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Energieeffizienz Für Kleine Und Mittelgroße Clubs Und

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Energieeffizienz für kleine und mittelgroße Clubs und Veranstaltungsorte Trainingshandbuch 2 Zielgruppen Energieberater, Operative & Technische Mitarbeiter, Mitarbeiter in Betrieb & Produktion, Clubs und Veranstaltungsorte Das Training richtet sich an alle, die an nachhaltigem Energiemanagement und Energieeffizienz in kleinen und mittelgroßen Clubs und Veranstaltungsorten interessiert sind. Aufgrund der zu erwartenden großen Bandbreite der Teilnehmer werden nicht alle Bereiche gleich relevant für alle Gruppen sein; es wurde jedoch versucht ein ganzheitliches Set aus Informationen zusammenzustellen, welches die Musikeventproduktion mit nachhaltigem Energiemanagement vertraut machen soll. Wir hoffen darauf, dass Sie das erworbene Wissen in Ihrem eigenen Netzwerk und unter Ihren Kunden verbreiten. Wir hoffen, dass Sie als Multiplikator der Ideen in der Musikeventindustrie agieren und gute Praktiken erarbeiten sowie Know-How ansammeln werden. Inhaltsverzeichnis 1. Energieeffizienz in Clubs und Veranstaltungsorten - Weshalb? 4 2. Die Musikeventindustrie 5 2.1. Spielstätten & CO2: Durchschnitts- und Vergleichswerte 5 2.2. Spielstätten und Clubs und Zusammenarbeit mit dem Musikeventbereich 7 2.3. Branchenstruktur 7 3. Energiemanagement für Clubs und mittelgroße Veranstaltungsorte 9 3.1. Analysieren und Verstehen 9 Einführung 9 Manuelle Berechnungen: wieviel kostet der Betrieb von Geräten…? 10 Messen und Überwachen 11 Hotspots – durch Datensammlung ermittelt 12 3.2. Energie effizient nutzen 14 Anpassung und Optimierung des Nutzerverhaltens 14 Kühltechnik 16 Beleuchtung 17 Heizung, Lüftung und Klimatisierung (HLK) 19 Sound 21 Büroräume 22 Isolierung & Gebäudeeffizienzverbesserung 23 Gebäudeisolierung (Schutz gegen Zugluft) 23 3.3. Nutzung erneuerbarer Energien 24 3.4. Good Practice-Beispiele 25 4. Engagement & Kommunikation 26 4.1. Einbindung von Interessenvertretern und Dienstleistern 26 4.2 Nachhaltigkeitskommunikation 36 4.3 Industrienetzwerke 29 5. Finanzierung 30 6. Tools und andere Hilfsmittel 31 6.1. Die EE MUSIC IG Tools 31 6.2. Andere nützliche Tools und Handbücher 32 6.3. Umweltbetriebsprüfungssysteme 34 6.4. CO2-Kompensation 35 3 1. Energieeffizienz in Clubs und Veranstaltungsorten - Weshalb? Der Klimawandel findet tatsächlich statt, und sehr viel spricht dafür, dass er „menschgemacht“ ist. Die viel zu große Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verhindert eine nachhaltige Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Die bisherige Antwort auf die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist dazu bedauerlicherweise völlig unzureichend. Langsam beginnt man zu verstehen, dass die Hebel der Kultur mobilisiert werden müssen, um die Gesellschaft zu mobilisieren: das, worüber aktuell gesprochen wird wenn es um den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft geht, ist nichts Geringeres als ein grundsätzlicher Kulturwandel. Der sogenannten Kultur und Kreativwirtschaft kommt hierbei eine besondere Verantwortung zu: sie erreicht die Herzen und Köpfe von Zuschauern und Zuhörern aller Altersklassen, sie hilft dabei zu erkennen was sinnlos ist und sie bietet in Zeiten der Not Antworten. Schon immer haben Musik und Musiker, Veranstaltungsorte und Musikveranstaltungen die Menschen zusammengebracht. Aber es muss mehr getan werden als nur zu reden: nur durch persönliches Handeln kann man anführen – Aktion für Aktion, Tag für Tag, jeden Tag, Ort für Ort, Club für Club, Show für Show. Der Spielraum für Energieeffizienz in der Branche ist tatsächlich noch weitgehend ungenutzt – allerdings haben die Arbeit von Julie’s Bicycle in Großbritannien, der Green Music Initiative in Deutschland und anderen Initiativen bereits gezeigt, dass, allein durch kostenfreie oder geringfügig kostende Maßnahmen, für Veranstaltungsorte eine Verringerung des Energieverbrauchs in Höhe von 5-20 % möglich ist. Während es bekanntermaßen schwierig ist die Musikeventindustrie in genauen Zahlen auszudrücken und die vorhandenen Statistiken lückenhaft sind, kann man trotzdem ohne Übertreibung annehmen, dass jährlich europaweit mehr als eine Milliarde Konzertbesuche und Clubnächte stattfinden. Spielstätten und Clubs sind Anlaufstellen in Gemeinschaften, und die Musikkultur ist durch ihre dynamische Kreativität gekennzeichnet. Die Musikindustrie hat jetzt die Möglichkeit Vorreiter zu sein im Übergang zu einer Zukunft der effizienten und nachhaltigen Energienutzung. In einem sich verändernden Klima mit steigenden und schwankenden Energiepreisen kann es der Industrie nur zu Gute kommen wenn sie selbst widerstandsfähiger wird und die Branche somit fest in der Zukunft verankert. Über EE MUSIC: EE MUSIC ist ein Netzwerk aus Nachhaltigkeits- und Energieexperten, Musikindustrieexperten und Kommunikationsagenturen, die sich zusammen geschlossen haben um Musikevents dabei zu helfen Energie zu sparen und Umweltbelastungen zu minimieren. Der Ansatz von EE MUSIC beinhaltet energieeffiziente und nachhaltige Energielösungen, speziell für die Musikeventbranche. EE MUSIC ist die größte Energiesparkampagne in der Geschichte der europäischen Musikeventindustrie, die es jemals in Europa gegeben hat. nelabvēlīgas ietekmes samazināšanu uz apkātrējo vidi mūzikas pasākumos. EE MUSIC pieeja nodrošina energoefektīvus un ilgtspējīgus risinājumus, kas raksturīgi mūzikas industrijai. EE MUSIC ir līdz šim lielākā uz mūzikas industriju attiecinātā energoefektivitātes kampaņa Eiropā. 4 2. Die Musikeventindustrie 2.1. Spielstätten & CO2: Durchschnitts- und Vergleichswerte Im Zuge einer Studie der britischen Musikindustrie (Studio- sowie Livemusik) aus dem Jahr 2007 wurde festgestellt, dass die Branche für einen geschätzten jährlichen Kohlendioxidausstoß von 540 000 t CO2Äq (CO2-Äquivalente) verantwortlich ist1 . Ungefähr 125 000 t CO2Äq davon konnten der Energienutzung von 2 200 lizenzierten Spielstätten in Großbritannien zugeordnet werden. Seitdem baut Julie’s Bicycle einen umfassenden Datenbestand auf, um über das Verständnis der Energienutzung und die Auswirkungen des CO2-Ausstoßes der Kunst- und Kulturorganisationen zu informieren. Der aktuelle Datensatz aus Spielstätten besteht vor allem aus größeren Veranstaltungsorten (im Mittel = 5 000 m2), sowie aus einer geringen Anzahl an kleineren Musikclubs und Bars. Von den 31 Spielstätten stellten 18 Daten zu ihrem Stromverbrauch und 17 Daten zu ihrem Gasverbrauch zur Verfügung. Die jährlichen Gesamtemissionen für diese Spielstätten betrugen beinahe 22 000 t CO2Äq (16 400 t aus Stromverbrauch und 5 100 t aus Gasverbrauch.). 30 % der Musikstätten kommen hierbei für 70 % der Gesamtemissionen auf. Table 1. IG Tools für Nutzer von Musikspielstätten – Größe, Energie und CO2: Datenbereich Mittelwert Gesamt Nutzfläche (m2) 370 - 37 636 5 000 - Verbrauch – Strom (jährlich) 76 000 – 5 806 000 1 689 000 36 748 000 Kilowattstunde (kWh) Gas (jährlich) 500 – 4 763 000 947 000 27 523 000 Emissionen - Strom (jährlich) 30 – 2 600 750 16 400 Gas (jährlich) <1 – 880 170 5 100 CO2 Tonnen Julie’s Bicycle hat außerdem einen Satz an Energievergleichsdaten für Veranstaltungsorte gesammelt. Der Datensatz basiert auf Einzeldaten aus Kulturstätten aller Art, inklusive Musikstätten, jedoch ebenso Theater und andere, sowie unterschiedlicher Größe (40 – 15 000+ Plätze). Die Bezugswerte wurden durch Verwendung einer passenden Maßeinheit erstellt: „pro m2 pro Jahr“. Dies ermöglicht einen einfachen Vergleich über verschiedene Spielorte. Die Werte sollen es Betreibern von Kulturgebäuden ermöglichen ihre Energieeffizienz mit der durchschnittlichen Effizienz der Bezugswerte zu vergleichen. Julie’s Bicycle Spielstätten und Kulturgebäude Bezugswerte, 2014 104 kWh Strom pro m2 pro Jahr 111 kWh Gas pro m2 pro Jahr ›› ›› Die Stromverbrauchsbezugswerte basieren auf einem Datensatz von 340 Kulturgebäuden, während die Gasverbrauchsbezugswerte auf einem Datensatz von 292 Kulturgebäuden basieren. Die Gasverbrauchsbezugswerte wurden hierbei „Wetter normalisiert“ (d.h. an die jährliche relative Außentemperatur angepasst), so dass der Gasverbrauch über unterschiedliche Zeiträume verglichen werden kann. 1 This is a conservative estimate. For further information on the scope and methodology, see First Step: UK Music Industry Greenhouse Gas 5 Daten aus dem Green Club Index In Deutschland hat der Green Club Index den Energieverbrauch von 14 Pilotspielstätten mit einer Kapazität von für 300 bis für 1 200 Personen untersucht. Viele der Klubs hatte kein Heizsystem. Daher resultierte der Hauptanteil der CO2Äq-Emissionen aus dem Stromverbrauch. Die Bandbreite des Stromverbrauchs lag zwischen 28 000 kWh und 180 000 kWh, was CO2Äq-Emissionen von 16 t CO2Äq und 108 t CO2Äq entspricht. Heizungsanlagen waren nur in fünf Spielstätten installiert und wurden durch Gas oder Nahwärme versorgt. Sie deckten einen Bereich von 90 000 kWh bis 445 000 kWh ab, mit den entsprechenden Emissionen von 23 t CO2Äq bis 112 t CO2Äq jährlich. Seit mehr als 12 Monaten erhalten die am Green Club Index teilnehmenden Klubs gratis maßgeschneiderte Energieberatungen und haben bereits eine Reihe an Energiesparmaßnahmen durchgeführt. Bei der Mehrzahl der Maßnahmen handelte es sich um kostenfreie oder geringfügig kostende Maßnahmen. Es wurde dabei insgesamt eine Stromeinsparung von 200 000 kWh und eine Heizwärmeeinsparung von 20 000 kWh erreicht. Dadurch ergab sich insgesamt eine Kosteneinsparung von ca. 51 000 €. Zudem sind fünf der Spielstätten zu einem Ökostromanbieter gewechselt und einige von ihnen konnten dabei sogar günstigere Tarife erreichen. Die Klubs aus dem Pilotprojekt konnten eine durchschnittliche Reduzierung ihres Stromverbrauchs in Höhe von 19,4 % erreichen. Manche der Spielstätten schafften sogar Stromeinsparungen von beinahe 50 %. Bild 1: Green Club Index Strom- und Kosteneinsparungen (Oberes Diagramm). Rote Säulen: Stromeinsparungen der 14 Pilotclubs (x-Achse: Clubs, y-Achse: Stromeinsparungen in kWh pro Jahr) (Unteres Diagramm). Blaue Säulen: Kostenersparnisse der 14 Pilotclubs (x- Achse: Clubs, y- Achse: Kostenersparnisse in € pro Jahr) Stromeinsparungen: 2,4 – 48,4 % Kosteneinsparungen: 755 – 8 358 € 6 2.2. Spielstätten und Clubs und Zusammenarbeit mit dem Musikeventbereich Spielstätten und Clubs gibt es in vielen verschiedenen Formen und Größen – manche sind Bars mit Flächen für Aufführungen, manche werden gemischt genutzt und richten sowohl Konzerte als auch Theaterstücke und andere Aufführungen und Ausstellungen aus, während einige vornehmlich Livemusik zeigen und andere größtenteils Clubnächte organisieren. Die Spielstätten haben häufig hauseigene Bars oder Cafés – diese können, müssen aber nicht zwangsweise derselben Leitung unterstehen wie der Club. Die meisten dieser Orte verfügen auch über irgendeine Art von Büroraum, Umkleiden und manchmal auch über Probenräume oder dergleichen. Viele Musikstätten sind eigens für diesen Zweck angelegte Räume. Häufig sind sie aber auch in der Nutzung umgewandelte Spielstätten wie z.B. alte Theater und Kinos oder Industrie- und Fabrikgelände. Die letztgenannten können für Energieeffizienz- (nötig aufgrund des Alters) und Erschließungsarbeiten sehr komplizierte Fälle darstellen, vor allem wenn die Gebäude unter regionale oder nationale Denkmalschutzgesetze fallen oder dadurch geschützt werden. Dieses Handbuch konzentriert sich hauptsächlich auf kleine und mittelgroße Clubs und Veranstaltungsorte, mit Kapazitäten von 50 – 3 000 Plätzen. 2.3. Branchenstruktur Ein Hauptmerkmal der Musikeventindustrie ist ihre Komplexität, die durch viele kurzzeitig bestehende Netzwerke und vorübergehende Beziehungen bestimmt wird. Dies kann nachhaltiges Energiemanagement zu einem schwierigen Unterfangen werden lassen, da es effektive Kommunikation zwischen den vielen verschiedenen Interessengruppen, einschließlich der großen Zahl von Freiberuflern und des Aushilfspersonals, die normalerweise bei Events und Touren beteiligt sind, erfordert. Abhängig von der Größe der Tournee bringen Künstler manchmal ihr eigenes Produktionsteam für Ton und Beleuchtung mit, sowie weitere „Roadies“. Bei kleineren Tourneen wird hauseigenes Personal beschäftigt. Ton- und Lichttechniker oder –ingenieure können dabei vollzeitbeschäftigt sein oder auf freiberuflicher Basis pro Nacht arbeiten. Bei kleineren Tourneen wird auch häufiger hauseigenes Equipment zur Musikproduktion genutzt (wie z.B. Beleuchtung und Soundanlage), während größere Tourneen häufig ihre eigene Ausrüstung mitführen. In diesem Fall hängt ein großer Teil der Energiebelastung durch die Tournee mit dem Bühnendesign zusammen (z.B. welche Art der Bühnenbeleuchtung benutzt wird), und die Spielstätte selbst kann diesbezüglich wenig Einfluss nehmen. Die Künstler und ihre Crew sind manchmal schon lange auf Tour und etwas erschöpft, haben nur wenig Zeit für den Aufbau und nur sehr wenig Geduld für Neuerungen. Musikevents sind durch ein Umfeld gekennzeichnet, das unter Hochdruck daran arbeitet, einen feststehenden Termin einzuhalten (Einlasszeitpunkt), ab dem die Show startbereit sein muss: daher können sich der Versuch und die Einführung neuer Arbeitsabläufe, oder die Änderung bestehender Abläufe, als schwierig erweisen – zudem können Last-Minute-Probleme Lösungen erfordern, die aus ökologischer Sicht nicht als optimal zu bewerten sind. Insbesonders wenn Promoter als externe Nutzer der Musikstätte auftreten (und tatsächlich auch nicht bei der Spielstätte beschäftigt sind), kann sich die Verknüpfung mit und die Aufgaben rund um Aspekte der Umweltverträglichkeit als schwierig herausstellen. Externe Promoter meinen für gewöhnlich, dass sie wenig Einfluss auf das Gebäude besitzen und dadurch auch nur wenig Verantwortung dafür haben. Spielstättenbetreiber meinen indes, dass sie nur wenig oder überhaupt keinen Einfluss auf sich einmietende Produktionen/Künstler haben und sprechen sich daher gleich von jeglicher Verantwortung frei. Das Ermöglichen einer effektiven Kommunikation zwischen den beiden über Erwartungen und genaue Verantwortungsbereiche ist daher unerlässlich für ein effektives Energiemanagement. Im Falle einer regelmäßigen Nutzung einer Spielstätte wird effektive Kommunikation erleichtert: man kann gemeinsame Ziele, Maßnahmen und Aktionspläne vereinbaren. Ein sinnvoller Ausgangspunkt ist das Erstellen einer Liste mit allen Bereichen, die etwas mit Energie zu tun haben und das Festlegen der geeigneten Akteure, die sich darum kümmern können. 7 Bild 2: Dies ist eine sehr vereinfachte Darstellung einiger Zusammenhänge und Kommunikationsstrukturen, die bei Events in Clubs und Musikstätten typischerweise auftreten. In der Spielstätte ist oftmals eine zentrale Person oder Abteilung für den Bereich Beschaffung zuständig. In manchen Spielstätten wird der Betriebsleiter als „Location-Manager“ bezeichnet, der mit verschiedenen „Task-Managern“ für den reibungslosen Ablauf der Abendveranstaltung verantwortlich ist. Abhängig von der Örtlichkeit und des Personals kann sich das Produktionsteam der Veranstaltungen (Abend- und Nachtbesetzung) komplett vom Büroteam (Tagesbesetzung) unterscheiden. Kleinere Spielstätten haben manchmal keinen ausgewiesenen Betriebsleiter: stattdessen wird diese Aufgabe unter dem technischen Personal, dem Ablauf-/Location-Manager und dem Büroleiter aufgeteilt. Des Weiteren sollte man im Hinterkopf behalten, dass viele in der Kreativindustrie Beschäftigte einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund haben. Das bedeutet, dass viele abgeschreckt sein könnten, wenn sie zum ersten Mal mit Energiedaten in Berührung kommen. Die bestehende Vorstellung von Energieeffizienz als hochtechnisierter Unternehmung muss daher überwunden werden. Die Einführung von Energieeinsparungsmaßnahmen wird sehr häufig von einer einzigen Person durchgeführt (entweder der Location-Manager, Betriebs- oder Geschäftsleiter). Nur wenn diese Akteure Verantwortung übernehmen und Führungspositionen bekleiden, können große und nachhaltige Energieeinsparungen ermöglicht werden. 8 3. Energiemanagement für Clubs und mittelgroße Veranstaltungsorte 3.1. Analysieren und Verstehen Einführung Die meisten Clubs und Veranstaltungsorte messen und überwachen ihren Energieverbrauch aufgrund fehlender Mittel und Kenntnisse derzeit noch nicht. Grundsätzlich ist es vor der Durchführung jeglicher Energieeinsparungs-aktionen vor Ort wesentlich, aktuelle und idealerweise auch historische Energieverbräuche aufzuzeichnen und zu messen. Was nicht gemessen wird kann auch nicht gemanagt werden. Historische Daten können es ermöglichen eine Messbasislinie zu finden, auf deren Basis man weiterarbeitet; sie geben einen Einblick darauf, auf welche praktischen Ziele und Einsparungen in punkto Energieverbrauch man hinarbeiten kann, und sie vergleichen zukünftige Leistungen und den Erfolg der Eingriffe. •• •• •• Einholung historischer Verbrauchsdaten von Energierechnungen (oder vom Energielieferanten, wenn nötig), oder von sonstigen Überwachungsinstrumenten, die eventuell bereits installiert sind und die Messwerte von Energiezählern erfasst haben. Gemeinsam mit dem Personal: Einrichtung von Systemen, die den aktuellen und zukünftigen Verbrauch überwachen. Verantwortungszuweisung an ein oder zwei Mitarbeiter, um sicherzustellen, dass der Energieverbrauch regelmäßig aufgezeichnet wird – dies könnte der Betriebs-/Büroleiter, Location-Manager oder Finanzmanager sein. Messgeräte können von Hand überprüft werden und die Daten manuell gesammelt werden, beispielsweise auf einem Arbeitsblatt. Der Vorteil daran ist, dass dies nicht allzu zeitaufwendig ist. Nachteilig daran ist, dass die zu gewinnenden Erkenntnisse einzig und allein auf den persönlichen Rechen- und Tabellenkalkulationskünsten beruhen, und dass die Arbeit schwieriger zu protokollieren, zu teilen und langfristig mit anderen zu kommunizieren ist. Alternativ können manuelle Messergebnisse in Analysesoftware eingegeben werden. Der Vorteil solcher Instrumente ist, dass sie entwickelt wurden um einem genaue Einblicke auf die Energienutzung zu ermöglichen, und dass sie nützliche graphische Darstellungen beinhalten können, die dem Personal und anderen Beteiligten zugänglich gemacht werden können. Zudem sind sie eine funktionelle Art die Daten über die Zeit zu speichern und an andere weiterzugeben. Falls ein Automatic Meter Reading System (AMR, d.h. Zählerfernauslesesystem) oder Smart Meter vor Ort installiert ist (mit Energieversorger überprüfen), werden die Messergebnisse automatisch zur Überwachung und Potenzialanalyse zusammengefasst. Es gilt herauszufinden, ob der Energieversorger seinen Kunden Softwareanwendungen zur Analyse anbietet. Alternativ sollte Zugriff auf Ausgangsdaten erlaubt sein, die dann in eine Analysesoftware der Wahl importiert werden kann. Sollte die Örtlichkeit zu einer größeren Organisation, wie z.B. lokale Behörde oder Universität, gehören, könnten solche Instrumente bereits installiert sein. Auf diesem Weg kann man dann zu weiteren Daten und Analysen gelangen. Energiedaten haben nur dann einen wirklichen Sinn, wenn sie im Zusammenhang betrachtet werden. Abhängig davon wie genau die erhältlichen Daten zur Energienutzung sind, müssen Informationen darüber eingeholt werden wie das Gebäude in der betreffenden Zeitspanne genutzt wurde. Falls beispielsweise nur monatliche Daten zur Verfügung stehen, nimmt man die Anzahl an Aufführungen, Tage, an denen geöffnet war vs. Tage, an denen geschlossen war, Bürotage, etc. für jeden Monat. Falls detailliertere Daten zugänglich sind, können diese runtergebrochen werden; „welche Räume wurden wann zu welchem Zweck benutzt?“; „wann waren hauseigene Cafés oder Bars offen?“; etc. Weitere (durch Daten nachweisbare) Faktoren, die zu Veränderungen der Energienutzung der Örtlichkeit beigetragen haben können, wie z.B. Austausch von Equipment mit großem Energieverbrauch, müssen ebenfalls festgehalten werden. 9 Diese Art von Informationen ist ebenfalls für zukünftige Planungen nützlich: man kann die effizienteste Zeit für ein- oder ausgeschaltete Beleuchtung/Beheizung/Belüftung nur dann festlegen, wenn man weiß, welcher Raum wann genutzt wurde/wird. Bei Örtlichkeiten mit zusätzlichen Proberäumen, Umkleiden etc. kann das kompliziert werden. Durch Zusammenarbeit mit den zuständigen Mitarbeitern kann man ein komplettes Bild der zeitlichen Abläufe und der Belegung erhalten. Manuelle Berechnungen: wieviel kostet der Betrieb von Geräten…? Das Schlüsselverständnis wie man weniger Energie nutzt und Geld spart, ist zu lernen wieviel die Energienutzung tatsächlich kostet. Um dies zu veranschaulichen, zeigt die untere Tabelle wieviel der Betrieb einer Anzahl verschiedener Geräte zu festgelegten Zeiträumen kostet. Man kann diese Berechnung selbst durchführen wenn man weiß, wieviel einen die Einheit Strom (kWh) kostet. Dazu muss man noch die Leistung des Geräts kennen – normalerweise auf dem Typenschild ausgewiesen, das sich am Gerät befindet (auf der Rück- oder Unterseite) – und einen Taschenrechner zur Hand haben. Elektrischer Ölradiator 2 000 Watt (2 kW) Elektrischer Sandwichtoaster 700-760 W (0,7 - 0,76 kW) Wenn z.B. das Typenschild auf dem Gerät 2kW ausweist, dann würde es 2 kWh verbrauchen wenn das Gerät für eine Stunde in Betrieb wäre. Falls das Typenschild die Leistung in Watt ausweist, ist die Umrechnung in kW sehr einfach: 1000 Watt sind ein kW. Die benötigte Formel lautet: [Watt ÷ 1000 (für kW)] x Minuten Nutzungsdauer ÷ 60 = Verbrauch Dieser wird dann mit den Kosten pro Einheit multipliziert (z.B. 0,20 €): Verbrauch x Kosten pro Einheit = Kosten Nimmt man den Radiator von oben als Beispiel, und lässt ihn für 1,5 Stunden laufen, würde die Berechnung lauten: 2000 ÷ 1000 x 90 ÷ 60 = 3 kWh x 0,20 € = 0,60 € D.h. der Betrieb des Radiators für 1,5 Stunden kostet 0,60 €! Betreibt man ihn für diese Zeitdauer eine Woche lang jeden Tag, so kostet das: 4,20 €; und 18,60 € für einen ganzen Monat. 10 Einige weitere Beispiele: Gerät Laufzeit Einheiten verbraucht grobe Kosten (bei 20 Cent (kWh) pro kWh) 0.525 10,5 Cent Geschirrspüler (1.05 kW) – 1 komplette Ladung (30 min Energieeffizienzklasse A Schnellwäsche) Mikrowellenofen (0,75 kW) 0,5 h 0.375 7,5 Cent ElElektrischer Grill (3,4 kW) Mittlere Hitze für 0,5 h 1.7 34 Cent 24 h 1 20 Cent 24 h 1.35 27 Cent Energiesparlampe (11 W) 50 h 0.55 11 Cent Konventionelle Glühbirne (60 W) 50 h 3 60 Cent LED Bühnenscheinwerfer (135 W) 4h 0.54 11 Cent HPL Bühnenscheinwerfer (600 W) 4h 2.4 48 Cent Kühlschrank: mittlere Größe (Klasse A) (1 kW/Tag) Gefrierschrank: mittlere Größe (Klasse A) (1,35 kW/Tag) Messen und Überwachen Die Nutzung zusätzlicher Messinstrumente (temporär oder permanent) kann genauere Erkenntnisse darüber ermöglichen, wie Energie genutzt wird, und kann dabei helfen weitere Einsparpotenziale zu identifizieren. Überwachungsequipment, das die Daten von Messgeräten aufzeichnet und analysiert, kann diesen Prozess vereinfachen. Durch Erhöhung der Anzahl von Aufzeichnungsmessgeräten und umfangreichere Messungen (falls möglich), sowie durch Erhebung der Nebenzählerstände vor Ort, kann eine genaueres Ergebnis über die einzelnen Energieverbräuche der Geräte erzielt werden. Zu Beginn wird der Fokus auf Ausrüstung und Kreisläufe gelegt, die sehr wahrscheinlich für einen hohen Energiebedarf stehen wie z.B. Boiler, Wärmetauscher, Pumpen und alte Beleuchtung. Zudem werden die Bereiche näher betrachtet, wo noch Unsicherheit besteht, inwiefern sie durch bereits existierende Messgeräte und Schaltungen abgedeckt werden. Stromzähler sind einfacher und leichter zu installieren als Messgeräte, die den Gasdurchfluss oder die Heizoder Kühlenergie direkt messen. Allerdings können auch Stromzähler genutzt werden, um erste Erkenntnisse zu gewinnen, indem man sie an den Zuleitungen zu Pumpen, Gebläsen und Boilern anbringt, welche wiederum Gas oder Fernwärme und –kälte benutzen. Diese genauere Überwachung ermöglicht die Identifizierung von Problemen wie beispielsweise: unerwartetes Systemverhalten, gleichzeitiges Heizen und Kühlen, Boiler oder Kälteanlagen, die sich in ineffizienter Weise zu häufig an- und abstellen („Wechselbeanspruchung“). 11 Tragbare Messgeräte Tragbare elektrische Messgeräte sind äußerst nützlich um herauszufinden, wie sich der Stromverbrauch von separaten Stromkreisen oder einzelnen Geräten darstellt, vor allem wenn die Geräte den Energieverbrauch über einen längeren Zeitraum aufzeichnen können. Es muss sichergestellt werden, dass geeignete Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Die Nutzung tragbarer Messgeräte kann auch dabei helfen den geeigneten Ort für einen permanenten Nebenzähler zu finden. Permanente Nebenzähler Falls gegenwärtig noch überhaupt keine, oder kaum Nebenzähler genutzt werden, kann die Installation von (zusätzlichen) permanenten Nebenzählern geeignet sein, um fortlaufende, detaillierte Daten zu erhalten. Energiemonitore Es ist eine Auswahl an Geräten und Software verfügbar, die Daten von eigenen und/ oder bestehenden Messgeräten verarbeiten, analysieren und diese dann aufbereiten. Die aufbereiteten Daten helfen herauszufinden, wie Energie genutzt wird, und wo Möglichkeiten zur Energieeinsparung bestehen können. Beispiele dafür sind Wattson, OWL and Efergy. Intelligente Stromzähler („Smart Meters“) sind Messgeräte, die eine 2-Wege-Kommunikation mit dem Energieversorger ermöglichen – sie senden automatisch Messdaten an den Versorger und haben meist auch eine Energieüberwachungsanzeige, die Echtzeitinformationen über den Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten liefert. In manchen EU-Ländern verbreiten die Regierungen „Smart Meters“ über die lokalen Energieversorger als Teil ihrer Verpflichtungen im Bereich der Energieeffizienz. Ob dies für das Gebiet der eigenen Location gilt, und wann eine Installation erfolgen würde und was diese dann ermöglichen würde, kann man beim eigenen Energieversorger erfragen, Intelligente Stromzähler kosten normalerweise, je nach Komplexität, zwischen 50 und 300 €+ für ein/en Einzelzähler/ Zählersystem. Hotspots – durch Datensammlung ermittelt Wenn die Daten erst einmal erhoben wurden und das Nutzungsmuster analysiert worden ist, sollte es leichter fallen Verbrauchsmuster und „Energieverbrauchs-Hotspots“ des Gebäudes zu erkennen. Was ist beispielsweise der typische Energiegrundverbrauch in Ruhezeiten (keine Veranstaltungen) und wenn die Location geschlossen ist? Gibt es Zeiten, wenn bei diesen Szenarien ein erhöhter Grundverbrauch vorliegt? 12 Falls im Grundverbrauch unerklärliche Spitzen auftreten, dann kann eine genauere Untersuchung „Verbrauchs-Hotspots“ aufdecken, die man leicht in den Griff bekommt. So lässt z.B. das Personal das Licht für längere Zeit brennen wenn niemand im Gebäude ist, und die Heizung/Kühlung läuft wenn sie nicht gebraucht wird. Grundsätzlich sollte es möglich sein: •• •• •• •• •• •• •• •• •• •• •• •• 13 zu verstehen, ob der Verbrauch gestiegen oder gefallen ist. Spitzen und Senken über verschiedene Zeiträume nachzuvollziehen, z.B. Tag – Nacht, Wochentags – Wochenende, Monat für Monat, Jahreszeit für Jahreszeit, hohe – geringe Aktivität den Verbrauch während der Veranstaltung, am Veranstaltungstag, an reinen Bürotagen, an Tagen mit ausschließlich Cafébetrieb (falls dies zutrifft) und während Zeiten, wenn geschlossen ist die unterschiedlichen Auswirkungen der äußeren Einflüsse (Wetter) auf das Gebäude vor und nach Maßnahmen am oder Investitionen ins Gebäude berücksichtigen zu können. jegliche weiteren Variablen aufzunehmen, die für den Gebäudebetrieb relevant sind, und die mutmaßlich Einfluss auf den Energieverbrauch haben (wie z.B. vorübergehend geänderte Öffnungszeiten, neue gastronomische Einrichtung). je nach Grad der Unterzählerauslesung, zu erkennen, welche Geräte/Prozesse fortlaufend Energie benötigen, einschließlich der Nachfrage zu Nachtzeiten. den nächtlichen Energiebedarf des Gebäudes zu ermitteln. Die Überwachung des Energieverbrauchs über Weihnachten oder zu anderen Zeiten außerhalb des Geschäftsbetriebes kann ebenfalls hilfreich sein, um realitätsnahe Grundwerte zu erhalten wieviel Energie nachgefragt wird, wenn das Gebäude nicht oder nur teilweise genutzt wird. den Standby-Verbrauch berechnen zu können. Dafür werden mindestens drei Zählerablesungen benötigt, die idealerweise innerhalb von 18 bis 30 Stunden durchgeführt werden. Einmal direkt nach Ende einer Veranstaltung, das nächste Mal bevor wieder geöffnet wird, und das dritte Mal wenn die Location daraufhin wieder schließt. die Summen, die für Strom- und Energierechnungen aufgewandt werden, nachzuverfolgen. CO2-Emissionen nachzuvollziehen – mit den EE MUSIC IG Tools kann man den jährlichen und monatlichen, durch den Energieverbrauch der Location verursachten, CO2-Fußabdruck berechnen und nachverfolgen (ebenso wie andere nicht direkt energierelevante Bereiche wie Abfall, Wasser und Reisen). den Energieverbrauch der Spielstätte, oder andere relevante Energiekennzahlen, mit anderen zu vergleichen. Für einen Vergleich kann man kann auch die Daten und Kennzahlen aus Punkt 2.1 dieses Handbuchs zur Hand nehmen. falls vor Ort erneuerbare Energiequellen zur Stromerzeugung vorhanden sind, nachzuverfolgen, wieviel die Location selbst produziert. Dies ermöglicht ein besseres Verständnis der Energieerzeugung und – nutzung. Meist erhält der Veranstaltungsort eine festgelegte Einspeisevergütung pro erzeugter und ins Netz eingespeister Einheit erneuerbarer Energie. Allgemein werden zwei verschiedene Vergütungstarife unterschieden. 1) Komplette Einspeisung: der komplette durch z.B. PV-Module erzeugte Strom wird verkauft. ODER 2) Teilweise Einspeisung: ins Netz eingespeist wird nur der erzeugte Strom, der nicht selbst vor Ort verbraucht wird, z.B. der Überschuss von produziertem Strom gegenüber dem tatsächlichen Verbrauch. Je nach Verbrauchsmuster der Location ist entweder Option 1 oder Option 2 vorzuziehen. Weitere Details zu den anwendbaren Vergütungstarifen kann man durch ein Gespräch mit dem lokalen Energieversorger oder mit einer Energieagentur erhalten. 3.2. Energie effizient nutzen Der Green Club Index hat für kleine und mittelgroße Clubs und Veranstaltungsorte ein Energieeinsparungspotenzial (v.a. für Strom) zwischen 10 % und 20 % ermittelt, welches allein durch Maßnahmen erreicht werden kann, die gar nichts oder nur sehr wenig kosten. Mit jährlichen Energieeinsparungspotenzialen für die meisten Locations und Clubs in Höhe von 5 % - 15 % erbrachte die Arbeit von Julie’s Bicycle ähnliche Ergebnisse, die manchmal durch kostenlose oder geringfügig kostende Maßnahmen in aufeinanderfolgenden Jahren wiederholt werden konnten. Dies spielt zum einen eine große Rolle, da kleinere Locations normalerweise auch kleinere Gewinnmargen abwerfen und daher kein Geld zur Verfügung steht, welches in Investitionen für teure Energiesparmaßnahmen fließen könnte. Zum anderen geht der Planungshorizont von kleineren Locations im Allgemeinen nicht mehr als ein paar Monate voraus. Energiesparmaßnahmen mit einer schnellen Kapitalrendite (Return on Investment) sind daher äußerst attraktiv. Viele Clubs sind in ihren Gebäuden auch nur eingemietet oder sie sind nur Eigentümer eines Gebäudeteils; daher ist die Motivation für kostspielige Investitionen gering. Jeder Club und jede Location ist einzigartig. Ein Energiemanagementsystem für die Spielstätten muss daher immer „maßgeschneidert“ werden. Nichtsdestotrotz haben die Erfahrungen von Julie’s Bicycle und den Pilotprojekten des Green Club Index gezeigt, dass es einige Hotspots gibt, die in fast jedem Club oder jeder Location vorkommen. Die wichtigsten Hotspots sind folgend aufgeführt: ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Anpassung und Optimierung des Nutzerverhaltens, Kühlung, Beleuchtung (Bühne und Publikumsbereich), Heizung, Lüftung und Klimatisierung (Haustechnik), Sound, Büro & IT-Ausstattung und Gebäudeisolierung Anpassung und Optimierung des Nutzerverhaltens Verhaltensänderung ist die mit Abstand wichtigste Maßnahme zur Verminderung des Energieverbrauchs von Clubs und kleinen bis mittleren Locations. In den meisten Fällen entstehen durch die Anpassung des Nutzerverhaltens keine Kosten. Dadurch ist diese Maßnahme für die meisten Clubbetreiber sehr attraktiv. Einführung eines Kontrollprozesses für Energieaspekte: Festlegung klarer Zuständigkeiten zu energierelevanten Themen. Entwicklung spezifischer Aktionen und Zuständigkeiten für die einzelnen Bereiche, je nach Aufgabenrelevanz, wie z.B. einen Plan zur Energieüberwachung oder Berichterstattung dazu, eine „Licht An/Aus-Politik“ für Garderoben. ›› Unter Einbeziehung des Personals, Einführung einer „Licht Aus-Routine“. ›› Erstellen eines Plans zur bestmöglichen Einstellung von Heizung, Lüftung und Klimatisierung, usw., basierend auf den Daten zum Energieverbrauch und der Analyse der Energienutzung der Location wie unter 3.1 ausgeführt (siehe unten für weitere Infos zu Heizung, Lüftung und Klimatisierung/Haustechnik). Nutzung von Zeitschaltuhren, soweit möglich, und regelmäßige Zuweisung der Überprüfung, ob die Einstellungen der Zeitschaltuhr noch passend für die Nutzungszeiten sind (siehe Teil Heizung, Lüftung und Klimatisierung). Falls das nicht möglich ist, Erarbeitung eines Plans zur manuellen Geräteeinstellung. Zuweisung klarer Verantwortlichkeiten. ›› Fortlaufende Kontrolle des Energieverbrauchs durch Messung und Aufzeichnung. ›› Erstellung einer schriftlichen Fassung der Club-Energiepolitik und Verbreitung dieser unter Personal und Zulieferern. ›› 14 Die Einführung neuer Routinen und Verfahren, die erfolgreich bestehende Gewohnheiten ändern‚ kann zeitaufwendig sein. Dies kann ein mögliches Konfliktpotenzial zwischen dem Management und den Angestellten vor Ort darstellen. Die Personaleinbindung ist der Schlüssel um Veränderungen durchzuführen – egal wieviel Entscheidungen vom Management getroffen werden; ohne die Unterstützung des Personals werden sie keine Wirkung haben. Die Mitarbeiter vor Ort sollten angehört werden, und zwar vor, während und nachdem Veränderungen und Maßnahmen umgesetzt werden. Somit wird sichergestellt, dass neue Ideen auch bereits gemachte Erfahrungen beinhalten, Unterstützung mobilisiert wird und das Engagement der Mitarbeiter bei jeglichen Veränderungen gewährleistet ist. Das Betriebspersonal wird die Auswirkungen der vorhandenen Energiemanagementsysteme (formell oder informell) direkt spüren. Daher ist es wirklich wichtig auf die vom Personal gemachten Beobachtungen einzugehen, wie z.B. zum Wohlbefinden bei der gegenwärtigen Temperatur, Belüftung und Beleuchtungsstärke, Arbeitspraktiken und Gewohnheiten, sowie auf die Erfahrungen zur Interaktion mit den Gebäudesystemen. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass für die meisten Leute eine Temperaturdifferenz von z.B. 2-3 °Celsius nicht bemerkbar ist. Für neue Prozesse oder Einstellungen sollte eine Testphase eingerichtet werden. Die Ermittlung der Ansichten des Personals kann durch eine, von einer Diskussion gefolgte, Online-Umfrage ablaufen, oder durch informelle Gespräche. In Verbindung mit der Energieanalyse des Gebäudes durch Messen und Überwachen, kann mit der Umsetzung von bestimmten Energiesparprogrammen begonnen werden. Dienstleistungsanbieter die als Erste und/oder als Letzte im Gebäude sind, wie z.B. Reinigungs- oder Sicherheitspersonal sollen regelmäßig in den Diskurs miteinbezogen werden. Eine „Licht Aus-Routine“ oder „Energiepatrouillen“ können beispielsweise in Verträgen als Aufgaben festgeschrieben sein. Viele Organisationen nutzen in ihrer Energiemanagementstrategie ein Wettbewerbselement (z.B. durch Belohnung energieeffizienten Verhaltens). Die Nutzung von kreativen Postern und Schildern im Gebäude erinnert die Mitarbeiter daran Geräte, Systeme und Lichter auszuschalten. Potenzial für Verhaltensänderung – Beispiele aus dem Green Club Index 1. Im Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln liefen die Kühlschränke 24/7 (Tag und Nacht), obwohl der Club nur an drei Wochentagen geöffnet hat. Durch manuelles Ausschalten der Kühlschränke konnten 30 % der Stromkosten (fast 3 000 € pro Jahr) eingespart werden. 2. Im Ufer8 in Düsseldorf führte die Optimierung der Belüftungseinstellungen sowie die Säuberung des Belüftungssystems zu einer 3 %igen Verringerung der Stromkosten (Einsparung von ca. 600 € pro Jahr). 15 Kühltechnik In den meisten Clubs und Locations gibt es eine größere Anzahl von Kühlgeräten (Kühlschränke unterschiedlicher Größe, Gefriertruhen, Kühlräume) für den Barbetrieb und manchmal auch Catering, sowie Backstage in den Künstlergarderoben. Die Kühlgeräte sind meistens für einen großen Teil des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich. Bei den 14 Clubs des Green Club Index waren 40 % des gesamten Stromverbrauchs auf die Kühlgeräte zurückzuführen. Gründe für den hohen Verbrauch durch Kühlgeräte: Viele der installierten Kühlsysteme haben ein äußerst ungünstiges Verbrauchsprofil (im Vergleich mit den erhältlichen Top-Energieeffizienz-Modellen). Der Hintergrund dafür ist, dass Kühlschränke häufig von der Getränkeindustrie bzw. den Brauereien gesponsert werden. Diese Sponsoren entscheiden sich häufig für die günstigsten Kühlsysteme, die dann aber meistens nicht energieeffizient sind – und letztlich zahlt nicht der Sponsor, sondern der Betreiber die höhere Stromrechnung. ›› Da es noch kein EU-Energielabel für z.B. in Clubs gewerblich genutzte Kühlschränke gibt (im Gegensatz zum EU-Energielabel für privat genutzte Elektrogroßgeräte), ist es schwierig energieeffiziente Kühlsysteme zu finden. ›› Sehr häufig sind die Laufzeiten und Kühltemperaturen des Kühlsystems nicht optimal eingestellt (die Temperatur ist zu niedrig eingestellt, und Kühlsysteme bleiben angeschaltet, selbst wenn die Location für mehrere Tage geschlossen wird). Dies liegt vor allem daran, dass Energiemanagement keinen größeren Stellenwert hat und generell auch nur wenig bekannt ist. ›› Der Energieverbrauch von Kühlsystemen ist oftmals nicht bekannt und wird häufig unterschätzt. ›› Kühlsysteme werden oft schlecht gewartet (z.B. keine regelmäßige Reinigung, vor allem nicht der Kühlrippen), und der Aufstellungsort ist aus energetischer Sicht vielfach nicht optimal (z.B. Hitzestaus aufgrund ungenügender Belüftung der Kühlschränke, oder der Aufstellort ist zu nah bei einer Wärmequelle). ›› Nützliche Maßnahmen: Temperatureinstellung der im Club genutzten Kühlgeräte auf maximal 6 °C für Kühlschränke und 9 °C für Kühlräume. (Hinweis: falls Essen angeboten wird, bitte die lokalen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften für Nahrungsmittellagerung beachten). Durch Erhöhung der eingestellten Kühltemperatur um 1 °C können 5 % des Energieverbrauchs eigespart werden. ›› Regelmäßige Überprüfung der Temperatur mithilfe von Thermostaten (für Kühlschränke sind spezielle Thermostate erhältlich). Lokalbetreiber sollten beim Kauf eines neuen Kühlschranks darauf achten, ob ein Thermostat integriert ist (wobei diese jedoch nicht immer verlässlich sind!). ›› Auswahl von energieeffizienten Modellen beim Neukauf von Kühlgeräten. Die aktuellen Top-Modelle können im Vergleich zu einem „normalen“ Kühlschrank mit weniger als einem Drittel an benötigtem Strom auskommen. Der Kauf eines Kühlschranks sollte nur in der tatsächlich erforderlichen Größe erfolgen. Falls die ideale Größe nicht bekannt ist, kann versucht werden für mehrere Nächte aufzuzeichnen, wieviel gekühlte Getränke pro Stunde verkauft werden, und darauf dann aufzubauen. ›› Überprüfung, ob eine „Switch-off-Routine“ für Kühlsysteme sinnvoll ist. Erfahrungen aus dem Green Club Index Projekt haben gezeigt, dass es ausreicht mit der Vorkühlung ca. sechs Stunden vor Lokalöffnung zu beginnen, um eine ausreichende Menge an kühlen Getränken zu haben. Bei der Einführung eines solchen Ablaufs können Zeitschaltuhren hilfreich sein. Ansonsten sollten das Barpersonal oder die Reinigungskräfte miteinbezogen werden. ›› Die Kühlrippen sollten regelmäßig gereinigt werden. ›› Kühlschränke (vor allem ihr Kühlkompressor) sollten an einem kühlen und gut belüfteten Platz aufgestellt werden, von einer Wärmequelle so weit entfernt wie möglich. Falls das nicht machbar ist, kann noch versucht werden die Belüftung zu verbessern. ›› 16 Maßgeschneiderte Kühlgeräte Das Konzept „Maßgeschneidertes Branding“ kann einen Ausweg aus dem Dilemma der ineffizienten Kühlschränke darstellen, die von Sponsoren/Ausrüster der Getränkeindustrie gestellt werden. Das Konzept ist ziemlich einfach: wenn die Spielstätte einen neuen Kühlschrank braucht, dann sollte ein energieeffizientes Modell gekauft werden. Dieser kann vom regulären „Ausrüster“ mit seinem Warenzeichen versehen werden, wofür der Ausrüster der Location im Idealfall eine monatliche/jährliche Rate für vor Ort Werbung bezahlt. Dieses Konzept wurde bereits für Möbel, Bardesign und Aschenbecher, usw. erfolgreich durchgeführt. Beispiel eines „gebrandeten“ energieeffizienten Kühlschranks im Klub Gloria, Köln Beleuchtung Die Beleuchtung in Clubs und Locations stellt ein großes Potenzial für Energieeinsparung dar, speziell wenn man den Austausch von konventioneller Beleuchtung durch LED-Technologie betrachtet. LED-Lampen können die Energiekosten um 80-90 % verringern, wobei die Vorlaufkosten (Umstellungskosten und Investitionskosten) höher sein können. LEDs haben jedoch eine erheblich längere Lebensdauer und erfordern sehr wenig Wartung (und haben damit viel geringere Betriebskosten) – das kann für mittelgroße Clubs einen besonderen Nutzen bedeuten, wo manche Beleuchtungskörper nur schwer erreichbar sind und der Austausch riskante Arbeit in der Höhe bedeuten würde. LED-Lampen guter Qualität zu einem annehmbaren Preis zu finden und zu kaufen kann sich als schwierig erweisen – es gibt heutzutage eine große Bandbreite und Auswahl an LEDs auf dem Markt, und der Unterschied zwischen LEDs guter und LEDs schlechter Qualität kann erheblich sein. Die Beratung durch einen Licht- oder LED-Experten kann zwar etwas kosten, sich dafür aber auf lange Sicht bezahlt machen. Eine kostengünstigere Alternative dazu kann Mund-zu-Mund-Propaganda von anderen Locations oder Theatern darstellen. Der komplette Austausch von Lampen und Beleuchtungssystemen kann teuer sein und zusätzliche Mittelbeschaffung erforderlich machen. Die Rückzahlung kann jedoch häufig bereits innerhalb eines Jahres erfolgen, je nachdem wie oft die Lichter genutzt werden. Des Weiteren spielt in kulturell genutzten Gebäuden Kühlung oftmals eine große Rolle, wenn Besucher/Publikum anwesend sind. Somit bedeutet die Reduzierung der durch ineffiziente Beleuchtung (welche Wärme produziert/an die Umgebung abgibt) hervorgerufenen Wärmezunahme einen doppelten Gewinn in energieeffizienter Hinsicht, da sie gleichzeitig auch weniger Kühlungs-/Belüftungskosten zur Folge hat. 17 Einige der effizienten Lampen (wie Leuchtstofflampen, Kompaktleuchtstofflampen und LEDs) passen in die vorhandenen Fassungen und ermöglichen somit den schrittweisen Austausch von Lampen oder Leuchtengruppen. •• •• •• Ein Austausch wird empfohlen, wenn vorhandene Leuchten kaputt gehen, oder wenn kleinere Geldsummen verfügbar sind um effizienten Ersatz zu erwerben. Bereits jetzt sollte sich Gedanken darüber gemacht werden, ob ein Austausch im großen Stil in den kommenden Jahren möglich sein kann. Überprüfung, ob neue Lampen aus einem kleineren Austausch mit möglichen groß angelegten Austauschaktionen in der Zukunft kompatibel sind, oder ob es besser ist vorerst abzuwarten und alle Lampen auf einmal zu ersetzen. Um eine vernünftige Wahl treffen zu können, sollten die Lebenszykluskosten von unterschiedlichen Beleuchtungsarten berechnet werden. Dies geschieht durch Berechnung der jährlichen Stromkosten für den Betrieb von verschiedenen Leuchtkörpern und Addierung der Kosten für die Lampen (bei Berücksichtigung der Anzahl an auszutauschenden Lampen pro Jahr und der Arbeitskosten, die damit zusammenhängen). LEDs sind häufig in den Vorkosten teurer, aber aufgrund des niedrigeren Energieverbrauchs und der längeren Lebensdauer im Endeffekt günstiger. Beleuchtung Publikumsbereich [&Büro] Diese Kategorie beinhaltet Arbeits-/Hausbeleuchtung im Aufführungsraum (z.B. Normalbeleuchtung wenn die Entertainmentbeleuchtung ausgeschaltet ist) sowie die Beleuchtung in Toiletten, der Garderobe, Gängen, Cafés, Arbeits-/Lagerplätze, Umkleiden und (falls vorhanden) das Büro. Für diesen Bereich ist das Wechseln zu effizienteren Beleuchtungssystemen relativ unproblematisch und normalerweise kosteneffizient, da diese Beleuchtung jeweils für längere Zeit genutzt wird. In vielen Locations kann sich die Investition in z.B. Lichtsensoren für Bereiche wie Toiletten sehr schnell rechnen. Bühnenbeleuchtung Diese Kategorie beinhaltet Bühnenbeleuchtung und Beleuchtung für die Tanzfläche (inklusive Lichteffekte). Diese Arten von Einbauten sind erheblich spezialisierter und obwohl in den letzten Jahren die Auswahl und Qualität von effizienten Alternativen, die auf dem Markt erhältlich sind, erheblich weiterentwickelt wurde, können die Anschaffungsskosten weiterhin sehr hoch sein (und somit besteht auch ein langer Rückzahlungszeitraum). Hier kann sich ein teilweiser Austausch mehr anbieten. Zudem kann Bühnenbeleuchtung eine lange Lebensdauer haben und die Umwelteinwirkung durch Herstellung und Entsorgung kann sehr hoch sein – es kann also besser sein die alten Bestände beizubehalten (auf diese Frage gibt es keine unkomplizierte Antwort!). Allerdings gibt es jetzt erprobte LED-Alternativen für die meisten Bereiche der Bühnenbeleuchtung – und Bühnenbeleuchtung kann zu den größten Energieverbrauchern in Veranstaltungsorten gehören. Es gibt auch weitere finanzielle Einsparungsmöglichkeiten – LEDs können beispielsweise eine beeindruckendes Farbspektrum produzieren während viele andere Arten von Entertainmentbeleuchtung die Nutzung von teuren Farbgels erfordert, die dann auch noch häufig ausgetauscht werden müssen. Falls die Spielstätte oder der Club seine Beleuchtung mietet, kann es Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem regulären Vermieter des Orts geben. Man kann eine effizientere Beleuchtung festlegen (oder nach dem Aufbau eines LED-Bestands fragen – einige Spielstätten haben sogar Co-Investmentvereinbarungen mit ihren Ausstattern abgeschlossen). Die Bühnenbeleuchtung sollte regelmäßig gereinigt werden um eine maximale Leistung und Helligkeit zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit mit dem Verantwortlichen für Bühnenbeleuchtung kann vor allem für Locations, die Live-Performances anbieten, nützlich sein. Somit kann sichergestellt werden, dass die Beleuchtung zum richtigen Zeitpunkt abgeschaltet wird. Beleuchtungsbrücken werden beispielsweise oftmals zwischen dem nachmittäglichen Soundcheck und der Abendvorstellung angelassen – das ist eine Angewohnheit aus der Zeit, als Bühnenbeleuchtung weniger verlässlich war und das Risiko bestand, dass man die Beleuchtung nicht wieder anbekam. Es hält sich ebenfalls die Überzeugung, dass es „schlechter“ für Lampen ist, wenn sie häufig an- und ausgeschaltet werden, als wenn sie für längere Zeit angelassen werden. Beides stellt für modernere Beleuchtung kein Problem mehr dar, und viele Hersteller von Bühnenbeleuchtung empfehlen heutzutage, dass die Lichter vom Steuerungspult her ausgeschaltet werden, falls sie für eine Stunde oder länger nicht benötigt werden. Andere Ausrüstung für visuelle Effekte, wie z.B. Rauchmaschinen und speziell Videoprojektoren, sollten bei Nichtnutzung ebenfalls ausgeschaltet werden! Arī citas vizuālo efektu iekārtas, piemēram, dūmu mašīnas un it īpaši projektorus, ir ieteicams izslēgt, kad tie netiek izmantoti. 18 Heizung, Lüftung und Klimatisierung (HLK) Der korrekte, regelmäßige Service von Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungssystemen kann leicht vergessen werden, und viele Systeme sind von Beginn an nicht richtig eingestellt. Diese Systeme können große Energiefresser sein, vor allem in älteren Gebäuden, von denen es bei Clubs und Spielstättens so viele gibt. Etwas Zeit in die Optimierung der Systeme zu stecken zahlt sich also generell aus. Indem die Informationen benutzt werden, Wie und Wann die unterschiedlichen Bereiche der Location genutzt werden, können die effizientesten Einstellungen gefunden werden. Das ist an Plätzen sehr wichtig, wo große Menschenmengen zusammenkommen (z.B. Aufführungsraum oder Tanzfläche), da Körperwärme einen großen Einfluss auf die Umgebungstemperatur haben kann – das übermäßige Heizen eines Aufführungsraums während des Tages kann somit kontraproduktiv sein und später in der Nacht eiliges Kühlen erfordern. Festzustellen ist, dass kleinere Locations manchmal weder über Heizung noch Klimaanlage verfügen und sich nur auf die Belüftung verlassen, um die Temperaturen zu regulieren. •• •• •• •• Die Wartung der hauseigenen HLK-Systeme soll gründlich und nach den Herstellerempfehlungen erfolgen (diesen kontaktieren, falls die Dokumentation verlorengegangen ist!). Wiederinbetriebnahme des kompletten HLK-Systems in Erwägung ziehen. Dieser Vorgang wird durch auf Gebäudetechnik spezialisierte Unternehmen durchgeführt, die überprüfen, ob die Systeme korrekt eingestellt sind. Regelmäßige Pflege der HLK-Systeme – speziell die Filter sollten regelmäßig gereinigt oder ersetzt werden um sicherzustellen, dass die Systeme so effizient wie möglich funktionieren. Anstatt sich ausschließlich auf Heizung und Klimaanlage zu verlassen, sollte natürliche Belüftung so oft wie möglich genutzt werden. Temperatursensoren sind eine nützliche Hilfe zu Steuerung von Heizung, Kühlung und Belüftung innerhalb einer Location. Beispiele für Temperatursensoren: ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› 19 Thermostate: kontrollieren die Heiztemperatur im gesamten Gebäude oder in einem bestimmten Bereich. Die Positionierung muß wohlüberlegt sein. Thermostate sollten z.B. nicht an Stellen montiert werden, wo Durchzug herrscht, nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden oder neben Heizkörpern o.ä. platziert werden. Thermostatventile für Heizkörper: steuern die Leistung von einzelnen Heizkörpern und können für viele, jedoch nicht alle, Heizkörper nachgerüstet werden. Externe Thermostate: können genutzt werden, um die Temperatur der Heizungsanlagen zu steuern und diese auf kalte/milde Tage einzustellen (Witterungsführung genannt) Tageslichtsensoren: werden zur Steuerung der Beleuchtung verwendet, sie reduzieren das Beleuchtungsniveau und schalten die Beleuchtung ganz aus, wenn es auch ohne sie hell genug ist. Luftfeuchtigkeitsregler: werden genutzt um Belüftung, Be- und Entfeuchtung zu steuern, und somit die Anlagengeschwindigkeit zu verringern (falls Betrieb in Verbindung mit drehzahlgeregelten Antrieben erflogt, siehe weiter unten), oder, falls erforderlich, ganz abzuschalten. CO2-Sensoren: können zur Belüftungssteuerung eingesetzt werde, reduzieren die Lüftergeschwindigkeit und schalten die Geräte, abhängig der Anzahl an Leuten in einem Raum, bei Bedarf auch komplett aus. Der Sensor sorgt dafür, dass ein Lüfter ausgeschaltet bleiben kann, wenn der CO2-Gehalt in der Luft noch in Ordnung ist und nur dann eingeschaltet wird, wenn ein festgelegter Grenzwert überschritten wurde. Gebäudemanagementsystem (GMS): ein solches System bezeichnet ein Computersystem, das andere Systeme steuert, wie z.B. Beleuchtung, Heizung, Belüftung, usw. Ein gut eingerichtetes GMS kann die Gebäudeeffizienz erheblich verbessern, ein schlecht eingerichtetes oder schwer verständliches System kann hingegen zu Ineffizienzen beitragen. Regler sind ein weiterer vernünftiger, kostengünstiger Weg um bestehende Systeme effektiver zu betreiben: Zeitschaltuhren: Zeitschaltuhren sind Schalter, die darauf programmiert werden können, zu verschiedenen Tageszeiten oder an einzelnen Tagen Geräte/Systeme ein- oder auszuschalten. Sie können in einer Reihe von Geräten vorkommen, die gleichbleibende betriebliche Erfordernisse aufweisen, wie z.B. Lichter, Heißwasser, Belüftung, Kühlung. Die Ausführung erfolgt als eigenständiger Steuerung oder als Einstellung im GMS. Im Laufe der Zeit können sich die Einstellungen der Zeitschaltuhren in Bezug auf den effizientesten Nutzen der gesteuerten Geräte als falsch ausgerichtet erweisen (wenn Effizienz stark mit der Art der Gebäudenutzung zusammenhängt und damit, wann welche Bereiche genutzt werden). Weiterhin kann auch ein Ungleichgewicht zwischen den Einstellungen und dem, was tatsächlich passiert auftauchen, v.a. in Zusammenhang mit GMS-integrierten Zeitschaltuhren. Häufig werden Steuerungen auch außer Kraft gesetzt, so dass die gesteuerten Geräte permanent „an“ oder „aus“ sind. Hierzu wird wärmstens empfohlen sicherzustellen, dass die Überprüfung der korrekten Einstellungen und Funktionsweisen aller vor Ort eingesetzten Zeitschaltuhren nicht durch das Personal oder andere Systeme außer Kraft gesetzt werden. Handschalter und andere Bedienteile Durch Zusammenarbeit mit dem Personal vor Ort kann eine gebäudeweite „Ausschalt-Routine“ angeregt werden, die sicherstellt, dass, falls angebracht, alles (Beleuchtung, EDV, andere Energieverbraucher) ausgeschaltet wird. •• Durchführung mindestens einmal pro Tag (vornehmlich am Tagesende). •• Die Maßnahmen sollten auch das Reinigungspersonal berücksichtigen, das oftmals nach Büroschluss und Aufführungen im Gebäude ist. •• Schalter und Steuerungen sollten leicht zu bedienen sein. Dies erleichtert das häufigstmögliche Abschalten. •• Die Nutzung fernbedienbarer Netzstecker wird empfohlen. Überprüfung, ob die Steuerungen/Schalter für das Personal gut verständlich und nutzbar sind: Wie viele Steuerungen oder Schalter sind kompliziert? Wie viele Steuerungen oder Schalter werden falsch benutzt? Wieviel Schalter sind nicht erreichbar? •• •• •• Durch Überprüfung der Nutzung von Steuerungen und Schaltern können sofortige Verbesserungsmaßnahmen entdeckt und dann die korrekte Benutzung kommuniziert werden – nicht-technische Mitarbeiter sollen bei der Überprüfung mithelfen. Eine Überprüfung wird auch Steuerungen ermitteln, die bei der nächsten Gelegenheit ausgetauscht werden sollten. Sollwerte und Neutralzonen Der „Sollwert” ist die eingestellte Temperatur, die die Heiz-/Kühlgeräte aufrechterhalten sollen. Eine „Neutralzone” bezeichnet den Temperaturbereich, in dem keine Beheizung, Kühlung oder Belüftung genutzt wird. Durch Überprüfung dieser Einstellungen können Chancenpotenziale für die Neuanpassung der Sollwerte für Heizung, Kühlung und Feuchtigkeit (falls vorhanden) aufgedeckt werden und der Bereich der Neutralzone vergrößert werden. Durch das Setzen einer neuen Untergrenze, ab der die Heizung einsetzt, und einer neuen Obergrenze, ab der sich das Kühl-/Belüftungssystem einschaltet (also einer Erweiterung der Neutralzone), kann der Energieverbrauch drastisch reduziert werden. Es muss selbst entschieden werden, wie weit die Zone erweitert werden kann, ohne dass Komfortverluste für Personal und Gäste eintreten. Eine Neutralzone von 18 °C – 24 °C ist ein geeigneter Startpunkt, wenn man versucht ein Gleichgewicht zwischen Komfort und Energieverbrauch zu finden. Es sollte auch möglich sein die Neutralzone weiter auszudehnen. 20 Erkenntnisse aus dem Green Club Index: Beheizung 11 der 14 Pilotclubs waren nicht mit eigener Heizung ausgestattet. Vor allem kleine Locations hatten überhaupt kein Heizsystem. Die Beheizung wurde folgendermaßen durchgeführt: ›› Vorwärmung der Zuluft für das Belüftungssystem: auf diese Weise kann Wärme nur in geringem Maße erzeugt werden, und dies auch nur sehr ineffizient, da die Zuluftvorwärmung elektrisch geschieht. ›› Heizpilze (gasbetrieben), Gas-Heizkanonen und Elektroheizungen für ca. die ersten zwei Stunden jeder Nacht im Winter. Danach war aufgrund der abgegebenen Körperwärme des Publikums keine Heizung mehr nötig. ›› ausschließlich durch die abgegebene Körperwärme des Publikums. Falls eine komplette Heizanlage vor Ort installiert war, erwiesen sich folgende Maßnahmen als sehr nützlich: ›› Hydraulischer Abgleich des Heizsystems. Der hydraulische Abgleich ist das Verfahren der Optimierung der Wasserverteilung im Heiz- oder Kühlsystem eines Gebäudes. Dies ermöglicht es das erwünschte Raumklima bei optimaler Nutzung der Energie und einer Minimierung der Betriebskosten zu erreichen. ›› Erneuerung der Heizpumpe. Es gibt sehr häufig lokale oder regionale Finanzierungssysteme, die die Erneuerung von Heizpumpen unterstützen. Sound Soundanlage und Verstärker sind generell keine Energiefresser. Die Ergebnisse des Green Club Index zeigten, dass der durch das Soundsystem verursachte Stromverbrauch in allen Pilotclubs um die 5 % des gesamten Stromverbrauchs ausmachte. Beim Design des Soundsystems und in der Einrichtungsphase ergibt sich eine hervorragende Gelegenheit zu Einsparungen durch Effizienzmaßnahmen. Das einzurichtende Soundsystem sollte intelligent für den Raum konzipiert werden und die natürliche Akustik mit einbeziehen um das Beste aus den einzelnen Lautsprechern zu holen – es lohnt sich in einen qualifizierten Akustiker zu investieren, um das Soundsystem energetisch und in puncto Soundqualität optimal zu planen (auch für das Publikumserlebnis). Ein Lautsprecher, der beispielsweise auf eine Wand gerichtet ist, ist in jedem Fall eine Verschwendung von Energie und kann kontraproduktiv sein, wenn der von der Wand abprallende Sound sich mit dem „reinen“ Klang überlagert (was häufig dazu führt, dass die Betreiber die Lautstärke aufdrehen). Ein ordentlich eingerichtetes Soundsystem bedeutet auch, dass „sehr laute“ und „sehr leise“ Stellen auf der Tanzfläche vermieden werden (das kann dann auch dazu führen, dass die Lautstärke überall weiter aufgedreht wird). Es gibt ein gewisses Energieeinsparungspotenzial wenn Lautsprecher/Verstärker durch Schaltverstärker ersetzt werden (manchmal auch Digitalverstärker genannt, obwohl es bezüglich dieses Begriffs eine Uneinigkeit gibt), welche weniger Energie in Form von Wärme verschwenden. Für Clubs und Locations mit sehr großer Soundanlage, die die Anlage sowieso erweitern wollen, kann dies eine lohnende Investition darstellen. Es gibt auch neuere Hersteller von Beschallungssystemen, die sich darauf konzentrieren die Tonschärfe und –reinheit durch Minimierung der Resonanz des Lautsprechers selbst zu betonen – allgemein gilt, je reiner der Sound, desto weniger muss man die Lautstärke aufdrehen – so dass das gleiche Resultat mit weniger Energie und manchmal auch weniger Einheiten erreicht werden kann. Ebenso wie auch andere Energie verbrauchende Systeme sollten auch Lautsprecher und Soundsysteme abgeschaltet werden, wenn sie nicht genutzt werden. Für diese Aufgabe sollte ein Mitarbeiter (z.B. der Tontechniker oder der Geschäftsführer) ausdrücklich zuständig sein. 21 Büroräume Jeder Arbeitsplatz in einem Büro, an dem IT-Geräte genutzt werden, verursacht Energiekosten und CO2-Emissionen. Die Auswirkung hinsichtlich der Energieeffizienz ist jedoch im Vergleich mit anderen Hotspots, die in einer Location gefunden werden können, gering. Nichtsdestotrotz kann das Energieeinsparpotenzial groß sein. Praxisleitfäden, wie man sein Büro „grüner“ kriegt, gibt es in fast jedem Land. IT-Ausstattung: Was wird wirklich gebraucht? Wenn man in Sachen IT stets auf dem neuesten Stand bleiben möchte, erfordert das häufige Neuanschaffungen von Hard- und Software. Dies ist eine ideale Gelegenheit das Equipment der Location/des Clubs zu optimieren – obwohl die Priorität darauf liegen sollte die bestehende Ausstattung regelmäßig zu warten und so lange wie möglich zu erhalten (da die Entsorgung von elektronischen Geräten eine große Umweltbelastung darstellen kann) – und es sollten nur so viele Geräte wie tatsächlich benötigt angeschafft und genutzt werden. Die Anschaffung von jedem neuen Stück Büroausstattung verursacht Betriebskosten für die kommenden drei bis sechs Jahre. Die Einbeziehung von Energieeffizienz in die Kaufentscheidung trägt somit dazu bei die langfristigen Kosten zu senken. ›› ›› ›› ›› Beim Kauf von neuen Desktop-PCs sollten energieeffiziente Modelle gewählt werden. Notebooks/Laptops sind weitaus energieeffizienter und verbrauchen bis zu dreimal so wenig Energie wie konventionelle Desktop-PCs. Die anfänglichen Kosten für Notebooks sind höher als die für PCs, falls man aber den kompletten Lebenszyklus des Notebooks betrachtet macht sich die Investition letztendlich bezahlt. Zudem kann die Mobilität, die ein Notebook erlaubt, beim Aufbau einer Musikeventproduktion äußerst nützlich sein. Eine „Thin Client/Server-Lösung“ beschäftigt sich mit all den Aufgaben, die sonst einzelne PCs erledigen. Alles, was die verschiedenen Nutzer benötigen ist eine Tastatur, eine Maus und einen Monitor. Das Fraunhofer-Institut hat berechnet, dass Thin Clients bis zu 50 % weniger Energie als PCs verbrauchen, obwohl mehr Energie für den Zentralserver genutzt wird. Die Einrichtung eines Thin Client Systems rentiert sich jedoch nur, wenn eine große Anzahl von PCs ersetzt wird und eine Vielzahl von Leuten die IT-Ausstattung in der Location tatsächlich nutzt. Auch zusätzliche Geräte sollten berücksichtigt werden. Multifunktionale Geräte wie Drucker, Kopierer und Scanner benötigen im Vergleich mit Einzelgeräten weniger Platz und weniger Strom; die ausgewählten Geräte sollen dabei energieeffizient sein. Das Umweltzeichen Energy Star (http://www.eu-energystar.org/) ermöglicht eine vernünftige Orientierung zu Energieeffizienzkriterien von Büroausstattungen. Unter den Produkten, die mit dem Energy Star ausgezeichnet sind, gibt es jedoch Unterschiede im Energieverbrauch von bis zu 50 %. IT-Ausstattung: energieeffizienter Betrieb Die meiste IT-Ausstattung hat bereits integrierte Energiesparfunktionen. Diese sind allerdings in den meisten Fällen nicht richtig konfiguriert. Es muss also vom Nutzer selbst sichergestellt werden, dass alle Computer, Drucker, Kopierer, etc. so eingestellt sind, dass sie bei Nichtbenutzung automatisch in den Energiesparmodus wechseln. ›› Das Personal sollte bei längeren Pausen dazu angehalten werden bei ihren Computern den Ruhemodus zu aktivieren und die Bildschirme auszuschalten. ›› Bildschirmschoner sollten vermieden werden. Diese sparen nämlich keine Energie, sondern verbrauchen diese noch durch die unnötige Arbeit. ›› Bei Kopiergeräten empfiehlt sich der Einbau von Zeitschaltuhren um die Geräte nachts automatisch auszuschalten. ›› Es sollten zentrale Schaltsteckdosen genutzt werden. Dadurch können zusätzliche Geräte mit einem Schalter ausgemacht werden. Die Schalter und Steckdosen sollten für die Mitarbeiter leicht zugänglich sein! ›› Das Energiesparverhalten soll den Mitarbeitern (und den Besuchern der Location) mittels Flyern, Postern, Stickern und kurzen Checklisten erklärt und mitgeteilt werden. Diese Materialien werden häufig von lokalen oder nationalen Energieagenturen kostenfrei zur Verfügung gestellt  ›› 22 Isolierung & Gebäudeeffizienzverbesserung Wärmeverluste durch die Gebäudehülle und Luftleckagen können in kalten Monaten zu erhöhter Unbehaglichkeit und zu größerer Nachfrage nach Beheizung führen. Wärmeverluste können im gesamten Gebäude auftreten, allerdings sind die Foyers eine typische Quelle für Wärmeverluste, hervorgerufen durch die Eingangstüren und die von Architekten häufig genutzten großflächig verglasten Bereichen. Laderampen (für Ausrüstung, etc.) sind ein weiterer wichtiger Bereich für Wärmeverluste. Im Sommer kann die Wärmezunahme, vor allem in verglasten Bereichen, auch zu Unbehagen führen und eine größere Nachfrage nach Kühlung bedeuten. Je nach Außentemperatur können Luftleckagen Überhitzung verhindern oder dazu beitragen. Isolierung und andere Verbesserungen an der Gebäudehülle reduzieren diese Ineffizienzen, was eine verringerte Nachfrage nach Beheizung, Kühlung oder Belüftung bedeuten kann. Dies führt zu geringeren Betriebskosten, kann aber auch bedeuten, dass die erforderliche Anlagengröße reduziert wird und unter Umständen manche Anlagen überhaupt nicht mehr benötigt werden (z.B. ein Gebäude bleibt auch ohne Klimaanlage kühl). Das mag auch zu verbessertem Komfort mit weniger Zugluft, Blendeffekten und kalten oder heißen Stellen beitragen. Derartige Arbeiten erfordern jedoch größere Investitionen, die viele Locations nicht ohne Weiteres aufbringen können. Spielstätten in öffentlichem Besitz haben am ehesten Zugang zu Finanzierungssystemen. Im Rahmen des Green Club Index Pilotprojekts hat aus Kostengründen keiner der Clubs dieses Thema bearbeitet. Es muss darauf geachtet werden, dass eine Maßnahme, die ein Problem lösen soll, nicht anderswo ein Problem schafft (z.B. kann Isolierung im Winter die Heiznachfrage reduzieren, jedoch im Sommer zu Überhitzung beitragen) – insbesondere wenn große Menschenmengen beteiligt sind, die große Mengen an Körperwärme abgeben! Falls Geld für Kapitalentwicklung bereitsteht, sollte der Rat eines spezialisierten Gebäudephysikers in Anspruch genommen werden um Verbesserungsmöglichkeiten der Gebäudeeffizienz aufzudecken. Es gibt ein umfangreiches Angebot an potenziellen Maßnahmen, darunter: •• •• •• Verbesserte Isolierung von Mauern, Böden, Dächern, Türen, Fenstern Sonnenschutzvorrichtungen um Aufwärmung durch Sonnenlicht zu kontrollieren Nutzung von Materialien, die Wärme absorbieren können (z.B. Beton, Putz, Stein) um Kühlung zu gewährleisten. Material kann entweder hinzugegeben werden oder bestehendes Material, wie Betondecken hinter Deckenplatten, freigelegt werden. Rohrleitungsisolierung Das Rohrleitungssystem für Heizung, Heißwasser und Kühlmittelverteilung kann die Ursache für erhebliche Energieverluste darstellen. Dies verringert die Effizienz des Systems und kann ebenfalls zu unbeabsichtigten Wärme- oder Kälteverlusten in von den Rohren durchquerten Räumen führen, was, um die Verluste auszugleichen, zusätzliches Heizen oder Kühlen erforderlich machen kann. Es sollte daher in der Location beim Heiz- und Kühlleitungssystem das Vorhandensein und der Zustand der Isolierung überprüft werden. Falls möglich soll nicht vorhandene oder sich in schlechtem Zustand befindliche Isolierung installiert oder ersetzt werden. Gebäudeisolierung (Schutz gegen Zugluft) Schutz gegen Zugluft kann ein äußerst kostengünstiger Weg sein Wärmeverluste und Zugluft zu verringern und gleichzeitig den Nutzerkomfort zu verbessern. Klassische Stellen für den Einbau von Zugluftschutzmaßnahmen: Fenster; Türen; Rohre, die Außenwände durchqueren (z.B. für Wasser, Gas, Abzugsrohre und Belüftung); Dachräume, die nicht richtig dicht sind und somit Außenluft an der Isolierung vorbei nach innen lassen; Hängeböden; direkt an Wänden, falls Alter, Material, Beschädigung oder Baumängel zu Luftundichtigkeit geführt haben; Schnittstellen zwischen Gebäudeteilen, wie z.B. Wände/Decken oder Querbalken/Wände. Dabei muss allerdings sichergestellt werden, dass die umfangreichen Schutzmaßnahmen gegen Zugluft nicht zu schlechter Luftqualität und Feuchtigkeitsbildung in der Gebäudesubstanz führen. Um dies zu gewährleisten kann professioneller Rat erforderlich sein und/oder der Einbau von Sensoren zur Messung der Luftqualität und Luftfeuchtigkeit. Luftfeuchtigkeit kann sich in Bereichen wie Tanzflächen (durch schwitzende Menschen) sehr schnell aufbauen. 23 3.3. Nutzung erneuerbarer Energien Energieeffizienz ist nur ein Teil der Lösung. Für den Übergang zu einer nachhaltigen Energiezukunft muss ebenfalls die Art und Weise beachtet werden, wie der Strom, der aus unseren Steckdosen kommt, produziert wird. Während dies zum großen Teil von der Politik abhängig ist, können Locations, als einzelne Organisationen mit großem Publikum, immer noch eigene Entscheidungen treffen – und durch den Bezug von umweltfreundlicher Energie die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigern helfen. Erfahrungen aus dem Green Club Index Pilotprojekt haben gezeigt, dass die Überprüfung der laufenden Stromtarife für alle Clubs in jedem Fall sehr nützlich waren, da fast jeder zum Zeitpunkt der Überprüfung bezogene Tarif für ihre Bedürfnisse nicht passend war. Fünf der Pilotclubs sind zu einem Ökostromanbieter gewechselt und zwei von ihnen haben dabei sogar günstigere Tarife bei gleichzeitigem Bezug von umweltfreundlicherer Energie vereinbaren können! Durch Nachfrage beim Energieversorger der Location kann herausgefunden werden, welcher Energiemix geliefert wird und aus welchen Quellen er prozentual zusammengesetzt ist (Windkraft, Solarenergie, Kernkraft, sonstiges). Grüne Tarife Nicht in allen EU-Ländern sind „Grüne Tarife“ bereits verfügbar. Sie können entweder als Option von einem größeren Energieversorger angeboten werden, oder aber von einem kleineren Anbieter, der sich auf nachhaltige Energieversorgung spezialisiert hat. Die Tarife sind manchmal, aber nicht immer, teurer als die Standardtarife. Vor allem einige kleinere, neuere Energieversorger, die sich auf Nachhaltigkeit konzentrieren, wählen einen ethischen Zugang zum Geschäft – so kann der Kundenservice sehr gut und die Location kann besser vor Preisanstiegen geschützt sein. Falls der Vermieter die Stromversorgung regelt, muss der Wunsch eines Wechsels zu einem Grünstromtarif mit diesem abgestimmt werden. Erneuerbare vor Ort Es steht bereits eine Reihe von dezentralen regenerativen Energietechnologien zur Verfügung, die wenig CO2-Emissionen verursachen und unter Umständen niedrige Betriebskosten aufweisen – obwohl die Anschaffungskosten hoch sein können. Finanzpläne und finanzielle Anreize können jedoch für solche Investitionen vorhanden sein. 24 Photovoltaik (Solarpaneele/PV) ist normalerweise die einfachste Lösung um bestehende Gebäude nachzurüsten wenn die Location sich an einem passenden Ort befindet. Sobald sie installiert ist, ist der erzeugte Strom umsonst und kann sogar durch verschiedene Einspeisetarife, die die meisten EU-Länder beschlossen haben, ein gewisses Einkommen ermöglichen. Bei der Installation von PV sollten einige wichtige Punkte beachtet werden: ›› Ausrichtung – idealerweise genau Richtung Süden. ›› Neigung – in Mitteleuropa ideal bei 30°. ›› Anlagenalter – Ertragsrückgang von ca. 1 % pro Jahr. ›› Verschiedene Witterungseinflüsse können einen Einfluss auf die Anlagenleistung haben. ›› Verschattung – falls der Ertrag eines PV-Systems hinter den Erwartungen zurückbleibt, kann das an Schatten liegen, die auf die Anlage fallen. Wenn dies der Fall ist können Modulwechselrichter eine Lösung sein, da ein einziges verschattetes Modul in diesem Fall keine Auswirkung auf die anderen Module und somit nur einen minimalen Effekt auf den Energieertrag der Gesamtanlage hat. Solares Warmwasser kann für Orte mit einer großen, meist konstanten Nachfrage nach Warmwasser, wie z.B. Locations mit Bewirtung oder Umkleiden mit Duschen, geeignet sein (vor allem während des Sommers). Erforderlich hierfür ist ein geeigneter Standort für die Solarmodule, neue Rohrleitungen und unter Umständen ein neuer Warmwasserspeicher. Andere erneuerbare Energietechnologien wie Erdwärmepumpen, Biomasseheizkessel und Windräder sind zwar noch standortspezifischer, können aber sehr wohl auch eine lohnende Investition darstellen. Durch Einspeisevergütung können auch diese Technologien ein zusätzliches Einkommen ermöglichen. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme (KWK), oder zusätzlich auch Kälte (KWKK). Sie besitzen das Potenzial, Energie effizienter bereitzustellen. Allerdings hängt dies sehr stark von der im Gebäude vorherrschenden Nachfrage nach Wärme, Kälte und Strom ab und erfordert daher eine sorgfältige Abwägung. Wärmenetze, wie z.B. die in manchen EU-Ländern bestehenden Fernwärmenetze bringen die Wärme direkt in die Gebäude. Der Stadt- oder Gemeindeverwaltung sollte es bekannt sein, ob es ein Wärmenetz in der Nähe gibt, oder ob in naher Zukunft eines gebaut werden soll. Zudem kann es auch lokale Energiegenossenschaften (für einzelne Maßnahmen oder generell) geben, mit denen eine Location zusammenarbeiten kann. 3.4. Labas prakses piemēri Ieskatieties EEMUSIC mājas lapā. Tur Jūs atradīsiet vairākus pieredzējušu pasākumu norises vietu labas prakses piemērus, kā arīvarēsiet iepazīties ar tādu klubu pieredzi, kuri tikai sāk iesaistīties energoefektivitātes pasākumos visā Eiropā. http://ee-music.eu 25 4. Engagement & Kommunikation 4.1. Einbindung von Interessenvertretern und Dienstleistern Unter Punkt 3.2 wurde bereits die Notwendigkeit erörtert, das hauseigene Personal in die Energiemanagementstrategie mit einzubeziehen. Aufgrund der komplizierten Art der StakeholderBeziehungen in der Musikeventproduktion ist die Einbeziehung des eigenen Personals jedoch oftmals nicht genug: selbst eine Location mit einer Kapazität für 3 000 Besucher hat manchmal nur 10 Vollzeitmitarbeiter (oder sogar noch weniger!). Der Großteil der anderen Beteiligten sind entweder Selbständige, zeitlich befristete oder Teilzeitarbeitskräfte, Freiwillige oder externe Produktionsprofis und Künstler. Für ein effektives Energiemanagement muss ein Kommunikationsplan aufgestellt werden, damit diese unterschiedlichen zeitlichen Akteure ebenfalls eingebunden werden können. In diesem muss, abgestimmt auf die hauseigenen Aktionspläne und Strategien, klar dargestellt sein, was die Erwartungen der Location für die verschiedenen Abteilungen, auszurichtende Produktionen u.a. sind. Es kann beispielsweise ein Teil für Energiemanagement in die Leistungsbeschreibung aufgenommen werden (in dem von Gastveranstaltern gefordert wird, Energieeffizienz in ihrem Produktionsdesign zu berücksichtigen und an den Initiativen der Location, wie Licht und Geräte bei Nichtnutzung auszustellen etc., teilzunehmen). Von Bar- und Cateringpersonal könnte gefordert werden im Rahmen ihrer Einstellung ein spezielles Training zu energieeffizientem Verhalten in ihrem Arbeitsbereich zu durchlaufen. Wichtig ist, dass das Energiemanagement in alle üblichen Maßnahmen und Verfahren der Location integriert wird. Die Ausrüster sind eine weitere wichtige Interessengruppe, vor allem wenn die Location regelmäßig Geräte wie Bühnenbeleuchtung oder Lautsprecher ausleiht. Die Verleihfirma sollte in der Lage sein Informationen zur Energieeffizienz der unterschiedlichen Optionen zu geben; und auch das kann man in Verträge einarbeiten. Einige Locations haben sogar Abmachungen mit ihren Ausrüstern getroffen, dass sie sich finanziell an den Investitionen in effizienteres Lichtequipment beteiligen. Dies rechnet sich für die Locations durch den geringeren Energieverbrauch beim Betrieb der Leihgeräte. 4.2 Nachhaltigkeitskommunikation Es ist wichtig die Erfolge in der Energienutzung und Reduzierung der CO2-Emissionen hausintern mit dem Personal zu feiern. Das motiviert alle Beteiligten und hält sie bei Laune. Die Kommunikation mit externen Zielgruppen und anderen Stakeholdern über die Maßnahmen und Erfolge kann sich ebenfalls positiv auf das eigene Image und die PR auswirken. Es kann schwer sein, das Thema Energieeffizienz in einer ansprechenden, lustigen und aufsehenerregenden Weise zu präsentieren, v.a. für Sprecher aus dem Bereich Kultur (und auch für das Kulturpublikum!), die sich normalerweise nicht mit dem Thema befassen. Mitarbeiter aus dem Bereich Marketing und Kommunikation sollten beim „Gesamt-Energieeffizienz-prozess“ von Anfang an dabei sein. Dieser klärt auf über Punkte wie: warum wird gehandelt, was sind die Ziele, und natürlich: was wurde bereits erreicht. So fühlen sie sich wohl und informiert und haben einen Anlass die Ergebnisse zu feiern. 26 Die erfolgversprechendste Kommunikation trifft den Stil und die Sprache des gewohnten „Location-Sprechs“. Wenn dieser lustig und farbenfroh und voller respektloser Wortspiele ist, so gibt es keinen Grund dafür umweltfreundliche, nachhaltige Errungenschaften in einer anderen Art auszudrücken! „Grün“ bedeutet nicht automatisch langweilig. Manche Locations ziehen es vor „grüne Geschichten” in ihren sozialen Netzwerken zu verbreiten – wo sie eine gute Möglichkeit sind einige eher ungewöhnliche Infos vorzustellen und einen Feed interessant halten. Es kann schwierig sein eine richtige Schlagzeile in der Presse zu erreichen – aber es macht sich bezahlt wenn man die Medienkontaktliste der Location um Umwelt- und Nachhaltigkeitsjournalisten (die die Hauskommunikation in neue Bereiche bringen) erweitert, wie auch um Autoren mit Interesse an nachhaltigen Themen, die Nachrichten der Fachindustrie abdecken. Das Thema nachhaltige Energie kann auch auf eine interaktive Weise präsentiert werden. Manche Locations, mit Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen, haben in ihren Foyers Anzeigetafeln, die angeben, wieviel Strom produziert oder wieviel CO2 eingespart wurde. Wenn genügend Platz vorhanden ist veranstalten manche auch spezielle Events wie z.B. eine durch Fahrradantrieb mit Strom versorgte Bühne („Bike Disco“). Die Verbindungsaufnahme mit größeren Kampagnen kann ein effizientes Kommunikationsinstrument sein, beispielsweise die Teilnahme der Location an der WWF Earth Hour (http://www.wwf.de/earth-hour-2015/). Auszeichnungen und Zertifizierungen In manchen Ländern werden spezielle Auszeichnungen und Zertifizierungen für Maßnahmen in umweltfreundliche und nachhaltige CO2-Reduzierung, Energieverbrauchsminderung, o.ä. verliehen - einige von diesen sind speziell für die Kreativ- und Kulturindustrie entwickelt worden. Die Teilnahme an solch einem Programm kann nützlich für die Motivierung des Personals und anderer Beteiligter sein, sie kann den Fokus auf die Aktionspläne legen, und (falls erfolgreich!) ein gutes Kommunikationsinstrument sein. Dies kann dann genutzt werden um Selbstverpflichtungen gegenüber dem Publikum, externen Künstlern und Produktionen, sowie Ausrüstern zu kommunizieren, und oft kann es auch genutzt werden um die Aufmerksamkeit der Presse zu erlangen. Beispiel: Green Club Label Das Green Club Label ist eine Zertifizierungsmaßnahme für Clubs, die sich selbst dazu verpflichten kontinuierliche Energieeffizienzmaßnahmen durchzuführen. Das Label wurde von der Green Music Initiative und der EnergieAgentur.NRW gemeinsam als Antwort auf die große Nachfrage von Clubs, die am Green Club Index Pilotprojekt teilgenommen haben, entwickelt. Das Label erleichtert es den Clubs, ihrem Publikum über Maßnahmen und Erfolge zu berichten. Das Label kann als Logo für alle Arten der Kommunikation genutzt und wird von der GMI in Form eines Schildes bereitgestellt, das man vor dem Gebäude oder an der Gebäudefassade anbringen kann. Das Green Club Label veranstaltet zudem jedes Jahr eine offizielle Preisverleihung im Rahmen des Green Music BBQ auf dem c/o pop Festival in Köln. 27 Clubmob – ein Beispiel für innovatives Marketing Ein Clubmob ist eine Form des Verbraucheraktivismus, um das Engagement von Clubs in Hinblick auf Energiesparmaßnahmen zu belohnen. Konzept des Clubmobs: ›› Ein Club oder der Betreiber einer Location verpflichtet sich, einen bestimmten Gewinnanteil von einer ausgewählten Nachtveranstaltung in energiesparende Maßnahmen für den Club zu reinvestieren. ›› Die Aktivistengruppe mobilisiert zu diesem speziellen Termin eine möglichst große Menge an Unterstützern, um in diesem Club für den guten Zweck zu feiern und zu konsumieren. Falls die Organisation zentral erfolgt, kann eine Auktion abgehalten werden bei der die Clubs Angebote machen (z.B. der Anteil der Einnahmen, der reinvestiert werden soll) und die Aktivisten den „Siegerclub“ für den Clubmob küren – normalerweise ist dies der Club mit dem Angebot, den größten Profitanteil in energiesparende Maßnahmen zu reinvestieren! Bis Mitte 2014 wurden sechs Clubmobs in drei verschiedenen deutschen Städten veranstaltet (Frankfurt, Berlin, München). Insgesamt waren dabei neun Klubs an dieser Kampagne beteiligt, die fast 9 000 € einbrachte. Über 20 Energiesparmaßnahmen wurden nach den Aktionen durchgeführt. 28 4.3 Industrienetzwerke Die Branche der Musikeventveranstalter ist sehr stark vom Wettbewerb bestimmt, und oftmals versuchen die einzelnen Locations angestrengt ihre Erfolgsgeheimnisse für sich zu behalten. Beim Thema umweltfreundliche Nachhaltigkeit und umweltfreundliches Energiemanagement ist dies jedoch der falsche Ansatz. Da Ressourcen, Zeit, Fähigkeiten und Wissen äußerst knapp sind, ist es für die Branchenmitglieder viel effizienter und weniger frustrierend, wenn sie ihr Erlerntes teilen und das Wissen darüber austauschen, was funktioniert und was nicht, wenn sie Möglichkeiten und Herausforderungen miteinander teilen, anstatt individuell versuchen, das Rad neu zu erfinden. In Bezug auf bestimmte Themen kann auch Macht in Zahlen stecken, wenn z.B. eine einzige Location ein Ergebnis nicht erreichen kann (wie etwa bei der Zusammenarbeit mit Verleihern, um deren Ausrüstung aufzuwerten und damit effizienter zu machen). Durch offene Kommunikation unter seinesgleichen können sich Best Practice-Beispiele weiter entwickeln – beispielsweise in Punkto Gesundheit und Sicherheit. Bei diesem Thema kann die ganze Branche enger zusammenarbeiten. EE MUSIC selbst wurde aus diesem einen Grund initiiert: Progressive Locations, Festivals und Eventveranstalter haben beschlossen ihr Wissen für das große Ganze verfügbar zu machen. Locations und Veranstalter sollten in der Musikeventbranche nach formellen oder informellen Netzwerken ähnlich denkender Leute Ausschau halten – und, falls es vor Ort keines gibt, prüfen, ob sie nicht selbst eines aufbauen können. 29 5. Finanzierung Da jedes Land seine eigenen Finanzierungsmechanismen für Energieeffizienzmaßnahmen hat und die jeweiligen Rahmenbedingungen sich unterscheiden, kann hier kein umfassender Überblick über vorhandene Optionen gegeben werden. Solche Initiativen sind normalerweise an nationale Ziele (verbindlich oder auch nicht-bindend) zu Energieeffizienz, Produktion erneuerbarer Energien und einer Verringerung der CO2-Emissionen gebunden. Rückfragen hierzu können beantwortet werden von: Energieagenturen (auf nationaler und regionaler Ebene, falls vorhanden) Ministerien mit Verantwortungsbereich Umwelt, Energie, Industrie und/oder Klimawandel NGOs oder Wohlfahrtsverbänden, die Ratschläge zum Thema Energieeinsparung geben, in GB z.B. der Carbon Trust, und in Deutschland häufig städtische Wohnbaugesellschaften ›› ›› ›› Es empfiehlt sich zudem nach lokalen Förderprogrammen zu suchen, an denen die Location teilnehmen könnte. Beispiele für übliche Fördermechanismen sind: Kredite zu vergünstigten Zinsen oder sogar zinslose Kredite Steuererleichterungen für förderfähige Anschaffungen Direkte Zuschüsse Subventionierte Preise für bestimmte Produkte oder Serviceleistungen Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gibt es häufig spezifische Finanzierungsmöglichkeiten oder Anreize, und viele Locations und Clubs fallen in diese Kategorie. Die Anspruchsberechtigung einer Location sollte auf jeden Fall überprüft werden. ›› Einspeisetarife für Anlagen zur Nutzung von erneuerbarer Energien ›› ›› ›› ›› ›› Die oben genannten Förderprogramme können Zuschüsse für Energieaudits und Energieberatung zur Verfügung stellen, beispielsweise für den Kauf neuer energieeffizienter Geräte oder für den Ersatz alter Anlagen durch energieeffiziente Modelle; sie können zudem Finanzierungsmittel für die Installation von erneuerbaren Energiesystemen in/an der Location oder für Arbeiten zur Kapitalentwicklung an Gebäuden bereitstehen. Ebenso könnte es Zuschüsse für die Teilnahme oder für die Durchführung von Kommunikationsmaßnahmen geben, z.B. Sensibilisierungs- und Medienkampagnen zum Thema Energieeffizienz und Klimawandel. 30 6. Tools und andere Hilfsmittel 6.1. Die EE MUSIC IG Tools2 Die EE MUSIC IG Tools sind speziell für die Kreativindustrie entwickelte CO2–Rechner, die für diese Industrie relevante und spezifische Messgrößen und Auswirkungen berücksichtigen. Die EE MUSIC IG Tools für Spielstätten ermöglichen den Vergleich des Energieverbrauches und CO2–Fußabdrucks eines Clubs oder einer Spielstätte über einen bestimmten Zeitraum – monatlich, vierteljährlich oder jährlich (je nach Präferenz oder Verfügbarkeit der Daten) – und zu Vergleichswerten anderer Spielstätten der Kreativindustrie. Das Hauptaugenmerk der Tools liegt auf Energie, aber sie können auch dazu genutzt werden die Auswirkungen des Betriebes der Spielstätte auf den Wasserverbrauch, Müll und Geschäftsreisen zu messen. CO2–Rechner erlauben uns die Folgewirkungen unseres Verhaltens auf die Umwelt zu verstehen. Durch das Messen unserer Umweltauswirkungen wird es uns ermöglicht, effektive Managementstrategien zu entwickeln, welche wiederum dazu führen unsere negativen Umwelteinflüsse zu reduzieren. Die Nutzung der maßgeschneiderten EE MUSIC IG Tools hilft Spielstätten den Überblick über den Energieverbrauch zu bewahren und zu messen ob die Energieeffizienzmaßnahmen auch tatsächlich effektiv sind. Der Gebrauch der EE Music IG Tools trägt auch zur Erstellung von industriespezifischen Datensätzen bei, welche insgesamt eine verbesserte Interessensvertretung und Beratung für den Produktionssektor von Musikevents erwirken. Beispiel: Screenshots einer EE MUSIC IG Tools Ergebnisseite. Registrierung für die EE MUSIC IG Tools unter: http://ee-music.eu Übrigens: Es gibt auch eine Version der EE MUSIC IG Tools für Festivals und Open-Air Events. 2 NB: sämtliche Reports, Dokumente und Link-Ergebnisse unter 6.1 sind auf EnglischGreenhouse Gas 31 6.2. Andere nützliche Tools und Handbücher3 CLUBS/SPIELSTÄTTEN Julie’s Bicycle Practical Guide: Building Energy (Julie’s Bicycle, GB, 2014): ein Handbuch für Energieeffizienz und nachhaltiges Energiemanagement für Spielstätten und Kulturgebäude, das sich an Gebäudemanager und Mitarbeiter richtet, die für den Gebäudebetrieb verantwortlich sind, und das die Themen Heizung, Lüftung, Raumklima und erneuerbare Energien abdeckt. Weitere Infos dazu unter: http://ee-music.eu/resources Energising Culture: future energy strategies for cultural buildings (Julie’s Bicycle, GB, 2012): eine sehr gründliche Untersuchung nachhaltiger Energienutzung in Kulturspielstätten. In Punkto Gesetzgebung hat dieses Handbuch einen Fokus auf die Situation in Großbritannien gelegt, wobei der meiste Inhalt allgemeingültig ist. http://www.juliesbicycle.com/resources/publications/energising-culture Julie’s Bicycle Benchmarks: Julie’s Bicycle hat einen Datensatz aus Energievergleichswerten für Kulturgebäude/Spielstätten und Büros entwickelt, welche durchschnittliche Energieverbräuche pro Einheitsbereich darstellen, basierend auf einem umfangreichen Auszug an Datensätzen aus den Julie’s Bicycle IG Tools. Der Vergleich des Energieverbrauchs eines Gebäudes oder Büros mit diesen Vergleichsdaten ermöglicht ein grundsätzliches Verständnis der Energieeffizienz im Vergleich zu sektorspezifischen Durchschnittswerten: http://www.juliesbicycle.com/resources/benchmarks EE MUSIC Benchmarks: Im Zuge des EE MUSIC Projekts werden Vergleichsgrößen für den Energie-verbrauch in Spielstätten/Clubs aus ganz Europa veröffentlicht – weitere Infos gibt es auf der EE MUSIC Website: http://ee-music.eu BELEUCHTUNG White Light Green Guide (White Light, GB, 2013): Ein Handbuch zu nachhaltiger Beleuchtung von einem der führenden Ausrüster der Unterhaltungsindustrie für Beleuchtung und Soundtechnologien in Großbritanniens. http://www.whitelight.ltd.uk/wp-content/uploads/2013/03/White-Light-Green-Guide-2013.pdf BBC Low Energy Lighting Guide (BBC & Arup, GB, 2011): Ein ursprünglich an Fernsehproduktionen gerichtetes Handbuch zu nachhaltiger Beleuchtung, welches jedoch auch nützliche Inhalte für die allgemeine Unterhaltungsindustrie enthält. http://downloads.bbc.co.uk/outreach/BBC_LEL_Guidelines.pdf Broadway Green Alliance Lighting Guide (BGA, USA, 2014): Ein Vergleich unterschiedlicher effizienterer Armaturen für allgemeine Lichtanwendungen. Hinweis: der Guide wurde für den US-Markt erstellt und somit sind nicht alle Produkte in Europa erhältlich. Dennoch ist er für die Verantwortlichen für den Bereich Technik/ Beleuchtung möglicherweise ein guter Startpunkt für die Suche nach Alternativen. http://www.broadwaygreen.com/green-lighting-guide/ 3 NB: sämtliche Reports, Dokumente und Link-Ergebnisse unter 6.2 sind auf Englisch 32 BIOKRAFTSTOFFE Fact Sheet on Biofuels (Julie’s Bicycle, 2010): Während einige der beinhalteten Informationen in Details evtl. nicht mehr aktuell sind, gibt dieses Fact Sheet dennoch einen Überblick über die unterschiedlichen Arten der heute verfügbaren Biokraftstofftechnologien und auch über die Kontroversen rund um deren tatsächliche Nachhaltigkeit. http://www.juliesbicycle.com/resources/fact-sheets/biofuels FORSCHUNGSHINTERGRUND First Step: UK Music Industry Greenhouse Gas Emissions für 2007 (Julie’s Bicycle, 2008): Julie’s Bicycle beauftragte im August 2007 das Environmental Change Institute der Oxford University damit, die jährlichen Treibhausgas-Emissionen (THG-Emissionen) der britischen Musikindustrie zu kalkulieren, die Haupthemmnisse und Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung zu identifizieren, und erste Empfehlungen zu spezifischen Aktionen zu geben sowie mittelfristige Prioritäten zu setzen. Die vorläufige Gesamtzahl zeigt, dass der britische Musikmarkt für ca. 540 000 t CO2 (genauer: CO2-Äquivalent) pro Jahr verantwortlich ist. Diese Zahl ist zwar nicht so hoch wie die von vielen anderen Industrien, es ist allerdings trotzdem eine große Herausforderung die CO2-Emissionen bis 2050 um 80 % zu verringern http://www.juliesbicycle.com/resources/publications/first-step Sustaining Great Art: Arts Council England Year 1 Report (Julie’s Bicycle, 2013): Im Jahr 2012 hat der Arts Council England die Umweltberichterstattung zum Thema Energie und Wasser eingeführt. Die Berichterstattung war eine Voraussetzung für 704 größere öffentlich geförderte Organisationen. Um die Organisationen während des Prozesses zu unterstützen hat der Arts Council England mit Julie’s Bicycle eine dreijährige Partnerschaft vereinbart. Dieser Report zeigt die Ergebnisse des ersten Jahres, einschließlich einer, durch Aktionen in 62 kulturellen Gebäuden erreichten, geschätzten Senkung der Stromrechnung um 810 000 £ (entsprach 2012 ca. 1 000 000 €). http://www.juliesbicycle.com/resources/publications/sustaining-great-art Moving Arts: Managing the Carbon Impacts of our Touring, Volume 1: Bands (Julie’s Bicycle, 2010): Diese Studie wurde durchgeführt um damit beginnen zu können, die Umweltauswirkungen von Musiktouren und damit verbundenen Aktivitäten quantitativ, auf unterschiedlichen Ebenen, zu bestimmen, und Mechanismen zur Verringerung der Auswirkungen aufzudecken. In Bezug auf die Energienutzung haben die Ergebnisse gezeigt, dass Generatoren, die zur Ergänzung der Stromversorgung vor Ort genutzt werden, für einen wesentlichen Teil der THG-Emissionen von Stadiontourneen verantwortlich sind (während bei allen anderen Tourformen der Personenverkehr und der Gütertransport den Großteil der Emissionen verursachen). http://www.juliesbicycle.com/resources/publications/moving-arts-bands Weitere interessante Beispiele finden sich unter: http://ee-music.eu/country-sections. 33 6.3. Umweltbetriebsprüfungssysteme Ein Umweltbetriebsprüfungssystem ist eine Bewertung von Umweltmanagementsystemen (und manchmal auch der unternehmensinternen Richtlinien). Es gibt dazu eine enorme Vielzahl an Programmen, wobei sich die Prüfkriterien dabei stark unterscheiden. Die Programme können sehr nützlich dabei sein eine externe Qualitätskontrolle für interne Managementsysteme zu kriegen, einen objektiven Leistungsvergleich zu erhalten und anderen Interessengruppen die eigene Verpflichtung zu zeigen. Viele von ihnen sind jedoch nicht unbedingt für die Unterhaltungs- oder Musikeventindustrie geeignet. Locations sollten ihre lokalen Energieagenturen oder NGOs, die das Ziel einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes verfolgen, konsultieren, um über verfügbare Möglichkeiten informiert zu werden. Zudem sollten sie nach spezialisierten Energieberatern für die Unterhaltungsindustrie oder relevanten Programmen in ihrer Gegend suchen. Beispiele von spezifischen Prüfungs- und Zertifizierungssystemen für Musikeventveranstaltungen: Green Club Label Von der Green Music Initiative und der EnergieAgentur.NRW entwickelt, ist das Green Club Label ein niederschwelliges Zertifizierungsprogramm für energieeffiziente Clubs, das für zwei Jahre verliehen wird. Um die Zertifikation zu erhalten muss mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt werden: ›› Die Location war Teilnehmer des Green Club Index Pilotprojekts. ›› Eine Energieberatung wurde durch einen unabhängigen Energieberater durchgeführt. Nach dieser Überprüfung muss ein detaillierter Plan mit energierelevanten Maßnahmen an die Green Music Initiative übermittelt werden. Weitere Informationen finden sich auf der Green Club Index Website. Creative Industry Green Das von Julie’s Bicycle entwickelte Creative Industry Green ist ein industriespezifisches Umweltzertifizierungsprogramm für Festivals, Locations, und Kreativbüros. Die Organisationen erhalten einen Audit-Bericht über ihre Umweltleistung, welcher die Themen Energie, Abfall, Wasser und Reise abdeckt. Die Organisationen werden für ein Jahr zertifiziert (1-3 Sterne), basierend auf ihrer Leistung in den Kategorien Selbstverpflichtung, Verständnis, Verbesserung und Kommunikation. Weitere Einzelheiten sind auf Julie’s Bicycle Website zu finden. 34 6.4. CO2-Kompensation4 Durch „Kompensationen“ sollen THG-Emissionen neutralisiert werden. Dies geschieht generell durch Investitionen in Projekte, die CO2 aus der Atmosphäre „entnehmen“ oder künftige CO2-Emissionen verhindern, beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen oder durch Installierung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. CO2-Kompensation sollte das letzte Mittel der Wahl sein, nachdem alle anderen möglichen Maßnahmen zur Reduzierung der eigenen (negativen) Umweltauswirkungen vorgenommen wurden. Klimaschutzprojekte sollten gemäß einem offiziell anerkannten Standard, wie z.B. dem Gold Standard oder Certified Emissions Reductions (CERs), akkreditiert werden. Somit kann sichergestellt werden, dass die Projekte, in die das Geld gesteckt wird, auch tatsächlich CO2-Emissionen verringern. Fact Sheet zu Kompensation (Julie’s Bicycle, 2010): Während einige der beinhalteten Informationen in Details nicht mehr aktuell sein können, zeigt dieses Fact Sheet die unterschiedlichen möglichen Kompensationstypen und deren Vor- und Nachteile. http://www.juliesbicycle.com/resources/fact-sheets/offsets Als Beispiel für einen Best Practice Ansatz zur CO2-Kompensation, inklusive der Erklärung des Konzepts des Zusatznutzens oder der Gefahr der Nichtdauerhaftigkeit, dienen die Vorschriften und Grundsätze, die e)mission (eine Initiative des EE MUSIC Projektpartners TerraSystemics) aufgestellt hat. http://www.e-missionneutral.com/en/content/6-projects/44-principles-and-standards 4 NB: sämtliche Reports, Dokumente und Link-Ergebnisse unter 6.4 sind auf Englisch 35 Par EE MUSIC EE MUSIC vieno ilgtspējības, enerģētikas un mūzikas industrijas ekspertus un sabiedriskās organizācijas ar mērķi veicināt enerģijas patēriņa un līdz ar to nelabvēlīgas ietekmes samazināšanu uz apkātrējo vidi mūzikas pasākumos. EE MUSIC pieeja nodrošina energoefektīvus un ilgtspējīgus risinājumus, kas raksturīgi mūzikas industrijai. EE MUSIC ir līdz šim lielākā uz mūzikas industriju attiecinātā energoefektivitātes kampaņa Eiropā. M USIC ARTSAND POLITICALDISCOURSE W W W ELEVA VATEAT A Die alleinige Verantwortung für die Inhalte dieses Dokuments liegt beim Herausgeber. Sie spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Union wider. Weder EASME noch die Europäische Kommission sind verantwortlich für den Gebrauch der darin enthaltenen Informationen. 36