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Unterrichtswissenschaft Mag. Dr. Sabine Höflich http://hoeflich.homepage4kmu.at/
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Curriculum - Unterrichtswissenschaft
Werterziehung in der Schule: Möglichkeiten und Grenzen
Überblick über die Anliegen nachhaltiger Entwicklung im Unterricht
Die Studierenden sollen
auf dem eigenen und dem gesellschaftlichen Wertesystem basierend ethisch moralisch begründbare Handlungsalternativen entwickeln
Bewusstheit über das Spannungsfeld individueller und gesellschaftlicher Grenz- und Krisensituationen erlangen
Sensibilität für die biografische Individuallage von Kindern und Jugendlichen entwickeln
sich als Teil einer Arbeitsgemeinschaft / Teams aktiv in die Lösung von Aufgaben und Problemen einbringen
Inhalt
Entwicklung von Werthaltungen bei Kindern und Jugendlichen Die moralische Entwicklung - Modelle zur Entwicklung des Denkens über Moral: Piaget - Kohlberg – Gilligan - Spitzer
Regeln – Vereinbarungen, Geschichten, Dilemmasituationen, Bildgeschichten, Rollenspiele, Märchen
Überfachliche Kompetenzen – intra- und interpersonale Kompetenz (Gardner – multiple Intelligenzen)
Werteorientierter Unterricht und seine Stellung im theoriegeleiteten subjektiven Konzept
Jean Piagets Stufenmodell der moralischen Entwicklung
• Amoralisches Stadium (Keine soziale Verpflichtung, keine Regeln)
• Einfacher moralischer Realismus (Alles, was nicht bestraft wird, ist erlaubt und alles, was bestraft wird, ist verboten.)
• Heteronome Moral -> Fremdbestimmte Moral (Alles, was andere Personen für gut heißen und vormachen, ist erlaubt, was andere nicht für gut heißen, ist nicht erlaubt.)
• Autonome Moral -> Selbstbestimmte Moral (Beurteilung des Verhaltens unabhängig von Autoritäten.)
Entwicklung des moralischen Urteils (Kohlberg)
Präkonventionelles (prämoralisches) Niveau
1. Stufe: Gut ist, was belohnt bzw. nicht bestraft wird. 2. Stufe: Gut ist, was mir nützt. Wie du mir, so ich dir.
Konventionelles Niveau
3. Stufe: Gut ist, was anderen gefällt oder hilft. 4. Stufe: Gut ist, was vorgegebenen sozialen Normen entspricht
Postkonventionelles (autonomes) Niveau
5. Stufe: Gut ist, was im Sinne der Humanität sozial ist. 6. Stufe: Gut ist, was ethischen Prinzipien entspricht, für die ich mich frei entscheide.
Realisierungsmöglichkeiten in der Schule Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit wird stimuliert durch…
Förderung der allgemeiner kognitiven Entwicklung
kooperative Lernformen, v.a. Rollenspiele
Diskussionen über moralische Dilemmasituationen
Schaffung demokratischer Schulstrukturen -> Erziehung zur Demokratie
Carol Gilligan - Moralentwicklung
1. Stadium: Orientierung auf das individuelle Überleben (strafende Autoritäten)
Übergangsphase: Vom Egoismus zur Verantwortlichkeit (Zugehörigkeit zu und Verbindung mit anderen)
2. Stadium: Gutsein als Verzicht (Unterdrückung eigener Wünsche)
Übergangsphase: Vom Gutsein zur Wahrheit („was andere dazu sagen werden“ -> zu ihren wahren Absichten)
3. Stadium: Die Moral der Gewaltlosigkeit (Anteilnahme und Fürsorge; Verantwortung)
Konsequenzen für Erziehung und Bildung (Spitzer)
Kinder brauchen eine richtige Umgebung zum Probehandeln auf allen Ebenen des Miteinander
die richtigen Vorbilder, um über Modellernen ihr Handeln auszurichten
genügend Freiräume um ausprobieren zu können
Ein Kind muss im Austausch und Umgang mit Gleichaltrigen Verantwortung übernehmen lernen, Vertrauen ausbilden können, Interessen abwägen, Konflikte aushalten und lösen
die meisten der Werte wie Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Liebe,… ergeben erst in einer Gemeinschaft einen Sinn
Varianz an Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter -> viel Unterschiedliches gesehen -> Toleranzfähigkeit
10 Regeln, die helfen, ethisch geleitetes Verhalten von Schüler/innen anzubahnen (Spitzer)
1 Setzen Sie ethische Erziehungsziele. 2 Seien Sie moralisches Vorbild. 3 Stellen Sie realistische, dem Alter angemessene Erwartungen. 4 Zeigen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern, dass Zuneigung nicht an Bedingungen geknüpft
5 Stärken Sie das Selbstwertgefühl Ihrer Schülerinnen und Schüler. 6 Befähigen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler dazu, die Folgen ihres Verhaltens zu verantworten. 7 Nutzen Sie Situationen, in denen die Schüler/innen etwas über ethisches Verhalten lernen können. 8 Seien Sie auch in Ihrem Verhalten Kolleg/innen gegenüber Vorbild. 9 Machen Sie ethisch geleitetes Verhalten zu einer Angelegenheit der ganzen Schule. 10 Vermitteln Sie Ihren Schüler/innen, dass das Leben einen Sinn hat.
Howard Gardners Intelligenzen 1. verbal-linguistisch bzw. sprachlich 2. musikalisch-rhythmisch 3. logisch-analytisch 4. körperlich-kinästhetisch 5. interpersonal 6. intrapersonal 7. visuell-räumlich 8. naturalistisch 9. existenziell
Unterrichtskonzeptionen
Ein Unterrichtskonzept bezeichnet die theoriegeleitete Grundeinstellung des Lehrers/der Lehrerin bezüglich Zweck, Anlage und Durchführung des Unterrichts.
andere Ebene als umfassende Didaktikmodelle -> kein Anspruch auf umfassende Theoriebildung bzw. allgemein didaktische Theoriebildung
meist aus Praxis heraus entstanden, „Didaktik zum Anfassen“
Antwort auf bestimmte Defizite einseitigen Schulunterrichts (entdeckender Unterricht, erfahrungsorientierter Unterricht, handlungsorientierter Unterricht u.a.m.)
Unterrichtskonzepte Wahl – beeinflusst von …
… eigener schulische Sozialisation der Lehrperson
… unterrichtstheoretischen Überzeugungen
… praktischen Erfahrungen
… Berufsverständnis
… Sichtweise der SchülerInnen (Ansprüche, Voraussetzungen, Selbstorganisation)
… Zielsetzungen für die Lerneinheit
... gegebenen Bedingungen
Methoden im Seminar
Murmelgruppe Placemat Vereinbarungskärtchen / -plakat Dialogisches Lernen (think – pair – square / share) World Café / 2min in action Materialanalyse Birkenbihl: Goethe Denk, ABC-Liste, KaWa / KaGa Mini-book
Beurteilung
Immanente Mitarbeit Material Analyse, Reflexion und Präsentation der Einzel-, Partner-, Gruppenarbeiten incl. Feedback Gruppenarbeit: Gardners multiple Intelligenzen (verschriftlicht, per Mail übermitteln / teilen) Verfassen des theoriegeleiteten subjektiven Konzept (Fließtext ca. 2 Seiten oder minibook) Literaturbearbeitung im Selbststudium
Mein subjektives, Theorie geleitetes Unterrichtskonzept Mögliche Inhalte
Grundsätzliches zur Arbeit mit Kindern Werte, die ich vertrete Unterrichtsmodelle, -konzeptionen, -methoden, die ich kenne und einsetzen möchte Mein Schwerpunkt: z.B. Gestaltung des Anfangsunterrichts, Mehrsprachigkeit, Elternarbeit… Worauf ich besonderen Wert legen möchte Spezielles Wissen/Interesse, besondere Begabung, besonderes Können Was mir noch wichtig ist
Literatur_Werterziehung
bmukk: Vereinbaren schafft Verantwortung. http://www.bmukk.gv.at/ medienpool/16169/verhaltensvereinbarungen_2.pdf
BRÜHLMEIER A.: Bedürfnis- oder Wertepädagogik. Die Notwendigkeit der Gegenwirkung in der Erziehung. http://www.bruehlmeier.info/werte.htm, 22.10.2012
BRÜHLMEIER A.: Menschen bilden. Baden 2007.
LEIMER Ch.: Vereinbarungskultur an Schulen. Özeps-Handreichung 2011. http://www.oezeps.at/wp-content/uploads/2011/10/ HandreichungVereinbarungskultur_online.pdf
MATTES E.: Werteerziehung in der (öffentlichen) Schule. Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen. Dresden 2008.
SCHIRP H.: Werteerziehung und Schulentwicklung. Berlin 2004.
STANDOP J.: Werte-Erziehung. Einführung in die wichtigste Konzepte der Werte-Erziehung. Weinheim/Basel 2005.
www.epop.at
Literatur_Märchen
Gerald Hüther: Weshalb Kinder Märchen brauchen. Neurobiologische Argumente für den Erhalt einer Märchenerzählkultur. http://www.winfuture.de/downloads/weshalbkindermaerchenbrauchengeraldhuether.pdf
Isa Seiler: Die erzieherischen Möglichkeiten zur Förderung der Werteentwicklung durch Märchen bei Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren. http://www.kib-zwickau.de/resources/Facharbeit-Isa-Seiler.pdf
Susanne Stöcklin-Meier: Werte mit Märchen entdecken. http://www.spielundzukunft.de/kinderzeit/fantasie-maerchen-undgeschichten/1058-susanne-stoecklin-meier-werte-mit-maerchenentdecken