Transcript
Sonntag, 23. Oktober 2016, 19:30 Uhr, St. Martinskirche, Freiburg
Gioacchino Rossini
Petite Messe Solennelle
Marie-Pierre Roy, Sopran Carmen Seibel, Alt
Reginaldo Pinheiro, Tenor Byung Gil Kim, Bass
Peter von Wienhardt, Klavier
Martin Gärtner, Harmonium
Freiburger Oratorienchor Leitung: Bernhard Gärtner
Zu weltlich und zu opernhaft wurde die Musik der Petite Messe Solennelle von Gioacchino Rossini lange Zeit gesehen, als dass sie dem geistlichen Stoff gerecht werden könnte, und noch heute gibt es sakrale Räume, in denen die Musik Rossinis nicht erklingen soll. Rossini selbst nährte dieses Vorurteil, indem er seine Messe als „letzte Todsünde“ bezeichnete. Gegenüber Eduard Hanslick, einem der einflussreichsten Musikkritiker seiner Zeit, äußerte der Komponist: „Dies ist keine Kirchenmusik für euch Deutsche, meine heiligste Musik ist doch immer nur semi seria“. Gleichwohl gab es für Rossini keinen Unterschied zwischen heiligster und halb ernster Musik. Das Wortspiel, das er am Ende des Agnus Dei verwendet und in dem er den lieben Gott fragt, ob seine Messe nun heilige Musik (musique sacrée) oder vermaledeite Musik (sacrée musique) sei, ist einerseits dem Unverständnis geschuldet, das seiner geistlichen Musik damals entgegen schlug, und zeigt andererseits den Humor des Komponisten, der ihm Zeit seines Lebens auch immer wieder Hilfe war. Die „kleine“ Messe dauert immerhin fast 90 Minuten und verknüpft historische mit moderner Schreibweise, verbunden mit kühner Chromatik und opernhaftem Belcanto. Die Pariser Presse lobte nach der Uraufführung die Schönheit der Komposition und deren harmonische Extravaganz. Der Freiburger Oratorienchor führt die Petite Messe Solennelle in der Besetzung auf, wie sie auf dem ersten Titelblatt vermerkt ist, nämlich mit einem Klavier und Harmonium.