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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden
Nr.1| 2016
© Meinrad Schade / Fastenopfer
Die Kehrseite der (Gold-)Medaille
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INHALT
contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, Mission 21 und den OeME-Fachstellen Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember ISSN 1660-3788
Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail:
[email protected], Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9 ©Heks/Christian Bobst
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HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail:
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S4 – 9
Die moderne Welt verlangt nach Rohstoffen, ob aus Monokulturen für Zellstoff und Zuckerrohr oder dem Bergbau. Die Arbeit ist meist hart und gefährlich. Und oft eine Belastung für die Bevölkerung, berichten Frauen aus Burkina Faso von den Folgen des Goldabbaus. Darum muss die Wirtschaft alles unternehmen, um weltweit keine Menschenrechte zu verletzen. Gleiches gilt für die international anerkannten Umweltstandards. Das erfordert ein Engagement der Kirchen und der Gesellschaft, zeigen der Ethiker Florian Wettstein und der Theologe Otto Schäfer auf. Denn: Jeder Mensch ist ein Abbild Gottes. uw BROT FÜR ALLE
S10 – Ökumenische Kampagne 2016: Erhält die Schweiz die Goldmedaille der Konzernverantwortung?
S12 – «Freier Zugang zu Saatgut ist wichtig»: Gespräch mit Daniel Maingi, Leiter der Partnerorganisation in Kenia
S13 – Gemeinsam gegen Land Grabbing: Podium und Arbeitstreffen in Bern HEKS
S14 – Indonesien: Aus Trümmern entstand neue Hoffnung S16 – Menschen im Südsudan sichern dank Kanus und Netzen
Mission 21 – Evangelisches Missionswerk Basel Missionsstrasse 21, 4009 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail:
[email protected], Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch Redaktion Dorothee Adrian (da) Mission 21 Heinz Bichsel (hb), OeME Olivier Schmid (os), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail:
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ihre Ernährung
S17 – Warme Kleider und Hilfspakete für Flüchtlinge in Serbien MISSION 21
S18 – Älter werden hier und andernorts – neue Kurse bei Mission 21 S19 – Opfer von häuslicher Gewalt in Indonesien unterstützen S20 – Kurzeinsätze für junge Erwachsene in Hongkong HINWEISE UND MEDIENTIPPS
S22 – Nachrichten S23 – Bücher- und Filmtipps
Titelbild: Jugendliche, manchmal sogar Kinder, schürfen in Burkina Faso auf eigene Faust oder in kleinen Teams nach Gold. Doch die Arbeit der Kleinschürfer ohne genügend Ausrüstung und wenig gesicherten Schächten ist gefährlich. Rückseite: Princess Angel Moristo und ihre Familie in Tacloban, Provinz Leyte, Philippinen, überlebten einen Taifun. Jetzt hilft sie kräftig mit, den ersten Schutz zu zimmern.
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EDITORIAL
Verantwortung heisst Umsicht und Sorgfalt Bernard DuPasquier, Geschäftsleiter Brot für alle
der (Gold-)medaille berichten Frauen aus Burkina Faso. Ethiker Florian Wettstein verdeutlicht den politischen Auftrag, der hinter dem Engagement steckt. Theologisch ruft uns das Motto kurz vor dem Reformationsjubiläum auch die von Calvin formulierte «Berufung» des Menschen in Erinnerung. Sie meint seine Verpflichtung, der Gesellschaft zu dienen. © Brot für alle
Dazu gehört der sorgfältige Umgang mit der Schöpfung, der Lebensgrundlage für heutige wie künftige Generationen. Bedient sich der Mensch an diesem Schatz, ohne Grenzen zu beachten, führt das zur Zerstörung des ursprünglichen Gleichgewichtes. Die Ökumenische Kampagne 2016 steht unter dem Motto «Verantwortung tragen – Gerechtigkeit stär-
Wir werden eingeladen, unsere Beziehung zur Welt
ken». Es geht um Firmen, die global wirtschaften
anzupassen. Es gilt unser Verlangen gegenüber den
und einkaufen. Die Kampagne fordert, dass ihre
Schätzen zu mässigen: Die Natur bietet diese gross-
Führungskräfte das Prinzip der Sorgfalt anwenden:
zügig der gesamten Menschheit an, aber sie sind
So vermeiden sie, dass Arbeitskräfte ausgebeu-
endlich. Der Mensch wurde mit Freiheit versehen –
tet werden und die Rohstoffgewinnung den Boden
doch er muss von ihr mit Verantwortung Gebrauch
verseucht. Aber auch wir als Konsumentinnen und
machen.
Konsumenten tragen Verantwortung. Im Dossier zeigt Otto Schäfer in fünf Thesen, weshalb die Kirche und damit die reformierten Werke sich für diese Verantwortung einsetzen. Von der Kehrseite
Die Leiterin und die Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und Mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.
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POLITIK
«Kirche kann und soll sich für eine humane Wirtschaft einsetzen» Urs Walter
Zu oft fehlt es in der Wirtschaft an Verantwortung, um Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden. Für St. Galler Wirtschaftsethiker Florian Wettstein könnte die Kirche wertvolle Inputs für ein humanes und erfolgreiches Wirtschaften geben. Kirche und Wirtschaft ist immer wieder ein Spannungsfeld. Warum?
© zvg
Das Spannungsfeld ist ein grundsätzliches: so steht für die Kirche die Liebe für den Nächsten im Vordergrund, während in der Wirtschaft vor allem die Liebe für sich selbst als oberstes Gebot gepredigt wird. Man hängt auch heute noch gerne dem Mythos an, dass man im Markt rein egoistisch handeln kann, ja so handeln sollte, damit dieser effizient und angeblich zum Vorteil aller funktionieren Florian Wettstein ist Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen. kann. Moral hat in einem so Seine Forschung fokussiert auf die Schnittverstandenen Marktzusamstelle zwischen Wirtschaftsethik und menhang keinen Platz. DesMenschenrechte. Wettstein ist Stiftungsrat halb neigen viele dazu, die von Brot für alle. Wirtschaft ausserhalb des Kompetenzbereichs der Kirche zu sehen – fälschlicherweise, wohlgemerkt: gerade weil wir es mit einem Mythos zu tun haben, könnte die Kirche wertvolle Inputs für ein humanes und erfolgreiches Wirtschaften geben. Schlagzeilen zu Menschenrechtsverletzungen durch Schweizer Konzerne betreffen wiederkehrend die Rohstoffbranche. Ist diese besonders «schlimm»? Die Schweiz hat eine sehr hohe Dichte an internationalen Unternehmen – und auch an Nichtregierungsorganisationen,
die auf Probleme aufmerksam machen. Deshalb erstaunen die Schlagzeilen nicht. Gerade der Schweizer Rohstoffsektor hat auch wenig Erfahrung im Umgang mit öffentlicher Kritik – bis vor kurzem operierten die hiesigen Rohstoffunternehmen praktisch ohne öffentliche Wahrnehmung. Das hat auch damit zu tun, dass sich Kritik bisher vor allem an Förderunternehmen richtete und nicht an die Rohstoffhändler, wie wir sie mehrheitlich in der Schweiz antreffen.
Ungenügendes Bewusstsein Was läuft denn falsch im Rohstoffsektor? Laut einer Studie des früheren Uno-Sonderbeauftragten für Wirtschaft und Menschenrechte, John Ruggie, fallen 28 Prozent der dokumentierten Menschenrechtsverletzungen auf Rohstoffkonzerne zurück. Ein Grund ist, dass Rohstoffförderung standortgebunden ist. Konzerne müssen dort arbeiten, wo sie Bodenschätze finden. Oft ist das in Ländern mit grossen Konflikten, nicht zuletzt wegen der Bodenschätze. Rohstoffe lassen sich in solchen Ländern kaum abbauen, ohne als Unternehmen in die Konflikte hineingezogen zu werden. Zudem: die Rohstoffbranche ist in Bezug auf soziale und ökologische Verantwortung bei weitem nicht so weit wie andere. Was braucht es noch, bis ein Bewusstseinswandel erfolgt? Schwierige Frage. Momentan fehlt es in der Rohstoffbranche an einer Kultur, die den offenen und transparenten Dialog mit anderen Teilen der Gesellschaft pflegt. Ihre Vertreterinnen und Vertreter scheinen auch wenig empfänglich für Kritik und oft fehlt Bereitschaft, diese konstruktiv umzusetzen. Ein Kulturwandel ist auch eine langfristige Sache. Das sehen wir bei den Banken. Der Rohstoffsektor ist heute ungefähr dort, wo die Banken vor 15 Jahren waren – und mit Verlaub, auch dort ist der Weg noch lang. Und was muss der Staat vorkehren? Er hat im Prinzip die Pflicht, alle seine Mittel einzusetzen, damit Unternehmen keine Menschenrechtsverlet-
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zungen begehen. Die Schweiz hat hier sicher noch einiges nachzuholen. Mit der Konzernverantwortungsinitiative, für die zurzeit Unterschriften gesammelt werden, würde ein griffiges Instrument eingeführt. Angesichts der enormen Dichte an Konzernen kann sich die Schweiz auch nicht mit dem Argument begnügen, sie sei zu klein, um eine Vorreiterrolle zu spielen. Die Schweiz profitiert in vielfältiger Weise von einer hochgradig global vernetzten Wirtschaft. Die Politik sollte deshalb adäquate Vorkehrungen treffen, um möglichen Verstössen nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland vorzubeugen. Der Vorteil staatlicher Regelungen ist zudem, dass sie für alle gelten. Mit einer verbindlichen Sorgfaltsprüfung Florian Wettstein: «Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, das den Menschen und die Gesellschaft in den Mittelpunkt rückt.» als Verfassungsgrundsatz gehört künfund der Kreatur als solcher auch in der Wirtschaft als oberstig die obgenannte Verantwortung zur Managementaufgabe tes Gebot Geltung beansprucht. aller Konzerne. Was bringt eine Sorgfaltsprüfungspflicht? Die Sorgfaltspflicht (oder im Fachjargon Due Diligence) betrifft alle Aktivitäten der Tochterfirmen eines Konzerns. Sie umfasst aber auch die Tätigkeit von Lieferanten, die aufgrund einer intensiven Geschäftsbeziehung vom Konzern abhängig sind. Ziel ist in erster Linie, die Menschen vor Verletzungen ihrer elementarsten Rechte zu schützen. Gerade in Entwicklungsländern fehlen dazu oft die rechtlichen Grundlagen. Opfer haben oft keinen Zugang zur Justiz – sei es, weil die Institutionen zu schwach sind oder weil der Wille des Staates fehlt, das Recht durchzusetzen. Hier kann die Schweiz Abhilfe schaffen, eben indem sie ihre Firmen zur Due Diligence verpflichtet, also zur Sorgfalt bei der Abwicklung ihrer Geschäfte. Eine verbindliche Sorgfaltspflicht dient aber auch den Konzernen. Es gäbe neu einen sicheren Rechtsrahmen. Wer darlegen kann, dass er in einem vernünftigen Umfang Massnahmen ergriffen hat, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen zu verhindern, schützt sich vor unvernünftigen Anklagen. Unternehmen werden von Menschen geführt und gelebt. Wie kann da die Kirche einwirken? Wo Menschen tätig sind, spielen Werte eine Rolle. Damit ist die Wirtschaft auch für die Kirche von Belang. Die Kirche kann und sollte sich für eine humane Wirtschaft einsetzen – eine Wirtschaft von Menschen für die Menschen. Sie muss darauf bestehen, dass die Achtung der Würde des Menschen
Mensch muss im Zentrum stehen Eine ethische Wirtschaft also – wie skizzieren Sie diese? Grundsätzlich brauchen wir ein Wirtschaftssystem, das den Menschen und die Gesellschaft in den Mittelpunkt rückt. In den letzten dreissig, vierzig Jahren lief es genau in die entgegengesetzte Richtung: Die Wirtschaft wurde zum Selbstzweck, die Gewinnmaximierung zur obersten Priorität. Der Mensch degradiert immer mehr zum reinen Zulieferer. Die steigende Zahl von Menschenrechtsverletzungen sind Symptom einer Wirtschaft, die sich immer weiter von ihrem gesellschaftlichen Zweck entfremdet. Verbreitet dominiert heute die Haltung, dass die Politik der Wirtschaft nicht dreinreden soll. Doch da wurde etwas verwechselt – Aufgabe der Politik ist ja genau das: zu lenken. Die Wirtschaft sollte wieder verstärkt als ein wirklich politisches Projekt verstanden werden. Wo soll Wettbewerb herrschen und nach welchen Massstäben? Was ist ein vernünftiges Wirtschaften im Sinne aller? Das sind politische Fragen, die wieder vermehrt diskutiert werden sollten. Und es sind Fragen, welche auch die Kirche etwas angehen. Es geht hier um die fundamentalen Grundwerte des Zusammenlebens und um die Würde der Menschen, welche über das Wirtschaftssystem zunehmend unter Druck geraten. Im Kern ist damit auch die Glaubwürdigkeit der Kirche als «Hüterin» dieser Werte tangiert.
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GOLDMINE
Statt mehr Chancen geringere Ernten Patricio Frei *
In der Schweiz wird politisch um ethisches Wirtschaften und Sorgfaltspflicht gestritten. Beim Goldabbau in Burkina Faso geht es ums Überleben. Dörfer werden umgesiedelt – doch dann fehlen sauberes
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Wasser, Land, passende Häuser. Ein Augenschein.
Nicht nur für die Bevölkerung von Bissa hat sich viel geändert und die Arbeit erschwert. Im Bild eine Bäuerin aus dem Dorf Gambo.
Die Umsiedlung könnte eine Chance sein, dachten sich einige der Bewohnerinnen und Bewohner in Bissa, als sie 2011 ihre Häuser verlassen mussten. Der russische Konzern Nordgold brauchte mehr Platz, um die Goldmine Bissa zu vergrössern. 2783 Menschen waren davon betroffen. Der Konzern versprach neue Häuser, Arbeitsplätze für die jungen Menschen im Dorf, Brunnen, eine Schule, ein Gesundheitsposten und vieles mehr. Vier Jahre später steht die Bevölkerung von Bissa als Verliererin da. Von einer Chance spricht heute niemand mehr – nur noch von den leeren Versprechen. Einzig die Schule wurde gebaut, ein Gesundheitsposten im Dorf fehlt weiterhin. Von den Jungen fanden nur fünf eine Stelle – und auch sie nur temporär.
Ungenügend entschädigt Die 25-Jährige Florence Sawadogo berichtet von gravierenden Folgen der Umsiedlung. Die Mutter von zwei kleinen Kindern kann seither
ihre Familie nicht mehr gut ernähren. «Die Felder, mit denen wir entschädigt wurden, sind viel kleiner als die früheren, schwerer zu bearbeiten und weniger fruchtbar. Unsere brach liegenden Felder wurden bei der Berechnung der Entschädigungen ausser Acht gelassen. Wir wurden auch nur für Mango- und Baobab-Bäume entschädigt. Viele andere Bäume sind für uns aber auch wichtig. Die Nüsse der Karité-Bäume brauchen wir für die Herstellung von Butter oder Seife.» In Bissa prallten wie bei vielen anderen Landnahmen völlig unterschiedliche Rechtsverständnisse aufeinander: Im ländlichen Burkina Faso wird Bodenbesitz nicht schriftlich festgehalten. Die Minenbetreiber haben entsprechend einfach nur Felder entschädigt, die am Stichtag kultiviert waren. Für Brachen gab es kein Geld. Dabei kommt diesen bei der Erholung der kargen Böden eine wichtige Rolle zu. Land wird in den Dörfern auch nicht verkauft, nur vererbt. Selbst wer entschädigt wurde, blieb also darauf angewiesen, dass ihm andere im Dorf ein Stück Land ausleihen – vorübergehend.
Häuser passen nicht zur Kultur Sawadogo stört sich auch daran, dass die traditionelle Lebensweise nicht berücksichtig wurde. «Früher lebten wir in drei kleinen Häuschen: eines gehörte mir und meinen kleinen Kindern, eines der zweiten Frau meines Mannes, eines war für die älteren Kindern. Heute leben alle in einem einzigen Haus. Der Hof ist umgrenzt. In der Nacht müssen wir die Tiere drin einsperren, das ist unhygienisch.» So sehen die neuen Häuser in Bissa nur auf den ersten Blick schmuck aus. Sie passen nicht zur Lebensweise der Menschen. Traditionell baut ein Vater je ein kleines Haus für sich, seine Frau, die Kinder und den verheirateten Sohn, gruppiert sie zusammen mit den Vorratsspeichern zu einem Hof und verbindet die Gebäude mit einem Mäuerchen. Bei Bedarf lässt sich das erweitern oder verkleinern. Doch die Häuser im neuen Dorf sind rechteckig, starr entlang breiter Strassen aufgereiht. Eine Erweiterung ist unmöglich. Und anders als die traditionellen Lehmbauten schützen sie auch ungenügend vor der Hitze.
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Noch halb so viel Land und Vieh Jean Bernard Traoré steht mit einer Hacke auf seinem Feld – genauer, auf dem, was ihm davon geblieben ist. Die Hälfte seines Lands hat ihm die Mine genommen. Geblieben sind Traoré zwei Hektaren, auf denen er Hirse, Mais und Niebe-Bohnen anbaut, um seine Familie zu ernähren: «Der Boden ist nicht fruchtbar.» Um die B odenqualität zu verbessern, setzt er auf die eigene Kompostgrube, Steinmäuerchen gegen die Bodenerosion und die Pflanzlochmethode. Kopiert hat er das vom Nachbardorf Suriyala, wo die Organisation Soutong Nooma mit Unterstützung von Fastenopfer, der Partnerin von Brot für alle, in der Ökumenischen Kampagne, wirkt. Einst besass Traoré 40 Rinder, 20 Schafe und 30 Ziegen – heute noch weniger als 30 Stück Vieh. Weil er nicht genügend Futter fand, sind die Tiere gestorben oder er hat sie verkauft.
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den neuen Brunnen. Wer davon trinke, kriege Krebs, hiess es. Eine Untersuchung schaffte Klarheit: Der Arsengehalt ist deutlich zu hoch. Auch ein weiterer Bohrbrunnen reichte nie aus. Jetzt haben wir einen Ziehbrunnen, der aber auch zu wenig Wasser hat. Und weil es allen schlechter geht, verkaufe ich viel weniger Bier.»
Traoré ist bitter enttäuscht. Ein Leben lang hat er gearbeitet, für sich und seine Familie. Jetzt mit 60 Jahren hat er das Gefühl, durch die Umsiedlung alles verloren zu haben: «Wir mussten von neuem beginnen. Doch in meinem Alter kann ich kein Geld mehr Wo einst das Leben im Dorf Bissa pulsierte, stehen nur noch Ruinen. Wegen der industriellen Mine und ihrer Abraumhalden wurden die Menschen umgesiedelt. verdienen, um ein würdiges Leben zu führen.» Bereits zirkulieren Gerüchte, Negative Folgen finden sich überall dass die Mine erweitert und das Dorf nochmals umgesiedelt werden soll. Doch mit den Verantwortlichen des MinenunIn der Nähe der Felder von Traoré stehen einige Ruinen ternehmens gibt es keinen Dialog. Traoré hat die Gerüchte des alten Dorfs und der Zaun der Goldmine Bissa. Dahinebenfalls gehört: «Wohin sollen wir gehen? Es gibt keinen ter türmt sich die Abraumhalde. Wegen des Zauns müssen Ort, wo wir hingehen können. Es wäre sehr schwierig, uns heute die Menschen von Bissa bei der Suche nach Brennnochmals umzusiedeln.» holz oder Futter für das Vieh grosse Umwege gehen. Und sie haben zwei wichtige Einkommensmöglichkeiten verloren: Wasser fehlt – für Alltag und Bier Wo heute die Mine steht, haben die Männer früher selber nach Gold geschürft. Und weil die Kleinschürfer Geld hatDie 27-Jährige Adeline Kaboré hat drei Kinder zwischen ten, konnten die Frauen ihnen Essen verkaufen. Diese Einanderthalb und elf Jahren. Sie stammt aus einer Familie, wo bussen treffen Bissa besonders. Doch es ist kein Einzelfall. die Frauen das traditionelle Hirsebier Dolo herstellen. Doch Überall zeigt sich beim Goldabbau dasselbe Bild: Er zerseit dem Umzug harzt das bisher florierende Geschäft. «Vor stört die Lebensgrundlagen der Menschen, verletzt Mendem neuen Dorf fehlten die nötigen Hirsefelder. Für die schenrechte oder respektiert das Mitbestimmungsrecht der bisherigen gab es aber keine Entschädigung. So begann ich Betroffenen nur ungenügend. brach liegende Felder des Nachbardorfes zu bewirtschaften. Ihre Qualität war jedoch viel schlechter als die meiner früheren Felder. Für die Herstellung von Dolo mangelt es auch an Wasser.» * Patricio Frei, Fachverantwortlicher PR und Campaigning bei Fastenopfer Das Vorgehen der Firma befremdet Kaboré: «Zuerst stellte sie einen Brunnen neben der Mine zur Verfügung. Nach einer Kontrolle schlossen zwei Mitarbeiter der Mine
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PS: Die Namen der Gesprächspartnerinnen und -partner wurden geändert.
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ENGAGEMENT
Theologie, Verantwortung und Menschenrechte Otto Schäfer *
Disput um die Höhe der öffentlichen Gelder für Entwicklungshilfe, Spekulation mit Nahrungsmitteln oder die Initiative zur Konzernverantwortung: Theologie, Menschenrechte, Wirtschaft und Staat sind zusammenzudenken. Fünf Thesen von Otto Schäfer. Kirchliche Werke und kirchlich Engagierte äussern sich immer wieder zu politischen und gesellschaftlichen Fragen. Aktuelles Beispiel im Rahmen der Ökumenischen Kampagne 2016 ist das Sammeln von Unterschriften für die Konzernverantwortungsinitiative. Sie fordert eine gesetzlich verankerte Sorgfaltspflicht für in der Schweiz ansässige international tätige Unternehmen. Doch welche theologisch-ethischen Argumente sprechen dafür, ja verpflichten dazu? 1. Wirtschaft ist auf Recht angewiesen. Die Wirtschaft gehört in den Raum des Rechts. Produktion, Handel und Konsum sind auf geregelte Rechtsverhältnisse angewiesen. Rechtssicherheit gehört – wie Bildung, Forschung und Entwicklung, Verkehrsinfrastrukturen etc. Otto Schäfer – zu den öffentlichen Gütern, welche die staatliche Gemeinschaft der Wirtschaft zur Verfügung stellt und die wiederum über Steuern von der Wirtschaft finanziert werden. Dieser enge Zusammenhang rechtfertigt die Forderung, die Wirtschaft im Sinne des Gemeinwohls zu steuern. Oft ist aber die rechtliche Einbettung von internationalen Wirtschaftsbeziehungen ungenügend. Gründe sind fehlende oder krankende rechtsstaatliche Verhältnisse in vielen Ländern und ganz allgemein ein Defizit an staatenübergreifender Gouvernanz. Das führt zu Diskriminierungen, zu
rechtsfreien Räumen oder korruptionsbelasteten Rechtsverhältnissen. Diese können kurzfristig einseitige wirtschaftliche Gewinne ermöglichen, sind aber langfristig auch wirtschaftlich desaströs. Ethisch und ökonomisch gilt: der Raum der Wirtschaft muss auch der Raum des Rechts sein, beide müssen sich decken. 2. Menschenrechte sind vorstaatliches Recht und als solches ein Anspruch an jeden Staat und an jede zwischenstaatliche Kooperation. Das Recht auf Freiheit, Gleichheit, Leben usw. bildet die rechtliche Grundform des Menschseins. Menschenrechte sind mit dem Menschsein bedingungslos verbunden und unveräusserlich gegeben. Sie gelten als vorstaatliches Recht und nicht erst dann, wenn sie von Staaten anerkannt werden. Entsprechendes gilt für zwischenstaatliche Rechtsverhältnisse. Menschenrechte sind nicht verhandelbar und haben immer ganze Geltung und als Ganzes Geltung. Einzig politische Massnahmen zur Förderung der Menschenrechte sind verhandelbar – ob im Inland, in der Diplomatie oder bei der Abwägung mit dem wirtschaftlichen Interesse an Exporten. Wer, wie die Schweiz, die Menschenrechte im eigenen Land hochhält, soll auch alle zumutbaren Massnahmen ergreifen, um im eigenen Hoheitsgebiet die Verletzung der Menschenrechte in anderen Ländern zu sanktionieren. © zvg
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Die Vorstellung eines – von Gott gegebenen – Rechts, das dem Leben im eigenen Land und auf der Erde vorausgeht, ist in der Bibel sehr lebendig: Besonders bekannt sind die Zehn Gebote (Ex 20, Dt 5). Sie werden schon vor dem Einzug in das verheissene Land verkündet – als verbindliches Regelwerk für den Bund Gottes mit seinem Volk und für die Verbindungen der Menschen untereinander.
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die Menschenrechte einsetzen. Sie erfüllen damit einen Teil ihres Auftrags. 4. Die Kirche ist für die Menschen da und sie ist universal. Auch aus dem Leben und dem Selbstverständnis der Kirche ergibt sich der Auftrag zum Einsatz für die Menschenrechte.
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In gelebter Ökumene begegnen sich Kirchen des Nordens und Kirchen des Südens, fordern sich heraus und versammeln sich gemeinsam um den Tisch des Herrn. Weltkirchliches Bewusstsein, weltkirchliche Vernetzung, führt zu weltkirchlicher Verbundenheit auch im Einsatz für menschenwürdige wirtschaftliche Bedingungen und für Rechtsverhältnisse, die dazu notwendig sind. So wie Christus «der Mensch für andere» ist (D. Bonhoeffer), so ist die Kirche für andere da.
Nichts von Arbeiterschutz geschweige denn Suva-Vorschriften: Zwei Kleinschürfer lassen sich in einen Schacht der Goldmine Alga hinunter – und bleiben manchmal gleich mehrere Tage drin.
3. Jeder Mensch ist ein Abbild Gottes. Dieser theologische Sinn der Menschenwürde verpflichtet die Kirchen in besonderer Weise zum Einsatz für die Menschenrechte. Der theologische Sinn der Menschenwürde – und in ihr sind alle einzelnen Menschenrechte zusammengefasst – ergibt sich aus dem Grundmotiv der Erschaffung des Menschen nach dem Bilde Gottes (Gn 1,26-27). Im Neuen Testament verkörpert Jesus Christus den Menschen als Abbild Gottes (Kol 1,15). Weil der Mensch das Abbild Gottes ist, dürfen Menschen nicht über Menschen beliebig verfügen und sie nach ihrem Bild – nach ihren Interessen, Vorstellungen oder Besessenheiten – manipulieren. Die Erschaffung nach dem Bilde Gottes gilt auch und gerade für den leidenden Menschen, nicht so, dass das Leiden gerechtfertigt würde (Christus ist unschuldig), aber so, dass ihm die Würde nicht genommen wird. Die theologische Bedeutung der Menschenwürde macht verständlich, dass sich die Kirchen in besonderer Weise für
Christliche Hilfswerke, die zur Bekämpfung des Hungers und weltweiter wirtschaftlicher Ungerechtigkeit gegründet wurden, sind in Herkunft und Identität von der Ökumene des Südens und Nordens geprägt. Der Einsatz für die Menschenrechte ergibt sich daraus. 5. Rechtsstaatlichkeit ist keine Option neben anderen.
Freiwillige Grundsätze zur Einhaltung der Menschenrechte bilden kein hinreichendes Instrument für Schweizer Unternehmen, um ihrer Sorgfaltspflicht in anderen Ländern nachzukommen. Freiwillig wird befolgt, was über die Pflicht hinausgeht. Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte sind aber nicht bloss eine Option, sondern ethische Pflicht. Theologisch ist die entlastende Funktion von Recht und Gesetz hervorzuheben. Gottes gutes Gesetz führt den Menschen nicht nur zur Einsicht, Sünder zu sein (weil er es nicht erfüllen kann), es bleibt auch eine Leitlinie für das praktische Leben. Ein Gesetz gilt für alle, also auch für den Einzelfall. Durch das Gesetz wird das verantwortliche Unternehmen vor der Versuchung geschützt, die kommerzielle motivierte Aussicht auf Gewinne und Konkurrenzvorteile höher zu werten als die ethisch motivierte Beachtung der Menschenrechte.
* Otto Schäfer ist Beauftragter für Theologie und Ethik des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK, Auszüge aus den Thesen zur Ökumenischen Kampagne 2016
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Menschenrechte nicht Pflicht
ÖKUMENISCHE KAMPAGNE 2016
Erhält die Schweiz die Goldmedaille der Konzernverantwortung? Urs Walter
Gold lockt. Auch zu Geschäften, bei denen Konzerne ihre Verantwortung für Menschenrechte nicht wahrnehmen. Ein Fall aus Burkina Faso zeigt, dass Gold sauber werden muss. Darum wird in der Kampagne die Konzernverantwortungsinitiative unterstützt. 2016 steht die Ökumenische Kampagne ganz im Zeichen der Verantwortung der Konzerne. Das Motto heisst: «Verantwortung tragen – Gerechtigkeit stärken». Was das im Falle des Goldabbaus in Burkina Faso heisst, zeigt eine zum Start der Kampagne veröffentlichte Analyse der Auswirkungen der Minen Bissa und Kalsaka. Abbau und Verarbeitung des Goldes führten zu Verletzungen der Menschenrechte und Schäden an der Umwelt. Deren Gold wurde bis im Juli 2015 bei der Raffinerie Metalor bei Neuenburg verarbeitet, dasjenige der Mine Essakane noch heute. Metalor kommt damit eine grosse Mitverantwortung zu – gemeinsam mit den Minengesellschaften und dem burkinischen Staat.
Diese Mitverantwortung der Konzerne ist heute nur in Teilbereichen gesetzlich geregelt. Viele Paragraphen regeln das Goldgeschäft, um Geldwäscherei zu vermeiden. Mit dem Stempel «Feingold 999,9» garantieren Metallraffinerien und Schmuckindustrie weltweit nach dem gleichen Standard, dass auch «Gold drin ist, wo Gold drauf steht». Auch die Edelmetallkontrollverordnung, oder Regelungen der Zollverwaltung dienen lediglich dazu, die Herkunft des Goldes nachvollziehbar zu machen. Aus welcher Mine das verarbeitete Gold stammt und unter welchen Bedingungen es abgebaut wurde, dafür müssen die Beteiligten keine Informationen liefern – eine stossende Lücke. Zudem überlässt der Bund die Sorgfaltsprüfung den Unternehmen: Selbstkontrolle und Eigenverantwortung der Raffinerien statt verbindlichen Vorgaben für alle. Dabei zeigen nicht nur das neuste Fallbeispiel aus Burkina Faso, sondern auch frühere Untersuchungen von Brot für alle aus Südafrika oder der Demokratischen Republik Kongo, dass im Bergbau allzu oft die Menschenrechte und der Schutz der Umwelt auf der Strecke bleiben.
Freiwillig genügt nicht
Das unterstreicht: Freiwilligkeit genügt nicht. Metalor betont in ihrer Unternehmenspolitik immer wieder, dass Menschenrechtsverletzungen nicht toleriert würden. Darum werde nur mit industriellen Minen zusammengearbeitet, die legal Gold förderten. Die Untersuchung verdeutlicht aber, dass eine staatliche Lizenz keine Garantie für die Einhaltung von Menschenrechten ist. Gleiches gilt für die internen und freiwilligen Qualitätsstandards der Goldbranche, auf die sich Metalor beruft. Die LBMA (London Bullion Market Association) hat einen Leitfaden für «verantwortliches Gold» (Responsible Gold Guidance). Dieser verpflichtet Firmen wie Metalor auf eine Sorgfaltsprüfung ihrer Lieferkette, geprüft und zertifiziert durch ein externes Audit. Wie die Prüfungen ablaufen, wird aber nicht offengelegt. Metalor schreibt, nur ethisch gefördertes Gold mit rückverfolgbarer Herkunft zu verarbeiten. Doch welche Kriterien dieses Gold erfüllt und wie Metalor dies überprüft, ist von aussen nicht nachvollziehbar. Die Recherchen zeigen, dass im Umkreis der Minen in Burkina Faso, weiterhin Menschenrechtsverletzungen geschehen. Die Wirksamkeit der Branchen-ZertifiSorgfältig waschen Kleinschürfer von Hand jedes Korn Gold aus dem Schlamm. Genau so sorgfältig sollen Schweizer Konzerne weltweit die Menschrechte beachten und ihre Verantwortung wahrnehmen. zierungen muss deshalb ernsthaft in © Meinrad Schade/Fastenopfer
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Frage gestellt werden. Gleiches gilt für die strengen schweizerischen Gesetze, auf die Metalor verweist. All das genügt nicht, dass die Schweiz bezüglich Verantwortung eine Goldmedaille erhält.
Negative Folgen in Burkina Faso Der Abbau von Gold führt im kleinen westafrikanischen Land zur Verlegung ganzer Dörfer. Mit negativen Folgen: In Bissa zum Beispiel fehlt den Frauen seither sauberes Wasser, die zugewiesenen Felder bleiben karg und die neuen Häuser schützen ungenügend vor dem heissen Klima. Um das Gold aus dem Gestein zu lösen, werden hochgiftige Chemikalien wie Quecksilber oder Cyanid verwendet. Doch es mangelt an Sicherheitsvorkehrungen und dem Schutz der Beschäftigten. Oft arbeiten Kinder mit und sind betroffen (vgl. Artikel «Statt mehr Chancen geringere Ernten in Bissa» auf Seite 6). Für Bernard Du Pasquier, Geschäftsleiter von Brot für alle, belegt das Beispiel Gold sehr deutlich, «wie notwendig es ist, dass die Rohstoffbranche ihre Verantwortung wahrnimmt». Der lange Weg von der Mine bis zum Schmuckstück ist oft schwer überblickbar. Es braucht darum weltweit griffige und verbindliche Regeln.
Gesellschaft in den Mittelpunkt rückt», schreibt Ethiker Florian Wettstein im Interview auf Seite 4. «Darum muss die Politik einwirken und verbindliche Regeln vorgeben.» Erst so hängt sich die Schweiz nicht nur eine Goldmedaille im Goldgeschäft um den Hals sondern darf sich auch mit Gold bezüglich der Konzernverantwortung schmücken.
VERANSTALTUNG
Kongo – reiches Land, geplündertes Land Dienstag 8. März 20 Uhr: Veranstaltung 18 Uhr: afrikanischer Eintopf Kasino Affoltern am Albis
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Viele Wege führen in die Schweiz Die Schweizer Politik hat dabei eine besondere Verantwortung: Im Goldgeschäft trägt die Schweiz eine Goldmedaille. Sie ist eine wichtige Drehscheibe im Goldhandel und beherbergt vier der sieben grössten Goldraffinerien der Welt. Diese verarbeiten 70 Prozent des weltweit geschürften Goldes. Vom Gold aus Burkina Faso wird gar 90 Prozent in der Schweiz raffiniert, ergab die Analyse von Fastenopfer und Brot für alle. Darum brauche es auch in der Schweiz gesetzliche Rahmenbedingungen. Brot für alle und Fastenopfer tragen deshalb erstmals eine Volksinitiative mit, zusammen mit rund 80 Organisationen unterschiedlichster Ausrichtung. Die Konzernverantwortungsinitiative soll sicherstellen, dass die Unternehmen ihre Verantwortung für Menschenrecht und Umwelt auch im Süden wahrnehmen. «In der Schweiz tun sie es ja auch», sagt Jeanne Pestalozzi, Präsidentin des Stiftungsrates von Brot für alle. Gültige Regeln für alle bedeuten zudem faireren Wettbewerb. «Zu oft bedeutet Fairness heute, gegenüber der Konkurrenz im Nachteil zu sein.»
In grossen Zahlen steht auf jedem Goldbarren wie rein er ist – aber nicht, wie sauber die Herkunft des Goldes ist.
Die kongolesische Schauspielerin Carine Kapinga zeigt ihr kurzes Stück Gut wie Gold, Bischof Fridolin Ambongo Besungu spricht zu «Rohstoffe und natürliche Ressourcen». Was haben die Lage in seiner Heimat
Ziel der Initiative ist, dass alle in der Schweiz ansässigen, weltweit tätigen Unternehmen immer sorgfältig prüfen, unter welchen Bedingungen bei ihren Tochterfirmen oder von ihnen abhängigen Lieferanten gearbeitet wird. Ziel bleibt, dass sie das Nötige vorkehren, damit Menschenrechte eingehalten und keine internationalen Umweltstandards verletzt werden Zugleich müssen sie – wie im Controlling und Rechnungswesen üblich – transparent berichten, wie sie ihre Sorgfaltspflicht wahrnehmen. «Grundsätzlich brauchen wir ein Wirtschaftssystem, das den Menschen und die
Demokratische Republik Kongo mit der Verantwortung globaler Konzerne zu tun? Der Bischof ist Vorsitzender der Kommission für Ressourcen der kongolesischen Bischofskonferenz. uw
Veranstalter: Gruppe «Knonaueramt solidarisch», mit Brot für alle und Fastenopfer, das Gespräch leitet François Mercier, Fastenopfer.
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SAATGUT IN KENIA
Frei handelbar und bessere Qualität Urs Walter
gentechnisch verändertes Saatgut propagieren. «Konzerne wie Monsanto oder Syngenta versprechen den Bäuerinnen und Bauern viel, ihre Berater reden von hohen Erträgen und angepassten Sorten. Doch dieses Saatgut ist auf bestimmte Dünger und Herbizide angewiesen und die Pflanzen brauchen viel Wasser. Fehlt das eine oder das andere, drohen schlechte Ernten und Mangelernährung», beobachtet der Bauernsohn Maingi.
Growth Partners Africa (GPA), eine von Brot für alle unterstützte Organisation in Kenia, arbeitet eng mit Bäuerinnen und Bauern zusammen. «Für mehr Ernährungssicherheit und gegen Einschränkungen im Saatguthandel», sagt Leiter Daniel Maingi.
Bauernfamilien stärken und Saatgutgesetz ändern Brot für alle unterstützt Growth Partners Africa (GPA) seit 2014. Die in Kenia registrierte Nichtregierungsorganisation unterstützt Bauernfamilien, um deren Ernährung zu sichern und Lebensbedingungen zu verbessern. Auch hilft sie im Kampf um das eigene Saatgut. GPA klärt über die Folgen neuer Gesetze auf, welche Handel, Tausch und Wiederverwendung von nicht registriertem Saatgut verbieten. Profiteure dieser ungerechten Politik zugunsten der industriellen Landwirtschaft sind Saatgutund Chemiefirmen. Neben der praktischen Unterstützung engagiert sich GPA auf demokratischem Weg für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Nur wenn sich die Gesetze zu deren Gunsten ändern, können die Menschen in Kenia langfristig ihre Ernährung sichern. uw
www.growthpartnersafrica.org
© Brot für alle/Patrik Kummer
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Daniel Maingi hat in Tansania Agronomie und Pflanzengenetik studiert und mit dem Master abgeschlossen. Über zehn Jahre arbeitete er danach in den USA im Bereich Molekularbiologie bei einem führenden Agrokonzern, unter anderem an gentechnisch verändertem Maniok. Von der Ausrichtung der Industrieforschung enttäuscht, kehrte er nach Kenia zurück. Maingi leitet die von Brot für alle unterstützte Growth Partners Africa. Auf eigenem Land baut Maingi die Lebensmittel für seine vierköpfige Familie und weitere vier Leute in seinem Haushalt an.
Nur mit offenen Partnerschaften könne die Ernährungssicherheit gewährleistet werden, betont Daniel Maingi, Agronom aus Kenia. Er wehrt sich darum seit seiner Rückkehr aus den USA gegen die Saatgutkonzerne, die vor allem industrielle Landwirtschaft und Hochleistungspflanzen oder
Gehaltvolle Beikräuter erhalten Für den studierten Agronom mit Forschungserfahrung in den USA brachte die industrielle Landwirtschaft bisher eher Nachteile. Das Land habe viele Entwicklungen der sogenannten «Grünen Revolution» mitgemacht und gelte für die Weltbank und Investoren als «fortschrittlich», sagt Maingi. Das habe aber negative Folgen. Ein Beispiel: «Hochleistungssorten oder gentechnisch veränderte Nutzpflanzen wachsen nur auf leer gespritzten Feldern gut.» Das habe gravierende Folgen: «Es fehlen die Beikräuter, die früher ebenso zum Speiseplan der Bevölkerung gehörten. Sie lieferten eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen. Heute leiden viele Menschen an Mangelernährung.» Oft stammten die neuen Züchtungen auch aus den USA. Falsch, findet Maingi: «Zum Recht auf Nahrung gehört auch, dass die Lebensmittel der Kultur der Menschen entsprechen». Ferner werden die Hightech-Pflanzen gegen Insekten resistent oder sie verkümmern, wenn mit dem Klimawandel das lokale Wetter ändert.
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ERFOLG FÜR FACHTAGUNG
Gemeinsam gegen Land Grabbing
© Brot für alle/Tina Goethe
Land Grabbing – Wie wehren sich Dörfer gegen Konzerne, die ihr Land wegkaufen oder pachten? Was brauchen Bäuerinnen und Bauern, damit sie nicht die Verlierer von Veränderungen sind? Darüber diskutierten Mitte Januar 2016 über 200 Fachleute und Aktivisten aus dem Süden und Norden in Bern an der Fachtagung von Brot für alle und CDE (Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt, Universität Bern). Das CDE erfasst Flächen und Auswirkungen der Landkäufe von ausländischen Firmen und Investoren.
Wer in Kenia Saatgut verkaufen will, muss sich seit 2014 registrieren. So wird der Handel mit angepassten alten Lokalsorten behindert – zu Gunsten der Geschäfte der Konzerne und ihrer High-Tech-Sorten.
Wertvolles Wissen der Bäuerinnen Ausländische Hochleistungssorten seien auch gar nicht nötig. Immer wieder erfährt Maingi, wie gerade die älteren Bäuerinnen mit ihrem Wissen einen hochpräzisen Blick haben, welche Pflanzen und Samen sich als Saatgut eignen. «Umso gravierender ist, wenn die Jungen nach Misserfolgen mit den neuen Pflanzen oder schlechten Ernten abwandern und so das Wissen verloren geht.» Dabei fehle vielen Bauernfamilien das Geld, um jedes Jahr neu Saatgut zu kaufen statt sorgfältig bei jeder Ernte die besten Samen herauszulesen – besonders wenn die Ernte nicht so gut wie versprochen ausfalle.
GPA verbessert Behandlung von Saatgut Growth Partner Africa fördert auch den sorgfältigeren Umgang mit Saatgut. Zu häufig würden zu feuchte Körner geerntet, angeschimmelter Samen verwendet oder bei Mangelernährung auch gegessen. «Aflatoxine sind in Kenia eine häufige Belastung. Sie bleiben im Boden und die Folge sind oft Krebserkrankungen», beobachtet Maingi. «Sogar Mais in den Supermärkten ist zu einem grossen Teil belastet.» Gemeinsam mit der Regierung Kenias setzt sich GPA für mehr Sicherheit beim Saatgut ein.
Übereinstimmend wurde festgehalten, dass Land Grabbing oft zu einer unökologischen und nicht nachhaltigen Nutzung der betroffenen Landwirtschaftsflächen führt – meistens zu Lasten der Bauern. Schwieriger ist, wirkungsvolle Lösungsansätze zu finden. In Benin hat die Bauerngewerkschaft und Bfa-Partnerin Synpa dank einer starken Zivilgesellschaft Erfolge erreicht. In der Demokratischen Republik Kongo, die von Kriegswirren und fehlenden staatlichen Strukturen geprägt ist, müssen vor allem Firmen in der Schweiz, die davon profitieren, zur Verantwortung gezogen werden. uw
KARAWANE GEGEN LAND GRABBING
Ouagadougou – Bamako – Dakar Donnerstag 3. bis 21. März Immer mehr Bauern verlieren den Zugang zu Ackerland und Wald. Gegen dieses Land Grabbing wehrt sich die Bevölkerung in Westafrika. Rund 400 Personen werden an der Karawane gegen Landraub von Ouagadougou (Burkina Faso) via Bamako (Mali) nach Dakar (Senegal) teilnehmen. Brot für alle hat die Vorbereitungen auch mit dem Workshop in Bern unterstützt. Die Teilnehmenden treffen sich mit tausenden Bäuerinnen und Bauern. Mit einer grossen Schlussveranstaltung in Dakar wenden sie sich auch an die (politische) Öffentlichkeit. Nur gemeinsam lassen sich die Land- und Wasserrechte der Bevölkerung sichern und Einschränkungen bei der lokalen Saatgutherstellung abwehren. uw
Informationen: www.brotfueralle.ch Spenden Konto 40-984-9, Vermerk: Growth Partners Africa, Projekt 835.8037
Information: www.brotfueralle.ch
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Startkapital und Ausbildung für Frauen
INDONESIEN
Aus Trümmern entstand neue Hoffnung Judith Macchi
Letztes Jahr hat HEKS seine Humanitäre-HilfeProjekte in Indonesien abgeschlossen. Das Hilfswerk blickt auf eine erfolgreiche Wiederaufbauarbeit auf der Insel Nias und in der Region von Padang und Pariaman in Westsumatra zurück. Vor über zehn Jahren wurden die Menschen auf Nias gleich von zwei Katastrophen getroffen: Was im Dezember 2004 nicht bereits der Tsunami zerstört hatte, lag nach dem schweren Erdbeben im März 2005 in Trümmern. Seither hat sich das Leben der Menschen auf der Insel Nias zum Guten verändert – nicht zuletzt dank der Wiederaufbauhilfe von HEKS und seiner lokalen Partnerorganisation Holianaa. In sechs Dörfern an der nordwestlichen Küste von Nias wurden die ökonomischen Lebensgrundlagen der begünstigten Familien wiederhergestellt und nachhaltig verbessert.
Insbesonders Frauen erhielten Unterstützung, um Kleinunternehmen aufzubauen, die der Familie ein Zusatzeinkommen und damit eine sichere Lebensgrundlage einbringen. Um das Kapital für den Unternehmensaufbau sicherzustellen, wurden auf Dorfebene Kredit- und Spargruppen gegründet. Zudem erhielten die Mitglieder der Kredit- und Spargruppen Kurse in Buchhaltung, ökologischer Landwirtschaft und in der Tierhaltung.
Geld für den Lebensunterhalt und die Kinder Viele der Frauen sind auch heute, drei Jahre nach Projektabschluss, immer noch erfolgreiche Schweinezüchterinnen, Gemüse-, Kakao- oder Kautschukhändlerinnen oder Besitzerinnen eines Ladens. So auch Asma, 38-jährig und Mutter von sechs Kindern, die über die Frauen-Spargruppe einen Kredit aufnahm. Die Kleinunternehmerin züchtet Hühner und baut Obst und Gemüse an, das sie auf dem Markt verkauft. «In den Kursen von Holianaa lernte ich, eine eigene Hühnerzucht zu betreiben und Gemüse und Obst anzubauen. Zudem erfuhr ich, wie ich in der Kooperative mitarbeiten kann», berichtet sie. Asma und ihr Mann, der als Fischer arbeitet, verdienen heute zusammen rund 150 Franken im Monat. Das Geld brauchen sie für den täglichen Lebensunterhalt und für die Ausbildung ihrer Kinder.
© Annette Boutellier/HEKS
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Mit dem Verkauf von geräuchertem Fisch können sich die Frauen ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften.
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© Rolf Schleyer/HEKS
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Inasafa mit ihrem Ehemann auf ihrer Gummibaumplantage.
Auf mehrere Einkommensquellen setzen Im Gegensatz zu Asma hat die 39-jährige Inasafa und Mutter von fünf Kindern auf Kautschuk gesetzt. «Ich besitze zweihundert Bäume, von denen ich rund acht Kilogramm Kautschuk pro Tag ernten kann», sagt sie. Als sie bei Holianaa die Ausbildung machte und alles über Kautschuk lernte, war der Kautschukpreis dreimal höher als heute; nach jahrelangem Höhenflug ist er vor zwei Jahren aber eingebrochen. Trotz der tiefen Preise hat Inasafa dank ihrer Plantage ein Einkommen, das der Familie hilft. Aber sie hofft sehr, dass die Preise wieder steigen werden. Es ist sehr wichtig, dass die Begünstigten auf mehrere Einkommenszweige setzen und Ersparnisse anlegen. Das hilft, wenn wegen der volatilen Weltmarkpreise oder als Folge einer Naturkatastrophe eine Einkommensquelle versiegt.
Entschieden wird gemeinsam Heute tragen in vielen Familien der HEKS-Projektdörfer sowohl die Frauen als auch die Männer zum Lebensunterhalt der Familie bei, und familiäre Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. In einzelnen Fällen teilen sich die Ehepaare neben der Erwerbsarbeit nun auch die Hausarbeit und die Kinderbetreuung. Das Selbstbewusstsein der Frauen ist gewachsen, ihr Status innerhalb der Familie und in den Dörfern hat sich verbessert. «Früher mussten wir bei den Dorfversammlungen auf dem Boden sitzen und durften nicht mitreden, heute sitzen wir neben den Männern auf Stühlen und dürfen sogar als erste unsere Meinung äussern», berichtet eine ältere Dorfbewohnerin.
Dies erkannte auch die indonesische Regierung – und arbeitete einen umfassenden Plan zur Katastrophenvorsorge aus. Dieser sieht vor, dass jede Gemeinde Vorbereitungsmassnahmen trifft. Um dieses ambitionierte Vorhaben umzusetzen, fehlt es in den Distrikten jedoch an Geld und Knowhow. LP2M, die lokale Partnerorganisation von HEKS in der Region von Padang und Pariaman, ging in sechs Dörfern mit gutem Beispiel voran und baute nachhaltige Strukturen auf. In einem ersten Schritt analysierte LP2M gemeinsam mit der Dorfbevölkerung die Gefahren für jede Gemeinde. Für jedes Dorf arbeitete sie einen Massnahmenplan aus. Präventiv wurden steile Hänge wiederaufgeforstet, um der Bodenerosion und damit der Gefahr von Erdrutschen vorzubeugen.
Katastrophenkomitees, die Leben retten In jedem der sechs Dörfer wurden Katastropheneinsatzkomitees mit 12 bis 25 Mitgliedern gegründet, die im Falle einer Katastrophe für den Schutz der Dorfbevölkerung verantwortlich sind. Sie erhielten eine umfassende Ausbildung und lernten, im Katastrophenfall Opfer zu finden, Erste Hilfe zu leisten, ein Notlager aufzubauen, die Lage richtig einzuschätzen und mit den verantwortlichen Regierungsstellen in Kontakt zu bleiben. Zudem wurden sie mit Funkgeräten, einer mobilen Wasserreinigungsanlage, Schutzkleidung, Feuerlöschern und Seilen ausgerüstet. So können sie in einer Krisensituation schnell und effizient handeln. Regelmässig probt die Dorfbevölkerung den Katastrophenfall und simuliert eine Erdbebensituation. Am zentralen Evakuierungspunkt werden innert kürzester Zeit ein Notlager aufgebaut, Verletzte versorgt und Vermisste gesucht. Heute weiss jeder in der Gemeinde, was er im Ernstfall zu tun hat, um sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Die Dörfer können heute nach einem Erdbeben einige Tage für sich selber sorgen, bis Hilfe eintrifft. Dank der Katastrophenvorsorge sollen künftig mehr Leben gerettet werden können.
Wegen seiner geographischen Lage drohen Indonesien immer wieder Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche. Die lokale Bevölkerung muss deshalb in jedem Moment für eine Katastrophe gewappnet sein.
© Annette Boutellier/HEKS
Gefahren erkennen und vorbeugen
Die Frauen haben Kredit- und Spargruppen gegründet, um ein Kleinunternehmen aufzubauen.
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Mehr Fische für alle
SÜDSUDAN
Mit Boot und Netz zu neuen Ufern Monika Zwimpfer
Je länger der bewaffnete Konflikt im Südsudan dauert, desto prekärer wird die Ernährungssituation. HEKS unterstützt 15 Fischereikooperativen mit rund 2250 Mitgliedern mit Fischernetzen und Kanus, um ihre Ernährung zu sichern.
Ermuntert von der HEKS-Partnerorganisation ACORD (Agency für Cooperation and Research in Development) schlossen sich die rund 140 Fischer zur Kooperative Tisak zusammen. Sie erhielten Boote und gute Netze, die bis zu 100 Metern lang sind. Nun konnten sie auf den Fluss hinausfahren und fingen mehr und bedeutend grössere Fische. «Mit den Netzen fangen wir heute sieben bis zehn Fische für jeden von uns», sagt Paulino, ein Mitglied der Fischereikooperative. «Zwei bis drei davon essen wir, der Rest wird verkauft.» Eine andere Fischereikooperative in Loyi, der rund 180 Familien angehören, ist schon recht erfolgreich. Hierher kommen die Händler aus den umliegenden Dörfern, um frischen Fisch zu kaufen. Da es keine Schule in der Nähe gab, haben die Familien vier Lehrpersonen organisiert, deren Löhne sie mit Fischen bezahlen. 60 Kinder können hier zur Schule gehen. Das Schulmaterial für die 35 Jungen und 25 Mädchen bezahlt HEKS.
© Christian Bobst
Ein regelmässiges Einkommen
Ein Fischer trocknet seinen Fang, um ihn länger haltbar zu machen.
Die Familien von Mangala am Weissen Nil lebten ursprünglich von der Viehzucht. Doch der jahrzehntelange Bürgerkrieg im Sudan hat ihnen ihre Tiere und damit ihr ganzes Hab und Gut genommen. Was blieb, waren die Fische im Fluss, die sie vom Ufer aus mit Speeren fingen und dank denen sie überleben konnten. Pro Familie fingen sie zwei bis fünf kleine Fische pro Tag. Für mehr als eine Mahlzeit täglich reichte es selten. Manchmal weinten die Kinder vor Hunger.
«HILFE SCHENKEN»
HEKS verzeichnet einen neuen Rekord Auch an Weihnachten 2015 fanden wieder zahlreiche Ziegen, Enten, Hühner, Schweine, Wolldecken und viele weitere Geschenke zur Freude der Begünstigten der HEKSProjekte den Weg unter den Weihnachtsbaum. Die erfolgreiche Geschenkaktion überzeugte mehr Menschen denn je:
Um die Fische zu konservieren, hat die Kooperative an verschiedenen Anlegeplätzen am Nil Räucheröfen installiert. Die Fischer können ihren Fang trocknen und bis zu drei Monaten haltbar machen. Dies hilft ihnen, die Trockenzeit zu überbrücken, wenn weniger Fische ins Netz gehen. Die Fischsorten Tilapia und Nilbarsch sind sehr beliebt. Mit einem Kühlwagen werden die frisch gefangenen Fische an verschiedene Restaurants und Hotels geliefert. Die verkauften Fische bringen gutes Geld ein. Einen Teil des Erlöses legt die Kooperative für Reparaturen und Investitionen zur Seite. Der Rest gehört den Familien. Heute müssen sie nicht mehr Hunger leiden. Das Geld reicht auch, um die Gesundheitskosten zu decken und Schulmaterial für die Kinder zu bezahlen.
Spenden: bitte auf das PC-Konto 80-1115-1 mit dem Vermerk «Humanitäre Hilfe Südsudan»
HEKS verkaufte rund 29 000 Geschenke im Wert von insgesamt 1,3 Millionen Franken. HEKS bedankt sich bei allen, die «Hilfe schenken» unterstützt haben, wie zum Beispiel der Cevi in Samedan, der am Nikolausmarkt «Hilfe-schenken»-Wolldecken im Wert von 5000 Franken verkaufte. Mit dem Erlös werden Flüchtlingsfamilien, unter anderen in Libanon oder Irak, unterstützt. Die Bevölkerung im Oberengadin hat mit ihrer Spendenfreudigkeit ein Zeichen der Hoffnung gesetzt, und die Jugendlichen und Kinder dürfen die Gewissheit haben, im Kleinen Grosses bewirkt zu haben. Herzlichen Dank! os
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SERBIEN
Ein wunderbarer Konzertabend in der Tonhalle Zürich
Winterhilfe für Flüchtlinge
© zvg
HEKS-BENEFIZKONZERT
HEKS freut sich, dem Publikum dieses Jahr mit der weltweit gefeierten Janáček Philharmonie Ostrava, dirigiert von Heiko Mathias Förster, ein Musikerlebnis der besonderen Art präsentieren zu können. Gönnen Sie sich diesen wunderbaren Konzertabend und unterstützen Sie bedürftige Familien auf der Flucht. Das Sinfonieorchester besteht aus rund hundert erstklassigen Musikerinnen und Musikern und ist im tschechischen Ostrava beheimatet. Mit dem geschmeidigen Klang seiner Streicherinnen und Streicher und dem treibenden BläserEnsemble hat das Orchester Weltruhm erlangt. Heiko Mathias Förster wurde schon mit 23 Jahren zum Chefdirigenten des Brandenburger Theaters ernannt. Als Gast dirigierte er zudem Orchester auf der ganzen Welt. Seit 2014 leitet er die Janáček Philharmonie Ostrava. Das Orchester spielt Werke von Bedřich Smetana, Adrian Enescu, Johann Strauss jun., Franz Liszt und Antonín Dvořák. Zeit: Samstag, 23. April 2016, 19.30 Uhr Ort: Tonhalle Zürich, Grosser Saal Vorverkauf: Tonhalle Zürich, Musik Hug, Musikhaus Jecklin oder Jelmoli in Zürich. Online-Bestellungen: www.tonhalle.ch, 044 206 34 34
Die Kälte macht den Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Europa zu schaffen. Konnten sie im Sommer noch draussen in Parks oder auf einem Feld übernachten, sind sie bei kalten Temperaturen dringend auf feste Unterkünfte angewiesen. HEKS leistet in Serbien seit September 2015 gemeinsam mit seiner lokalen Partnerorganisation Ecumenical Humanitarian Organisation (EHO) Soforthilfe. Während der Wintermonate unterstützt HEKS die Flüchtlinge zusätzlich mit warmer Kleidung und stellt Unterkünfte in der Umgebung von Šid an der serbisch-kroatischen Grenze zur Verfügung. Kurzfristig konnten HEKS und EHO mithelfen, das Motel Adaševci als Empfangszentrum für die Flüchtlinge einzurichten EHO verteilt im Empfangszentrum Adaševci sowie in Bussen und Zügen täglich 1200 bis 2000 Hilfspakete. Die Pakete enthalten Nahrungsmittel, Wasser sowie Hygieneprodukte. Verteilt werden zudem Decken, Rucksäcke, Socken, Schuhe, Unterwäsche, Mützen, Handschuhe, warme Jacken und Decken. Das EHO-Medical Team leistet erste Hilfe, verarztet Wunden und verteilt Medikamente. Spenden: bitte auf das PC-Konto 80-1115-1 mit dem Vermerk «Flüchtlinge weltweit und in der Schweiz»
SOZIALE INTEGRATION
«HEKS in-fra job»: Sprachkurs und Arbeitsintegration in einem Das neue Angebot der HEKS-Regionalstelle Ostschweiz ermöglicht vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlingen im Kanton Thurgau einen ganzheitlichen Einstieg in den Schweizer Arbeitsalltag. Während zwölf Wochen absolvieren die Teilnehmenden an fünf Halbtagen pro Woche einen Arbeitseinsatz bei «HEKS TG job» und besuchen gleichzeitig einen an «HEKS in-fra» angegliederten Sprachkurs. Dies ermöglicht ihnen einen Einblick in die Schweizer Arbeitskultur und einen zielgerichteten Spracherwerb. Individuelles Coaching und Vorschläge an die zuweisenden Gemeinden für weiterführende Integrationsmassnahmen fördern ihren Weg in die Selbständigkeit. «HEKS in-fra job» wird im Rahmen des neuen Kantonalen Integrationsprogramms durchgeführt. Mit diesem will der Kanton Thurgau die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt fördern.
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Lebensgeschichten im Zentrum
SENIORENNACHMITTAG
Älter werden hier und andernorts Dorothee Adrian
Die Bildungsabteilung von Mission 21 will vermehrt Menschen im dritten und vierten Lebensabschnitt ansprechen. Mit einem speziell auf diese Altersgrupppe zugeschnittenen Kursprogramm erweitert sie ihr Angebot.
In dem von Heidi Zingg Knöpfli entwickelten Kurs «Älter werden in einem anderen Land» erzählt das Bildungsteam von Mission 21 von Menschen, die beispielsweise in Kamerun oder Indonesien altern: Wovon leben sie, wenn es keine Rente gibt? Die Antwort: Wenn sie auf dem Land leben, gehen sie weiterhin aufs Feld oder arbeiten kunsthandwerklich, so wie der kamerunische Holzschnitzer Mbenchu Robert Toh. Leben heisst an vielen Orten ganz existenziell «überleben». «Da haben wir es hier aber gut», ist dann oft die Reaktion in einer Seniorengruppe. Doch bevor es um die Erfahrungen der Menschen in der weiten Welt geht, will Heidi Zingg Knöpfli von den hiesigen Seniorinnen und Senioren wissen, was sie sich einst vom Leben wünschten und welche Aspekte davon in Erfüllung gingen. Wichtig ist ihr, Gemeinsamkeiten mit älteren Menschen aus anderen Ländern herauszuarbeiten. Zum Beispiel, wenn es um ihre Rolle als Grossmutter oder Grossvater geht. Als Mitarbeiterin von Mission 21 wird sie oft zuerst mit einem bestimmten Bild von Mission konfrontiert. «Manche haben Bedenken, dass ich komme, um Geld zu sammeln und ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen», berichtet sie. Doch dann erleben die Menschen, dass es hier um sie geht, um ihre ganz besondere und reiche Lebenserfahrung. Und auch, dass es lustig zu und her gehen kann an einem solchen Nachmittag.
Den Blick weiten
© Mission 21
Heidi Zingg Knöpfli möchte den Blick weiten. Nicht nur, indem sie von Menschen in den Partnerländern von Mission 21 erzählt, sondern auch im Ausloten von Möglichkeiten. Eine Besucherin des Kurses berichtete beispielsweise, dass sie sich immer Kinder und Enkel gewünscht hatte, diese aber nicht bekam. Sie «adoptierte» schliesslich die italienische Nachbarsfamilie und schwärmt heute vom ein- und ausgehenden jungen Leben in ihrem Haus.
Heidi Zingg Knöpfli erzählt davon, wie Menschen in anderen Kulturen altern.
«Seit meiner Kindheit finde ich ältere Menschen toll», sagt Heidi Zingg Knöpfli, Erwachsenenbildnerin und Mitarbeiterin bei Mission 21. «Ich liebte meine Grosseltern heiss und innig und war immer sehr gerne bei ihnen.» In Kamerun, wo Zingg Knöpfli von 1986 bis 1993 lebte, werden betagte Menschen geehrt und ihre Erfahrungen wertgeschätzt. Zurück in der Schweiz, erlebte sie den Unterschied als gravierend: «Hier spüren viele Seniorinnen und Senioren, dass sie als Kostenfaktor oder Belastung gesehen werden.»
Am Schluss des Kurses geht es nochmals nach Kamerun: Vor langer Zeit übersetzten Missionare das bekannte Lied «Gott ist die Liebe» auf Mungaka, eine der 248 lokalen Sprachen. Gemeinsam singen die Teilnehmenden diese vertraute Melodie mit den Worten einer völlig fremden Sprache. Auch so kann weltweite Kirche erfahrbar werden. Mögliche Kursthemen für die Seniorinnen- und Seniorenarbeit in Kirchgemeinden sind: • Älter werden in einem anderen Land • Ohne Frauen geht es nicht • 200 Jahre Geschichte und voller Hoffnung in die Zukunft • Was macht uns krank – was macht uns gesund? Weitere Informationen:
[email protected], 061 260 22 67
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PROJEKT
Wenn der Nächste nicht liebt Katrin Pilling
Christen und Muslime engagieren sich gemeinsam für Opfer häuslicher Gewalt. Ein Beispiel für wirksame interreligiöse Friedensarbeit aus Indonesien.
Gewaltopfer in den letzten Jahren verstärkt. Riris fand dank der GKP eine Unterkunft. Aty Suandi von Praxis brachte ihre psychologische Erfahrung ein und hat die Begleitung der Familie übernommen.
Seelsorge reicht nicht Am Zentrum für Feministische Theologie an der Christlichen Universität in Yogyakarta lassen sich Pfarrerinnen und Pfarrer der Partnerkirchen von Mission 21 weiterbilden. Fester Bestandteil der Ausbildung sind Praktika im muslimischen Frauenhaus Rifka Annisa. Obertina Johanis hat bereits dreimal an Trainings teilgenommen: «Früher bin ich Opfern lediglich mit Seelsorge begegnet: Zuhören, Reden und gemeinsames Beten. Doch es braucht mehr, nämlich Fachwissen und ein starkes Netzwerk aus Anwälten, Spitälern und der Polizei, um Opfern konkret helfen zu können», so die Pfarrerin.
Riri kann ihre Geschichte nicht selbst erzählen. Jedenfalls nicht mit Worten. Die 20-Jährige ist taubstumm. Aufmerksam ruht ihr Blick auf Aty Suandi, während diese ihr ihre Stimme leiht. Die Psychologin leitet die muslimische OrganiNiemand mag sich ausmalen, wie Riris Leben ohne die sation «Praxis in Community» (Praxis). Diese kooperiert mit Hilfe von Praxis, GKP und der mutigen Sozialarbeiterin der «Pasundan Kirche» (GKP), einer Partnerkirche von Misheute aussehen würde. Sie lacht viel, geht gerne klettern sion 21 in Bandung. Gemeinsam helfen sie Frauen und Kinund hilft dem Team in der Notunterkunft bei der Hausardern, die von ihren Allernächsten – Vätern, Brüdern, Ehebeit und dem Kochen. Derzeit entwickelt sie ihre eigene Gemännern – Gewalt erlitten haben. Die Opfer erhalten Schutz bärdensprache weiter. Vielleicht kann sie irgendwann ihre in einer Notunterkunft, psychologische und medizinische Geschichte selbst erzählen und – schweigend – das SchweiBetreuung und Rechtshilfe. «Wir haben Riri völlig verwahrgen brechen. lost aufgefunden», sagt Aty Suandi. Die Familie hatte sie zwei Jahre lang in einen Holzkäfig neben dem Wohnhaus gesperrt. Mit Überforderung und Angst erklärt Aty Suandi das Verhalten der armen Familie mit drei weiteren Kindern. Das vernachlässigte Mädchen war manchmal nachts durchs Dorf gelaufen, Dorfbewohner beschwerten sich über die «Verrückte». Die Familie fand den Holzkäfig als «Lösung». Eine Sozialarbeiterin wurde auf Riri aufmerksam. Auf ihrer langen Suche nach Hilfe fand sie schliesslich Praxis und die GKP. «Erst nach und nach haben wir das Ausmass der Geschichte verstanden», erklärt Aty Suandi, auch durch Riris Zeichnungen und ihre Alpträume: «Wir haben den Verdacht, dass Riri sexuell missbraucht wurde.» Eine Anklage sei schwierig: keine Beweise, keine Zeugen, ein «stummes» Opfer. Riri (rechts) kann wieder lächeln. Neben ihr sitzen Nuralita, eine freiwillige Helferin der GKP, und Pfarrerin Obertina Johanis.
Immer mehr Opfer suchen Hilfe Riris Fall ist ein extremes Beispiel, doch häusliche Gewalt erleiden in Indonesien viele. 2014 wurden laut der nationalen Frauenkommission 293 220 Fälle von Gewalt gegen Frauen gemeldet, davon 70 Prozent häusliche Gewalt. Die GKP und andere Partnerkirchen von Mission 21 in Kalimantan und Sabah (Malaysia) haben ihren Einsatz für
Projekt: «Kooperationsprogramm Indonesien und Malaysia» Nummer: 225.1001 Spenden: Konto PC 40-726233-2, IBAN Nr. CH58 0900 0000 4072 6233 2 (Vermerk: «225.1001») Information: www.mission-21.org/frauen-indonesien
[email protected], 061 260 23 03
© Mission 21 / Katrin Pilling
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Hongkong: Kurzeinsätze für junge Erwachsene
AKTUELL
Südsudan: Neue ökumenische Mitarbeitende ausgesandt
© Mission 21
Mission 21 bietet jungen Erwachsenen die Möglichkeit eines Perspektivenwechsels: Gemeinsam mit jungen Freiwilligen aus aller Welt können sie rund drei Monate in Hongkong im Ascension House leben. Dieses christliche Gästehaus gehört zum Tao Fong Shan Christian Centre. Die Teilnehmenden lernen das christliche Leben in Hongkong, eine andere Kultur und spannende Menschen kennen. Ein Vorgespräch sowie ein Vor- und ein Nachbereitungswochenende in Basel sind Bestandteil des Programms. Das Angebot richtet sich an junge Erwachsene zwischen 18 und 22 Jahren mit ausreichenden Englischkenntnissen. Ausreise 2016 zwischen Juni und September. da
Dorina und Mathias Waldmeyer, die neuen Koordinatoren für das Kooperationsprogramm Südsudan.
Dorina und Mathias Waldmeyer sind seit Ende Januar 2016 als Koordinatoren für das Kooperationsprogramm Südsudan von Mission 21 im Einsatz. Das Land befindet sich im Krieg. Ursprung des Konflikts ist ein politischer Streit zwischen Präsident Salva Kiir und Ex-Vizepräsident Riek Machar, der Ende 2013 zum Kriegsausbruch führte. 2,3 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Viele Ortschaften, in denen die Projekte ursprünglich angesiedelt waren, sind zurzeit unbewohnbar. Trotz Angst und Verunsicherung geht die Arbeit aber an neuen Orten weiter. Dorina Waldmeyer ist Südostasienwissenschaftlerin und seit 2013 in unterschiedlichen Funktionen für Mission 21 tätig, zuletzt als stellvertretende Programmverantwortliche für Nigeria. Mathias Waldmeyer ist Risikoanalyst sowie Politik- und Regionalwissenschaftler Südostasien. Zuletzt arbeitete er als Senior Risk Analyst für die Region AsienPazifik bei EXOP, einem Beratungsunternehmen für Risikomanagement in Konstanz. In ihrer neuen Funktion unterstützen Dorina und Mathias Waldmeyer unsere südsudanesischen Partnerkirchen und -organisationen bei der Projektplanung, -durchführung und -evaluation. Dabei steht die Weiterbildung der Mitarbeitenden der Partnerorganisationen im Zentrum, um die Qualität der Programmarbeit langfristig zu sichern. Arbeitsort ist zunächst Nairobi (Kenia). Wenn es die Sicherheitslage zulässt, werden sie regelmässige Kurzeinsätze im Südsudan leisten. mw
Information und Anmeldung:
[email protected], Tel. 061 260 22 67
Schweiz: Gönner-Seminar mit Basler Münster-Führung Wie regle ich meine letzten Dinge? Wie kann ich am besten meine finanziellen Angelegenheiten ordnen? Welche rechtlichen Regelungen sind zu beachten? Antworten auf diese wichtigen Fragen gibt das jährlich stattfindende Gönner-Seminar von Mission 21 in bewährter Zusammenarbeit mit dem VZ VermögensZentrum. Für persönliche Gespräche sind Claudia Bandixen, Direktorin von Mission 21, sowie Vorstandsmitglieder von Mission 21 und der Basler Mission anwesend. Nach dem gemeinsamen Mittagessen gibt es eine Spezialführung für Mission 21 durch das Basler Münster, einer der bedeutendsten Sakralbauten der Schweiz. Die Hauptkirche der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt birgt viele Geheimnisse, Geschichten und Schätze. Wer ahnt heute, dass Hauptportal und Galluspforte einst in prächtigsten Farben erstrahlten? Wer weiss, welchen Weg die Sandsteine für den Bau des Münsters zurücklegen mussten? Und was spielte sich im Mittelalter im Kreuzgang ab? Bianca Burkhardt, seit 16 Jahren Restauratorin bei der Basler Münsterbauhütte, leitet die Führung. da (Siehe Agenda)
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JUNI
AGENDA
Missionsfest 5. Juni, ganztägig
Veranstaltungsort:
Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen bei Mission 21 an der Missionsstrasse 21 in Basel statt. APRIL
Gönnerseminar Dienstag, 12. April 2016, 10 –15.30 Uhr
Seminar von Mission 21 in Zusammenarbeit mit der Basler Mission und dem VZ VermögensZentrum, Anschliessend Spezialführung durch das Basler Münster. (Siehe Seite 20) Information und Anmeldung:
[email protected], 061 260 23 36
Im Anschluss an die Missionssynode (3. und 4. Juni) feiern wir das jährliche Missionsfest. Es beginnt mit einem Festgottesdienst in der Dorfkirche in Riehen und wird mit einem familienfreundlichen Programm im Garten des Missionshauses fortgeführt. Für Essen, Getränke und Musik ist gesorgt.
6. bis 10. Juli
Information und Anmeldung:
[email protected], 061 260 22 76
Information und Anmeldung: www.mission-21.org/bonhoeffer2016
Ferien für Missionsinteressierte 20. bis 27. Juni Graf-Zeppelin-Haus am Bodensee
Eine Reise in die spannende Geschichte der Basler Mission 21: Wir erleben persönliche historische Berichte und erfahren, was Mission heute bewirkt. Das Graf-Zeppelin-Haus am Bodensee in Friedrichshafen-Fischbach (Deutschland) ist eine Oase der Ruhe, mit direktem Seezugang. Spaziergänge oder eine Schifffahrt runden das Programm ab. Information und Anmeldung:
[email protected], 061 260 22 53
young@mission21: Camp in Taizé mit Gästen aus Hongkong 22. Juni bis 5. Juli
young@mission21-Weekend Samstag/Sonntag, 30. April und 1. Mai Pfadiheim Einsiedeln
Ein Wochenende für 18- bis 30-Jährige. Zwei Tage Zeit, um über Gott und die Herausforderungen der globalisierten Welt zu diskutieren, gemeinsam zu kochen und Spass zu haben.
Eine Freizeit gemeinsam mit jungen Erwachsenen aus Hongkong. Mitleben in der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé (Frankreich), anschliessend einige Tage in der Schweiz. Gemeinsames Essen, Lachen, Diskutieren, Singen und den Alltag teilen prägen die Woche. Information und Anmeldung: www.mission-21.org/taize
[email protected], 061 260 22 39
Information und Anmeldung: www.mission-21.org/young
[email protected], 061 260 22 39
JULI
Internationaler Bonhoeffer Kongress Die Konferenz will klären, wie Bonhoeffers eigene Theologie durch Auslandserfahrungen und ökumenische Begegnungen geprägt wurde. Kann Bonhoeffers Theologie auch in unserer heutigen globalisierten Situation noch hilfreich sein?
[email protected], 061 260 22 59
SEPTEMBER
Horizonte weiten Samstag, 10. September, 10 –16.30 Uhr
In den Referaten und Workshops zum Thema Rituale diskutieren wir und bringen Erfahrungen aus der Schweiz, Südamerika und Indonesien zusammen. Information und Anmeldung:
[email protected], 061 260 22 67
NACHRICHT Pfarrer Gu-Yuese festgehalten Mission 21 und ihr ökumenischer Mitarbeiter in Hongkong, Tobias Brandner, nehmen besorgt zur Kenntnis, dass Pfarrer Joseph Gu Yuese von den Behörden festgehalten wird (Stand Mitte Februar). Pfarrer Gu ist Leiter der bedeutenden christlichen Chongyi-Kirche. Die Behörden der Provinz Zhejiang werfen ihm finanzielle Ungereimtheiten vor. Tobias Brandner, Dozent und Gefängnisseelsorger, erhält von Beobachtern andere Informationen: Vermutlich hänge die Untersuchung gegen Pfarrer Joseph Gu mit den Kirchenzerstörungen in der Provinz Zhejiang zusammen. Pfarrer Gu hat diese öffentlich verurteilt. do
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AGENDA
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NACHRICHTEN Knipsen und helfen Unvergessliche Momente oder besondere Selfies – alles lässt sich fotografieren und teilen. Wird die Reformations-App «R500-Photo» genutzt, wird daraus ein Blick durchs Schlüsselloch. Im Zeichen der Reformation legt «R500-Photo» eine Schablone in Form eines «R» um die Linse der Smartphone-Kamera. So wird das Logo des Reformationsjubiläums in der Schweiz zum Raster für den Blick in eine gerechtere Welt.
Je 500 auf die Seite zum Reformationsjubiläum www.ref-500.ch geladene Fotos spendet der SEK (Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund) seinen Hilfswerken 2000 Franken. Aus der Galerie werden von Zeit zu Zeit besonders kreative und schöne R-Fotos prämiert. uw Information: www.ref-500.ch
Gegen die Kürzung der Entwicklungsgelder Noch immer hungern rund 800 Millionen Menschen und Not lässt viele Menschen auswandern. Klug eingesetzte Entwicklungsgelder helfen, dass die Menschen in ihrem Umfeld Verbesserungen erreichen. Dennoch sollen im Rahmen der Budgetdiskussionen in der Schweiz die öffentlichen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit gekürzt werden. Der Nationalrat hat im Budget 2016 massive Kürzungen akzeptiert. Für 2017-2019 sind weitere Schnitte geplant. Kurzsichtig und unsolidarisch, findet Alliance Sud. uw Information: www.alliancesud.ch/
Mit den Menschenrechten richtig arbeiten Damit Menschenrechte auch im Alltag umgesetzt werden, hat der Bund das Schweizerische Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR) gegründet. Geleitet wird es seit Anfang 2016 von Prof. Jörg Künzli, Institut für öffentliches Recht der Universität Bern. Das SKMR unterstützt Behörden, Zivilgesellschaft und Wirtschaft bei der Umsetzung der Grund- und Menschenrechtsgarantien. Dazu gehören Dokumentation und Analyse der Menschenrechtssituation in der Schweiz, aber auch Weiterbildung. Geplant ist, das SKMR in eine Nationale Menschenrechtsinstitution zu überführen. uw Information: www.skmr.ch
HINWEIS 10 Sätze zum Zusammenleben in der multireligiösen Gesellschaft Wir leben in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft – mit Religionen, die alle einmal von aussen in die Schweiz gebracht wurden. Diese Vielfalt ist Bereicherung und Herausforderung zugleich. Mit «10 Sätzen und Ausführungen» nehmen die Berner Landeskirchen Stellung für Religionsfreiheit und friedliche, lebensdienliche Religionen. Darüber hinaus verweisen die «10 Sätze» auf das integrative und friedensfördernde Potential von Religionen, das in den aktuellen Diskussionen kaum beachtet wird. uw Flyer (in D, F oder I) bestellen: 031 340 24 24,
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... UND AUSSERDEM Rot statt grün – so zeigen viele Karten des Weltressourceninstitutes den Kahlschlag der Wälder. Dank Satellitentechnik und Smartphones werden die Angaben gesammelt und als Karten aufbereitet. Viele Daten sind als Excel-Dateien erhältlich. Länderweise lassen sich so Kahlschläge auf-
decken, doch Holzfäller erkennen auch die Baumhöhen. Das offene Projekt bietet den Vergleich über die Zeit. Da zeigt sich, wie masslos Urwald abgeholzt wird und dafür riesige Plantagen mit Ölpalmen oder Weideflächen angelegt werden. www.globalforestwatch.org
MEDIENTIPPS Almanach Entwicklungspolitik 2015 Neue Ziele der UNO im Kampf gegen Hunger und Mangel, Sparmassnahmen in der Schweiz – die Perspektiven der Entwicklungszusammenarbeit (so der Untertitel des Buches) sind unterschiedlich. Vertreter internationaler, nationaler und nichtstaatlicher Organisationen, Beiträge aus Nord und Süd, aus Wirtschaft, Wissenschaft und Publizistik befassen sich mit der Entwicklungspolitik im Jahr 2030 und der Rolle der Hilfswerke. uw Caritas-Verlag, Luzern 2015, 288 S., Fr. 39.– ISBN 978-3-85592-136-2, auch als e-Book
Für eine Ökonomie, die dem Leben dient Der deutsche Theologe und Sozialethiker Franz Segbers setzt sich immer wieder für eine Ökonomie ein, die dem Leben dient. In seinem jüngsten Buch befasst er sich mit den «Menschenrechten als Grundlage einer christlichen Wirtschaftsethik». Gegen die anhaltende Wirtschaftskrise sucht Segbers nach einer jüdisch-christlichen Alternative zum gegenwärtigen Kapitalmarkt. Er orientiert sich am konkreten Menschen und betont, wie wichtig die Achtung von Menschenrechten ist. Diese haben auch in der modernen Formulierung ihre Wurzeln in der biblischen Tradition. Segbers entwickelt deshalb eine «Ethik des Lebens», die biblisch und theologisch argumentiert und gleichzeitig eine Gesprächsbasis mit Nichtglaubenden bildet. uw Franz Segbers, Ökonomie, die dem Leben dient; Butzon & Bercker und Neukirchener Theologie, Kevelaer und Neukirchen-Vluyn 2015, 282 S., ca. 33.– Fr.
HINWEISE & MEDIENTIPPS
Nr.1 | 2016
La buena vida Der Film La buena vida erzählt vom Kampf der indigenen Wayúu um ihr Dorf Tamaquito im kolumbianischen Regenwald. Die grösste Tagebau-Kohlemine der Welt, hinter der mächtige Rohstoffkonzerne wie Glencore stehen, frisst sich immer näher an ihre Siedlung heran. Doch die Wayúu wollen sich nicht kampflos umsiedeln lassen und misstrauen den Versprechungen der Minenbetreiber auf ein «besseres» Leben in modernen Häusern mit Stromversorgung. Es beginnt ein Kampf David gegen Goliath … Der Film dokumentiert eindrücklich und mit eindringlichen Bildern die Situation im Norden Kolumbiens, wo auch HEKS Dorfgemeinschaften unterstützt, die vom Kohle-Tagebau bedroht sind und zur Umsiedlung gezwungen werden.
FILMTIPP Glanzlose Seiten des Goldgeschäfts Der Film Dirty Gold War gewährt einen Blick hinter die Kulissen der überaus gewinnträchtigen Goldindustrie. Woher stammt das Gold, welches in den Auslagen der Bijouterien glänzt, uns schmückt oder in den Tresoren der Banken lagert? Unter welchen Bedingungen wurde es abgebaut? Mit welchen Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung und die Umwelt? Antworten zu geben, ist schwierig, denn der Ursprung des zu einem grossen Teil in der Schweiz verarbeiteten Goldes ist oft unklar.
La buena vida läuft in Kinos der Deutschschweiz
Neues Magazin «bref» Seit Mitte Januar erscheint «bref» als «Das Magazin der Reformierten», wie es unbescheiden heisst. Statt wöchentlich wie die einfach gestaltete Reformierte Presse erscheint «bref» 14-täglich. Ausführliche Reportagen geben Lesestoff, eine anschauliche Karte verortet wichtige reformierte Aktualitäten und Hinweise. Daneben finden sich aber weiterhin Nachrichten und Stelleninserate. uw
© Rita Productions]
contigo
Dreckige Geschichten rund um Gold: Dirty Gold War
Beispiele aus Brasilien und Peru belegen die problematische Menschenrechtssituation und die hohe Umweltbelastung beim Abbau von Gold. Was zuletzt in den Luxusgeschäften der ganzen Welt landet, hat zuvor eine glanzlose Geschichte. Die Schweiz spielt im globalisierten Goldgeschäft eine zentrale Rolle, denn hier wird ein Grossteil des Goldes raffiniert und zu Barren gegossen. Der Film bringt einen Beitrag zur Debatte für den verantwortungsvolleren Abbau und Handel mit Gold. dg Dokumentarfilm von Daniel Schweizer, Schweiz 2015; 52 Min.; ab 16 Jahren; VOD und DVD Verkauf und Verleih (DVD, Fr. 25.–): éducation21, 031 321 00 22,
[email protected] Relimedia, 044 299 33 81
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Nr.1 | 2016
© ACT/Paul Jeffrey
contigo
Ein Tag Leben ist wertvoller als ein Berg Gold Sprichwort aus China