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Der Maulwurf

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Maulwurf „In seinem Garten freudevoll Geht hier ein Gärtner namens Knoll Doch seine Freudigkeit vergeht Ein Maulwurf wühlt im Pflanzenbeet.“ (Wilhelm Busch) Schon Wilhelm Busch wusste, dass der Maulwurf für den Gärtner ein wenig erfreulicher Gartenbewohner ist. Kinder haben zu dem im Untergrund lebenden Säugetier allerdings eine deutlich positive Einstellung. Geschichten vom Maulwurf in „Die Sendung mit der Maus“ oder auch die Abenteuer vom Maulwurf Grabowski haben hier sicher ihren Beitrag dazu geleistet. Der Maulwurf ist aber nicht nur ein Fall für den Gärtner oder die Kinder, sondern auch für den Juristen – warum, lesen Sie am besten selber. Maulwurf von der Seite – gut erkennbar sind die kräftigen Grabeschaufeln. 42 Maulwurf Wie sieht ein Maulwurf aus? Auch wenn in unseren Breiten nur der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) auftritt, gibt es weit mehr Maulwurfarten: verteilt auf Europa, Asien und Nordamerika leben rund 30 verschiedene. Der Name Maulwurf ist von „Mull“ (= Humus) abgeleitet und steht in Verbindung zu den von ihm aufgeworfenen Erdhügeln. Mit einem „Maul“ hat es also nichts zu tun. Da der Maulwurf sich die meiste Zeit unter der Erde aufhält, bekommt man ihn verständlicherweise auch kaum zu Gesicht. Gute Chancen ergeben sich im Frühjahr, wenn die Tiere Laub und Gräser für ihren Nestbau sammeln, da sie sich hierzu auch auf der Bodenoberfläche aufhalten müssen. Maulwürfe besitzen einen walzenförmigen Körper mit einer Gesamtlänge von bis zu 18 cm. Wichtige Erkennungsmerkmale sind die zu deutlichen Grabeschaufeln umgebildeten Vorderbeine, die spitze Schnauze, ein kurzer Schwanz (nur 2–3 cm lang) sowie das samtartige, meist schwarze Fell. Dieses hat keinen „Strich“, wächst somit in keine bestimmte Richtung, sodass sich der Maulwurf in den Gängen gut vor- und rückwärts bewegen kann. Anders als der Ausspruch „Blind wie ein Maulwurf“ vermuten lässt, können die kleinen Augen (1 mm im Durchmesser) durchaus etwas wahrnehmen, auch wenn es nur Helligkeitsunterschiede sind. Die Ohren sind durch kleine Hautfalten geschützt, das Gehör des Maulwurfes ist gut entwickelt. Angesichts des lichtarmen Lebensraumes kommt dem gut ausgeprägten Tastsinn eine große Bedeutung zu. Mit Hilfe der Gebiss von einem Maulwurf. Schnauze, des Kopfes und der Schwanzspitze nehmen Maulwürfe eine Vielzahl von Reizen auf, die ihnen zur Orientierung in den Gängen und zur Nahrungsaufnahme gute Dienste leisten. Das Gebiss eines Maulwurfs entspricht mit seinen jeweils im Ober- und Unterkiefer angeordneten 6 Schneidezähnen (klein, scharf), 2 Eckzähnen (lang, spitz) und 14 Backenzähnen (spitzhöckerig) dem eines Insektenfressers. Maulwürfe ernähren sich ausschließlich auf der Basis von tierischer Kost, wobei Regenwürmer den Hauptanteil ihrer Nahrung ausmachen. Daneben werden aber auch alle anderen in die Gänge hereinfallenden Insekten, deren Larven sowie Spinnentiere oder auch Schnecken als Nahrung vertilgt. Als Tagesration benötigt der Maulwurf etwa 100 g „Frischkost“, die damit etwa seinem Körpergewicht entsprechen. Über ein Jahr gerechnet kommt hier die stolze Menge von rund 36 kg zusammen. Ein Hungerkünstler ist der Maulwurf nicht, er verhungert nahezu innerhalb einer Tagesfrist, wenn er keine Nahrung zu sich nimmt. 43 Die 13 Gartenplagen Was uns an Maulwürfen stört Maulwürfe legen ein unterirdisches Gangsystem an, um in die Gänge gefallene Insekten als Nahrung zu nutzen. Die Gänge und damit verbunden die aufgeworfenen Maulwurfshügel sind also kein Selbstzweck, sondern die Basis für die Nahrungsbeschaffung. Aufgrund der erhöhten Einsturzgefahr meiden Maulwürfe sandige Böden, aber auch sehr steinige, felsige oder sumpfige Böden. Wiesen und Wälder sind seine ursprünglich bevorzugten Lebensräume – und diese bis zu einer Höhenlage von 2000 m. Werden Gänge geöffnet, bleiben diese meist für längere Zeit offen, im Gegensatz zur Wühlmaus, die einen freigelegten Gang meist innerhalb von wenigen Minuten bis Stunden wieder verschließt. Ein vollständiges Gangsystem besteht aus einer Wohn- und mehreren Vorratskammern sowie Lauf- und Jagdgängen. Die unterirdische Wohnkammer mit einem Durchmesser von etwa 20 cm ist dabei mit Pflanzenmaterial ausgekleidet und liegt in einer Tiefe von etwa 50 cm. Lauf- und Jagdgänge unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Struktur der Wände: Laufgänge sind von innen stabilisiert, Jagdgänge sind locker im Aufbau, so dass die Nahrung hier leicht in die Gänge hereinfallen kann. Maulwürfe können auch in feuchten Wiesen ihr Auskommen haben. Ihr Nest bauen sie dann allerdings nicht wie sonst üblich unterirdisch, sondern schütten einen überdimensionalen Maulwurfshügel auf (über 50 cm hoch), in dessen Innern sie ihr Nest anlegen. Entsprechende Hügel werden dann auch als „Sumpfburgen“ bezeichnet. 44 Maulwurfs- oder Wühlmaushaufen? Häufiger als das Tier selbst werden einem, im Sommer wie auch im Winter, die aufgeworfenen Maulwurfshügel ins Auge fallen. Auffällig ist, dass diese Haufen (im Gegensatz zu Wühlmaushaufen) recht groß, rundlich und gleichmäßig aufgeworfen sind und sich direkt über dem Gangsystem auftürmen. Sofern mehrere Maulwurfshügel aufgeworfen sind, erkennt man das Gangsystem als linienartiges Netz. Wer einen Gang freilegt, sieht zudem den flachen, querovalen Charakter, der den Querschnitt des Tieres widerspiegelt. Wurzelreste ragen recht häufig in die Gänge hinein. In den erwähnten Vorratskammern lagern die Maulwürfe Regenwürmer, denen sie ein Vorderteil abgebissen haben. Diese sind noch am Leben, können aber nicht mehr wegkriechen. Wie die winterlichen Maulwurfshügel vermuten lassen, hält der Maulwurf keinen Winterschlaf. Im Winter folgt er aber seiner Hauptnahrung, den Regenwürmern, in tiefere, frostfreie Bodenschichten nach (bis auf 50 cm und mehr). Trotz des im Vergleich zur Außenluft im Boden geringeren Sauerstoffgehaltes (statt 21 % teilweise weniger als 10 %) haben Maulwürfe damit offenbar kein Problem. Ursache dafür ist ihr im Vergleich zu anderen Säugetieren doppelt so hoher Hämoglobingehalt im Blut. Um aber auch hier keine Engpässe aufkommen zu lassen, legen Maulwürfe bodenabhängig auch kurze Belüftungsschächte an. Maulwurf Maulwürfe legen als Einzelgänger ihre eigenen Tunnelsysteme an. Nur zur Paarungszeit, etwa im März/April, suchen die Männchen aktiv die Weibchen auf. Das Weibchen legt nach der Paarung eine mit Gras und Laub ausgepolsterte Nestkammer an, in der sie für etwa acht Wochen alleine ihre Nachkommen betreut und säugt. Die Vermehrungsrate ist insgesamt betrachtet recht gering, es kommt meist nur zu einem Wurf im Jahr (maximal zwei) bei in der Regel drei bis fünf Jungen. Pflanztröge nutzen konnte, weiß auch dies zu schätzen. Und sporadisch freuen sich Hobby-Archäologen, wenn Maulwürfe durch ihre Grabetätigkeit kleine Kostbarkeiten vergangener Zeiten ans Tageslicht befördern. Ist der Maulwurf also ein Nützling? Anhand der geschilderten Punkte wird schnell klar, dass die Einteilung in Nützling oder Schädling eine vom Menschen getroffene Entscheidung ist, die je nach Blickwinkel auch unterschiedlich ausfallen kann. Geschützter Wühler Nützling oder Schädling? Als Insektenfresser hat der Maulwurf kein wirkliches Interesse an Pflanzen, echte Fraßschäden lassen sich somit nicht verzeichnen. Probleme bereitet der Maulwurf eher durch eine verunstaltete Grasnarbe im Privatgarten, aber natürlich auch auf dem Sportplatz oder dem Golfplatz. Als unerwünschte Begleiterscheinung seiner Wühltätigkeit werden aber auch benachbarte Pflanzenwurzeln gelockert, die bei jungen Pflanzen dann als Folge auch für spürbare Ausfälle sorgen. In anderer Hinsicht hat der Maulwurf aber auch seine guten Seiten. So wirkt sich seine Wühltätigkeit in Bezug auf den Wasser- und Lufthaushalt eines Bodens sicher nur positiv aus. Auch wenn Regenwürmer zu seinen bevorzugten Nahrungsquellen gehören, spürt er in den Gängen auch viele andere Bodeninsekten auf, die aus Sicht des Hobbygärtners klassische Schädlinge sind. Zu nennen sind beispielsweise Schnakenlarven, Drahtwürmer, Käferlarven oder auch Engerlinge. Und wer einmal lockere Erde von einem Maulwurfshügel für Wer den Maulwurf bekämpft, macht sich strafbar – der unterirdische Wühler ist nach der Bundesartenschutz-Verordnung in Deutschland geschützt. Basierend auf dem Bundesnaturschutzgesetz heißt es konkret im § 42, dass es verboten ist, dem Maulwurf und anderen heimischen Säugetieren „nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzten, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“. Kein Gesetz ohne Ausnahmeregelung – so auch hier. Diese wäre aber nur zulässig zur Abwendung erheblicher land-, forst-, fischerei-, wasseroder sonstiger gemeinwirtschaftlicher Schäden. Die Entscheidung über eine solche Ausnahme darf aber nicht jeder Privatgärtner mit sich selbst vereinbaren, sondern sie muss von der nach Landesrecht zuständigen Behörde erteilt werden. Und Maulwurfprobleme im Hausgarten zählen in der Regel eher nicht zu diesen Fällen. Falls dann doch eine Ausnahmegenehmigung erteilt wird, würde ein Nachstellen der Tiere auf nahezu vergleichbare Weise erfolgen wie 45 Die 13 Gartenplagen Maulwurfshügel„muster“ auf einer mit Raureif überzogenen Wiese. 46 Leb KT 47 Die 13 Gartenplagen Bei sandigen Böden besteht Einsturzgefahr für die Gänge des Maulwurfs. bei der Wühlmaus. Konkret wären Giftköder und Fallen hier an erster Stelle zu nennen. Die im Ausland teilweise in Strychnin gewälzten Regenwürmer sind als Köder bei uns aber verboten. Vertreiben ist erlaubt! Da wie geschildert die Möglichkeiten einer Bekämpfung juristisch begrenzt sind, verbleiben im Wesentlichen Maßnahmen zur Vergrämung, bei denen eine Vertreibung der Tiere erreicht werden soll. Vorbeugende „Anti-MaulwurfKampagnen“ Wer Maulwürfe im Garten hat, sollte bei trockener Witterung nicht nur seine frisch angelegten Beete mit Wasser versorgen, sondern für eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit sorgen. Ansonsten konzentrieren sich die Regenwürmer 48 und andere Vertreter der Bodenfauna in diesen feuchten Regionen – und sie sind damit ein bevorzugtes Ziel für den Maulwurf. Düngemaßnahmen haben auf das Auftreten von Maulwürfen keinen EinEin Prosit auf den Maulwurf? Politischen Einfluss nahm ein Maulwurf – genauer sein aufgeworfener Hügel – im Jahre 1702. Der zu diesem Zeitpunkt herrschende König von England, Wilhelm von Oranien, stürzte bei einem Reitunfall so unglücklich, dass er an den Verletzungen starb. Ursache für den Sturz war ein Maulwurfshügel, in den das Pferd getreten war. Die politischen Gegner von Wilhelm von Oranien aber, die Anhänger von Jakob II, prosteten sich ob des Unglückes mit den Worten „Auf den kleinen Herrn im schwarzen Samt“ zu. Maulwurf fluss. Auf Flächen im Gemüsebau, die regelmäßig mit Kalkstickstoff behandelt worden sind, treten jedoch erfahrungsgemäß weniger Maulwürfe auf. Ursache hierfür ist sicher das durch die Umsetzung von Kalkstickstoff entstehende giftige Cyanamidgas. Eine Vielzahl von Feinden setzt den Maulwürfen je nach Region mehr oder weniger nach. Zu nennen sind Greifvögel, Füchse, Iltis, Störche und Schlangen, aber auch Wildschweine und der Dachs. Wo dies möglich ist, sollten sie durch Nistplätze bzw. Ruhe- und Versteckmöglichkeiten gefördert werden. Maulwurfgang eingebracht werden (etwa eine Tasse pro Hügel). Der sich daraufhin entwickelnde „Duft“ soll die Maulwürfe wirkungsvoll vertreiben. Bei den im Handel erhältlichen Produkten („Maulwurf-Schreck“, „Maulwurf-Frei“) handelt es sich oft um beispielsweise in pflanzliche Öle getränkte Holzstäbchen, die in den Boden gesteckt werden, oder um duftgetränkte Kugeln, die ebenfalls in den Boden und die Gänge eingebracht werden. Mechanische Abwehr Zugelassen als Pflanzenschutzmittel, auch für den Haus- und Kleingarten, sind Vergrämungsprodukte auf der Basis von Calciumcarbid. Alle diese Produkte sind jedoch mit einer Auflage versehen: „Das Mittel ist zur Abtötung der Schädlinge nicht geeignet. Eine Anwendung ist nur vertretbar, wenn die vergrämten Maulwürfe auf den angrenzenden Arealen (Nachbargrundstücken) toleriert werden können. Mit einer Rückwanderung muss gerechnet werden.“ Insbesondere der letzte Hinweis weist auf ein Hauptproblem aller Vergrämungsmaßnahmen hin: Sie sind in ihrer Wirkung leider nicht von Dauer. Die Wirkung von Calciumcarbid beruht im feuchten Boden auf einer Umsetzung zu Acetylen und anderen übelriechenden Gasen (siehe S. 28), die die Gänge durchdringen und die Tiere vertreiben. Man sollte nach der Bestückung der Gänge mit dem Granulat das Loch verschließen (Holzstück, Grasbüschel), aber nicht mit dem Fuß zutreten, damit die Wirkung sich ungehindert in den unterirdischen Gängen entfalten kann. Ein Schutz durch Drahtzäune erhält man weniger durch Eingraben, als vielmehr durch Auskleiden von Pflanzgruben, ähnlich dem Drahtkorb zur Wühlmausbekämpfung. In Einzelfällen mag dies sicher eine Lösung sein. Maulwürfe akustisch vertreiben? Geräte und Methoden zur akustischen Vertreibung (Windräder schlagen an Eisenstangen, Schallwellen) können hinsichtlich ihrer Wirkung als eher unzuverlässig angesehen werden. „Duft“stoffe Eine Vielzahl der im Handel erhältlichen Produkte basiert auf dem Einsatz von für den Maulwurf ungeliebten Duftstoffen. Oft empfohlen wird als Hausmittel der Einsatz eines ButtermilchMolke-Gemisches. Zubereitet im Verhältnis 1 (Buttermilch) zu 4 (Molke) soll es dann direkt in den freigelegten Im Handel erhältliche chemische Vergrämungsmittel 49