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Gänseblümchen
Geschichte Das Gänseblümchen ist eine Blume aus dem Zaubergarten der germanischen Göttin Freya, der Göttin der Liebe, des Hausstands und des Glücks. Wenn die Frühlingsgöttin mit ihren Füßen den Boden berührt, beginnen die Blumen üppig zu sprießen und verkünden damit
Bellis perennis
das neue Frühjahr. Weiße, gelbe und lila Farbtupfer bedecken die Erde; Veilchen, Huflattich, Gänseblümchen, Schlüsselblumen, Wiesenschaumkraut und Löwenzahn erfreuen als Frühlingsboten die Seele – und den Gaumen! Denn endlich kommt mit den frischen Frühlingspflanzen wieder neuer Schwung ins Leben und vertreibt
die Wintermüdigkeit. Die ersten drei Gänseblümchen, die man im Jahr findet, galten früher als besonders heilkräftig, es sollte das ganze Jahr über vor Fieber, „bösen Augen“ und besonders vor Zahnweh verschonen. Und Gänseblümchen, am Johannistag zwischen 12 und 13 Uhr gepflückt, zur Zeit des höchsten Sonnenstands, sollten Glück bringen „bey allem Thun und Wercken“. Der wissenschaftliche Name Bellis perennis leitet sich ab vom lateinischen „bellus“ (= schön, hübsch, niedlich) und „perennis“ (= ausdauernd; „per“ = durch und „annus“ = das Jahr), weil es das ganze Jahr über blüht. Seinen deutschen Namen hat das Gänseblümchen erhalten, weil es auf Gänseweiden besonders gut wächst. Gänse verzehren die Blütchen als Leckerbissen, halten so die Wiese kurz und regen dadurch das „lichthungrige“ Gänseblümchen an, immer neue Blüten anzusetzen und dicht an dicht ganze Blütenteppiche zu bilden. Der schöne Beiname Maßliebchen stammt vom germanischen „mas“ (= Wiese) und „lief“ (= Blatt). Das Maßliebchen gehört zu den bekanntesten einheimischen Pflanzen und, so unscheinbar es wirkt – es ist ein köstliches Wildgemüse und zugleich ein traditionsreiches Heilmittel. In der Blumensprache steht es für Reinheit und kindliche Unschuld. So klein die Pflanze ist, so groß ist ihre Wirkung für Körper und Seele, und das sei „… auch der Grund, weshalb der Schöpfer so viele Gänseblümchen hat wachsen lassen“, mutmaßte Nicholas Culpeper. Recht hat er: Gänseblümchen getrunken fördert den Stoffwechsel, lindert Hauterkrankungen und löst bei Husten den festsitzenden Schleim. Der frische Pflanzensaft,
Gänseblümchen
auf Stiche oder Brennnesselquaddeln getupft, lindert die Beschwerden.
Botanisches Das Gänseblümchen ist in Mitteleuropa beheimatet. Man findet es zu jeder Jahreszeit überall auf Wiesen, an Wegrändern und in Vorgärten, es sei denn, der Schnee bedeckt noch die Landschaft. Das Gänseblümchen ist eine besonders widerstandsfähige, frostfeste Pflanze; es kann im Winter Temperaturen bis –15°C gut aushalten. Die mehrjährige Pflanze gehört zur großen Familie der Korbblüter (Asteraceae). Aus einer grundständigen Blattrosette mit spatelförmig ovalen, gestielten Blättern entspringt ein etwa 15 cm langer Blütenstiel, mit kurzen Härchen versehen. Auf jedem Stängel thront ein gelbes Blütenköpfchen, umgeben von weißen Blütenstrahlen, die unten manchmal rötlich schimmern. Bei Regen und nachts schließen sich die Blüten und senken die Köpfchen.
Ernte Hauptblütezeit ist April bis August. Dies ist auch der beste Sammelzeitpunkt für Blätter und Blüten, da in dieser Zeit der Wirkstoffgehalt am höchsten ist.
Wirkungen Bellis ist eine Pflanze, die sich immer wieder aufrichtet, so viel sie auch getreten wird, und diesen Regenerationswillen verkörpert sie auch in der Therapie. Sie hat sich vor allem in der Kinderheilkunde bewährt, wo Pfarrer Künzle sie besonders schätzte: „Eine Prise Maßliebchen soll man jeder Mischung Kindertee beifügen; es hat es in sich, Kindern, die trotz guter Kost nicht gedeihen wollen, auf die
Medizinische Anwendung: Bellis perennis herba Inhaltsstoffe: Saponine, Gerbund Bitterstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe, Mineralstoffe, wenig ätherisches Öl, organische Säuren und Vitamin C. Anwendung, innerlich: Festsitzender, verschleimter Husten. Zur Anregung des Stoffwechsels bei Haut- und Stoffwechselleiden wie Milchschorf und Ekzeme, zur
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„Frühjahrskur“, bei Appetitlosigkeit vor allem der Kinder und bei Verdauungsstörungen und Verstopfung. Äußerlich: Verstauchungen und Zerrungen (Teeumschläge, Salbe). Ein frisches Blatt zerrieben als Wundauflage oder bei Insektenstichen, die zerkleinerten Pflanzen mit Öl vermischt bei blauen Flecken. Tagesdosis: Keine Angaben. Nebenwirkungen/Gegenanzeigen: Nicht bekannt.
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Heilpflanzen im Porträt
Schmerz und Verspannungen werden gelindert, Blutergüsse bilden sich rascher zurück und entzündete Wunden heilen schneller. Den Tee können Sie aber auch für Waschungen oder als Gesichtswasser bei chronischen Hautleiden verwenden, zum Betupfen von Hautausschlägen oder Akne.
Teemischungen Hustentee (Aufguss) Je 25 g Blüten von Gänseblümchen, Veilchen und Schlüsselblume sowie Blätter vom Spitz-Wegerich. 10 Minuten ziehen lassen. 3 Wochen lang 3-mal täglich 1 Tasse trinken. Aknetee (Aufguss) Je 20 g Kraut von Gänseblümchen, Hohlzahn und Stiefmütterchen, Kamillenblüten und Birkenblätter. 10 Minuten ziehen lassen. 6 Wochen lang 3-mal täglich 1 Tasse trinken. Beine zu helfen“. Früher galt das Gänseblümchen als eine Art Allheilmittel. Heute weiß man, dass das Zusammenspiel vieler Inhaltsstoffe die schleimlösenden, auswurffördernden, entzündungshemmenden und stoffwechselfördernden und auf der Haut schmerz- und juckreizlindernden Wirkungen ausmacht. Die Saponine regen den Stoffwechsel und damit die Entgiftung an, sie verflüssigen verschleimtes Bronchialsekret und unterstützen das Abhusten. Die Bitterstoffe regen Verdauung und Stoffwechsel an, darum eignet sich die Pflanze gut bei Hautleiden und zur Frühjahrskur. Gerbstoffe und Flavonoide wirken hautpflegend, mindern Entzündungen, Juckreiz und Schmerz auf der Haut. Kinder greifen bei einer kleineren Verletzung gern zu Gänseblümchen: Sie können sich selbst helfen, indem sie ein Maßliebchenblatt, frisch zerrieben, als Wundauflage benutzen. Das lindert schnell den Schmerz. Die Schulmedizin verwendet das Gänseblümchen nicht, die Natur-
heilkunde aber weiß um ihre Heilkräfte, und in der Homöopathie gilt es als eines der wichtigsten Mittel bei stumpfen Traumen und Hautausschlägen!
Tee & mehr Gänseblümchentee 1 TL getrocknete oder 2 TL frische Blütenköpfe und Blätter mit ¼ l siedend heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. 3mal täglich 1 Tasse trinken, bei Bedarf mit Honig süßen. Das lindert verschleimten Husten und unterstützt die Hautreinigung und Entschlackung.
Tee zur äußeren Anwendung Gänseblümchentee in doppelter Dosierung können Sie äußerlich einsetzen für Umschläge auf schlecht heilende Wunden, Prellungen, Verstauchungen und Quetschungen, bei kleinen Schürfwunden zur Wundheilung und zur Vorbeugung einer Entzündung:
Weitere Zubereitungen Kinderbad bei Hauterkrankungen Je 100 g getrocknetes Kraut von Acker-Stiefmütterchen, Gänseblümchenblüten und -blätter und Ringelblumenblüten mischen. 30 g der Mischung mit 1 l kochendem Wasser überbrühen, 20 Minuten ziehen lassen, abgießen und dem Badewasser zugeben. Lindert trockene Haut, die quälend juckt und zu Ekzemen neigt. Diese Teemischung ist auch zum Trinken geeignet. Gesichtsmaske 3 EL Gänseblümchentee mit 2 EL Kleie und 1 TL flüssigem Honig vermischen und quellen lassen, bis die Masse eine cremige Konsistenz hat. Tragen Sie die Masse auf, lassen Sie sie 15 Minuten auf der Haut einwirken und spülen Sie sie anschließend mit lauwarmem Wasser behutsam ab. Das beruhigt die Haut, Rötungen und Entzündungen gehen zurück und die Haut wird fein und zart.
Gänseblümchen
Gänseblümchenhonig Ein leeres Honigglas schichtweise (immer je 1 cm) mit Gänseblümchenblüten und mit dünnflüssigem Akazienblütenhonig (Naturkostladen) auffüllen. 2–3 Wochen dunkel an einem zimmerwarmen Ort stehen lassen, 2-mal täglich wenden, damit sich die Blüten mit dem Honig gut vermischen. Dann absieben, etikettieren und dunkel lagern (1 Jahr haltbar). Wollen Sie einen Hustenhonig herstellen, so können sie zusätzlich „Hustenpflanzen“ wie Veilchen- und Schlüsselblumenblüten, Thymiankraut oder Fichtensprossen darunter geben. Bei verschleimtem Husten 3- bis 4-mal täglich 1 TL einnehmen. Gänseblümchensirup 2 Tassen Gänseblümchenblüten, -knospen und -blätter in 1½ Tassen Rohrzucker kräftig einarbeiten und über Nacht ziehen lassen. Die Flüssigkeit in Flaschen abgießen, etikettieren und im Kühlschrank aufbewahren (3 Monate haltbar). Der Sirup versüßt Desserts und wirkt als Hustensirup: 3-mal täglich 1 TL einnehmen.
Kulinarische Küchenrezepte Gänseblümchen kann man essen, sie sind von feinem, nussartigem Geschmack und ein Augenschmaus. Ihre Blüten und Blätter schmücken die Speisen, lassen Salate und Suppen erblühen und sind unglaublich gesund! In 100 g Blatt- und Blütenmischung sind 87 mg Vitamin C und wertvolle Mineralstoffe wie 600 mg Kalium, 190 mg Kalzium, 33 mg Magnesium, 88 mg Phosphor und 2,7 mg Eisen enthalten – da kann Kulturgemüse kaum mithalten! Einfach Blütenköpfchen von Bellis dicht an dicht auf gebutterte Bauernbrotscheiben legen, das geht schnell, schmeckt gut, ist gesund – und eine Überraschung an Kindergeburtstagen und Abendbüfetts! Peppen Sie Salate mit Gänseblümchen auf: Üppig Blätter zugeben
und mit reichlich Blüten garnieren. Sie können auch eine milde Suppe daraus zubereiten. Übrigens: Gänseblümchenknospen blühen in der heißen Suppe auf! Gänseblümchenkapern 2 Handvoll Gänseblümchenknospen mit ½–1 TL Salz bestreuen und 3–4 Stunden stehen lassen. Danach mit 125 ml Essig aufkochen und weitere 5 Minuten köcheln lassen. Mit der noch heißen Flüssigkeit zusammen in saubere Flaschen abfüllen und 2 Wochen ziehen lassen. Dann sind die Kapern gut durchgezogen und Sie können sie genussvoll verwenden: zu gekochten Eiern, Reisgerichten, Senfsoßen, Fisch- und Gemüsespeisen oder zu Schafskäse. Neunkräutersuppe – „Ach du grüne Neune!“ Das Volk wusste es schon immer, dass nach dem langen kahlen Winter die ganze Kraft im ersten Grün der sprossenden Pflanzen steckt. Eine alte Bauernweisheit sagt: „Am Grünen Donnerstag im Mai/kocht die Bäu’rin ihren Brei/von neunerlei Kohlkräuterlein/soll wider alle Krankheit sein“. Große Naturheilkundler wie Alexander von Humboldt, Johann Wolfgang von Goethe, der Arzt Wilhelm Hufeland und viele weitere waren ebenfalls davon überzeugt, dass eine natürliche Lebensweise mit den grünen Schätzen der Natur notwendig sei, um sich gesund zu erhalten, und sie bereiteten sich jedes Jahr aufs Neue im Frühling eine stärkende, kräftigende Suppe zu. Hinein kamen die Kräuter, neun an der Zahl, die gerade zu wachsen begannen. Sie können ebenfalls eine Neunkräutersuppe zubereiten: Zur Auswahl stehen Gänseblümchen, Bärlauch, Brennnessel, Giersch, Hirtentäschel, Spitz-Wegerich, Schafgarbe, Portulak, Sauerampfer, Taubnessel, Kresse, Vogelmiere, Wiesenschaumkraut oder Kleiner Wiesenknopf, und zum Würzen ein
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wenig klein geschnittene Gundelrebe. Die zerkleinerten Kräuter in Olivenöl oder Butterschmalz andünsten, mit etwas Mehl bestäuben, mit etwas Milch und Gemüsebrühe ablöschen, etwa 10 Minuten köcheln und dann abschmecken mit Zitronensaft, Parmesan, etwas Sauerrahm und Muskatnuss.
Aus der gleichen Kräutermischung können Sie genauso gut ein feines Gemüse zubereiten – einfach mit weniger Flüssigkeit zubereiten.
Altes Wissen Das Gänseblümchen lebt ganz im Einklang mit der Sonne. Es hält wie viele Korbblütler nachts oder bei trübem Wetter seine Blüte geschlossen, aber sobald die Sonne scheint, schaut es ihr mitten ins Gesicht. Die gelbe Blütenmitte, so glaubten unsere germanischen Vorfahren, verkünde die Anwesenheit des germanischen Sonnengottes Baldur, dem die Pflanze gewidmet war. Im Mittelalter nannte man die Gänseblümchen „solis oculis“, das Sonnenauge, Sonnenblümchen oder auch Augenblume. Im nebligen London ist man heute noch erfreut, wenn sich „day’s eye“ zeigt, das „Auge des Tages“, kurz „Daisy“; auch reizende Mädchen ruft man gerne „Daisy“.