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Gesund Aufwachsen

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Gesund aufwachsen Ein Leitfaden zum Thema Kindergesundheit für Eltern und werdende Eltern Erhältlich in sieben Sprachen DEUTSCH Impressum Gesund aufwachsen Ein Leitfaden zum Thema Kindergesundheit für Eltern und werdende Eltern Herausgeber: Volkshilfe Wien Weinberggasse 77, 1190 Wien Tel.: 01 / 360 64; E-Mail: [email protected] Internet: www.volkshilfe-wien.at Ethno-Medizinisches Zentrum e.V. (EMZ) Königstraße 6, 30175 Hannover Tel.: 0511 / 684 10 20; E-Mail: [email protected] Internet: www.ethno-medizinisches-zentrum.de Konzept: Barbara Kuss und Petra Dachs Redaktion: Barbara Kuss, Petra Dachs, Klara Markin und Lea Bröckmann Lektorat: Margit Kridlo Übersetzung: Dolmetscherdienst – Ethno-Medizinisches Zentrum e.V. Covergestaltung, Layout & Satz: Roland Peschetz (STARRYDYNAMO.STUDIOS) Die vorliegende Publikation ist Teil des Projektes MiMi GesundheitslotsInnen Wien & Oberösterreich und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Europa, Integration und u eres so ie der Ge iets ran en assen Wien und er sterreich o nan iert Projektleitung MiMi GesundheitslotsInnen Österreich: Stephan Amann, Ramazan Salman Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der angebotenen Informationen sowie Internetadressen wird keine Haftung übernommen. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen schriftlichen Genehmigung. Eigenverlag: Volkshilfe Wien Stand: Juni 2015 Einleitung Gesundheit für alle. Gesundheit von Anfang an. MiMi – „Mit MigrantInnen für MigrantInnen“ – ist ein Gesundheitsprojekt, das sich seit 2003 in Deutschland und seit 2012 auch in Österreich erfolgreich für einen verbesserten Zugang der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zum Gesundheitssystem und zu Gesundheitsthemen einsetzt. Dazu werden MigrantInnen zu GesundheitslotsInnen geschult. Sie organisieren dann in ihren Communities muttersprachliche Informationsveranstaltungen rund um das Thema Gesundheit. Dafür stehen ihnen mehrsprachige Materialien zur Verfügung, wie z. B. der Gesundheitswegweiser „Gesundheit Hand in Hand – Das österreichische Gesundheitssystem“. Zudem gibt es mehrsprachiges Informationsmaterial zu den he en rn hrung und e egung, lter, ege und Gesundheit so ie seelische Gesundheit. Der vorliegende Leitfaden „Gesund aufwachsen“ ist nun eine Erweiterung des Themenangebots von MiMi. Damit kommen wir dem Wunsch vieler Migrantinnen und Migranten nach, mehr muttersprachliche Information zu Kindergesundheit zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, den Leserinnen und Lesern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie die Gesundheit ihrer Kinder und der ganzen Familie positiv eein ussen und erhalten nnen Im ersten Teil werden Informationen über Leistungen des österreichischen Gesundheits- und Sozialversicherungssystems zur gesundheitlichen und sozialen Versorgung von Eltern, Kindern und Jugendlichen gegeben. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Wichtigkeit der Familie in Hinblick auf das Vorleben und Weitergeben eines die Gesundheit fördernden Verhaltens. Die folgenden drei Kapitel geben Hinweise und Tipps zu gesunder Ernährung, zu Bewegung und zur Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Abschließend wird über die Themen Zahngesundheit sowie Unfallprävention informiert. Wir freuen uns, wenn die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen dazu beitragen, das gesunde Aufwachsen von Kindern zu fördern. Ihr MiMi-Team Österreich Inhalt Geleitwort von Bundesminister Sebastian Kurz ...................................................................... Grußwort von Mag.a Ingrid Reischl, Obfrau der WGKK ......................................................... Grußwort Albert Maringer, Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse ................................... Geleitwort von Dipl.Soz. Ramazan Salman und Mag.iur Stephan Amann, MAS MBA...... 6 7 8 9 1. Das österreichische Gesundheitssystem für Kinder und Jugendliche .................. 10 Vor der Schwangerschaft ............................................................................................................. 10 Gesundheits-Check Kinderwunschberatung Während der Schwangerschaft ................................................................................................... 12 Schwangerschaftstest Mutter-Kind-Pass Finanzleistung: Wochengeld Rund um die Geburt ...................................................................................................................... 15 Vorbereitung Geburtsort Hebammenhilfe Nach der Geburt ............................................................................................................................. 17 Wichtige Amtswege Finanzleistungen: Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Zuverdienst Kindes- und Jugendalter ............................................................................................................... 20 Untersuchungen im Kindes- und Jugendalter Impfungen Ihres Kindes Wenn Ihr Kind krank ist Ergänzendes rund um Schwangerschaft und Geburt ............................................................ 23 Gesunde Lebensführung von Beginn an Mögliche Belastungen Angebote für Eltern und Kinder 2. Der Einfluss der Familie auf das Gesundheitsverhalten der Kinder ....................... 26 Gesundes Verhalten fördern........................................................................................................ 27 Seelische Gesundheit fördern ..................................................................................................... 28 Bildung unterstützen..................................................................................................................... 28 Medienkonsum steuern ................................................................................................................ 29 Fernsehen Digitale Medien Übermäßiger Konsum? 3. Ernährung Ihres Kindes .................................................................................................. 31 Babys ................................................................................................................................................ 31 Muttermilch und Muttermilchersatz Beikost Richtig essen von Anfang an! Kinder und Jugendliche ................................................................................................................. 34 Ernährungspyramide Gesunde Jause Essstörungen Übergewicht 4. Bewegung .......................................................................................................................... 37 Bewegung ist Entwicklung ........................................................................................................... 37 Folgen von Bewegungsmangel Bewegungsempfehlungen Sportvereine.................................................................................................................................... 39 Sportunterricht ............................................................................................................................... 39 5. Seelische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen ............................................... 40 Basis schaffen ................................................................................................................................. 40 Bindung und Urvertrauen Selbstwert und Selbstgefühl Peer-Groups Herausforderungen ....................................................................................................................... 42 Anpassungsdruck Pubertät Sucht und Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen 6. Unfallprävention .............................................................................................................. 45 Sicherheitstipps .............................................................................................................................. 45 In der Wohnung Auf dem Spielplatz Auf der Straße 7. Zahngesundheit ................................................................................................................ 48 Ernährung für gesunde Zähne .................................................................................................... 48 Zahnärztliche Untersuchungen .................................................................................................. 49 Mund- und Zahnhygiene .............................................................................................................. 49 8. Zum Schluss ...................................................................................................................... 51 Hinweis auf den Regionalanhang mit Adressen und Links.................................................... 51 Danksagung .................................................................................................................................... 51 Manche Informationen sind besonders hervorgehoben, in eigenen Boxen dargestellt und mit Symbolen versehen, die so zu verstehen sind: Ein nützlicher Tipp Ein Hinweis auf weitere Informationen „Achtung! Besonders wichtig.“ Geleitwort des Bundesministers zum Kindergesundheitsleitfaden Die Gesundheit eines Menschen ist ein hohes Gut, das es von Beginn des Lebens an est glich u f rdern und u sch t en gilt ie eein usst esentlich it, wie sehr Menschen dazu in der Lage sind, an gesellschaftlichen Prozessen teilzunehmen. Die Sicherung und Förderung der Gesundheit sind somit immer zugleich auch Maßnahmen der Integrationsförderung. Das Projekt „MiMi-GesundheitslotsInnen“ trägt nun bereits seit 2012 erfolgreich dazu bei, die Gesundheit von MigrantInnen in Österreich durch niederschwellige und kultursensible Informationen zu verbessern. ufgrund der gro en achfrage nach s e i schen nfor ationen u Kindergesundheit, wurde diesem wichtigen Thema nun ein eigenes Modul gewidmet. Die vorliegende Broschüre bietet eine breite Übersicht über das österreichische Gesundheitssystem für Kinder und Jugendliche und hilft MigrantInnen somit dabei, den Zugang zu Präventionsangeboten und Gesundheitsdiensten u nden Dar er hinaus erden ichtige he en ie Zahngesundheit, Unfallprävention, Bewegung, Ernährung und die Förderung der seelischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen behandelt. Es ist notwendig, MigrantInnen von Beginn mit dem System vertraut zu machen und den Präventionsgedanken zu fördern, um eventuelle negative Spätfolgen zu vermeiden. Es muss das erklärte Ziel sein, allen Kindern und Jugendlichen in unserem Land, unabhängig von ihrer Herkunft, dieselben Gesundheitschancen zu geben und ihnen den besten Start in ihr Leben zu ermöglichen! Sebastian Kurz Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres 6 Liebe Leserin, lieber Leser! Gesundheit ist für alle wichtig. Der Grundstein dafür wird bereits im Kindesalter gelegt. Viele gesundheitliche Probleme im Erwachsenenalter haben ihren Ursprung oft in der Kindheit oder Jugend. Der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) ist die Gesundheitsförderung der Jüngsten daher ein großes Anliegen. Der Erhalt und die Förderung der Gesundheit ist aber nicht nur Aufgabe jedes Einzelnen, es braucht auch die Mitverantwortung und das Engagement von uns allen, damit Gesundheitsförderung in sämtlichen Gesellschaftsbereichen wirkungsvoll umgesetzt werden kann. Obwohl der Zugang zum Gesundheitssystem allen Versicherten und deren Angehörigen offen steht, verfügen nicht alle Bevölkerungsgruppen über gleiche Chancen ihre Gesundheit zu fördern, zu erhalten und wieder herzustellen. Unser Ziel ist es durch den Abbau von sprachlichen oder kulturellen Barrieren den Zugang zu Prävention und Gesundheitsförderung für Wienerinnen und Wiener mit Migrationshintergrund zu erleichtern. Dabei ist unser gemeinsames Projekt mit der Volkshilfe Wien „MiMi Gesundheitslotsinnen und -lotsen“ ein wichtiger Eckpfeiler. An dieser Stelle möchten wir uns sehr herzlich bei den Gesundheitslotsinnen und -lotsen bedanken, deren großes Engagement und fachliche Kompetenz den Erfolg des Projekts erst möglich macht. Mag.a Ingrid Reischl Obfrau der WGKK 7 Gesundheit von Anfang an! Österreich hat im internationalen Vergleich eine sehr gute Gesundheitsversorgung. Beim Gesundheitswissen der Einzelnen schneidet unser Land aber schlecht ab, wie internationale Studien zeigen. Migrantinnen und Migranten sind davon besonders betroffen: Oft fehlt es an Orientierung im Netz von Versorgungs- und Therapieeinrichtungen, die Gesundheitsförderung kommt dabei sehr oft zu kurz. Besonders für Kinder ist mangelndes Wissen ihrer Eltern ein Nachteil, denn die Basis für eine gute Gesundheit entsteht bereits sehr früh im Leben! Für Babys und Kleinkinder sind eine gesunde Ernährung, eine rauchfreie und sichere Umgebung und vor allem stabile Beziehungen enorm wichtig. Viele Erkrankungen lassen sich dadurch vermeiden. Die regelmäßige kinderärztliche Betreuung mittels Mutter-Kind-Pass dient der Beratung und der Früherkennung. ine sorgf ltige ahn ege von nfang an ers art ch er en und teure Behandlungen. Die teils kostenlosen Impfungen schützen Kinder vor der Ansteckung mit schweren Erkrankungen. Als MiMi-Gesundheitslotsinnen und -lotsen tragen Sie auch dazu bei, dass Kinder in Ihrer Umgebung gesund aufwachsen. Sie helfen Eltern bei der Orientierung im Gesundheitswesen und informieren sie über Gesundheitsförderung. Daher freut es uns sehr, dass wir Sie mit der MiMi-Ausbildung und dieser Zusatzschulung unterstützen können. Herzlichen Dank für Ihr Engagement und viel Freude bei diesem Lehrgang! Albert Maringer Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse 8 Gesundheit für alle Kinder! Trotz der umfassenden Angebote verschiedener Gesundheitseinrichtungen sind hierzulande noch immer zu viele Kinder und Jugendliche gesundheitlich benachteiligt. Kinder von zugewanderten Eltern sind davon besonders stark betroffen, weil ihren Eltern die Angebote für Gesundheit und gesunde Lebensführung oft nicht ausreichend zugänglich sind. Neben der Sprache erkennen wir die Vertrautheit mit völlig anders gestalteten Systemen in den Herkunftsländern und vor allem die oft sehr prekären und anstrengenden Arbeits- und Lebensbedingungen von MigrantInnen in Österreich als wesentliche Barrieren. Der vorliegende Wegweiser unterstützt den engagierten und ehrenamtlichen Einsatz unserer MiMi-GesundheitslotsInnen, die selbst über Migrationshintergrund und entsprechende Sprachkompetenzen verfügen. ie urden von uns u s e i schen he en der Gesundheit geschult, u muttersprachliche Informationsveranstaltungen abzuhalten. Damit dieser Wegweiser nun auch in vielen Sprachen zur Gesundheit aller Kinder in Österreich beitragen kann, bedurfte es der weitsichtigen Unterstützung unserer Fördergeber, für die wir uns sehr beim Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres sowie den Gebietskrankenkassen Wien und Oberösterreich bedanken möchten. Unser Dank gilt weiters den verschiedenen FachexpertInnen, die Ihren Input zu diesem Leitfaden gegeben haben und auch die Schulung der LotsInnen übernehmen werden. Weiters bedanken wir uns sehr beim Redaktionsteam Barbara Kuss, Petra Dachs, Klara Markin und Lea Bröckmann. Wir können nun ein mehrsprachiges Produkt vorlegen, das in ganz Österreich genutzt werden kann. Maßgeblich sind aber nun unsere engagierten MiMi-GesundheitslotsInnen, denn sie werden den vorliegenden Wegweiser bei ihren Veranstaltungen verteilen und damit Information über Kindergesundheit zu Eltern und werdenden Eltern bringen - danke dafür! Dipl.Soz. Ramazan Salman Geschäftsführer Ethno-Medizinisches Zentrum Mag.iur Stephan Amann, MAS MBA Gesamtleiter MiMi Österreich Abteilungsleiter Integration & Interkulturarbeit, Volkshilfe Wien 9 1. Das österreichische Gesundheitssystem für Kinder und Jugendliche In Österreich gibt es viele Angebote zur gesundheitlichen Versorgung von Eltern und Kindern. Die folgenden Informationen sollen Ihnen einen Überblick verschaffen über • Leistungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Versorgung des Kindes; • er ichtungen, denen ie nach o Anspruch nehmen zu dürfen; en ssen, u diese eistungen in • Finanzleistungen bei Schwangerschaft und danach; • gesunde Lebensführung vor und während der Schwangerschaft. Vor der Schwangerschaft Gesundheits-Check Wünschen Sie sich ein Kind, dann können Sie sich auf die Schwangerschaft positiv vorbereiten: durch einen Gesundheits-Check und eine entsprechende Lebensführung bereits vor der Schwangerschaft. Für 10 Lassen Sie sich vor der Schwangerschaft gesundheitlich untersuchen und beraten. den Gesundheits-Check steht Ihnen die sogenannte Gesundenuntersuchung zur Verfügung. Dabei wird untersucht, ob bei Ihnen ein erhöhtes Risiko für chronische Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen besteht. Zu den Risikofaktoren zählen: Übergewicht, Stress, hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte. Die Gesundenuntersuchung können Sie in einem Krankenkassenambulatorium oder bei Ihrer Hausärztin bzw. Ihrem Hausarzt einmal jährlich kostenlos durchführen lassen. In Eltern-Kind-Zentren oder bei der Schwangerschaftsberatung bekommen Sie zudem Informationen zu allen Fragen rund um Empfängnis und Schwangerschaft. Diese bieten auch oft muttersprachliche Beratung an. Medizinisch betreut Sie im Regelfall Ihre Gynäkologin bzw. Ihr Gynäkologe vor und während der Schwangerschaft, bei der Geburt und danach. Lassen Sie sich über alle unterstützenden Maßnahmen und ebenso über alle potentiellen Belastungen und Risiken aufklären und persönlich beraten! Lassen Sie auch Ihren Impfschutz überprüfen, bevor Sie schwanger werden. Das ist wichtig, da manche Erkrankungen während einer Schwangerschaft Komplikationen hervorrufen können. Dies betrifft insbesondere Masern, Mumps, Windpocken (Schafblattern), Keuchhusten und Röteln. Vor allem bei Röteln in der Schwangerschaft ist das Risiko sehr hoch, dass das Kind mit einer Behinderung zur Welt kommt. Zudem sollten Sie einen Test auf Chlamydien (Bakterien) durchführen lassen. Diese können Eileiterschwangerschaften auslösen und sollten daher vor der Schwangerschaft bei Ihnen und auch bei Ihrem Partner behandelt werden. Wenn Sie Medikamente nehmen, müssen Sie abklären, welches Medikament Sie bei Kinderwunsch und während der Schwangerschaft nehmen dürfen und welches ersetzt werden muss. 11 Kinderwunschberatung Eine Schwangerschaft lässt manchmal mehrere Monate auf sich warten. Das ist nicht ungewöhnlich. Wenn Sie lange Zeit nicht schwanger werden, gibt es die Möglichkeit, sich an eine spezielle Beratungsstelle oder eine Kinderwunschambulanz zu wenden. Dort können Sie mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten abklären. Ganz wichtig ist, dass immer beide Partner zur Beratung kommen, denn die Ursachen für Kinderlosigkeit können sowohl bei der Frau als auch beim Mann zu nden sein u erde gi t es auch s chologische nge ote ei inderlosig eit, die Sie in dieser seelisch oft sehr belastenden Situation unterstützen. Die Broschüre: „Wir möchten ein Baby“ des Bundesministeriums für Gesundheit (2015) gibt Informationen zur Kostenübernahme für medizinisch unterstützte Fortpflanzung durch den IVF-Fonds. Link: bit.ly/bmgBaby Während der Schwangerschaft Schwangerschaftstest Erste Anzeichen einer Schwangerschaft zeigen sich oft in Form körperlicher Veränderungen wie z. B. Übelkeit, Heißhunger, Spannungsgefühl in den Brüsten oder Schwindelgefühl und Ausbleiben der Regel. Um sicher zu gehen, können Sie selbst einen Urintest durchführen. Der Test ist in Apotheken rezeptfrei erhältlich. Wenn das Ergebnis positiv ist, sollten Sie dies umgehend von Ihrer Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen überprüfen lassen. Mutter-Kind-Pass Sobald eine Schwangerschaft festgestellt worden ist, erhalten Sie von Ihrer Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen einen „MutterKind-Pass“ zur gesundheitlichen Vorsorge für Sie und Ihr Kind. Im Mutter-Kind-Pass wird die Entwicklung des ungeborenen Kindes bis zur Geburt und danach bis 12 zum 62. Lebensmonat dokumentiert. Auch der Gesundheitszustand der Mutter wird beschrieben. Dadurch können eventuell auftretende Komplikationen und Risiken frühzeitig erkannt und medizinisch behandelt werden. Den Mutter-Kind-Pass kann jede schwangere Frau bekommen, auch wenn sie nicht österreichische Staatsbürgerin ist! Sollten Sie nicht krankenversichert sein, können Sie die Untersuchungen trotzdem kostenlos durchführen lassen. Sie müssen sich aber vor den Untersuchungen bei der Gebietskrankenkasse eine Bestätigung ausstellen lassen, dass Sie Anspruch darauf haben. Folgende Untersuchungen sind vorgesehen: Vor der Geburt – Untersuchungen der Schwangeren: • fünf Untersuchungen zum allgemeinen Gesundheitszustand der Mutter; • verschiedene Bluttests; • die Erhebung mütterlicher und kindlicher Risikofaktoren (das sind mögliche gesundheitliche Belastungen, die eventuell Probleme bereiten könnten); • drei Ultraschalluntersuchungen. Nach der Geburt – Untersuchungen des Kindes: • zehn Untersuchungen des Kindes; • eine orthopädische Untersuchung; • eine Hals-Nasen-Ohren-Untersuchung; • zwei Augenuntersuchungen. Den genauen Untersuchungsplan bekommen Sie im Zuge der Mutter-KindPass-Untersuchungen ausgehändigt. Die Untersuchungen werden bis zur Geburt von Ihrer Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen durchgeführt, danach von der Kinderärztin bzw. dem Kinderarzt. Sie sind kostenlos, allerdings nur, wenn die Ärztin bzw. der Arzt einen Kassenvertrag mit einem Krankenversicherungsträger hat. 13 Finanzleistung: Wochengeld Mit Beginn der achten Woche vor dem voraussichtlichen Entbindungstag beginnt der Mutterschutz. Das bedeutet, dass werdende Mütter nicht mehr beschäftigt werden dürfen. Bei manchen Berufen (z. B. in der Gastronomie) dürfen Sie ab dem Tag, an dem die Schwangerschaft ärztlich bestätigt wurde, nicht mehr arbeiten. Wenn Sie in einem Dienstverhältnis stehen (Arbeiterin, Angestellte, freie Dienstnehmerin), erhalten Sie vom Beginn des Mutterschutzes bis acht Wochen nach der Geburt (bei Mehrlingsgeburten bis zwölf Wochen nach der Geburt) das sogenannte Wochengeld. Es ist so hoch wie Ihr bisheriger Nettolohn. Wenn ie eine geringf gige esch ftigung ha en, e o Betrag als Wochengeld. en ie einen en Wenn Sie zu Beginn des Mutterschutzes Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe beziehen, können Sie unter Umständen auch Wochengeld erhalten. Klären Sie dies bitte mit dem Arbeitsmarktservice (AMS). Mitversicherte und Selbstversicherte haben keinen Anspruch auf Wochengeld. Bitte erkundigen Sie sich unbedingt bei Ihrer zuständigen Krankenkasse, welchen Anspruch Sie haben. Den Antrag müssen Sie nach Ausstellung des Mutter-Kind-Passes bei Ihrer zuständigen Sozialversicherung abgeben. Dazu müssen Sie folgende Unterlagen auf jeden Fall mitbringen: • Mutter-Kind-Pass mit dem ärztlich bestätigten voraussichtlichen Entbindungstermin; • Ihre gültige Bankverbindung mit IBAN; • einen amtlichen Lichtbildausweis; • eine Arbeits- und Entgeltbestätigung; • falls ie sich i vor eitigen utterschut e nden, ssen ie das Freistellungszeugnis (=ärztliche Bestätigung, dass Sie nicht mehr arbeiten dürfen) im Original mitbringen. Fragen Sie bei Ihrer Sozialversicherung nach, ob Sie die Dokumente auch per Post senden können und ob zu den oben genannten Dokumenten noch andere notwendig sind. 14 Lassen Sie sich eine genaue Liste der erforderlichen Dokumente für die Beantragung geben und befolgen Sie die Anweisungen genau. Rund um die Geburt Vorbereitung Ein Geburtsvorbereitungskurs ist wichtig, um sich mit oder ohne Partner über alles rund um die Geburt zu informieren. Er hilft Ihnen auch, sich körperlich, gedanklich und psychisch darauf einzustellen. Die Kurse sollten ab der 25. Schwangerschaftswoche besucht werden. Weitere unterstützende Angebote sind z. B. Schwangerschaftsgymnastik oder Schwangerenyoga. Geburtsvorbereitungskurse werden von den Geburtenabteilungen der Krankenhäuser, von Hebammen, von Volkshochschulen oder von privaten Vereinen durchgeführt. Sie sind selbst zu bezahlen. Die Kosten dafür schwanken zwischen € 100,- und € 150,-. Schwangerschaftsgymnastik wird von Hebammen, in Eltern-Kind-Zentren oder bei privaten Vereinen angeboten und ist ebenso selbst zu bezahlen. Im Schnitt kostet eine Stunde zwischen € 7,- und € 15,-. Informationen zu den nächsten Kursen in Ihrer Umgebung erhalten Sie z. B. in Eltern-Kind-Zentren. Geburtsort Sie können wählen, wo und wie Sie entbinden möchten. Es gibt drei Möglichkeiten: • das Krankenhaus; • die ambulante Geburt; • die Hausgeburt. Wenn Sie im Krankenhaus entbinden wollen, sollten Sie schon früh ein Bett für die Geburt reservieren. Sie können selbst eine Hebamme auswählen, die Ihnen 15 bei der Geburt zur Seite steht. Wenn Sie das nicht tun, betreut Sie die Hebamme, die am Tag der Geburt gerade Dienst hat. Bei einer ambulanten Geburt entbinden Sie in einem Krankenhaus, gehen aber danach wieder nach Hause, sofern keine Komplikationen auftreten. Dafür müssen Sie sich während der Schwangerschaft in einem Krankenhaus anmelden. Weiters müssen Sie sich eine Hebamme und eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt suchen, die Sie und Ihr Baby nach der Geburt zu Hause betreuen. Bei der Hausgeburt bringen Sie Ihr Kind daheim auf die Welt. Dabei werden Sie schon während der Schwangerschaft, bei und nach der Geburt von einer Hebamme Ihrer Wahl betreut. Hebammenhilfe Weitere Beratungen durch eine Hebamme müssen selbst gezahlt werden und kosten ca. € 50,- pro Stunde. Hebammenhilfe wird von den Krankenkassen bezahlt und steht jeder Frau zur Verfügung. Allerdings gibt es genaue Regelungen, wann und wie oft eine Hebammenleistung bezahlt wird. Außerdem muss die Hebamme einen Vertrag mit der für Sie zuständigen Krankenkasse haben. Erkundigen Sie sich daher unbedingt vorher, welche Kosten übernommen werden! Jede Frau kann die Hilfe einer Hebamme in Anspruch nehmen. Folgende Hebammenleistungen werden von den Krankenkassen bezahlt: Hebammenberatung: • eine Beratung durch die Hebamme zwischen der 18.-22. Schwangerschaftswoche. Ambulante Geburt: • zwei Hausbesuche in der Schwangerschaft bzw. Sprechstunden in der Hebammenordination; • täglich ein Hausbesuch vom 1. bis zum 5. Tag nach der Geburt; • bei Bedarf bis zu sieben weitere Hausbesuche bis zum Ende der 8. Woche nach der Geburt. 16 Vorzeitige Entlassung (vor dem 4. Tag nach der Geburt): • täglich ein Hausbesuch ab dem Tag nach der Entlassung bis zum 5. Tag nach der Geburt. Vorzeitige Entlassung nach Kaiserschnittentbindung, Frühgeburt, Mehrlingsgeburt (vor dem 6. Tag nach der Geburt): • täglich ein Hausbesuch ab dem Tag nach der Entlassung bis zum 6. Tag nach der Geburt. Hausgeburt: • max. vier Hausbesuche oder Sprechstunden bis zum Ende der 40. Schwangerschaftswoche; • max. drei weitere Hausbesuche oder Sprechstunden in der 41. und 42. Schwangerschaftswoche; • Betreuung während der Geburt zu Hause; • täglich ein Hausbesuch vom 1. bis zum 5. Tag nach der Geburt. Ab dem 6. Tag nach der Geburt (bei vorzeitiger Entlassung, ambulanter Geburt und Hausgeburt): • max. sieben weitere Hausbesuche bzw. Sprechstunden in der Hebammenordination vom 6. Tag bis zur 8. Woche nach der Geburt bei besonderen Problemen (z. B. Stillschwierigkeiten, Dammverletzungen) Nach der Geburt Wichtige Amtswege Geburtsurkunde und Wohnsitzmeldung Nach der Geburt müssen Sie innerhalb einer Woche die Geburtsurkunde ausstellen lassen. Gleichzeitig können Sie auch den Wohnsitz des Kindes anmelden („Meldezettel“). Beides erfolgt beim Standesamt des Bezirkes, in dem das Kind geboren ist. Dazu müssen Sie mehrere Dokumente mitbringen, erkundigen Sie sich davor genau, welche! 17 Sozialversicherung des Kindes / e-card Im Zuge der Meldung der Geburt beim Standesamt erfolgt auch eine automatische Meldung des Kindes bei der Sozialversicherung der Eltern. Das Kind wird bei beiden Elternteilen mitversichert. Es bekommt eine eigene e-card mit eigener Versicherungsnummer. Diese wird Ihnen per Post innerhalb von 14 Werktagen an Ihre Meldeadresse zugesandt. Sollte das Kind krank werden, bevor die e-card bei Ihnen eingelangt ist, können Sie bei der Ärztin bzw. beim Arzt den Mutter-Kind Pass vorlegen und die e-card nachbringen. Oder Sie müssen einen Einsatz zahlen, je nach Ordination und Untersuchungsart zwischen € 30,- und € 100,-. Den Einsatz bekommen Sie zurück, wenn Sie die e-card nachbringen. In Wien ist das Magistratische Amt des Bezirks, in dem das Kind geboren ist, zuständig, in den Bundesländern das Magistrat bzw. das Gemeindeamt. Finanzleistungen: Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Zuverdienst Familienbeihilfe Mit der Meldung der Geburt Ihres Kindes beim Standesamt werden die Daten des Kindes automatisch der Finanzverwaltung übermittelt. Wenn Sie Anspruch auf Familienbeihilfe haben, werden Sie schriftlich verständigt und das Geld wird überwiesen. Karenz Nach der Geburt haben Sie Anspruch auf Karenz, d. h. auf Freistellung von der Arbeit. Dieser Anspruch gilt bis zum zweiten Geburtstag Ihres Kindes. In dieser Zeit haben Sie einen gesetzlichen Kündigungs- und Entlassungsschutz. Anspruch auf Karenz mit gesetzlichem Kündigungsschutz besteht nur für zwei Jahre. Sie und Ihr Partner können aber bis zu drei Jahre lang Kinderbetreuungsgeld beziehen, wenn Sie sich die Karenzzeit teilen. Wenn Sie länger als bis zum 2. Geburtstag des Kindes in Karenz gehen wollen, müssen Sie dies mit Ihrer Arbeitsstelle vereinbaren. Sie haben dann keinen gesetzlichen Kündigungsschutz mehr. 18 Kinderbetreuungsgeld In der Zeit der Karenz bekommen Sie kein Gehalt, sondern Kinderbetreuungsgeld. Hier können Sie zwischen fünf Bezugsvarianten wählen: vier Varianten mit Pauschalbeträgen und einer einkommensabhängigen Variante. Welche für Sie die beste Variante ist, müssen Sie alleine oder mit Ihrem Partner entscheiden. Pauschalabgeltungen 2015 Monate Kinderbetreuungsgeld pro Tag 30+6 20+4 15+3 12+2 14,53 € 20,80 € 26,60 € 33,00 € Einkommensabhängige Abgeltung Monate Kinderbetreuungsgeld pro Tag 12+2 80% der letzten Einkünfte; max. 66,00 € Wenn sich Eltern die Karenz teilen, kann diese länger genutzt werden: beispielsweise maximal 30 Monate, wenn nur ein Elternteil in Karenz geht, aber insgesamt maximal 36 Monate, wenn beide in Karenz gehen. Die Höhe des Kinderbetreuungsgeldes, das Sie pro Tag bekommen, hängt vom gewählten Modell ab. Das Kinderbetreuungsgeld kann frühestens am Tag der Geburt beantragt werden. Bei der Antragstellung bei Ihrer Krankenkasse müssen Sie sich für eine Bezugsvariante entscheiden. Ein Umstieg auf eine andere Variante ist dann nur innerhalb von 14 Tagen ab der Antragstellung möglich (auch der andere Elternteil ist an die gewählte Variante gebunden). Es gibt keine Ausnahmen von dieser gesetzlichen Regelung! Der Bezug des Kinderbetreuungsgeldes ist an die Mutter-KindPass-Untersuchungen geknüpft. Das heißt, Sie müssen Untersuchungen nachweisen. Ausnahmen sind Ultraschalluntersuchungen, Hüftultraschalluntersuchungen sowie die sechste bis neunte Untersuchung des Kindes. 19 Zuverdienst Es gibt die Möglichkeit, zum Kinderbetreuungsgeld etwas dazuzuverdienen. Wieviel Sie dazuverdienen dürfen, ist abhängig von der gewählten Variante des Kinderbetreuungsgeldes. Erkundigen Sie sich genau, wie hoch die Grenze bei der von Ihnen gewählten Variante und in Ihrer ganz persönlichen Situation ist. Informationen zu den Finanzleistungen finden Sie unter bit.ly/bmfjInformation Kindes- und Jugendalter Untersuchungen im Kindes- und Jugendalter Mit dem 62. Lebensmonat des Kindes und der Schuleingangsuntersuchung endet das ver ichtende staatlich gef rderte orsorgeuntersuchungs rogra Sonstige öffentliche Angebote nden vor iegend an inderg rten oder Schulen statt. So gibt es beispielsweise Projekte zu richtiger Ernährung, zu Gewichtskontrolle und zu Zahngesundheit. Zudem gibt es an Schulen in unterschiedlichen Abständen Untersuchungen, insbesondere vor gemeinsamen Aktivitäten wie dem ersten Schulskikurs oder der ersten Sportwoche. Berufstätige Jugendliche werden von den Gebietskrankenkassen einmal jährlich zu einer speziellen Jugendlichenuntersuchung eingeladen. Impfungen Ihres Kindes Viele Infektionskrankheiten sind für Babys und Kleinkinder sehr gefährlich, denn sie können schwere Erkrankungen und bleibende Gesundheitsschäden hervorrufen. Deshalb ist es sinnvoll, Kinder impfen zu lassen. 20 chut i fungen sind in sterreich a er nicht ver ichtend Die hier aufgelisteten Impfungen sind Empfehlungen des Obersten Sanitätsrats. Sie sind kostenlos. Wann und wie oft geimpft werden kann, erfahren Sie im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Ob und wogegen Sie Ihr Kind impfen lassen, entscheiden aber Sie als Eltern. Kostenlose Impfungen Babys/Kleinkinder Rotavirus, Diphterie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, ae ophil s infl enzae B, epa i is B, ne o o en, Mumps/Masern/Röteln (MMR) Schulkinder iph erie, Te an s, er ssis, olio eli is, epa i is B, ps asern Rö eln ( R , eningo o en, Humane Papillomaviren Einen aktuellen Impfplan und eine Impfbroschüre des Bundesministeriums für Gesundheit finden Sie auf dem Online-Gesundheitsportal bit.ly/impfInformation Wenn Ihr Kind krank ist Für die ärztliche Versorgung Ihres Kindes ist bis zum 18. Lebensjahr die Kinderärztin oder der Kinderarzt zuständig, danach die Hausärztin oder der Hausarzt. Bei extremen Notfällen wie Knochenbrüchen, Atemnot, Bewusstlosigkeit oder starken Blutungen sollten Sie die Rettung rufen. Wenn Ihr Kind transportfähig ist, können Sie es selbst ins Krankenhaus führen. Im Gegensatz zu anderen Ambulanzen ist die Kinderambulanz eine „Polyambulanz“, in der alle Notfälle behandelt werden. 21 Kinderbetreuung bei Krankheit Wenn Ihr Kind krank ist, können Sie Pflegefreistellung im Ausmaß von insgesamt fünf Arbeitstagen pro Jahr nehmen, bei Kindern unter zwölf Jahren im Ausmaß von 10 Arbeitstagen pro Jahr. Sie brauchen dazu eine ärztliche ran schrei ung hres indes und ssen die egefreistellung a de ersten Tag an Ihrer Arbeitsstelle melden. Wenn Ihr Kind innerhalb eines Jahres länger als 10 Tage krank ist, können Sie auch ohne vorherige Vereinbarung mit der Arbeitsstelle Urlaub nehmen, sofern Sie noch offenen Urlaub haben. Nach Vereinbarung mit der Arbeitsstelle können Sie eventuell auch unbezahlten Urlaub nehmen. Das müssen Sie individuell abklären, ein Rechtsanspruch besteht nicht. Tipps zur Pflegefreistellung finden Sie auf der Website der Arbeiterkammer: www.arbeiterkammer.at/beratung/arbeitundrecht/ ran heitund ege ege egefreistellung ht l Falls Sie nicht daheim bleiben können, steht Ihnen in manchen Städten eine mobile Kinderbetreuung zur Verfügung. Sie kommt zu Ihnen nach Hause und versorgt Ihr Kind. Wenn Ihr Kind akut krank wird und Sie keine Betreuung haben, können Sie gegen eine geringe Mitgliedsgebühr den Verein KiB children care anrufen. Der Verein versucht, in Ihrem Bundesland eine Einrichtung oder eine ehrenamtliche Mitarbeiterin zu finden, die Ihren Betreuungsbedarf abdecken kann. KiB ist 24 Stunden am Tag unter Tel. 0664 / 620 30 40 erreichbar. Website: www.kib.or.at Wenn Ihr Kind eine chronische Erkrankung oder Behinderung hat Es gibt in allen Bundesländern private Einrichtungen (z. B. Vereine, Ambulatorien), die unbürokratisch Information, Beratung und Betreuung bei Fragen zur körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung bzw. Behinderung eines Kindes anbieten. 22 In einigen Bundesländern gibt es auch das Angebot der Beratung und Diagnostik für Kinder und Jugendliche bei der jeweiligen Landesstelle des Sozialministeriums. Dieses Angebot umfasst: • medizinische und psychologische Untersuchung, Diagnostik, Beratung und Betreuung; • ilfestellung und eratung in so ialen, rechtlichen und nan iellen Angelegenheiten; • orthopädische und ergotherapeutische Abklärung. Alle Informationen sind kostenlos und werden vertraulich behandelt. Ob Ihnen egegeld usteht, uss i in elfall a ge l rt erden Weitere Informationen dazu bekommen Sie unter anderem beim Servicetelefon des Sozialministeriums unter 0800 / 20 16 11. Ergänzendes rund um Schwangerschaft und Geburt Gesunde Lebensführung von Beginn an Gesunde Lebensführung sollte schon vor der Schwangerschaft beginnen und ist während der Schwangerschaft besonders wichtig. Achten Sie auf gesunde, abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, wenig Fett und wenig Süßem. Schlafen und bewegen Sie sich ausreichend und nehmen Sie genügend Flüssigkeit (1,5 – 2 l) zu sich. Dies liefert eine gute Basis für das Heranwachsen des ungeborenen Kindes. Zudem sollten Sie schon vor und während der gesamten Schwangerschaft genügend Folsäure zu sich nehmen. Diese ist wichtig für den Stoffwechsel, die Zellteilung und die Blutbildung des Kindes. Folsäure ist z. B. in Vollkornprodukten sowie in Gemüsesorten wie Spinat, Karotten oder Tomaten enthalten. Besonders wichtig ist auch die Küchenhygiene, vor allem bei der Verarbeitung von tierischen Produkten. In rohen tierischen Produkten kommen Salmonellen, Listerien und Toxoplasmose-Erreger vor, die unter Umständen dem Baby schaden könnten. 23 Auf folgende Nahrungsmittel sollten Sie während der Schwangerschaft gänzlich verzichten: • rohes Fleisch, roher Fisch und rohe Meeresfrüchte; • Leber (zumindest bis zur 13. Schwangerschaftswoche); Gesunde Lebensführung ist vor und während der Schwangerschaft wichtig. • Rohmilchprodukte und Weichkäse; • rohe Eier (enthalten in Speisen wie Tiramisu oder Mayonnaise); • chininhaltige Getränke (Tonic Water) und koffeinhaltige Energydrinks; • hun sch, ch ert sch, eil utt und echt, da diese durch ch er etalle belastet sein könnten. Achten Sie auch auf Ihr Gewicht, denn sowohl Übergewicht als auch Untergewicht ha en in uss auf die rucht ar eit und die nt ic lung des indes Wenn nötig, beginnen Sie frühzeitig damit, Ihr Gewicht zu normalisieren (Abnahme oder Zunahme von Gewicht). Unbedingt vermeiden sollten Sie jegliche Suchtmittel wie Zigaretten und Alkohol, denn diese schaden dem ungeborenen Kind nachweislich. Mögliche Belastungen Lebensveränderung durch Geburt Schwangerschaft und Geburt verändern das Leben sehr stark. Oftmals sind große Erwartungen an das neue Leben mit dem Kind da, die viel Freude auslösen. Manches Paar hat sich schon lange ein Kind gewünscht und endlich hat es geklappt. Nun muss doch alles bestens sein? Nein, das ist nicht immer der Fall! Rund ein Drittel aller Frauen haben widerstreitende Gefühle, fühlen sich manchmal sehr stark und zuversichtlich und dann wieder niedergeschlagen oder unglücklich. Das ist ganz normal! Denn 24 Mutterschaft kann neben Freude auch Ängste, Überlastung und Unsicherheit hervorrufen. Auch körperlich sind Schwangerschaft und Geburt sehr herausfordernd. Nach einer Umgewöhnungsphase und mit mehr Sicherheit im Umgang mit dem Baby lösen sich die Verunsicherungen im Regelfall wieder auf. Lesetipp: „... eigentlich sollte ich glücklich sein ...“ Psychische und soziale Belastungen in der Schwangerschaft und nach der Geburt. Ein Ratgeber für Mütter, Väter und Angehörige. Bundesministerium für Gesundheit (2013) Psychische Krisen nach der Geburt Wenn Sie jedoch nach der Geburt psychisch stark belastende Gedanken und Gefühle haben, kann es sein, dass eine psychische Krise vorliegt. Zeichen davon sind Freudlosigkeit, Ängste und fehlende Zuversicht, dass Sie „das schaffen werden“. Wenn Sie darunter leiden, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber oder gehen Sie z. B. in ein Frauenberatungszentrum. Auch Väter sind manchmal davon betroffen und sollten sich ebenso Unterstützung holen! Angebote für Eltern und Kinder Es gibt ein großes Angebot an Aktivitäten, die Sie schon von Beginn an mit Ihrem Baby bzw. später mit Ihrem Kleinkind machen können. Dies fördert sowohl die Entwicklung des Kindes als auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Sie werden bei verschiedenen Organisationen angeboten und sind breit gestreut, es gibt z. B.: Babyschwimmen; Baby-Yoga; Spielgruppen; Musikalische Früherziehung; Eltern-Kind-Turnen; u.v.m. Diese müssen privat bezahlt werden. Volkshochschulen und Eltern-Kind-Zentren bieten oft günstige Kurse an. Erkundigen Sie sich dort! 25 2. Der Einfluss der Familie auf das Gesundheitsverhalten der Kinder Die a ilie hat entscheidenden in uss auf das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen, denn in der Familie werden Werte und Normen geformt und Verhalten geprägt: Das, was Sie Ihren Kindern beibringen, vor allem aber das, was Sie ihnen vorleben, und wie Sie mit ihnen umgehen, hat Auswirkungen auf deren ganzes Leben. Diese Prägungen lassen sich im Erwachsenenalter teilweise nur schwer ändern. In diesem Kapitel werden daher ein paar Hinweise gegeben, wie Sie speziell im Familienalltag das Gesundheitsverhalten Ihrer Kinder ositiv eein ussen können. n den a iteln 3 is 8 nden ie dann u fassendere nfor ationen gesundheitlichen Förderung von Kindern und Jugendlichen. Welche ereiche nnen von den ltern eein usst ur erden Für alle Bereiche des Lebens wird der Grundstein in der Familie gelegt: für Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Kommunikationsformen und -regeln, Bildung, Umgang mit Suchtmitteln, Umgang mit Medien etc. Je stärker ein Kind ein Verhalten vorgelebt bekommt, das gut für die Gesundheit ist, desto eher wird es daher dieses Verhalten verinnerlichen und langfristig übernehmen. 26 Gesundes Verhalten fördern In Hinblick auf Ernährung und die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens bei Kindern ist es hilfreich, wenn: • Mahlzeiten abwechslungsreich und gesund sind und die Kinder dadurch an gesundes Essen gewöhnt werden; • mindestens einmal am Tag die ganze Familie gemeinsam isst; • der Teller nicht von vornherein vollgefüllt wird; • die Kinder nicht aufessen müssen, wenn sie schon satt sind; • Obst und Gemüse in ansprechender Form angeboten werden; • kleine Zwischenmahlzeiten angeboten werden, wie ein Joghurt oder ein Apfel, damit der Hunger nicht zu groß wird; • jedes Kind seinen festen Platz am Tisch hat; • ungesunde (stark fett-, salz- oder zuckerhaltige) Nahrungsmittel gar nicht ständig zu Hause sind; • gegen Durst Wasser oder ungesüßter Tee getrunken werden. Auch das Bewegungsverhalten der ganzen Familie kann gefördert werden, indem beispielsweise • Bewegung in den Alltag eingebaut wird, z. B. indem Sie viel zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren statt mit dem Auto; • Bewegung als gemeinsame Freizeitbeschäftigung betrieben wird; • ie heraus nden, elche rt von Bewegung Ihr Kind am liebsten macht; • Sie darauf achten, dass die Art der Bewegung allen in der Familie Freude macht. Ebenso prägt der Umgang mit Suchtmitteln wie Zigaretten und Alkohol in der Familie die Kinder stark. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder, deren Eltern rauchen oder regelmäßig und viel Alkohol trinken, auch oft rauchen bzw. Alkohol trinken. Besonders wenn Zigaretten oder Alkohol der Beruhigung bei Stress dienen, wird dieses Verhalten übernommen. 27 Die sterreichische iga f r indergesundheit e ehlt hier, das eigene Stressverhalten zu reflektieren, nicht in Gegenwart des Kindes zu rauchen und nicht regelmäßig und/oder übermäßig zu trinken. Bei der Zahngesundheit und Mundhygiene können Eltern durch verlässliches Zähneputzen ein gutes Vorbild für die Kinder sein. Sie können z. B. das gemeinsame Zähneputzen als Familienritual einführen. Seelische Gesundheit fördern Je höher der Grad der Anerkennung und des Interesses ist, das jedem Familienmitglied entgegen gebracht wird, desto besser ist es für die seelische Gesundheit der ganzen Familie. Gerade für Kinder und Jugendliche, die noch reifen, ist beides für das seelische Wohl jedoch geradezu essentiell. Besonders unterstützend für die Entwicklung des Selbstwerts und damit die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist es, wenn in der Familie: • Liebe offen ausgedrückt wird; • offen miteinander gesprochen wird; • die eigene Verantwortung aufgezeigt und gestärkt wird; • die Verschiedenheit der einzelnen Familienmitglieder anerkannt wird; • egeln e i el ange andt erden • die Möglichkeit besteht, aus Fehlern zu lernen. Bildung unterstützen Kinder sind von Natur aus neugierig, sie haben viele Fragen und wollen die Welt erkunden und verstehen. Unterstützend ist z. B., wenn Sie: • die Fragen Ihres Kindes ernst nehmen und versuchen, diese zu beantworten; • sich gemeinsam mit dem Kind auf die Suche nach Antworten machen (z. B. mit Hilfe des Internets oder eines Lexikons); 28 • dem Kind Regeln erklären, z. B. warum es auf einer Straße ohne Gehsteig links gehen soll; • de ind viel vorlesen ‒ das regt eugier und Wissensdurst an und f rdert Sprachverständnis, Kreativität, Phantasie und soziale Kompetenz. Für ein Kind ist es förderlich, wenn die Eltern mit ihm in der Sprache sprechen, die sie selbst am besten beherrschen. So lernt das Kind die Muttersprache wirklich gut und erst dadurch kann es weitere Sprachen gut lernen. Außerdem ist die Muttersprache in Bezug auf Emotionen wichtig, denn durch sie werden Emotionen in der Regel besser vermittelt. Medienkonsum steuern Fernsehen Regelmäßiges Fernsehen gehört mittlerweile zur Freizeitbeschäftigung und bietet auch viele interessante Informationen. Wichtig ist, dass Fernsehen sinnvoll genutzt wird. Dazu gehört: • aus Interesse fernzusehen, nicht aus Langeweile; • altersgerechtes Fernsehen; • mit dem Kind gemeinsam fernzusehen, vor allem mit kleinen Kindern; • die Fernsehzeiten zu begrenzen. Kinder, die zu viel und nicht altersgerecht fernsehen, sind potentiell in ihren kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt (Konzentration, Lesefähigkeit, Sprachverständnis, mathematische Fähigkeiten), ernähren sich schlechter, bewegen sich weniger und sind auch eher übergewichtig als Kinder, die nicht viel fernsehen. Empfohlene Fernsehzeiten (laut Bundesministerium für Gesundheit) Alter 3 bis 5 Jahre 6 bis 9 Jahre ab 10 Jahren pro Tag 30 Minuten 45 Minuten 60 Minuten 29 Digitale Medien Digitale Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. o uni ation ndet eist digital statt, nicht nur in der r eits elt, sondern auch in der Schule. Sogar im Kindergarten gibt es schon Projekte, um den Umgang mit digitalen Medien von klein auf zu erlernen. Zur privaten Kommunikation, zum Einkaufen, zum Zeitvertreib werden sehr oft E-Mail, Smartphones oder soziale Medien wie Facebook oder Twitter genutzt. Der Umgang mit den verschiedenen Medien kann für die Familie eine große Herausforderung darstellen, insbesondere hinsichtlich der Entscheidung, wie viel, wie oft und was genutzt wird. Daher ist es für Sie als Eltern bzw. Erziehungsberechtigte auch hier wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen, sich den eigenen Umgang mit den Medien bewusst zu machen und ihn gegebenenfalls zu reduzieren. Übermäßiger Konsum? Wenn Ihr Kind nur phasenweise Medien intensiv nutzt, ist das noch nicht ungewöhnlich. Wenn Sie aber verändertes Verhalten beobachten, z. B. dass es zu Entzugserscheinungen mit Verhaltensweisen wie Deprimiertheit oder Aggressivität kommt, Leistungen nachlassen (schulische, sportliche, arbeitsbezogene) oder reale soziale Kontakte reduziert werden, sollten Sie darauf reagieren. Ein neueres Phänomen ist das sogenannte Cyber-Mobbing. Durch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder spezielle Schülerforen kann es gerade unter Kindern und Jugendlichen zu massivem systematischem Belästigen, Bloßstellen oder Ausgrenzen kommen. Das kann rund um die Uhr passieren, da das Internet immer zugänglich ist. Wenn jemand davon betroffen ist, ist das eine sehr schwere Belastung. • Wichtig ist hier, dass Sie Ihr Kind von klein auf über die Vor- und Nachteile des Internets aufklären. • Wenn Ihr Kind von systematischem Belästigen, Bloßstellen oder Ausgrenzen im Internet betroffen ist, müssen Sie das ansprechen und sich beraten lassen, was Sie konkret tun sollen. Lesetipp: Den Ratgeber „Medien in der Familie – Tipps für Eltern“ des Bundesministeriums für Familien und Jugend (BMFJ) gibt es in den Sprachen Deutsch, Englisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch und Türkisch. Informationen und Bestellmöglichkeit finden Sie unter www.saferinternet.at/familieundmedien 30 3. Ernährung ihres Kindes n diese a itel nden ie viele nfor ationen und ra tische i gesunden Ernährung Ihres Kindes vom Baby bis zum Jugendlichen. s u einer Babys Muttermilch und Muttermilchersatz Muttermilch ist die beste Ernährung für das Baby. Sie ist leicht verdaulich und schützt vor Verstopfung, Infektionskrankheiten und Allergien. Außerdem unterstützt das Stillen die gesunde Entwicklung des Kiefers des Kindes und ist gut für die Mutter-Kind-Bindung. Sollten Sie einmal mehrere Stunden nicht stillen können, können Sie die Muttermilch mit der Milchpumpe abpumpen und mit der Flasche füttern. So bekommt Ihr Baby trotzdem Muttermilch und gleichzeitig bleibt Ihre Milchbildung aufrechterhalten. Wenn Sie Probleme mit dem Stillen haben, können Sie sich an eine Frauenberatungsstelle, an eine Stillberaterin oder Hebamme wenden. Diese können Sie unterstützen. Es kann aber auch sein, dass Sie dennoch nicht stillen können oder wollen. Dann können Sie die in Supermärkten oder Drogeriemärkten angebotene „PRE-Nahrung“ nehmen, denn sie ist der Muttermilch am besten angepasst und enthält ähnliche Nährstoffe. Falls in Ihrer Familie Eltern oder Geschwister unter Allergien wie Heuschnupfen, Neurodermitis oder Asthma leiden, sollten Sie jedoch die Kinderärztin oder den Kinderarzt fragen, ob Sie 31 eine allergenarme Fertigmilch geben sollen, um einer etwaigen höheren Allergiegefährdung entgegenzuwirken. Wichtig ist, die Zubereitungshinweise auf der Verpackung genau einzuhalten (Menge, Temperatur und Mischverhältnis). Der Sauger des Fläschchens sollte ein eher kleines Trinkloch haben, damit sich das Baby nicht verschluckt und der nat rliche augre e gef rdert ird Das ind soll sich genauso anstrengen ie beim Stillen. Auch hier gibt es Anleitungen, welche Größe entsprechend den Lebensmonaten eines Babys jeweils passend ist. Kuhmilch und Sojamilch, ob verdünnt oder pur, sind für Babys nicht geeignet! Ein Baby braucht übrigens bis zu 6 Monaten keine zusätzliche Flüssigkeit neben der Muttermilch oder der Flaschenmilch. Ausnahmen bestehen nur bei Fieber, Durchfall und Erbrechen. Auch in der Stillzeit sollten jegliche Suchtmittel für die stillende Mutter tabu sein, da die Giftstoffe über die Muttermilch an das Baby weitergegeben werden. Außerdem muss die stillende Mutter auf ausgewogene Ernährung achten und viel trinken. Weitere Informationen finden Sie unter www.richtig-stillen.at. Hier erfahren Sie Wichtiges rund um Stillen und Muttermilch: von möglichen Stillpositionen über die richtige Ernährung in der Stillzeit bis zu konkreten Hilfestellungen bei Schwierigkeiten und Problemen mit dem Stillen. Beikost Beikost ab dem 5. Monat Zwischen der 17. und 26. Lebenswoche des Kindes – je nachdem, wie weit sich das Kind entwickelt hat – sollte mit Beikost begonnen werden. Beikost bedeutet: zu Muttermilch oder Muttermilchersatz zusätzlich Essen (Kost) geben. Empfehlenswert ist es, für den Beginn die Reifezeichen des Kindes zu beachten, wie z. B. Aufrechtsitzen und koordinierte Hand-Finger-Bewegungen. Beikost kann selbst hergestellt oder auch fertig im Glas gekauft werden. Wichtig ist, dass die Beikost zunächst aus wenigen Zutaten besteht (d. h. eine Gemüsesorte, später dann langsam Mischungen). Bis zum Ende des 1. Lebensjahres sollten keine Gewürze (z. B. Salz und Pfeffer) und möglichst keine Süßungsmittel oder andere Zusatzstoffe beigemischt sein. 32 Wird das ssen sel st u ereitet, e ehlt es sich, gut ge aschenes und geschältes Bio-Obst und Bio-Gemüse zu verwenden. Sobald das Kind Beikost bekommt, benötigt es zusätzlich Flüssigkeit, am besten Wasser und ungesüßten Tee. Das Trinkwasser muss nicht abgekocht werden. Beikost sollte in gedünsteter, warmer und pürierter Form sowie in kleinen Mengen gegeben werden. Je älter das Kind wird, umso weniger fein müssen Sie die Nahrung zerteilen. Beikost 10 bis 12 Monate Ab dem 10. Monat können Sie feste Nahrung klein geschnitten, gewürfelt oder gehackt zufüttern. Vorsichtig sollten Sie sein bei Nüssen, Samen, Körnern, Beeren und Hülsenfrüchten in unverarbeiteter Form, denn diese können leicht in die Luftröhre gelangen und zu Atemproblemen führen! Füttern nach Bedarf Früher wurden Kinder „nach der Uhr“ gefüttert. Heute wird das Füttern nach den Anzeichen von Hunger und Sättigung empfohlen. Ein Sättigungssignal ist z. B., wenn das Baby das Esstempo verlangsamt, den Löffel wegschlägt oder einfach nur den Kopf wegdreht. Richtig essen von Anfang an! Die Gebietskrankenkassen bieten in allen Bundesländern spezielle Ernährungsberatungen an. Dort lernen Sie, wie Sie sich schon vor und während der Schwangerschaft gesund ernähren können und welche Nahrung für das Baby am besten ist. Sie können aber auch einen Workshop besuchen. Broschüren und Workshops gibt es in den Sprachen Russisch, Türkisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch. Weitere Informationen finden Sie unter www.richtigessenvonanfangan.at Broschüren können Sie unter der Telefonnummer 0810 / 81 81 64 bestellen. 33 Kinder und Jugendliche Ernährungspyramide Die Ernährungspyramide gibt bildhaft Auskunft, welche Lebensmittel Kinder und Jugendliche pro Tag bzw. pro Woche in welcher Menge essen sollten. Portionsgröße Die Hand des Kindes ist dabei das Maß für die richtige Portionsgröße. Das heißt, kleine Kinder mit kleineren Händen brauchen weniger Nahrung als größere Kinder mit größeren Händen. Bei den Trinkmengen sind alltägliche Mengenangaben wie ein Glas gemeint. 1 Getränke täglich 6-7 Portionen sowie zwischendurch, bevorzugt Trinkwasser 2 Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst täglich 5 Handvoll 3 Getreide und Kartoffeln täglich 4 Portionen zu allen Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten 4 Milch und Milchprodukte täglich 3 Portionen, davon 2 „weiß“ (Milch, Buttermilch, Joghurt, etc.) und 1 „gelb“ (Käse) 5 Fisch, Fleisch, Wurst, Eier Fisch: 1-2 Portionen pro Woche Fleisch & Wurst: max. 3 Portionen pro Woche Eier: 1-2 Stück pro Woche 6 Fette und Öle 2 Teelöffel pro Tag; pflanzliche Öle (z. B. Rapsöl, Olivenöl) od. Nüsse und Samen (fein vermahlen); Streich-, Back- und Bratfett sparsam 7 Fettes, Süßes und Salziges max. 1 Portion pro Tag, süße Getränke selten Verteilung der Mahlzeiten Kinder und Jugendliche sollten fünf Mahlzeiten pro Tag essen: Drei Hauptmahlzeiten, nämlich Frühstück, Mittag- und Abendessen, und zwei Zwischenmahlzeiten, nämlich Vormittags- und Nachmittagsjause. Gut ist es auch, wenn eine der drei Hauptmahlzeiten warm ist. 34 Gesunde Jause Ab dem Kindergarten und später in der Schulzeit sind eine gesunde Jause und gesunde Getränke in den Pausen von großer Bedeutung. Dafür müssen Sie als Eltern sorgen. Was sollte eine gesunde Jause beinhalten? Am besten „von allem etwas“, also bspw. einen Apfel, einen geschnittenen Paprika, ein Stück Brot, Käse, Nüsse, ein Joghurt, eine Flasche Wasser oder stark verdünnten Fruchtsaft. Koffein- und zuckerhaltige Getränke wie z. B. Cola und Energydrinks sind nicht geeignet. sparsam fettreiche, salzige Lebensmittel und Süßwaren mäßig tierische Lebensmittel reichlich an liche e ens ittel und Getränke Essstörungen n der heutigen estlichen Welt gilt das ch nheitsideal schlan und t Mädchen sollen möglichst schlank sein und Modelmaße haben; Burschen möglichst muskelbepackt und durchtrainiert. Entsprechen sie diesen Idealen nicht, sind Jugendliche gerade in der Pubertät gefährdet, an einer Essstörung wie Magersucht oder Bulimie zu erkranken. Bei Magersucht wird das Essen verweigert. Bei Bulimie wird besonders viel gegessen, aber danach absichtlich Erbrechen herbeigeführt. Gerade Bulimie ist daher schwer zu erkennen, da bei Tisch normal gegessen wird und die Essattacken oft unbemerkt bleiben. Seien Sie daher achtsam, ob Ihr Kind ungewöhnliches Essverhalten zeigt. Essstörungen sind ernst zu nehmende Erkrankungen, die vor allem seelische Unterstützung und Behandlung brauchen. Hier finden Sie Unterstützung bei Essstörungen Ihres Kindes: Tel.: 0800 / 20 11 20 [email protected]; www.essstoerungshotline.at 35 Übergewicht Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, darauf zu achten, dass Ihr Kind nicht maßlos isst und übergewichtig wird. Dies ist für Ihr Kind einerseits sozial schwierig, da dicke Kinder oft verspottet werden, das Selbstwertgefühl sinkt und sie womöglich in Isolation geraten. Andererseits haben Übergewicht und insbesondere Fettleibigkeit Auswirkungen auf den gesamten Organismus. So setzt durch Übergewicht bei Mädchen die Pubertät in der Regel früher ein, bei Buben hingegen setzt sie später ein. Vor allem aber können bereits im Kindesalter sowohl orthopädische Erkrankungen als auch Deformierungen des Skeletts entstehen. Die langfristigen Folgen im Erwachsenenalter, wie z. B. Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats, können mitunter fatal sein. Laut dem österreichischen Ernährungsbericht 2012 sind 24 % der 7- bis 14-jährigen Schulkinder übergewichtig oder adipös (fettleibig). 55 % der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen haben auch im Erwachsenenalter Gewichtsprobleme. Ob ein Kind oder Jugendlicher als übergewichtig eingestuft wird, können Sie anhand der Körpergröße und des Körpergewichts errechnen (durch den sogenannten Body-Mass-Index, kurz BMI). Beim BMI handelt es sich um eine erste Einschätzung, bei der Fett- und Muskelanteile nicht berücksichtigt werden. Daher sollte bei Verdacht auf Über- oder Untergewicht ärztliche Beratung herangezogen werden. Die Formel zur Berechnung lautet: BMI = Körpergewicht in kg Körpergröße in m Körpergröße in m Berechnungsmöglichkeiten gibt es auch online unter www.bmi-rechner.net/bmi-kinder.htm 36 4. Bewegung Kinder – Buben und Mädchen gleichermaßen – haben von Natur aus das Bedürfnis, sich zu bewegen und die Welt zu entdecken. Dabei zeigen die körperlichen Fähigkeiten dem Kind, was es schon kann oder noch nicht kann. Das motiviert das Kind, weiter zu üben, bis etwas Bestimmtes endlich gelingt. Dahinter steht das Bedürfnis, mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu erlangen. olgenden nden ie intergrundinfor ationen da u, aru Kinder so wichtig ist. e egung f r Bewegung ist Entwicklung Bewegung hat viele Effekte und ist für die gesunde Entwicklung eines Menschen notwendig. Bewegung stärkt den Knochenaufbau und den Muskelaufbau. Dabei ist es wichtig, den ganzen Körper auf verschiedene Weise zu bewegen: Hüpfen, Springen, Klettern, Drehen, Laufen u.v.m. Damit werden alle Muskelpartien trainiert. Zudem werden Koordination und Gleichgewicht trainiert. Kinder, die sich nicht vielfältig bewegen, fallen öfter hin und verletzen sich auch schwerer. Die motorische Entwicklung ist aber auch die Voraussetzung für die geistige Entwicklung. Jeder Mensch verfügt bei der Geburt über sechsundachtzig Milliarden Nervenzellen, die miteinander verbunden werden müssen. Bewegung regt das Gehirn an und fördert dadurch die Bildung dieser Verbindungen (Synapsen). 37 Bewegung fördert außerdem die soziale Entwicklung. Beim gemeinsamen Sport, z. B. in Vereinen, erwerben Kinder bspw. Regelverständnis, Kontakt- und oo erationsf hig eit, on i tf hig eit, c sichtnah e, rustrationstoleran und Einfühlungsvermögen. Kinder erleben durch Bewegung auch die eigene Leistungsfähigkeit. Das gibt ihnen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und fördert das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit. Und vor allem: Bewegung macht Spaß! Lassen Sie Ihr Kind viele Sportarten ausprobieren, damit es herausfinden kann, was ihm am meisten Spaß macht. Folgen von Bewegungsmangel Bewegungsmangel kann vielfältige negative Folgen haben: Viele Kinder sind bereits in jungen Jahren übergewichtig (siehe auch Kap. 3, Ernährung). Haltungsschäden, Rückenprobleme, fehlende Körperwahrnehmung, Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen können auftreten. Spätfolgen können u. a. Bluthochdruck, Diabetes und erhöhter Cholesterinspiegel sein. Bewegungsempfehlungen Gemäß den Österreichischen Empfehlungen für Bewegung, die sich gesundheitlich positiv auswirkt, • sollen Kinder und Jugendliche täglich 60 Minuten körperlich aktiv sein; • an mindestens 3 Tagen in der Woche sollten dabei kräftigende Bewegungsformen durchgeführt werden; • falls sitzende Tätigkeiten länger als 60 Minuten dauern, sollen zwischendurch kurze Bewegungseinheiten eingelegt werden. Täglich 60 Minuten Bewegung schaffen eine gute Basis für eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen! Wichtig ist vor allem auch die Förderung der Bewegung im Alltag (siehe auch Kap. 2, Familie) z. B.: Rad fahren, zu Fuß gehen, Ball spielen, im Park toben, Stiegen steigen, etc. 38 Bewegungssicherheit ist auch eine wichtige Unfallprävention (siehe Kapitel 6, Unfallprävention). Fehlende Bewegung kann zu einer mangelnden Wahrnehmung der körperlichen Abläufe und damit zu Unsicherheit und Instabilität führen. Dies steigert die Unfallgefahr. Sportvereine Für Kinder ist es sinnvoll, in einem Sportverein zu sein, denn hier machen sie regelmäßig Bewegung, schließen meist Freundschaften und stärken ihre Sozialkompetenz (s. o.). Bereits mit 1½ Jahren können Kinder gemeinsam mit einem Elternteil in Vereine zum Eltern-Kind-Turnen kommen. Für Kinder ab 4 Jahren wird in vielen Vereinen Kleinkinderturnen angeboten, wo dann keine elterliche ufsichts icht ehr esteht Das Erlernen einer speziellen Sportart ist in den meisten Vereinen für Kinder ab 6 bis 8 Jahren möglich. Sportunterricht Das nterrichtsfach ort und e egung ist icht an sterreichischen Schulen. Werden die Stunden nicht besucht, kann das Kind die Klasse nicht positiv abschließen. Sollten Sie Bedenken haben, z. B. wegen eines möglichen gemeinsamen Sportunterrichts von Buben und Mädchen, dann besprechen Sie dies mit den ehr r ften r vieles l sst sich sicher eine sung nden 39 5. Seelische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen Gesund zu sein bedeutet nicht nur, keine Schmerzen zu haben, sondern auch, sich seelisch wohlzufühlen. So sind wir auch viel besser in der Lage, unsere Fähigkeiten auszuschöpfen und ein zufriedenstellendes Leben und gute Beziehungen zu führen. Basis schaffen Bindung und Urvertrauen Für eine gesunde seelische Entwicklung ist es für Kinder und Jugendliche essentiell, dass sie eine stabile emotionale Bindung zumindest zu einer Bezugsperson haben. „Bindung“ ist die besondere Beziehung eines Kindes zu den Personen, die es verlässlich und konstant betreuen und für die Befriedigung seiner Bedürfnisse sorgen. Bindung ist in den Emotionen verankert und verbindet Individuen miteinander. Im Rahmen einer sicheren Bindung kann sich erst Urvertrauen entwickeln. Urvertrauen ist ein Begriff aus der Psychologie. Er bedeutet, dass ein Mensch grundsätzlich dem Leben vertrauensvoll gegenübersteht und instinktiv weiß, welchen Situationen und welchen Menschen er vertrauen kann. Damit gewinnt er auch Vertrauen in sich selbst und verfügt über eine eher positive Grundstimmung. 40 Mit dem Urvertrauen wird zudem eine (Widerstands-)Kraft ausgebildet, die sogenannte Resilienz. Dies bedeutet, dass ein Mensch mit schwierigen Lebenssituationen umgehen kann und nicht daran zerbricht. Für eine gesunde Entwicklung braucht das Kind eine sichere Bindung zu seinen Bezugspersonen. Wenn das Urvertrauen aber nicht ausgebildet werden kann, kann dies Folgen unterschiedlichen Ausmaßes für das weitere Leben haben. Diese reichen von eine einfachen isstrauen gegen er anderen is u s e i schen Verhaltensauffälligkeiten, wie z.B. dem Unvermögen, überhaupt Bindungen einzugehen. Selbstwert und Selbstgefühl n der egel ndet das ind diese indung(en) in der eigenen a ilie Stabile Zuneigung, Anerkennung und Interesse stärken den Selbstwert und das Selbstgefühl. Bei Babys sind viele das Vertrauen stärkende Handlungen mit ihrer Versorgung verbunden, z.B. Füttern, Wickeln, Schaukeln … Für ältere Kinder, die nicht mehr grundsätzlich in allen Belangen versorgt werden müssen, sind auch andere Zeichen der Liebe und Zuneigung wichtig. So kann ein Kind z. B. in Gesprächen Fragen klären und sich wichtig und ernst genommen fühlen. Wichtig ist auch, dem Kind zu sagen, wenn es etwas gut gemacht hat, und das nicht als selbstverständlich anzusehen. Kinder brauchen Zeichen der Liebe, Zuneigung und Wertschätzung zur Bildung von Selbstwahrnehmung, Selbstgefühl und Empathie für andere. Jegliche Form der körperlichen Züchtigung und jegliche Form seelischer Übergriffe hingegen haben nachhaltig negative Auswirkungen auf die Selbstachtung und das Selbstvertrauen eines Kindes. Gewalt in der Erziehung ist in Österreich gesetzlich verboten und daher auch strafbar *. * „Anwendung von Gewalt und die Zufügung körperlichen oder seelischen Leides sind unzulässig.“ (§ 146a ABGB) 41 Peer-Groups Neben der Familie sind Freundschaften für Kinder sehr wichtig. Bereits im Kindergarten werden die ersten echten Freundschaften geknüpft. Diese frühen Bindungen sind für Kinder bedeutend, sie lernen erstmals ein soziales Miteinander und den Wert von Beziehungen außerhalb der Familie kennen. Ab ca. sechs Jahren bekommen Freundschaften eine weitere Bedeutung, dann werden die gemeinsamen Interessen und gemeinsame Erlebnisse wichtig. Ermöglichen Sie Ihrem Kind den Kontakt zu Gleichaltrigen! In der Pubertät werden die „Peers“ („Gleichgesinnte“) sehr wichtig. Mit ihnen tauschen sich Jugendliche zum Teil offen über Probleme aus, wie es in der Familie nicht möglich wäre. Eine Peer-Group unterstützt die Identitätsentwicklung, die Abgrenzung von den Erwachsenen und anderen Jugendlichen, aber auch das Teilen. Herausforderungen Anpassungsdruck Die Anforderungen der modernen (Wissens-)Gesellschaft sind enorm hoch. Gerade Jugendliche stehen vermehrt unter Druck, sich in ihrer Peer-Group zu beweisen, cool zu sein, das neueste Handy zu besitzen, in elektronischen sozialen Netzwerken beliebt zu sein und gut auszusehen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Qualifikationen, denn je weniger Ausbildung und Wissen die Jugendlichen haben, umso größer ist die Gefahr, dass sie sozial ausgeschlossen werden. Oft kommt es daher zu erhöhtem Stress und damit einhergehend zu ungesundem Stressverhalten. Das Stresserleben kann von Kindern sehr unterschiedlich ausgedrückt werden. Gefühls- und Verhaltensänderungen, aber auch unterschiedliche Krankheitssymptome können auf erhöhtes Stresserleben hinweisen. Zeichen einer Überforderung Ihres Kindes können sein: Aggressivität, Traurigkeit, Müdigkeit, anhaltendes Zurückziehen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen etc. 42 Achten Sie daher darauf, dass Ihr Kind nach anstrengenden Phasen auch die Möglichkeit zu entspannenden Beschäftigungen hat, z. B. einfach zum Musikhören. Gesunde Ernährung, Bewegung und Aktivitäten an der frischen Luft sowie genügend Schlaf fördern ebenso die Erholung. Kinder benötigen übrigens viel mehr Schlaf als Erwachsene (Kind zwischen 2 und 3 Jahren: 12 bis 13 Std./Nacht; Kind zwischen 4 und 5 Jahren: ca. 11 Std./ Nacht). Pubertät Die Jugendzeit ist eine Phase des Umbruchs und zahlreicher Veränderungen. Diese Entwicklungsphase wird als Pubertät bezeichnet. Das Ausprobieren von Neuem, das Austesten und Überschreiten von Grenzen sind Bestandteile der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen. Die hormonell bedingte Pubertät setzt bei vielen bereits sehr früh ein (bei Mädchen durchschnittlich ab 10 Jahren, bei Buben ab 12 Jahren; manchmal aber auch um bis zu 2 Jahre früher) und bringt maßgebliche Veränderungen mit sich: u einen nden r erliche er nderungen statt Diese ringen oft n sicherheiten bezogen auf die ungewohnten, veränderten Körpermerkmale. Zum anderen geraten pubertierende Jugendliche oft seelisch aus dem Gleichgewicht, sind launisch und von allem und jedem genervt. Zugleich wissen sie oft nicht, wohin mit sich. iele treten it den ltern in on i t, sie ollen una h ngiger sein und f hlen sich schon erwachsen. Sie wollen auch mehr Verantwortung übernehmen und sich nichts mehr von den Eltern sagen lassen. Die Risikobereitschaft kann steigen. Oft zeigen sie soziale Distanzierung, Leistungsunwillen etc. Zugleich sind sie noch unsicher und brauchen viel Nestwärme. Diese Vorgänge sind im Rahmen dieser großen Veränderungen normal und treten in unterschiedlichem Ausmaß bei Mädchen und Burschen auf. 43 Manchmal werden Belastungen aber zu groß und es können sich psychische Probleme entwickeln. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und es ist oft schwer zu erkennen, welches Verhalten normal ist und welches nicht. Daher ist es wichtig, sich zu informieren, aber sich auch jemandem anzuvertrauen. Vielleicht ist eine Beratung oder eine Therapie notwendig. In Therapien geht es nicht um die Frage, wer die Schuld an einem Verhalten hat, sondern darum, herauszufinden, wie dem Kind oder Jugendlichen geholfen werden kann. Sucht und Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen Sucht ist ein komplexes Phänomen. Suchen Sie sich Es gibt nicht die eine Ursache, die professionelle Hilfe bei einer zur Sucht führt. Vielmehr gibt es ein Beratungsstelle, die Eltern berät, Ursachenbündel, in dem biologische, wie Sie mit dem Suchtverhalten psychische und soziale Faktoren eine des Kindes umgehen. Rolle spielen. Nicht bewältigte Krisen oder dramatische Ereignisse in der Kindheit gelten als entscheidende Faktoren für eine spätere Abhängigkeit. In den Lebensgeschichten der h ngigen nden sich auch h u g hoher l ohol onsu oder ucht ran heit in der (Ursprungs-)Familie und Gewalterfahrungen wie sexueller oder psychischer Missbrauch. Die Sucht eines Kindes ist für alle Familienangehörigen eine große Belastung. Hier ist frühzeitige Krisenhilfe auch für die oft überforderten Eltern essentiell. Holen Sie sich Rat, z. B. unter 147 Rat auf Draht Hier werden Sie von Psychologinnen und Psychologen bei Problemen beraten. Sie können rund um die Uhr anrufen, anonym und ohne Vorwahl zum Nulltarif aus ganz Österreich. 44 6. Unfallprävention Unfallprävention beginnt schon bei den kleinsten Kindern. Dazu ist die Förderung von Bewegungssicherheit und Koordination sehr wichtig (siehe Kapitel 4, Bewegung). Genauso müssen aber auch Vorkehrungen getroffen werden, um Unfälle zu verhindern. Ein Großteil der Unfälle von Kindern zwischen 0 und 4 Jahren passiert im Haushalt, der Rest im Straßenverkehr und auf Spielplätzen. Dazu gibt das Kuratorium für Verkehrssicherheit folgende Sicherheitstipps: Sicherheitstipps In der Wohnung In der Wohnung allgemein • Sichern Sie Möbelkanten mit Kantenschutz, Regale mit Kippschutz, Schubladen, Schränke, Fenster und Balkontüren mit Sperren, Türen mit Türstoppern, Teppiche mit Antirutschmatten und Treppen mit Treppenschutzgittern, um Stoßen, Fallen, Einklemmen, Stolpern zu vermeiden. • ar ieren ie gro e Glas chen aus nor ale Kindern oft nicht wahrgenommen werden. ensterglas, da sie von • Entfernen Sie jegliche Aufstiegsmöglichkeiten am Balkon und an Fenstern. • Verwahren Sie Medikamente in einem absperrbaren Schrank. • Bewahren Sie Putzmittel weit oben auf und verwenden Sie Originalverpackungen, um Verwechslungen zu vermeiden. 45 In der Küche / im Esszimmer • Verwenden Sie Herdschutzgitter und Schalterabdeckungen am Herd, um Verbrennungen zu vermeiden. • Kochen Sie auf hinteren Platten und drehen Sie Pfannenstiele nach hinten, um das Umkippen der heißen Speisen auf das Kind zu vermeiden. • Verzichten Sie auf Tischtücher, da sie leicht heruntergezogen und darauf stehende Gegenstände mitgerissen werden könnten. • Seien Sie vorsichtig mit Wasserkochern und Teekannen: Verbrennungsgefahr! • Verzichten Sie auch auf Kerzen, da diese zu leicht Feuer entfachen können. Ideal ist die Montage eines Rauchmelders, denn dieser gibt bei Rauch sofort Alarm und Sie können entsprechend reagieren. Im Badezimmer • Verwenden Sie eine stabile Kinderbadewanne mit rutschsicherer Einlage. • Prüfen Sie das Badewasser (38° C) mit einem Thermometer und mit Ihrem Unterarm, um Verbrühungen zu vermeiden. • Räumen Sie frei bewegliche elektrische Geräte wie Föhn oder Rasierapparat während des Badens weg. Stromschlaggefahr! • Lassen Sie Ihr Kind nie unbeaufsichtigt in der Wanne (auch nie in der Nähe von Schwimmbecken, Biotopen und ähnlichem)! Kinder erstarren im Wasser und reagieren nicht. Sie können daher bereits bei einer Wassertiefe von wenigen Zentimetern lautlos ertrinken. Spielzeug • Vermeiden Sie kleinteiliges Spielzeug und räumen Sie auch kleinteilige Gegenstände (z. B. Knöpfe oder Knopfbatterien) aus der Reichweite des Kindes: Verschluckungsgefahr! • er enden ie eine au ernhilfen, denn it diesen esteht nfallgefahr durch für das Kind unkontrollierbare Geschwindigkeit der Räder. 46 Auf dem Spielplatz • Ziehen Sie Ihrem Kind geeignete Kleidung für den Spielplatz an: feste Kleidung ohne wegstehende Schnüre oder Schlaufen (Strangulierungsgefahr!) und rutschfeste Schuhe, um die Knöchel und Fußsohlen zu schützen. • Sehen Sie sich die Spielgeräte an und sehen Sie nach, ob Schrauben oder Holzsplitter hervorstehen, Leitern, Sprossen, Seile etc. gut befestigt und intakt sind, Rutschen oder Schaukeln nirgendwo gerissen oder gebrochen sind. • Idealerweise nutzen Sie Spielplätze mit Rindenmulch oder gummierten er chen, da diese t r e a federn • Bei kleineren Kindern sollten Sie immer in der Nähe sein. • Unbekannte Sandkisten sollten grob auf Müll, Glassplitter oder Ähnliches untersucht werden • Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, dass es an Schaukeln oder Drehkarussells nicht zu knapp vorbeilaufen soll. Auf der Straße Fahrrad • Kinder müssen gesetzlich einen Helm tragen! Kaufen Sie einen passenden Helm und verwenden Sie diesen immer, auch auf dem Fahrradkindersitz oder dem Fahrradanhänger. Autokindersitz • s esteht i er nschnall icht Verwenden Sie einen auf Gewicht und Größe abgestimmten Kindersitz und lassen Sie sich die Montage von Fachexperten erklären. Unter diesem Link finden Sie Videos, die eindrucksvoll zeigen, wie leicht es zu verschiedenen Unfällen kommt und was Sie dagegen tun können: www.kfv.at/mediathek/kfv-tv 47 7. Zahngesundheit Das abschließende Kapitel dieses Leitfadens widmet sich den Zähnen. Um Ihren Kindern zu lebenslang gesunden Zähnen zu verhelfen, ist eine umfassende ege der hne vo a alter an ichtig Ernährung für gesunde Zähne nsere rn hrung hat esentlichen in uss darauf, o die hne gesund bleiben oder nicht. Daher ist es wichtig, dass Kinder nicht dauernd naschen, denn das führt zu Karies (Zahnfäulnis). Besonders gefährlich für die Zähne sind zuckerhaltige Getränke. Geben Sie Ihrem Kind daher nur ungesüßte Getränke. Ihr Kind kennt das dann gar nicht anders und verlangt auch nicht so leicht nach etwas Süßem. ls nterst t ung gegen aries nnen kochen, das macht die Zähne stark. ie it uoridhaltige eisesal Trinkbecher statt Flasche Ab dem ersten Zahn sollten Sie Ihrem Baby aus einem Becher zu trinken geben. Je früher Ihr Kind nicht mehr aus der Flasche trinkt, desto besser ist es für die Zahngesundheit und den Kiefer. 48 Zahnärztliche Untersuchungen Genauso wie Erwachsene sollten auch Kinder ab dem ersten Zahn zweimal jährlich zur zahnärztlichen Untersuchung gehen. Es gibt Zahnärztinnen und Zahnärzte mit dem Schwerpunkt Zahnheilkunde für Kinder. Dort erhalten Sie Beratung bezüglich Ernährung, Lutschgewohnheiten (Daumen/Schnuller), Zahnputztechniken, Fluoriden, Bakterienübertragung und es wird geprüft, ob Ihr Kind ein Kariesrisiko hat. Zahnfehlstellungen Nicht jedes Kind hat von Natur aus richtig im Kiefer angeordnete Zähne. Fehlstellungen der Zähne sollten korrigiert werden, denn sonst kann das zu ch er en und erh hte isi o f r arodontitis ( ahn eischsch und) und Karies führen. Außerdem sind schiefe Zähne oder ein Vorbiss für viele Menschen ein optisches Problem. Lassen Sie daher am besten nach dem Durchbruch der Schneidezähne mit ca. acht Jahren die Zahnstellung Ihres Kindes überprüfen und gegebenenfalls behandeln. Mund- und Zahnhygiene Mund- und Zahnhygiene sind enorm wichtig für den ganzen Organismus. Daher sollten Sie die Zähne Ihres Kindes schon ab dem ersten Zahn von allen Seiten mit einer weichen Bürste reinigen. Verwenden Sie außerdem eigene Kinderzahnbürsten und Kinderzahnpasta. Zähneputzen soll zum täglichen Ritual gehören und zweimal täglich mindestens zwei Minuten sorgfältig durchgeführt werden. Die meisten Kinder mögen das nicht, doch hier sollten Sie als Eltern konsequent bleiben. 49 ie nnen das gan e itual s ielerisch gestalten r nden ie ein ahn ut lied Putzen Sie alle gemeinsam! Oder seien Sie nicht zu streng mit dem Ort des Zähneputzens – muss es unbedingt das Bad sein? Vielleicht geht es ja an einem anderen Ort einfacher? Sie müssen das Zähneputzen übernehmen, bis Ihr Kind alleine verlässlich gut die Zähne putzen kann. Das ist meistens erst im Volksschulalter (sobald Ihr Kind die Schreibschrift erlernt hat). Karies ist ansteckend Um Bakterien nicht von der Mutter oder dem Vater auf das Kind zu übertragen, ist es ichtig, dass ie als utter und ater gesunde und ge egte hne haben. Wichtig ist zudem, dass jedes Familienmitglied vom eigenen Besteck isst. Denn: Karies ist eine Infektionskrankheit und Bakterien werden untereinander übertragen! Zahn- und Mundhygiene sind jedenfalls nicht nur wichtig zum Zahnerhalt, sondern schlecht ge egte hne nnen auch die rsache f r chronische r ran ungen sein ude sind ge egte hne auch so et as ie eine „Visitenkarte“. 50 8. Zum Schluss … Hinweis auf den Regionalanhang mit Adressen und Links Dieser Leitfaden richtet sich an Eltern und werdende Eltern, die in Österreich leben – egal wo. Darum enthält er auch österreichweit geltende Adressen bzw. Links zu den einzelnen Themen. Ergänzend zu diesem Leitfaden gibt es noch den sogenannten Regionalanhang. Darin nden ie u fangreiche dressen, elefonnu ern und in s u allen im Leitfaden „Gesund aufwachsen“ beschriebenen Themen speziell für Ihr Bundesland. Er liegt ebenso in sieben Sprachen vor. Danksagung Wir danken den Expertinnen und Experten für Ihr Feedback zu den einzelnen Kapiteln des Leitfadens. • Rabia Altuntop, BSc, zum Kapitel Ernährung • Dr. Kadriye Aydinkoc-Tuzcu, Ärztin, zum Thema Österreichisches Gesundheitswesen • Dr. Petra Drabo, Zahnärztin, zum Thema Zahngesundheit • Mag. Taisiya Krokhmal, Psychologin, zum Kapitel Seelische Gesundheit • Mag. Thomas Lamprecht, Sportwissenschafter, zum Thema Bewegung • Richard Richter, Psychotherapeut, zum Kapitel Familie 51 „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ Johann Wolfgang von Goethe (deutscher Dichter, 1759 ‒ 1832) DE