Transcript
Für das Spiel auf der Konzertgitarre wird die klassische Spielhaltung eingenommen. Sie gewährt einen sicheren Halt, bietet völlige Freiheit beider Hände und ermöglicht dem Körper eine entspannte Haltung.
Die Gitarre hat vier Stützpunkte:
1. Brustbereich 2. rechter Ellenbogen (oberer Unterarm)
3. linker Oberschenkel 4. rechter Oberschenkel (Zargenaußenseite)
Setzen Sie sich auf den vorderen Bereich eines Stuhles ohne Armlehnen (um das Gitarrespielen nicht zu behindern) oder einen Hocker mit glatter Sitzfläche. Der linke Fuß wird auf eine Fußbank gestellt (wenn kein Kissen oder eine Gitarrenstütze verwendet wird), die sich vor der linken Seite des Stuhles befindet. Legen Sie die Gitarre mit ihrer Einbuchtung auf den linken Oberschenkel und richten die Höhe der Fußbank so ein, dass sich der Kopf des Instruments ungefähr in Augenhöhe befindet. Gegebenenfalls muss der Neigungswinkel der Gitarre etwas korrigiert werden. Das rechte Bein ist etwas seitwärts versetzt und stützt so die untere Kante. Der Fuß sollte mit der ganzen Fläche auf dem Boden sein. Der abgewinkelte rechte Unterarm wird in Ellenbogennähe auf die Kante Zarge/Decke gelegt. Dies verhindert das Wegrutschen des Instruments nach vorne. Die Gitarre wird so gehalten, dass sie nur im oberen Bereich die Brust berührt, da der Boden so freier schwingen kann. Die Schultern hängen gelöst herunter. 10
In dieser Stellung sollte das Instrument ohne Zutun der linken Hand seinen Halt haben. Achten Sie darauf, dass Sie völlig entspannt sitzen.
Die ersten Klänge auf der Gitarre Nehmen Sie die eben beschriebene Sitz- und Gitarrenhaltung ein, wobei die linke Hand beim Festhalten des Instruments helfen darf.
Übung 1 a) Streichen Sie mit dem Daumen der rechten Hand langsam am hinteren Bereich des Schalllochs über alle Saiten - von den tiefen Basssaiten bis zu den hohen Melodiesaiten. b) Führen Sie die Übung a) nun auch mit dem Zeigefinger aus.
Anschlagsbereiche der rechten Hand Um die Saiten der Gitarre zu spielen, gibt es verschiedene Anschlagsbereiche.
X Harter Klang
X
Normaler Klang
X
Wird die Hand nach rechts zum Steg hin verschoben, entsteht beim Spielen ein harter, spitzer metallischer Klang, da die Saiten dort straffer sind. Durch das Verschieben der Hand nach links in Richtung Griffbrett, wird der Klang voller und weicher, die Saiten sind dort weniger straff. Diese verschiedenen Klangfarben können später beim Spiel in ein Musik stück integriert werden.
Weicher Klang
Alle folgenden Übungen werden, wenn nicht anders angegeben, im normalen Anschlagsbereich am hinteren Rand des Schalllochs gespielt!
Übung 2 Streichen Sie mit Daumen und Zeigefinger, wie in Übung 1 beschrieben, über die verschiedenen Anschlagsbereiche und hören Sie auf den klanglichen Unterschied. 11
Die rechte Hand Der Fingersatz Die Saiten der Gitarre können mit dem Daumen als auch mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger nacheinander oder zusammen angeschlagen werden. Um anzugeben, mit welchem Finger angeschlagen werden soll, wird jedem ein kleingeschriebener Buchstabe, jeweils der erste der lateinischen oder spanischen Bezeichnung, zugeordnet.
p = Daumen
span.: pulgar lat.: pollex
i = Zeigefinger
span.: indice lat.: index
m = Mittelfinger
span.: medio lat.: medius
a = Ringfinger
span. anular lat.: anularius
(me = kleiner Finger
span.: menique oder e = extremo)
Der kleine Finger wird selten benutzt, außer beim Rasguado, einer spanischen Spielweise, die im Flamenco angewandt wird.
Die Grundhaltung Für die ersten Spielübungen hat sich die folgende Haltung der rechten Hand bewährt:
Daumen ist etwas vorgestreckt
Der Daumen wird zuerst auf die oberste Saite (E) aufgelegt. Zeige-, Mittel- und Ringfinger werden leicht mit ihren Kuppenspitzen auf die unterste Saite (e) aufgestützt. Die Finger sind ein wenig gekrümmt und liegen dicht beieinander. Der Daumen wird in Richtung Griffbrett etwas vorgestreckt. So bleibt die Bewegungsfreiheit der Finger auch erhalten, wenn Daumen und einer der anderen Finger gemeinsam auf benachbarten Saiten spielen müssen. Der in Richtung Griffbrett etwas vorgestreckte Daumen bildet mit dem Zeigefinger ein Kreuz, das ein Dreieck freigibt.*
Kreuz
* Zeichnung aus: Vladmir Bobr, Eine Gitarrenstunde mit Andrès Segovia
12
Dreieick
Der Daumenanschlag Der Daumenanschlag ist die einfachste Methode um die Saiten zum Klingen zu bringen. Er ist der kräftigste Finger und seine Bewegungen sind leicht zu kontrollieren und auszuführen. Es gibt zwei verschiedene Anschlagsarten:
Der nicht angelegte Anschlag (spanisch: Tirando) Der anschlagende Daumen wird über die benachbarte Saite hinweggeführt.
Der angelegte Anschlag (spanisch: Apoyando) Der anschlagende Daumen wird auf die benachbarte höher klingende Saite angelegt. Der Daumenanschlag wird meistens zum Spielen der Basssaiten benutzt. Er kann aber auch für die Melodiesaiten verwendet werden. Wir beschäftigen uns zuerst mit dem frei anschlagenden Daumen.
Frei anschlagender Daumen (Tirando) Nehmen Sie die Grundhaltungen für die rechte Hand ein.
Wurzelgelenk Wurzelgelenk
Der in Richtung Griffbrett vorgestreckte Daumen holt etwas aus und schlägt die sechste Saite in Richtung der nächsthöheren, parallel zur Resonanzdecke an, ohne die Nachbarsaite zu berühren. Sie darf nicht von der Decke weggezogen werden, da sie ansonsten auf das Griffbrett schlagen könnte. Die Saite wird mit dem linken Kuppenrand und dem Nagel gleichzeitig berührt. Der Daumen geht knapp über die Nachbarsaite hinweg und wird mit einer ellipsenförmigen Bewegung von rechts nach links wieder zur Ausgangsstellung zurückgeführt. Die Hauptanschlagbewegung erfolgt aus dem Wurzelgelenk. Das Endglied des Daumens ist kaum an der Bewegung beteiligt. Der Daumen befindet sich vor und während seines Anschlagens mit seiner Kuppe vor dem Zeigefinger.
Übung 3 Um ein Gefühl für die Saiten und deren Abstand zueinander zu bekommen, schlagen Sie von der sechsten (die am tiefsten klingende Saite) bis zur zweiten und wieder zurück zur sechsten Saite an. Erst jede Saite viermal, dann dreimal, zweimal und zum Schluss einmal.
13
Übung 4 Die folgenden Übungen dienen dazu, die Treffsicherheit beim Anschlag zu schulen. Damit Sie sich ganz darauf konzentrieren können, sind diese in einer Tabulaturschreibweise notiert. Die waagerechten Linien stellen die sechs Saiten der Gitarre dar: ist die höchste, die tiefste Saite. Diejenige die angeschlagen wird, ist mit einem p für Daumen versehen, während die Finger die auf der ersten Saite liegen, in Klammern gesetzt sind. Achten Sie darauf, dass die Anschlagbewegung eine durchgehende ist und der Daumen nicht auf der Saite zum liegen kommt, bevor diese angeschlagen wird. Die Übungen sollen mehrere Male hintereinander gespielt werden.
a)
(ima)
p
p
b
p
b) (ima) p p p p
c
c)
(ima) p
p
p
d) (ima) p p p p
e) (ima) p p p p p p
f) (ima) p p p p
g) (ima) p p p p
h) (ima) p p p p
i)
14
(ima) p p p
p