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Samstag, 6. april 2013
Kultur
Charlotte Schütt leitet Engadiner Museum Das Engadiner Museum St. Moritz hat eine neue Leiterin: Charlotte Schütt wird ab dem 1. Mai damit beauftragt sein, das Museum neu zu positionieren, wie der Stiftungsrat mitteilt. Dafür habe der Oberengadiner Souverän bereits 2011 sechs Millionen Franken gesprochen. Die Churerin Charlotte Schütt sei eine ausgewiesene Museumsfachfrau. Sie leitete unter anderem das Museum Mühlerama in Zürich und war Mitarbeiterin des Freilichtmuseums Ballenberg. Sie amtete als Geschäftsführerin und später Vizepräsidentin des Verbandes Museen Graubünden. Bis zu dessen Aufhebung war sie verantwortlich für das Kulturmarketing des Kantons Graubünden. (bt)
Filmkunst aus Portugal in St. Gallen
Kulturnotizen acézannes «Äpfel» sollen 35 Millionen Dollar bringen: Drei Millionen Dollar pro Ap-
fel: Sotheby’s versteigert das Bild «Les Pommes» von Paul Cézanne und erhofft sich dafür 35 Millionen Dollar. Das 1889/1890 entstandene Gemälde soll ein Höhepunkt der Frühjahrsauktion in New York Anfang Mai sein. Das Stillleben zeigt elf Äpfel, die auf einem Teller und daneben liegen. Was so simpel klingt, gilt hinsichtlich Farbgebung, Schatten und vor allem Formen als wichtiger Schritt hin zur modernen Kunst. «‘Les Pommes’ ist eines von Cézannes besten Stillleben», sagt Charles Moffett von Sotheby’s. «Man kann sich nicht einmal vorstellen, auch nur einen Pinselstrich ändern zu wollen.»
Die Party ist vorbei
Das Junge Theater Graubünden baut sich die Welt neu: Mit «Wir haben überlebt» zeigen 15 Jugendliche die Abschlussarbeit eines Theaterkurses im Theater Chur. Von Julian Reich
Die Welt als weisses Blatt Papier: Wer wünschte sich das nicht zuweilen? Einmal ganz von vorn anfangen, ohne Zwänge und Konventionen, ohne Druck und Traditionen. Nun gibt es – Achtung: These – ein Lebensalter, in dem diese Vorstellung von ganz besonderer Dringlichkeit ist: Die Zeit des Übergangs vom Jugend- zum Erwachsenenalter, wenn bewusst wird, dass ein Leben in dieser Gesellschaft gewissen vorgestanzten Wegen zu folgen hat. Gleichzeitig aber liegt da das eigene Leben vor einem und wartet wie ein weisses Blatt auf Zukunft. Am Nullpunkt Es ist ein Privileg der Kunst und des Theaters im Besonderen, solchen Welt- und Lebensentwürfen einen Raum zu geben, die Bühne. Schwarz und kahl ist sie zu Beginn des Stückes «Wir haben überlebt! Nus vivin anc adina!», das am Donnerstag Uraufführung im Theater Chur hatte. Gerade noch wurde hinter geschlossenem Vorhang ein Countdown gezählt, da verstummte plötzlich die Musik und ein vielstimmiges Summen hob an. Es ist der Nullpunkt, den sich das 15-köpfige Ensemble für das Stück gewählt hat: Die Party ist vorbei, mehr noch: die Welt ausgelöscht. Es ist an den Überle-
Schöne neue Welt? Das ensemble des Jungen theaters Graubünden baut sich haus und herd und geizt dabei auch nicht mit reizen. (Foto Claudio Godenzi)
benden, die Welt und mit ihr Kultur und Gesellschaft neu zu erfinden. Das ist eine reizvolle Ausgangslage, und sie ist ausserdem nicht eben weit entfernt von jener, die die Vorlage zu einer anderen Produktion des Jungen Theaters bildet. In Ilanz wird ab 11. April «Dort am Horizont» gezeigt, eine Adaption des Jugendromans «Der Herr der Fliegen». Darin stürzen Kinder auf einer Tropeninsel ab und haben ebenfalls ihre Welt neu zu bauen. Assoziative Reihung Die Churer Schwesterproduktion, die unter der Leitung von Janina Offner (Schauspiel) und Ursina Giger (Musik) entstanden ist, ver-
Gérard Depardieu
Gerät immer wieder in die Schlagzeilen: Gérard Depardieu.
(Ky)
Trunkenheits-Prozess erneut vertagt Schauspielstar Gérard Depardieu muss sich erst in eineinhalb Monaten wegen Trunkenheit am Steuer vor Gericht verantworten. Ein Gericht in Paris vertagte gestern die Verhandlung auf den 24. Mai. Der Franzose war dabei mit 1,8 Promille Alkohol im Blut von seinem Scooter gestürzt, hatte aber weder andere noch sich verletzt. Auf Trunkenheit am Steuer stehen in Frankreich bis zu zwei Jahre Haft und Geldstrafen von bis zu 4500 Euro. Das Gericht begründete die
zichtet auf eine Vorlage und setzt auf Szenen, die das Ensemble seit Herbst selbst erarbeitet hat. Dabei hätten sie sich von den Weltuntergangsszenarien inspirieren lassen, wie sie gerade im letzten Jahr Konjunktur hatten, heisst es im Programmheft. Die Nacht des 21. Dezembers verbrachten die jungen Theaterleute im Probenraum, und am Morgen waren erste Skizzen für «Wir haben überlebt!» beisammen. Es hat seinen Reiz, wenn die Schauspielenden im kollektiven Reigen um die Bühnenmitte tanzen und springen, wenn sie mal synchron, dann versetzt oder im Herzschlag-Rhythmus sprechen, klopfen oder singen. Und es scheint ihnen Spass zu machen,
Vertagung des Prozesses mit einem Antrag auf Einstellung des Verfahrens durch Depardieus Anwalt. Der Schauspieler selbst war wegen Dreharbeiten in New York erst gar nicht angereist. Er spielt dort die Hauptrolle in einem Film über die New Yorker Sex-Affäre des früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn. Der als Wein-Kenner bekannte Depardieu ist in jüngster Zeit häufiger in die Schlagzeilen geraten. Im vergangenen Sommer musste er nach einem Wutanfall auf offener Strasse bei der Polizei vorstellig werden. 2011 pinkelte er in einem Flugzeug in eine Flasche und verursachte dadurch eine lange Startverschiebung.(sda)
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Unter dem Titel «Single Shot Films» zeigt das Kunstmuseum St. Gallen bis zum 23. Juni filmische Werke der Portugiesin Filipa César. Es ist die erste Einzelausstellung der 1975 geborenen Künstlerin aus Porto in einem Schweizer Museum. Die in den letzten Jahren international wahrgenommenen Werke Césars beschäftigen sich mit dem Verhältnis zwischen bewegten Bildern und ihrer Wahrnehmung durch die Gesellschaft, wie das Kunstmuseum St. Gallen gesternFreitag informierte. Die Ausstellung dauert von heute Samstag bis 23. Juni. Entlang historischer Ereignisse in ihrer Heimat Portugal Mitte der 1970er-Jahre untersucht César Themen wie Erinnerung, Gedächtnis und deren filmische Rezeption. Die Werke handeln etwa vom Ende der Diktatur Salazars und der Entkolonialisierung afrikanischer Besitzungen. In «The Embassy» (2011) begibt sich die Künstlerin nach Westafrika in die ehemalige Kolonie Guinea-Bussau. Der Journalist Armando Lona blättert in einem vergilbten Fotoalbum, auf das César in einem Staatsarchiv gestossen ist. Die Bilder aus den 1940er- und 1950er-Jahren erzählen aus dem Alltag der Bewohner Guinea-Bissaus. Packend verwebe die Künstlerin Geschichte mit subjektiven Erzählungen von Protagonisten, schreibt das Kunstmuseum. In der Arbeit «Porto» (1975) kondensiert César Gegenwart und Vergangenheit am Beispiel eines Projekts des sozialen Wohnungsbaus: Bouça wurde 1973 begonnen, 1978 eingestellt und erst 2006 abgeschlossen. Césars Video führt in einer einzigen Kamerafahrt durch die Anlage und endet in einem Architekturstudio. Weitere filmische Werke wie «Cuba» (2012) thematisieren das kollektive Gedächtnis Portugals und der Vergangenheit des Landes als Kolonialmacht. Ein Ausgangspunkt ist dabei der Unabhängigkeitskämpfer Amílcar Cabral (1921–1973). (sda)
t h e at e r K r i t i K
endlich zeigen zu dürfen, woran sie so intensiv gearbeitet haben in den letzten Monaten, sie tun es mit Freude und viel Energie. Aber natürlich ist so keine Geschichte zu erzählen, stattdessen bleibt es bei einer eher assoziativen Reihung von Szenen, die sich mit Religion, Körperkult und anderen Themen beschäftigen, Themen, die den Jugendlichen anscheinend am Herzen liegen. Vieles scheint dabei aber Form ohne Inhalt zu bleiben, eine Art Theater um des Theaters willen. Was ja auch nicht weiter verwunderlich ist: Es ist die Abschlussarbeit eines Theaterkurses. Noch heute Samstag, 6. April, 20 Uhr. Premiere in Ilanz: Donnerstag, 11. April. www.theaterchur.ch, www.jungestheater.ch.
Streiflicht
«Ein Grosser ist von uns gegangen» Ein Adieu für den «Dicken»: Bei einer Trauerfeier in Hamburg haben sich Familie, Freunde und Fans gestern von Schauspieler Dieter Pfaff verabschiedet. Prominente Kollegen und Weggefährten des TV-Lieblings, der sich mit Rollen wie «Bloch» und «Der Dicke» in die Herzen von Millionen Zuschauern spielte, kamen zum Gottesdienst im Michel. Pfaff war vor einem Monat im Alter von 65 Jahren im Kreise sei-
Dieter Pfaff (1947–2013). (bt)
ner Familie in Hamburg gestorben. Wenige Monate zuvor hatten Ärzte bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Die Beisetzung soll auf Wunsch seiner Angehörigen im engsten Kreis stattfinden. Schauspieler wie Herbert Knaup, Sabine Postel und Peter Heinrich Brix sowie der ARDVorsitzende Lutz Marmor und TV-Moderator Reinhold Beckmann erwiesen Pfaff die letzte Ehre. Auch Talkmaster und TV-Produzent Hubertus Meyer-Burckhardt und Helmut Zerlett, als Bandleader in der «Harald Schmidt Show» bekannt, gehörten zu den Gästen. Von Zerlett stammt die Titelmusik zur ARDSerie «Der Dicke». Traurig und fröhlich zugleich Nach der Trauerfeier zeigten sich viele ergriffen. «Es war eine sehr schöne Trauerfeier, sehr angenehm - nicht nur traurig, sondern auch mit schöner, lustiger, fröhlicher Klezmermusik», sagte Komponist Zerlett. Pfaff, der für ihn ein lieber Freund war, werde auf dem Bildschirm fehlen: «Seine Originalität und Authentizität ist im deutschen Fernsehen selten geworden.» Auch der ARD-Vorsitzende Marmor betonte: «Ein Grosser ist von uns gegangen.» (sda)