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INFORMATION zur Pressekonferenz
mit
Landesrat Rudi Anschober
30. Mai 2016 zum Thema
„Fett, Zucker, Salz? Die gesunde Wahl – neuer Vorschlag für einfache und verständliche Lebensmittelkennzeichnung: das schwedische Modell“
Weitere Referent/innen: Dr. Georg Rathwallner (Abt. Konsumentenschutz, AK OÖ), Marianne Tammegger, MBA (Studiengangsleitung Diätologie, FH Gesundheitsberufe) Michaela Anna Perndl und Margarete Schermann (beide vom Studiengang Diätologie, FH Gesundheitsberufe OÖ)
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„Fett, Zucker, Salz? Die gesunde Wahl – neuer Vorschlag für einfache und verständliche Lebensmittelkennzeichnung: das schwedische Modell“ Für Konsumenten/innen ist es derzeit schwierig festzustellen, wie gesund ein Lebensmittel ist, wie viel Zucker, Fett und Salz in einem Produkt stecken. Als gesund beworbene Kinderdrinks oder Fitness-Produkte sind beispielsweise oft wahre Zuckerbomben, deren Nährstoffgehalt nur schwer erkennbar ist. Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt sind mögliche Folgen von falscher Ernährung. Eine von der Arbeiterkammer OÖ in Auftrag gegebenen Bachelorarbeit an der FH Gesundheitsberufe OÖ, Studienlehrgang Diätologie in Linz zeigt einen neuen Weg auf: Das schwedische Modell mit dem grünen Schlüsselloch-Symbol
(Keyhole).
Es
ermöglicht
Information
und
Transparenz: einfach, verständlich und unbürokratisch. Konsument/innenschutz-Landesrat Anschober und AK sind sich einig, österreichische
Konsumentinnen
und
Konsumenten
würden
vom
"Keyhole-Label", mit dem in Skandinavien bereits gut 2.000 Produkte ausgezeichnet
sind,
stark
profitieren.
So
können
sich
die
Verbraucher/innen ganz bewusst für gesündere Produkte entscheiden, speziell dann, wenn sie gesundheitlich schon vorbelastet sind.
Eine
klare
Kennzeichnung
Lebensmittelindustrie
sein,
könnte
auch
Produktrezepturen
ein zu
Anstoß
für
die
überdenken
und
beispielsweise den Zuckergehalt von Frühstückszerealien zu reduzieren, um die Vergabekriterien der Positivkennzeichnung zu erreichen. Das Keyhole-Label bietet zusätzlich zur verpflichtenden Nährwertangabe eine einfach verständliche und sofort erkennbare Kennzeichnung. Anschober und die AK OÖ planen eine Initiative bei der Bundesregierung zur Durchsetzung dieses einfachen und praktikablen Modells. Pressekonferenz 30. Mai 2016
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Fett, Zucker und Salz? – Nährwertangabe, Portionsgröße und Co
Die im heurigen Jahr in Kraft tretende Regelung der EU zu Nährwertangaben enthält erneut nur Zahlen-Informationen und ist somit keine echte Kaufhilfe, denn sie lässt auf den ersten Blick keine Einordnung für die Verbraucher/innen zu.
Eine aktuelle Studie der Universität Göttingen zeigt ein weiteres Problem in der Lebensmittel-Kennzeichnung auf. Zusätzlich zur verpflichtenden Nährwertangabe auf der Rückseite der Verpackung ist es den Herstellern erlaubt, auf der Vorderseite freiwillige Angaben auf Basis von Portionsgrößen zu machen. Der Hersteller kann die Portionsgröße variieren und die Forscher konnten zeigen, dass kleinere Portionsmengen tendenziell bei ungesünderen Produkten angegeben werden. Verbraucher/innen lassen sich zunehmend von diesen Angaben auf der Vorderseite leiten und werden laut Studienautoren
irregeführt.
Eine
vereinheitlichte
Angabe
der
Portionsgröße sei dringend gefordert, denn ansonsten dienen diese Angaben mehr zur Vermarktung als zur Aufklärung.
Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten möchten sich aber gesund
und
ausgewogen
Lebensmittelverpackungen
finden
ernähren. sich
zwar
Auf
den
detaillierte
Nährwertangaben, die jedoch kaum gelesen werden. Zeitmangel beim Einkauf, Bequemlichkeit und Probleme, die Angaben zu verstehen und richtig zu deuten, sind die Ursachen. So das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der Arbeiterkammer OÖ.
Beispielsweise gibt es beim Fettgehalt große Unterschiede. Vielfach verwenden die Hersteller gesättigte Fette, die vergleichsweise ungesund sind. Gesättigte Fette stehen im Verdacht, in größeren Pressekonferenz 30. Mai 2016
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Mengen das Krebsrisiko zu erhöhen sowie Herzattacken und Schlaganfälle zu begünstigen. Die gesunden ungesättigten Fette, wie sie in Raps- und Walnussöl vorkommen und auch im Fisch reichlich vorhanden
sind,
werden
dagegen
selten
in
Fertiggerichten
verarbeitet – dies aus technischen, aber auch aus Kostengründen.
Kritik ernten vor allem Fertiggerichte immer wieder für zu viel Salz. Von allen Ernährungsfaktoren steht die Kochsalz bzw. Natriumzufuhr seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der Diskussion um Bluthochdruck. Hoher Blutdruck kann zu Gefäßschäden und Erkrankungen am Herzen und folglich zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Wir ein Produkt als „fettreduziert“ beworben, enthält es oft mehr Zucker um den Geschmack zu verbessern. Ein weiteres Beispiel zeigt das Magazin „Öko-Test“ auf: in 200g Zwieback wurde der Zuckergehalt von 23 Stück Würfelzucker festgestellt, in einem als „kalorienreduziert“ angepriesenen Teegetränk enthielt die Menge von 400g 115 Stück Würfelzucker.
Die gesunde Wahl – das schwedische Modell „Keyhole“
In Schweden und in der Folge auch in weiteren skandinavischen Ländern wurde unter der Bezeichnung „Keyhole“ bereits vor 25 Jahren erfolgreich eine einfach verständliche Positivkennzeichnung für Lebensmittel entwickelt.
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(c) norden.org
Lebensmittel, die ein grünes Schlüsselloch-Symbol tragen, enthalten weniger Fett, Zucker, und Salz. Außerdem verfügen sie über eine günstigere Fettzusammensetzung und enthalten mehr Ballaststoffe und Vollkorn als andere Produkte ihrer Kategorie. Dadurch können Verbraucher/innen
auf
den
ersten
Blick
erkennen,
ob
ein
Lebensmittel zu einer gesunden Ernährung beiträgt oder nicht entsprechend dem Leitgedanken des Symbols „Healthy choices made easy“.
Von der NFA, der schwedischen Behörde für Ernährung und Trinkwasser,
wurden
für
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Produktgruppen
jeweils
eigene
Vergabekriterien entwickelt. Dazu gehören insbesondere Milch und Milchprodukte,
Fleisch-
und
Fleischprodukte,
Margarine
und
Aufstriche, Getreideprodukte wie Brot und Frühstückscerealien sowie Fertiggerichte (etwa Pizza oder Suppen). Die Anforderungen sind je nach
Produktgruppe
unterschiedlich.
Beispielsweise
Aufstrich mehr Fett enthalten als ein Milchprodukt.
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darf
ein
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Jedes Unternehmen könnte seine Produkte, die diese Kriterien erfüllen, mit dem Symbol kennzeichnen. Die Verwendung des Labels ist kostenlos. Die Einhaltung der Anforderungen wird durch die Gesundheitsbehörden überwacht.
Beispiel Frühstückscerealien & Müslis – Hilfe für Verbraucher/innen, Anreiz für Produzent/innen
Beispielhaft wurden für die beauftragte Bachelorarbeit 26 in Österreich handelsübliche Frühstückscerealien und Müslis anhand der entsprechenden Bewertungskriterien des Keyhole Nutrition Label beurteilt. Ergebnis: Lediglich drei dieser Produkte erfüllten die strengen Nährwertanforderungen
und
dürften
mit
dem
grünen
Positivkennzeichen versehen werden.
Dr. Rathwallner dazu: „Dies zeigt wie stark die Konsument/innen von der Keyhole-Kennzeichnung profitieren könnten. Gleichzeitig würde das Schlüsselloch-Symbol auch für Produzent/innen einen Anreiz bieten, gesunde Lebensmittel zu entwickeln und bestehende Rezepturen zu optimieren“.
Aus der Konsumentenforschung ist bekannt, dass Käuferinnen und Käufer von gezielter und reduzierter Information profitieren. Alle Produkte, die das Schlüsselloch-Symbol tragen, wurden nach ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen als gesund bewertet. Konsument/innen müssen daher nicht mehr selbst abwägen, für welche gesunde Alternative sie sich entscheiden.
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Die im Zuge der wissenschaftlichen Forschungsarbeit durchgeführte Umfrage kommt zum Ergebnis, dass 85 % der Probandinnen und Probanden die Etablierung des Keyhole-Labels befürworten.
Konsument/innenschutz-Landesrat Rudi Anschober: „Je weniger Lebensmittel
verarbeitet
werden,
desto
sicherer
können
Konsumentinnen und Konsumenten sein, welche Qualität sie zu sich nehmen. Wenn aber verarbeitet Produkte gekauft werden, muss es eine einfache Möglichkeit geben, die gesündere Wahl zu treffen. Durch eine Positivkennzeichnung nach schwedischen Modell des Schlüsselloch-Symbols wäre dies gewährleistet.“
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