Transcript
Kolik Florien Jenner Dr. med. vet., PhD, Dipl ACVS & ECVS Professor Pferdechirurgie University of Veterinary Medicine, Vienna
Kolik = Bauchweh - Oft das Resultat von Problemen des Gastrointestinaltrakts
≠ Spezifische Krankheit ≠ Diagnose = Syndrom, eine Ansammlung verschiedener typischer Symptome
Kolik n Eine der häufigsten Erkrankungen beim Pferd − pro Jahr erkranken ca 10% aller Pferde
n Erkrankung mit der höchsten Sterbensrate n 80 - 90% verbessern sich mit medizinischer Behandlung n 10 – 15% Koliken wiederholt n 10 – 15 % benötigen Überweisung an eine Klinik n 2 – 10% brauchen OP
Wie erkenne ich Kolik? n Scharren n Wälzen n Blick auf die Flanken n Treten nach dem Bauch n wiederholtes Hinlegen und Aufstehen n Schwitzen n flachgestreckte Liegehaltung n Flehmen
Wie erkenne ich Kolik? Normale Vitalparameter
n Vitalparameter erheben: − Herzfrequenz: 28 – 44/min. − Atemfrequenz: 8 - 16/min. − Schleimhautfarbe? − Innere Körpertemperatur: 37,5 – 38,2°C − Darmgeräusche (= Peristaltik) beurteilen
Wie erkenne ich Kolik? n Erhöhter Puls > 50/min
n Erhöhte Atemfrequenz n Fressunlust n Mangelnde Kotproduktion
vom Schweregrad der Symptome lässt sich nicht auf den Schweregrad der Kolik schließen
Warum kriegen Pferde Kolik? n Physiologische Ernährung: grasen 18 h/Tag n Kein Erbrechen n Kleiner Magen n 30 Meter Darm − Dünndarm (20 m) − Dickdarm (bis 8 m) • • •
Blinddarm (Caecum) Grimmdarm (Colon) Mastdarm (Rektum)
n Langer Aufhängeapparat des Dünndarmes
Warum kriegen Pferde Kolik? n Sehr mobiles Kolon − relativ bewegliche Befestigung
n Natürliche Engstellen − Verengung des Darmlumens bei der Beckenflexur des Kolons und beim Übergang des Kolons ins transverse Kolon
n Blinddarm = grosser blinder Sack
Dünndarm n Zwölffingerdarm − 1-1.5 m lang − Position gut fixiert
n Leerdarm − 17-20 m lang − Sehr mobil à Inkarzerationen, Torsionen
n Hüftdarm − 0.7-0.8 m lang − Dickere Wand − Übergang Hüftdarm à Blinddarm: Verstopfungen
Blinddarm n Blinder Sack rechts im Abdomen n 1 m lang n Kapazität: 33 – 50 L n Gärkammer
Grimmdarm – Colon ascendens n 4 m lang n Kapazität: 80 L n Doppelte Hufeisenform n Verankert nur rechts dorsal und beim Blinddarm à Verlagerungen à Torsionen n Engstellen à Verstopfungen
Grimmdarm - Colon descendens n 2.5 - 4 m lang n à Kotballen n à Verstopfungen
Kolik Klassifikation n Funktionsstörungen des Pferdedarmes − reduzierte Peristaltik (Darmlähmung) • •
Aufgasungen (Gaskolik) Verstopfungen
− krankhaft erhöhte Darmbewegung (spastische Kolik)
n Verstopfung n Magen-/Darmentzündungen n Magen-/Darmgeschwüre n Darmverlagerung n Darmdrehung n Darmeinklemmung
Einteilungen von „Koliken“ u
Anatomisch § § § § § §
u
Nicht-strangulierende Obstruktionen
Magen § Funktionsstörungen des Dünndarm Darms Caecum § Verstopfungen Colon ascendens Colon transversum u Strangulierende Obstruktionen Colon descendens § Einklemmung (Inkarzeration) § Verdrehung (Torsion) § Verschlingung (Volvulus) § Abschnürung (Strangulation)
Kolik- die häufigsten Probleme n Magen − Überladung − Geschwüre
n Dünndarm − Verschlingung (Volvulus) − Abschnürung (Strangulation) − Einklemmung (Inkarzeration) - Verstopfung
n Colon ascendens − Verstopfung − Verlagerung +/- Aufgasung − Verschlingung (Volvulus)
n Colon descendens - Verstopfung
Magen Überladung n Primär − zu viel Futter − quellendes/gärendes Futter
n Sekundär − Rückstau aufgrund eines Dünndarmverschlusses oder anderen primären Problems
n à Magensonde à Magenspülung, Aufweichen des Mageninhaltes
Magen Geschwüre n Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) n Stress n Fütterungs-, Haltungsfehler n 60% - 90% der sich im Sport/Training befindenden Pferde n Auch Freizeitpferde ca. 30% n Wiederkehrende Koliken n Schlechtes (selektives) Fressen n Abmagerung n Leistungsminderung
Dünndarm Verschlingung (Volvulus) n Langer Aufhängeapparat à Viel Bewegungsfreiraum n Sehr schmerzhaft n Stau von Darminhalt n Bedarf OP
Dünndarm Abschnürung (Strangulation) n Lipoma Pendulans − Gutartiger fettiger Tumor mit Stiel − à wickelt sich um den Darm inkl. dessen Aufhängeapparat − à Strangulation − à Stau des Darminhaltes, êBlutversorgung − à OP
Dünndarm Einklemmung (Inkarzeration) n Einklemmung in natürliche oder erworbende Öffnungen − Defekte im Aufhängeapparat − Nabel − Hodensack
Colon ascendens Verstopfung n Natürliche Engstellen n Laxantien n +/- Schmerzmittel n Gleitmittel n Meist konservativ
Colon ascendens Verlagerung n Verlagerung nach links − Milz-Nieren-Band − Konservativ oder chirurgisch abh. u.a. von Füllung und Aufgasen − Grossrahmige Pferde
n Verlagerung nach rechts − Aufgasen − Benötigt meist OP − Grossrahmige Pferde
Colon ascendens Drehung (Torsion) n Sehr schmerzhaft n Rapider Verlauf n Zuchtstuten n OP erforderlich
Colon descendens Verstopfung n ca 2,5% der kolikenden Pferde n Laxantien n Infusionen n Schmerzmittel n Kann OP benötigen
Kolik - Sofortmaßnahmen n Ruhe bewahren n Tierarzt anrufen – Notfall! n Futter, Stroh-Einstreu und Wasser entfernen n Sichere Umgebung − Wälzen ok − Setzen Sie sich keiner Gefahr aus
n Beobachten n Bewegung – wenn willig − Kann krampflösend sein − Ablenkung − Nicht bis zur Erschöpfung gehen
Kolik - Sofortmaßnahmen n Keine Medikamente verabreichen − Es sei denn auf Geheiß Ihres Tierarztes − Aufschreiben: was, wann, wieviel, wie n wenn die erste Dosis nicht hilft, nicht einfach eine 2. Dosis verabreichen... n Kotabsatz notieren n Hilfspersonen organisieren n +/- Transportvorbereitungen treffen
Kolik – was macht der TA/ die TÄ n Krankengeschichte − Vorgeschichte (Dauer und Art der Koliksymptome, Kotabsatz…) − Zahnpflege − Entwurmung − Haltung − Fütterung − Umstellungen
Kolik – was macht der TA/ die TÄ u Klinische
Untersuchung
u
Rektale Untersuchung
u
Nasenschlundsonde
Kolik – was macht der TA/ die TÄ u Bauchhöhlenpunktion u
Ultraschalluntersuchung
u
Blutwerte
u Gastroskopie
Kolik Behandlung Untersuchung Konservativ daheim
Konservativ
Überweisung Geheilt J
Geheilt J
Keine Besserung
Chirurgisch
Kolik Behandlung: konservativ n krampflösende Medikamente n Schmerzstillende Medikamente n Glaubersalz n Paraffinöl n Nasenschlundsonde − à Magen Entleerung − à bei Verstopfungs-Kolik ohne Reflux: Verabreichung von oralen Fluessigkeiten und LAxantien
n Infusionen n Mittel zur Anregung der Dam – Motilitaet
Kolik – wann/wieso wird überwiesen
n Ausmaß des Schmerz n Mangelnde Reaktion auf Schmerzmittel − Von Anfang an − Rückkehr der Symptome mit Abklingen des Effekts der Medikamente
n Keine Verbesserung mit medikamenteller Therapie n Reflux
Kolik – wann/wieso wird überwiesen n Intensive Pflege − Häufige Nasenschlundsonde • •
Dekompression des Magens Verabreichung von Flüssigkeiten, Laxantien
− IV Flüssigkeiten − Elektrolytkontrolle − Engmaschige Beobachtung
n OP
Kolik – Konservativ oder Chirurgisch n Schmerz n Erhöhte Puls – und/ oder Atemfrequenz n Rektaluntersuchung n Ultraschall n Blutuntersuchung u Bauchhöhlenflüssigkeit u Reflux
Prävention n Artgerechte, regelmäßige Fütterung − Weide – langsames Anfüttern − Viel Heu/Rauhfutter − Wenig Kraftfutter − Mahlzeiten über den Tag verteilt − Feste Futterzeiten − Futterumstellung langsam − Gute Futterqulität • •
sauber und trocken gelagert nicht schimmelig/verdorben
− Vorsicht mit Futtermitteln die gären und quellen können − Achtung Giftpflanzen
n frisches Wasser zur freien Verfügung
Prävention n Zahnpflege: mind. 1x/Jahr n Entwurmung n Regelmäßige Bewegung n Stress minimieren − Transport − Umstellungen der Routine