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VORSCHAU SPIELZEIT 16/17
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OPER & OPERETTE SONDERPROJEKTE KONZERTE
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DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauß Was wollen Zigeuner mit einem Baron? Wo sie doch ein freies und ungebundenes Leben führen, ihr feuriges Temperament sich in kraftvollen Csárdásklängen entlädt und sie nichts und niemandem untertan sind. Ihnen gegenüber sehen die feinen Herren der Wiener Gesellschaft mit ihren starren Verhaltensweisen etwas blass aus. Wichtig ist hier nicht, wer man ist, sondern wie man heißt: Wer kein Graf oder Baron ist, hat gar nichts zu melden und sieht sich dem Protest der Sitten-Kommission ausgesetzt. So ergeht es Sándor Barinkay, der nach langen Kriegswirren in die Heimat zurückkehrt und erkennen muss, dass die elterlichen Güter verfallen und überdies besetzt sind. Sein Vater wurde verbannt und die Gesellschaft verspottet den Sohn, weil er keinen Titel hat, allen voran der selbst nicht gerade sehr vornehme Schweinefürst Zsupán und dessen Tochter Arsena. Alsbald wird Barinkay jedoch von den Zigeunern zu ihrem Baron geadelt und verliebt sich in das Zigeunermädchen Saffi. Als dann aber überraschend Saffis adlige Abkunft als Tochter des letzten türkischen Paschas bekannt wird, fühlt sich Barinkay nicht mehr gut genug für sie, und zieht in den Krieg. Nach seiner Rückkehr gibt es dann doch noch das ersehnte Happy End. Sehnsucht nach der Heimat und Suche nach der eigenen Identität sind die zeitlosen Themen dieser Geschichte. Zigeuner – der Begriff ist heute verpönt und politisch nicht korrekt, weil, durch die nationalsozialistische Vergangenheit rassistisch besetzt, und wenn er noch gebraucht wird, dann hat das Wort meist einen abfälligen Unterton. Die Verfasser des Zigeunerbarons wollten jedoch gerade die Verbrüderung unterschiedlicher Gruppen und Nationalitäten im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn demonstrieren. Die Sympathien liegen klar auf Seiten der Zigeuner. Den Titel der berühmten Operette von Johann Strauß jedenfalls kann man nicht ändern, die Thematik um Kriegselend, Heimatlosigkeit und Vorverurteilung aber bleibt hochaktuell. 4
LA WALLY Oper von Alfredo Catalani
Die Geierwally als packende italienische Oper im Umfeld des Verismo. Wally, die Tochter eines reichen Grundbesitzers, wird von ihrem Vater vor die Wahl gestellt: Entweder sie heiratet den Verwalter Gellner oder sie muss für immer sein Haus verlassen. Doch Wally, die den Draufgänger Hagenbach liebt, wählt die Freiheit: Mit dem Zitherspieler Walter zieht sie sich in die Einsamkeit der Berge zurück. Nach dem Tod ihres Vaters argwöhnt die reiche Erbin durch Zureden Gellners, dass Hagenbach einer anderen Frau schöne Augen macht. Nachdem Hagenbach sie vor versammelter Gesellschaft demütigt, indem er sie erst küsst und dann stehen lässt, schwört Wally Rache, stiftet Gellner zum Mord an Hagenbach an und setzt damit eine Lawine an dramatischen Ereignissen in Gang. Inspiriert durch kühne Bergabenteuer der Malerin Anna Stainer-Knittel verfasste Wilhelmine von Hillern ihren fiktiven Heimatroman Die Geierwally (1875). Vor der Kulisse der Tiroler Alpen schildert er das Leben von Walburga Stomminger, die ein für ihre Zeit sehr emanzipiertes Frauenbild vertritt. Wie schnell Liebe in Hass umschlagen kann, zeigt die Dreiecksgeschichte in der packenden Vertonung von Alfredo Catalani, einem Zeitgenossen Giacomo Puccinis. Der italienische Komponist zeichnet das zutiefst menschliche Portrait einer kompromisslosen Frau, deren Gefühle Amok laufen. Diese alpine ‚femme fatale‘ ist stolz, arrogant und leidenschaftlich zugleich. Catalani stand bei dieser Oper stark unter dem Einfluss der deutschen Romantiker wie Wagner und Weber. Aus den durchkomponierten, schwelgenden Melodien leuchtet besonders Wallys berühmte Arie „Ebben?... Ne andró lontana“ hervor.
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O PLATÉE Ballet Bouffon von Jean-Philippe Rameau
Der Göttervater Jupiter war bekanntlich alles andere als ein treuer Ehemann. Ob als Schwan, Stier oder Schlange getarnt (damit Gattin Juno nichts mitbekam) – keine Frau war vor seinen Avancen sicher. Mit einer Ausnahme: der Sumpfnymphe Platée. Die war wohl selbst Jupiter etwas zu… glitschig. Weil aber die Götterwelt Juno einen Streich spielen will, um sie von ihrer krankhaften Eifersucht zu heilen, schmieden Mercure und Citheron ein Komplott: Jupiter soll dieser mannstollen Nymphe, die sich für unwiderstehlich hält, Liebe vorgaukeln und um ihre Flosse anhalten. Platée fühlt sich geschmeichelt und gibt dem Werben des Göttervaters rasch nach. Als Juno der vermeintlichen Braut den Schleier herunterreißt, blickt sie in das hässliche Gesicht der Sumpfnymphe. Nun muss sie selbst über ihre Eifersucht lachen und versöhnt sich mit ihrem Ehemann. Einsam und allein bleibt Platée zurück. Dem Spott ihrer Artgenossen ausgesetzt, kehrt sie zurück in ihren Sumpf. Die Uraufführung von Platée erfolgte 1745 anlässlich der Hochzeit des französischen Thronfolgers in Versailles. Die raffinierte Komödie mit humoristischer Musik war dem Anlass eigentlich nicht angemessen, zumal die Braut ausgesprochen hässlich gewesen sein soll und sie somit die Handlung als offene Beleidigung empfunden haben muss. Mit lautmalerischer Freude lässt Rameau die Frösche quaken, Jupiter in Eselgestalt I-ahen und La Folie in ihrer fulminanten Arie „Aux languers d’Apollon“ komplett durchdrehen. Die Titelpartie ist mit einem hohen Tenor, einem Haute-Contre, besetzt. Es war ein beliebtes Stilmittel der Barockoper, Frauenrollen von Männern singen zu lassen. Platée ist jedoch keine lächerliche Partie, sondern hat die meiste und schönste Musik. Ihr treuherziges Bedürfnis nach Liebe ist so rührend, dass das Publikum sie rasch ins Herz schließt. Jean-Jacques Rousseau bejubelte Platée 1750 „als das allerbeste Musikstück, das bis heute auf unseren Bühnen zu hören war.“
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DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN Oper von Leoš Janáček
Wie klingt die Natur? Warum müssen wir sterben? Es sind die großen Fragen, die Leoš Janáček beschäftigen und die er im Schlauen Füchslein mit flirrender Leichtigkeit auf die Bühne bringt. Nicht die Menschen, die stets alles hinterfragen und überdenken, sondern das freie, lebensfrohe, aber nicht weniger harte Leben der Tiere steht im Mittelpunkt dieser Oper. Dass dabei beide Lebenswelten Parallelen aufweisen, liegt auf der Hand. Der Förster fängt eine junge Füchsin und nimmt sie mit nach Hause. Weil sie jedoch genau so freiheitsliebend wie schlau ist, dezimiert sie nicht nur den Hühnerbestand des Hofes, sie zettelt auch eine Revolution unter den Tieren an und nimmt schließlich Reißaus. Das Leben von Förster und Füchslein bleibt fortan indirekt aufeinander bezogen. In einer sommerlichen Mondnacht begegnet die Füchsin einem stattlichen Fuchs. Nachdem er charmant um sie wirbt, steigt sie mit ihm in den Bau. Kurz darauf sind die beiden stolze Eltern einer großen Kinderschar. Am Ende der Geschichte trifft ein tödlicher Schuss das arme Füchslein. Dennoch ist es kein tragischer Schluss, er beschreibt nur den ewigen Kreislauf aus Werden und Vergehen. Janáček gehört mit Bedřich Smetana und Antonín Dvořák zu den bedeutendsten Komponisten Tschechiens. Berühmt ist er für seine Wortmelodien, die der tschechischen Sprache abgelauscht sind. Im Füchslein fühlt er sich nicht nur in die Melodie des gesprochenen Wortes ein, sondern lauscht der Sprache der Tiere und den Geräuschen der Natur. Seine Melodik wurzelt außerdem tief in der nationalen Volksmusik. Mit dem Schlauen Füchslein kommen tschechische Kinder – verglichen mit Humperdincks Hänsel und Gretel in Deutschland – erstmals mit dem Theater in Berührung. Das Landestheater Niederbayern bringt die Oper in der kongenialen deutschen Übertragung von Max Brod auf die Bühne, welcher sich nicht nur um die Werke Franz Kafkas verdient gemacht hat, sondern auch ein großer Förderer von Leoš Janáček war.
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LUCIA DI LAMMERMOOR Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti
Eine Romeo und Julia-Geschichte im Schottland des 16. Jahrhunderts: Zwischen dem katholischen Adelsgeschlecht der Ravenswood und der protestantischen Familie Ashton herrscht erbitterte Feindschaft. Lucia und Edgardo, zwei Sprösslinge der Familien, haben sich ineinander verliebt. Doch eine hinterhältige Intrige von Lucias Bruders Enrico sät Misstrauen und Tod zwischen ihnen: Mit einem gefälschten Brief, der Edgardo der Untreue bezichtigt, zwingt er Lucia in die Vermählung mit Lord Arturo Bucklaw. Als Edgardo in die Hochzeitszeremonie platzt und seine Geliebte verflucht, macht sich lähmendes Entsetzen breit. Im Brautgemach tötet Lucia ihren frischangetrauten Ehemann. Wahnvorstellungen befallen sie. Als eine Glocke ihren Tod verkündet, ersticht sich Edgardo. Nicht nur die berühmte Wahnsinnsarie der Titelfigur, Sternstunde für jede Koloratursopranistin, gehört zu den Höhepunkten der Partitur, sondern auch Tenor und Bariton dürfen dem Wohlklang dieser italienischen Melodienoper frönen. Über das formvollendete Sextett am Schluss des zweiten Aktes schrieb Giacomo Puccini: „In einer Beziehung übertreffen wir Italiener die deutschen Komponisten, nämlich in der Fähigkeit, unendliche Traurigkeit in der Dur-Tonart auszudrücken.“ Der Librettist Salvatore Cammarano überführte Walter Scotts schottisches Geschichtspanorama in eine düstere Ballade der großen Leidenschaften. Feudales Burgleben und fahler Ruinenzauber entfalten sich in wirkungsvollen romantischen Tableaus. Seinen Komponistenkollegen Vincenzo Bellini, der im Uraufführungsjahr von Lucia (1835) verstarb, verehrte Donizetti sehr. Er selbst entwickelte in seinen Opern den Belcanto weiter in Richtung musikdramatischer Charakterisierungskunst und schlug damit eine Brücke zu Giuseppe Verdi. Lucia di Lammermoor bildet den Auftakt zur intensiven Beschäftigung mit den Werken Gaetano Donizettis am Landestheater Niederbayern. 8
SUMMARIZING PROUST
Spartenübergreifendes Projekt
Der siebenbändige Romanzyklus von Marcel Proust Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, erschienen in den Jahren 1913 bis 1927, umspannt historisch die Zeit von 1870 bis zum ersten Weltkrieg und bildet eine Art fiktive Biographie des Autors, der ein Dandy-Leben in Paris führte, bevor er sich in einen schalldichten Raum begab, um sein Lebenswerk zu schreiben. Sodom und Gomorrha ist der vierte Teil, in dem der IchErzähler ein lasterhaftes Sittengemälde der mondänen Gesellschaft seiner Zeit zeichnet. Über seine Religiosität ist viel spekuliert worden, eindeutig geäußert hat er sich dazu nie. Er war der Sohn einer reichen jüdischen Mutter, die er abgöttisch verehrte, seine Homosexualität brachte ihn in Konflikt mit christlichen Glaubensgrundsätzen. GMD Basil H. E. Coleman sucht in seinen Projekten immer wieder das Ungewöhnliche auf und lässt auf eigenwilligen künstlerischen Pfaden verschiedene Ausdrucksformen miteinander verschmelzen. Die große Welt von Bachs Wohltemperierten Klaviers und der berührende Liederzyklus An die ferne Geliebte von Ludwig van Beethoven fügen dem Ringen und Sehnen Prousts die musikalischen Farben hinzu. Ganz im Geiste der Suche geht es weniger um Ereignisse als vielmehr um Sinneseindrücke, die Begebenheiten und Personen hinterlassen.
KONZERTE ERÖFFNUNGSKONZERT ZUR SPIELZEIT 2016/2017 ERÖFFNUNGSKONZERT YOUNG CLASSIC EUROPE 2016 NEUJAHRSGALA FASCHINGSGALA SINFONIEKONZERTE KAMMERKONZERTE GEISTLICHES KONZERT ars sacra
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SCHAUSPIEL
OTHELLO Tragödie von William Shakespeare Othello, ein Mohr, steht als geachteter Feldherr im Dienste Venedigs. Er hat kürzlich seinen Fähnrich Jago übergangen und statt dessen den jüngeren Cassio zum Leutnant befördert. Für diese Tat will Jago sich an seinem Herrn rächen: laut verkündet er, dass Othello die Tochter des Senators Brabantio, Desdemona, heimlich geheiratet hat. Brabantio achtet zwar den Feldherren Othello, eine familiäre Bindung mit dem Mohren möchte er jedoch nicht. Doch damit nicht genug. Durch eiskalte Lügen und gefälschte Indizien hetzt Jago Othello nicht nur gegen Cassio auf, sondern treibt auch erfolgreich einen Keil zwischen den Mohren und Desdemona. Und die Saat geht auf: Cassio wird aus dem Dienst entlassen und Desdemona misstrauisch beäugt. Zweifel an Desdemonas Treue kommen ihm, als Desdemona seinen Liebespfand, ein kostbares Taschentuch, nicht mehr vorzeigen kann – es wurde geschickt von Jago entwendet. Bis zur Unzurechnungsfähigkeit getäuscht, tötet Othello seine Frau. Das Theatergenie William Shakespeare (1564-1616) entnahm den Stoff zu Othello (vermutlich 1604 uraufgeführt) einer Novelle des italienischen Renaissance-Dichters Cinzio über einen Mohren, der seine Geliebte aus Eifersucht mit einem sandgefüllten Strumpf erschlug. Shakespeare machte aus der Vorlage eine meisterhafte Tragödie menschlicher Schwäche, die heute aktueller denn je ist: Othellos Eifersucht ist vor allem vor dem Hintergrund seiner Position als Fremder in Venedig zu sehen. Er, der Maure, ist zwar als zuverlässiger Feldherr hoch geachtet, doch hat er aus guten Gründen Desdemona heimlich geheiratet. Denn wo die Öffentlichkeit aufhört und das Private anfängt, lässt man ihn spüren, dass er nicht zu den Venezianern gehört. So findet das Spiel des größten Intriganten aller Zeiten, Jago, bei ihm einen besonders fruchtbaren Boden. 12
DAMPFNUDELBLUES Niederbayerischer Provinzkrimi nach dem Roman von Rita Falk Dem Eberhofer Franz geht es eigentlich nicht schlecht, auch wenn er gerade wegen übertriebenem Dienstwaffengebrauch von München ins heimatliche Niederkaltenkirchen bei Landshut strafversetzt worden ist: er wohnt im umgebauten Saustall auf dem väterlichen Hof, die Oma sorgt außergewöhnlich gut für sein leibliches Wohl, er ist locker mit der Susi zusammen und die – natürlich illegale – Cannabis-Plantage vom Papa stört Franz‘ polizeiliches Gewissen nicht wirklich. Eigentlich gibt es nichts, was nicht ein paar Leberkäs-Semmeln und ein paar halbe Bier wieder richten könnten. Doch dann steht in blutroter Farbe „STIRB DU SAU“ an der Hauswand des äußerst unbeliebten Schulrektors Höpfl und Eberhofers berufliche Neugier ist geweckt. Als der Höpfl dann auch noch verschwindet und wenig später ermordet aufgefunden wird, ist dem Eberhofer klar, dass er da einer ganz großen Sache auf der Spur ist. Gemeinsam mit seinem Freund und Ex-Kollegen Rudi und gestärkt durch die Kochkünste der Oma, begibt er sich auf die Fährte des Killers… Die Landshuterin Rita Falk hat sich mit ihren Eberhofer-Krimis in Windeseile in die Herzen einer riesigen Leserschaft geschrieben und mittlerweile auch das Kinopublikum erobert. Dem Landestheater Niederbayern ist es jetzt gelungen, ihren sympathischen Dorfpolizisten auch auf die Theaterbühne zu bringen!
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ZIEMLICH BESTE FREUNDE
AZZURRO
Italo-Pop-Revue von I Dolci Signori und Stefan Tilch
Komödie nach dem Film von Éric Toledano & Olivier Nakache, bearbeitet von Gunnar Dreßler
Der junge Vorstadtganove Driss kommt gerade aus dem Gefängnis, als ihn die Arbeitsagentur zu einem Vorstellungsgespräch als Pfleger für den vom Hals abwärts gelähmten Philippe schickt. Driss ist alles andere als begeistert und erklärt seinem potentiellen Arbeitgeber das auch ohne Umschweife. Er will nicht für einen Krüppel Händchen halten. Umso erstaunter ist er, als ihm Philippe die Stelle anbietet. Philippe hat die Nase voll von politisch korrekten, einfühlsamen examinierten Pflegekräften. Er will leben. Und es stellt sich schnell heraus, dass das Leben mit Driss zwar bisweilen etwas chaotisch, aber auf jeden Fall immer aufregend ist. Aus den zwei ungleichen Männern, dem Einwanderer aus dem Sozialsilo und dem reichen Adeligen, werden mit der Zeit und nach vielen Höhen und Tiefen „ziemlich beste Freunde“, die vor allem eines gelernt haben: man muss das Leben genießen, egal, in welcher Form. Eine Geschichte über Freundschaft, Verständnis und Lebensfreude. Éric Toledanos und Olivier Nakaches Erfolgsfilm von 2011 brach in Frankreich und ganz Europa sämtliche Rekorde an den Kinokassen. Die berührende Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft beruht auf der wahren Geschichte von Philippe Pozzo di Borgo, der seit einem Paragliding-Unfall vom Hals abwärts gelähmt ist, und seinem Pfleger Abdel Yasmin Sellou, die sich 1993 kennen lernten und nach wie vor, auch wenn Sellou mittlerweile nicht mehr für Pozzo di Borgo arbeitet, „ziemlich beste Freunde“ sind.
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Rocky sitzt in Süditalien auf seiner Vespa und hat den Blues: seine Jugendliebe Gloria, die nach Amerika ausgewandert ist, soll nach dem Willen ihres Onkels heiraten - natürlich einen Americano. Für eine Reise über den großen Teich, um das zu verhindern, hat Rocky kein Geld. Da erinnert sich sein Freund Gianni an die goldenen 70er Jahre, als man mit ehrlicher Arbeit ein Vermögen im fernen Deutschland machen konnte. Wieso soll das heute nicht auch noch klappen? Gesagt, getan: Rocky bricht auf der Vespa nach Deutschland auf. Doch bald ist die Vespa kaputt und Geld ist immer noch keins da. Mit Gianni und der deutschen Touristin Frauke erlebt Rocky eine Odyssee, die ihn nach vielen Abenteuern bis nach Gelsenkirchen führt. Wird er dort sein Glück machen? I Dolci Signori sind seit ihrer Gründung 2002 zur bekanntesten und erfolgreichsten Italo-Band Deutschlands geworden. Tourneen führten sie durch ganz Europa und darüber hinaus. Jetzt wollen sie auch das Theater erobern und so ist in Zusammenarbeit mit dem LandestheaterIntendant Stefan Tilch eine musikalische Revue entstanden, in der Signori ihr ganzes Können präsentieren. Hits wie "Azzurro", "Senza una donna", "Adessotu" oder "Gloria" laden zum Mitsingen ein und lassen absolute Urlaubsstimmung aufkommen!
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DER KIRSCHGARTEN Komödie von Anton Tschechow
MADAM BÄUERIN Schauspiel von Wolfgang Maria Bauer nach dem Roman von Lena Christ
Die adelige Gutsbesitzerin Ljubow Ranjewskaja ist pleite! Durch einen ebenso luxuriösen wie leichtsinnigen Lebensstil kann sie die Zinsen, die sie auf ihr Gut aufgenommen hat, nicht mehr bezahlen. Lopachin, ein geschäftstüchtiger Kaufmann und Verwalter des Gutes, rät ihr, den zum Gut gehörenden Kirschgarten abholzen zu lassen, Sommerhäuschen darauf zu bauen und einzeln zu verpachten. Empört weist Ranjewskaja seinen Vorschlag zurück. Doch niemand hat eine Idee, wie man sonst zu Geld kommen könnte. Man redet und redet, aber handeln tut niemand. So kommt das Gut letztendlich unter den Hammer. Während man auf das Ergebnis der Versteigerung wartet, feiert man ein Fest mit Delikatessen und gespielter Sorglosigkeit. Dann kommt die völlig unerwartete Nachricht, dass Lopachin, dessen Vater noch als Leibeigener auf dem Hof gearbeitet hat, das Gut selbst erwerben konnte. Die Familie zieht aus, Türen und Fenster werden vernagelt. Man hört die Axthiebe der Arbeiter, die mit dem Abholzen des Kirschgartens beginnen. Anton Tschechow (1860-1904) setzte sich aktiv mit den Problemen der zeitgenössischen russischen Gesellschaft auseinander. Im Kirschgarten manifestieren sich der Abschied von der absterbenden Lebensform des Adels am Vorabend der Oktoberrevolution und das Aufsteigen einer neuen gesellschaftlichen Schicht. Der Kirschgarten an sich ist zum Symbol des Vergehens und Werdens geworden. Tschechow selbst beharrte auf der Genre-Bezeichnung „Komödie“ für dieses Werk. Und tatsächlich wird die morbide Gesellschaft in ihrem Untergang absurd, skurril und lächerlich gezeichnet.
Die Sommerfrischler kommen aufs Land! Eigentlich sind sie gern gesehene Gäste, doch durch die Entbehrungen des Ersten Weltkrieges vermutet man, dass sich die Städter auf dem Land durchschnorren wollen. Hier trifft bäuerliche Lebensart auf die Standesdünkel der vornehmen Gesellschaft. Die Städterin Rosalie ist jedoch ganz anders. Sie liebt das einfache und unverfälschte Landleben. Eigentlich einer guten Partie in der Stadt versprochen, verliebt sie sich in den Bauerssohn. Doch da hat sie die Rechnung ohne die Bäuerin gemacht, die sich für ihren Sohn eine ganz andere Frau vorstellt als eine Madam aus der Stadt. Die in Glonn in Oberbayern geborene Lena Christ (1881-1920) gilt heute als bedeutende bayerische Autorin. Oft wird sie als das weibliche Pendant zu Ludwig Thoma gesehen. Ihre schwierige Jugend als uneheliches Kind war geprägt von Misshandlungen durch die Mutter. Ihre Heirat mit einem Alkoholiker verschlimmerte ihre Situation weiter bis sie sich von ihm trennte. Auf Anregung ihres neuen Ehemanns, dem Schriftsteller Peter Jerusalem, verarbeitete sie ihre Erlebnisse zu einer Autobiographie mit dem Titel Erinnerungen einer Überflüssigen, die mit Hilfe von Ludwig Thoma verlegt wurde. Diesen ersten literarischen Erfolg baute sie u.a. mit dem Roman Madam Bäuerin weiter aus, den sie 1919 in Landshut schrieb. Mit viel Witz und Charme erzählt sie hier die Geschichte einer scheinbar unmöglichen Liebe, die sich aber gegen alle Widerstände und Konventionen durchsetzt. Verarmt und an Tuberkulose erkrankt, nahm Lena Christ sich im Juni 1920 das Leben.
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S VATER Schauspiel von Florian Zeller STUDIOPRODUKTION
Der Witwer André ist achtzig. Er lebt allein in seiner Pariser Wohnung und kommt, meistens, gut zurecht. Manchmal verschwinden Dinge oder er kann sich nicht erinnern, welcher Tag oder welches Jahr gerade ist. Aber er kommt zurecht. Seine Tochter Anne sieht das anders. Sie macht sich Sorgen um ihren Vater, vor allem weil sie mit ihrem neuen Freund nach London ziehen will. Was wird dann aus André? Sie organisiert ihm verschiedene Pflegehilfen, von denen der alte Mann alles andere als begeistert ist. André will weiter so leben wie bisher, doch er verliert immer mehr die Orientierung. Wer sind die Menschen, die plötzlich in seinem Wohnzimmer stehen und behaupten, sie seien seine Familie? Und wo ist seine Uhr, die schon seit Wochen immer wieder zu verschwinden scheint? Und ist das überhaupt noch seine Wohnung? Florian Zeller (*1979) gilt als einer der begabtesten Theaterautoren seiner Generation. Seine Stücke Die Wahrheit, Vater oder Die Mutter waren gleich nach ihrer Pariser Uraufführung absolute Hits bei Publikum und Kritik und werden mittlerweile in ganz Europa gespielt. In Vater schildert Zeller mit hohem Einfühlungsvermögen, Zärtlichkeit und Humor das langsame Versinken eines alten Mannes ins Vergessen.
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DER NAME DER ROSE Historisches Schauspiel nach dem Roman von Umberto Eco, bearbeitet von Claus J. Frankl 1327 in einem Benediktinerkloster in den Apenninen: der Franziskaner William von Baskerville ist mit seinem Schüler Adson von Melk zu einem Disput zwischen den Bettelorden und der römischen Amtskirche angereist. Doch die theologischen Diskussionen werden bald von schrecklichen Vorkommnissen überschattet: nacheinander sterben mehrere Mönche auf gewaltsame und bizarre Art. William beginnt zu ermitteln und kommt nach und nach einem Geheimnis auf die Spur, das die Kirche in ihren Grundfesten erschüttern könnte… Umberto Ecos Roman Der Name der Rose erschien 1980 und löste eine wahre Mittelalter-Begeisterung aus. Klug und unterhaltsam gelingt es Eco und seinem Helden, William von Baskerville, Zusammenhänge zwischen der weit entfernten Geschichte und unserer Gegenwart zu ziehen. Geschichte, Philosophie, Religion und Kriminalistik verbinden sich zu einem unwiderstehlichen mittelalterlichen Cocktail. Die Bühnenbearbeitung des Romans ist im Rahmen der Burgenfestspiele 2017 zu sehen. Zeitgleich zum mittelalterlichen Treiben der 41. Landshuter Hochzeit wird der Wehrgang im Prantlgarten am Landshuter Skulpturenmuseum mit Mönchen und Priestern aus dem 14. Jahrhundert bevölkert und lädt zur literarischen Zeitreise ein.
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MUSICAL
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JESUS CHRIST SUPERSTAR Rockoper von Andrew Lloyd Webber & Tim Rice
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Ob dieses Musical nicht anstößig sei, wurde der damalige Bürgermeister New Yorks, John Lindsay, gefragt, als er sich 1971 seinen Weg von der Uraufführung durch wütende Demonstranten bahnte, die „Blasphemie“ schrien. „Nein, ich finde es großartig“, war seine Antwort. Der sensationelle Erfolg von Jesus Christ Superstar machte Andrew Lloyd Webber und Tim Rice über Nacht weltberühmt. In epischer Bilderfolge erzählen sie die letzten sieben Tage Jesu, vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzigung, aus der Perspektive von Judas Ischariot. Jesus ist hier nicht nur Sohn Gottes, sondern vor allem ein Mensch, der Sehnsüchte hat und Zweifel über seine ihm von Gott zugedachte Bestimmung als Erlöser bekommt. Und Judas als die eigentliche Hauptfigur ist nicht so sehr Verräter als vielmehr Warner vor der Vereinnahmung Jesus‘ durch die Massen als Hoffnungsträger, Wunderheiler und Revoluzzer. Seine Anhänger nämlich verehren ihn nicht nur, sie erheben ihn zur Kultfigur, ja, zum Superstar. Die Stilisierung des Gefährten, der seine eigentliche Mission zu vergessen scheint, betrachtet Judas zunehmend mit Sorge, auch weil er nicht zu Unrecht fürchtet, dass die Gewalt in der Bevölkerung bald eskalieren könnte. Zahlreiche Feinde fürchten die wachsende Macht von Jesus und sehen keine andere Wahl, als ihn auszuschalten. Das erfolgreichste Autorenduo der Musicalgeschichte, Webber und Rice, tat gut daran, nicht in eine anbetungswürdige Starre vor dem biblischen Stoff zu verfallen. Rice versieht den Text, der zwischen Konversationsstil und Poesie wechselt, durchaus mit manch ironischen Untertönen. Die Musik dieser durchkomponierten Rockoper, die eine rasante Eigendynamik entwickelt, ist inspiriert vom Geist der 70er Jahre, von Größen der Rockgeschichte wie Deep Purple oder Pink Floyd. Soul-Arien und berührende Balladen, gesungen von Maria Magdalena („Everything’s Alright“ oder „I Don’t Know How to Love Him“) wechseln mit kraftvollen Rocknummern („Heaven to Their Minds“) und einprägsamen Chorpassagen (wie in „What’s the Buzz“ und im Titelsong „Superstar“).
RICHARD O'BRIEN'S
THE ROCKY HORRORMusical SHOW von Richard O'Brien
Unter dem Motto „Don’t Dream It – Be It” (Träume nicht nur – Sei’s einfach) lädt das Landestheater sein Publikum zu einer ganz besonderen Reise ein… Eine Nacht mitten im Nirgendwo. Es regnet in Strömen. Janet und Brad, ein frisch verliebtes und leicht spießiges Pärchen, haben eine verhängnisvolle Autopanne. Ein altes Schloss liegt am Weg; sie klopfen, um nach Hilfe zu fragen. Die Tür geht auf, die beiden blicken in das finstere Gesicht des unheimlichen Dieners Riff Raff und die Geschichte nimmt eine unerwartete und mehr als bizarre Wendung. Das düstere Gemäuer und seine Bewohner sind nämlich alles andere als alltäglich, vielmehr geraten Janet und Brad mitten hinein in eine wüste Party außerirdischer Transvestiten und treffen schon bald auf den charismatisch-erotomanischen Hausherren: Frank‘N’Furter, einen ebenso dia-bolischen wie wahnsinnigen Wissenschaftler in schwarzen Strapsen, der ausgerechnet in dieser Nacht seine neueste Schöpfung präsentiert. Das Retortenwesen Rocky erwacht zum Leben und die schrillen Ereignisse überschlagen sich in einer Nacht, die dem biederen Paar in vielerlei Hinsicht unvergesslich bleiben wird. Seit über 40 Jahren begeistert die Rocky Horror Show mittlerweile ein immer noch wachsendes Publikum. 1973 im Londoner Royal Court Theatre uraufgeführt, trat das Stück schon bald seinen Erfolgszug um die Welt an – und es ist kein Ende abzusehen. Die Mischung aus großer Broadway-Show, Trash sowie Horror- und Science Fiction-Elementen, gemischt mit mitreißender Rockmusik ist unverwüstlich. Let's Do the Time Warp Again!
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J JUNGES PUBLIKUM
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URMEL AUS DEM EIS Schauspiel für Kinder nach dem Buch von Max Kruse Auf der Insel Titiwu bringt Professor Habakuk Tibatong Tieren das Sprechen bei. Allerdings hapert es hier und da noch. Der Pinguin Ping hat Probleme mit dem „sch“, der Waran Wawa lispelt und der See-Elefant Seeelefant kennt nur einen Vokal: eine Mischung aus Ö und Ä. Aber dann passiert etwas Unerwartetes: ein großer Eisberg wird am Strand angespült, in dem sich ein riesiges Ei verbirgt. Es wurde von einem Dinosaurier gelegt und hat die Zeiten im Eis überdauert. Aus diesem Ei schlüpft nun das Urmel. Eine Sensation! König Pumponell rückt an, um das Urmel zu fangen und Museumsdirektor Zwengelmann zu übergeben. Eine abenteuerliche Jagd über die Insel beginnt… Max Kruse (1921-2015) schuf mit Urmel aus dem Eis (1969) einen der ganz großen Kinderbuchklassiker. Es war der Startschuss zu einer zwölfbändigen Urmel-Buchreihe, deren letzter Band erst 2013 erschien. Zu der Frage, wie er auf die Idee zum Urmel kam, bekannte er in einem Interview, dass er ein Abendessen für seinen Sohn machen wollte. Fisch aus der Tiefkühltruhe sollte es geben. „Und die Kühltruhe brachte mich auf den Gedanken, wie es denn wäre, wenn ein Tier aus der Urzeit im Ei eingefroren die Jahrtausende überstanden hätte und heute ausgebrütet werden würde."
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ASCHENPUTTEL Weihnachtsstück mit Musik nach den Brüdern Grimm Zu Weihnachten gehören Tannenbäume, Lichterketten, Weihnachtslieder und Plätzchen … und seit einigen Jahren auch die mal lustigen, mal besinnlichen Weihnachtsstücke des Passauer Musiktheaterensembles. Nach selbstgeschriebenen Handlungen und Dickens‘ Weihnachtsgeschichte steht 2016 eines der bekanntesten Märchen der Brüder Grimm auf dem Programm: Aschenputtel. Ein Waisenmädchen fristet bei seiner Stiefmutter und deren zwei leiblichen Töchtern ein tristes Dasein: vernachlässigt, zur Hausarbeit gezwungen, ungeliebt. Während sich die Stieffamilie zu einem großen Ball aufmacht, muss Aschenputtel zu Hause bleiben und unsinnige Arbeiten verrichten. Doch dann geschieht etwas ganz Außergewöhnliches: eine Fee schneit herein und verwandelt Aschenputtel in eine wunderschöne Prinzessin, die auf dem Ball glänzen kann. Und prompt fliegen ihr nicht nur die Herzen der Besucher, sondern auch das des prinzlichen Hausherren zu… Ganz in der Tradition der britischen Christmas-Pantomimes krempelt das Passauer Ensemble aus Sängern und Tänzern die altbekannte Geschichte gehörig um und würzt sie mit jeder Menge Musik aus Oper, Operette, Musical und Pop, schrägen Figuren und bunten Kostümen. Selbstverständlich darf auch der hauseigene Pantomime-Experte und gebürtige Brite Basil H. E. Coleman 2016 nicht fehlen: er wird in die Rolle der bösen Stiefmutter schlüpfen. Spaß für die ganze Familie ist garantiert!
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