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SWR Young CLASSIX – Familienkonzert Die furchtlosen Stadtmusikanten – Gemeinsam sind sie stark Eine musikalische Erzählung von Henrik Albrecht
SO 1. Mai 2016, 11 Uhr Liederhalle Stuttgart, Mozart-Saal
Malte Arkona, Erzähler SWR Vokalensemble Stuttgart Dirigent: Klaas Stok
Empfohlen ab Klasse 1
Erstellt von Joachim Westendorf
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Inhalt
1.
Einleitung ................................................................................................................................1
2.
Tier-Themen in der Instrumental- und Vokalmusik .................................................................2
3.
Das Lied der Bremer Stadtmusikanten .....................................................................................3
4.
Informationen zum Thema „Stimme“, „Gesang“ und „Chor“ ...................................................5
5.
4.1
Singstimme ......................................................................................................................5
4.2
Praktische Tipps zum Singen lernen .................................................................................8
4.3
Geschichte der Chormusik ............................................................................................. 11
Didaktische Anregungen........................................................................................................ 17 5.1
Die Vorbereitung ........................................................................................................... 17
5.2
Drei Geschichten zum Einsingen .................................................................................... 18
5.3
Mit der Klasse ins Konzert .............................................................................................. 21
5.4
Schülerarbeitsblatt ........................................................................................................ 23
Anhang ......................................................................................................................................... 24 Mitmachlied und Konzert-Flyer ................................................................................................. 24
1.
Einleitung
„Liebe Kinder, wenn ihr das Abenteuer anhört, das Prof. Aronnax und der Harpunier Ned Land mit Kapitän Nemo auf der Nautilus erleben, fällt Euch sicher auf, dass nicht nur ein Orchester die Musik spielt, sondern auch ein Chor singt.“
So begrüßt der Komponist HENRIK ALBRECHT die Zuhörer, die die Musikgeschichte „20000 Meilen unter dem Meer“ von der Musik-CD anhören wollen. Der SWR hat diese CD in der Reihe „SWR Young CLASSIX“ mit dem SWR-Vokalensemble und dem Radio-Sinfonieorchester des SWR im Jahr 2014 produziert (ISBN 978-3-94217539-5). Sie ist im Nachklang zum gleichnamigen Kinder- und Jugendkonzert von 2013 entstanden.
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Bei unserem neuen Konzert-Projekt „Die furchtlosen Stadtmusikanten – Gemeinsam sind sie stark“ hat auch wieder Henrik Albrecht die Musik komponiert. Die Geschichte hat die Kinderbuchautorin Susanne Oswald verfasst. Aber diesmal werden keine Instrumente dabei sein, sondern die ganze Geschichte wird von einem großen Chor vorgetragen werden. Ihr fragt, ob das geht? In jedem Film, in jedem Radioprogramm spielen doch meistens nur Instrumente in Bands, in Orchestern die Musik, manchmal mit einzelnen Sängern zusätzlich. Oder es sind nur einzelne Sänger, die schöne Lieder vortragen und von Instrumenten begleitet werden. Aber diesmal wird es anders sein. Diesmal wird die ganze Musik nur von Sängern und Sängerinnen in einem Chor gemacht. Es gibt dazu noch Sprecher, aber keine Instrumente werden mitwirken.
Henrik Albrecht schreibt weiter: „Ihr habt schon von Geburt an die Möglichkeit Musik zu machen. Mit einem Instrument, das jeder Mensch besitzt, nämlich eurer Stimme. Ihr könnt mit ihr sprechen, aber auch singen. In einem Chor singt man mit vielen Menschen zusammen. Wie für die Instrumente im Orchester gibt es auch für jede Stimme im Chor dazu Noten. Die Frauenstimmen heißen Sopran und Alt, die Männerstimmen Tenor und Bass. Wenn man in einem Chor mitsingen möchte, muss man ausprobieren, ob man eine hohe Stimme (Sopran oder Tenor) oder eine tiefe Stimme (Alt oder Bass) hat. In meiner Komposition hat der Chor viele verschiedene Aufgaben. (…) Ein Chor kann aber nicht nur singen. Er kann auch Geräusche machen oder flüstern. Das könnt ihr z.B. in der Tiefsee hören, kurz bevor die tiefsten Männerstimmen erklingen. Der ganze Chor lässt auch die Harpune von Ned Land durch die Luft sausen. Und bevor Ned Land das Ungeheuer trifft, könnt ihr im Chor hören, wie weit das Schiff noch vom Zusammenprall mit dem Monstrum entfernt ist. Vielleicht habt ihr Lust bekommen mit zu singen…“ Aus: CD-Booklet von „20000 Meilen unter dem Meer“, SWR2 – SWR Young CLASSIX
2.
Tier-Themen in der Instrumental- und Vokalmusik
Instrumentalmusik mit Tieren: Ja, das kennen wir recht gut. Denn was J. S. Bach mit Musik über Schafe, F. Schubert im Lied über die Forelle, N. Rimsky-Korsakow mit dem Hummelflug und C. Saint-Saëns mit dem Karneval der Tiere komponiert haben, das dürfte vielen Musikliebhabern klassischer Musik sofort einfallen. Hier eine kleine Zusammenstellung:
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Weitere Instrumentalmusik mit Tiermotiven: Tschaikowsky: Schwanensee op. 20 Debussy: Prélude à l’après-midi d’un faune; Poissons d'or Strawinsky: Chant du rossignol Prokofjew: Peter und der Wolf Haydn: Streichquartett "Die Lerche"; Auf starkem Fittiche schwinget sich der Adler stolz Mozart: Der Vogelfänger bin ich ja Schubert: Die Taubenpost; Klavierquintett D. 667 „Forellenquintett“; Die Krähe Mahler: Antonius von Paduas Fischpredigt Dvorak: Fliege, Vöglein aus „Mährische Duette" op. 32 Sibelius: Der Schwan von Tuonela Ravel: Histoires naturelles; Oiseaux tristes: très lent Schumann: Papillons (2 Versionen); Vogel als Prophet; Mussorgsky: Ballett der unausgeschlüpften Küken Wagner: Lohengrin
In der Musik mit der Stimme, mit Gesang, einstimmig oder mehrstimmig, gibt es ebenso Beispiele zu finden. In den Madrigalen „Mentre il cucolo“ von G. Caimo wird der Kuckuck besungen, im „Contrapunto bestiale alla mente“ von A. Banchieri werden verschiedenste Tierstimmen meisterlich imitiert. Das Katzenduett von G. Rossini ist genauso geläufig und bekannt wie Unterhaltungsmusik aus dem 20. Jhdt, „Ich wollt, ich wär ein Huhn…“ oder die vielen Kinderlieder wie die „Vogelhochzeit“, der „Kuckuck und der Esel“ und nahezu zahllose weitere Stücke aus älteren und neuesten Liederbüchern.
3.
Das Lied der Bremer Stadtmusikanten
Dass die Stadt Bremen hier nun eine besondere Rolle spielt, dafür ist das alte Märchen der Gebrüder Grimm verantwortlich, das sicher jeder von Euch gut kennt. Und passend zu unserem Anlass findet sich dieses Lied (Weise und Satz: Gerhard Fleischer, Winterthur):
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Die Bremer Stadtmusikanten 1.
Wir sind die wohlbekannten die Bremer Stadtmusikanten Die lustig musizieren und in die Stadt marschieren. Drum gehn wir in die Stadt hinein, da soll das Leben lustig sein I A, wau wau, I A, wau wau, miau, Kikriki.
2.
Wir sind die wohlbekannten die Bremer Stadtmusikanten
Esel: Ich muss mich täglich plagen und schwere Säcke tragen und darf ja niemals ruhig stehn drum will ich in die Stadt 'neingehn I A, wau wau, I A, wau wau, miau, Kikriki.
3.
Wir sind die wohlbekannten die Bremer Stadtmusikanten
Hund: Ich muss ja ständig bellen, und täglich Räuber stellen und darf auch niemals müde sein, drum will ich in die Stadt hinein I A, wau wau, I A, wau wau, miau, Kikriki.
4.
Wir sind die wohlbekannten die Bremer Stadtmusikanten
Katze: Ich muss mich täglich plagen und viele Mäuslein jagen das will ich nicht mehr, Nein, oh Nein, drum will ich in die Stadt hinein I A, wau wau, I A, wau wau, miau, Kikriki.
5.
Wir sind die wohlbekannten die Bremer Stadtmusikanten
Hahn: Ich muss mich täglich schinden und von dem Mist verkünden den ersten hellen Sonnenschein drum will ich in die Stadt hinein I A, wau wau, I A, wau waru, miau, Kikrikki.
Soweit das Lied zum alten Märchen.
Aber für die neue Geschichte, die im Konzert erzählt werden soll, brauchen wir ein anderes Lied, nämlich das Mitmachlied „Nur gemeinsam seid ihr stark“ von Henrik Albrecht. Es ist im Anhang zu finden.
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4.
Informationen zum Thema „Stimme“, „Gesang“ und „Chor“
4.1
Singstimme
„Die menschliche Stimme - wir benutzen sie ständig und ohne über sie nachzudenken: Sie ist einfach da. Schon mit dem ersten Schrei, wenn wir als Baby auf die Welt kommen, benutzen wir sie im Reflex. Später lernen wir mit der Stimme zu sprechen, Worte zu formulieren und uns mit ihr mitzuteilen. Die Stimme ist ein Instrument, dem unendlich viele Töne und Klänge entlockt werden können. Mit ihr können wir verführen oder abschrecken, schreien oder flüstern, jubeln oder weinen - und wir können mit ihr singen. Zugleich ist die Stimme Ausdruck und Spiegelbild unserer Seele. Wie die Stimme entsteht - der Stimmapparat Die Stimme ist kein Organ des Menschen, sie existiert eigentlich nicht. Erst wenn wir Töne erzeugen erklingt sie. Beim Erzeugen der Töne müssen verschiedene Muskeln und Körperteile des Menschen zusammenspielen. Das Atmen – genauer gesagt das Ausatmen – ist der Ursprung eines jeden Tons.
Das Ausatmen ist der Ursprung jedes Tons Soll ein Ton entstehen, muss zunächst Luft eingeatmet und dann wieder über den Kehlkopf hinausgepresst werden. Am Kehlkopf sitzen die Stimmlippen. Wenn nun die eingeatmete Luft wieder aus den Lungen gepresst wird, stößt sie auf einen Widerstand - auf die Stimmlippen. Die Luft drückt nun die elastischen Stimmlippen auseinander. Durch die Geschwindigkeit mit der der Luftstrom durch die enge Luftröhre strömt, entsteht nun an den geöffneten Stimmlippen ein Unterdruck, der dafür sorgt, dass diese durch den Sog wieder zusammengepresst werden. Dieses Wechselspiel von Öffnen und Schließen der Stimmlippen erzeugt den (Primär-)Ton oder auch Kehlkopfklang genannt.
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Die Resonanzräume - Lautsprecher der Stimme Der Ton an den Stimmlippen gleicht eher einem Geräusch. Damit er nun für das menschliche Ohr hörbar wird, also Volumen bekommt, muss er in unserem Körper verstärkt werden. Diese Funktion erfüllen zunächst die Resonanzräume unseres Kopfes. Resonanzräume sind Mund- und Nasenhöhlen und der Rachenraum. Sie übernehmen die Aufgabe von Lautsprechern. Sprechen oder singen wir sehr laut oder schreien wir womöglich, kommt unser ganzer Körper als Resonanzraum zum Einsatz. Aber die Resonanzräume verstärken nicht nur die Töne, sie geben ihnen auch ihren individuellen Klang. Vom Klang der Stimme Die Klangfarbe – also das unverwechselbare Timbre – einer menschlichen Stimme bildet sich auch durch die Anatomie der Resonanzräume, unter anderem der Beschaffenheit des Rachenraums, der Mund- und Nasenhöhle. Auch die Zahnstellung, Zungengröße und Lippenform spielen bei der Klangfarbe eine Rolle. Darstellen lässt sich die individuelle Klangfarbe zum Beispiel an einem Musikstück, das zwei unterschiedliche Sänger vortragen. Auch wenn es die gleichen Töne sind, die beide singen, der Klang ist individuell. Hohe Stimmen, tiefe Stimmen Stimmen haben aber nicht nur einen individuellen Klang. Sie sind zunächst einmal unterschiedlich hoch oder tief. Darüber entscheidet die Anatomie des Kehlkopfes und der Stimmlippen. Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Stimmlippen und je schmaler, desto höher die Stimme und umgekehrt. So sind zum Beispiel die Stimmlippen eines Neugeborenen nur etwa sechs Millimeter lang. Bei einer ausgewachsenen Frau mit einer Sopranstimme haben die Stimmlippen eine Länge von circa 15 Millimeter. Bei einem ausgewachsenen Mann, der eine sehr tiefe – eine Bassstimme – hat, kann man rund 25 Millimeter messen. Die Seele in der Stimme Auch wenn jeder Mensch ein unverwechselbares Timbre hat, ist seine Stimme nicht jeden Tag gleich. An ihr erkennen wir, ob Menschen traurig, depressiv, wütend, beleidigt oder euphorisch sind. Je nach Gemütszustand benutzen wir Funktionen unseres Stimmapparats ganz unterschiedlich. Sind wir depressiv, ist unsere Stimme langsam, schwach – ohne großen
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Elan. Unserem Körper fehlt Spannung – auch den Stimmlippen. Die Stimmlippen schließen sich langsamer und mit wenig Spannkraft, so dass unsere Stimme tiefer und gehaucht und dadurch undeutlicher und wenig präsent klingt. Ganz anders, wenn wir guter Laune und voller Tatendrang sind. Der Körper ist angespannt, wir atmen tief ein und aus, so dass viel Druck auf den sich verkürzenden Stimmlippen ist: Die Stimme klingt höher, die Töne sind deutlich, klar und lauter. Wenn die Stimmlippen also heftig schwingen, dann erzeugen sie einen hohen Ton. Schwingen sie eher langsamer, dann ist der Ton tiefer. Die Stimme - das erste Musikinstrument des Menschen
Die richtige Atemtechnik ist wichtig Was für das Sprechen gilt, gilt auch für das Singen. Wer singt braucht dazu auch Lunge, Kehlkopf, Stimmlippen und Resonanzräume. Beim Singen werden einzig die Töne länger gehalten und die Vokale mehr gedehnt. Eine besondere Bedeutung nimmt hierbei das Atmen und die Atemtechnik ein. Nur die richtige Atemtechnik erlaubt die Steuerung des Atemdrucks und schafft den Raum im Körper, in dem die Stimme Volumen und Klang entfalten kann. Atmet man in den Brustkorb ein, füllt sich nur der obere Bereich der Lungenflügel und bläht den Brustkorb damit auf. Der untere Teil der Lunge ist wie abgeschnürt und bleibt ungenutzt. Versucht man so einen Ton hervorzubringen, klingt dieser verspannt und gepresst. Das Geheimnis der richtigen Atemtechnik eines Sängers liegt im Bauch – um genau zu sein beim Zwerchfell. Atmet man in den Bauch, zieht die Bauchmuskulatur das Zwerchfell nach unten. Das Zwerchfell – als Bindeglied zwischen Lunge und Bauchraum – zieht wiederum die Lungenflügel nach unten. So kann sich die einströmende Luft gleichmäßig in den Lungen verteilen, der Brustkorb bleibt entspannt. Diese Atemtechnik ist der erste Schritt zum richtigen Stützen der Stimme. Beim trainierten Sänger führt das Atmen in den Bauch zu einer Stärkung der Rückenmuskulatur bis hinauf in
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die Schultern und bis in den Nacken. Diese Körperhaltung wirkt auch auf den Kehlkopf und damit auf die Stimmlippen. So wird die Stimme kontrollierbar. Beherrscht der Sänger diese Atemtechnik wird sein Körper zu einem großen Klangraum, wie der Körper eines Instruments. Es kommt zu einer vollständigen Umwandlung der Stimmenergie des Atems in Klangenergie. Dieser Ausgleich zwischen Atemdruck und Stimmlippenspannung führt zum gestützten Ton. Dieses Phänomen kann man sehr schön an einem Experiment demonstrieren: Hält man sich beim Singen eine Kerze vor den Mund, darf diese nicht flackern. Bei einer optimalen Tonproduktion wird also die gesamte Strömungsenergie des Atems in Klang verwandelt.“ Autorin: Cordula Weinzierl, aus: ARD, www.planet-wissen.de 4.2
Praktische Tipps zum Singen lernen
Hier einige Tipps zum Singen lernen: - Entwickle ein Körpergefühl beim Hören. Versuche beim Hören von Stücken die du lernen willst nicht bloß auf deine Ohren zu achten, sondern die Töne im Körper zu fühlen. Ähnlich wie man Rhythmen beim Tanzen körperlich wahrnimmt, kann man auch Tonhöhen und Klangfarben von Stimmen oder Instrumenten im Körper fühlen. Es erfordert etwas Übung lohnt sich aber, da man wesentlich schneller lernt und sich einfühlen kann. - Erst runter kommen, dann singen. Für Anfänger und Hobbysänger mit sehr stressigen Jobs lohnt es sich direkt vor dem Gesangsunterricht oder dem Üben eine kleine (20 min) Entspannungspause einzulegen um zur Ruhe zu kommen. Dein Körper ist dein Instrument und er braucht einen kleinen Moment um von Arbeit auf Singen umzuschalten. Eine Gitarre wird vor dem Spielen auch erst einmal aus dem Koffer geholt und gestimmt. Nach einem kleinen Moment Ruhe ist die körperliche Wahrnehmung ganz anders und das Lernen geht viel schneller. - Bewusst einatmen. Es ist am Anfang sehr wichtig die Atmung beim Singen als einen bewussten Prozess wahrzunehmen. Besonders Anfänger sollten sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wann sie (in der Musik) einatmen und sich Zeit dafür nehmen. Es gibt ca. 1000 verschiedene pädagogische Ansätze und Techniken für die richtige Atmung im Gesang. Dabei ist atmen eigentlich eine einfache Angelegenheit, die jeder Mensch beherrscht.
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Wichtig ist, dass man von Anfang an lernt sie wahrzunehmen, um sie steuern, und bewusst für schöne Töne einsetzen zu können. - Achte auf deine Sprache. Wer seine Stimme ausbilden möchte sollte auch im Alltag auf seine Sprechstimme achten und an ihr arbeiten. Wie sprichst du? Sehr laut? sehr leise? Sehr hoch? Sehr tief? Ausgeglichen? Wie verändert sich deine Stimme, wenn du emotional wirst? Wird sie, wenn du lauter sprichst, höher oder tiefer? Schon durch Erkennen und Bewusstwerden persönlicher Angewohnheiten können sich Blockaden lösen und sich positiv auf die Singstimme auswirken. - Räuspern abgewöhnen! Räuspern ist nicht gut. Es entsteht durch ein trockenes Gefühl auf den Stimmbändern und führt zu – einem noch trockeneren Gefühl auf den Stimmbändern und man räuspert sich immer mehr, da die Schleimhäute durch stoßweise Luft trocken gepustet werden. Es hilft hingegen: Schlucken, viel trinken (!), leises Summen in Kopfstimme. - Ein entspannter Kiefer… verändert jede Stimme zum Positiven. Leider ist das leichter gesagt als getan, denn durch das viele Sitzen am Schreibtisch, Stress, nächtliches Zähneknirschen usw. haben einige Menschen Verspannungen, die sich nicht einfach spontan lösen, bloß weil man gerne singen möchte. Daher ist es zu empfehlen sich auch im Alltag ein wenig um seinen Kiefer zu kümmern: Man kann das Kiefergelenk und den Muskel unter den Ohren massieren und bei der Arbeit darauf achten, dass man nicht über längere Zeit die Zähne zusammen beißt. Direkt vor dem Gesangsunterricht bietet es sich an besonders auf die Kieferpartie zu achten, sich bewusst zu machen, wie weit man den Mund öffnen kann und den
Unterkiefer
ein
wenig
nach
links
und
rechts
zu
bewegen.
Übrigens kann die Entspannung des Kiefers auch langfristig auf den ganzen Körper wirken. Kopfschmerzen und Schulterverspannungen kommen oft vom Zähne-Zusammenbeißen bei Stress und eine Lockerung des Kiefers hilft dagegen – und beim Singen! - Körpertraining mit Schwerpunkt auf Atmung und Entspannung. Zu empfehlen: Kundalini Yoga, Tai Chi, Chi Gong, Tanz - Hören, hören, hören! Wer singen will muss hören viel Musik hören. Wenn man ein Lied oder eine Arie einstudieren möchte hilft es sehr, sich viele verschiedene Versionen von unterschiedlichen Sängern anzuhören. Es gibt Gesangspädagogen, die behaupten, zu viel Hören der zu studierenden Musik fördere die Imitation anderer Sänger. Aber etwas anderes ist
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Gesangsunterricht auch nicht: Man übt Technik, man hört den Lehrer, man macht nach, man lernt, man wird besser. That’s it! Selbstverständlich sollte man nicht anstreben ein Stück komplett wie ein anderer Sänger zu interpretieren. Aber das Hören unterschiedlicher Aufnahmen führt dazu, dass die Musik verinnerlicht wird, sich tief im Unterbewusstsein eingräbt und zu mehr Sicherheit in der Gesangstunde führt. Menschen die viel Musik hören lernen schneller. - Den Text sprechen Eine gute Übung für zu Hause ist es die Texte der zu lernenden Stücke laut zu sprechen. Erstens lernt man sie dabei früher oder später auswendig. Und der Kiefer lockert sich in Verbindung mit dem später zu singenden Text. Aus: www.aygenart.net „Investiere jeden Tag 5-15 Minuten ins Üben, und Deine Stimme wird sich innerhalb von 2 Wochen verändern. Die Frage nach dem Talent Menschen möchten normalerweise wissen, ob es sich lohnt, in etwas zu investieren, bevor sie es tun. So kommen manche mit der Frage, bevor sie überhaupt jemals eine Stunde Gesangsunterricht hatten oder auch nur in einem Chor gesungen haben:
Habe ich Talent zum Singen?
KANN ich singen?
Das fragen schon Eltern, indem sie nach der ersten Instrumentalstunde den Lehrer fragen:
Hat mein Kind Talent?
Wird mein Geld nicht verschwendet, sondern gut im Kind angelegt?
Natürlich gibt es Menschen, die durch vieles Singen und Musizieren von Haus aus Melodien leichter nachsingen können, eine schöne Stimmfarbe besitzen und sich rhythmisch bewegen können. Diese Talente können den Prozess des Singenlernens beschleunigen, aber dennoch ist wie auch bei jedem anderen Instrument Übung und Ausdauer gefragt. Dies kann je nach Musikstil mehr direkt auf der Bühne durchs Ausprobieren oder mehr im Überaum passieren, mit anderen Musikern zusammen oder gemeinsam mit einer LehrerIn.
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Und doch ist das Singen noch etwas anderes. Denn dadurch, dass der eigene Körper das Instrument ist und du dies auch nicht verändern kann, so einzigartig es auch ist, muss jeder Sänger sich in seinem Körper wohlfühlen und sein gegebenes Instrument bis zu einem gewissen Grade akzeptieren. Denn nur so kann die Voraussetzung gegeben werden, dass du dich emotional öffnen und durch eine technisch versierte Stimme deine eigene Persönlichkeit in der Geschichte eines Songs zeigen kannst. 3 Tipps um den Singe-Lern-Prozess heute zu starten
Habe Spaß beim und am Singen. Egal, wo du im Singenlernprozess stehst, genieße die
Musik, die du alleine oder mit anderen machst. Gerade wenn viel an der Technik, im Ausdruck und daran gearbeitet wird, kann leicht die Selbstkritik überhand nehmen und der Spaß minimiert werden. (Selbst)Auferlegter Druck ist jedoch das kontraproduktivste für eine freie Stimme.
Such Dir einen Chor, A cappella Gruppe, Band, etc.. Singen macht (auch beim Singen
üben) viel mehr Spaß, wenn man dies gemeinsam mit anderen macht anstatt nur alleine im Kämmerchen zu üben. Trau dich andere anzusprechen, ob sie mit dir Musik machen möchten.
Regelmäßig und stetig üben. Wenn du Übungen für den Aufbau deiner Stimme machst,
dann übe diese regelmäßig und konsequent, und zwar so lange, bis sie keine Herausforderungen
mehr
darstellen.
Dann
gehst
du
zu
den
nächsten.
Lieber weniger Übungen benutzen, dabei die Prozesse in deinem Körper wahrnehmen (auch mit Hilfe eines Spiegels), dir selber zuhören oder dich aufnehmen, Verspannungen erkennen und deine Stimme durch viel Trinken, genügend Schlaf, wenig Schreien und kein Rauchen gut behandeln. Kann jeder singen lernen? Ja, bis zu einem gewissen Grade schon. So wie ich bis zu einem gewissen Grade wohl noch Tanzen lernen werde… Doch Tanzen wird durchs Ausprobieren gelernt, und mit dem Singen ist es genauso. Also, fange doch heute noch damit an!“ Aus: www.stagebound.de/kann-jeder-singen-lernen 4.3
Geschichte der Chormusik
„Chormusik ist Vokalmusik, die von einem Chor gesungen wird. Chormusik kann einstimmig oder mehrstimmig sein, entweder mit instrumentaler Begleitung oder a cappella (ohne
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eigenständige Begleitung). Chöre im heutigen Sinne, also große, oft mit Laien besetzte Gesangsgruppen, gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Die meiste vor dem Spätbarock entstandene Vokalmusik ist heutigen musikwissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge solistisch aufgeführt worden, gilt heute aber durch die spätere Aufführungstradition oft als „Chormusik“. Die Stimmaufteilung war damals noch eine völlig andere als heute. Hauptstimme war der Tenor, dem als Gegenstimme ein Contratenor gegenübergestellt wurde. Dazu kam meist eine tiefere Bassstimme. Höhere Stimmen wurden als Cantus oder Diskant(us) bezeichnet, auch die Stimmbezeichnung Alt(us) bedeutete, abgeleitet von lat. altus „hoch“, ursprünglich eine hohe Männerstimme. Der A-cappella-Stil der Renaissance Guillaume Du Fay, in der frühen Epoche der franko-flämischen Musik, schrieb bereits komplett textierte dreistimmige Sätze. In der Sammlung Frische teutsche Liedlein (15391556), die beispielsweise das Lied Innsbruck, ich muss dich lassen von Heinrich Isaac enthält, finden sich erstmals mehrstimmige A-cappella-Sätze. In der Renaissancemusik bedeutete a cappella keineswegs, dass keine Instrumente verwendet werden durften. Gemeint war eher, dass alle Stimmen vollständig textiert waren, so dass keine Instrumente notwendig waren, um den Satz adäquat zu besetzen. Hauptvertreter dieser Musikform waren Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525–1594) und Orlando di Lasso (1534–1594). Die Musik diente hier vor allem als Mittel zur Textgestaltung. Im Laufe des 16. Jahrhunderts ermöglichte die Mehrchörigkeit neue klangliche Erfahrungen durch Gegenüberstellung mehrerer Chöre im Raum. Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Chor zunehmend funktional, vor allem in der Oper. Reformationszeit Etwas älter als der A-cappella-Satz ist das instrumentalbegleitete Tenorlied. Ein Meister dieser Form war Ludwig Senfl (1486–1543/44). Das Tenorlied bestand aus einer textierten Melodie, einem cantus firmus, zu dem als komplexer instrumentaler Kontrapunkt ein deutlich tiefer erklingender Bass sowie zwei Oberstimmen hinzutraten. Gelegentlich war es möglich, auch die Instrumentalstimmen zu textieren. Diese Form nutzten die Komponisten der Reformationszeit für ihre erbaulich-weltlichen Gesänge. Sie bestanden ebenfalls aus einem cantus firmus, zu dem weitere Stimmen traten, jetzt nicht mehr instrumentale,
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sondern vollkommen textierte. Hauptvertreter dieser Richtung war der Luther-Intimus Johann Walter (1496–1570). Barock Im Barock trafen mehrere musikalische Entwicklungen zusammen, die diese Zeit insgesamt zu einem Höhepunkt der Vokalmusik machten. Besonders die evangelische Kirchenmusik erlebte eine Blüte. Im Vordergrund des Früh- und Hochbarock stand die Weitergabe religiöser Inhalte sowie die Vereinigung verschiedener Nationalstile (Italien, Frankreich). Vertreter sind unter anderen Heinrich Schütz (Geistliche Chormusik), Michael Praetorius, Johann Hermann Schein und Claudio Monteverdi. Es erfolgte eine radikale Änderung der Tonsprache, verursacht durch einen veränderten Umgang mit dem Text: War dieser früher, wenn überhaupt, eher symbolisch ausgedeutet worden, verdeutlichte man nun seinen Affektgehalt mit den Wort-Ton-Figuren einer musikalischen Rhetorik. Die wichtigste Neuerung des Hochbarock war, dass dem Vokalchor nun erstmals ein selbstständig agierendes Orchester gegenübergestellt wurde. Es entstand die neue Form der Kantate (mit oft weitreichenden Sologesangs-Abschnitten), dagegen rückte die Motette in den Hintergrund. Zu den heute bekanntesten Vertretern dieser Zeit zählen Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel. Zudem war das Spätbarock gleichsam die „Wiege“ unseres heutigen Chorverständnisses. Während bei Praetorius Einzelstimmen je nach Bedarf, Geschmack und Möglichkeiten noch solistisch, chorisch oder instrumental besetzt werden konnten, rechnete man nun mit einem festen Chorensemble im heutigen Sinne, auch wenn diese in der Regel noch recht klein waren (überliefert sind etwa 12 Sänger bei Bach). Klassik In der Wiener Klassik hatte vor allem die weltliche Chormusik eine geringe Bedeutung, da im 18. Jahrhundert die Instrumentalmusik in den Blickpunkt rückte. Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe von Opern, in denen der Chor eine Rolle spielt. In der Kirchenmusik wurde allerdings weiterhin anspruchsvolle und umfangreiche Musik für Chor und Orchester geschrieben. Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven komponierten geistliche Werke wie Messen für den liturgischen Gebrauch.
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Romantik Die Chormusik der Romantik war durch die Gattungen Chorlied und Oratorium geprägt. Durch die stärker werdende weltliche Ausrichtung der Gesellschaft entstanden viele weltliche Chorlied-Kompositionen, zum Beispiel durch Felix Mendelssohn-Bartholdy, Carl Friedrich Zelter, Friedrich Silcher, Anton Bruckner und Johannes Brahms. Zum Teil orientierten sich diese Chorlieder in der Melodieführung am Volkslied, in dem die Romantiker Natürlichkeit und Reinheit sahen. Silcher komponierte seine Chorlieder als Volkslieder. Am Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einer massenhaften Gründung von Gesangvereinen. Durch die bürgerlichen Chorvereinigungen – ausgehend von der ersten bürgerlichen gemischten Chorvereinigung Sing-Akademie zu Berlin (gegr. 1791) –, Vorläufer der heutigen Philharmonischen Chöre, standen Chöre in einer Größenordnung zur Verfügung, die der Kombination mit den vergrößerten symphonischen Orchestern gewachsen waren. Dies nutzten Komponisten wie Giuseppe Verdi, Max Reger, Johannes Brahms, Anton Bruckner, Felix Draeseke und Richard Wagner. Die Normalgröße eines Chors stieg auf etwa 70 bis 120 Sänger an. Größere Besetzungen von 300 bis 500 Sängern, wie beispielsweise bei Gustav Mahler, Hector Berlioz, Mendelssohn oder Arnold Schönberg (Gurre-Lieder) sind zwar prominente Ausnahmen, waren allerdings auch nicht selten und daher für größere Aufführungen durchaus realistisch. Die Vergrößerung der Chöre hatte auch Auswirkungen auf die Satzstruktur: Die Polyphonie trat in den Hintergrund; ausschweifende Harmonik und extreme Dynamik waren vorrangig. Darüber hinaus gab es nun vermehrt Chorbesetzungen, in denen mehrere oder gar alle Stimmlagen doppelt vertreten waren. Ferner bildeten sich der Frauenchor und der Männerchor heraus. Im Bereich der geistlichen Musik setzte sich neben Kompositionen mit Orchester auch wieder die A-cappella-Kompositionsweise durch. Ausgehend von Louis Spohrs Messe op. 54 und seinen 3 Psalmen op. 85 über die A-cappella-Kompositionen Mendelssohn-Bartholdys spannt sich der Bogen über Bruckners (von Bläsern begleitete) eMoll-Messe, Brahms’ geistliche Motetten, das Ave Maria Verdis, Draesekes späte A-cappellaMessen bis hin zu den Motetten Regers, die bereits an der Schwelle zur Moderne stehen. Kennzeichnend für viele dieser Kompositionen ist ein Rückgriff auf barocke Formen. Den „Besetzungsrekord“ im A-cappella-Bereich dieser Epoche hält übrigens Mendelssohns Motette Hora est, in der jede Stimmlage vierfach vertreten ist.
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Im Bereich der Chormusik mit Orchester sind vor allem Mess- und Requiem-Kompositionen, aber auch in vermehrtem Maß Oratorien und konzertant aufführbare Werke zu verzeichnen. Während die Messkompositionen Schuberts und Carl Maria von Webers noch deutlich von der Klassik geprägt waren, waren für spätere Messkompositionen etwa von Anton Bruckner und Robert Schumann deutlich barocke Vorbilder mit prägend. Insgesamt gingen die Messkompositionen in der Romantik deutlich zurück, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Kompositionen technisch und bezüglich der Besetzungsstärke immer aufwändiger wurden, was ihre liturgische Verwendung erschwerte. Eine wichtige Rolle spielten Chöre auch in den oratorischen Werken der Romantik. Diese Werke kamen dem bürgerlichen Musikbetrieb entgegen. Sie waren konfessionell nicht gebunden und konzertant aufführbar. Bedeutende Werke sind Spohrs Oratorien Des Heilands letzte Stunden und Die letzten Dinge, Mendelssohns Oratorien Paulus und Elias, Carl Armand Mangolds Abraham (1860) und Albert Lortzings Die Himmelfahrt Jesu Christi. Auch Brahms’ Deutsches Requiem und Josef Rheinbergers Christoforus gehören dieser Kategorie an. Auch in den verschiedenen nationalen Schulen entstanden oratorische Werke mit Chor. Hier sind etwa John Stainers The Crucifixion, Hector Berlioz’ Te Deum (1848) und sein Requiem Grande messe des morts (1837), das den üblichen Rahmen liturgischer Feiern sprengt und daher auf eine oratorische Aufführung angewiesen ist, zu nennen. In diesem Zusammenhang wichtig sind auch Antonín Dvořáks Stabat Mater op. 58, sein Requiem op. 98 und seine Heilige Ludmilla op. 71. Auch Edward Elgars The Dream of Gerontius op. 38 ist noch dieser Kategorie zuzuordnen. Relativ selten blieb die Verwendung von Chören in Sinfonien. Trotz oder wegen Beethovens 9. Sinfonie op. 125 blieben Sinfonien mit Chören relativ selten. Franz Liszts Faust-Sinfonie in drei Charakterbildern für Chor und Orchester (1857) und seine Sinfonie zu Dantes Divina Commedia mit Frauenchor (Dante-Sinfonie, 1855–1856) blieben neben Felix Mendelssohn Bartholdys Lobgesang bis zu Gustav Mahlers Sinfonien die einzigen prominenten Beispiele (siehe auch Sinfoniekantate). Eine besondere Rolle spielte in der Chormusik der Romantik der Cäcilianismus. Er spiegelte das Bestreben im Bereich der katholischen Kirche wider, zu reineren und klareren Formen der geistlichen Musik zurückzufinden, die dem liturgischen Rahmen gemäßer waren als die oft als überladen und protestantisch empfundenen
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neobarocken Formen der Romantik. Dies sollte durch eine Rückwendung zu einem allerdings häufig falsch verstandenen Palestrinastil erreicht werden. Moderne Nach dem Ersten Weltkrieg verfolgte man zwei Wege, um sich bewusst – zeitgeschichtlich motiviert – von der Romantik abzugrenzen. Zum einen den Weg der musikalischen Avantgarde mit atonalen und zwölftonalen Kompositionsformen, die sich allerdings im Chorbereich nie richtig durchsetzen konnten. Dennoch wurden vereinzelte Chorwerke von hohem Rang zum Beispiel von Anton Webern, Arnold Schönberg, Ernst Krenek, Hanns Eisler und Luigi Dallapiccola geschaffen. Andere Komponisten orientierten sich eher an den Idealen des Barock und der Renaissance; diese Kompositionsrichtung, fälschlich Neobarock genannt, spielte vor allem in Deutschland und Österreich eine wichtige Rolle. In dieser ausgeprägten Art hat es sie in anderen Ländern nicht gegeben. Neben der Wiederentdeckung „alter Meister“ wie Heinrich Isaac, Orlando di Lasso, Leonhard Lechner, Giovanni Giacomo Gastoldi, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach kamen neue auf die Barockmusik und ihre Satztechnik Bezug nehmende Kompositionen von Künstlern wie Hugo Distler, Ernst Pepping, Paul Hindemith, Kurt Hessenberg, Johann Nepomuk David, Franz Tischhauser, Günter de Witt und Volker Gwinner dazu. Der Begriff Neobarock als Bezeichnung für diese Kompositionsrichtung ist allerdings im Grundsatz falsch: Fast alle Komponisten dieser Richtung, ganz besonders Hugo Distler, griffen im Gegensatz zu vielen Komponisten der Romantik nicht auf barocke Formen, sondern ganz bewusst auf ältere Formen, insbesondere solche der Renaissance zurück. Der Rückgriff auf alte Satztechniken ist dabei nicht das wichtigste stilbildende Moment dieser Komponisten, tatsächlich gehören viele Kompositionen einer gemäßigten musikalischen Moderne an. Der gleiche Rückgriff auf musikalische Traditionen fand gerade in der Chormusik auch bei anderen Komponisten statt. So verbanden etwa Igor Strawinsky in seiner Psalmensinfonie, Sergei Rachmaninow in der Liturgie des hl. Chrysostomus op. 31 und im Großen Abend- und Morgenlob op. 37, Carl Orff in den Carmina Burana, Leoš Janáček in der Glagolitischen Messe und Francis Poulenc und Maurice Duruflé in ihren Motetten bewusst Elemente ihrer jeweiligen Traditionen mit Mitteln der musikalischen Moderne.
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Populärmusik seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert Darüber hinaus ist eine deutliche Bewegung zur populären Musik und ihrer typischen Stilistik zu erkennen; es entwickeln sich neue Chorgattungen wie Gospelchor, Pop- oder Jazzchor. Noch nicht abschließend geklärt ist jedoch die Frage, wie man mit einer chorischen Laienbesetzung diese Stile überhaupt authentisch darstellen kann. Hierbei gibt es zwei Lösungsansätze: Entweder man benutzt ausgefeilte Arrangements (meist technisch sehr anspruchsvoll), oder man reduziert den Chor funktional auf Backgroundgesang bei gleichzeitiger Verwendung von Solisten und Band (Contemporary Black Gospel). Vokalimprovisation (z. B. Scat) ist im chorischen Bereich in Deutschland nur sehr selten anzutreffen. Im kirchenmusikalischen Bereich versuchen verschiedene Komponisten, populäre Stile (vor allem Swing und Jazz) mit „klassischen“ Elementen zu kombinieren. Die bekanntesten Vertreter dieser Richtung sind Ralf Grössler sowie Johannes Matthias Michel. Der Bereich der chorischen Popularmusik ist zu den solistisch besetzen Vokalensembles sehr schwierig abzugrenzen, die sich im Bereich Barbershop, Comedy, Folklore, Musiktheater und Varieté immer größerer Beliebtheit erfreuen. Im Ganzen ist sowohl bei Vokalensembles wie Chören eine Spezialisierung bei gleichzeitiger Kommerzialisierung erkennbar.“ Aus Wikipedia: Chormusik
5.
Didaktische Anregungen
5.1
Die Vorbereitung
Für dieses Konzert könnte das beispielsweise sein: 1.
Wählen Sie als Einstieg in den Unterricht ein instrumentales und ein gesangliches Musikstück zum Thema „Tiere“ aus
2.
Lesen Sie das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ mit Ihren Schülern.
3.
Üben Sie das Mitmachlied ein. Die Kinder sollten es auswendig können!
4.
Vermitteln Sie Basiswissen zu den Themen Singen und Chor.
5.
Spielen Sie Hörbeispiele der verschiedenen Frauen- und Männerstimmlagen vor (Sopran – Alt – Tenor – Bass).
6.
Lassen Sie das Schülerarbeitsblatt von den Schülern ausfüllen.
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7.
Lassen Sie sich und die Kinder von der neu erzählten Geschichte im Konzert überraschen!
8.
Wer mag: Die Hör-CD „20000 Meilen unter dem Meer“ (siehe Einleitung) vermittelt einen Eindruck vom Kompositionsstil Henrik Albrechts im Charakter von aktueller Filmmusik. Hier hört man ein Orchester, die Sprecher und auch den Chor. Zudem ist es gleichzeitig auch ein tolles Zuhörtraining für die dort erzählte Geschichte. Nehmen Sie sich dafür die nötigen 60 Minuten Zeit!
9. 5.2
Machen Sie eine Nachbesprechung zum Konzertbesuch! Drei Geschichten zum Einsingen
Aus dem Liederkalender vom Beethovenhaus Bonn 1. Spaziergang im Grünen Wir gehen spazieren und kommen an einem großen Baum vorbei, an dem noch ganz viele Kirschen hängen. Sie hängen ganz oben und wir müssen uns strecken um sie zu pflücken. (Kirschen pflücken) (mehrmaliges Strecken) (Kirschkern wegspucken) (mehrmals pflücken und wegspucken) Da hören wir von hinten eine laute Stimme rufen: „He!“ (mehrmals auf einem Ton rufen) Ach du Schreck, der Bauer hat uns gesehen. Schnell laufen wir weg. (auf der Stelle laufen) Wir müssen über einen kleinen Bach springen. (auf der Stelle springen) Dabei sind wir ein wenig schmutzig geworden. Wir klopfen uns den Schmutz ab. (Arme und Beine abklopfen)
19 Weil wir den Bauern immer noch hören, verstecken wir uns in einem alten Schloss. Da ist es überall sehr staubig. „Hatschiiiiii“ (niesen) (Stimme von oben nach unten fallen lassen) Wir blicken nach oben zur Decke und erschrecken uns sehr: „Huch“ (von oben nach unten) (oder erschrecktes Einatmen) Oben an der Decke hängen ganz viele Fledermäuse. Ganz leise gehen wir an ein Fenster. Wir hauchen an die Scheibe (hauchen) und machen ein kleines Loch frei. Draußen ist der Bauer nicht mehr zu sehen. Wir atmen erleichtert aus: Puuh, (ausatmen, über die Stirn wischen etc.) und gehen nach Hause. Nicole Schmidt 2. Frühlingsgezwitscher Eines Morgens wacht die kleine Meise auf: (gähnen, sich recken und strecken) Ein Sonnenstrahl hatte sie an der Schnabelspitze gekitzelt, sodass die kleine Meise niesen muss. (mehrfach: ha -- -- tschi) „Ich glaub’, der Frühling kommt. Mal sehn, ob meine Freunde auch schon wach sind”, sagt sich die kleine Meise und flattert zum Spatzenhäuschen. (Flugbewegung mit den Armen; ft-ft-ft-ft-ft-ft-ft...) Tock, tock, tock klopft sie an die Tür und ruft: „Spa-atz, Spa-atz, bist du auch wa-ach, wa-ach?“ Der fette Spatz gähnt:
20 oooaaahhh, und fragt müde: Waaaas? Da antwortet die Meise: „Komm’ raus, faule Socke, alle Vögel sind schon da. Wir wollen pfeifen: (mehrfach pfeifen) und zwitschern: (piep piep piep piep...) Kommst Du mit? Nenenenenenene (gleichzeitig den Kopf schütteln), sagt der Spatz, soooooo früüüüüh? Bei dir piept’s wohl, du hast ja ne Meise, ich bin noch sooo müde. (Schnarchgeräusch: rrrrrrrrr...ruhig einatmen, ffffff… wieder ausatmen) Ariane Pieper
3. Im Zoo Wir machen heute gemeinsam einen Ausflug in den Zoo! Die Attraktion ist dort das fröhliche Känguru, das durch das Gehege springt: boing- boing - boing (Glissandi aufwärts) Das Känguruh hat einen Baum mit leckeren Blättern gefunden und kaut sie: (rhythmisch) Da hört man auf einmal ein Quieken. Woher mag das kommen? Wahrscheinlich von den Affen gegenüber. Da gehen wir mal gucken. Ein paar Affen hängen an Lianen (Arme hoch) und schaukeln damit auf und ab: Hui – hui – hui (Glissando auf und ab, dabei Arme auf und ab) Auch die Affen haben zur Mittagszeit Hunger bekommen.
21 Von den Wärtern bekommen sie Obst und Nüsse. Sie knacken die Nüsse: Kkrrrkk – kkrrrkk - kkrrrkk (rhythmisch) Dann essen sie die Nüsse: hhaappp – hhaappp - hhaappp (rhythmisch) Insgesamt hört sich das dann so an: Kkrrrkk - hhaappp – hhaappp - hhaappp (4/4-Takt) Die Früchte finden die Affen aber auch sehr lecker. Sie riechen auch ganz fruchtig: (schnuppern) Von Weitem hört man plötzlich das Trompeten der Elefanten: Trröö öö – tröö öö – tröö öö (zwei verschiede „Ruf”- Töne) Wir sehen uns die Elefanten einmal an! Eine Elefantendame macht gerade mit ihren Kindern einen Spaziergang durchs Gehege. Sie stampft ganz gemächlich: Bum - bum (zwei benachbarte Töne) Die Elefantenkinder laufen neben ihr her. Sie sind noch nicht so schwer und ihr Laufen klingt heller: bumm – bumm, bumm - bumm. (zwei höhere Töne) Die Elefanten stehen unter einem Felsen, von dem die Wärter Früchte für sie herunter kullern lassen: Tupp tupp tupp tupp (Glissando abwärts) Jetzt machen fast alle Tiere eine Mittagspause. Sabine K. Schröde
5.3
Mit der Klasse ins Konzert
Sie interessieren sich nun für den Konzertbesuch mit der Schulklasse? Einige kleine Selbstverständlichkeiten erleichtern das Vorhaben für alle. Hier ein paar Tipps zur Vorbereitung, damit es für alle ein schönes Erlebnis werden kann. 1.
Mit einer (Grundschul-)Klasse ein Konzert besuchen zu wollen ist nur mit besonderem Engagement von Seiten der Lehrkraft möglich! Schön, dass Sie den Besuch durchführen.
2.
Sie haben die Eintrittskarten bestellt. Mit den Eltern haben Sie zuvor den Konzertbesuch verabredet.
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3.
Sie organisieren rechtzeitig die Anreise Ihrer Klasse.
4.
Sie haben zusätzliche erwachsene Helfer dabei, wenn Sie die Reise antreten. Ihre Klasse sollte von einer erwachsenen Person in die Liederhalle geführt werden, eine andere erwachsene Person sollte am Schluss der Gruppe laufen. Begleiten Sie die Schüler bei der Garderobenabgabe.
5.
Planen Sie Zeit für einen Toilettenbesuch vor Konzertbeginn ein und besprechen Sie mit den Kindern schon vorher, dass während des Konzerts kein weiterer Toilettenbesuch möglich ist.
6.
Üben Sie mit den Kindern angemessenes Verhalten im Konzerthaus ein, was Lautstärke, Bewegen, Gehen und Kommunikation betrifft. Handys sind auszuschalten.
7.
Besprechen Sie vor dem Konzertbesuch, wie der Konzertsaal aussieht und aus welchen Teilen er besteht (Bühne mit Sitzen im hinteren oberen Bereich, Eingänge für Musiker, Podium, Bestuhlung für das Publikum, Seitenbalkone, Emporen, Beleuchtungseinrichtungen, etc.).
8.
Weil Sie mit der Klasse im Voraus schon mehrmals längere Musikstücke im Klassenzimmer angehört haben, sind Ihre Schüler damit vertraut, längere Zeit zuhören und auch stillsitzen zu können. Das ermöglicht dann den Konzertgenuss viel leichter.
9.
Applaus gibt es meist erst ganz zum Schluss, wenn das gesamte Programm beendet ist. Dann aber kräftig!!!
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5.4
Schülerarbeitsblatt
Wir besuchen mit unserer Klasse bald am ___________ um ______ Uhr ein Chorkonzert. Es findet im M_____________________________ in der L________________________________ in S___________________________ statt und heißt
„Die furchtlosen Stadtmusikanten – Gemeinsam sind sie stark“ Es ist eine musikalische Erzählung von dem Komponisten Henrik Albrecht. Dabei singt der Chor „SWR Vokalensemble Stuttgart“, der Dirigent ist Klaas Stok und der Erzähler Malte Arkona. Der Komponist Henrik Albrecht schreibt dazu: „Ihr habt schon von Geburt an die Möglichkeit Musik zu machen. Mit einem Instrument, das jeder Mensch besitzt, nämlich eurer Stimme. Ihr könnt mit ihr sprechen aber auch singen. In einem Chor singt man mit vielen Menschen zusammen. Wie für die Instrumente im Orchester gibt es auch für jede Stimme im Chor dazu Noten. Die Frauenstimmen heißen _______________und ___________, die Männerstimmen ____________________________ und _____________. Wenn man in einem Chor mitsingen möchte, muss man ausprobieren, ob man eine hohe Stimme (Sopran oder Tenor) oder eine tiefe Stimme (Alt oder Bass) hat. In meiner Komposition hat der Chor viele verschiedene Aufgaben.“ Ein Chor kann aber nicht nur s______________. Er kann auch ____________________________. Er kann auch ____________________________. Er kann auch_____________________________. Das gemeinsame Singen in einem Chor oder in Chören macht vielen Menschen Freude, und das seit vielen hundert Jahren. Gerade bei uns in Deutschland ist das eine alte Tradition. Es gibt Chöre für ganz verschiedene Anlässe und Gruppen: Kinderchor, Schulchor, Knabenchor, Mädchenchor, Kirchenchor, Männerchor, Frauenchor, Konzertchor, Jazzchor, Opernchor. Am meisten sind gemischte Chöre für Frauen und Männer verbreitet. In den meisten Chören singen Laien und Musikfreunde. Chöre mit Berufssängern gibt es nur in Opernhäusern oder bei manchen Radiosendern, wie dem Südwest-Rundfunk (SWR).
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Anhang Mitmachlied und Konzert-Flyer
SWR Young CLASSIX – Familienkonzert So, 1. Mai 2016, 11 Uhr Stuttgart, Liederhalle, Mozart-Saal Die furchtlosen Stadtmusikanten – Gemeinsam sind sie stark Eine musikalische Erzählung von Henrik Albrecht SWR Vokalensemble Stuttgart Dirigent: Klaas Stok Erzähler: Malte Arkona
Alle Tickets
5€
inkl. VVS-Ticket
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SWR Young CLASSIX – Familienkonzert So, 1. Mai 2016, 11 Uhr Stuttgart, Liederhalle, Mozart-Saal Die furchtlosen Stadtmusikanten – Gemeinsam sind sie stark
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Die »Bremer Stadtmusikanten« sind aus dem Märchenbuch der Gebrüder Grimm gestiegen und kommen als »Furchtlose Stadtmusikanten – gemeinsam sind sie stark« in den Konzertsaal. Der Esel stolpert zwar ständig über seine X-Beine, lässt sich davon aber nicht unterkriegen. »Geh fort und such dein Glück«, hört er seine innere Stimme sagen. Das macht er auch und bleibt glücklicherweise nicht lange allein. Zu ihm gesellen sich ein stotternder Hund, eine Katze, die wegen ihres roten Fells ziemlich gehänselt wird, und zu guter Letzt ein hyperaktiver ADHS-Hahn. Gemeinsam sind die Vier stark und erleben in dieser neuen Geschichte spannende Abenteuer. Sie überlisten z. B. eine mächtige, fiese Hexe – mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Wie bei allen Märchen heißt es zum Schluss »… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.« Die Kinderbuchautorin Susanne Oswald hat sich das neue Märchen ausgedacht. In musikalische Bilder umgesetzt hat es der bekannte und mehrfach preisgekrönte Komponist Henrik Albrecht. Auf der Bühne stehen die Sängerinnen und Sänger des SWR Vokalensembles Stuttgart und erwecken die Tiere musikalisch zum Leben. Erzähler ist der bekannte Kikaund Tigerentenclub-Moderator Malte Arkona. Zusammen sind die Künstler genauso stark wie die Stadtmusikanten: 2015 erhielten Sie den Echo-Klassik-Preis für Kinder und den Leopold-Preis (Medienpreis des Verbandes deutscher Musikschulen) für die letzte SWR Young CLASSIX CD-Produktion »Des Kaisers Nachtigall«. Empfohlen für Kinder ab 5 Jahren und ihre Familien. Konzertdauer max. 60 Minuten. Ab Mitte März gibt es das Mitmachlied zum Anhören und Mitsingen und weitere Materialien zum Konzert auf swryoungclassix.de. Das Konzert wird auch als Video-Stream auf SWR.de/VE bereitgestellt.
Tickets: 07221 300200 · swr2kulturservice.de swryoungclassix.de · SWR.de/VE