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Erben Der Dunklen

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Erben der Dunklen Im Juli 2136 wurde in der japanischen See etwa 1500 Seemeilen südöstlich der Insel Hokkaido ein nicht klassifizierbares Objekt entdeckt. Eine Dokumentarfilmexpedition stieß in über 8000m Tiefe auf eine Kugel vom unglaublichen Durchmesser von über 1200m. Das Licht des unbemannten U-Boots ließ die Crew an Board des Forschungskreuzers „Destiny“ auf den Monitoren eine metallen glänzende Oberfläche erkennen. Keinerlei Pflanzen- oder Tierbewuchs war festzustellen. Nicht unübliches in dieser Tiefe, aber die Oberfläche war warm. Ringsum nur 4°C kaltes Wasser, aber das Metall hatte über 18°C. Das Schiff der glorreichen Entdecker-Crew sollte seinen Namen zurecht tragen. Etwa einen Monat später hatten Spezialtauchboote aus einem multinationalen Forschungsverband (Europäische Liga, Afrikanische Union, USA und Russisch-Asiatische Konföderation) eine Art Einstiegsluke entdeckt und ein Andockmanöver ausgeführt. Das Innere der Kugel war trocken und enthielt riesige Antriebseinheiten auf Basis eines Ionenbeschleunigers, sowie große Tankanlagen (wir sprechen von einigen hunderttausend Kubikmetern), die mit riesigen chemischen Anlagen gekoppelt waren. Das geschulte Forschungsteam untersuchte die Rückstände in den Tanks und stellte fest, dass es sich um ein Gemisch aus Meerwasser und Aminosäuren handelte. Der Salzgehalt des Wassers war allerdings drastisch niedriger als im umliegenden Meer. Das gab den Wissenschaftlern Rätsel auf. Ebenso die unsinnige Anreicherung mit Aminosäuren. Ein Radio-Carbon-Test, der mit Proben des Metalls, aus dem das Raumschiff bestand, brachte schließlich Aufklärung: Das Schiff musste vor 4,2 Milliarden Jahren auf der Erde gelandet sein. Damals war unser irdisches Leben gerade im Entstehen. Die Urmeere, deren Salzgehalt noch sehr viel niedriger war als heutzutage, wimmelten – nicht vor Leben – aber vor organischen und anorganischen chemischen Verbindungen. Unter anderem den Aminosäuren, aus denen das gesamte Leben unseres blauen Planeten besteht. Jahrhunderte lang predigten die Wissenschaftler, was für ein Wunder es doch sei, dass gerade die Aminosäuren, die zum Schluss übrig blieben, zu funktionierendem Leben führen konnten… Dies musste nun revidiert werden: Es war kein Zufall. Es war geplant. Das riesige Raumschiff war eine Art Elektrolysegerät auf biologischer Basis. Die organischen und anorganischen im Wasser gelösten Stoffe wurden ins Schiffsinnere gepumpt, dort mittels der installierten Geräte in ihre Moleküle zerlegt, und zu genau den 12 Aminosäurebasen zusammengesetzt, die nun in Schmetterlingen, Elefanten und Menschen stecken. Über einen Zeitraum, der einige Millionen Jahre gedauert haben muss, ist so das Wasser der Meere immer mehr mit ‚unseren’ Säuren angereichert worden. Kein Wunder also, dass sie sich durchsetzten. Die Weltbevölkerung wusste noch von nichts… Eine Geheimsitzung wurde einberufen. Die vier terrestrischen Machtblöcke, die schon zusammen die Untersuchung am Kolonieschiff durchgeführt hatten, diskutierten die Auswirkungen der Entdeckung. Plötzlich war allen klar, dass die Frage, ob wir allein im All sind, geklärt war. Wir waren nicht allein. Und wir wussten nun, dass wir dem anderen Volk ähnlich sein mussten… Nach kurzer Zeit stand die einzig logische Erklärung fest: Unsere Weltbevölkerung hatte im Jahre 2130 die 13 Millionen überschritten. Ein Volk, dass schon vor 4,3 Milliarden Jahren Kolonialraumschiffe hierher entsandt hatte, musste noch unter drastisch stärkerer Raumnot leiden, als wir. Lebewesen, die anderen Konkurrenten hoffnungslos überlegen sind, expandieren entweder, oder sterben aus. Der Mensch hat keinen natürlichen Feind, der sein Wachstum unter Kontrolle hält. Den ‚Dunklen’ (wie sie bald hießen) musste es ähnlich ergangen sein. Aus weiser Voraussicht mussten sie die Kolonialschiffe unbemannt auf die Reise geschickt haben, um die Sonnensysteme nach Planeten zu durchsuchen, die in etwa die passende Atmosphäre, Druckverhältnisse und Temperaturen wie der Heimatplanet der Dunklen aufwiesen. Auf diesen Planeten landeten die Robot-Kolonialschiffe und ‚lenkten’ ab sofort das Schicksal des erwählten Planeten. Die Dunklen brauchten nur zu warten. Irgendwann würde ein vollwertiger Ersatz für ihre Heimatwelt entstehen. Natürlich würde er ihm nicht exakt gleichen. Die Dunklen gaben die Bausteine des Lebens, und damit einige Basisparameter vor, aber der natürlichen Auslese, der Mutation und den Gesetzen der Vererbung konnten sie natürlich nichts diktieren. Zumindest würde eine Welt entstehen, die der ihren ähnlich war… Waren sie wie wir? Waren sie vielleicht schon hier? Fast hysterisch durchwühlte die geistige Elite die alten Aufzeichnungen angeblicher UFO-Besuche: Kornkreise, Area 51, … Nichts. Dann wurde das zweite Kolonialschiff gefunden. Das war logisch, denn die Hochrechnungen hatten ergeben, dass selbst ein Schiff mit diesen Ausmaßen, nicht das chemische Ökosystem der Erde kontrollieren konnte. Noch immer wusste die Bevölkerung nichts… Dann fiel es jemandem auf. Es gab einige hundert Sonnenkulte auf der Erde. Sie alle hatten als Symbol die Sonne. Dachte man bislang. Bei den meisten mochte es stimmen – aber was war mit der Legende von Atlantis? Die versunkene Stadt… Der Sage nach beteten sie den Sonnengott an, der vom Himmel stieg und mit den Priestern verkehrte. Ein kugelförmiges Raumschiff, das in der Atmosphäre aufglühte, während es gen Meer raste, kam den Zeichnungen aus längst vergessener Zeit recht nahe… Mayas, Azteken, Indianer, viele haben diese Symbolik verwendet. Meinten sie die Sonne…? Oder etwas anderes? In fieberhafter Eile wurden historische Schauplätze und archäologisch Wertvolle Stätten aufgesucht, und auf den Verdacht der Forscher hin untersucht. Speziell in Mittel- und Südamerika hatte es vermehr derartige Kulte gegeben. In Chile wurde man schließlich fündig. In einem Talkessel, der in früheren Zeiten als Kultstätte gedient hatte, war früher die (zwar verwitterte) aber kunstvoll angelegte halbkugelförmige Beschaffenheit der Bodensenke, in der die Kultstätte lag, bewundert worden. Mit einigen Hochrechnungen konnte man fast mit Sicherheit sagen, dass hier eines der Kugelraumschiffe gelandet war. Was hatte es gewollt? Hatte es Kontakt zu den Menschen aufgenommen? Waren sie unter uns? Etwa zwei Monate später stellte die Menschheit fest, was die Dunklen getan hatten. In einer Höhle in den Anden, ganz in der Nähe der Kultstätte mit dem Abdruck, wurde eine Art Peilsender gefunden. Die Technologie sagte den Wissenschaftlern nichts, aber sie fanden heraus, wie man es aktivierte. Genau zehn Minuten war die Menschheit über alle Intentionen der Außerirdischen informiert: Die Vermutung mit dem neuen Siedlungsraum war richtig. Die Dunklen wollten irgendwann einmal diesen Planeten besiedeln. Die Annahme, dass wir dabei einkalkuliert waren, war falsch. Wahrscheinlich ist bei den vielen kolonialisierten Planeten so gut wie nie eine so intelligente Spezies wie die unsrige herausgekommen… Wir sind ein Aggressor! Der Mensch benimmt sich wie ein Parasit – er nimmt dem Planeten und gibt nicht zurück. Wo die Erde verbrannt und nutzlos geworden ist, zieht er weiter… Die Dunklen waren hier und haben unser Wesen ergründet. Wir sind herrschsüchtig und expandieren ohne Sinn und Verstand. Zu dem Zeitpunkt, als sie hier waren gab es zwei Möglichkeiten: entweder wir vernichten uns selbst, oder wir reißen und zusammen, und erklimmen die Stufe, die die Dunklen bereits vor 4,3 Milliarden Jahren hatten. Im ersteren Fall wäre alles in Ordnung gewesen für die Dunklen. Im tatsächlich eingetretenen zweiten Fall sind wir eine Bedrohung. Den Planeten Terra würden wir niemals freiwillig hergeben. Statt dessen würden wir selbst expandieren wollen, um unserem exponentiellen Bevölkerungswachstum entgegenwirken zu können. Die Zahl der erdenähnlichen Planeten im All dürfte rar sein – und wir würden (als den Dunklen ähnliche) um genau diese Sorte Planet mit den Dunklen konkurrieren. Als kriegerisches Volk wären wir auch eine potentielle Gefahr für jegliches weitere Leben im All. Die Rechnung war einfach: Wenn wir eines Tages in der Lage wären, das Rätsel der Kolonialschiffe zu lösen und den Peilsender zu finden und zu aktivieren, dann hätten wir genau das Stadium erreicht, in dem wir nicht mehr zu tolerieren sind. Schon damals – bei ihrem Kontrollbesuch und der Errichtung des Senders – wussten die Dunklen, dass wir Landwesen sind und erst zuletzt unsere Ozeane erforschen würden (vielleicht ging es ihnen genauso?). So wusste auch kein Mensch von den 400m durchmessenden Kugelschiffen, die plötzlich aus verschiedenen Meeresgräben aufstiegen – aktiviert durch das Signal des Senders. Es musste sich um Beiboote des zur Zeit der Maya gelandeten Mutterschiffes handeln. Bevor auch nur ein Militär reagieren konnte, war die terrestrische Bevölkerung im Krieg gegen 18 waffenstrotzende Kampfmaschinen. Die Kugelschiffe verfügten über eine unbekannte Deflektortechnik, die sie nahezu unempfindlich gegen Projektilwaffen machte. Ohne Rücksicht auf den Planeten selbst (der nun nur noch zweitrangig war) griffen die Roboterschiffe die Energiezentren der Erde an und bombardierten sie mit unvorstellbarer Waffengewalt. Unsere terrestrischen Waffen waren schon weit entwickelt. Wir konnten den Planeten zerstören, wenn wir das wollten. Diese Roboterschiffe würden es tun, wenn es ihnen nicht gelänge, die Menschheit auszuradieren. Im Oktober 2136 wurde das erste Kugelschiff mit fünf taktischen Nuklearwaffen vernichtet. Dieser Waffengewalt, auf einen Fleck konzentriert, hatten auch die Schutzschirme des 400m-Giganten nichts entgegenzusetzen. Die Roboterkampfschiffe vernichteten mit ihren Wasserstoffbombenähnlichen Geschossen Paris, Moskau, Washington, San Francisco, Sydney, … Damit hatte man niemals auf der Erde geplant. Die Verteidigung wurde durch die Zerstörung der Ballungszentren der Erde stark erschwert, doch konnten noch 7 weitere Kugelraumer vernichtet werden, als die verbleibenden Schiffe ihre Taktik änderten. Niemand wusste genau, wie die Antriebe der Kugelraumer funktionierte, aber es musste wesentlich effektiver sein als die terrestrische Kernspaltung jemals war. Die Selbstzerstörung der verbleibenden 10 Schiffe jagte Feuerwalzen und Hitzestürme um die Welt und verwandelte alles in ein ionisiertes, strahlendes Inferno. Die ersten halbtoten Wesen, die aus den Bunkern krochen, fragten sich, ob es das nun gewesen sei, oder die Dunklen das Desaster mitbekommen hatten. Wie lange mochten sie wohl bis zur Erde brauchen?