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Gle 180 Wiederholen

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    August 2018
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Aufruf zur Mitarbeit Heftherausgeber: Jutta Berger/Christian Schmidtmann Wiederholen Wer kennt sie nicht, die für Lehrkräfte und Lernende unangenehme Situation, die mit dem verzweifelten Statement eröffnet wird: „... aber das haben wir doch alles besprochen.“ Wie kann das sein? Haben alle alles vergessen? War der Unterricht so wenig einprägsam? Langweilig? Niveaulos? Die Erfahrung zeigt, dass gerade das im Geschichtsunterricht Erarbeitete, auch wenn der Unterricht noch so schüler- und handlungsorientiert angelegt war, den Schülerinnen und Schülern nicht nachhaltig in Erinne­ rung bleibt. Warum sind Lernende willens und in der Lage, sich naturwissenschaftliche Formeln, Vokabeln oder Internetadressen langfristig einzuprägen, während ihnen im Geschichtsunterricht erarbeitete historische Fachbegriffe, Methoden, Daten und Strukturen schon nach kurzer Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen? Einige fachspezifische Besonderheiten dürf­ten zu diesem Befund beitragen: „Geschichte gehört zu jenen Wissensgebieten­, die auch von der Lernpsychologie als komplex­und wenig strukturiert beschrieben­ würden.“ (Günther-Arndt 2003, S. 26) Die Gegen­stände sind immer ähnlich komplex, ob es sich um das römische Kaiserreich oder die französische Revolution handelt­. Den Inhal­ten­­­ fehlt eine Sachlogik, wenig folgt in strenger­ Kausalität aus Vorhergehendem bzw. baut ableitbar auf Vorherigem auf. Hinzu­kommt, dass historisches Wissen­ meist fragmen­tarisch und mehrdeutig ist. Vielfältige­Einzelfaktoren behindern nicht nur das Lernen, sondern auch das Behalten von Geschichte. Phasen der Wiederholung, Übung, Re­ organisation und Festigung des Gelernten sind im idealtypischen Phasierungsmodell des (problemorientierten) Geschichts­unter­ richts­ nicht vorgesehen. Jede Lerneinheit wird weitgehend als in sich geschlossenes System konzipiert, das „Neues“ hervorbringt und „Altes“ zur Erzielung von Lernfortschritt als fraglos gegeben voraussetzt. Möglicherweise sank auch mit der Neuorientierung vom Pauk- zum Denkfach der Stellenwert reiner Behaltensleistungen, ohne dass dies in gleichem Maße von der Einführung sinnstiftender und denkerisch anspruchsvoller Wieder­holungsformen kompensiert wurde. Angesichts des weit verbreiteten Lamentos um die „Stofffülle“ im schulischen Kontext verzichten viele Lehrende und Lernende notgedrungen auf Zeiten der Übung und Anwendung. Wiederholungsphasen sind jedoch nicht einfach retardierend, sondern eine lernpsycho­logische Notwendigkeit. Zudem hat Kompetenzerwerb, der auf Dauer angelegt ist, mit Wiederholen und Üben zu tun. Nur was oft erinnert wurde, bleibt im Gedächtnis. Diese Erkenntnis ist alles andere­ als neu. Deshalb sind Wiederholungen, Übungen und Fes­tigungen als Voraussetzun­ gen für nachhaltigen Lernerfolg ernst zu nehmen. Dennoch gibt es kaum fachspezifische Publikationen, Handreichungen, Materialien oder Begriffsklärungen zu diesem Thema. In den einschlägigen Handbüchern wird es nicht thematisiert. Dieses Heft soll daher das Wiederholen im Geschichtsunterricht thematisieren. Histo­ rische Kenntnisse und Fähigkeiten sollen, so die Zielsetzung, abrufbar gehalten werden­, um eine erneute und auf Dauer verlässliche­ Anwendung zu ermöglichen. Schülerinnen und Schüler sollen in der Lage sein, ihre­ Kenntnisse langfristig in schulischen und außer­schulischen Zusammenhängen aktiv zur historischen Orientierung zu nutzen. Ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein fußt auf verfügbarem Sachwissen. Die Beiträge sollen einen Überblick über unterschiedliche Möglichkeiten des Wiederholens geben. Auf ca. 2 bis 3 Seiten soll jeweils ein Aspekt des Wiederholens in den Mittelpunkt gestellt werden. Geht es in erster­ Linie um • Memorieren, das heißt Techniken der Aneignung und Speicherung historischen Wissens? • Repetieren, das heißt Formen der Wieder­gabe erarbeiteten Wissens? • Reorganisieren, das heißt die Nutzung historischen Wissens zur Etablierung und Stabilisierung von Vernetzungen zum Vergleich, zur Orientierung, zur Generierung eines Überblicks und zur Dekons­truktion historischer Inhalte und Strukturen? Beiträge können sich an erprobten Wiederholungsmethoden orientieren, beispielsweise an • Lernbrücken wie „753 – Rom kroch aus dem Ei“ • Karteien wie Zettelabfragen, Merkzettel, his­to­rische Vokabellisten, A-Z-Begriffslisten • Quizformaten wie Wer wird Millionär?, Der große Preis, Jeopardy, Akinator, Kreuzworträtsel, Silbenrätsel, Brettspiele­, Zuordnungsspiele • Lückentexten und Fehlertexten • Verfahren der Umsetzung von Wissen­ in Narration auf der Grundlage ver­ schiede­ner historischer und zeitgenös­ sischer Textgattungen (Tagebuch, Ur­ kunde­, Flug­blatt, Nachruf, Visitenkarte, Plädoyer­, Zeitungsartikel, Lexikonartikel, Zeitzeugen­aussage, Brief, Leserbrief, Dia­log, Spickzettel, Schlagzeile, E-Mail, SMS, Online-Petition, Konzeption einer Ausstellung, Beitrag für Jubiläumsschrift, Reportage, Umfrage, Werbung, Reiseführer, Klausur, Erzählung mit vorgegebenen Stichworten, Schulbuchtext, weiter-­ und umgeschriebene Geschichten ...) • Verfahren der Umsetzung von Wissen in Visualisierungen (Mindmap, Schaubild, Diagramm, Karte, Zeitleiste, Jahres­ rückblick, Logo, Symbol, Bildcollage, Plakat­, Karikatur, Lernprogramm, Ausstellung, Comic, Video, CD-Cover, Denkmal, Standbild) • Verfahren der Dekonstruktion oder Erläu­te­rung von Geschichtsdarstellungen, die die ausdrückliche Reaktualisierung vorhandener Wissensbestände erfordern (z. B. von Zeugnissen der Geschichtskultur­wie Denkmälern, Kunstwerken, Spiegel-Titelblättern, aber auch von Quellen wie Karikaturen ...) Mehr als willkommen sind innovative Ideen und Vorschläge, die neue Perspektiven und Wiederholungsformate eröffnen. Stets sollte die Übertragbarkeit auf andere historische Inhalte gewährleistet sein. Wichtig­ist zudem, dass die Beiträge­Möglich­ keiten innerer Differenzierung verdeut­lichen und gestufte Hilfestellungen bieten, um allen­ Schülerinnen und Schülern Wiederholen und Üben zu ermöglichen. Das Heft soll eine­ Bandbreite unterschiedlicher Formen und Medien abbilden. Auch reflektierte Praxis­ berichte sind willkommen. Literatur Schlabrendorff, A. von: Wiederholen und Festigen. Ein notwendiger, aber lästiger Motiva­ tionskiller?, in: Praxis Geschichte 1/2015, S. I – IV. Kneile-Klenk, K.: Pauken oder Lernen? Abwechslungsreich Wiederholen und Festigen im Geschichtsunterricht, Schwalbach/ Ts. 2008. Wenzel, B.: Kreative und innovative Methoden. Geschichtsunterricht einmal anders, Schwalbach/Ts. 2010. Krapp, A./Weidemann, B. (Hg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch, Weinheim 52006. Günther Arndt, H.: Historisches Lernen und Wissenserwerb, in: dies. (Hg.): Geschichtsdidaktik, Berlin 2003, S. 23 – 47. Reeken, D. v.: Verlaufsformen, in: GüntherArndt, H. (Hg.): Geschichtsmethodik, Berlin 2007, S. 260 – 272, S. 270 f. Sauer, M.: Vom Lern- zum Denkfach. Historisches Wissen strukturieren statt Daten pauken, in: Friedrich Jahresheft 2000, S. 88 – 90. Interessentinnen und Interessenten wenden­sich bitte an die Redaktion: Friedrich Verlag GmbH, Redaktion Geschichte lernen, Dr. Vanessa Ther, Im Brande 17, 30926 Seelze, Tel.: 0511/40004-429, Fax: 0511/40004-219, E-Mail: [email protected]