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FLAWIL UND UZWIL
Wiler Nachrichten, 21. Juli 2016
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Ein Herz für Tiere: Weil nicht sie das Problem sind, sondern der Mensch Von Sonja Kobler
verletzt. «Mir hätte dieser Typ nicht begegnen müssen.»
Tanja Kaupp setzt sich für notleidende, misshandelte sowie abgeschobene Tiere ein. Zu Hause und auch auswärts betreut und trainiert sie Problemund Angsthunde, die aus dem In- und Ausland stammen.
Erster Rumänien-Einsatz Die Hunde geben der 39-Jährigen Kraft. Die braucht sie auch. Denn Tanja Kaupp hat einige Schicksalsschläge erlebt. Vor Kurzem bekam sie erneut eine Hiobsbotschaft. Sie leidet an einer schweren Krankheit. «Wir unterstützen uns gegenseitig», sagt sie und streichelt den Vierbeinern über die Köpfe. Die Ablen-
Flawil Per Zufall stiess Tanja Kaupp im Internet auf das Foto von Sancho. Dem aus Rumänien stammenden Hund wurden die Hinterbeine zertrümmert. Die Tierschutz-Organisation SHKR, Schweizerische
«Mir geht das Herz auf, wenn es ihnen gut geht.»
«Die beiden gebe ich nicht mehr her.» Hunde- und Katzenrettung (siehe Kasten), suchte einen Pflegeplatz für den Rüden. «Da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten konnte, wollte ich mich einer neuen Aufgabe widmen», sagt die Flawilerin. «Ich brauchte etwas zu tun.» Erst im letzten Jahr ist ihre geliebte Hündin Candy im Alter von fast 15 Jahren verstorben. «Eigentlich wollte ich keinen Hund mehr», sagt Tanja Kaupp. Dann entdeckte die 39-Jährige auch noch Chica, die ein neues Zuhause suchte. «Das ist mein Hund», sagte sich Tanja Kaupp. Ende Oktober 2015 nahm sie Sancho und Chica bei sich auf. Mit dem Rüden ging sie mehrmals in die Tierklinik nach Bern, grosse Operationen standen an. Täglich macht Kaupp Physiotherapie mit ihm. Die Tierarztkosten übernimmt die SHKR aus den Spenden. «Die beiden gebe ich nicht mehr her», sagt Kaupp. Mit der SHKR hat sie ihre Berufung gefunden. Heute leben nebst Sancho und Chica auch Rüde Tico und Hündin Jessy zur Pflege bei ihr. Die Begleitung ist wichtig In grossangelegten Aktionen sammelt die SHKR in Rumänien Strassenhunde ein, führt Gesundheitschecks durch und kastriert die Tiere, um eine Vermehrung zu min-
Tanja Kaupp mit Chica, Tico, Sancho und Jessy. Die Hunde bedeuten ihr alles. «Wir geben uns gegenseitig Kraft.»
dern. «Jene, die gut aussehen, werden wieder freigelassen», erklärt Kaupp. Für misshandelte und notleidende Tiere sucht die Organisation Pflegeplätze. «Bei Tico war es etwas anders», sagt die 39-Jährige. Der Rüde litt an schweren Depressionen. Seine Besitzer seien mit ihm nicht mehr klar gekommen. Kaupp holte ihn zu sich. «Er hat sich nur noch in der Ecke verkrochen.» Kaum zu glauben, dass der heute freudig im Garten umherspringende Hund, ein und das selbe Tier ist. «Der Hund ist nie das Problem. Es ist der Mensch», sagt Tanja Kaupp. Ähnlich ist der Fall von Hündin Jessy. Auch sie holte die Flawilerin aus einer Familie. Der Vierbeiner humpelt noch etwas. «Zu Beginn war es ganz schlimm.» Die Vorbesitzer seien mit der Hündin als Welpe regelmässig auf lange Velotouren gegangen. Ein No-Go im Welpenalter. Ausserdem hatte sie einen grossen blutigen Ausschlag. Auch da griffen die Besitzer nicht ein. Resulat: Jessy fühlte sich schnell bedrängt, hatte starke Schmerzen im Fuss, kratzte sich ständig und schnappte regel-
Hauptrolle noch nicht besetzt Das Kennenlernen für das neue Flawiler Musical die «Addams Family» fand statt (WN vom 9. Juni). Zehn Rollen sind bereits vergeben. Für die Rolle des Vater Gomez Addams sind die Verantwortlichen noch auf der Suche nach der geeigneten Besetzung. Flawil Im Mai 2017 soll nach «Es bsundrigs Gschenk» 2014 und «Non(n)sense» 2015 das neue Flawiler Musical die «Addams Family» auf die Bühne kommen. Kürzlich stellten sich dafür bei einem ersten Kennenlernen 15 Interessierte den Musicalverantwortlichen vor. Es folgten Schauspiel- und Gesangsübungen. «Zehn Rollen konnten inzwischen besetzt werden», sagt Jacqueline Koller vom Verein Musicalfieber Flawil. Sie wird im neuen Stück die Addamstochter Wednesday spielen. In die Rolle des Onkel Fester schlüpft der Flawiler und ebenfalls Vereinsmitglied Severin Pfeffer. Er wird zudem Regie führen. «Die Rolle des Familienoberhaupts, Vater Gomez Addams, ist noch offen», sagt er. Wie im Jahr zu-
mässig zu. Heute tobt die Hündin mit den anderen umher, als ob nichts gewesen wäre. Geschnappt hat sie nie mehr. Sowohl für Jessy als auch für Tico hat Tanja Kaupp ein neues Zuhause gefunden. Bald ziehen die beiden zu ihren neuen Familien. «Sie werden nach und nach daran gewöhnt», sagt Kaupp. Ihr ist es wichtig, die Hunde zu begleiten. So ist es anfangs ein Tag, dann zwei, die die Tiere bei den Familien verbrin-
«Ein schönes Gefühl, das Tier so fröhlich zu sehen.» gen. «Irgendwann ziehe ich mich zurück.» Die Flawilerin bleibt aber weiter Ansprechpartnerin in Sachen Betreuung. «Es ist ein schönes Gefühl, das zuvor erschöpfte und verängstigte Tier so fröhlich zu sehen.» Finden die Vierbeiner dann noch ein liebevolles Zuhause, freut sich Tanja Kaupp besonders. Illegaler Verkauf Über die Strassenhunde aus dem Ostblock wird selten Positives be-
Sonja Kobler
richtet. Tanja Kaupp weiss, wer zum negativen Ruf beiträgt. «Wir kennen verschiedene Umschlagplätze, wo illegal Zuchthunde durch Schlepper meist aus Ungarn oder Bulgarien verkauft werden», sagt sie. Im Herbst 2015 schleuste sie sich inkognito als Käuferin ein, um sich ein Bild zu machen. Bei einem Parkplatz zwischen Münchwilen und Frauenfeld wurden ungarische Hunde samt Papiere verkauft. «In klitzekleinen Käfigen und gesund waren sie auch nicht», erinnert sich Kaupp. Und obwohl sie und andere solche Fälle der Polizei melden, passiert nur selten etwas. «Man müsste sie inflagranti erwischen», sagt die 39-Jährige. Der Anblick von misshandelten Tieren auf Bildern bricht ihr das Herz. «Ich leide total mit.» Erst kürzlich hätten zwei Bekannte von ihr einen Autofahrer von Flawil in Richtung Niederwil beobachtet. «Er fuhr eine Katze an, stieg aus, schleppte sie am Schwanz an den Strassenrand und trat auf sie ein. Dann fuhr er weiter», erzählt sie. Das Tier wurde durch die Freunde zum Tierarzt gebracht, überlebte schwer
kung tue gut. In ihrer Freiwilligenarbeit für die SHKR geht sie auf. In ihrem Keller befindet sich eine Sammelstelle für Spenden wie Futter oder Hunde- und Katzenzubehör. Bald soll ihr erster SHKR-Einsatz in Rumänien stattfinden. Auch überlegt sie sich eine Weiterbildung zur Ausbildnerin für Problem- und Angsthunde. «Für andere ist es ein Kinderlachen. Mir geht das Herz auf, wenn es den Hunden gut geht.»
Was ist SHKR?
Die Tierschutz-Organisation SHKR, Schweizerische Hundeund Katzenrettung, setzt sich für notleidende und misshandelte Hunde und Katzen und andere Tierarten ein. Ziel ist die dauerhafte Verbesserung der Tierschutzsituation, ohne das Einzelschicksal von misshandelten Tieren aus den Augen zu verlieren. Die SHKR rettet Tiere aus Tötungsstationen, unterstützt beratend Privatpersonen, die Tieren einen artgerechten Lebensplatz bieten wollen, sammelt Geld- und Materialspenden und setzt diese sorgsam zum Wohle der notleidenden Tiere ein.
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Gemeinde- und Schulordnung: Das sind die nächsten Schritte An der Bürgerversammlung von Ende März 2016 wies eine Mehrheit der anwesenden Stimmbürger den II. Nachtrag der Gemeindeordnung zur Neubeurteilung zurück an den Gemeinderat. Knackpunkt war die darin vorgeschlagene Schulorganisation und Schulführung.
Jacqueline Koller wird die Tochter Wednesday Addams spielen. Severin Pfeffer schlüpft in die Rolle des Onkel Fester. sok vor wird es wieder eine Band geben. Nebst der Hauptrollenbesetzung wollen die Verantwortlichen als nächstes am 27. Juli ein Probelesen durchführen. Ende August soll die erste richtige Probe stattfinden. Im Mai sind dann vier bis sechs Auftritte im Flawiler Pfarreizentrum vorgesehen. Vor allem das Bühnenbild sei dieses Mal sehr aufwändig, sagen Jacqueline Koller und Severin Pfeffer. Sonja Kobler
Oberuzwil Zur Überarbeitung der Gemeindeordnung hat der Gemeinderat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die von Schulratspräsident Roland Waltert geleitet wird. In der Arbeitsgruppe vertreten sind Gemeinderat Reto Almer, Schulrat Hanspeter Klaus und Marco Küng als Vertreter aus der Bevölkerung. Die Arbeitsgruppe hat den Auftrag, zuhanden des Gemeinderates bis im Herbst 2016 Vorschläge für die Revision der Gemeindeordnung im Bereich der Schulführung zu unterbreiten. Im Anschluss lädt der Gemeinderat die interessierten
Die Mehrheit der anwesenden Stimmbürger wies Ende März an der Bürgerversammlung den II. Nachtrag der Gemeindeordnung an den Gemeinderat zurück. Sonja Kobler
Kreise und Betroffene zu einem «Forum» ein. Nach der Bereinigung anhand der Ergebnisse wird der Entwurf den zuständigen kantonalen Departementen zur Vorprüfung unterbreitet. Im Anschluss führt der Gemeinderat bei den politischen Parteien, bei den Schulen und weiteren Interessengruppen eine Ver-
nehmlassung durch und unterbreitet schliesslich das Geschäft der Oberuzwiler Stimmbevölkerung an einer Bürgerversammlung. Das Schulratspräsidium wird am 25. September 2016 – wie bisher – an der Urne direkt ins Amt und gleichzeitig als Mitglied des Gemeinderates gewählt. gk/sok