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Date: 13.10.2015
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Genre de média: Médias imprimés Type de média: Presse journ./hebd. Tirage: 22'213 Parution: 6x/semaine
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Eidgenössische Wahlen Wie wacker schlägt sich die SVP ohne ihre bisherige Wahlkampf-Lokomotive? Staatsrat Oskar Freysinger im Interview
«Es gibt nur zwei Parteien - uns und die anderen»
liardliner. Obwohl er perfekt ins gewünschte SVP-Profil passt, ist eine Bundesratskandidatur für Oskar Freysinger keine Option.
Interview: Werner Koder
Rendez-vous mit Staatsrat Oskar Freysinger in seinem Büro in Sitten. Wie gewohnt nahm dieser kein Blatt vor den Mund.
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genheit, um mich mit Nebensächlichkeiten zu diskreditieren. Mit politischen Inhalten hat man mich nie erledigen kön-
nen, deshalb probiert man es über Umwege. Das ist so etwas von schäbig und witzlos. Ich habs aber überlebt.»
Als Polit-Haudegen lassen Sie kein Fettnäpfchen aus. Betreiben Sie die Sie können doch Ihre ProvokatioProvokation eigentlich als System? nen nicht abstreiten. Oder tapezie«Heute ist es ja schon Provokation, wenn ren Sie etwa gedankenlos Ihr Büro man die Wahrheit sagt, wenn man eine mit einer alten deutschen ReichsLinie hat. Heute muss alles politisch kor- kriegsfahne?
rekt sein, man will den Dreck unter den «Die Fahne hängt seit über zwanzig JahTeppich wischen. Das habe ich nie ge- ren an der Decke und wird auch dort bleimacht. Deshalb benutzt man jede Gele- ben. Ich habe sie irgendwann als Souve-
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nir in einem Museum gekauft, das ist alles. Aber für die Medien warn plötzlich der grosse Hit. Ich hätte nie gedacht, dass man aus einer Fahne aus dem wilhelminischen Deutschland einen solchen
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Ich hoffe, wir holen kommenden Sonntag den zweiten Nationalratssitz. Dann müssten sich all jene in Schweigen hüllen, die gesagt haben, nach Freysinger gäbe es keine SVP Wallis mehr.»
Skandal machen kann. Man hat sogar versucht, mich in die braune Ecke zu Stichwort zwei Sitze. Welchem Unterwalliser Kandidaten wünschen stellen.» Sie den Erfolg? Welcher der ambi-
«Ich kann nicht ständig gegen drei CVP1er im Staatsrat Krieg führen» Immerhin scheinen Sie etwas weniger scharf zu schiessen, seitdem Sie in den Staatsrat gewählt worden sind. Hat Sie das Amt milde gestimmt?
tionierten Trottel soll Nationalrat werden? (lacht) «Ich darf da keine Position beziehen. Klar habe ich Präferenzen, aber die behalte ich für mich.»
Sie halten doch sonst auch nie mit Ihrer Meinung zurück. «Das stimmt. Aber hier wäre es nicht korrekt, wenn ich jemandem den Vorzug gä-
be. Alle sind überzeugte Kandidaten, haben einen dynamischen Wahlkampf geführt, sich engagiert und auch Geld ausgegeben. Ich werde keinen im Vorfeld ab«Man muss zwei Sachen trennen: Bei den sägen oder bevorzugen.» Staatsratsgeschäften muss ich für jeden Bürger da sein, egal welcher Partei er an- Genau das tun Sie aber im Obergehört. Ich muss schauen, dass die Staats- wallis und stellen sich voll hinter geschäfte funktionieren und kollegial zu Franz Ruppen. meinen Kollegen in der Regierung sein. «Ich habe schon im Vorfeld klar kommuIch kann nicht ständig gegen drei CVPler niziert, dass ich mich für Franz Ruppen im Staatsrat Krieg führen, sondern muss mobilisieren würde. Das ist im Vorstand
gemeinsam mit ihnen regieren. Dafür anstandslos und einhellig akzeptiert
bin ich gewählt worden und nicht als Re- worden.» voluzzer. Was den Nationalrat angeht, da
habe ich nie Abstriche gemacht, da bin Weshalb diese grosse Unterich weiterhin kämpferisch und dezidiert stützung für Franz Ruppen? vorgegangen.» «Weil Franz Ruppen unser Ständeratskandidat ist und seit elf Jahren die SVP Sie haben die SVP im Wallis aufim Oberwallis aufbaut. Er machte die gebaut und waren jahrelang das un- ganze Knochenarbeit, hat unermüdlich bestrittene Zugpferd. Wird sich der Sektionen gegründet, Mitglieder rekru-
fulminante Erfolg Ihrer Partei auch tiert und den Laden organisiert. Wie ohne Sie fortsetzen? auch immer das Resultat herauskommt.
«Der 18. Oktober ist genau deshalb so Ich baue voll auf ihn, weil ich auch weiwichtig für mich. Wichtiger als meine ei- terhin mit Ruppen zusammenarbeiten genen bisherigen Wahlen. Ich habe die werde. Wer, wenn nicht er wird nach den Partei gegründet und 16 Jahre lang ge- Wahlen die SVPO führen? Ich kann doch führt. Als Pädagoge ist es wichtig für einen solchen Mann nicht so behandeln, mich, dass sich die Partei von mir eman- als wäre er beiläufig dazugekommen » zipiert, dass es auch nach mir weitergeht. Ich denke, da sind wir auf gutem Weg.
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Sie sprechen Patrick Hildbrand an. Hildbrand führt einen intensiven Wahlkampf und ist für Ruppen eine grosse Konkurrenz. Er politisiert aber eher allgemein und weniger
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Rolle im Staatsrat nicht mehr spielen kann.)»
Also doch Militantismus als politisches System?
auf der Hardline-SVP-Linie. Wie
«Klar, der Kampf im Nationalrat ist ja auch ein ganz anderer als im Staatsrat. «Er hat sich zur Verfügung gestellt und Man muss sichtbar sein, Themen besetviel Geld ausgegeben. Hildbrand wird zen, besonders solche, die das politisch uns viele Stimmen und Listen holen. Das korrekte Umfeld nicht wahrhaben will.» trägt zum Erfolg der Partei bei. Ich kann ihm dafür nur dankbar sein.» Müssen tut man das nicht. Andere
kommt das bei Ihnen an?
Eine Wahl Hildbrands anstelle Ruppens wäre für Sie also kein Misserfolg?
Parteien und Politiker bleiben politisch korrekt. «Es gibt deshalb auch nur zwei politische Parteien in der Schweiz: uns und die an-
«Ein Misserfolg wäre es, wenn wir mit deren. Wir sind die Einzigen, die genau knappem Resultat nur einen mickrigen das thematisieren, was wehtut. Und das Sitz holen. Sollten wir aber über zwanzig braucht eine gesunde Demokratie.»
Prozent der Stimmen gewinnen, und
davon gehe ich aus, dann wäre das ein Stichwort Ständerat: Weshalb sollte Riesenerfolg. Ob mit Ruppen oder Hild- Ruppen jenen Einzug ins Stöckli
brand.»
In der Unterwalliser SVP herrscht dicke Luft. Kommt es nach den Wahlen zum grossen Knall? Mit Freysinger im Epizentrum?
schaffen, der Freysinger vor vier Jahren verwehrt blieb? «Es ist viel passiert in diesen vier Jahren.
Die SVP hat die Gemeinderatswahlen klar gewonnen. Ich wurde in den Staats-
rat gewählt. Und wir konnten bei den «Nein, das hatten wir ja schon, bei der Grossratswahlen die absolute CVP-MehrWahl des 2. Vizepräsidenten im Grossen heit knacken. Wir haben Geschichte geRat. Da meinten auch alle, es käme zum schrieben.» Knall, doch das konnten wir untereinander ausbaden. Das wird auch dieses Mal Mit anderen zusammen...
so sein. Klar werden einige frustriert sein. «Nein, nicht mit anderen. Das waren wir Doch wir sind Überzeugungstäter. Unse- allein. Wir haben neun Sitze mehr ge-
re persönlichen Interessen sind sekun- holt und damit die CVP-Mehrheit verdär. Wer beleidigt ist, weil er nicht ge- senkt. Das passt vielen nicht. Man wählt wird, hätte besser erst gar nicht versucht, das unter den Tisch zu wikandidiert.» schen. Niemand will uns diesen historischen Moment zuschreiben. Wir haben In der SVP muss man also Teamdie 150-jährige uneingeschränkte Macht player sein. einer alles beherrschenden Partei gebro«Selbstverständlich. Wir kämpfen als chen. Meine Wahl in den Staatsrat war Mannschaft. Ich habe mich nie als nur ein Nebenschauplatz.» Staatsratskandidat aufgedrängt. Der Vor-
stand hat mit 11:0 Stimmen aber be- Um im Ständerat einen weiteren schlossen, dass ich kandidieren soll. Ich historischen Moment zu feiern, sagte ihnen, . Da denken sich die Leute
SVP zum Boomerang? Es gibt ja nun eine Solidaritätswelle.
doch, » Sie auf das, was in der Bevölkerung gesagt wird! Vor wenigen Tagen gab es auf Länder wie der Libanon oder die der Planta eine Solidaritätskundgebung.
Da kamen kaum einige Hundert Personen zusammen Es war ein Reinfall. Die gesamte politisch korrekte Klientel hatte zum Aufmarsch geblasen und es ist fast niemand gekommen Die Leute merken doch, dass es sich bei den meisten Leu-
Türkei haben bereits massenhaft Flüchtlinge aufgenommen. Die meisten Lager sind dort aber hoffnungslos überfüllt. «Dann soll man dort halt noch mehr Lager bauen. Und der Westen soll die Fi-
nanzierung kräftig mittragen. Seltsaten, die Europa überfluten, nicht um merweise wollen muslimische Länder echte Flüchtlinge handelt.»
«Der Flüchtlings-
strom ist gezielt orchestriert»
Man sieht aber doch, dass völlig erschöpfte Väter ihre Kinder Hunderte Kilometer durch halb Europa tragen. Muss man solche Leute wirklich an der Grenze abweisen? «Neunundsechzig Prozent der Flücht-
wie Katar oder Saudi-Arabien nicht mithelfen. Weshalb? Da steckt eine politi-
sche Agenda dahinter. Saudi-Arabien finanziert den Islamischen Staat und die
USA, ihre Verbündeten, tun nur so, als ob sie den IS bombardierten. Jetzt wird aber wahrscheinlich Russland in Syrien aufräumen.»
Da hört man anderes. Putin bombardiert die Oppositionellen, die sich gegen das Assad-Regime stellen. «Welche Opposition? Die Al-Kaida? Die
sollen jetzt plötzlich die Verbündeten
linge sind alleinstehende junge Männer. der Amerikaner sein? Was Putin macht,
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ist klar. Zuerst schafft er sich die Al- so wurde die Köptüng des kleinen MädKaida vom Leib und dann geht es dem Is- chens durch den IS nicht gezeigt? Immer lamischen Staat an den Kragen. Assad wird nur das gezeigt, was Wasser auf die hat immerhin den religiösen Frieden im eigenen Mühlen bringt.» Land aufrechterhalten. Die konfessionel-
len Minderheiten wurden unter seinem Bleibt Freysinger in der FlüchtlingsRegime nicht erbarmungslos ausgerot- frage also hart? «Diese Massenverschiebung ist nicht vertet, wie das jetzt der Fall ist.» antwortungsvoll. Wir importieren Ag-
Und jetzt bombardiert Assad seine Bevölkerung mit Giftgas.
gressivität und Konflikte. Das ist eine soziale Zeitbombe. Wenn die Deutschen ih-
«Ist das, was seine Gegner machen, etwa re Grenzen wieder schliessen, kommen besser? In einem solchen Konflikt ist kei- die Leute auch in die Schweiz. Unsere Asylzentren sind rappelvoll. Meine Kollener sauber.» gin Esther sucht verzweifelt nach Unter-
Also egal, wie brutal jemand vorgeht: Hauptsache, er schafft Ruhe?
künften und findet keine. Wahrschein-
lich muss bald ein neues Asylzentrum im «Gaddafi wurde gestürzt. Was ist jetzt? Wallis eröffnet werden.» Ist in Libyen nun alles besser? Wenn Assad gestürzt wird, wird es in Syrien kei- Die SVP wünscht sich zwei Bundesräte. Und zwar echte, keine halben. nen einzigen Christen mehr geben.»
Als das Bild des ertrunkenen Aylan veröffentlicht wurde, sagten Sie, es handle sich um Propaganda der Medienmaschinerie. Ist das immer noch Ihr Ernst?
Bereits werden Namen kolportiert. Der Name Freysinger fehlt bisher. Stünden Sie als Kandidat zur Verfügung? «Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren im
Amt. Ich habe noch so viel Arbeit im Wal«Absolut. Dazu stehe ich. Man stellt keine lis vor mir. Im Bildungsbereich, im PoliLeichen zur Schau. Die Toten sollen be- zeiwesen, im Gefängnisbereich. Dann ist
graben werden und ruhen, damit der da noch der Justizrat, der mir sehr am Schrecken ein Ende hat, damit Verge- Herzen liegt. Nach zweieinhalb Jahren bung und Neuanfang möglich werden. zu sagen, ich hätte ein höheres Schicksal Eine tragische Zurschaustellung des und fühlte mich zum Bundesrat berufen, Leids mit dem Ziel, Mitleid zu erregen, würde meine Wähler vor den Kopf stos-
um die politische Debatte in die ge- sen. Ich werde, so Gott will, 2017 wieder wünschte Richtung zu lenken, ist einer für den Staatsrat kandidieren.» zivilisierten Gesellschaft unwürdig. WieDIE POLIT-HAUDEGEN
Was bringen die eidgenössischen Wahlen 2015 im Wallis? Wer holt den achten Nationalratssitz? Behält die CVP die beiden Sitze im Ständerat? Fünf Walliser PolitHaudegen geben dazu ihre Sicht der Dinge wieder. Der WB befragt für diese Serie Pascal Couchepin, Wilhelm Schnyder, Peter Bodenmann, Oskar Freysinger und Rolf Eschen
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