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16. Jahreskongress der gwg – Programmdetails
16. Jahreskongress der GwG in Bochum vom 10. bis zum 12. Juni 2016
Gesellschaft und Psyche Personzentrierte Antworten auf psychosoziale Belastungen
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© 2015 GwG e.V., Köln www.gwg-ev.org Umschlagbild: © urbancow – iStockphoto.com Layout: Uwe Kubassa, Düsseldorf
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Gesellschaft und Psyche Personzentrierte Antworten auf psychosoziale Belastungen Menschen sind im Laufe ihres Lebens immer wieder mit psychosozialen Belastungen konfrontiert. Davon betroffen sind alle Lebensbereiche: das familiäre oder soziale Umfeld, die finanzielle oder wohnliche Situation, die Ausbildung oder der Beruf beispielsweise. Das Spektrum der Belastungen reicht vom Auseinanderbrechen einer Freundschaft oder Problemen am Arbeitsplatz über Trennungsschmerz bis hin zu schweren Traumata, die durch Vernachlässigung oder körperlichem und sexuellem Missbrauch ausgelöst werden. Auch angesichts der hohen Flüchtlingszahlen werden Kriegs- und Gewalterfahrungen wieder ein drängendes Thema in Beratung und Therapie. Wie kann der Personzentrierte Ansatz mit diesen psychosozialen Belastungen umgehen? Wo endet die Verantwortung des Einzelnen? Und wo sind Gesellschaft und Staat gefordert? Beim 16. GwG-Jahreskongress stehen diese Fragen im Mittelpunkt. Abwechslungsreiche Workshops und Vorträge – u. a. von Prof. Dr. Jürgen Sehrig, Prof. Dr. Jürgen Straub und Prof. Dr. Yvette Völschow – erweitern den Blick und zeigen auf, inwiefern sich personzentrierte Berater/innen und Therapeuten/innen den gesellschaftlichen Veränderungen stellen können und sollten.
Hauptvorträge: Prof. Dr. Jürgen Straub: Psychotherapie zwischen Heilung, Prothese und Selbstoptimierung Komplexität und Polyvalenz einer professionellen Praxis im 21. Jahrhundert Inhalt: Traditionell werden wissenschaftlich fundierte Psychotherapien, ungeachtet ihrer vielfältigen Unterschiede, als „Pflege der Seele“ aufgefasst. Von dieser professionellen Praxis verspricht man sich vornehmlich heilende Wirkungen. Diese Sicht geht mit der begründeten Annahme einher, dass „Patienten“, „Klienten“ oder „Analysanden“ leidende oder zumindest bedürftige Personen sind. Deren Erlebnis- und Handlungspotential so stark eingeschränkt ist, dass professionelle Hilfe angezeigt ist. Die in eigens eingerichteten, institutionalisierten therapeutischen Settings angebotene „soziale Unterstützung“ wird – seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in bestimmten „westlichen“ Kulturen zumindest – tatsächlich massenhaft in Anspruch genommen. Sie zeitigt keineswegs immer, aber doch vielfach die erhofften Wirkungen. Psychotherapie ist zweifellos ein Erfolgsmodell. Manche „Schulen“ und „Strömungen“ sind, gemessen an der (stets umstrittenen) empirischen Evaluation therapeutischer Verfahren, erfolgreicher als andere. Das sei hier dahingestellt. Im Großen und Ganzen gilt: Psychotherapie ist etabliert und aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Sie ist, wie die Psychologie überhaupt, eine höchst einflussreiche Macht eigener Art. All das ist „gut und schön“ und in vielen modernen Gesellschaften wohl einfach notwendig, also unvermeidlich. Psychotherapien sind jedoch schon längst nicht mehr nur Heilverfahren für bedrängte und bedrohte, „gestörte“ oder „erkrankte“ Seelen. Der Wirkungskreis dieser vielfältigen Praxen überschreitet den Horizont der Psychopathologie und -therapie im engeren Sinne. Er erstreckt sich, wie im Vortrag ausgeführt wird, auf eine immer ausgedehntere Prothetisierung und Optimierung des Menschen. Die immer differenziertere Ausstattung des Menschen mit Prothesen findet keineswegs nur im materiellen Feld der Physis statt. Sie bietet nicht allein dort artifiziellen Ersatz oder allerlei Ergänzungen und Zusätze, sobald körperliche Defizite behoben werden sollen (sei es, dass solche Defizite als krankhafte Behinderungen oder Beeinträchtigungen, sei es, dass sie als ganz normale Grenzen des Menschenmöglichen in Erscheinung treten). Auch die prothetische Psychotherapie zielt auf Heilung und/oder auf Steigerung des „Normalen“, „Funktionstüchtigen“ und „Gesunden“. In häufig unmerklichen Übergängen verschob und verschiebt sich der Zweck auch psychotherapeutischer Behandlungen immer mehr in Richtung einer unendlichen Optimierung der Seele und des Selbst (des Erlebens, Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns von Personen). Auch psychotherapeutische Praxen sind – aktiv und sogar maßgeblich – in die Geschichte von Kulturen verstrickt, welche die Grenzen zwischen Heilung und Optimierung des Selbst zunehmend verwischen. In solchen Kulturen werden die „auteronomen Subjekte“ permanent unter Druck gesetzt. Sie sollen vom eigenständigen oder professionell unterstützten Versuch einer unendlichen Selbst-Verbesserung nicht mehr ablassen. Dieser Druck zehrt von einem, wie im Vortrag gezeigt wird, höchst ambivalenten, vielleicht aporetischen Versprechen: Wer sich in den Strudel einer unendlichen Steigerungsspirale der Selbst-Optimierung begibt, so heißt es, ma-
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che sein Glück. Zumindest finde er viele an persönliche Erfolge gekoppelte, glückliche Momente und erfüllende Augenblicke gleich reihenweise. Zu diesem Versprechen können und sollten sich psychotherapeutische Akteure reflexiv und kritisch verhalten. Referent: Jürgen Straub, geb. 1958, Prof. Dr. phil., ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Sozialtheorie und Sozialpsychologie in der der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr Universität Bochum (RUB). Von April 2011 bis September 2013 war er Dekan dieser Fakultät. Seit August ist er (neben Dr. Pradeep Chakkarath) Ko-Direktor des Hans Kilian und Lotte KöhlerCentrums für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie (KKC) in der RUB. Im September 2015 wurde ihm in Salzburg der Ernst-Boesch-Preis für Kulturpsychologie verliehen, www.sowi.rub.de/soztheo/.
Prof. Dr. Yvette Völschow: Gesellschaft, Lebenswelt und Psyche! Oder anders herum!? Inhalt: Im Vortrag sollen gesellschaftliche, soziale und ökonomische Bedingungen thematisiert werden, die Gewaltverhalten – hier mit Fokus auf den privaten Raum, auf Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung, aber auch auf Terrorakte – begünstigen und dabei Auswirkungen auf die Lebenswelten der Beteiligten (Opfer und Täter) und deren psychische Verfassung haben. Diese Betrachtung dient als Basis, um Faktoren für die Entstehung von Gewalt, sowie ihre Auswirkungen auf die Psyche und schlussendlich die Handlungen der Betroffenen, aufzuzeigen. Aus der Herleitungen des Gewalthandels sollen dann wiederum – unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen der Mikro- und Makroebenenfaktoren einer Gesellschaft einerseits und psychischer Aspekte andererseits – auf lebensweltliche und gesamtgesellschaftliche Konsequenzen geschlossen werden. Dabei geht es weniger um die Darstellung von (Schein-) Kausalitäten als vielmehr um das Aufzeigen gewaltbegünstigender Faktoren und Rahmenbedingungen und deren Langzeitfolgen. Hieraus werden nicht zuletzt mit Blick auf Personzentrierte Aspekte Implikationen für Interventions- und Präventionsmaßnahmen in den Feldern hergeleitet. Referentin: Prof. Dr. Yvette Völschow, Diplom-Pädagogin, Diplom-Sozialwissenschaftlerin, Supervisorin, Prof. für Sozial- und Erziehungswissenschaften und Leiterin der Arbeitsstelle für Reflexive Person- und Organisationsentwicklung der Universität Vechta. Mehrjährige Erfahrungen in der Projektleitung von Gewaltpräventionsprojekten. Mehr als zwölfjährige Erfahrungen mit der auf dem PZA basierenden Verfahren der „Kollegialen Beratung und Supervision“, „Personzentrierter Gesprächsführung“, „Kollegialem Coaching“ etc. bei Landesbehörden, Polizei, Justiz, Soziale Arbeit und Schule. Aktiv im Wissenschaftlichen Beirat der GwG. Schlagworte: Psychosoziale und gesellschaftliche Wechselwirkung, Partnergewalt, Menschenhandel
Prof. Dr. Jürgen Sehrig: Empathie gegenüber Rassismus und Intoleranz? – Herausforderungen für eine personzentrierte Haltung in der Sozialen Arbeit Inhalt: Gerade in der aktuellen Debatte um eine großzügige Aufnahme von Flüchtlingen werden in einer Gegenbewegung tiefe Ressentiments, Befürchtungen und Vorurteile wach, die z.T. zu Übergriffen und gar zu Gewalthandlungen führen. Wie kann ich als Beraterin/Berater Menschen mit einer offenen, personzentrierten Haltung gegenübertreten, die mit ihren Werten und Bewertungen meinen eigenen Auffassungen zutiefst widersprechen und deshalb möglicherweise Ablehnung oder Abscheu bei mir hervorrufen? Wenn gar Straftaten begangen und möglicherweise verharmlost wurden, wie gehe ich auf Täterschaft und Schuld ein? Hier braucht es eine Qualität von Begegnung in der Beratung, die dem Fremden und Trennenden Rechnung trägt und gleichzeitig Freiraum für Selbsterkundung auf beiden Seiten schafft. Der oder
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die Beratende muss die eigene Integrität wahren und dennoch offen sein für das Befremdende oder gar Abgründige. Ausgehend von einem Forschungsprojekt über Mitbeteiligung und Faszination im Nationalsozialismus werden Leitlinien für die Beratung und Folgerungen für die Praxis in verschiedenen psychosozialen Handlungsfeldern, in denen es um Intoleranz, Schuld und (Mit-)Täterschaft geht, vorgestellt und diskutiert, so z.B. in der Bewährungshilfe, in der Beratung im Umgang mit Gewalt, in der Sozialen Arbeit mit Rechtsextremen und in der Biografiearbeit über Kollaboration und Verstrickung in Diktaturen. Referent: Prof. Dr. Jürgen Sehrig, Sozialarbeiter, Gesprächspsychotherapeut, Lehrsupervisor und Ausbilder (GwG), Supervisor (DGSv), Professor für Kommunikation und Beratung und Studiengangsleiter im Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“ an der Katholischen Hochschule Freiburg Schlagworte: Rassismus, Täterschaft, Soziale Arbeit
Freitag, 10.06.2016 W1a W1b
Zweiteiliger Workshop 1a und 1b (Freitag & Samstag) Silke Welge und Till Schultze-Gebhardt: Selbstaktualisierung statt Burn-out – Entwicklung eines Konzeptes für personzentrierte Präventionsangebote Inhalt: Angesichts von Arbeitsverdichtung, Informationsüberflutung und steigendem Termin- und Erfolgsdruck wird der Ruf nach neuen Kompetenzen immer lauter, um die immer komplexer werdenden Anforderungen in unsicheren Zeiten zu meistern. Gibt es eine personzentrierte Antwort auf diese Herausforderung und wenn ja, wie verkaufen wir diese? Welche Antworten haben wir für den Einzelnen und für die Organisation und womit bedienen wir den überfluteten Markt der Burn-out-Prophylaxe? Was unterscheidet unser Angebot von anderen? Welche besondere Qualität bieten wir und was gewinnen Betriebe oder Krankenkassen, wenn der einzelne Kollege seine arbeitsweltbedingten Inkongruenzen löst? Was ist für uns als personzentriert arbeitende Therapeut/innen und Berater/innen moralisch noch vertretbar? Was machen wir besser als andere? Wie bleibt der Mensch „seelisch gesund“? Unser Ziel ist es, in diesem Workshop unter Anwendung des Erlebensbezogenen Concept Coachings (ECC) eine gemeinsame personzentrierte „Rahmenkonzeption“ zur Burn-out-Prävention zu entwickeln. Auf der Grundlage unseres Wissens und unserer Erfahrungswerte wollen wir die wesentlichen Eckdaten einer entsprechenden methodischen und inhaltlichen Antwort auf die psychosozialen Belastungen einer veränderten Arbeitswelt herausarbeiten. Das gemeinsam erarbeitete Ergebnis des Workshops steht allen Teilnehmer/innen gleichberechtigt zur Verfügung und ist situativ anpassbar. Absprachen zur weiteren organisatorischen und inhaltlichen Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen, kollegialen Zusammenschlüssen oder auch auf Verbandsebene sind möglich und willkommen. Referentin und Referent Silke Welge, Diplom-Pädagogin, Personzentrierte Beraterin, ECC-Erlebensbezogenes Concept-Coaching (GwG), ECC-Trainerin, insgesamt 20 Jahre Berufs- und Beratungserfahrung in unterschiedlichen Bereichen der Sozialen Arbeit und der Bildungsarbeit, aktuell in der Betrieblichen Sozialberatung und in eigener Praxis tätig Till Schultze-Gebhardt, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, ECC-Erlebensbezogenes Concept-Coaching (GwG), langjährige Berufserfahrung in den Bereichen Beratung, Gesundheit und Kultur, tätig in eigener Praxis als Personzentrierter Körperpsychotherapeut (Gesprächspsychotherapie-Focusing-Körpertherapie), Verhaltenstherapeut, Coach und Paarberater Schlagworte: Prävention, Burn-out, Konzeptentwicklung
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Claudia Oelrich: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – Ist das so? Erfahrungen aus der Arbeit mit Flüchtlingen mit unsicherem Aufenthaltsstatus Inhalt: Ein trauriger Rekord: Laut UNO-Flüchtlingshilfe befinden sich zurzeit weltweit knapp 60 Mio. Menschen auf der Flucht (Stand Herbst 2015) – die höchste Zahl, die jemals verzeichnet wurde! Seit längerem kommen fliehende Menschen nun auch in großer Zahl zu uns, trotz starker Kontrollen und Aufrüstung an den EU-Außengrenzen. Eigentlich ist alles EU-vertraglich klar geregelt; die Vorstellungen und Wünsche der Flüchtlinge spielen dabei in der Regel keine Rolle. Sie werden, wie Objekte, bestmöglich in die ausgeklügelten Verfahrenssysteme eingepasst. Diese Systeme geraten zurzeit aber immer mehr ins Wanken. Die sog. „Flüchtlingskrise“ und der Umgang mit den damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen sind zum Dauerthema geworden. Erfahrungen aus der Arbeit bei einer Flüchtlingshilfsstelle in Hamburg, die Rechtsberatung für Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus anbietet, liefern den Hintergrund für die Beschäftigung mit der Lebenssituation von Flüchtlingen. In Form eines Inputvortrags sollen zunächst einige Hintergründe skizziert werden, u.a. auch zu der Frage, welche Flüchtlinge bei uns aus rechtlicher Sicht eine Chance haben – und welche nicht. Und warum dies so ist. Was bedeuten diese Bestimmungen für die betroffenen Menschen? Wie können wir mit ihren Realängsten und -sorgen personzentriert umgehen? Und was macht das mit uns selbst in der Beratungssituation? Wie können wir in der Arbeit mit Flüchtlingen dazu beitragen, dass auch sie zu den Personen werden können, die sie eigentlich sind, und dass inneres Wachstum wieder möglich wird – trotz aller Widrigkeiten? Diese und weitere Fragen möchte ich dann folgend sehr gern mit Ihnen diskutieren. Referentin: Claudia Oelrich, Diplom-Psychologin, seit 2009 Auszubildende im Verfahren Gesprächspsychotherapie am Hamburger Institut für Psychotherapie (IfP); Vorstandsmitglied der Deutschen Psychologischen Gesellschaft für Gesprächspsychotherapie e.V. (DPGG), seit 2007 bei flucht•punkt als Psychologin angestellt, flucht•punkt – kirchliche Hilfsstelle für Flüchtlinge in Hamburg, Internet: http://www.fluchtpunkt-hh.de Schlagworte: Flüchtlinge; personzentrierte Haltung in der (Rechts-) Beratung; Trauma
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Dr. Gisela Steenbuck: Wie Erfahrungen gemacht werden: Ein Blick aus verschiedenen Perspektiven des Selbst-Welt-Erlebens auf gesellschaftliche Herausforderungen Inhalt: Ich werde mit Bezug auf ein in Deutschland noch wenig bekanntes Konstrukt von Selbstentwicklungsstufen im Erwachsenenalter aufzeigen, welche unterschiedlichen Erlebens- und Verarbeitungsweisen eines gleichen Ereignisses möglich sind. Der Flüchtlingsstrom wird von einigen Menschen als Bedrohung der eigenen Kultur erlebt, für andere ist er Auslöser einer Angst um knappe Ressourcen oder wiederum andere erleben ihn als Chance für eine kulturelle Vielfalt. Ein anderes Beispiel: Jobverlust wird von einigen als existentielle Bedrohung, von anderen als Misserfolg in der beruflichen Karriere und wiederum von anderen als Chance für Selbstverwirklichungsideen erlebt. Wie jemand ein Ereignis erlebt
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und interpretiert und welche Handlungen daraus folgen, kann als der charakteristische Ausdruck einer Stufe von Entwicklung verstanden werden. Ein entwicklungsbezogenes Verständnis hilft Beratern und Beraterinnen, die Wirklichkeitsbeschreibungen ihrer Klient/innen in Abhängigkeit eines bestimmten Selbst-Welt-Verständnisses zu sehen. Es gelingt leichter, sprachlich und gedanklich Anschluss zu finden sowie die eigenen Reaktionen wiederum als Ausdruck der eigenen Denk- und Handlungslogik zu verstehen. Auf diese Weise kann es meiner Erfahrung nach noch besser gelingen, die innere Welt unserer Klient/-innen zu erkunden, zu verstehen und uns mit den Klient/-innen darin zu bewegen. Der Workshop wird an Beispielen einige Grundannahmen entwicklungsbezogener Beratung vorstellen und die Implikationen für Personzentrierte Beratung und Coaching ausloten. Referentin: Dr. Gisela Steenbuck, Diplom- Pädagogin, Studium der Erziehungswissenschaft und des Lehramts, Ausbildungen in Personzentrierter Gesprächsführung (GwG), Focusing, Integrierter Gestalt- und Körpertherapie, seit 1983 wissenschaftliche Mitarbeiterin im weiterbildenden Studium Frauenstudien, seit 1989 Praxis für psychologische Beratung und Supervision, Supervisorin (GwG), Ausbilderin für Personzentrierte Beratung, Lehrberaterin, Dozentin in der universitären und außeruniversitären Lehre
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Ariane Wahl: Ich glaub ich hab mich selbst vergessen Inhalt: Im Zeitalter der permanenten Verfügbarkeit befinden wir uns ständig im Standby-Modus, um auf dem Laufenden zu bleiben und im Beruf konzentrieren wir uns wertschätzend und empathisch auf unser Gegenüber. Gleichzeitig versuchen wir mit Hilfe von Entspannungstechniken den Alltag zu entschleunigen oder die Leistungsfähigkeit noch weiter zu steigern. Wenn Sie glauben, dass dieser Text etwas mit Ihnen zu tun hat, dann können Sie den Workshop nutzen, um mit sich selbst in Kontakt zu kommen und neugierig und freundlich wahrzunehmen, was gerade Ihre Aufmerksamkeit verlangt. Freuen Sie sich auf eine Reise zu sich selbst. Zum Einsatz kommen erlebensbezogene Elemente aus dem Focusing und dem TAE („Thinking at the Edge“) in Verbindung mit Klangelementen (Klangschalen). Wir lassen uns dabei in einer angeleiteten Innenreise von den Klängen berühren und richten unsere Aufmerksamkeit darauf, welche Körperstellen, Themen, Bilder zum Schwingen kommen. In einem anschließenden Paarinterview werden wir unser Erleben vertiefen und dessen „Botschaft“ auf den Punkt bringen. Referentin: Ariane Wahl, M.A., Beratungswissenschaftlerin, Diplom-Betriebswirtin, Dolmetscherin/Übersetzerin, Weiterbildungen in Personzentrierter Gesprächsführung, Focusing-Begleiterin und Trainerin, Coaching, Erlebensbezogenes Concept-Coaching, Systemischer Beratung, Yoga-Lehrerin, www.heidelberger-coaching.de Teilnehmer/innen dieses Workshops: Bitte Yogamatte o.Ä. mitbringen.
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Ilse Eichler: Bleiben Sie Ihrem Selbst auf der Spur: Gesellschaftliche Konditionierungen bedrohen unsere Kongruenz Inhalt: Wir sind die Gesellschaft und wir leben sie. Ob Kriege oder Wirtschaftswunder, kulturelle und religiöse Einflüsse: Die Gesellschaft ist im Wandel begriffen. Weniger schnell verändern sich unsere moralischen Ansprüche, Bedürfnisse, Bewertungen, in die wir oft „hineinwachsen“.
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Unsere Eltern wurden durch die Kriegserfahrung der Großeltern beeinflusst. Wir wiederum verinnerlichten in unserer Kindheit die tradierten Haltungen und Bewertungen der Lebenswelt unserer Herkunftsfamilie sowie unserer Bezugspersonen. Über Generationen „vererbte“ Traumata und emotionale Ausprägungen beeinflussen so unsere eigenen Haltungen, Lebensstrategien und –philosophien und prägen unser Selbstbild. Unreflektiert internalisieren wir insgeheim entstandene Glaubenssätze. Wer hat sie nicht gehört? Sätze wie: „Das kannst Du nicht!“ „Wer nicht hart arbeitet, hat keinen Erfolg!“ „Was werden die Leute sagen?“ usw. Finden und hinterfragen Sie in diesem Workshop Ihre „eigenen“ Glaubenssätze. „Habe ich noch einen Glaubenssatz, der mich einschränkt?“ „Wo kommt er her? Wofür ist / war er gut?“ „Brauche ich ihn noch, oder steht er mir im Weg?“ Erarbeiten Sie in Kleingruppen personzentriert Ihre persönlichen Antworten; reflektieren Sie focusingunterstützt Ihre körperlich empfundenen Bedürfnisse und fördern Sie damit Ihre Kongruenz. Referentin: Ilse Eichler, Praxis für Persönliche Weiterentwicklung (PPWe), Frankfurt/M., Personzentrierte Beraterin (GwG, DFG), Coach, Seminarleiterin, Trainerin bei verschiedenen Bildungsinstituten , Train the trainer, Focusing-Begleiterin (FINK), Co-Ausbilderin und Ausbilderin in Beauftragung (GwG), Mitglied im Ausschuss für Beratung der GwG, Kursleiterin in Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson, www.loesen-und-leben.de
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Gabriele Isele: Ökonomie als Leit(d)paradigma? Inhalt: Im Vortrag möchte ich zunächst klären, was unter dem Begriff „Ökonomisierung“ verstanden wird und welche Auswirkungen es hat, wenn ökonomisches Denken und Marktlogik in Lebens- und Arbeitsbereiche eindringen, in denen bisher andere, nicht ökonomische Prinzipien leitend waren (Gesundheit, Soziales, Bildung, Kultur). Ich möchte ferner aufzeigen, inwieweit ein solches Denken unser Bild vom Menschen und die Art unseres Arbeitens verändert. Für den Markt hat nur Wert, was Profit verspricht – daher geraten moralisch-ethische und soziale Ansprüche zunehmend in den Hintergrund, Bedeutung behält nur, was quantifizierbar, messbar und rationalisierbar ist. Menschen begegnen einander als Vertragspartner im Tausch von Gütern, Leistungen oder Zugangschancen, an die Stelle personaler Begegnung rückt die standardisierte Serviceleistung. Alles, was nicht machbar ist, was nicht mittels Standardisierung effizient herstellbar ist und was keine finanzielle Rendite verspricht, verliert mehr und mehr an Bedeutung und Wert. Welche Konsequenzen ergeben sich für Therapie, für Beratung, für Aus- und Weiterbildung auch im personzentrierten Bereich? Wo stehen wir im Spannungsfeld zwischen dem Anspruch einer Orientierung an der Person, der Betonung von Beziehung als entscheidendem Agens und der Etablierung als wissenschaftliches und anwendungsorientiertes Verfahren? Mit kritischen Fragen aus ethisch-politischer Perspektive möchte ich dazu anregen, die sich aus der unhinterfragten Übernahme ökonomischer Denkkategorien ergebenden Widersprüche im eigenen Praxisfeld zu erkennen und zu untersuchen. Referentin: Gabriele Isele, Diplom-Soziologin, Heilpraktikerin, european certificate for psychotherapy (ECP), Focusing-Ausbildung (GwG, SGGT, IFN), Ausbilderin für Personzentrierte Beratung (GwG), freiberuflich tätig in eigener Praxis seit 1986, freie Dozententätigkeit (AWW Uni Hamburg, IfP, Helmut-Schmidt-Universität), Leitung von GwG-Ausbildungsgängen, Mitglied im Ausschuss für Ethische Angelegenheiten und Beschwerden der GwG und Regionenvertreterin der GwG in Hamburg, http://www.personzentrierteberatung.de/ Schlagworte: Ökonomisierung, Dynamik des Machens, Beziehungsorientierung, Ethik
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Reinhold Schmitz-Schretzmair: Krieg, Gewalt und vererbte Wunden. Lernen aus der Vergangenheit für heute und morgen Inhalt: Ab wann sprechen wir von Kriegstraumata? Rückblicke von Vietnam aus auf den 1. und den 2. Weltkrieg und davor. Täter oder/und Opfer? Schuld, Scham und Trauer. Massenpsychologie und Gehorsam. Erziehung im „Dritten Reich“ und ihre Spätfolgen. Haben oder/und Sein? Das sogenannte Wirtschaftswunder. Widerstand, Protest, die 1968er Generation. Rückschlüsse für heute und für die Zukunft. Gleichgewichte des Schreckens und Stellvertreterkriege: Wirtschaftskriege, Embargos, Sanktionen. Dies und mehr können Themen des Vortrags und der Diskussion sein. Einige Zahlen, Fakten und Literaturangaben werden schriftlich vorgelegt. Ziel und Wunsch für den Vortag ist es, emotional zu berühren, rational zu diskutieren und Schlussfolgerungen für heute und für die Zukunft zu finden. Referent: Reinhold Schmitz-Schretzmair, geb. 1949, Diplom-Psychologe, Diplom-Sozialarbeiter, Psychologischer Psychotherapeut, 30 Jahre Berufserfahrung in einer psychologischen Beratungsstelle und freipraktizierend, Ausbilder der GwG, Sprecher des Ausschusses für Beratung der GwG Schlagworte: Gewalt, Erziehung, Trauma, Lösungen
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Christiane Hellwig: Wer bin ich und wenn ja, warum nicht viele? – Chancen personzentrierter Unterstützung in Zeiten beruflicher Umbrüche Inhalt: Selbstzweifel, Existenzängste, schlaflose Nächte: Von der ehemals sicher gesehenen Arbeitsstelle ist nichts mehr geblieben. So stellt der unfreiwillige Ausschluss aus dem Erwerbsleben eine massive Erschütterung des Selbstbildes und der Identität dar. Und je länger der Verlust des Arbeitsplatzes bestehen bleibt, desto mehr nimmt die psychische Belastung zu. Auch die Fallmanager und Berater in den Arbeitsagenturen kommen mit ihren Unterstützungsangeboten an ihre Grenzen. In der Konsequenz sollen die Arbeitssuchenden Qualifizierungsmaßnahmen absolvieren; es wird geraten „nicht aufzugeben“, die eigenen Fähigkeiten „selbstbewusst darzustellen“ und „zehn Bewerbungen im Monat“ zu schreiben. Dennoch stehen, mit zunehmender Verweildauer in der Erwerbslosigkeit, vermehrt „Vermittlungshemmnisse“ im Focus. Zwischen den äußeren Sachzwängen rücken Sinnerleben, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung dagegen immer mehr in den Hintergrund: Ursachen für das zunehmende Belastungsempfinden und den wachsenden Identitätsverlust. Im Vortrag werden Möglichkeiten aufgezeigt wie die Personzentrierte Beratung Menschen in beruflichen Umbrüchen unterstützen kann. Dazu werden zunächst die psychosozialen Folgen von Arbeitslosigkeit und die geforderten Konsequenzen von Beratung dokumentiert. Den Hauptteil des Vortrages bilden unterschiedliche Fälle, mit denen die Chancen eines personzentrierten Vorgehens dargestellt werden. Referentin: Christiane Hellwig, Soziologin M.A., Diplom-Sozialpädagogin, Coach DACB/ GwG, Praxis für psychosoziale Beratung und Coaching, Leitung der Deutschen Akademie für Coaching und Beratung, Essen. http://www.christianehellwig.de/ Schlagworte: Arbeitslosigkeit, Sinnfindung, Identitätsverlust
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Erik Meyer: Geschlechtsidentität(en) annehmen. Die personzentrierte Haltung in der Trans*affirmativen Beratung Inhalt: Menschen, die sich ihrem zugewiesenen Geschlecht nicht oder nur eingeschränkt zugehörig fühlen, erleben meistens neben eigenem Klärungsbedarf Vereindeutigungsdruck und vielfältig belastende Diskriminierung seitens ihres Umfelds. Diejenigen, die mit Hilfe rechtlicher bzw. medizinischer Maßnahmen eine „Transition“ zum anderen Geschlecht anstreben, müssen eine Pathologisierung durch die psychiatrische Diagnose „Transsexualismus“ in Kauf nehmen, verbunden mit psychologischen Begutachtungen und Psychotherapie, unabhängig vom individuellen Bedarf. In den letzten Jahren sind akzeptierende, nicht-pathologisierende Beratungsangebote für Trans*personen entstanden. Der Ansatz der Trans*affirmativen Beratung (Meyer, 2015) steht mit den Grundsätzen von Parteilichkeit und Empowerment in der Tradition sowohl des Gay Counseling als auch (queer)feministischer Beratungsansätze. Wie viele der gay affirmativen Beratungskonzepte bezieht sich auch die Trans*beratung u.a. auf den personzentrierten Ansatz bedingungsloser Wertschätzung, einfühlenden Verstehens und Kongruenz nach Carl Rogers. Ziel der Beratung ist, die Ratsuchenden bei der Suche nach einem für sie stimmigen, individuellen Lebensweg zu begleiten und zu unterstützen. Als besonders hilfreich hat sich der klientenzentrierte Ansatz in akuten Krisensituationen erwiesen. Der Betrag zeigt Potenziale der personzentrierten Haltung in der Beratung transidenter Menschen auf. Literatur Meyer, E. (2015). Trans*affirmative Beratung. In A. Sieben, L.-L. Fiedel & J. Straub (Hg.), psychosozial 38(2), Themenschwerpunkt Nr. 140: Geschlecht und Psychotherapie, 71–86. Referent: Erik Meyer, Diplom-Psychologe, Sexualwissenschaftler und Systemischer Berater. Seit Anfang 2011 berät er in Hamburg Menschen mit Fragen zu Geschlecht und Identität, inzwischen über den Verein Trans*beratung Nord.e.V., www.transberatung-nord.de. Er engagiert sich in verschiedenen trans*solidarischen Strukturen, bspw. beim inter_trans_wissenschaftsnetzwerk, er ist Gründungsmitglied des Bundesverband Trans* und Vorstandsmitglied beim VLSP (Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie). Schlagworte: Transsexualität, Trans*beratung, personzentriert
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Herbert Schiffmann: Prozesse im gesellschaftlichen Bereich personzentriert gestalten und begleiten – exemplarisch dargestellt an Beispielen aus den Bereichen Schule und Bildung Inhalt: Gefühle der Ohnmacht gegenüber Politik und Verwaltung, Misstrauen und Abwehr bei Veränderungsprozessen führen heute oft zu einer geringen Beteiligung der Bürger an Prozessen im öffentlichen Raum – schlimmer noch: zu Politikverdrossenheit und Resignation. Hier bietet das personzentrierte Konzept eine große Chance für eine Wendung zum Positiven! Durch Coaching und Prozessbegleitung nach personzentrierten Grundsätzen kann es gelingen, selbst in größeren Städten und Regionen Projekte mit großer Beteiligung und hoher Akzeptanz zu entwickeln. Die Qualität der Kommunikationskultur führt zu Konsensbildung und Sachentscheidungen auf allen Ebenen und ermöglicht nachhaltige Entwicklungsprozesse. Dabei bilden sich häufig sogar die personzentrierten Kommunikations-, Kooperations- und Beziehungsqualitäten in den neu entwickelten Systemen wieder ab. In einem dialogisch gestalteten Vortrag, der sich an den Interessen der Teilnehmenden orientieren soll, wird dies vorrangig mit Beispielen aus den Bereichen Schule und Bildung konkretisiert. Dabei wird eingegangen auf Aspekte wie:
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P ersonzentriertes Coaching von Führungskräften aus Verwaltung, Politik und Schule Personzentrierte Arbeit mit Gremien aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Schule Personzentrierte Gestaltung von Gesprächen am „Runden Tisch“ Schulen bzw. schulische Instrumente mit personzentrierten Konzepten
Referent: Herbert Schiffmann, Schulamtsdirektor a. D., 40 Jahre Berufserfahrung als Lehrer, Schulleiter, Schulaufsicht, Schul- und Projektentwickler, Fortbildner, Lehrbeauftragter und Ausbilder der GwG für Beratung in der Schule. Seit der Pensionierung freiberuflich tätig im Bereich Bildung und Schule mit den Schwerpunkten: Begleitung von regionalen und kommunalen Entwicklungsprozessen Begleitung der Konzeptentwicklung für neu zu gründende Schulen Begleitung von Schulen in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen Coaching von Führungskräften, Leitungsteams und Steuergruppen aus Verwaltung und Schule Fortbildungen in dem Themenfeld „Personzentrierte Kommunikation und Kooperation“ Supervision für Lehrergruppen und Kollegien Schlagworte: Schule, regionale/kommunale Entwicklungsprozesse, Coaching, Gesellschaft
Informationen zum Rahmenprogramm am Freitagabend (separat zu buchen) Anmeldefrist: Das Rahmenprogramm am Freitagabend ist aufgrund organisatorischer Gegebenheiten (externe Veranstalter!) nur bis zum 01. Mai buchbar! 1. Kulinarischer Stadtrundgang „Gezz iss dich watt“ (Stadtrundgang, Dauer ca. 2 Std.) Ein Stadtrundgang durch Bochum der besonderen Art! Verbinden Sie kulinarische Besonderheiten mit Geschichte und Geschichten zu Bochum. Eine Gästeführerin begleitet Sie durch die Stadt und erzählt Ihnen „Dönekes“ aus der Vergangenheit und Gegenwart. An verschiedenen Stationen haben Sie die Gelegenheit Typisches aus Bochum zu verköstigen, wie die legendäre Currywurst und das Bochumer Fiege Pils! In der Teilnahmegebühr von 30,- Euro sind die einfache Busfahrt zum Hauptbahnhof (Start der Führung) und die Führung inkl. der vom Veranstalter angebotenen (kleinen) Verköstigung enthalten. Die Rückfahrt vom Bochumer Hauptbahnhof ist per Bus (Haltestelle Springorum oder Prinz-Regent-Str.) oder Taxi eigenständig zu organisieren. Informationen zu den öffentlichen Verkehrsmitteln finden Sie unter http://www.vrr.de/de/index.html Oder 2. Führung in der Henrichshütte in Hattingen (inkl. Bustransfer) Führung „Hochofenreise“, Dauer: ca. 1,5 Stunden: Das Ruhrgebiet ist bekannt für seine Industriegeschichte, aber was wurde auf der Hütte genau gemacht? Wie wurde hier Eisen hergestellt? Wer hat hier früher gearbeitet? Beim Rundgang rund um den Hochofen gibt es Antworten. Überlieferte Anekdoten und Erfahrungen früherer Hüttenwerker vermitteln ein lebendiges Bild der einstigen Arbeitsplätze.Vielleicht können Sie auch Geschichten beitragen? Abschließend fahren Sie auf den Hochofen und überblicken das ehemalige Werksgelände. Weitere Informationen: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/hattingen/ort/ In der Teilnahmegebühr von 30,- Euro sind die Eintrittsgelder, Führung und die Bus Hin- und Rückfahrt enthalten. Der Bus fährt voraussichtlich um 19:30 Uhr am EBZ, Springorumallee 20, ab und um 21:45 Uhr von der Henrichshütte wieder zurück zum EBZ. Bitte finden Sie sich pünktlich ein (Wegstrecke ca. 10km).
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Samstag, 11.06.2016 W6
Cathrin Germing: Beratungsmacht in der Schule Inhalt: In dem Workshop soll sich kritisch mit den Strukturen und Spezifika schulischer Beratung auseinandergesetzt werden. Die berufliche und persönliche Orientierung von Jugendlichen ist Auftrag einer jeden Lehrkraft, die gleichzeitig eingebunden ist in das System Schule, in Beurteilungskontexte, Fragen von Schulentwicklung, Ungleichheit und Benachteiligungen in Schule. Besonders deutlich tritt dies bei der Analyse des Zusammenhangs von Beratung und Beurteilung zutage, insbesondere Fähigkeitsbeurteilungen haben in der Schule einschneidenden Charakter. In dem Workshop sollen Angebote von Beratung in Schule kritisch hinterfragt und sich mit dem Feld Schule genauer auseinander gesetzt werden. Es wird an der Frage gearbeitet, wie der Personzentrierte Ansatz eine Antwort auf die Beratungsspezifika von Schule sein kann und wie sensibel mit Machtstrukturen in Schule umgegangen werden kann. Klemmen wir die Kinder und Jugendlicher in eine Art Beratungskorsett oder kann es uns gelingen ein kommunikatives Machtgleichgewicht aufzubauen? Methoden: Diskussion, Fallbeispielarbeit, Arbeit mit Soziogrammen Referentin: Cathrin Germing, Diplom-Pädagogin, Lehrkraft für besondere Aufgaben FB Erziehungswissenschaft der Universität Münster, Arbeitsgruppe Interkulturelle Erziehungswissenschaft, Trainerin für interkulturelle Kompetenz, Weiterbildungen für Lehrkräfte und Päd. Betreuungsfachkräfte, GwG-Ausbilderin Personzentrierte Beratung
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Kai Julien Lenßen: Personzentrierung im Kontext der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung am Arbeitsplatz Inhalt: Seit Oktober 2013 schreibt der Gesetzgeber vor, arbeitsbedingte Risiken, die negativen Einfluss auf das seelische Wohlergehen der Beschäftigten haben, systematisch zu erheben und bei Bedarf notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Diese Novellierung des Arbeitsschutzgesetzes gilt für alle Arbeitsorganisationen. Hintergrund sind seit Jahren steigende Quoten der psychischen und Verhaltensstörungen im beruflichen Kontext: Von 1994 bis heute erhöhte sich ihr Anteil um über 100 Prozent. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen impliziert eine große gesellschaftliche und betriebswirtschaftliche Chance, wenn ein wirkungsvolles Management gelingt. Allerdings nutzt bisher nur ein Bruchteil der deutschen Unternehmen dieses intelligente Instrument. Nach einer Einführung in den Gegenstand der psychischen Gefährdungsbeurteilung soll der Workshop den Teilnehmenden Gelegenheit bieten, Rolle und Handlungsfelder personzentrierter PraktikerInnen zu explorieren. Dabei dient die Struktur der Risikoanalyse den Arbeitsgruppen als Richtschnur. Wesentliche Prozess-Elemente in der Zusammenarbeit mit Firmen sind etwa Anlass- und Auftragsklärung, Prozessbegleitung, Auswertung der Datenlage, Ergebnisinterpretation, Ableiten von Maßnahmen, Anwendung von Interventionen. Entlang dieser Schritte können konkrete Ideen zur Integration personzentrierter Prinzipien entwickelt und ausgetauscht werden. Der anschließende Wissenstransfer in potenzielle Betriebe ist hoch erwünscht und wird gerne unterstützt. Referent: Kai Julien Lenßen, Sozialer Verhaltenswissenschaftler, Arbeits-, Umwelt-, Gesundheits-, Beratungs- und Verkehrspsychologie, Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungsbüros Lenßen & Lenßen, Düsseldorf für Diagnostik, Indikation & Interventionsmanagement, Risikoanalysen & Qualitätssicherung, www.lenssen-und-lenssen.de Schlagworte: Gefährdungsbeurteilung, psychosoziale Gesundheit, Arbeitsplatz
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Anne-Margret Engelhardt: Personzentrierte therapeutische Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Inhalt: Zahlreiche Kinder und v.a. Jugendliche aus Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea und etlichen anderen Ländern reisen jährlich ohne Familie nach Deutschland ein. Hinter sich haben sie meist eine lange und gefährliche Flucht. Daneben bringen sie unterschiedliche Probleme und Traumata mit, die eine sehr individuelle, personzentrierte Begleitung erfordern. Ein vom Vater schwer misshandelter Jugendlicher aus Albanien, der demnächst volljährig wird und mit hoher Wahrscheinlichkeit dann abgeschoben wird, braucht ebenso Unterstützung wie ein Jugendlicher aus Syrien, dessen Elternhaus zerstört wurde und der täglich fürchten muss, dass seinen Eltern etwas zustoßen könnte. Der Personzentrierte Ansatz bietet hierfür viele Möglichkeiten. Immer mehr Jugendhilfeeinrichtungen beschäftigen eigene psychologische Fachdienste, um eine angemessene therapeutische Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sicherzustellen. Aber auch niedergelassene Psychotherapeuten sind gefragt sich diesem Klientel zu öffnen. Der Workshop soll Einblick in und Ideen für die Arbeit mit dieser Zielgruppe geben. Unter anderem widmen wir uns folgenden Fragen: Wie beziehe ich kulturelle Unterschiede ein? Was ist wichtig in der Arbeit mit Dolmetschern? Wie komme ich trotz Sprach- und Kulturbarriere zu einer Diagnose? Wie erreiche ich Stabilisierung und kann Ressourcen aktivieren? Was ist hilfreich bei Schlafstörungen, Alpträumen, Dissoziationen, Flashbacks? Wie kann eine kultursensible Trauerbegleitung aussehen? Referentin: Anne-Margret Engelhardt, Diplom-Pädagogin (Univ.); Personzentrierte Psychotherapie für Kinder und Jugendliche (GwG), Psychologischer Fachdienst in der Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der Rummelsberger Dienste für junge Menschen GmbH Schlagworte: Psychotherapie, Flüchtlinge, Trauma
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Prof. Dr. Gert-W. Speierer: Workshop: Selbsterfahrungsgruppe (Encounter): Mein Erleben und Coping mit psychosozialen Belastungen Inhalt: Die TeilnehmerInnen sind eingeladen ihr Erleben und die Bewältigung psychosozialer Belastungen im wertschätzenden, empathischen und aufrichtigen Miteinander der personzentrierten Gruppenarbeit zu erkunden und auszutauschen. Weiterführende Literatur: Speierer, G.-W. (2014, 2. Aufl.). Personzentrierte Selbsterfahrungsgruppen mit Empfehlungen für die Praxis (Manual), empirischen Ergebnissen, Materialien zur Gruppendokumentation und Evaluation, CD-ROM, Köln: GwG-Verlag. Referent: Dr. Gert-W. Speierer ist Prof. em. für Medizinische Psychologie der Universität Regensburg. Er hat 1973 und 1974 mit Carl Rogers im La Jolla Programm San Diego USA in Selbsterfahrungsgruppen zusammengearbeitet und seither personzentrierte Selbsterfahrungsgrupppen geleitet. Er ist Ausbilder (GwG), Lehrtherapeut und Supervisor (ÄGG) in Personzentrierter Psychotherapie und Autor zahlreicher Veröffentlichungen.
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V6
Maria Lieb und Prof. Dr. Torsten Ziebertz: Belastete Familien verstehen – ein resilienzfördernder Blick Inhalt: Viele Familien sind in Deutschland hohen Belastungen durch innere und/ oder äußere Faktoren ausgesetzt. Diese Belastungen wirken auf den Einzelnen, das Paar, wie auch auf die Familie als Ganzes. Die Resilienzförderung beschäftigt sich damit, wie der Mensch seine psychische Widerstandskraft gegen Belastungen (weiter-) entwickeln kann. In diesem Vortrag werden auf der Basis personzentrierter und resilienztheoretischer Konzepte Wege aufgezeigt, wie belastete Familien in ihren Mustern verstanden und in ihrer Problembearbeitung personzentriert unterstützt werden können. Referentin und Referent: Maria Lieb, M.A. (Counselling), Personzentrierte Beraterin, Sozialpädagogin B.A., selbstständig im Bereich Psychosoziale Beratung, Schwerpunkte: Personzentrierte Einzel– und Paarberatung, aufsuchende Familientherapie, Supervision, psychosoziale Diagnostik, Klinische Sozialarbeit, www.beratung-lieb.de Prof. Dr. Torsten Ziebertz, Erziehungswissenschaftler, GwG-Ausbilder, Sprecher des Wissenschaftlichen Beirates der GwG, Prof. an der Hochschule Düsseldorf, Inhaber des Ziebertz-Institutes für Weiterbildung und Supervision, www. ziebertz-institut.de Schlagworte: Belastete Familien, Resilienz, psychosoziale Beratung
V7
Andrea Sacher: Neoliberale Gesellschaft – Traktierte Psyche: Mehr Fragen als Antworten Inhalt: Das diesjährige Kongressthema „Gesellschaft und Psyche – Personzentrierte Antworten auf psychosoziale Belastungen“ suggeriert uns (mindestens) zwei Botschaften: 1. Wir haben Antworten auf die neueren Entwicklungen in unserer Gesellschaft und auf deren Auswirkungen auf die menschliche Psyche und 2. Indem wir antworten bzw. reagieren stehen wir in irgendeiner Weise außerhalb dieser Gesellschaft. In meinem Beitrag möchte ich diese beiden Prämissen kritisch hinterfragen. Wir leben nicht in irgendeiner, sondern in einer neoliberalen Gesellschaft. Das Leben und Arbeiten in diesem System steht unter dem Primat der Ökonomie. Obwohl viele Menschen sich davon distanzieren möchten, schreiben sich die Diskurse unweigerlich in die Körper und in die Seelen ein. Das betrifft nicht nur unsere KlientInnen, sondern alle Menschen in dieser Gesellschaft, also auch uns Professionelle im psychosozialen Bereich. Auf die steigende Zahl Hilfe suchender Menschen reagieren wir mit mehr Behandlungen und Behandlungsmethoden, mehr Diagnosen und mehr Beratungs- und Lernangeboten, also symptomatisch mit einem „Mehr Desselben“ (Watzlawick). Aber eine Besserung der Gesamtsituation ist nicht in Sicht. Da wir nicht außerhalb des Systems stehen, nehmen wir im besten Falle diese Prozesse wahr, sind zugleich aber auch ProduzentInnen gesellschaftlicher Verhältnisse. In dieser entscheidenden Position stellen sich meines Erachtens viele Fragen an unser Selbstverständnis, unser Handeln und unsere Verantwortlichkeit. Der Beitrag ist als Inputvortrag zu einem anschließenden Think Tank gedacht: „Wie kann Psychotherapie in einer Postwachstumsgesellschaft aussehen?“ Literatur: Sacher, A. (2015). Wir sind nicht die Guten. Ein Essay zur psychotherapeutischen Vernunft. Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 2/2015, S. 106-108. Referentin: Andrea Sacher, Diplom-Psychologin, Master of Public Health, Personzentrierte Psychotherapeutin, Freiberuflerin Schlagworte: Neoliberalismus, Therapeutisches Selbstverständnis, Verantwortliches Handeln
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V8
Ulrike Hollick: Psychosoziale Belastungen und ihr Einfluss auf die Bindung von Kindern und Jugendlichen Inhalt: Dass die Bindung zu einer konstanten Bezugsperson in der frühen Kindheit eine wichtige Rolle in der kindlichen Entwicklung spielt, ist unumstritten. Aber wie sieht das Bindungsverhalten später gerade bei solchen Kindern und Jugendlichen aus, die psychosozialen Belastungsfaktoren ausgesetzt oder die traumatisiert wurden? Welchen Einfluss haben hier auch gesellschaftliche Veränderungen auf die Beziehungen innerhalb der Familien, aber auch in der Beratung und Therapie? Welche Rolle spielt das für mich als Erwachsenen, der mit diesem Kind oder Jugendlichen zu tut hat? Woran erkenne ich Bindungsmuster, welche Hinweise geben sie mir auf das, was im Kontakt wichtig ist, wie kann ich eine förderliche Beziehung aufbauen und ggf. sogar positiv auf vorhandene Bindungsmuster einwirken? Was bedeutet dies für die Zusammenarbeit mit der Familie und den Bezugspersonen? Wie kann ich dabei auch meinen eigenen Bindungsstil reflektieren und als Ressource nutzen? Und wie kann ich dadurch letztlich einen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen nehmen, um dazu beizutragen, Kindern und Jugendlichen stabilere Bindungen und bessere psychosoziale Entwicklungsbedingungen zu ermöglichen? Diesen Fragen soll durch Vortrag, Video-Beispiele und Diskussion nachgegangen werden. Referentin: Ulrike Hollick, Psychologische Psychotherapeutin, eigene Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Schreibabyambulanz, Ausbilderin in Personzentrierter Beratung mit Kindern und Jugendlichen und deren Bezugspersonen (GwG), Lehrbeauftragte der Philipps-Universität Marburg, Supervisorin, Mitglied der Projektgruppe „Personzentrierte Familienberatung und Familientherapie“ Schlagworte: Bindung bei Kindern und Jugendlichen, Auswirkungen von psychosozialen Belastungsfaktoren auf die Beziehungen von Kindern und Jugendlichen in Familie und Beratung und Therapie, Beziehungsgestaltung
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Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer und Alexandra Gutmann: Erfahrungen psychischer und körperlicher Gewalt. Ein Schulungsprogramm für Personen, die schwer traumatisierte Opfer terroristischer Gewalt beraten und im Alltag betreuen Inhalt: Die Regierung des Landes Baden Württemberg fasste im Jahr 2014 den Entschluss, bis Ende 2015 bis zu 1000 Frauen aus dem Nordirak aufzunehmen. Es handelt sich um überwiegend yezidische Mädchen und junge Frauen, die von Kämpfern der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) vergewaltigt und misshandelt worden sind. Die Frauen sind inzwischen dezentral an verschiedenen Orten in Baden-Württemberg untergebracht. Psychosozial betreut werden sie von einem Team von Verwaltungskräften, Sozialarbeitern und sprachlichen Mittlerinnen. Die Kontaktpersonen sind im Umgang mit schwer traumatisierten Personen meist nicht ausreichend erfahren. Deshalb wurde ein Schulungsprogramm entwickelt, in dem sie über Traumatisierung und den Umgang mit schwer traumatisierten Personen geschult und bei ihrer Arbeit begleitet werden. Ziel des Schulungsprogramms ist die Unterstützung bei der Entwicklung von Empathie für die betroffenen Frauen. In einem Vortrag soll das Schulungsprogramm vorgestellt und sollen erste Erfahrungen mitgeteilt werden. Referent und Referentin: Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer, ehm. Chefarzt der Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg bei Heilbronn. Langjährige Tätigkeit als Gesprächspsychotherapeut (GwG), sowie als Ausbilder und Supervisor. Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der GwG. Alexandra Gutmann, Sozialarbeiterin, Leiterin der Beratungsstelle für Frauen, Diakonisches Werk Heilbronn
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16. Jahreskongress der gwg – Programmdetails
GwG-Kongressparty am Samstag, den 11.06.2016 (separat zu buchen) Am Samstagabend findet ab 20 Uhr die Kongressparty in der schön an der Ruhr gelegenen Birschel Mühle statt – im Restaurant Da Mario in Hattingen. Außerdem haben wir den von früheren GwG Kongressen bekannten Deejay Cologne eingeladen, für uns aufzulegen. Aufgrund der Entfernung zum EBZ Tagungszentrum (ca. 10km) werden wir neben der Bus Hinfahrt dieses Jahr auch eine Rückfahrt anbieten! Im Preis von 39,- Euro für die GwG-Kongressparty sind neben den Kosten für das Buffet auch nicht-alkoholische Getränke und der Bustransfer enthalten. Eine frühzeitige Buchung erleichtert uns die Organisation. Genaue Informationen zur Bus Abfahrt erhalten Sie von uns am Kongresstag – die Party findet statt im Restaurant Da Mario, Schleusenstraße 8, 45525 Hattingen. Bei eigener Anreise informieren Sie sich bitte über http://www.birschelmuehle.de/index.php/wegbeschreibung.html.
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Notizen
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notizen
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Melatengürtel 125 a 50825 Köln Tel 0221 – 92590850 Fax 0221 – 92590819 E-Mail:
[email protected] www.gwg-ev.org
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