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Ausgabe 45
18. November 2016
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Automobil
Mittelständische Zulieferer stehen am Scheideweg Das Wachstum deutscher Automobilzulieferer ist so stabil, dass die Unternehmen eine neue Zukunftsstrategie benötigen
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ie deutschen Automobilzulieferer legen ein robustes Wachstum vor und sind in der Lage, ihre finanzielle Schuldenlast signifikant zu reduzieren. Die wirtschaftliche Performance der einzelnen Unternehmen ist jedoch sehr unterschiedlich und hängt vorwiegend von ihrer Größe ab. Dies gilt insbesondere für mittelständische Automobilzulieferer, die an Wachstum und Profitabilität zulegen müssen. Das sind die zentralen Ergebnisse der Global Automotive Supplier BenchmarkStudie der Managementberatung Oliver Wyman zur weltweiten Automobilzulieferer-Industrie. Der Analyse zugrunde liegt die wohl größte Datenbank über diese Branche. Sie führt rund 650 Automobilzulieferer weltweit, differenziert nach Regionen sowie Segmenten und verfügt über historische Unternehmensdaten bis ins Jahr 2000. Zehn betriebliche Schlüsselkennzahlen ermöglichen überdies den Blick unter anderem auf Umsatz, Profitabilität und finanzielle Stabilität für jedes dieser Unternehmen.
Viele Mittelständler stehen hinsichtlich ihres Wachstums an einem Scheideweg. Foto: Flickr/Thomas Schlosser/CC BY 2.0
Lars Stolz, Partner und Leiter Automotive Supplier Team bei Oliver Wyman: „Unsere aktuelle Benchmark-Studie belegt, dass die Unternehmensgröße bei Deutschen Zulieferern eine signifikante Rolle für ihre wirtschaftliche Performance spielt.“ So kommen hiesige Zulieferer mit mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz in dem von den Beratern beobachteten Zeitraum auf ein Wachstum von durchschnittlich knapp 16 Prozent pro Jahr und einer EBITMarge von 7 Prozent. Zulieferer, kleiner als eine Milliarde Umsatz, weisen ihrerseits
ein solides Wachstum von durchschnittlich fast 10 Prozent und einer EBIT-Marge von ebenfalls knapp 7 Prozent auf. Mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz zwischen einer und fünf Milliarden Euro hingegen kommen nur auf ein Wachstum und eine EBIT-Marge von durchschnittlich etwa 5 Prozent jährlich. „Große mittelständische Zulieferer stehen vor einer ganz grundsätzlichen Frage“, so Stolz. „Will ich in meinem Segment verharren oder gegen die ganz Großen konkurrieren?“ Den Beratern zufolge stehen gerade deutsche Unternehmen immer wieder an diesem Scheideweg. Hierzulande seien Zulieferer mit ihren Produkten oftmals so erfolgreich, dass sie gezwungen werden, für ihre weltweite Kunden neue Fabriken aufzubauen und ihr Angebotsspektrum zu erweitern. Überschreiten sie dabei die „magische“ Umsatzgröße von ungefähr eine Milliarde Euro erfordert dies aber neue Organisationsstrukturen und Prozesse, um eine globale Supply Chain und ein Portfolio aus verschiedenen Ge-
Analyse
Baubranche erhöht zum Jahresendspurt Umsatzprognose 2016 Das deutsche Baugewerbe profitiert vom boomenden Immobilienmarkt und peilt im nächsten Jahr den höchsten Umsatz seit 1996 an. „Die Baukonjunktur läuft gut“, sagte der Präsident des Branchenverbands ZDB, Hans-Hartwig Loewenstein. Die Erlöse dürften um gut drei Prozent auf knapp 110 Milliarden Euro steigen. Auch für dieses Jahr legte der Verband die Latte höher und hob die Prognose für das Umsatzwachstum auf 5,5 (bisher 4,5) Prozent an. Als Wermutstropfen bezeichnete Loewenstein, dass die Preise für Bauleistungen derzeit nur moderat um zwei Prozent zulegten. „Trotz guter Konjunktur verbessert sich die Ertragslage der Unternehmen nicht in gleichem
Maße.“ Wachstumstreiber ist dank der niedrigen Zinsen der Wohnungsbau. Diese Sparte dürfte um acht Prozent zulegen und 2017 noch einmal um drei Prozent. Loewenstein erwartet, dass im laufenden Jahr 290.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Dies sei aber immer noch nicht genug. Denn Verbände, Regierung und Bau-Gewerkschaft gingen davon, dass jährlich rund 350.000 bis 400.000 neue Einheiten nötig seien. „Vor allem fehlen Mietwohnungen in den Ballungsräumen im bezahlbaren Bereich mit Mieten zwischen sieben und acht Euro“, sagte Loewenstein. Beim Wirtschaftsbau dürfte es 2017
um drei Prozent nach oben gehen und beim öffentlichen Bau um 3,5 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten werde um rund 1,5 Prozent auf 775.000 steigen und im nächsten Jahr noch einmal um ein Prozent zulegen. Der mittelständisch geprägte ZDB lehnt die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt verstärkt geplanten öffentlich-rechtlichen Partnerschaften (ÖPP) bei Bauprojekten ab. Solche Vorhaben beim Bau von Autobahnen kämen vor allem internationalen Großkonzernen zugute. „Sie schließen den Wettbewerb quasi aus“, betonte Loewenstein. Der Bau-Mittelstand werde damit von einem entscheidenden Aufgabenfeld verdrängt. 1
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schäftsbereichen zu führen. Nicht selten werden dabei Verlustbringer nicht rechtzeitig identifiziert, Investitionen falsch gesteuert und die Liquidität des Unternehmens nicht abgesichert. „Viele ehemals blühende Firmen sind so schon an ihrem eigenen Wachstum erstickt“, erläutert Dr. Lutz Jäde, Partner bei Oliver Wyman und Leiter Restrukturierung. Gelingt hingegen die Transformation zu einem globalen Player, können sich die Zulieferer oft als bevorzugte Lieferanten für die großen Plattformen der Automobilhersteller etablieren und entsprechende Synergien in ihrem Werksverbund realisieren. Die Oliver Wyman Benchmarking-Studie zeigt hier sehr deutlich, dass ab einer Umsatzgröße von ungefähr fünf Milliarden Euro stärkeres Wachstum oft auch mit höherer Profitabilität verbunden ist. „Gerade stark wachsende Unternehmen müssen sich ständig fragen, ob sie reif für die nächste Stufe der Firmenentwicklung sind. An-
sonsten droht ein schnelles Ende der Erfolgsgeschichte“, warnt Jäde. Dies ist umso wichtiger, da das Marktumfeld der Automobilzulieferer trotz mancher globaler Unsicherheit eine Vielzahl an Chancen verspricht. Gerade große Supplier haben hier dank ihrer Finanzkraft die Möglichkeit, auch über Akquisitionen zu wachsen und sich über Innovationen in neuen Technologiefeldern weiter zu entwickeln. So gehen die Oliver WymanExperten davon aus, dass der Wertschöpfungsanteil der Zulieferer am weltweiten Automobilbau bis 2025 etwa 67 Prozent (832 Milliarden Euro) betragen wird. Treiber dieser Entwicklung werden eine weiterhin positive Entwicklung des globalen Automarktes, eine Verschiebung der Wertschöpfung in Richtung Zulieferer, die wachsende Bedeutung von Software im Auto sowie eine stärkere Regulierung, die zu neuen Antriebs- und Materialtechnologien führt, sein. Stolz: „Von einem
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derart stabilen und aussichtsreichen Umfeld können klug aufgestellte Automobilzulieferer nur profitieren – allen voran die deutschen Unternehmen dieser Branche.“ Insgesamt erzielten die zehn größten Autozulieferer 2015 weltweit 294 Milliarden Euro Umsatz. Deutsche Unternehmen stehen hier besonders gut da. So finden sich unter den internationalen UmsatzSpitzenreitern allein drei deutsche Zulieferer unter den Top 5: Bosch Automotive, Continental und ZF Friedrichshafen. Auf den beiden verbleibenden Plätzen liegen der japanische Zulieferer Denso und der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna International. Somit stehen die drei größten deutschen Automobilzulieferer alleine für knapp zwei Drittel (rund 110 Milliarden Euro) des Umsatzes der weltweiten Top 5. Innerhalb der weltweiten Top 10 machen sie knapp 38 Prozent des Umsatzes aus.
Wirtschaft
Mittelstand setzt trotz Unsicherheiten auf Auslandsgeschäft Trotz der Ungewissheit über die wirtschaftspolitische Zukunft, wollen mittelständische Unternehmen weiter expandieren
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ie deutschen Mittelständler wollen trotz zunehmender Unsicherheiten und geopolitischer Krisen ihr Auslandsgeschäft fortsetzen. Fast jeder zweite wolle in den nächsten drei bis fünf Jahren an seiner Auslandsstrategie festhalten, mehr als die Hälfte wollen ihre Aktivitäten sogar ausbauen, wie aus einer Studie der DZ Bank hervorgeht. Nur ein Prozent der Befragten plant demnach, im internationalen Geschäft kürzer zu treten. „Vom Brexit, den Russland-Sanktionen, den Spannungen in der Türkei und dem Abflauen des Wirtschaftswachstums in China ist insgesamt jedes dritte mittelständische Unternehmen mit Auslandsgeschäft betroffen.“ Als Konsequenz daraus hielten sich die meisten Firmen mit Investitionen zurück. Zudem liebäugelt jeder zweite Mittelständler mit einer Verlagerung auf andere Auslandsmärkte. Hier kommen laut Umfrage am ehesten andere Staaten in Europa infrage, gefolgt von Nordamerika, China und dem restlichen Asien. „Größere Unternehmen spüren die
Für das Expansionsbestreben mittelständischer Unternehmen gibt es keinen Horizont. Foto: Flickr/Nicki Mannix/CC BY 2.0
Folgen globaler Veränderungen und Krisen deutlicher“, sagte Stefan Zeidler, Firmenkundenvorstand der DZ Bank. „Insbesondere die Russland-Sanktionen und der Brexit beschäftigen die Unternehmen sowie die hieraus resul-
tierenden Unsicherheiten über wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen.“ Ökonomen gehen davon aus, dass ein EU-Austritt Großbritanniens die deutschen Exporteure belasten dürfte. 2
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Finanzen
EU erleichtert Vergabe von Krediten an den Mittelstand Die EU will den kleinen Banken in Europa mehr Spielraum bei Krediten an den Mittelstand einräumen
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ie EU-Kommission will kleineren Banken Freiräume bei der Vergabe von Krediten für den Mittelstand lassen. Einem Reuters am Dienstag vorliegenden Entwurf zufolge können diese Institute Darlehen an kleinere und mittelgroße Unternehmen (KMU) weiterhin mit weniger Eigenkapital unterlegen. So sind wie bisher
23,8 Prozent bei der Hinterlegung abzugsfähig, wenn der Kredit unter 1,5 Millionen Euro liegt. Bei größeren Darlehen sollen 15 Prozent der verbleibenden Summe abgezogen werden können. Der deutsche Sparkassenverband begrüßte, dass der sogenannte KMU-Skalierungsfaktor beibehalten werden soll. Verbandschef Georg
Mittelständler sollen es zukünftig einfacher bei der Kreditvergabe haben. Foto: Flickr/Sean MacEntee/CC BY 2.0
Fahrenschon forderte in Brüssel aber zudem ein generelles Umdenken, indem die internationalen Großbanken von den regional aufgestellten Geldhäusern getrennt werden. Die EU-Kommission will die Pläne für die Überarbeitung der Eigenkapitalverordnung (CRR) und der Eigenkapitalrichtlinie (CRD) kommende Woche präsentieren, die noch unter dem britischen Finanzmarktkommissar Jonathan Hill auf den Weg gebracht wurden. Hill war nach dem Brexit-Votum seiner Landsleute im Sommer zurückgetreten. Seine Aufgaben hat EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis übernommen. Der Lette kündigte in einer Rede zudem an, den bürokratischen Aufwand für kleinere Banken bei den Bonus-Regeln für Manager dort zu lockern, wenn dies möglich sei. Im Gegensatz zu Großbanken sind viele kleine Institute nicht börsennotiert und zahlen nur geringe Boni, müssen aber die gleichen Regeln befolgen und entsprechende Nachweise erbringen.
Wirtschaft
US-Wahl: Radikale Zäsur für die Weltwirtschaft Donald Trumps Sieg ist ein ‚game-changer’ für die USA, die Weltpolitik und die Finanzmärkte – aber besonders für Europa.
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onald Trump hat im Wahlkampf einen Bruch mit allen Konventionen und politischer Korrektheit vollzogen. Er hat sich aggressiv mit dem republikanischen Establishment, mit der globalisierten Wirtschaftselite und mit den Medien angelegt. Er hat alle Ebenen der amerikanischen Institutionen angegriffen und lächerlich gemacht. Er ging offensichtlich unvorbereitet in die erste von drei national übertragenen Auseinandersetzungen mit Hillary Clinton, wo er seiner Kontrahentin weit unterlegen war. Er setzte sich durch, obwohl er Frauen, Minderheiten, Behinderte, Kriegsinvalide wie selbst den Vietnamkriegsveteranen John McCain mehrfach aufs übelste beleidigte und offen rassistische Parolen anschlug.
Die Gründe sind eine Grundwelle, die er als einziger früh wahrgenommen und in eine Wahlkampfkampagne umgesetzt hat. In den Vereinigten Staaten stagnieren die Reallöhne seit 40 Jahren. Für breite Kreise der ehemaligen Mittelklasse sind sie rückläufig. Die Beschäftigung vor allem in der Industrie und in zahlreichen vorgelagerten Branchen und Wirtschaftszweigen hat drastisch abgenommen. Viele haben sich vom Arbeitsmarkt zurückgezogen. Für sie gab es keine Hoffnung mehr auf Verbesserung, sie sind die Globalisierungsverlierer. Weder das republikanische noch das demokratische Establishment haben ihnen irgendeine glaubwürdige Perspektive bieten können. Trump hat nicht wegen
seiner Brillanz, Konsistenz oder Expertise gewonnen, sondern weil er Codewörter im richtigen Zeitpunkt gesetzt hat. Er hat damit diejenigen eingefangen, welche alle Hoffnung verloren haben. Seine Gegenspielerin war diesbezüglich schwach: Verräterisch war ihre abschätzige Bemerkung über die ‚deplorables’, welche Trump mit zur Wahl verholfen haben. Dies war eine unvorstellbar dumme Bemerkung, die aber die ganze Arroganz der amerikanischen Elite, Republikaner wie Demokraten, gegenüber der eigenen Bevölkerung unverhüllt zum Ausdruck bringt. ‚It is the economy, stupid’. Eine Zahl fasst vieles zusammen. Über die Hälfte der amerikanischen Haushalte haben 3
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keine 1.000 Dollar Liquidität auf dem Konto. Sie könnten ihre monatlichen Rechnungen nicht zahlen, sollte irgendetwas Unvorhergesehenes passieren. Im Zustand einer solchen Unsicherheit verlieren alle Parolen, geschliffenen Redewendungen und optisch verbesserten Zahlen an Glaubwürdigkeit. Der Arbeitsmarkt ist eben dann nicht gut, sondern bedrohlich. Was weiß man über das Wirtschaftsprogramm von Trump? Politik-Unsicherheit wird für einige Zeit vorherrschen. Angesichts seines ‚track-records’ in Bezug auf Konsistenz könnte man Trump wohl attestieren, dass er sich um sein Geschwätz von gestern nicht viel zu scheren braucht. Doch Trump hat zweifellos ein feines politisches Gespür. Denn die politische Ausgangslage ist eindeutig. Trump profitiert von der durch ihn und nur durch ihn ermöglichten republikanischen Mehrheit in beiden Häusern. Diese wird nicht notwendig auf Dauer der Fall sein. Typisch für die USA ist ein System von ‚checks and balances’. Obama verpasste es vor 2010, eine analoge Mehrheit der Demokraten zu nutzen. Er hat damals die Verschuldungslimite nicht genügend und für längere Zeiträume angehoben und war dann für den Rest seiner Präsidentschaft der Obstruktionspolitik der Republikaner in der Finanzpolitik hilflos ausgeliefert. Auf das republikanische Establishment kann Trump sich längerfristig nicht verlassen. Bei vielen Themen, etwa in Bezug auf den Freihandel, wird er sich mit ihm anlegen müssen. Trump hat einen riesigen Überraschungs-Coup gelandet. Er muss die Aufbruch-Stimmung einerseits und die Schockstarre seiner innerparteilichen Kontrahenten andererseits jetzt nutzen – später wird vieles nicht mehr möglich sein. Im Kern seines Wirtschaftsprogrammes werden die Infrastruktur-Investitionen stehen. Straßen, Brücken, Bahnen, Schulen, Leitungen, Netzwerke – alles muss von Grund auf erneuert oder neu geschaffen werden, nachdem es seit den Zeiten von Ronald Reagan arg vernachlässigt worden ist. Trump ist ein Baulöwe und weiß besser als viele Ökonomen aus Erfahrung, was für massive makroökonomische Effekte die Bautätigkeit auslösen
kann. In der Fachsprache nennt man sie Koppelungseffekte. Es ist aber eine traditionelle Forderung der Obama-Administration, welche die Republikaner unter Boehner immer ausgehebelt haben. Nur jetzt, mit dem Momentum seiner Bewegung und auch mit Unterstützung der Demokraten in Senat und Repräsentantenhaus, kann er ein groß angelegtes und mehrjähriges Programm durchsetzen. Infrastruktur-Investitionen lösen Rückwärts- und Vorwärts-Koppelungseffekte (engl. ‚backward and forward linkages’) aus. Keine andere Branche beeinflusst so viele vor- und nachgelagerte Branchen über ein breites Spektrum hinweg wie die Bautätigkeit. Die Multiplikatoren sind vor allem für vorgelagerte Branchen enorm hoch. Die spezialisierte Bauzulieferindustrie (etwa Zement-, Stahl- oder Aluminiumindustrie) wie auch ein breites Spektrum anderer Industrien (Metall-, Maschinenbau, Holz-, Kunststoff- und chemische Industrie), aber auch viele Dienstleistungen wie Planungs- und Ingenieursbüros, Architektur, Groß- und Detailhandel, Finanzindustrie, andere Unternehmens-Dienstleistungen) werden davon profitieren. Dabei sind diese Koppelungseffekte auf die Binnenwirtschaft konzentriert, es fließt sehr wenig ins Ausland. Das unterscheidet die Bautätigkeit etwa von der verarbeitenden Industrie, die häufig viele Vorleistungen und Zwischenprodukt aus dem Ausland bezieht. Auch sind schnelle und massive Erfolge möglich, wenn zunächst auf Reparaturen und Renovationen bestehender Infrastrukturen gesetzt werden kann. Die Vorlaufphasen für Neubauprojekte sind hingegen komplett anders. Dort kann es sehr lange dauern, bis alle rechtlichen und planerischen Voraussetzungen überhaupt erfüllt werden können und die eigentliche Bautätigkeit einsetzen kann. Im Kern ist dieser Schwerpunkt auf ein groß angelegtes Infrastruktur-Programm ökonomisch komplett richtig. Und dafür wird Trump auch Mehrheiten erhalten. Auch die Demokraten werden dies unterstützen. Infrastruktur-Investitionen als Schlagwort tönen wohlklingend. Doch die Schwierigkeiten auf der Ebene der Umsetzung sind weitreichend. Viele In-
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frastrukturen sind nicht vom Bundesstaat, sondern von den Einzelstaaten und Städten oder Gemeinden bereitgestellt. Gerade im ‚Rust belt’ und anderen Krisenregionen ist es um deren Finanzkraft nicht zum Besten gestellt. Viele leiden unter schwachen Steuereinnahmen, haben unterfinanzierte Pensionskassen und sind gar nicht fähig, erhöhte Infrastruktur-Investitionen vorzunehmen. Eine Gesamtplanung und -finanzierung zu finden, dürfte angesichts regionaler Disparitäten und Interessenkonflikte gar nicht so einfach sein. Der Republikaner Boehner wollte nicht nur als Republikaner, sondern als Repräsentant einer wirtschaftsstarken Region nicht für andere bezahlen. Hier wird es viel politisches Fingerspitzengefühls und Durchsetzungsvermögens bedürfen. Ein zweiter Sektor betrifft die Energie. Trump wird, mindestens nach seinen Ankündigungen, manche Projekte der Obama-Administration umstülpen. Er wird die umstrittene Keystone-Pipeline und die Kohlekraftwerke wieder aus der Versenkung holen, das Fracking und die Exploration erleichtern, Umweltschutzvorschriften abschaffen und generell die Beschränkungen für den Energiesektor aufheben. Auch damit wird die traditionelle Industrie, und zwar die inländische Industrie, stimuliert – allerdings regional sehr unterschiedlich. Mit der Ausnahme der Appalachen, wo der Kohlebergbau konzentriert ist, sind dies die wachstumsstarken Regionen der letzten 15 Jahre, und nicht unbedingt der ‚Rust belt’. Eine energiepolitische Kehrtwende dürfte zwei globale Implikationen haben. Sie dürfte die Aussicht auf ein globales Überangebot im Erdöl- und Energiesektor verstärken, wenn in den USA und in Kanada statt weniger wieder mehr Erdöl und Kohle produziert wird. Die Entscheidungsfindung und Koordination in der OPEC und mit anderen großen Produzentenländern würde eine solche Energiepolitik nicht erleichtern. Zudem wäre eine derartige Kehrtwende mit einem sehr hohen langfristigen Preis verbunden: Im Wahlkampf hat Trump angekündigt, das Klimaschutzabkommen zu kippen. Politisch kann er dies locker mit den Republikanern durchsetzen. Die C02-Emissionen und die globale Klima4
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erwärmung werden langfristig im Land der größten Umweltverschmutzung wieder zusätzlich angeheizt – mit unabsehbaren Folgen. Andere werden sich nicht mehr bemüßigt fühlen, an ambitiösen Zielen festzuhalten, die globale Klimaerwärmung wird aus dem Ruder laufen, usw. Ein dritter Hebel, die Industrie zu stärken, betrifft die Steigerung der Verteidigungsausgaben. Auch dies ist in den USA eine primär inländische Industrie mit breitem Spektrum von Vorleistungen. Wenig von diesen Ausgaben wird ins Ausland abfließen. Es ist eine High Tech-Industrie, die im Kongress genügend Lobbyisten hat, in beiden Parteien. Nur repräsentiert dies die zweite große diskretionäre Ausgabenexpansion. Sie würde einen Sektor mästen, der ohnehin schon fett und übergewichtig ist und eigentlich dringend abgespeckt werden müsste. Politisch ist eine Ausgabenexpansion mit den Republikanern einfach zu bewerkstelligen. Am schwierigsten wird es fallen, die klassische für den privaten Sektor arbeitende verarbeitende Industrie in den USA wiederaufzubauen. Mit dem WTO-Beitritt im Jahr 2001 ist China sukzessive zur Werkbank der Welt geworden. Viele verarbeitende Industrien sind dort konzentriert und haben darüber hinaus gewaltige Überkapazitäten – auch und gerade in den High Tech-Bereichen. Zudem sind traditionelle Industrien nach Mexiko oder Kanada abgewandert – so vor allem die Autoindustrie. Typisch ist also eine Struktur, wo in den USA Forschung und Entwicklung, andere zentrale Funktionen wie Verwaltung, Finanzen, Marketing und anderes mehr konzentriert sind. Die eigentliche Produktion wurde aber weitgehend ausgelagert. Nicht nur die Arbeitskosten, sondern auch Umweltauflagen können so umgangen werden. Oberflächlich betrachtet erscheint eine Trendumkehr als einfach, wenn man etwa die Handelsbilanz der USA mit China betrachtet. Die Vereinigten Staaten exportieren sehr wenig nach China, sind aber sehr große Importeure und verzeichnen aufgrund der hohen Importe ein massives Defizit in der Handelsbilanz mit China. Das Defizit mit China macht den Großteil des amerika-
USA: Nominelle Handelsbilanz mit VR China.
nischen Handelsbilanz-Defizits aus. Hier protektionistisch zu werden, scheint verlockend. Nur: Die Importe aus China bestehen hauptsächlich aus Exporten von amerikanischen Firmen aus China. Diese amerikanischen Firmen wiederum produzieren in China auch und teilweise sogar primär für den chinesischen Markt. Sie sind somit auf den Goodwill der chinesischen Regierung angewiesen. Hier die Investitionen in Kapazitäten wieder nach Amerika umzulenken, wird sehr anspruchsvoll sein. Nicht nur werden amerikanische Unternehmen lobbyieren, dass nichts zu ihrem Nachteil geschieht. Die chinesische Regierung ihrerseits hat gewaltige Hebel in der Hand, um amerikanischem Druck zu begegnen. Angesichts eines riesigen Marktes von knapp 1.5 Milliarden Einwohnern dürften es amerikanische Produzenten nicht mit der chinesischen Regierung verderben wollen. Zudem kommt die Roboterisierung und Automatisierung der Industrie hinzu – Stichwort Industrie 4.0 etwa. Selbst wenn ein gewisses Maß an Produktion in der verarbeitenden Industrie zurückkehren sollte, so werden die Beschäftigungseffekte möglicherweise begrenzt sein und nicht wie in der Vergangenheit ausfallen. Es werden dann nicht arbeitsintensive Fabriken wieder angesiedelt, sondern möglicherweise hoch kapitalintensive Neubauten mit nur wenig Perso-
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Quelle: United States Census Bureau
nal. Bei Mexiko und Kanada sind die Verhältnisse noch etwas komplizierter. Mexiko und Kanada sind zwei der wichtigsten Exportmärkte der amerikanischen Industrie. Die Defizite in der Handelsbilanz sind viel weniger ausgeprägt als gegenüber China. Mit Kanada haben die USA eine praktisch ausgeglichene Handelsbilanz, mit Mexiko eine defizitäre. Die USA könnten sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie einfach die Importe einschränken wollen. Hier eine Lösung
Die Förderung neuer Klimaabkommen war nicht Teil von Trumps Wahlkampagne. Quelle: Thomas Max Müller/pixelio.de 5
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zu finden, ist anspruchsvoll und mag sehr zeitraubend ausfallen. Das wahrscheinliche Wirtschaftsprogramm von Donald Trump kann die Industrie ganz erheblich direkt und indirekt anheizen. Es gibt effektiv mächtige Hebel. Vor allem ein langfristig angelegtes Infrastruktur-Programm hat ganz massive Konjunktureffekte und könnte effektiv einen kumulativen Wachstumsschub auslösen, auch mit strukturell erhöhtem Produktivitätswachstum. Ein solches Programm richtig zu planen und
aufzugleisen, ist aber politisch sehr anspruchsvoll. Die Energiewende und Rüstungsausgaben – politisch viel einfacher durchzusetzen – sind dagegen höchst problematisch. Die nach China, Vietnam oder den Philippen sowie Mexiko oder Kanada abgewanderte verarbeitende Industrie zurückzuholen, könnte sich überdies als sehr schwierig oder sogar als Illusion erweisen. Das große Fragezeichen der beiden diskretionären Ausgabenprogramme betrifft die Finanzierung,
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und die Risiken und Nebenwirkungen der gesamten Politik. Es könnten makroökonomische Effekte anfallen, die mit dieser einfachen additiven Logik nicht zu fassen sind. Wird wirklich ausgabenseitig mit Infrastruktur- und Rüstungsprogrammen von großer Dimension zugelangt, wird es eine Zinswende geben. Diese könnte praktisch einen Ausbruch aus dem Abwärtstrend der Zinsen seit den frühen 1980er Jahren und eine weitere langfristige Festigung des Dollars mit sich bringen.
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Maschinenbau: Unternehmer fürchten nicht um US-Geschäft Der deutsche Maschinenbau erwartet nach der Wahl Donald Trumps keinen Einbruch beim Export in die USA in den USA tätig. „Das puffert das Problem ein bisschen ab.“ Es könne aber sein, „dass wir gezwungen werden, die Produktion in Amerika auszubauen“. Im vergangenen Jahr wurden aus Deutschland Maschinen und Anlagen im Wert von rund 17 Milliarden Euro in die USA geliefert, das waren 11 Prozent des Gesamtvolumens. Dieser Wert überstieg erstmals seit 2008 wieder das Exportvolumen nach China. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers erläuterte, gemessen an den Auslandsinvestitionen seien die USA der Hauptstützpunkt. Jeder vierte Euro, Die Maschinenbau-Branche blickt gelassen auf den Ausgang der US-Wahl.. Quelle: Flickr/Gage Skidmore/CC BY-SA 2.0 den der deutsche Maschinenbau im Ausland investiere, fließe in die Vereinigoch ist nicht klar, welche Wirt- nur mit Blick auf die USA Nationalis- ten Staaten. Für 2017 blieb Wiechers bei schaftspolitik der künftige US- mus und Protektionismus energisch be- seiner Prognose von real einem Prozent Präsident Donald Trump machen wird. kämpfen. Neue Zölle, für die sich Trump mehr Wachstum in der Branche. Der VDMA vertritt mehr als Der deutsche Maschinenbau macht sich in Wahlkampf ausgesprochen hatte, keine allzu großen Sorgen. Dafür gibt es würden die Exporteure aller Staaten 3100 Maschinen- und AnlagenbauGründe: „Ich bin sicher, dass wir in den gleichermaßen treffen, sagte Festge. er in Deutschland. Die Branche kam USA weiterhin gute Geschäfte machen Die deutsche Industrie habe aber im vergangenen Jahr auf 218 Milliwerden“, sagte der scheidende Verbands- schon heute eine starke Position in den arden Euro Umsatz. Sie beschäftigt USA. Mehr als 1000 Unternehmen des in Deutschland rund eine Million präsident Reinhold Festge in Berlin. Die Bundesregierung müsse nicht deutschen Maschinenbaus seien direkt Menschen.
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Finanzen
USA stehen vor einer Explosion der Staats-Schulden Unter Donald Trump wird sich die Staatsverschuldung massiv erhöhen. Der Grund sind die geplanten Steuersenkungen
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ie Steuerpläne von Donald Trump werden zu einer drastischen Erhöhung der Staats-Schulden führen. Bisher hatten die Republikaner Präsident Barack Obama immer daran gehindert, die Verschuldung anzuheben oder neue Steuern einzuführen.
ein Satz von 2,6 Prozent des Brutto-Sozialprodukts ergibt. Durch eine neuerliche Steuersenkung würde das Defizit wieder explodieren.
Republikaner hatten 2010 die Mehrheit im Kongress und 2014 die Mehrheit im Senat erobert
Die Einkommensteuer ist die bestimmende Ertragsquelle des Bundesstaats. Einige Staaten und Gemeinden kassieren eine ergänzende Einkommensteuer. Für Europäer klingen die Sätze wie aus einem Märchen. Die Sätze wirken zudem nicht in vollem Ausmaß, weil relativ großzügige Abschreibungs- und Absetzungsmöglichkeiten gegeben sind. Hier zwei Beispiele der Bundes-Sätze: »In Einkommenskategorien, die in Europa schon als hoch gelten und mit Steuern in der Größenordnung von 50 Prozent belegt sind, zahlt man in den USA 25 Prozent: Genau gilt dieser Satz für Einkommen zwischen 37.651 und 91.150 US-Dollar bei Einzelpersonen, zwischen 75.301 und 151.900 bei Verheirateten und zwischen 50.401 bis 130.150 bei einem Haushaltsvorstand. »Ab 415.050 Dollar beträgt die Einkommensteuer 39,6 Prozent, ein Satz der in Europa schon die Bezieher niedriger Löhne trifft. Bei Verheirateten beginnt dieser Höchstsatz ab 466.950 Dollar, bei Haushaltsvorständen ab 441.000 Dollar. Somit bewegt sich die durchschnittliche Belastung mit Einkommensteuer weit unter 30 Prozent. Der Bund rechnet momentan mit 2.200 Milliarden Dollar. Die Zuschläge der Staaten und der lokalen Behörden werden etwa 440 Milliarden bringen, sodass man im Schnitt – jeder Staat, jede Kommune agiert autonom – immer noch von weniger als 30 Prozent ausgehen kann. Aus Obamas Sicht, der mit Mühe 2013 den Satz der Spitzenverdiener von 35 auf 39,6 steigern konnte, wäre eine Anhebung der Einkommensteuer angesichts der besseren Konjunktur und der auf 4,99 Prozent gesunkenen Arbeitslosigkeit zu rechtfertigen: Eine Anhebung auf tatsächlich 30
Die Republikaner im Parlament haben in den vergangenen Jahren stets Einsparungen im Staatshaushalt eingefordert und den Demokraten im Weißen Haus unter Druck gesetzt. Zur Erinnerung: Der Demokrat Bill Clinton hat in seiner Amtszeit das Langzeitdefizit beseitigt. In den vier Jahren der zweiten Periode wies das Budget sogar deutliche Überschüsse auf. Unter dem Republikaner George W. Bush explodierten in den folgenden acht Jahren ab 2002 die Defizite. Eine der Ursachen waren Bushs umfangreiche Steuersenkungen. Als 2009 Barack Obama das Amt übernahm, befand sich die Welt in der Schreckstarre nach der im September 2008 ausgebrochenen Finanzkrise. In dieser Situation wollte Obama keine Steuererhöhungen vornehmen, um die Wirtschaft nicht zusätzlich zu bremsen. Als sich die Wogen geglättet hatten, war es zu spät: Im November 2010 verloren die Demokraten bei den sogenannten „Mid-term-elections“ die Mehrheit im Kongress an die Republikaner, die in der Folge jede Steuererhöhung verhinderten. Die Position der Republikaner wurde 2014 zusätzlich mit der Eroberung der Mehrheit im Senat gestärkt, sodass Obama in beiden Kammern des Parlaments von der Opposition gebremst wurde. Jetzt hat Trump angekündigt, er würde die Steuern nicht nur nicht erhöhen, sondern halbieren. Mit Mühe und mit enormen Einsparungen wurde das Defizit auf die erwähnten 503 Milliarden gedrückt, womit sich
Die Einkommensteuer in den USA wirkt für Europäer wie ein Traum
oder 31 Prozent würde mehr als 200 Milliarden bringen und das Defizit halbieren. Dies wurde durch die Republikaner verhindert und Trump spricht nun von einer spektakulären Senkung. Ein Trost für Europäer am Rande: Die Amerikaner jammern über die Steuerlast in den gleichen Tönen wie die Europäer. Ein Hinweis auf die aus europäischer Sicht geradezu paradiesischen Zustände bleibt ohne Wirkung. Die Besteuerung von Benzin und Diesel ist minimal. Jeder Versuch einer Anhebung wird heftig bekämpft. Die USA hätten zudem auch andere Steuerquellen, die nicht genutzt werden. Treibstoffe werden extrem niedrig besteuert. Der Bund hebt bei Benzin 18,4 Cent je Gallone ein, bei Diesel sind 24,4 Cent. Die Staaten kassieren im Schnitt weitere 24 Cent, wobei die Sätze stark variieren. Aus-
Noch-Präsident Barack Obama und sein gewählter Nachfolger Donald Trump. Quelle: Official White House Photo/Pete Souza
zugehen ist von etwa 42 Cent je Gallone, das sind rund 10 Cent je Liter. Im Vergleich zu europäischen Mineralölsteuern kann man von Bagatellsteuern reden. Auf Bundesebene fließen die 18,4 Cent in den Highway Trust Fund, der für den Bau und die Erhaltung der Autobahnen zuständig ist. Aufgrund der geringen Einnahmen leidet der Fonds ständig unter Geldnot und musste bereits mehrfach durch Zuwendungen aus dem Bundesbudget vor der Insolvenz bewahrt werden. Trump will nun, wie bereits Obama, die in den USA mangelhafte Infrastruktur ausbauen, wobei der Zustand des Straßen7
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netzes neben anderen ein zentrales Thema ist. Die hierfür notwendige Besteuerung der Treibstoffe wird aber vehement von der Bevölkerung abgelehnt. Daran haben auch der aktuell niedrige Ölpreis und die daraus resultierenden Erleichterungen für den Endkonsumenten nichts geändert. Obwohl ohne größere Nachteile für die Bevölkerung beträchtliche Einnahmen zu lukrieren wären, dürfte diese Steuerquelle nicht genutzt werden. Somit muss der angekündigte Ausbau der Infrastruktur das Defizit ebenfalls ansteigen lassen. Geradezu ein Treppenwitz der Geschichte: Bill Clinton hat als Gouverneur von Arkansas die Kraftfahrzeugsteuer angehoben, um den Straßenbau zu finanzieren und verlor in der Folge 1980 (!) die Wiederwahl. Die Möglichkeiten einer Besteuerung der Umsätze bleiben ungenutzt Die USA lassen nicht nur die Möglichkeiten der Mineralölbesteuerung ungenutzt. Auch die Umsatzsteuer ist eine kaum erschlossene Finanzierungsquelle.
Dieser Bereich liegt in der Kompetenz der Einzelstaaten, wobei viele gar keine Besteuerung der Waren- und Dienstleistungsumsätze vornehmen. Das gesamte Aufkommen an Umsatzsteuer aller Staaten ist für 2016/17 mit 460 Milliarden Dollar budgetiert. In Europa sind die Einnahmen aus der Umsatzsteuer meist mit den Einnahmen aus der Einkommensteuer vergleichbar. In den USA klafft zwischen der Einkommensteuer mit fast 2.650 Milliarden und den 460 Milliarden der Umsatzsteuer eine enorme Differenz. Der Bund, der keine Umsatzsteuer einhebt, könnte mit einem Aufkommen nur im Ausmaß der Erlöse der Staaten das Gesamtdefizit im Wesentlichen beseitigen. Niedrige Steuern lassen Schuldenstand auf über 23.300 Milliarden US-Dollar anwachsen Die USA werden im laufenden Budgetjahr auf Bundesebene einen Schuldenstand von mehr als 20.000 Dollar erreichen, berücksichtigt man auch die Schulden der Staaten und der lokalen
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Behörden so ergibt sich ein Betrag von 23.300 Milliarden Dollar. Das gesamte Bruttoinlandsprodukt dürfte knapp 19.303 Milliarden betragen, sodass die Schulden mehr als 100 Prozent einer Jahreswirtschaftsleistung entsprechen werden. Diese Daten sind in Relation zu den geschilderten, niedrigen Steuern zu sehen: Die USA leisten sich den Luxus einer Steuerquote von geschätzt etwa 33 Prozent des BIP gegenüber beinahe 50 Prozent in Europa. Mit einer nur leichten Anhebung der Steuern wäre das aktuelle Jahresdefizit von 500 Milliarden einfach zu beseitigen. In der Folge könnte mit dem Abbau der Schulden begonnen werden. Nun kündigt sich mit Trump eine Explosion des Defizits und der Schulden an. *** Ronald Barazon war viele Jahre Chefredakteur der Salzburger Nachrichten. Er ist einer der angesehensten Wirtschaftsjournalisten in Europa und heute Chefredakteur der Zeitschrift “Der Volkswirt“ sowie Moderator beim ORF.
Digitalisierung
Bundesregierung legt Fahrplan für Internet der Zukunft vor Für die Digitalisierung der Wirtschaft ist eine leistungsfähige und vor allem flexible Infrastruktur nötig
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ie Bundesregierung hat sich mit Vertretern der Wirtschaft beim Internetausbau auf einen Fahrplan in die sogenannte Gigabit-Gesellschaft verständigt. Eine „gigabitfähige konvergente Infrastruktur“ solle bis Ende 2025 stehen, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt nach einem Treffen der sogenannten Netzallianz in Berlin. Mit Gigabit-Gesellschaft ist eine nahtlos vernetzte Gesellschaft gemeint, die Daten in Echtzeit und mit hoher Bandbreite, über intelligente Netze, sicher und energieeffizient zur Verfügung hat. Die Infrastruktur solle dann flexibel, je nach den Bedürfnissen und Anwendungen der Nutzer zur Verfügung stehen, sagte
der CSU-Politiker. Die erste Phase des Netzausbaus läuft bis Ende 2018 und beinhaltet wie im Koalitionsvertrag von Union und SPD vorgesehen als Zwischenschritt eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit einem Internet mit einer Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde. „Wir sind hier auf einem exzellenten Weg“, sagte Dobrindt und verwies auf Investitionen der Netzbetreiber von je acht Milliarden Euro in den Jahren 2015 und 2016 sowie auf vier Milliarden Euro des Bundes. In Phase II gehe es darum, bis Ende 2019 Gewerbegebiete mit Hilfe eines
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Sonderförderprogramms Mittelstand mit höheren Bandbreiten auszustatten und so gerade kleine Firmen an ein schnelles Internet anzuschließen. In Phase III sollen bis Ende 2020 die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, um das geplante neue 5G-Mobilfunknetz umzusetzen. In Eckpunkten der Netzallianz sagt der Bund zu, „angesichts der Bedeutung der digitalen Infrastruktur für die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit Deutschlands“ seine Fördermittel „bedarfsgerecht“ weiter zu erhöhen. So müsse es in der vierten Phase „wirkungsvolle Förderkulissen“ geben, sagte Dobrindt.
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