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FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN/ JOHN ADAMS/ LUCINDA CHILDS/ FRANK O. GEHRY: AVAILABLE LIGHT 13 NOV 2015 www.festspielhaus.at
„Ich verwende geometrische und mathematische Formen, um mein Material zu organisieren. Aber das sind nur Tools. Es ist nicht das Ziel meiner Arbeit, diese Formen offenzulegen, sondern dadurch eine besondere Ausdruckskraft zu erschaffen.“ Lucinda Childs
Programm / Available Light 3
John Adams . Lucinda Childs . Frank O. Gehry: Available Light Eine Produktion von Pomegranate Arts, Inc., Produktionsleitung Linda Brumbach.
Freitag 13. November 2015, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal Österreich-Premiere, Festspielhaus-Koproduktion Dauer: ca. 1 Std. (ohne Pause) Künstlerinnengespräch mit Lucinda Childs und Wiebke Hüster 18.30 Uhr, Kleiner Saal
Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Brigitte Fürle
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John Adams . Lucinda Childs . Frank O. Gehry: Available Light
John Adams Musik Lucinda Childs Choreografie Frank O. Gehry Bühnenbild Beverly Emmons, John Torres Lichtdesign Kasia Walicka Maimone Kostüme Mark Grey Sounddesign Lucinda Childs Dance Company Ty Boomershine, Katie Dorn, Katherine Helen Fisher, Sarah Hillmon, Anne Lewis, Sharon Milanese, Patrick John O’ Neill, Matt Pardo, Lonnie Poupard Jr., Caitlin Scranton, Shakirah Stewart Tanz Musik vom Tonträger Die Wiederaufnahme von „Available Light“ 2015 wurde in Auftrag gegeben von Cal Performances, University of California, Berkeley; Festspielhaus St. Pölten; FringeArts, Philadelphia, mit Unterstützung von The Pew Center for Arts & Heritage; Glorya Kaufman Presents Dance at the Music Center und The Los Angeles Philharmonic Association; Internationales Sommerfestival Kampnagel, Hamburg; Onassis Cultural Centre - Athen; Tanz Im August, Berlin; sowie Théâtre de la Ville - Paris und Festival d‘Automne à Paris. Eine Produktion von Pomegranate Arts, Inc., Produktionsleitung Linda Brumbach. „Available Light“ wurde entwickelt im MASS MoCa (Massachusetts Museum of Contemporary Art). Alisa E. Regas, Kaleb Kilkenny Associate Producers|Linsey Bostwick Associate General Manager|Katie Ichtertz Company Manager|Jeremy Lydic Production Manager|Catherine Bloch Stage Manager|Lilly West Front of House Sound/Sound Supervisor|Leif Halverson, Meaghan Lloyd, David Nam For Gehry Partners: Design Team|Tom Carroll Scenery Set Construction|Mary Kokie McNaugher Assistant Costume Designer|Colin Davis Jones Studios, Carelli Costumes Costume Construction|Ty Boomershine LCDC Rehearsal Director|Sharon Milanese, Matt Pardo LCDC Company Class Instructors|Josh Christopher, Benny Olk LCDC Alternates|Das Stück wurde im Mark Morris Dance Center einstudiert.
Zur Entstehungsgeschichte
Das Museum of Contemporary Art in Los Angeles gab „Available Light“ 1983 zu einer Zeit in Auftrag, als das Museumsgebäude noch im Entstehen war und das Museum dezentral an programmspezifischen Orten operierte. Unter der Leitung von Julie Lazar wurden im Rahmen der MOCA-Reihe „Stages and Performances“ KünstlerInnen beauftragt, neue Werke für ausgewählte Präsentationsorte in der Stadt zu kreieren. Lucinda Childs war die erste Künstlerin, die eingeladen wurde, in Zusammenarbeit mit dem Ausnahmearchitekten Frank O. Gehry, der für seinen bildhauerischen Ansatz und den Einsatz einfacher Materialien bekannt war, ein gemeinsames Werk zu schaffen. Gleichzeitig bat man den Komponisten John Adams, sich an diesem Gemeinschaftswerk zu beteiligen und ein 55-minütiges Musikstück zu komponieren, das er „Light Over Water“ betitelte. Der Modedesigner Ronaldus Shamask wurde eingeladen, die Kostüme zu entwerfen. In der Folge betraute das Musem Gehry mit der Renovierung der temporären Ausstellungsgalerien; zwei Lagerhäuser im Besitz der Stadt, die den neuen Namen Temporary Contemporary (TC) erhielten. Die unorthodoxe Gestalt der beiden Gebäude, die das TC umfasste, inspirierte Gehry zu seinem Entwurf für „Available Light“. Mit „Available Light“ eröffnete das MOCA sein öffentliches Programm, das führende zeitgenössische KünsterInnen an einem zentralen Punkt ihrer Karriere zusammenbrachte. Nach der Premiere entwickelte Frank O. Gehry eine Bühnenversion für das Next Wave Festival der Brooklyn Academy of Music (BAM).
Available Light, 1983
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Jetzt oder nie! von Julia Dorninger
Was war spannend daran, dass das Museum of Contemporary Art in Los Angeles Anfang der 1980er Jahre drei herausragende KünstlerInnen beauftragte, ein Stück für die Eröffnung der neuen Ausstellungshalle zu kreieren? Die drei Kunstschaffenden hatten bisher nicht wirklich Notiz voneinander genommen. Beauftragt wurden damals Lucinda Childs, John Adams und Frank O. Gehry – allesamt bereits zum damaligen Zeitpunkt große Talente ihrer Kunstform. Heute aber sind diese drei Künstlerpersönlichkeiten das, was man Weltstars nennt – eine Ikone des Postmodern Dance, einer der populärsten Gegenwartsarchitekten und einer der bekanntesten Vertreter der Minimal Music. Mittlerweile weit über ihre Genregrenzen hinaus bekannt, ist es 32 Jahre nach der Uraufführung einmal mehr das harmonische Zusammenspiel der drei KünstlerInnen, das ein Werk erlebbar macht, das Tanz und Bewegung, Musik und Bühnenbild gleichermaßen vereint. Los Angeles 1981. Zum ersten Mal trafen Lucinda Childs und Frank O. Gehry aufeinander. Sie war nicht vertraut mit seiner Architektur, ihm hingegen war ihre choreografische Arbeit fremd. Das gegenseitige Interesse und die Neugierde auf die Kunst des jeweils anderen sorgten ungeachtet dieser Hürde für die Bereitschaft, die Arbeit an einem gemeinsamen Werk in Angriff zu nehmen. Auch wenn der Architekt die jeweiligen Arbeits- und Herangehensweisen in einem Interview im Grunde als völlig konträr beschrieb, entsprach Gehrys Vorliebe für den Einsatz einfacher Materialien Lucinda Childs außerordentlicher Fähigkeit, aus einfachen Schritten komplexe Bewegungsmuster zu generieren. Geometrische und mathematische Ideen benutzte die Choreografin, um ihr Bewegungsmaterial zu organisieren und zusammenzusetzen. Die Diagonale als Leitlinie für ihre TänzerInnen nimmt dabei einen
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besonderen Platz ein und verschafft den ZuschauerInnen im Raum die Möglichkeit, die Bewegungen noch intensiver und klarer, in einer gewissen Dreidimensionalität wahrzunehmen. Narrative Elemente des Tanzes negierend, war die Choreografin stets darauf bedacht, mit dem Tanz ein emotionales Erlebnis zu schaffen. Den abstrakten, puren Tanz moderner TänzerInnen beschreibt sie dabei weder als kalt noch als unemotional – Vorurteile mit denen sich bereits Merce Cunningham auseinandersetzen musste. Ihre Form der Bewegung lädt ein, einen neuen, bewussteren Blick auf das Gesehene zu werfen – genauso wie die Architektur von Frank O. Gehry. Childs mathematisch rigider Minimalismus schien also nicht unvereinbar mit Gehrys offenerem Zugang und seiner Bauweise, die stets dazu aufforderte, die gelernte Wahrnehmung zu hinterfragen. „Wir möchten etwas erschaffen, das niemand von uns je alleine kreiert hätte. Genau das ist die Essenz einer Kollaboration. Wenn du dich darauf einlässt, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, dann musst du dich auch darauf einlassen, gemeinsam händehaltend von einer Klippe zu springen, dabei stets darauf hoffend, dass der Ideenreichtum eines jeden einzelnen sicherstellt, dass alle sicher auf ihren Füßen landen“, hielt Gehry damals über die gemeinsame Kreation fest. Jetzt fehlte nur noch die Musik. Da die Choreografin im Speziellen seit der Gründung ihrer eigenen Compagnie 1973 einen minimalistischen, repetitiven und hochmusikalischen Stil verfolgte, war ihr die Zusammenarbeit mit Komponisten schon damals nicht fremd. Durch Jon Gibson, der den Soundtrack für Childs’ „Relative Calm“ komponierte, wurde die Choreografin auf John Adams aufmerksam und bat den heutigen Pulitzer-Preisträger um den musikalischen Beitrag für „Available Light“. Die Arbeit an der gemeinsamen Produktion konnte beginnen.
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Los Angeles 2015. In der Walt Disney Concert Hall, die Frank O. Gehry 2003 erbauen ließ, kommt die überarbeitete Version des Klassikers erstmals zur Aufführung. Ein „Durchbruch in der Karriere von Lucinda Childs“ und ein „Werk, das nur schwer zu toppen sei“ – so hielt die Kritik nach der Uraufführung 1983 Lobeshymnen auf „Available Light“. Ein spektakuläres Split-Level-Set, das den TänzerInnen in schotenartigen, puristischen Gewändern die Basis für eine Choreografie, geprägt von klaren Formen und Strukturen, bot, faszinierte eben. Der halbelektronische Klangteppich, den John Adams mit seiner Komposition „Light Over Water“ dem Stück unterlegte, ebenso. Radikale Veränderungen in der Wahrnehmung, die sich durch Bühnenbild, Tanz und Musik zogen, faszinierten aber nicht nur, für viele wirkte dies damals auch verstörend. 32 Jahre später ist sich Lucinda Childs sicher: „Es ist der richtige Zeitpunkt für ein Wiedersehen mit dem Stück. Jetzt oder nie!“ Aber wie wird ein Werk wahrgenommen, wenn es drei Jahrzehnte nach seiner Uraufführung auf zahlreichen Ebenen überarbeitet und ein weiteres Mal einem weltweiten Publikum präsentiert wird? Eine solch außergewöhnliche Zusammenarbeit von herausragenden KünsterInnen begeistert – auch heute noch. Die Resonanz ist überwältigend – mit den Worten von Mark Swed, einem Redakteur des Los Angeles Times, gesprochen sogar „brighter than ever“: „What is most extraordinary about ‚Available Light’ 2015 is that euphoria is the result of the interaction of each element of sight and sound and movement.“
Lucinda Childs Dance Company: Available Light, 2015
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„Tänzer sind keine Komponisten“ Auszüge aus einem Gespräch zwischen Lucinda Childs und Julie Lazar während der Kreationsphase 1983
Manche beschreiben deine Arbeit als geometrisch, andere wiederum nehmen sie eher als expressiv und ausdrucksstark wahr. Wie würdest du selbst deinen Stil beschreiben? Ich verwende geometrische und mathematische Formen, um mein Material zu organisieren. Aber das sind nur Tools. Es ist nicht das Ziel meiner Arbeit, diese Formen offenzulegen, sondern dadurch eine besondere Ausdruckskraft zu erschaffen. Ein roter Faden, der sich durch deine Arbeit zieht, ist die Diagonale. Aus welchem Grund verwendest du genau diese Form? Eine Diagonale verleiht den TänzerInnen ein dreidimensionales Gefühl, das nicht aufkommen kann, wenn sie sich lediglich vorne oder hinten bewegen. Innerhalb einer Diagonale ist mehr Bewegung sichtbar. Wenn die einfachen Ballettpositionen so ausgeführt werden, dass sie nur von vorne sichtbar sind, wirken sie langweilig und leblos, aber wenn man ebendiese Positionen in einer Diagonale ausführt, merkt man, wieviele Möglichkeiten sie einem bieten. Wieso „Available Light“? Wie ist der Titel entstanden? Aus meiner Sicht hat das viel mit der Beschaffenheit des Ausstellungsraums The Temporary Contemporary und all den Dachfenstern dort zu tun. Aber auch damit, wie man den Raum wahrnimmt und mit der einzigartigen Präsentationsform vor Ort, der ebenso Teil des Stückes ist. Wir arbeiten mit einem elektrischen Licht, das natürlichem Licht nachempfunden ist.
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Kannst du die verschiedenen Abschnitte deiner Choreografie beschreiben? Es gibt fünf Abschnitte im ersten und vier Abschnitte im zweiten Teil. Ich bin gerade dabei, eine neue Partitur zu entwickeln, die die zwei Ebenen auf der Bühne bereits berücksichtigt und zeigt, was sowohl oben aber auch unten passiert. Als ich mit John über die Struktur des 55-minütigen Stückes gesprochen habe, erzählte ich ihm, dass ich meine Werke normalerweise eher einfach strukturiert beginnen lasse, um sie dann Schritt für Schritt immer komplexer werden zu lassen. In diesem besonderen Fall wollte ich mich an eine neue Art der Strukturierung heranwagen, also begannen wir schon auf mittlerem Niveau. Der geheimnisvolle Klangteppich des Pazifiks ertönt, während die Musik langsam hinabgleitet und die TänzerInnen verschiedene Stimmungen vertanzen. Dann baut sich die Musik schrittweise wieder auf. Was fasziniert dich an der Musik von John Adams? Ich mag seine Kompositionen „Shaker Loops“ und „Phrygian Gates“ sehr gerne. In diesen Musikstücken kommen Stimmen zum Ausdruck, die sehr ungewöhnlich und überaus originell sind. Du hast jetzt zum ersten Mal gehört, wie es klingt, wenn sich die verstärkte Musik im Temporary Contemporary ausbreitet. Wie empfindest du es, wenn die Musik den ganzen Raum erfüllt? Die Musik ist reich an subtilen und rhythmischen Passagen. Aber mit dem Echo hatten wir kleine Probleme. Dass die TänzerInnen diesel-
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ben Töne hören, bringt sie in gewisser Weise zusammen. Wenn die Musik hin- und herspringt, kann es sie durcheinanderbringen. Du hast erwähnt, dass das Nichtvorhandensein eines klaren, regelmäßigen Taktes auch einen interessanten Einfluss auf deine Choreografie hatte. Kannst du das näher beschreiben? Ich musste einen Gegenpol finden, etwas erschaffen, das nicht existierte. Der Tanz ist rhythmisch, es kann gar nicht anders sein. Mir gefällt es nicht, wenn die Verbindung zwischen Tanz und Musik willkürlich ist, und so lernten wir, mit jenen Impulsen zu arbeiten, die die TänzerInnen weiterverarbeiten konnten. Diese Sache bereitete mir eine Zeit lang Kopfzerbrechen, aber die TänzerInnen haben es besser gelöst, als ich zu hoffen wagte. Sie haben eine unglaubliche Präzision entwickelt, die sich von einem bestimmten Punkt in der Musik zu einem anderem spannte, wo ein neuer klanglicher Impuls auftrat, an dem sie sich dann wieder orientieren konnten. Sie lernten, eine gewisse Stabilität aufrechtzuerhalten, die sich manchmal, ohne zu beschleunigen oder zu verlangsamen, über vier oder fünf Minuten spannte. Wenn John mich nicht dazu gebracht hätte, hätte ich das so nie gemacht, weil es für die TänzerInnen wirklich ein hartes Stück Arbeit ist. Tänzer sind schließlich keine Komponisten. Aber es war eine Herausforderung, die ich nicht bedauere. Frank Gehrys Architektur irritiert Menschen oft in ihrer Art und Weise, wie sie Dinge wahrnehmen. Der Akt des Sehens wird einem dadurch viel bewusster gemacht, genauso wie bei deiner Choreografie. Hast du aus dem Arbeitsprozess mit Frank, der bisher noch nie mit TänzerInnen
John Adams, Lucinda Childs und Frank O. Gehry beim ersten gemeinsamen Treffen 1983
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gearbeitet hatte, auch neue Lehren für deine Art des Choreografierens gezogen? In jeder Phase der Kreation gibt es Einflüsse, die ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht analysieren kann. Wenn wir an bestimmten Punkten im Arbeitsprozess anlangen, so passiert das immer relativ zeitgleich. Es ist aufregend, diese gleichzeitige Reaktion auf verschiedene Möglichkeiten, die wir erkunden haben, zu spüren.
Im Original erschienen im Museum of Contemporary Art-Ausstellungskatalog für „Available Light“ 1983. Übersetzung: Julia Dorninger
Lucinda Childs Dance Company: Available Light, 2015
Biografien
18 Available Light / Biografien
John Adams Als Komponist, Dirigent und kreativer Kopf nimmt John Adams eine besondere Stellung in der Musikwelt ein. Schon in seiner Jugend lernte er von seinem Vater das Klarinettenspiel und wirkte in Marschkapellen und Jugendorchestern mit. Bereits im Alter von zehn Jahren begann er zu komponieren und konnte der Aufführung eines seiner ersten orchestralen Werke als Teenager beiwohnen. Als besonders prägend beschreibt der Künstler seine Ausbildung an der Harvard University und die Tätigkeit im Boston Symphony Orchestra. Aus der Zusammenarbeit mit der Poetin Alice Goodman und dem Regisseur Peter Sellars entstanden ab Mitte der 80er Jahre die herausragenden Opern „Nixon in China“ (1987) und „The Death of Klinghoffer“ (1991), welche weltweit erfolgreich präsentiert wurden. Auch Österreich wurde von John Adams mit einer Premiere bedacht. 2006 wurde die Oper „A Flowering Tree“, welche auf Mozarts „Zauberflöte“ basiert, in Wien uraufgeführt. Des Weiteren ist John Adams ein gefragter Dirigent und vor allem für sein weitreichendes Repertoire bekannt, welches von Beethoven über Cater bis hin zu Zappa reicht. Eine besondere Ehre war es für Adams, 2012 die BBC Proms dirigieren zu dürfen, im Rahmen welcher er sogar selbst mit seinem symphonischen Werk „City Noir“ (2014) einen Teil des Programms stellte. Auch heuer war Adams mit zwei seiner Werke bei den Proms vertreten. Das Ausnahmetalent wurde bereits mehrfach für seine Arbeit und seinen musikalischen Kulturbeitrag ausgezeichnet. Neben zahlreichen Ehrendokotraten von renommierten Universitäten wie Havard, Cambridge oder der Juilliard School, wurde Adams 2003 für das Stück „Transmigration of Souls“, welches den Opfern der Terroranschläge des 11. Septembers auf das World Trade Center gewidmet ist, der Pulitzer Preis verliehen.
Biografien / Available Light 19
Lucinda Childs 1963 startete Lucinda Childs ihre Karriere als Tänzerin und Choreografin am Judson Dance Theater. Hier kreierte sie 13 Arbeiten und tanzte in Choreografien von Yvonne Rainer, Steve Paxton und Robert Morris. Ihre eigene Tanzcompagnie, die Lucinda Childs Company, gründete sie 1973 und schuf seither über 50 Werke. Gemeinsam mit Robert Wilson und Philip Glass erarbeitete Lucinda Childs 1976 die Oper „Einstein on the Beach“ und erhielt dafür den Village Voice Obie Award. Seit 1981 entwickelte sie über 30 Arbeiten für führende Ballettcompagnien auf der ganzen Welt, darunter das Paris Opera Ballet, das Les Ballets de Monte Carlo und die Baryshnikov’s White Oak Dance Company. Als Choreografin und Regisseurin wirkte sie an 16 Opernproduktionen, darunter „Orfeo ed Euridice“, „Zaide“, „Le Rossignol et Oedipe“, „Farnace“ und „Alessandro“. Für „Dance“, das in Zusammenarbeit mit Philip Glass und Sol LeWitt entstanden ist und bis heute als eines der wegweisendsten Stücke der neueren Tanzgeschichte gilt, erhielt Lucinda Childs 1979 das Guggenheim-Stipendium. Mit der Wiederaufnahme von „Dance“ tourte die Compagnie 2009 durch die Vereinigten Staaten und Europa. 2014 führte die Künstlerin Regie in der neuen Produktion von John Adams „Dr Atomic“ an der Opéra national du Rhin und in Jean Baptiste Lullys „Atys“ an Oper Kiel, wo sie auch an einer neuen Produktion von „Orfeo ed Euridice“ arbeiten wird. Für 2016 plant die Choreografin eine Bearbeitung von „Dance“ für das Lyon Opera Ballet sowie eine neue Produktion für die Lucinda Childs Dance Company in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Collin Stetson. 2001 erhielt Lucinda Childs den „Bessie Award for Sustained Achievement“, 2004 wurde sie mit dem französischen „Ordre des Arts et des Lettres“ geehrt und fünf Jahre später erhielt die Choreografin den „NEA/NEFA American Masterpiece Award“.
20 Available Light / Biografien
Frank O. Gehry Ursprünglich aus Toronto stammend, emigrierte Frank O. Gehry bereits 1947 mit seiner Familie in die USA, nach Los Angeles. Nach Abschluss des Bachelorstudiums für Architektur ergriff er an der Harvard University das weiterführende Studium „Stadtplanung“. Bereits 1962 gründete Frank O. Gehry sein eigenes Architekturbüro in Venice, Kalifornien. In den folgenden Jahren stieg der Architekt vom konventionellen Planer zu einem bedeutenden Vertreter des Dekonstruktivismus auf. Frank O. Gehry kann mittlerweile auf eine über fünfzig Jahre andauernde Karriere zurückblicken, im Zuge derer er viele öffentliche und private Gebäude in Amerika, Europa und Asien entworfen hat. Für den Architekten war es stets von besonderer Bedeutung, dass sich Menschen in den von ihm geschaffenen Räumen wohlfühlen und eine Verbindung zu ihrer eigen Kultur und Lebensrealität spüren können. Frank O. Gehry wurde von den New York Times als einer der „höchstgepriesenen USArchitekten seit Frank Lloyd Wright“ bezeichnet. Die von ihm geschaffenen Bauten wurden mit über 100 Auszeichnungen des „American Institute of Architecture“ belohnt. Neben zahlreichen anderen Preisen aus aller Welt, wurde der Architekt bereits mehrmals für sein Lebenswerk geehrt. So erhielt Frank O. Gehry nicht nur als erster den „Dorothy and Lilian Gish Award“ für seinen Kunstbeitrag (1994) und den „Lifetime Achivement Award“ von „Americans for the Arts“ (2000), sondern auch einen goldenen Löwen von Venedig für sein Lebenswerk. Das bekannteste seiner Projekte ist wohl das Guggenheim Museum in Bilbao, welches von 1993 bis 1997 entstanden ist und jährlich beinahe eine Million Besucher anlockt. Weitere bekannte Werke sind das Tanzende Haus in Prag (1996), die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles (1999-2003), der Facebook-Campus in Kalifornien (2012–2015) und das Privatmuseum Stiftung Louis Vuitton in Paris (2014).
Pressestimmen / Available Light 21
„Gorgeous to behold and thrilling to hear“
Der Tagesspiegel, Sandra Luzina, August 2015 Wie Childs aus einfachem Schrittmaterial komplexe Bewegungsmuster generiert, ist faszinierend. Grundlage ist ein ausgetüfteltes mathematisches Kompositionsverfahren. Die Phrasen scheinen sich unentwegt zu wiederholen, doch der aufmerksame Betrachter kann die minimalen Variationen erkennen, die durch Veränderungen in Rhythmus und durch Richtungswechsel entstehen. Los Angeles Times, Mark Swed, Juli 2015 Not only is „Available Light“ a compelling interplay between dance, music and setting — gorgeous to behold and thrilling to hear — but the work now brilliantly illuminates how three American artists on the cusp of greatness made the momentous leap. New York Times, Anna Kisselgoff, Oktober 1983 Mr. Gehry and Miss Childs, for instance, are at one in their use of ordinary materials. The huge cratelike forms and chain-link scrim suggest a transformation of industrial elements into an artisan‘s art. Miss Childs‘s skips, simple steps and straight lines also embody a display that makes obvious the nature of her materials. She and her excellent dancers have opened our eyer in „Available Light“.
22 Festspielhaus St. Pölten / Kalendarium
Vorschau: November/Dezember 2015
November 2015 mo 23 do
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19.30 Uhr Großer Saal
Tonkünstler-Orchester Haydn/Mendelssohn Musik/Klassik
19.30 Uhr Großer Saal
Eric Bibb & Habib Koité Musik/Blues/Afro-Pop
19.30 Uhr Großer Saal
Cirque Éloize Cirkopolis Zirkus/Akrobatik
14.00 Uhr 18.00 Uhr Großer Saal
Cirque Éloize Cirkopolis Zirkus/Akrobatik
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19.30 Uhr Großer Saal
Sylvie Guillem Life in Progress Tanz/Zeitgenössisches Ballett
19.30 Uhr Kleiner Saal
Vahid Khadem-Missagh . Veronika Trisko Musik und das Magische Musik/Klassik/Zauberkunst
19.30 Uhr Großer Saal
GASTVERANSTALTUNG Benefizkonzert der Wiener Philharmoniker Musik/Klassik/Ballett
19.30 Uhr Großer Saal
Tonkünstler Plugged-In Benjamin Schmid plays Symphonic Jazz Musik/Jazz
19.30 Uhr Großer Saal
Christmas with the Puppini Sisters Musik/Swing/Sixties
16.00 Uhr Großer Saal
Tonkünstler-Orchester Zügig um die Welt (Familienvorstellung) Musik/Klassik
19.30 Uhr Großer Saal
Ausseer Advent Musik/Volksmusik
19.30 Uhr Großer Saal
Tonkünstler-Orchester Pathétique Musik/Klassik
REFUGEES WELCOME
Flucht ist kein Verbrechen. Hunderttausende Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten suchen Schutz in Europa. Sie sind auf unsere gemeinschaftliche Unterstützung angewiesen. Niemand flieht grundlos aus seiner Heimat. Wir lehnen daher jegliche Anfeindung Schutzbedürftiger entschieden ab und stehen für eine offene Gesellschaft ein, die auf Toleranz, Solidarität und Freiheit gründet. Es ist unsere Pflicht, unseren Mitmenschen in Not zu helfen. Jedem Einzelnen.
Die Betriebe der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft: Amphitheater Bad DeutschAltenburg, Archäologisches Museum Carnuntum, Artothek, Bühne Baden, Die Bühne im Hof, Donaufestival, Egon Schiele Museum, Factory, Festival Glatt&Verkehrt, Festspielhaus St. Pölten, Forum Frohner, Freilichtmuseum Carnuntum, Grafenegg Sommerkonzerte, Festival, Advent, Karikaturmuseum Krems, Kino im Kesselhaus, Klangraum Krems Minoritenkirche, Kulturfabrik Hainburg, Kunsthalle Krems, Kunstraum Niederösterreich, Landesmuseum Niederösterreich, Landestheater Niederösterreich, MAMUZ Museum Mistelbach, MAMUZ Schloss Asparn/Zaya, Museum Gugging, Niederösterreichische Landesausstellung, nitsch museum, Osterfestival Imago Dei, Renaissanceschloss Schallaburg, Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Wachau Kultur Melk, Zeit Kunst Niederösterreich.
Sylvie Guillem in „Bye“
Tipp / Festspielhaus St. Pölten 25
Merci Sylvie!
SYLVIE GUILLEM: LIFE IN PROGRESS
LE TZ TER IN AUFT RI TT EUROPA
Mit dem eigens für sie geschaffenen Abend „Life in Progress“ verabschiedet sich die Primaballerina assoluta nach mehr als 35 Jahren von der Bühne. Choreografien von Mats Ek, William Forsythe, Akram Khan und Russell Maliphant werden an diesem vierteiligen Abend von Sylvie Guillem, der Scala-Tänzerin Emanuela Montanari und zwei weiteren Tänzern interpretiert. „Life in Progress“ ist eine Hommage an das Leben einer außergewöhnlichen Frau und Sylvie Guillems letzter Auftritt in Europa, bevor sie ihre unvergleichliche Bühnenkarriere in Japan beendet.
Mittwoch 02. Dezember 2015, 19.30 Uhr, Großer Saal Karten EUR 45, 41, 36, 27, 12 Premiere im deutschsprachigen Raum Einführung 18.30 Uhr, Kleiner Saal
RICHARD SIEGAL/ BAYERISCHES STAATSBALLET: MODEL „Laut, rockig, düster, sexy – und richtig klasse“ – das Bayerische Staatsballett trifft auf zeitgenössischen Tanz! Inspiriert von Dantes „Inferno“ hat Richard Siegal mit „Model“ eine exzentrisch-rasante Choreografie entwickelt, die klassisch und zeitgenössisch ausgebildete TänzerInnen, literarische Bezüge und Elektrobeats zu einer vielschichtigen Erfahrung modernen Tanzes zusammenführt. Hochgelobt von der Kritik, ist „Model“ als erster Teil einer von der Ruhrtriennale in Auftrag gegebenen Trilogie entstanden und im Zuge der Künstlerresidenz von Richard Siegal im Jänner erstmals in Österreich zu erleben.
Samstag 16. Jänner 2016, 19.30 Uhr, Großer Saal Karten EUR 42, 36, 31, 25, 12 Österreich-Premiere Einführung 18.30 Uhr, Kleiner Saal
WER HÖRT NICHT AUF ZU ANTWORTEN? SELBST WENN MIR DIE FRAGEN AUSGEHEN. EINE BANK.
Akemi Takeya Little Stories About S.O.S.: Signs Of Solidarity / Group Version © Karolina Miernik
Eine Information der HYPO NOE Gruppe Bank AG
www.hyponoe.at
I V D
IMPULSTANZ Vienna International Dance Festival
WORKSHOPS PERFORMANCES www.impulstanz.com +43.1.523 55 58
With the support of the Culture Programme of the European Union
Olaf Osten + Katharina Gattermann
Akemi Takeya Little Stories About S.O.S.: Signs Of Solidarity / Group Version © Karolina Miernik
14 July— 14 August 2016
„Vitamin Dance for Syria“
„Point Zero“ Der syrische Tänzer und Artist in Residence Hussein Khaddour im Portrait
Der Film „Point Zero“ (2013), den Sie auf unserer Website im Bereich „Artists in Residence“ sehen können, legt ein berührendes Zeugnis über die Zerstörung Syriens durch den Bürgerkrieg ab. 2013 verursachte ein Bombenanschlag auch im Ballettsaal des Theaterinstituts in Damaskus erhebliche Schäden. Der syrische Tänzer und Choreograf Hussein Khaddour sucht diesen Ort auf und beginnt inmitten des staubbedeckten Raumes zu tanzen – die „Utopie“ eines Neubeginns ... Auf den Probebühnen des Festspielhauses arbeitete Hussein Khaddour zuletzt mit der österreichischen Tänzerin Gloria Benedikt für das gemeinsame Stück „InDignity“, das beim Europäischen Forum Alpbach uraufgeführt wurde. 2014 hat er gemeinsam mit Nour Barakeh das „Vitamin Dance“ Projekt ins Leben gerufen, ein Workshopangebot für Kinder im Umland von Damaskus, das jetzt mit Unterstützung des Festspielhauses als „Vitamin Dance for Syria“ weitergeführt wird. Als Artist in Residence wird Hussein Khaddour auch künftig mit dem Festspielhaus gemeinsame Projekte realisieren.
In Homs, Syrien geboren, lebt und arbeitet Hussein Khaddour heute in Damaskus. Bereits mit 12 Jahren begann er mit Breakdance in den Straßen seiner Geburtsstadt. Im Jahr 2008 zog er nach Damaskus, trat der Sima Dance Company bei und wurde in Ballett und Modern Dance ausgebildet. 2012 wurde er Mitglied des Higher Institute of Dramatic Arts Dance Department. Sein 2013 entstandener Tanzfilm „Point Zero“ weckte internationale Aufmerksamkeit. Im März 2015 wurde seine jüngste Arbeit, basierend auf Patrick Süskinds Roman „Die Taube“, im Damascus Opera House uraufgeführt.
IMPRESSUM Herausgeber, Verleger und Medieninhaber Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH, Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, T +43(0)2742/90 80 80, F +43(0)2742/90 80 81, www.festspielhaus.at. Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz, Johannes Sterkl. Künstlerische Leiterin Brigitte Fürle. Redaktion Julia Dorninger. Fotos Tom Vinetz (S. 6), Craig T. Mathew (S. 10/11, 16), Baskia Kenton (S. 15), Margaretta Mitchell (S. 18), Douglas Mason (S. 19), Frank O. Gehry (S. 20), Ursula Kaufmann (S. 24), Nour Barakeh (S. 32), Hussein Khaddour (S. 33). Umschlagbild Craig T. Mathew. Musikeinspielung „Light Over Water” von John Adams wird nach Absprache mit Hendon Music, Inc., eine Boosey & Hawkes Company, Herausgeber und Urheberrechtsinhaber, verwendet. Produktion Walla Druck Wien. Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet. Preis des Programmheftes: Euro 2,70
Karten & Info: +43(0)2742/90 80 80 600
[email protected] www.festspielhaus.at
© Hertha Hurnaus
Eines unserer Clubhäuser. Ö1 Club-Mitglieder erhalten im Festspielhaus St. Pölten 10 % Ermäßigung. Sämtliche Ö1 Club-Vorteile finden Sie in oe1.orf.at
Karten & Information +43(0)2742/90 80 80 600
[email protected] www.festspielhaus.at