Wissensformen, die in Konkurrenz mit geistes- und sozialwissenschaftlichem Wissen stehen. Kritik ist das angemessene Mittel, gegenüber dem eigenen Urteil, dem der anderen sowie gegenüber den Untersuchungsgegenständen Distanz zu wahren.
MIT IHREN INHALTEN
MIT IHRER SPRACHE
Die Avenue will neues Wissen und Denken insbesondere aus den Geistes- und Sozialwissenschaften einer breiten Öffentlichkeit vorstellen und der Kritik aussetzen.
Die Avenue verpflichtet sich einer Sprache, die komplexe Thesen und Sachverhalte auf wenigen Seiten anschaulich und leserfreundlich auf den Punkt bringt. Zugleich vertritt die Avenue das Credo von der Vorläufigkeit allen Wissens.
Die Avenue greift gesellschaftsrelevante Themen auf und setzt sie dem distanzierten und analytischen Blick der Wissenschaft aus. Die Einsichten und Reflexionen von der Forschungsfront sollen aber nicht unwidersprochen bleiben. Im Gegenteil. Es gilt, sie im Labor der Öffentlichkeit zu testen, zu kommentieren und zu kritisieren. Leserinnen und Leser der Avenue dürfen sich auf gut recherchierte und profund diskutierte Beiträge freuen, die mit neuen Ansätzen zum Denken und zur Kritik anregen. Gelegentlich mögen Avenue-Artikel auch Orientierung in einer komplexen Welt vermitteln.
Kommentare
MIT IHRER PRODUKTIONSWEISE Torsten says 14. August 2014 at 14:16 (Edit) Beim Barte des Sokrates! Soll das der Anfang einer Magna Charta der Geistes- und Sozialwissenschaften sein?! ;-) Bitte noch hinzufügen: 9. Geistes- und Sozialwissenschaften sind krisenanfällig. Ihre Krisen sind ein Symptom für die Lage der Gesellschaft.
Die Avenue entsteht zunächst im Netz. Artikel, Reportagen und Interviews können hier kommentiert und kritisiert werden. Coram publico. Anschließend überarbeitet die Redaktion die Texte und Diskussionserträge. Das Resultat ist die gedruckte Avenue, die als hochwertiges Druckerzeugnis durch Inhalt, Grafik und Haptik überzeugt.
Dabei grenzt sich die Sprache der Avenue gegenüber anderen Wissensvermittlungsformen ab. Sie verzichtet sowohl auf umständliche Wissenschaftsprosa als auch auf die Präsentation angeblichen Faktenwissens.
MIT IHRER WISSENSGEMEINSCHAFT Die Avenue resultiert aus einem Prozess des Gebens und Nehmens von Argumenten – zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die Avenue lädt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Leserinnen und Leser gemeinsam in ihren (digitalen) Salon ein. Damit schafft sie eine Gemeinschaft oder community, die von Höflichkeit und Kreativität geprägt und der Sache verpflichtet ist. Diese Gemeinschaft verändert nicht nur das gemeinsame Wissen, sondern auch ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Leserinnen und Leser konsumieren nicht nur Inhalte, sondern kommentieren, kritisieren und bringen sie selbst hervor. Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit lösen sich auf.
Gegen die Krise in der Wissenschaft Die Avenue antwortet auf einen Notstand: Um die öffentliche Akzeptanz der Geistes- und Sozialwissenschaften ist es angeblich schlecht bestellt. Beklagt werden zudem die Mängel des Bologna-Systems, die Wissensverwaltungskultur, der Mangel an Personal und Finanzierung, das Prekariat des Mittelbaus, die Selbstherrlichkeit der Arrivierten. Die Liste ist beliebig zu verlängern. Darüber gerät in Vergessenheit, welch wunderbaren Wert Wissen gerade aus dem Bereich der Geistesund Sozialwissenschaften darstellt. Das ist paradox angesichts der schieren Menge an Menschen, die unsere Kultur prägen – nämlich mit dem, was sie im Studium eines geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachs gelernt haben.
warum?
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John Brockman, auch «intellektuelles Enzym» (Stewart Brand) genannt, ist für vieles verantwortlich: Als Literaturagent verhilft er Naturwissenschaftlern zu auflagenstarken Büchern, als Gründer der Edge Foundation betreibt er im Netz einen digitalen Salon, der nur den «klügsten und kultiviertesten Köpfen» seine Publikationspforten öffnet.
Laut Brockman übernehmen in der Dritten Kultur vermehrt Wissenschaftler der «empirischen Welt», d.h. Natur- und Technikwissenschaftler, die Rolle traditioneller Intellektueller, indem sie die «tiefere Bedeutung unseres Lebens offenbaren und definieren, wer und was wir sind».
Brockman ist auch verantwortlich für die These der Dritten Kultur (1995).1 Mit ihr erweitert er C. P. Snows Diagnose der Zwei Kulturen (1959),2 der geisteswissenschaftlich-literarischen einerseits, der naturwissenschaftlich-technischen Kultur andererseits.
Kommentare
Thomas says 18. Juli 2014 at 10:13 (Edit)
Ich würde Brockmans Dritte Kultur nicht «These» nennen, schließlich erschafft er selbst die Kultur, von der er spricht. Mehr noch: Inzwischen haben weitere intellektuelle Impressarios an der 3. Kultur weiter gebastelt. Der verstorbene Frank Schirrmacher von der FAZ zum Beispiel.
Die Avenue macht bisherigen Deutungsangeboten Konkurrenz.
Die Avenue macht die Geistes- und Sozialwissenschaften wieder selbstverständlich.
Seit den 1990er Jahren übernehmen auch in den deutschsprachigen Feuilletons zunehmend Fürsprecher der Natur- und Technikwissenschaften Aufgaben, die bislang Intellektuellen der verstehenden und interpretierenden Wissenschaften vorbehalten waren. Die neuen Propheten deuten die Gegenwart und Vergangenheit, geben Ausblicke in eine post- oder transhumanistische Zukunft und orientieren uns über das, was wirklich oder vom Gehirn bloß konstruiert ist. Öffentlichkeitswirksam.
Mehr denn je müssen die Geistes- und Sozialwissenschaften ihren gesellschaftlichen Sinn und Zweck rechtfertigen. Das gelingt eher schlecht als recht. Damit nicht genug. Die besagten Wissenschaften kämpfen in der Forschung mit Evaluationsregimen, die ihren output und ihre outcomes zu vermessen trachten,3 in der Lehre mit den Folgen der Bologna-Reform und in der Verwaltung schließlich mit der new governance of science.4
Die Deutung der Gegenwart und Vergangenheit sowie die Arbeit an den Möglichkeiten der Zukunft sind öffentliche Sinnplätze, die nicht von einer Wissenschaftskultur allein beansprucht werden dürfen.
Die Avenue will den Geistes- und Sozialwissenschaften ihre öffentliche Selbstverständlichkeit zurück geben. Zu diesem Zweck müssen sie nichts tun – außer das, was sie wirklich können und andere nur versprechen:
Die Avenue hilft, unsere Wissenkultur mit neuen Deutungsangeboten für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu bereichern. Aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.
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Analysieren Zum Denken anregen Widerspruch herausfordern Möglichkeiten und Alternativen aufzeigen Die Welt mit dem Kopf auf den Kopf stellen
Gegen die Krise in den Printmedien In der Krise befinden sich nicht nur die Geistes- und Sozialwissenschaften, sondern auch die Printmedien. Allerdings sind nicht alle Blätter gleichermaßen betroffen. Während die großen Tageszeitungen darben, prosperieren Kulturangebote, die sich mit spezifischen Themen an eine spezifische Leserschaft wenden. Hinzu kommt, dass die Schuld an der Krise in den Printmedien im Allgemeinen der Informationsbeschaffung im Netz zugeschrieben wird. Dieser Herausforderung begegnet die Avenue offensiv, indem sie das Netz nutzt und zugleich die Medialität des Printproduktes ernst nimmt.
Ein Journalismus der Geistes- und Sozialwissenschaften ist möglich. Das beweist etwa die amerikanische Zeitschrift The Baffler, die von MIT Press verlegt wird.
Kommentare Fritz says 05. Juni 2014 at 16:21 (Edit)
Sie vereint Literaturtheorie, Gesellschaftsdiagnose, Philosophie und sorgfältige Recherche zu einem satirischen Cocktail der Konsum- und Gesellschaftskritik. Zu den Autoren von The Baffler gehören publizistische genauso wie akademische Größen, darunter Susan Faludi, Evgeny Morozov, David Graeber und gelegentlich Slavoj Žižek.
Ihr habt den Merkur - Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken vergessen. Zugegeben, er ist in die Jahre gekommen und behäbig, einer aussterbenden Bildungselite vorbehalten und jüngst auf einen neokonservativen Kurs geraten. Trotzdem müsst ihr den Merkur aufgrund seines Brückenschlags zwischen akademischem und journalistischem Diskurs erwähnen.
John Summers, der charismatische Herausgeber von The Baffler, fasst das intellektuelle Angebot seiner Zeitschrift zusammen: «our writers and artists offer a camaraderie of truth, humor, and irony - an asylum from crackpot economics and carnival hokum.»5
warum?
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Johannes says 06. Juni 2014 at 09:54 (Edit)
Ich kenne beide Zeitschriften. The Baffler ist mir zu politisch, der Merkur zu elitär.
Die Avenue gibt Tausenden von Menschen eine ‚mediale Kopfbedeckung‘.
Die Avenue schafft einen eigenständigen Journalismus der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Im Jahr 2013 studierten mehr als 700‘000 Menschen im deutschsprachigen Raum ein geistes- oder sozialwissenschaftliches Fach.6 Die Zahlen für Menschen mit einem geistes- und sozialwissenschaftlichen Abschluss belaufen sich auf mehr als 2.1 Millionen für den gleichen Sprachraum, darunter Lehrerinnen und Lehrer sowie Angestellte in diversen staatlichen Behörden.
Die Geisteswissenschaften gehen derzeit im Kulturjournalismus und damit in den Feuilletons großer Tageszeitungen auf – oder aber: unter. Abgesehen von gefälligen Infografiken und Statistiken teilen die Sozialwissenschaften das gleiche Schicksal.
Außerdem rekrutiert sich ein hoher Prozentsatz von den mehr als 1 Million Menschen,7 die in der sogenannten Kreativindustrie ihr Auskommen finden und sich zur creative class 8 zählen, aus ehemaligen Studentinnen und Studenten der Geistes- und Sozialwissenschaften. All diese Menschen bilden eine über die kommenden Jahre rapide wachsende Öffentlichkeit, die in den Medien schlecht oder gar nicht repräsentiert wird. Die Avenue möchte diese mediale Obdachlosigkeit beenden und Tausenden von Menschen ein öffentliches Zuhause bieten.
Die publizistische Unterwerfung der Geistesund Sozialwissenschaften unter das Kulturressort geht einher mit einer Einebnung von grundsätzlichen Differenzen: Weitgehend unterschiedslos vermischen sich in den Feuilletons Rezensionen von Filmen, Theateraufführungen und Konzerten mit Buchkritiken von geistes- und sozialwissenschaftlichen Werken. Die Avenue will angesichts dieser differenzlosen Vermischung einen eigenständigen Journalismus der Geistes- und Sozialwissenschaften in der massenmedialen Landschaft institutionalisieren.
Was ist die Avenue? Die Avenue ist ein Magazin der Wissenskultur – unter besonderer Berücksichtigung der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Avenue ist populärwissenschaftlich, ohne populistisch zu sein. Sie berichtet, wie, wo und von wem geistes- und sozialwissenschaftliches Wissen erschaffen wird. Sie erläutert, wie dieses Wissen beschaffen ist. Sie zeigt, in welchem Maß unsere Gesellschaften von geistes- und sozialwissenschaftlichem Wissen geprägt sind. Und da sie die Forschungsfront stets im Auge hat, weist sie über den Rand des Gewussten hinaus. Sie ist auf Dialog angelegt und fordert zu Meinungs- und Wissensaustausch auf. Sie ist interdisziplinär und nimmt wissenschaftspolitisch Stellung. Letztlich ist die Avenue ein engagiertes, der Aufklärung und dem Dialog verpflichtetes Magazin für Gedanken und Wissen. Die Avenue existiert in zwei Aggregatszuständen: Online ist die Avenue ein digitaler Salon zum Austausch von Wissen und Gedanken. Offline ist die Avenue ein Druckerzeugnis, in dem eine Momentaufnahme im Wissen und Denken zu einer bestimmten Fragestellung festgehalten wird.
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AVENUE Salon
Die Zeitschrift
Der digitale Salon
Die Zeitschrift Avenue erscheint 4 mal pro Jahr. Sie ist thematisch ausgerichtet. Die Erstauflage liegt bei 30'000 Exemplaren.
Der Avenue Salon ist einerseits ein Ort im Netz, an dem ‚man‘ sich trifft, einander kommentiert und höflich kritisiert. Anderseits ist der Salon das produktive Labor der Zeitschrift Avenue. Hier entstehen die Texte, die später als Momentaufnahme des Gedanken- und Meinungsaustausches gedruckt werden.
PUBLIKUM
Die Produktion der Avenue beginnt unter den Augen der Öffentlichkeit und endet in den Händen der Leserin oder des Lesers.
VOM SALON Im öffentlichen Labor der Avenue, dem digitalen Salon, beginnt die Entstehung einer Druckausgabe. Die Redaktion lädt thematisch einschlägige Autorinnen und Autoren ein, Texte zu verfassen und sie frühzeitig ins Netz zu stellen. Hier durchlaufen die Texte ein open peer review bzw. ein öffentliches Begutachtungsverfahren. Hinweise, Kritiken und Anregungen seitens kundiger und interessierter Leserinnen und Leser werden als Kommentare zu den Texten verfasst und, wenn immer der Sache dienlich, von der Redaktion freigegeben. Bei ausgewählten Artikeln wird eine wissenschaftliche Kollegin und Kollege aufgefordert, die Arbeit
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kritisch unter die Lupe zu nehmen. Die Autorinnen und Autoren sind nun eingeladen, auf ausgewählte Kommentare zu reagieren – sei es durch eine Überarbeitung des Textes oder durch eine Stellungnahme zum jeweiligen Kommentar.
Die Avenue richtet sich an ein breites, tendenziell urbanes und gut ausgebildetes Publikum von Interessierten: Kultur- und Medienschaffende, Studierende der Sozial- und Geisteswissenschaften, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Alumni und Mitglieder der creative class. Sie richtet sich überdies an wissenschaftsaffine Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, an Psychologinnen und Psychologen, an die Ärzteschaft, an Juristinnen und Juristen sowie an Wirtschaftsfachkräfte.
AUF DIE AVENUE
GESTALTUNG
Nach einem dreimonatigen Diskurs à la author meets critics wird die Diskussion geschlossen. Die Redaktion wählt einzelne Kommentare aus, fasst die Diskussion zusammen und publiziert den Text mitsamt einzelner Kommentare sowie eines Résumés der Diskussion.
Die Avenue erinnert an ein A4-Schulheft, das mit einem Schutzumschlag eingefasst ist. Sie ist ein handwerklich schönes Produkt, das durch Prägedruck und eine spezielle Haptik in seiner Materialität besticht.
Nach dem Druck der Avenue werden die Texte im Netz öffentlich archiviert und erneut für Kommentare geöffnet. Je nach Lust und Laune kann die Autorin oder der Autor sich erneut auf eine Diskussion einlassen.
Die Umschlaggestaltung erfolgt durch verschiedene Künstlerinnen und Künstler, die den Sammlerwert der Zeitschrift steigern. Für diese Konzeptausgabe hat Laura Basso ihre Collagen uns zur Verfügung gestellt.
DER SALON GESTERN UND HEUTE Der Avenue Salon ist die digitale Fortsetzung einer Tradition, die im aufklärerischen Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebte. Die berühmten Salonièren von damals schufen mit ihren Salons eine neue Geselligkeit bestehend aus Höflichkeit, Intellektualität, Kreativität und freiem Diskurs. Diese Geselligkeit wird mit dem Avenue Salon ins 21. Jahrhundert übersetzt und mit dessen technischen Mitteln realisiert. Im Gegensatz zum traditionellen steht der digitale Salon der Avenue allen Interessierten offen. Der digitale Salon basiert auf einer soziotechnischen Infrastruktur, die jener der Salons von damals nicht unähnlich ist – abgesehen von der Nomenklatur. Dank einer Blog- und Content-Management-Software gelingt es der Redaktion bzw. den Salonièren der Avenue, neue Gäste einzuladen, Diskussionen zu moderieren und vor allem: den Wissensaustausch an die Grenzen des Gewussten zu tragen.
Ein Blick in die erste Ausgabe Cyborgs sind kybernetische Organismen, Hybride aus Maschine und Organismus, ebenso Geschöpfe der gesellschaftlichen Wirklichkeit wie der Fiktion. Donna Haraway (1985)9
The Cyborg deliberately incorporates exogenous components extending the self-regulatory control function of the organism in order to adapt it to new environments. Clynes und Kline (1960)10
AUS DEM INHALT (VORSCHLAG) Interview mit Peter Sloterdijk
«Der Mensch, der Krüppel» Andrew Pickering
I, smart & phone
Denken mit und durch Maschinen. Zur Kybernetik unseres Denkens Florian Kragl, Peter Strohschneider (Kommentar)
Darth Vader trifft Lancelot Die Geburt des Cyborgs im Mittelalter Victoria Pitts-Taylor
Ich werde ein Cyborg sein Body modifications als Zeitreisen
Fotoreportage
Die Chimären von Matthew Barney Mit Isabel Friedli durchs Schaulager
Außerdem Gehirndoping an Hochschulen. Interview mit Donna Haraway. Cyborgs in Kinderbüchern.
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Der oder die Cyborg ist ein Wesen zwischen Mensch und Maschine einerseits, zwischen gesellschaftlicher Wirklichkeit und Fiktion andererseits.
... ICH BIN DEIN VATER! Die gesellschaftliche Akzeptanz von Wesen, die weder Roboter noch Menschen, sondern beides zugleich sind, war lange Zeit gering. Noch im Jahre 1980, als der Cyborg Darth Vader sich in Star Wars dem naiv natürlichen Helden Luke Skywalker als dessen Vater offenbart, leiden wir mit Luke: "Nein, nein! Das ist nicht wahr ... Das ist unmöglich!" 1985 taucht mit dem Aufsatz A Cyborg Manifesto9 der Biologin, Feministin und Philosophin Donna Haraway eine gänzlich neue Cyborg auf: Sie ist ein Wesen, das weder schwarz noch weiß, weder Frau noch Mann, weder Mensch noch Maschine ist, sondern stets eine Mischung jenseits klarer Identitäten. Haraway lädt dazu ein, unsere conditio cyborgiana zu akzeptieren und auch zu geniessen. Besonders in den Kulturwissenschaften hat sich Haraways Aufruf, uns als Cyborgs zu begreifen, als überaus einflussreich erwiesen: In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sich Hunderte
von Studien mit der Verwischung kultureller, sexueller und politischer Eindeutigkeiten und der Verschmelzung ehemals separierter Sinnwelten auseinandergesetzt. Im Zuge dessen ist die Cyborg zu einer Metapher für Hybriditäten aller Couleurs avanciert.
HUMAN ENHANCEMENT Dagegen ist in jüngerer Zeit der traditionelle Cyborg, so wie von Clynes und Kline 1960 als cybernetic organism definiert,10 wieder zum Leben erwacht. Und erneut stellt sich die Frage nach seiner gesellschaftlichen Akzeptanz – und seinem Selbstverständnis. Es geht um das sogenannte Human Enhancement. Unter dem sperrigen Begriff wird der Versuch verstanden, die Grenzen des menschlichen Geistes und Körpers mithilfe von Technik vorübergehend oder dauerhaft zu überwinden. Die geistes- und sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Human Enhancement hat erneut zu Debatten über den Status des Menschen als Cyborg geführt. Nicht nur das. Auf dem Prüfstand steht inzwischen der Humanismus. Ist diese Idee noch zu retten? Was ist von Post- und Transhumanismus zu halten?
DER CYBORG IN DER AVENUE Die erste Ausgabe der Avenue beschäftigt sich mit dem Konzept, Phänomen und Wesen namens Cyborg, Dabei geht es um Human Enhancement, Darth Vader, Robocop & Co., vor allem aber: um uns. Schließlich sind wir von «Natur» weit entfernt. Wir sind im Reagenzglas gezeugt; unser GPS bestimmt unseren Weg; unsere Uhren messen unseren Blutdruck; unseren Herzen wird der Schritt gemacht; Ritalin hält uns konzentriert; wir haben cyber sex und bald wird uns die Google-Brille über Zivilstand und Kapitalkraft unseres Gegenüber informieren.
Die Soziologie nähert sich den Cyborgs auch über deren Körper. Was bringt Menschen dazu, sich Magnete oder andere funktionale Materialien in und unter die Haut zu pflanzen? Ein Artikel von Victoria Pitts-Taylor wagt die These: Body modifications ersetzen Zeitmaschinen, um in die Zukunft zu reisen. Die Kunstwissenschaften reagieren auf die schiere Fülle von Androiden, Cyborgs und Chimären in der zeitgenössischen Kunst. Die Avenue begleitet in einer Bild- und Textreportage die Kunsthistorikerin Isabel Friedli durch eine Ausstellung von Matthew Barney.
Was sagen die Geistes- und Sozialwissenschaften dazu? Wir haben uns in verschiedenen Disziplinen umgesehen und eine vorläufige Auswahl getroffen.
CYBORGS IN DEN GEISTES- UND SOZIALWISSENSCHAFTEN Bis zu seinem 20 Lebensjahr hat Neil Harbisson die Welt in Schwarzweiß wahrgenommen. Dank eines Eyeborg kann Neil Farben nun hören. Neil ist nicht nur ein staatlich anerkannter Cyborg, sondern auch Mitbegründer und Präsident der Stiftung Cyborg, einer internationalen Organisation, die Menschen hilft, Cyborgs zu werden.
Funktionsweise des Eyeborg: Der Sensor vor dem Gesicht misst die Farbfrequenz und übermittelt sie einem Chip, der auf der Rückseite des Kopfes angebracht ist. Der Chip verwandelt die Farbfrequenz in Schallwellen. Diese wiederum werden an die Schädelknochen übertragen, welche die Schwingungen ans Mittelohr weiterleiten.
Die Philosophische Anthropologie begegnet den Cyborgs als vorerst letzter Steigerung des «Mängelwesens Mensch» (Arnold Gehlen), das seit jeher auf kulturelle und technische Prothesen angewiesen ist. Die Avenue interviewt Peter Sloterdijk, um mehr über den «Krüppel Mensch» und Human Enhancement zu erfahren. Die Wissenschaftsforschung interessiert sich speziell für das Denken der heutigen Cyborgs. Ein Artikel von Andrew Pickering macht deutlich, dass unser Denken nicht mehr nur in uns, sondern vermehrt auch in den technischen Geräten stattfindet, die uns tagtäglich umgeben. Die Kulturwissenschaften erforschen u.a. Texte, die von Cyborgs handeln, ohne sie zu erwähnen. Cyborgs avant la lettre. Der Mediävist Florian Kragl entdeckt verblüffende Ähnlichkeiten zwischen den Rittern der mittelalterlichen Heldendichtung und den Cyborgs aus Science-Fiction-Comics.
was?
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Die Cyborgs tauchen nicht nur im Ressort Aktuelles Thema auf, sondern auch in den Ressorts Studium & Uni sowie Leben & Denken. Ein Interview mit Donna Haraway will anlässlich des 30-jährigen Geburtstags ihres legendären Aufsatzes Ein Manifest für Cyborgs wissen, wie sich die Welt aus ihrer Sicht für Frauen, Tiere und Maschinen inzwischen verändert hat. Eine Reportage über den horrenden Konsum von Ritalin, Antidepressiva & Co. (ohne Indikation) an US-amerikanischen Hochschulen wirft die Frage auf, ob Human Enhancement nicht längst eine verkannte Realität ist.
Die kommenden Themen
HERBST 2015
Cyborgs
Cyborgs
porn studies Stichworte: die Gründung der Zeitschrift porn studies, Kulturwissenschaft, gender studies, Judith Butler, Alltäglichkeit von Pornographie, Genealogie, porn chic
WINTER 2015
HERBST 2016
Stichworte: die feinen Unterschiede, Pierre Bourdieu, Norbert Elias, Soziologie, Ethnologie, Marken, Etikette, Stratifikation, Klassen und Schichten
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AVENUE
Stichworte: Hybridisierung, Mensch als Mängelwesen, Donna Haraway, Bruno Latour, Kleidung, Mobiltelefonie, Helmut Plessner, Anthropologie
Habitus
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FRÜHLING 2016
AVENUE Habitus
Immersion Stichworte: Computerspiele, Extimität und Intimität, digital humanities, Oculus Rift, Illusion und Immersion, Narratologie, computer game studies, McLuhan
AVENUE porn studies
AVENUE Immersion
Die kommenden Themen
WINTER 2016
Chronopolitik
Chronopolitik
Editionen Stichworte: Großforschungsprojekte der Geisteswissenschaften, new philology, Walser, Hölderlin, Parzival
FRÜHLING 2017
WINTER 2017
Stichworte: Claude Lévi-Strauss, Ethnologie, Soziologie, functional food, Ideologie am Herd, global und lokal, genetisch modifizierte Organismen
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AVENUE
Stichworte: Geopolitik vs. Chronopolitik, Beschleunigung, Virilio, Hartmut Rosa, rasender Stillstand, Prävention und Präemption
roh und gekocht
was?
HERBST 2017
AVENUE roh & gekocht
Verführung Stichworte: Konsum, Erotik, Baudrillard vs. Foucault, Sprache der Verführung, pick up artists, Psychoanalyse, Lacan, Germanistik, Konsumsoziologie
AVENUE Editionen
AVENUE Verführung
Avenue
Werbung 9 Werbung
Aufbau und Gestaltung der Zeitschrift
AKTUELLES THEMA
19 Werbung 29
AUFBAU
DESIGN
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Die gedruckte Avenue umfasst 120 Seiten – mal mehr, mal weniger. Vier Ressorts teilen sich diesen Leseraum:
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■ ■ ■ ■
Das Design der Zeitschrift gehorcht einer Maxime: die Wahrscheinlichkeit, dass wissenschaftliche Inhalte gelesen werden, höchstmöglich zu steigern.
Werbung
Werbung
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Aktuelles Thema Kritiken & Berichte Studium & Uni Leben & Denken
(ca. 50 Seiten) (ca. 20 Seiten) (ca. 20 Seiten) (ca. 20 Seiten)
KRITIKEN & BERICHTE
59
Der digitale Avenue Salon verfügt über zwei zusätzliche Ressorts:
Werbung 69
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Daten & Termine Themen & Hefte
Werbung
Die Zeitschrift bietet Leseinseln, um Informationen auch abseits des Gedankengangs eines Textes gleichsam spielerisch zu erwerben. Illustrationen und Bilder sprechen das Auge mit Farben und Formen an. Werke von jeweils einer Künstlerin oder einem Künstler weben einen roten Faden durch die Zeitschrift. Typographisch setzt die Zeitschrift auf eine sehr gut lesbare und gut ausgebaute Serifenschrift.
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COVER
WERBUNG
Das Cover hat jeweils ein thematisch angepasstes Muster, vergleichbar mit einem hochwertigen Geschenkpapier, das ein Schülerheft schützt. Der Druck des Covers erfolgt im Prägeverfahren.
Die Werbung verteilt sich gleichmässig auf die verschiedenen Ressorts, allerdings mit unterschiedlicher Ausrichtung. Während im Ressort Aktuelles Thema thematisch passende Werbung platziert werden kann (etwa Uhrenwerbung im Heft 'Chronopolitik'), kommt im Ressort Kritiken & Berichte insbesondere Verlagswerbung in Frage.
STUDIUM & UNI
Werbung 89 Werbung
LEBEN & DENKEN
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109 Werbung 118
was?
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Aufgrund ihrer Ästhetik, ihrer Haptik und ihrer Geschlossenheit wartet die Zeitschrift gegenüber den Inhalten auf dem Netz mit einem klaren Mehrwert auf, der zum Kauf, wenn nicht zum Sammeln der Zeitschrift motiviert.
Da im Netz andere und verschärfte Bedingungen im Kampf um Aufmerksamkeit herrschen, soll keine Werbung das konzentrierte Lesen von Inhalten beeinträchtigen.
Die Ressorts der Avenue offline und online
AKTUELLES THEMA
1
Das Ressort Aktuelles Thema nimmt ungefähr die Hälfte des Seitenumfangs ein. Exklusive der Werbung stehen so mehr als 50 Seiten den thematisch einschlägigen Inhalten zur Verfügung. Die folgenden Formate bestreiten das jeweilige Thema einer Avenue: ■■
■■
■■
ein Interview mit einer reputierten Wissenschaftlerin bzw. einem thematisch maßgeblichen Wissenschaftler; drei wissenschaftliche Artikel, die ausschließlich für die Avenue verfasst werden und die auf wenigen Seiten eine Kernaussage der Leserschaft näher bringen; eine journalistische Reportage, die neues empirisches Terrain für die Forschung erschließt.
KRITIKEN & BERICHTE
2
Das Ressort Kritiken & Berichte umfasst ca. 20 Seiten und besteht aus den Formaten: ■■ ■■
Buchbesprechungen Tagungsberichten
Im Interesse der Redaktion liegt es, nicht die Bücher zu besprechen, die bereits in allen Feuilletons herumgereicht werden. Es sollen auch nicht jene Qualifikationsarbeiten besprochen werden, die sich so brav in eine Forschungslücke einfügen, dass an ihnen nichts hat schief gehen können. Zitierkartell-Sammelbände exkommunizieren sich selbst. Vielmehr gilt es Texte vorzustellen, die witzig und mutig am Rand von oder quer zu vorherrschenden Forschungsparadigmen argumentieren und von allgemeinem Interesse sind. Tagungsberichte können der Avenue von den Veranstaltern zugeliefert werden. Von vielversprechenden Veranstaltungen mit innovativen Fragestellungen stellt die Avenue eigene Reportagen.
STUDIUM & UNI
3
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4
Das Ressort Studium & Uni beschäftigt sich mit der Berichterstattung aus dem erlebten Studium, bietet Studierenden konkrete Hilfeleistungen und nimmt Stellung zur Hochschulpolitik. Dieses Ressort bietet Rubriken von hohem Wiedererkennungseffekt, die sich meist unabhängig zum aktuellen Thema verhalten:
Während die vorherigen Ressorts hauptsächlich vorführen, wie, von wem und unter welchen Umständen Wissen geschaffen wird, zeigt das Ressort Leben & Denken, wie geistes- und sozialwissenschaftliches Denken und Wissen sich im Leben außerhalb der Universität manifestiert. Das Ressort umfasst
■■ ■■ ■■ ■■
■■ ■■
Der Mensabericht Die Karikatur Namedropping Positionen
Wiederkehrend ist der durch studentische Mitarbeiter verfasste Mensabericht. Er rezensiert die Mensa einer deutschsprachigen Universität und bringt Essen, Studium und Universitätskultur in Verbindung. Das Genre Namedropping bezeichnet eine Zusammenfassung eines jener Texte, die alle zitieren und im Mund führen, die aber niemand gelesen hat. Hierbei handelt es sich um Texte, die für das jeweilige aktuelle Thema kanonisch geworden sind. Für die erste Ausgabe wird u.a. das Manifest für Cyborgs von Donna Haraway kurz und bündig vorgestellt. Positionen sind Texte, die Stellung beziehen zu unipolitischen Entscheidungen und Entwicklungen, vorzüglich im deutschsprachigen Raum.
was?
LEBEN & DENKEN
Reportagen Porträts
Unter Leben & Denken finden sich Beiträge zur 'Anwendung' von geistes- und sozialwissenschaftlichem Wissen – in kulturellen Erzeugnissen, in politischen Interventionen oder in gelebten Gesellschaftsentwürfen. Gezeigt wird, wie sich die dem Heft jeweils vorliegende Fragestellung in der Belletristik, im politischen Statement und Vorgehen, in der medialen Berichterstattung, im gelebten sozialen Entwurf, im Film oder in der Kunst niederschlägt. Das Ressort schließt wiederkehrend mit einem Portrait einer bzw. eines ehemaligen Studierenden der Geistes- oder Sozialwissenschaften. Beschrieben wird ein exemplarischer Tagesablauf, welchen Platz der porträtierte Mensch in der Gesellschaft einnimmt und wie sich sein Berufs- und Erwerbsleben gestaltet. Auf eine Einengung der Auswahl zugunsten von Karrieren oder leaderships wird verzichtet.
http://www.avenue.jetzt
Die Ressorts der Avenue online
DATEN & TERMINE
5
Das Ressort Daten & Termine gibt es nur im Netz. Im Wesentlichen handelt es sich um einen Kalender, in den Organisatorinnen und Organisatoren von wissenschaftlichen Veranstaltungen Termine für öffentliche Kolloquien, für Konferenzen sowie für öffentliche Vorlesungen eintragen können. Die Schnittstelle erlaubt eine ausführliche Inhaltsangabe.
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THEMEN & HEFTE
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Das Ressort Themen & Hefte ist das Archiv der Zeitschrift. Es existiert in erster Linie im Netz und wird ständig aktualisiert. Unter diesem Ressort findet sich die Druckausgabe der Avenue nach ihrem Erscheinen abgeheftet. In dem Augenblick, in dem die Printversion wieder im Netz erscheint, verändert sie erneut ihren 'Aggregatszustand': Über die erneut etablierte Kommentar-Funktion lassen die Artikel sich um neue Forschungsresultate ergänzen. Das Avenue-Archiv ist damit nicht nur ein Zeitschriftenarchiv, vielmehr wird es zum Archiv eines Gedankengangs.
Wer macht die Avenue? Die Avenue ist eine Zeitschrift von uns und für uns. Doch wer sind wir? Wir sind Leserinnen und Leser, denen Wissenschaft, Aufklärung und Kultur am Herzen liegen. Wir sind genauso Leserinnen und Leser, die ab und an bereit sind, etwas zu kommentieren, zu kritisieren oder gar einen Bericht oder Artikel zu verfassen. Und so soll die Zeitschrift zustande kommen: einerseits durch eine Kernredaktion (Corinna Virchow und Mario Kaiser), andererseits durch eine Vielzahl von Menschen, die sich kraft ihres Wissens, ihres Interesses und ihres Könnens für ein Thema ins Zeug legen. Sie sind die eigentlichen Macherinnen und Macher der Zeitschrift. Die Redaktion hat die Aufgabe, dieses Engagement zu koordinieren, zu stimulieren und durch eigene Beiträge zu ergänzen. Auf den folgenden Seiten stellen sich verschiedene Menschen vor. Zunächst geben die Verantwortlichen für die Redaktion Auskunft über sich selbst. Danach kommen die Macherinnen und Macher zur Sprache. Schliesslich machen sechs Porträts Bekanntschaft mit den typischen Leserinnen und Lesern der Zeitschrift.
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Die Verantwortlichen
DR. PHIL. CORINNA VIRCHOW
DR. PHIL. MARIO KAISER
Corinna Virchow (38) hat in Fribourg (CH), Tübingen und Basel Germanistik und Geschichte studiert. Mit einer Arbeit zum Artusroman hat sie in germanistischer Mediävistik promoviert.
Mario Kaiser (38) hat in Basel Philosophie, Zoologie und Informatik studiert. Daraufhin hat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent das Basler Programm für Wissenschaftsforschung mit aufgebaut. Promoviert hat er in Philosophie mit einer Arbeit zu technischen Zukünften und ihren politischen Auswirkungen in der Gegenwart.
Gelebt hat sie vom Vergnügen am Denken und Schreiben und von verschiedenen Lehraufträgen und Assistenzstellen (wechselweise und gleichzeitig an den Universitäten Basel, Bern, Zürich, Freiburg i. Brsg. und Konstanz), vom journalistischen Schreiben, vom Werbetexten und gelegentlich auch vom Unterrichten als Gymnasiallehrerin. Sie kann Feste und Tagungen organisieren und tritt im Notfall auch als Caterer auf. Ihre Themen sind Liebe, Sex, Verführung, Empfinden von Zeit, Post-Postfeminismus; sie mag Bachtin, Barthes und Bataille lieber als Derrida. Corinna Virchow hat drei Kinder, Curdin, Luzia & Madlaina.
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Er hat Handbücher und Sammelbände zur Wissenschafts- und Technikforschung herausgegeben und zu Themen wie Chronopolitik, Technikfolgenabschätzung und Grammatik von Technik publiziert.
Er liebt Fernsehserien, Filme und Trivialliteratur als Ort postmoderner Reflexion. Lego spielen dient ihm als Untersuchungsgegenstand und Fall für den technologischen Alphabetismus. Mario Kaiser hat eine Tochter, Madlaina.
Die Macherinnen und Macher
VON IDEALISMUS Das Computerspiel Destiny lockte in seiner kurzen Beta-Phase mehr als 4.6 Millionen Spieler an, die das Programm während 10 Tagen testeten.
1980 prägte der Futurologe Alvin Toffler den Begriff des prosumers bzw. des Prosumenten. Laut Toffler verschwinden in der postindustriellen Gesellschaft des Informationszeitalters die Unterschiede zwischen Produzenten und Konsumenten. «We see a progressive blurring of the line that separates producer from consumer. We see the rising significance of the prosumer.»11 Opensource-Software, Social Media, Ebay, Amazon oder die Entwicklung von Computerspielen (‘Betatests’) scheinen Tofflers Diagnose Recht zu geben: Nutzerinnen und Nutzer konsumieren nicht nur Inhalte, sondern produzieren diese im Sinne des Crowdsourcing auch mit. Allerdings ist die Diagnose eines rise of the prosumer in zwei Aspekten kritisch zu ergänzen. Erstens haben die Soziologen George Ritzer und Nathan Jurgenson in einem Aufsatz auf
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die ungleiche Verteilung von Arbeit und Profit hingewiesen.12 Die Produktion von Inhalten erfolgt weitgehend unbezahlt und führt so zu einem Überangebot der prosumierten Produkte. Inhalte verlieren ihren Wert. Allerdings können die Anbieter dieser Inhalte aufgrund der eingesparten Produktionskosten die Profite deutlich erhöhen. Zweitens ist gerade in der Wissenschaft die Verschmelzung von Produktion und Konsumption bzw. von Autorschaft und Leserschaft seit dem 17. Jahrhundert in Gange. Der Wissenschaftssoziologe Robert K. Merton hat bereits 1942 diese Eigenart der Wissenschaft hervorgehoben: Der Wissenschaftler steht nicht wie der Arzt, der Anwalt oder der Lehrer einer Laienklientel gegenüber.13 Die Produkte der Wissenschaft in Form von Büchern oder Aufsätzen werden in erster Linie von Wissenschaftlern zur Kenntnis genommen, die darauf nicht selten mit Büchern oder Aufsätzen reagieren. Wissenschaftler sind folglich keine passiven Konsumenten oder Leser, sondern allesamt mögliche Produzenten bzw. Autoren.
Die Avenue ist auf die freiwillige Mitarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, auf aktive Leserinnen und Leser angewiesen. In einem wissenschaftlichen Artikel etwa stecken mehrere Jahre mühevoller Forschungsarbeit, die abgesehen von der eigentlichen Schreibzeit kaum je finanziell angemessen entschädigt werden kann. Den Prosumentinnen und Prosumenten, die mit ihren Forschungen, ihrem Wissen und ihren Erfahrungen die Inhalte der Avenue bestreiten, kommt die Zeitschrift in zweierlei Weise entgegen: ■■ ■■
Einerseits garantiert sie eine faire Bezahlung für die geleistete Schreibarbeit. Andererseits gehen wir davon aus, dass die gemeinsame Arbeit an einem Gedanken als sinnvoll und beglückend empfunden werden kann.
Im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften Wissen zu schaffen, zu vermitteln und auch an diesem teilzuhaben, erscheint uns als Privileg, für das mit einem gewissen Idealismus bezahlt werden kann. Doch die Miete muss man damit bestreiten können – und zwar die ganze. Wissenschaftler sind gewohnt, für ihre Fachartikel in Zeitschriften bestenfalls Ruhm und Ehre in Form von möglichst vielen Zitationen
zu ernten. Mit der Bezahlung von wissenschaftlicher Erkenntnis in Schriftform hapert es. Das ist bedenklich – zum einen, weil die Autoren unter dem größten Publikationsdruck sich oft in prekärer Lage befinden: die Angehörigen des sogenannten akademischen Mittelbaus. Zum anderen kommt in der Nichtbezahlung und im häufig leeren Versprechen von Ruhm und Karriere eine mangelnde Wertschätzung zum Ausdruck – gegenüber den Wissensschaffenden genauso wie gegenüber dem geschaffenen Wissen.
UND FAIR CONTENT Wenn die Avenue ihre Autoren und Redakteure fair bezahlt, dann tut sie dies, weil wir der Überzeugung sind, dass wissenschaftliches und wissenschaftsjournalistisches Schreiben nicht nur eine zeitintensive Investition in eine unsichere Zukunft darstellen sollte. Vielmehr soll es das Bestreiten des Lebensunterhalts im Hier und Jetzt ermöglichen oder wenigstens erleichtern. Auch gilt es schlicht ein Zeichen zu setzen: Geistes- und sozialwissenschaftliches Wissen ist wertvoll. Die Verantwortlichen der Avenue setzen sich deshalb für fair content und damit für faire Autorenhonorare ein.
Die Leserinnen und Leser
Modedesigner und Flaneur Jan (55) interessiert sich für schöne Kleider, schöne Menschen und schöne Gedanken. Sei ner St. Gallener Herkunft verdankt er ein Fai ble für präzis gewirkte Stoffe, den Ausbildungs jahren in Paris das Haute-Couture-Handwerk, Ant wer pen in den 1980er Jah ren den Mut. Nach ein paar Hungerjahren in London ist Jan nach St. Gallen zurückgekehrt. Dort hat er ein eigenes Modelabel gegründet und 10 Jahre später wieder verkauft. Seither zeichnet er für die Kollektion eines Großverteilers verantwortlich. Jan trennt nicht zwischen work und life. Anre gung holt er ohne Anstrengung auf der Straße. Trends zeichnen sich für ihn nicht notwendi gerweise auf dem catwalk ab. Vielmehr liegen sie „in der Luft«, aus der es sie herauszufiltern gilt.
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Die Avenue hat Jan zufällig am Kiosk entdeckt – ihm hat das Heft-Cover gefallen. Inzwischen kauft er sie regelmäßig. Dabei liest er sie eklek tizistisch auf Eindrücke, Formulierungen, Gedanken hin, die er selbst in dieser Form noch nicht gehabt hat.
Kommentare Gerold says 14. August 2014 at 22:19 (Edit) That‘s me.
VON TOP-ENTSCHEIDERN
UND MENSCHEN
An wen richtet sich eine Zeitschrift? Die Mediendaten eines Magazins für politische Kultur, das vornehmlich ‚Top-Entscheider‘ ansprechen soll, geben mit Hilfe von drei Profilen Auskunft über die Leserschaft. Ein solches Profil liest sich wie folgt:
Wir geben nicht vor, unsere Leserschaft zu kennen. Wir wissen lediglich, dass mehr als 2 Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum einen geistes- oder sozialwissenschaftlichen Hochschulabschluss besitzen.
„Relevanz mit Erfolg. Er arbeitet als Arzt oder als Rechtsanwalt und gehört so zur selbstbewussten Elite mit Lebensstil auf höchstem Niveau. Beruflich erfolgreich, hat er genauso das Wohl seiner Familie im Blick. Seine Ansprüche sind hoch: Vor allem beim Kauf neuen Interieurs und als Feinschmecker investiert er gern in Qualität«.
Und: Wir haben eine klare Vorstellung von all den Freunden, die das Projekt Avenue mit Interesse verfolgen und es kaum erwarten können, die erste Ausgabe in ihren Händen zu halten. Deshalb sind es ihre gelebten Biographien, welche die Grundlage von 9 Profilen bilden, mit denen wir uns ein Bild von der Leserschaft der Avenue machen.
Ist es die angebliche Misere der Printmedien, die jene dazu bringt, sich die Welt aus zahlungskräftigen ‚Top-Entscheidern‘ zusammenzureimen? Oder ist es die verzweifelte Suche nach Anzeigenkunden, die eine ‚selbstbewusste Elite‘ schafft?
Abgesehen davon, dass wir die Namen geändert und unseren Freunden photographisch ein neues Aussehen gegeben haben, sind die Profile so geraten, dass die Betreffenden sich in ihnen stets noch erkennen können.
Die Frage ist ohne erheblichen Forschungsaufwand kaum zu beantworten. Klar aber ist, dass solche und ähnliche Profile nur sehr lose mit der sozialen bzw. demographischen Realität einer an Politik interessierten Leserschaft verbunden sind. Dafür spricht auch, dass Printmedien von ihren Leserinnen und Leser kaum mehr als ihr Geschlecht und ihren Bildungsabschluss kennen.
Anwältin und Konzertbesucherin Tanja (32) hat das Talent, was immer sie anpackt, von Anfang an richtig zu machen. Sie hat ein glänzendes Abitur hingelegt, dann in Düsseldorf – inklusiv Austauschsemester in Cambridge – Jurisprudenz studiert. Während ihres Referendariats hat sie promoviert und in jeder sie betreuenden Anwaltskanzlei ein Job angebot erhalten. Nach ihrem Anwalts ex amen vor zwei Jah ren hat sie begonnen, sich als Strafrechtlerin im Jugendstrafrecht und im Hinblick auf geschlechter- und schichtenspezifische Straft aten zu spezialisieren.
Vater und Denker Tanja hat ein Avenue-Abonnement – so, wie sie ein Theater-Abo besitzt und regelmäßig Kon zerte besucht. Die Avenue bietet ihrem Geist Nahrung und ihr eine beruhigende Gegenwelt zu ihrem Alltagserleben. Kommentare Micha says 20. Juni 2014 at 21:03 (Edit)
Philippe (38) hat Germanistik und Soziolo gie studiert und kürzlich eine Dissertation an der Universität Hamburg vorgelegt. Hier hat sich Philippe auch verliebt. Seit vier Jahren ist er Vater eines Sohnes, seit zwei Jahren einer Tochter. Im Moment geht Philippe einer Reihe von Erwerbstätigkeiten nach und ist für die Kinderbetreuung verantwortlich. Das Fami lieneinkommen erwirtschaft et seine Frau als Lehrerin.
Damit bin ja wohl nicht ich gemeint. Aber viel leicht Julie? Die würde Eure Zeitschrift auch tatsächlich lesen.
Philippe liest viel, äußerst kritisch und quer durch die Disziplinen; er ist ein witzig und scharf argumentierender Gesprächspartner. Die Avenue liest Philippe, um einen Blick über den Rand des Gewussten hinaus zu werfen und seinen Kopf zwischen Windeln und Sandkas ten alert zu halten. 10 Minuten Avenue-Lektüre genügen einem geschulten Denker wie Phil
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ippe, sich nach dem Zubettbringen der Kinder wieder als aufgeräumt und als Erwachsener zu empfinden, der Teil hat am Europäischen Geisteskulturgut. Kommentare Torsten says 9. Juli 2014 at 14:53 (Edit) «Den Kopf zwischen Windeln und Sandkasten alert halten?»
Mario says 10. Juli 2014 at 09:12 (Edit)
Das Profil könnte auch das von Fritz oder Adriano sein. Adriano hat allerdings 4 Kinder. Ausserdem: Philippe könnte auch eine Frau sein.
Lebensexpertin & Entscheidungshelferin Sharon (50) ist in Australien aufgewachsen. Mit 25 Jahren ist sie mit ihrem künftigen Mann in die Schweiz gereist und hat hier Englische Literatur und Geschichte studiert. Nach einem Doktorat Mitte der 1990er Jahre hat sie eine Familie gegründet und begonnen, als Coach für Forscherinnen und Forscher an einer Universi tät zu arbeiten. Mit Engagement und Empathie hat sie viele Menschen durch die schwierigen Passagen ihrer Qualifikationsarbeiten geleitet.
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Unternehmer & knowledge broker Gegenwärtig bereitet Sharon ihre Selbststän digkeit als Coachingexpertin vor. Neben Jazz musik liebt Sharon Comedy, besonders die bri tische Satire eines Ricky Gervais oder Stephen Fry. Und: Sharon twittert. Sharon liest die Avenue, weil sie auf Zeitdiagno sen und geistreiche Analysen des wissenschaft lichen und politischen Alltags nicht verzichten möchte. Sie braucht die Avenue außerdem, um der Gedankenwelt ihrer coachees nahe zu bleiben.
Hubert (47) hat vor 20 Jah ren Phi lo so phie und Geschichte stu diert. Der zeit arbei tet er als Coach für technologiebasierte Jungunter nehmen. Davor hat Hubert erfolgreich zwei Zeitschriften lanciert, die sich mit den sozioökonomischen Aspek ten von IT-Technologien auseinandersetzen. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern unternimmt er regelmäßig mehrwöchige Kulturreisen nach Italien, Frankreich und Kanada. Die Stunde vor dem Schlafengehen verbringt Hubert jeweils mit der Lektüre von The Econo mist, Biographien von Intellektuellen sowie deren Werken (u.a. Sloterdijk, Habermas & Co.).
Hubert rezipiert Wissen aus unterschiedlichen Quellen und vermittelt dieses Wissen an Akteure aus verschiedenen Feldern. Hubert liest die Avenue, weil er sich über Ent wicklungen im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem Laufenden halten und sich von neuen Ideen anregen lassen möchte.
Doktorandin & Lehrerin Ruth (32) hat mehrere Jahre als Primarlehrerin gearbeitet. Von ihren Ersparnissen hat sie sich daraufh in ein Intensivstudium an der Euro pean Graduate School in Saas Fee geleistet. Sie hat Vorlesungen und Seminare u.a. bei Judith Butler, Giorgio Agamben und Avital Ronell besucht. Danach hat Ruth Soziologie in Freiburg im Breisgau studiert und vor zwei Jahren mit einer Doktorarbeit zum Thema ‘Zeitstrukturen der Politik’ begonnen.
Studi-WG Ben, Student der Slawistik, 22; Maja, Studentin für Gesang, 23; Vincent, Student der Sinologie und Philosophie, 20 Ben, Maja und Vincent bewohnen eine etwas in die Jahre gekommene 3-Zimmerwohnung, Gründerzeit, fünfter Stock, in die Küche integrierte Dusche, Nähe Augarten in Wien. Sie kommen aus Niederösterreich und aus Kärnten. Sie werfen sich in den Rhythmus der großen, alten Stadt; sie haben Lesegruppen und Ensembles und sind verliebt ins Diskutieren. Vincent ist eher schüchtern und fleißig, gibt sich aber das Aussehen eines Mannes von Welt; Maja ist lustig und laut und umschwirrt von Freundinnen und Freunden; Ben trägt Kapuzenpullis und führt die politischen Grundsatzdebatten.
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Maja, Vincent und Ben haben als WG ein Avenue-Studierenden-Abonnement. Sie haben die Avenue bei einer der ersten Verteilaktionen an der Uni kennengelernt. Weil das Studentenabo nicht allzu teuer ist und sie finden, dass die Avenue schön aussieht und auch zeigt, dass man interessiert ist, haben sie beschlossen, die Avenue nicht nur online zu nutzen. Sie schätzen es, Fragestellungen, die sie umtreiben, fächerübergreifend behandelt zu sehen. Online brauchen sie das Avenue-Archiv, insbesondere die Rubrik namedropping, und den Veranstaltungskalender. Vincent und Ben haben sich im Avenue Salon registriert und schalten sich gelegentlich mit Kommentaren und Fragen ein. Ben hat außerdem eine Reportage aus der Mensa geschrieben; sie muss allerdings noch etwas gekürzt werden.
Intellektuelle Inhalte rezipiert Ruth kaum mehr aus Büchern und Gedrucktem. Sie lebt und denkt in der Welt von Youtube, Blogs, Twitter & Co. Allerdings weigert sie sich, Facebook beizutreten. Ruth liest die Online-Ausgabe der Avenue, weil sie auf der Webseite drei Bedürfnisse befriedigt sieht: ihre Suche nach Gleichgesinnten, ihre Neugierde und ihren Wunsch nach Veränderung.
Wo gibt es die Avenue? In der Welt des Drucks besetzt die Avenue eine Marktlücke. Es gibt Kulturmagazine, es gibt Wissenschaftsmagazine und es gibt: nichts dazwischen. Einerseits haben sich die Kulturmagazine ausdifferenziert etwa inZeitschriften der Wirtschaftskultur, der politischen Kultur oder der Alltagskultur. Ein Magazin der Wissens- oder Wissenschaftskultur fehlt. Andererseits gibt es zahlreiche populäre Wissenschaftszeitschriften – doch alle mit natur- und technikwissenschaftlichen Inhalten. Dieser Leeraum, vom Kultur- und Wissenschaftsjournalismus ausgespart, ist der Ort der Avenue in der Zeitungslandschaft. Die Position der Avenue in der digitalen Welt verdankt sich dem Wunsch nach einer inter- und transdisziplinären Plattform für geistes- und sozialwissenschaftliche Aktivitäten. Im Gegensatz zu einschlägigen Abonnementsdiensten richtet sich der Avenue Salon an eine zwar interessierte, aber nicht spezialisierte Öffentlichkeit. Und diese ist nicht am täglichen Administrationsmief an Hochschulen, sondern an guten Inhalten interessiert – mit einem Schuss Glamour. Die Verbindung beider Welten, der Welt des Papiers und der Welt der Bits, sichert der Avenue eine hohe Sichtbarkeit. Dank ihr finden zahlreiche Menschen Orientierung auf ihrer Suche nach den besten Inhalten.
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AVENUE
Nähe zur Kultur
Die Avenue in der Zeitschriftenlandschaft
In der bestehenden Zeitschriftenlandschaft befindet sich die Avenue zwischen den Bereichen Wissenschaft und Kultur. Mit dieser Positionierung überwindet die Zeitschrift die Kluft zwischen Wissenschafts- und Kulturjournalismus.
Nähe zur Wissenschaft
WISSENSCHAFTSMAGAZINE Die Position der Avenue in der Zeitungslandschaft wird durch die Achsen Nähe zur Wissenschaft und Nähe zur Kultur bestimmt.
NÄHE ZUR WISSENSCHAFT Wo verläuft die Grenze zwischen Wissenschaft und Wissenschaftsjournalismus? Der Wissenschaftsforscher Stephen Hilgartner hat in einem vielzitierten Artikel14 die bislang vorherrschende Vorstellung einer klaren Grenze zwischen Wahrheit und Unterhaltung kritisiert und für ein graduelles Verständnis geworben. Publikationen sind dementsprechend mehr upstream oder mehr downstream der Wissenschaft zu verorten. Für die Avenue gilt entsprechend: Sie liegt weiter downstream als die disziplinär einschlägigen Fachzeitschriften etwa der Soziologie (u.a. Leviathan) oder der Philosophie (u.a. dialectica). Im Vergleich mit den Natur- und Technikwissenschaften liegt sie etwa gleich auf mit dem Spektrum der Wissenschaft.
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NÄHE ZUR KULTUR Kaum ein anderer Begriff hat eine so starke Demokratisierung erlebt wie jener der Kultur. Die Kulturbegriffe (u.a. Firmen-, Wohn- oder Fehlerkultur) sind diskursiv explodiert. Zudem hat sich im Zuge dessen die Unterscheidung zwischen ernster und Unterhaltungskultur aufgelöst. Da der Journalismus aber immer noch den Kulturjournalismus von anderen Journalismen abgrenzt und hierfür einen traditionellen Kulturbegriff in Anspruch nimmt, wird dieser journalistischen Usanz hier gefolgt. Die Avenue positioniert sich auf der Kulturachse weiter downstream von der voraussetzungsvollen Kulturzeitschrift Lettre International, legt aber mehr Wert auf klassische Bildungskultur als etwa die «nerd-culture»-Zeitschrift wired.
Für die letzten 20 Jahre lässt sich eine bemerkenswerte Expansion des populärwissenschaftlichen Zeitschriftengenres registrieren. 1987 gründete GEO die eigenständige Zeitschrift GEO WISSEN aus, die halbjährlich erscheint. Die Hamburger Wochenzeitschrift DIE ZEIT gibt seit 2004 das Magazin ZEIT WISSEN heraus, das alle zwei Monate mit einer Auflage von mehr als 100'000 Exemplaren publiziert wird. Beide Zeitschriften ergänzen und konkurrieren die seit den 1970er Jahren bestehenden Zeitschriften Spektrum der Wissenschaft und Bild der Wissenschaft. Zu dieser «Verwissenschaftlichung» der Zeitschriftenlandschaft maßgeblich beigetragen hat das auflagenstarke Boulevard-Magazin Welt der Wunder – mit mehr als 240'000 Auflagen pro Monat.
... UND IHRE GRENZEN Die erwähnten Zeitschriften belegen eindrücklich das gestiegene Interesse an wissenschaftlichen Inhalten. Zugleich aber zeigen die Magazine die Grenzen des bisherigen Wissenschaftsjournalismus auf, sobald es dieser mit
geistes- und sozialwissenschaftlichen Themen und Thesen zu tun hat. Ihr starker Fokus auf die Natur- und Technikwissenschaften verhindert eine adäquate Bewältigung geistes- und sozialwissenschaftlicher Komplexität. Zwar finden psychologische oder historische Inhalte regelmäßig Beachtung, doch werden diese als matters of fact ähnlich wie naturwissenschaftliche Resultate dargestellt. Der von Feuilletons gepflegte Stil eines problematisierenden und reflektierenden Journalismus ist diesen Zeitschriften weitgehend fremd. Ihr Format ist für die Darstellung geistes- und sozialwissenschaftlicher Methoden, Theorien und Reflexionen denkbar ungeeignet.
KULTURMAGAZINE Der Kulturjournalismus ist seit Jahren einem starken Wandel ausgesetzt. Auf der einen Seite werden die Feuilletons der großen Tageszeitungen meist überlesen, auf der anderen Seite lässt sich eine Ausdifferenzierung und Spezialisierung beobachten. Letztere Entwicklung belegt etwa das Magazin Reportagen, das seit 2011 in einer Auflage von 14'000 Exemplaren zweimonatlich (vorwiegend) in der Schweiz erscheint. Es ist ganz der literarischen Reportage verpflichtet und verzichtet auf Bilddokumentationen. Eine ähnliche Ausrichtung verfolgt die DUMMY, die seit 2003 inzwischen mit einer Auflage von 45'000 Exemplaren vier Mal im Jahr erscheint. In monothematischen Heften widmet sich das Magazin jeweils
spezifischen Aspekten der Gesellschaftskultur, u.a. Frauen, Tempo, Türken, Liebe, Sex, Schweiz, Schwarze oder Glück. Einen anderen Weg beschreitet seit mehreren Jahren Cicero – das Magazin für politische Kultur. Obwohl es sich thematisch vorwiegend mit der Politik Deutschlands auseinandersetzt, gleicht der Stil der Berichterstattung jenem des Feuilletons. Ähnliches gilt für das Wirtschaftsmagazin brand eins, das monatlich in einer Auflage von ca. 90'000 Exemplaren zwar über die Wirtschaft berichtet, hierzu aber auf Mittel des Kulturjournalismus zurückgreift.
Wird der Bereich zwischen Kultur und Wissenschaft vergrössert, tauchen in der Nachbarschaft der Avenue weitere Magazine auf, die eine akademische Provenienz erkennen lassen. Seit 2006 erscheint in einer Auflage von 4'000 Exemplaren die polar – eine Halbjahreszeitschrift für Politik, Theorie und Alltag, die im Campus-Verlag verlegt wird. Die fast buchdicke Zeitschrift analysiert mit viel politischer Theorie das aktuelle Zeitgeschehen. Insofern es ihr um eine wissenschaftlich informierte Politisierung des Alltags geht, qualifiziert sie sich nur am Rande als Wissenschaftsmagazin der Geistes- und Sozialwissenschaften. Allerdings stellt sie die perfekte Ergänzungslektüre für die Avenue dar. 2011 war ein Jahr, in dem gleich zwei Philosophiezeitschriften in hoher Auflage auf dem Markt erschienen. Das Philosophie Magazin (6 mal jährlich à 100'000 Ex.) sowie die Hohe Luft (6 mal jährlich à 70'000 Ex.) widmen sich bei-
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de dem Versuch, die Philosophie im Alltag zu verankern und so Orientierung in allen Lebenslagen zu bieten. Dieser starke Praxisbezug lässt bei beiden Magazinen die Grenze zu Lebenshilfe- und Ratgeberzeitschriften verschwimmen. Auf eine wissenschaftliche Distanz wird bewusst verzichtet. Die Avenue grenzt sich gegenüber beiden Magazinen erstens durch ihre Nähe zur aktuellen Forschung, zweitens durch ihre multidisziplinäre (und nicht ausschließlich philosophische) Perspektive und drittens durch Verzicht auf «Problemlösungsstrategien im Alltag» ab. Bislang existiert die Suburban lediglich als Online-Zeitschrift. Obwohl sie primär ein klassisches akademisches Publikationsorgan (inkl. peer review) darstellt, richtet sich ihr Anliegen an ein breiteres Publikum. Die Avenue versteht sich im direkten Vergleich hierzu deutlich populärwissenschaftlicher und weitaus polythematischer.
Eine Sonderstellung nimmt die Zeitschrift Lettre International ein. Sie gehört zu einer der voraussetzungsreichsten Periodika, die sich an ein interessiertes, aber nicht spezialisiertes Publikum wenden. Insofern die Lettre vorwiegend aus Originalessays von Autoren der kulturellen und intellektuellen Avantgarde besteht, stellt sich bei ihr die Frage, ob sie noch als Magazin des Kulturjournalismus gelten kann: Eine vom Magazin selbst angestrengte journalistische Mehrarbeit ist kaum vorhanden.
... UND IHRE GRENZEN Der Kulturjournalismus mag, wie oft behauptet wird, im Sterben liegen. Das betrifft jedoch nur sein feuilletonistisches Profil, das der Besprechung und Kritik kultureller Erzeugnisse und Veranstaltungen gewidmet ist. Magazine wie DUMMY, Cicero oder auch das NZZ FOLIO beweisen, dass sich Kultur journalistisch auch anders denn als Summe von Theateraufführungen, klassischen Konzerten und Belletristik durchdringen lässt. Der Kulturjournalismus ist tot, lang lebe der Kulturjournalismus. Bemerkenswerterweise hat die Ausdifferenzierung von Kulturmagazinen die Wissenschaft noch nicht erschlossen: Ein Magazin für Wissens- bzw. Wissenschaftskultur fehlt.
DIE ÜBERWINDUNG DER KLUFT Was ihren Gegenstand anbelangt, stellt die Avenue ein Wissenschaftsmagazin dar, dem Spektrum der Wissenschaft nicht unähnlich. Da jedoch der an Natur- und Technikwissenschaften erprobte Wissenschaftsjournalismus nicht geeignet ist, Inhalte der Geistes- und Sozialwissenschaften angemessen zu verarbeiten, bedarf es eines neuen Wissenschaftsjournalismus – konkret: eines neuen Wissenschaftskulturjournalismus. Mit dieser Positionierung überwindet die Avenue das Entscheidungsproblem am Bahnhofskiosk: Nicht mehr entweder Wissenschaft oder Kultur, sondern beides: Wissenskultur eben.
Die Avenue im Netz
DIES- UND JENSEITS AKADEMISCHER DISZIPLINEN
Die Rolle des Salons sowie seiner berühmten Salonièren wie Madame Geoffrin, Mademoiselle de Lespinasse oder Madame Necker ist wissenschaftshistorisch immer noch umstritten. In Dena Goodmans Studie The Repu- blic of Lettres15 etwa fungiert der von Frauen geführte Salon als Epizentrum der französischen Aufklärung, da er eine neue Geselligkeit institutionalisierte: die Verbindung von Höflichkeit, Bildung und freiem Meinungs- und Gedankenaustausch. Mit diesem Befund schließt sich Goodman weitgehend der These von Habermas’ Strukturwandel der Öffentlichkeit16 an, wonach die Salonkultur eine neue, nicht mehr nur repräsentative, sondern diskursive Öffentlichkeit beförderte.
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Studien im Anschluss an Norbert Elias’ Prozess der Zivilisation17 hingegen bezweifeln die Rolle des Salons als Keimzelle einer bürgerlichen, aufgeklärten und gebildeten Öffentlichkeit. Vielmehr betrachten sie in den Salon als eine Fortsetzung höfischer Kultur ohne politische Sprengkraft. Ungeachtet dessen verbreitete sich die Institution des Salons im 19. Jahrhundert über ganz Europa und installierte eine spezifische Form der Geselligkeit, die Wissen, Ideen, Kunst und Literatur mit Kollegialität und Freundschaft verband.
Interdisziplinarität, Multidisziplinarität oder gar Transdisziplinarität sind politische Schlagworte ohne große Resonanz in den Wissenschaftsdiszplinen. Mehr noch als auf die Kooperation unterschiedlicher Wissenschaften verweisen die Worte auf ein allgemeines Unbehagen am Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft. Mehr Lebens- und Problembezug wird gefordert und von wissenschaftlicher Seite mit disziplinären Karrierestrukturen, einschlägigen Fachjournalen und Schulenbildung beantwortet. Kein Wunder also, wenn es auch im deutschsprachigen Netz an Adressen mangelt, die geistes- und sozialwissenschaftliches Wissen allgemein zugänglich gestalten, präsentieren und verständlich machen. Nota bene: das gilt nicht für die Natur- und Technikwissenschaften. Innerhalb der Geistes- und Sozialwissenschaften haben es lediglich spezifische Abonemmentsdienste geschafft, eine hohe Sichtbarkeit zu erreichen. Sie sind zwar disziplinär orientiert, vermeiden jedoch eine zu hohe Spezialisierung. H-Soz-Kult etwa versteht sich als Fachforum und Informations- und Kommunikationsplattform für Historikerinnen und Historiker, berücksichtigt hierbei jedoch alle Bereiche der Geschichtswissenschaften. Kern von H-Soz-Kult ist ein kostenloser Newsletter, der das Publikum auf Buchrezensionen, Tagun-
gen und Tagungsberichte auf der eigenen Seite aufmerksam macht. Gemäß eigenen Angaben besuchen monatlich mehr als 250'000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Seite. Ähnlich funktioniert H-Germanistik, eine Mailingliste für Deutsche Sprachwissenschaft. Der Avenue Salon positioniert sich im Vergleich zu den genannten Foren wesentlich populärwissenschaftlicher und deutlich weniger disziplinär orientiert. Zu den Besuchern des Salons sollen Journalistinnen und Journalisten, Kulturschaffende, Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, allgemein an Wissen und Denken Interessierte genauso zählen wie disziplinär einschlägige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dieser Öffentlichkeitsbezug, der von mehr Glamour und Design unterstrichen wird, soll jedoch nicht die Rolle wichtiger wissenschaftlicher Dienstleistungen schmälern. Im Gegenteil: Der Avenue Salon will für die Studierenden etwa mittels Lesehilfen und Berichten über das Leben an der Uni, für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mittels Tagungsberichten und Rezensionen sowie mittels eines übersichtlichen Kalenders zu einer wichtigen, wenn nicht der Adresse für Geistes- und Sozialwissenschaften werden. Die Avenue im Netz will kein Fachforum, sondern eben ein Salon sein.
Wann gibt es die Avenue? Die erste Avenue soll im Herbst 2015 erscheinen. Um exakt 24 Uhr des 16. Novembers 2014 wurde dieses Dokument fertiggestellt. Die Monate dazwischen nutzen wir, um die Avenue zunächst sozial zu stärken. Es gilt, die Idee Bekannten vorzustellen, Verbündete im Geiste und in der Arbeit zu finden und der Idee wohlgesonnene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unseren wissenschaftlichen Beirat sowie ebenso wohlgesonnene Medienschaffende in unseren journalistischen Beirat einzuladen. Die zahlreichen Gespräche werden uns helfen, das Konzept zu verbessern und die Idee breiter zu verankern. Bald schon suchen wir nach einer tragfähigen Finanzierung für die Avenue. Die errechneten Zahlen lassen diesbezüglich einen gewissen Bedarf erkennen. Wir glauben, dass sich besonders Stiftungen, die sich genauso wie wir der Verbindung von Kultur und Wissenschaft verschrieben haben, für das Projekt begeistern lassen.
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Endnoten
1. Brockman, John. The Third Culture. New York: Simon & Schuster, 1995. 2. Snow, C. P. The Two Cultures and the Scientific Revolution. New York: Cambridge University Press, 1959. 3. Vgl. die Beiträge (u.a. von Michael Power) im Sammelband: Matthies, Hildegard, und Dagmar Simon, Hrsg. Wissenschaft unter Beobachtung: Effekte und Defekte von Evaluationen. Leviathan Sonderausgabe. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008. 4. Noch fehlt es an distanzierten und kritischen Analysen der ‚new governance of science‘. Einen ersten Aufruf hierzu findet sich in einem vielzitierten Aufsatz von Alan Irwin: «The Politics of Talk: Coming to Terms with the ‚New‘ Scientific Governance». Social Studies of Science 36, Nr. 2 (2006): 299–320. 5. Summers, John. «About | The Baffler». The Baffler, http://www. thebaffler.com/about/ (17. August 2014). 6. Die Daten stammen vom Eidgenössschen Bundesamt für Statistik (www.bfs.admin. ch), von Statistik Austria (www.statistik.at) und vom Statistischen Bundesamt (www. destatis.de/).
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7. Die Daten stammen aus folgenden Quellen: für Deutschland (http://www.kreativwirtschaft-deutschland.de/Information/ ZahlenundStatistiken/tabid/109/language/ de-DE/Default.aspx), für die Schweiz (http://www.creativeeconomy.ch/article/3/) und für Österreich (https://www. wko.at/Content.Node/Interessenvertretung/Standort-und-Innovation/Innovation-und-Kreativwirtschaft/Kreativwirtschaft_in_Oesterreich.html). Land Teil- & Vollzeitbeschäftigte D 763'400 A 263 '127 CH 130 '400 Total 1 '156' 927
10. Clynes, Manfred E., und Nathan S. Kline. «Cyborgs and space». Astronautics (1960): 26–27;74–76. 11. Toffler, Alvin. The Third Wave. New York: Morrow, 1980: 278. 12. Ritzer, George, und Nathan Jurgenson. «Production, Consumption, Prosumption. The Nature of Capitalism in the Age of the Digital ‘prosumer’». Journal of Consumer Culture 10, Nr. 1 (2010): 13–36. 13. Merton, Robert King. «Science and Technology in a Democratic Order». Journal of Legal and Political Sociology 1 (1942): 115–26.
8. Florida, Richard L. The Rise of the Creative Class: And How It’s Transforming Work, Leisure, Community and Everyday Life. New York, NY: Basic Books, 2002.
14. Hilgartner, Stephen. «The Dominant View of Popularization: Conceptual Problems, Political Uses». Social Studies of Science 20, Nr. 3 (1990): 519–39.
9. Haraway, Donna. «A Cyborg Manifesto: Science, Technology, and Socialist-Feminism in the 1980’s». Socialist Review 80 (1985): 65–108. Auf Deutsch erschienen unter: «Ein Manifest für Cyborgs. Feminismus im Streit mit den Technowissenschaften». In Haraway Donna, Hrsg. Die Neuerfindung der Natur. Primaten,Cyborgs und Frauen, Frankfurt am Main, New York: Campus, 1995: 33–72.
15. Goodman, Dena. The Republic of Letters: A Cultural History of the French Enlightenment. Ithaca: Cornell University Press, 1994. 16. Habermas, Jürgen. Strukturwandel der Öffentlichkeit: Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. 3. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1993.
17. Elias, Norbert. Über den Prozess der Zivilisation: Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Erster Band: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1976.
Bildnachweise
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Die Collagen auf den Seiten 1, 4, 6, 14, 34, 46 und 54 hat Laura Basso zur Verfügung gestellt. Sämtliche Rechte liegen bei Laura. Seite 8: Aufnahme der Champs-Élysées vor 1897 (gemeinfrei) Seite 10: John Brockman (© wowe) Seite 12: Covers der Zeitschrift The Baffler (© The Baffler) Seite 16: Salon der Madame Geoffrin (1812, gemalt von Lemonnier, Anicet-Charles-Gabriel | Öl auf Leinwand | gemeinfrei) Seite 18: Matthew Barney, Cremaster 3 (fotografiert von Chris Winget |© Matthew Barney) Seite 20: Cyborg Neil Harbisson (fotografiert von Mario Sixtus | Flickr | © Mario Sixtus) Seite 21: Matthew Barney, Cremaster 4 (fotografiert von Peter Strietmann | © Matthew Barney) Seite 22, 23, 24, 25: Covervorschläge für die kommenden Ausgaben der Avenue (gestaltet von Mario Kaiser & Corinna Virchow) Seite 34: Corinna Virchow & Mario Kaiser Seite 36: Screenshot aus der Beta-Version des Computerspiels Destiny (Quelle: Forbes.com [http://www.forbes.com/ sites/danielnyegriffiths/2014/07/24/ looking-to-the-moon-first-impressions-of-destinys-playstation-beta/])
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Seite 38: Gerold Brenner (Quelle: Chic in Zürich (http://chic-in-zurich.ch/blog/ streetstyle/gerold-2) | © Gerold Brenner] Seite 40: Lizzie (fotografiert von Peter McConnochie, Flickr | © Peter McConnochie) Seite 41: Selbstportrait (fotografiert von Chris Marchant, Flickr | © Chris Marchant) Seite 42: Portrait (fotografiert von Hendrik Dacquin, Flickr | © Hendrik Dacquin) Seite 43: Selbstportrait (fotografiert von Jeremy Jenum, Flickr | © Jeremy Jenum) Seite 44: WG-Party bei Kay 21 (fotografiert von Tim Zeitfixierer, Flickr | © Tim Zeitfixierer) Seite 45: Portrait (fotografiert von Luigi Morante, Flickr | © Luigi Morante) Seite 50: Verschiedene Magazincover (© bei polar, philosophie magazin, HOHE LUFT, sub/urban) Seite 52: Salon der Madame Geoffrin (1812, gemalt von Lemonnier, Anicet-Charles-Gabriel | Öl auf Leinwand | gemeinfrei)