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Gott Und Die Welt« März 2016 »bach Unter Gentlemen«

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4–3 Go: und die Welt I Inhalt Programm 2 Daten & Fakten 4 Einführung Very British… Zu den Kompositionen von Elgar, Holst, Purcell, CroI, Stanford, Bri:en & Bridge 7 Gesangstexte Hear my Prayer, O Lord Beati quorum via A Prayer Evening Hymn 13 13 14 17 Biographien Gächinger Kantorei Stu:gart Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR Howard Arman 18 20 24 Vorschau Dank 27 29 Go: und die Welt I SAISON 2015-2016 Freitag, 4. März 2016 Ceaterhaus T 1 . . 19:00 . Konzerteinführung . Dr. Henning Bey . 18:15 . Konzertdauer etwa 1 ¾ Stunden . Eine Pause »Bach unter Gentlemen« Gächinger Kantorei Stu:gart Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR Howard Arman Leitung Programm 2 Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 Fantasia und Fugue BW V 537 arrangiert von Edward Elgar (1857 – 1934) für Orchester . . Beati quorum via, aus: 3 Motetten op. 38 William CroI 1678 – 1727 Hear my Prayer, o Lord für 4- bis 8-stimmigen Chor . Frank Bridge 1879 – 1941 A Prayer für Chor, Streicher, Orgel, Pauken und Schlagzeug Henry Purcell 1659 – 1695 Hear my Prayer, o Lord Z 15 für 8-stimmigen Chor . Henry Balfour Gardiner 1877 – 1950 Evening Hymn für 8-stimmigen Chor und Orgel Benjamin Bri:en 1913 – 1976 Ce Young Person‘s Guide to the Orchestra op. 34 Variationen über ein Cema von Henry Purcell für Orchester Johann Sebastian Bach Fuga à la gigue BW V 577 arrangiert von Gustav Holst (1874 – 1934) für Orchester . Charles Villiers Stanford 1852 – 1924 für 6-stimmigen Chor . . . Cema: Allegro maestoso e largamente Variation A: Presto Variation B: Lento Variation C: Moderato Variation D: Allegro alla marcia Variation E: Brillante: alla polacca Variation F: Meno mosso Variation G: (ohne Tempobezeichnung) Variation H: Cominciando lento ma poco a poco accelerando Variation I: Maestoso Variation J: L‘istesso tempo Variation K: Vivace Variation L: Allegro pomposo Variation M: Moderato Fuge: Allegro molto Pause Gächinger Kantorei Stu:gart Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR Howard Arman Leitung 3 Daten & Fakten Henry Purcell 1659 – 1695 Hear my Prayer, o Lord Z 15 für 8-stimmigen Chor Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 Fantasia und Fugue BW V 537 arrangiert von Edward Elgar (1857 – 1934) für Orchester Text englisches Anthem; Psalm 102, 2 Entstehung Vermutlich 1685. Wie das Autograph erkennen lässt, gehört Hear my Prayer, o Lord zu einem größeren Werk (Funeral anthem für König Charles I I .), das Purcell aber nicht vollendete. Autograph Cambridge Fi;william Museum . . . . . . Bese;ung Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, Englisch Horn, 2 Klarine:en, Bassklarine:e,2 Fago:e, Kontrafago:; 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba; Pauke, Schlagzeug; 2 Harfen; Streicher Entstehung Elgar orchestrierte zunächst Bachs Fuge in c-Moll für Orgel, während der mit ihm befreundete Richard Strauss die Fantasia übernehmen wollte. Die Fuge war im April 1921 vollendet. Für das Cree Choirs Festival in Gloucester instrumentierte Elgar im Juni 1922 auch die Fantasia. AuDührung Beide Teile wurden am 7. September 1922 unter der Leitung Elgars beim Festival in Gloucester aufgeführt. Verlag Novello, London . 4 . . Benjamin Bri:en 1913 – 1976 Ce Young Person‘s Guide to the Orchestra op. 34 Variationen über ein Cema von Henry Purcell für Orchester . . Bese;ung 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarine:en, 2 Fago:e; 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba; Pauken, Schlagzeug; Harfe; Streicher Entstehung Komponiert 1946 als Musik zu dem Film The instruments of the orchestra. Das Cema stammt aus der Ouvertüre von Purcells Schauspielmusik zu Aphra Behns Schauertragödie Abdelazer (1695). AuDührung Liverpool, 1946 Verlag Boosey & Hawkes, London . . William CroI 1678 – 1727 Hear my Prayer, o Lord für 4- bis 8-stimmigen Chor . . . Text englisches Anthem, beruhend auf Psalm 102, 2 und 3 Entstehung Hear my Prayer erschien 1724 im ersten Band von CroIs bedeutendem Werk Musica Sacra. . Charles Villiers Stanford 1852 – 1924 Beati quorum via, aus: 3 Mote:en op. 38 für 6-stimmigen Chor . . Text lateinisches Anthem, beruhend auf Psalm 119. Entstehung Zusammen mit den beiden anderen Mote:en op. 38 wurde Beati quorum via vermutlich bereits 1890 komponiert. Er widmete sie seinem Nachfolger am TriniM College, Alan Gray, zum 50. Geburtstag. AuDührung 1905 Verlag Boosey & Hawkes, London . . . 5 Frank Bridge 1879-1941 A Prayer . . Bese;ung 8-stimmiger Chor Streicher; Pauken, Schlagzeug; Orgel Text nach St Comas à Kempis (1379/80-1471) The Imitation of Christ, 3. Buch, Kapitel 15 Entstehung Zwischen 1916 und 1918 UrauDührung Januar 1919 in der Royal Albert Hall in London unter der Leitung des Komponisten. . . . Henry Balfour Gardiner 1877 – 1950 Evening Hymn für 8-stimmigen Chor und Orgel Very British… Zu den Kompositionen von Elgar, Holst, Purcell, CroI, Stanford, Bri:en & Bridge . . 6 Text lateinischer Hymnus; 5. / 6. Jahrhundert Entstehung 1908. Das Werk wird bis heute regelmäßig als Anthem bei Abendgo:esdiensten in anglikanischen Kirchen gesungen. Verlag Choral Public Domain Library . . Johann Sebastian Bach Fuga à la gigue BW V 577 arrangiert von Gustav Holst (1874 – 1934) für Orchester . . . Bese;ung 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarine:en, 2 Fago:e; 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba; Streicher Entstehung 1927 auf eine Anfrage der B B C zunächst für die B B C Military Band komponiert. Holst transponierte dafür Bachs Fuga à la gigue von G-Dur nach B. AuDührung 24. Februar 1930 mit dem CiM of Birmingham Orchestra in Cheltenham/ Town Hall. Verlag: Musikproduktion Höflich, München . Böse Zungen behaupten, England sei ein Land ohne Musik. Dieses durch und durch englische Programm tri: den Gegenbeweis an und zeigt darüber hinaus: England ist das Land der Chormusik. Wir beginnen zwar mit Bach — allerdings in Bearbeitungen zweier englischer Komponisten. Bach ist ja ein universaler Musikgo:, der auch in England verehrt wurde. Aber die Briten haben genauso ihren speziell englischen Bach: Henry Purcell. Er wird schon von seinen Zeitgenossen wie William CroI bewundert, und die nachfolgenden Generationen bis hin zu Benjamin Bri:en se;en sich immer wieder mit ihm auseinander. Von solchen Verschränkungen erzählt das Programm des heutigen Abends: von Henry Purcell als einer Art Ausgangpunkt für die englische Tradition, von Benjamin Bri:ens Erneuerung der englischen Musik im Geiste Purcells, von Frank Bridge als Lehrer von Benjamin Bri:en und von Charles Stanford als Lehrer von Frank Bridge und Gustav Holst. 7 Johann Sebastian Bach in Bearbeitungen von Edward Elgar und Gustav Holst Johann Sebastian Bachs Orgelwerke in einem großorchestralen Gewand zu präsentieren, das ist in Zeiten der historisch informierten AuDührungspraxis ein heikles Unterfangen, weil es jedem Versuch, dem Originalklang der Bachschen Werke möglichst nahe zu kommen, zutiefst widerspricht. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als sich Komponisten wie Max Reger, Arnold Schönberg oder Ferruccio Busoni intensiv mit Bachs Werken auseinanderse;ten, sah man das jedoch komple: anders. Edward Elgar, der in den Zwanzigerjahren Bachs Musik ebenfalls eingehend studierte, schrieb über seine Bearbeitung der Fantasie und Fuge in c-Moll: »Ich wollte zeigen, wie hinreißend und groß und glänzend er [Bach] sich selbst hätte klingen lassen können, wenn er über unsere Mittel verfügt hätte.« 8 Heute würde man einwenden, dass Bach nicht Bach gewesen wäre, wenn er zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hä:e, und vermutlich auch eine ganz andere Musik geschrieben hä:e. Doch sei’s drum. Es ist wie mit der Adaption historischer StoDe für den Film: Meist sagen sie mehr über die Epoche aus, in der sie gedreht wurden, als über die Zeit, um die es im Film gehen soll. Insofern sind die beiden Bach-Bearbeitungen von Edward Elgar und von Gustav Holst, die dieses Programm umrahmen, selbst schon wieder von historischem Interesse. Und man darf sie aus dieser Distanz auch wieder unbefangen genießen. Die Fantasie c-Moll aus BW V 537 untermalt Elgar mit einer trauer­ marschartigen Pauke. Zudem unterstreicht er in seiner Instrumentation die Seufzermotiv-Qualitäten der omnipräsenten Halbtonschri:e und rückt seine Bearbeitung damit interessanterweise in die Nähe der Bach-Passionen. Darüber hinaus sorgt die Harfe für einige geradezu cineastische Wirkungen. Fast noch wirkungsvoller ist die Bearbeitung der zugehörigen Fuge, die zunächst relativ streng beginnt, die Elgar aber unter ungehemmtem Einsa; von Schlagzeug und Blech zum Breitwandformat aufzieht. Das mag aus musikhistorischer Sicht politisch unkorrekt sein, macht aber einen Riesenspaß. Demgegenüber wirkt Gustav Holsts Bearbeitung der Fugue à la Gigue, die das heutige Programm beschließt, fast schon puristisch. Aber auch sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Holst beginnt sie nackt mit den Solo­ streichern, nimmt aber sukzessive das komple:e Orchester mit ins Boot und führt den Sa; so zu einem triumphalen Schlusspunkt. Henry Purcell und William CroI Für die englische Musikgeschichte ist er so etwas wie ein Urvater: Der Barockkomponist Henry Purcell. Purcell verließ seine Heimatstadt London nie, was seinen Status als Repräsentant der englischen Musik eher noch unterstrichen haben dürIe. Seine Zeitgenossen schä;ten ihn dafür, dass er der englischen Sprache die KraI der musikalischen ADekte beigebracht ha:e, wie man sie sonst nur dem Italienischen zusprach. Kein Wunder dass »Orpheus Britannicus«, der Titel einer Sammlung mit Liedern Purcells, irgendwann zu einem Synonym für Purcell selbst geworden ist. Purcell wurde zum Vorbild einer ganzen Komponistengeneration. Zu ihr zählte auch der knapp zwanzig Jahre jüngere William CroI. Mit Purcell verbindet ihn derselbe Lehrer (John Blow), zudem bekleideten beide Komponisten nacheinander das Amt des Organisten von Westminster Abbey. Beide schrieben Anthems, die genuin englische (und englischsprachige) Ga:ung der geistlichen, aber nicht liturgischen Chormusik und griDen dafür auch gelegentlich auf dieselben Texte zurück. So auch für »Hear my Prayer, o Lord«. Beide Anthems erklingen in diesem Konzert nacheinander. Purcell verwendet nur einen Vers aus dem Bußpsalm 102 und ver­ arbeitet ihn zu einem kaum dreiminütigen, aber ungemein dichten und ausdrucksvollen Sa;, der stark geprägt wird von einem drei­ tönigen, chromatischen Motiv auf dem Wort »crying«. William CroIs Vertonung ist weniger emotional zugespi;t. Religiöse Zuversicht mag hier im Vordergrund gestanden haben. CroI vertont zwei Verse aus dem Psalm und gliedert seinen rund fünfminütigen Sa; entsprechend in mehrere Teile. Der Wechsel zwischen vollem Chor und einzelnen Stimmgruppen sorgt zusä;lich für Abwechslung. 9 Benjamin Bri:en Benjamin Bri:en war der unbestri:en bedeutendste englische Komponist des 20. Jahrhunderts. Sein Orchesterwerk Young Person’s Guide to the Orchestra zeigt zwei Aspekte, an denen Bri:en gelegen war: Erstens den heute sehr aktuellen Ansa;, für Kinder und Jugendliche zu komponieren und ihnen einen Zugang zur klassischen Musik zu verschaDen; zweitens seine Auseinanderse;ung mit Henry Purcell. Als Bearbeiter und Herausgeber von Werken Purcells machte sich Bri:en um die Wiederentdeckung und Pflege des eigenen Musikerbes verdient. Er wollte, so schrieb er im Zusammenhang mit seiner Oper Peter Grimes, »Glanz, Freiheit und Lebendigkeit der englischen Musik erneuern, die mit Purcell geschwunden« seien. The Young Person’s Guide to the Orchestra (1945 – 47) war zunächst als 10 Musik zu einem Film gedacht, in dem jungen Menschen die Orchester­ instrumente vorgestellt werden. Heute ist das knapp zwanzigminütige Stück eines der beliebtesten Orchesterwerke Bri:ens. Es ist als Varia­tionenfolge über ein Cema von Henry Purcell angelegt, das dem Rondeau aus seiner Ouvertüre zu Abdelazer entnommen ist. Schon die Cemenvorstellung selbst macht Bri:en zu einem Reigen der unterschiedlichen Orchestergruppen. Die anschließenden Varia­ tionen stellen auf überaus humorvolle Weise einzelne Instrumente und ihre Charakteristika vor. Eine Fuge beschließt das Stück, in der das Ausgangsthema vom Blech mit großem Pomp wieder aufgegriDen wird, während sich die komplexe Kontrapunktik der Fuge einfach fortse;t. The Young Person’s Guide ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich pädagogischer und künstlerischer Anspruch miteinander verbinden lassen. Charles Villiers Stanford Der heute nur noch wenig bekannte spätromantische Komponist Charles Villiers Stanford war zu seiner Zeit eine wichtige musikalische Persönlichkeit. In Dublin geboren und aufgewachsen, machte er in England Karriere, wo er zum ersten Professor für Komposition am neuen Royal College of Music in London berufen wurde. Hier unter­richtete er unter anderem Gustav Holst und Frank Bridge, der wiederum Benjamin Bri:ens Lehrer wurde. Stanford verbrachte drei Jahre seiner Studienzeit auch in Deutschland, wo er bei Carl Reinecke in die Lehre ging und Kontakte zu zahlreichen Musikern und Komponisten wie Johannes Brahms, Joseph Joachim oder Jacques ODenbach knüpIe. Seiner Mote:e Beati Quorum via ist das durchaus anzuhören. Zugleich orientiert sich Stanford hier an der großen Tradition der Mote:en­ komposition, was sich beispielsweise in der wechselchörigen Behand­ lung von Frauen- und Männerstimmen oder dem Gebrauch von Imitationstechniken niederschlägt. Frank Bridge Frank Bridge und Benjamin Bri:en waren sich durch Vermi:lung von Bri:ens Violalehrer Audrey Alston 1927 erstmals begegnet. Bridge war so beeindruckt von der musikalischen Erfindungsgabe des 13-Jährigen, dass er ihn zu seinem Schüler machte. Der damals 48-jährige Bridge ha:e zu dieser Zeit seine Lehrtätigkeit bereits aufgegeben, aber für Bri:en machte er noch einmal eine Ausnahme. Und nicht zule;t durch Bri:en, der ihm in seinen Variations on a Theme of Frank Bridge ein Denkmal se;te, lebt Bridges Name bis heute fort. 11 Frank Bridge stammte aus Brighton und studierte am Royal College of Music in London Violine und, wie bereits erwähnt, bei Charles V. Stanford Komposition. Als Bratschist erspielte er sich großes Ansehen. Als Komponist widmete er sich allen wichtigen Genres — außer der geistlichen Vokalmusik. A Prayer ist sein einziges großes Chorwerk mit Orchester (in unserem Programm erklingt es in einem Arrangement für Chor und Orgel). Es entstand unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs, und man kann es als Friedensappell des Pazifisten Bridge verstehen. Der Text ist dem mi:elalterlichen Erbauungsbuch Die Nachfolge Christi des deutschen Mystikers Comas von Kempen ent­ nommen. Obwohl Bridge nicht sonderlich religiös war, gelang ihm mit A Prayer ein Werk von beeindruckender religiöser Demut. Der introvertierte Tonfall, in dem das Stück in weiten Teilen gehalten ist, se;t ein bewusstes Gegengewicht zum Horror des Weltkriegs. In der Mi:e schwingt sich der Sa; zur apotheotischen Begeisterung auf, um dann in stiller Erwartung des Seelenfriedens durch den Tod (»I will sleep and take my rest«) zu enden. Henry Balfour Gardiner Mit Henry Balfour Gardiner gibt es einen weiteren wenig bekannten Namen im Programm, der jedoch für die englische Musik wiederum wichtig war — nicht nur wegen eigener Kompositionen, von denen nur wenige überlebt haben, sondern weil Gardiner die englische Musik auch mäzenatisch förderte. Geboren 1877 in London, studierte er in Frankfurt a. M. Musik, wo er sich der so genannten Frankfurter Gruppe anschloss. Anders als man vermuten könnte, bestand diese Gruppe ausschließlich aus englischen Komponisten, zu denen Gardiner eine lebenslange FreundschaI pflegte. 12 H. Balfour Gardiners Evening Hymn ist ein weiteres Beispiel für die englische Tradition des Anthems — und neben »Hear my Prayer, o Lord« von Purcell und von William CroI sowie Frank Bridges A Prayer ein weiteres Gebet in unserem Programm. Der Text stammt von einer lateinischen Hymne aus dem 5./6. Jahrhundert, die in den Stunden­ gebeten für die Complet, das Nachtgebet, verwendet wurde. Gardiner schrieb Evening Hymn 1908, aber anders als in Brigdes Prayer se;t der Chor hier nach einem Orgelvorspiel quasi mit einem Ausrufezeichen ein. Auch sonst schwelgt der Sa; in üppiger romantischer Klanglich­keit. Evening Hymn ist Gardiners bekanntestes Werk und wird bis heute regelmäßig bei Abendgo:esdiensten in anglikanischen Kirchen gesungen. Hear my Prayer, O Lord Hear my prayer, O Lord, and let my crying come unto thee. Hide not thy face from me in the time of my trouble, incline thine ear unto me when I call. O hear me, and that right soon. Herr, höre mein Gebet und lass mein Schreien zu dir kommen! Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not, neige deine Ohren zu mir; wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald! Psalm 102, 2 & 3 Beati quorum via Beati quorum via integra est: qui ambulant in lege Domini. Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des Herrn wandeln! Psalm 119, 1 Elisabeth Schwind 13 A Prayer 14 Grant me Cy grace, most merciful Jesus, that it may be with me, and may labour with me, and continue with me to the end. Gib mir deine Gnade, höchstbarmherziger Jesus, auf dass sie bei mir sei und mit mir wirke und mich begleite bis ans Ende. Grant me always to will and desire that which is most acceptable to Cee, and which pleaseth Cee best. Let Cy will be mine, and let my will always follow Cine, and agree perfectly therewith. Gib mir, dass ich stets nur wünsche und begehre, was dir am angenehmsten ist und was dir größte Freude tut. Mach, dass dein Wille der meine sei und mein Wille dem deinen stets folge und ganz mit ihm gleich sei. Grant me Cy grace. Gib mir deine Gnade usw. Grant that I may die to all things that are in the world, and for Cy sake love to be despised and not to be known in this world. Gib, dass ich sterbe vor allen Dingen, die da sind in der Welt, und ich um deinetwillen gern verachtet werden und allen unbekannt sein mag in dieser Welt. Grant me Cy grace. Gib mir deine Gnade. Grant that I may rest in Cee above all things that can be desired, and that my heart may be at peace in Cee. Cou art the true peace of the heart, Cou art its only rest; out of Cee all things are irksome and restless. ln this very peace which is in Cee, the one supreme Eternal Good, I will sleep and take my rest. Gib, dass ich ruhen mag in dir vor allem, was der Mensch begehrt, und dass mein Herz Frieden finde in dir. Du bist der wahre Friede des Herzens und seine einzige Ruhe; außer dir ist alles Plage und Unruhe. ln diesem tiefen Frieden, ja in dir, dem einen höchsten und ewigen Guten, will ich einschlafen und zur Ruhe kommen. 15 Thomas von Kempen (1379/80-1471), aus: Die Nachfolge Christi, 3. Buch, 15. Kapitel Übersetzung: Andreas Klatt Evening Hymn Te lucis ante terminum, rerum Creator, poscimus, ut pro tua clementia, sis praesul et custodia. Vor dem Verschwinden des Lichtes bitten wir dich, o Schöpfer der Dinge, dass du nach deiner Güte unser Schützer und Wächter seist. Procul recedant somnia, et noctium phantasmata hostemque nostrum comprime, ne polluantur corpora. Fern mögen weichen die Traumgebilde und trügerischen Vorstellungen der Nacht, und halte in Schranken unsern Feind, damit der Körper nicht befleckt werde. Praesta, Pater piissime, patrique compar unice, cum Spiritu Paraclito, regnans per omne saeculum. Verleihe es, o gütigster Vater und du, Eingeborener gleich dem Vater mit dem Tröster, dem heiligen Geist herrschend in alle Ewigkeit. Amen. Amen Übersetzung von Adalbert Schulte 17 Foto Holger Schneider 18 19 Die Gächinger Kantorei steht seit August 2013 unter der künst­ lerischen Leitung von Hans-Christoph Rademann, dem Leiter der Internationalen Bachakademie Stu:gart. Unter der TrägerschaI der Bachakademie gestalten die Ensembles eine Vielzahl an Konzerten und Gastspielen (u. a. China, Lateinamerika und zu Festspielen in Salzburg, New York, Paris und Seoul), Hörfunk- und C D -Aufnahmen (zule;t Bachs h-Moll-Messe). Im Zentrum der Ensemblearbeit stehen Werke von Schü; bis hin zu zeitgenössischen AuIragswerken. Einen Fokus bilden seit jeher die Vokalwerke von Johann Sebastian Bach. Die Gächinger Kantorei Stu:gart wurde 1954 von Helmuth Rilling gegründet. Neben AuIri:en mit dem Partner-Ensemble Bach-Collegium Stu:gart arbeitet die Gächinger Kantorei u. a. auch mit dem Freiburger Barockorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den Wiener Philharmonikern oder dem New York Philharmonic sowie mit renommierten Gastdirigenten zusammen. Eine enge PartnerschaI besteht zum Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des S W R . Mit AuDührungen der vergangenen Saison in Deutschland und auf Tournee durch Südamerika, konnten die Ensembles Gächinger Kantorei und das Bach-Colllegium Stu:gart die Entwicklung einer künstlerischen Neupositionierung unter Leitung von Hans-Christoph Rademann eindrucksvoll belegen. . . . Sopran Barabara Altvater Henrie:e Autenrieth Mirjam Borchert Alice Borciani Claudia Ehmann Eva Herzig Minyoung Lee Christiane Opfermann Alevtina Prokhorenko Anja Scherg Alt Jennifer Gleinig Anne Hartmann Tanja Haßler Constanze Hirsch Angela Müller Rebekka Nee; Franziska Neumann Judith Rautenberg Sandra Stahlheber Illona Ziesemer-Schröder Tenor SteDen Barkawi; Jörg Deutschewi; Christoph Haßler Henning Jensen Andrejus Kalinovas Daniel Karrasch Achim Kleinlein Tobias Liebelt Christof Sommer Vladimir Tarasov Bass Matias Bocchio Guido HeidloD Joachim Herrmann Menno Koller Simon Millan Stefan Müller-Ruppert Hanns Pommerien Frank Schlichter Florian Schmi:-Bohn Stefan Weiler Choreinstudierung Stefan Weiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 21 Foto Comas Müller Das Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR — gegründet 1945 — ist einer der bedeutendsten musikalischen BotschaIer des Landes. Pro Saison spielt das R S O rund 80 Konzerte im Sendegebiet des SWR, es gastiert in nationalen und internationalen Musikzentren und bei Festspielen. Die Ausrichtung des R S O Stu:gart fokussiert sich auf zum einen auf das große klassisch-romantische Repertoire, das in exemplarischen Interpretationen gepflegt wird, zum anderen auf die zeitgenössische Musik und selten gespielte Werke und Komponisten. Die Forderung junger Künstler gehört ebenso zum Selbstverständnis des R S O wie die Erschließung anspruchsvoller Musik für ein junges Publikum. Seit September 2011 ist der Franzose Stéphane Denève Chefdirigent beim Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des S W R . Denève, der sich ein großes Repertoire klassischer und zeitgenössischer Werke angeeignet hat, pflegt eine besondere Beziehung zur Musik seiner französischen Heimat. Denève ist Nachfolger von Sir Roger Norrington, der von 1998 bis 2011 in gleicher Position das R S O Stu:gart leitete und nun Ehrendirigent des R S O ist. Norrington ist es gelungen, dem RSO ein ganz unverwechselbares Profil durch die Verbindung von historisch informierter AuDührungspraxis mit den Mi:eln eines modernen Sinfonieorchesters zu verleihen. Hans Müller-Kray und Carl Schuricht prägten als erste Dirigenten das R S O . Sergiu Celibidache war von 1972 bis 1982 künstlerischer Leiter und entwickelte durch seine ebenso intensive wie suggestive Probenarbeit ein neues Klangideal, das die Spielkultur wegweisend für viele Jahre prägte und das R S O in die internationalen Spi;enorchester einreihte. Sir Neville Marriner und Gianluigi Gelme:i waren die R S O -Chefdirigenten in den 1980er und 90er-Jahren, Georges Prêtre übernahm 1996 die künstlerische Leitung. Große Solisten und Dirigentenpersönlichkeiten waren bzw. sind beim R S O zu Gast, u. a. Carlos Kleiber, Wilhelm Furtwängler, Maria Callas, Ferenc Fricsay, Yehudi Menuhin, Karl Böhm, Sir Georg Solti, Alfred Brendel, Kurt Sanderling, Mstislaw Rostropowitsch, Giuseppe Sinopoli, Anne-Sophie Mu:er, Herbert Blomstedt, Hélène Grimaud, Rolando Villazón, Frank Peter Zimmermann und Lang Lang. Flöte Gaby Pas-Van Riet Oboe Philippe Tondre Violine I Mila Georgieva Gustavo Surgik Gabriele Turck Karsten Peters Stefan Bornscheuer Gesa Jenne-Dönneweg Stefan Knote Mathias Hochweber Helke Bier Andreas Ri;inger Andreea Chiriac Carl-Magnus Helling Lesia Ponomarova Olga Arnakuliyeva* . . . . . . . . . . . Violine II David Maurer Silke Meyer-Eggen Peter Lauer Ada Gosling Sylvia Schnieders Alina Abel Insa Fritsche Karin Adler Soo Eun Lee Larissa Manz Isabelle Farr I-Zen Hsieh* . . . . 22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg ter Voert . Öguzhan Güner* Trompete Comas Hammes . . Kontrabass Konstanze Brenner Wolfgang Güntner Frederik Stock Arvid Christoph Dorn Ryutaro Hei Ellen Kühling** . . Kurt Berger . Felicia Kern** . Violoncello Yves Savary Marin Smesnoi Hendrik Cen-Bergh Philipp Schachinger Fionn Bockemühl Wolfgang Düthorn Hoang Nguyen Jonathan Schirmer . Fago: Libor Sima . Anne:e Schü; . Yurie Aramaki* Horn Wolfgang Wipfler Raymond Warnier Dietmar Ullrich Josef Weissteiner Viola Gunter TeuDel Ingrid Philippi Dirk Hegemann Sally Clarke Dora Scheili Nicole Nagel Teresa Jansen Janis Lielbardis Constanze Marggraf Barbara Weiske . . Klarine:e Dirk Altmann . Christina Singer . Leonid Grudin . . Posaune Tobias Burgelin . . . Karl-Heinz Halder . Markus Kuen . Florian Me;ger . Harald Matjacic 23 Tuba Jürgen Wirth Schlagzeug Franz Bach Martin Rosenthal Johann Seuthe Benedikt Kurz . . . Robert Ke:e . Ulrich Grunert . Pauke Peter Stracke Harfe Renie Yamahata . Martina Schro: Orgel Hans Schnieders *Volontär **Akademist 24 25 Foto Ingo Höhn Howard Arman wurde in London geboren und studierte am TriniM College of Music. Nach erfolgreicher Tätigkeit mit führenden Ensembles seiner Heimat folgten Engagements in ganz Europa sowie in Jerusalem. Als Dirigent international tätig, arbeitete er in Deutschland mit den Chören des N D R , des S W R , des R I A S Berlin, in Österreich mit dem O R F -Chor. Von Mai 1998 bis 2013 war er Dirigent und Künstlerischer Leiter des M D R Rundfunkchores Leipzig. Den Salzburger Bach-Chor leitete Howard Arman seit der Gründung im Jahr 1983 bis 2000. In Italien fanden in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Hans Werner Henze zahlreiche Konzerte mit englischen Chören und Aufnahmen bei Fest­spielen in Rom und Montepulciano sta:. 1991 gab er sein Debüt als Dirigent im Wiener Musikverein, 1995 leitete er die EröDnung der Salzburger Festspiele. Daneben dirigierte er zahlreiche Produktionen an Opernhäusern in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Für die Neuformierung des Händel-Festspielorchesters anlässlich der Produktion von Orlando erhielt Howard Arman 1996 den Händel-Preis. Am Luzerner Ceater übernahm er bereits die musikalische Leitung bei den Produktionen Dido and Aeneas (Purcell), Le nozze di Figaro (Mozart) und Hercules (Händel) sowie bei Metamorphosen, einem Tanztheater von Verena Weiss, für das er auch eigene Kompositionen beisteuerte. Ab Herbst 2010 leitete er als Generalmusikdirektor der Ceater und Philharmonie Cüringen unter anderem AuDührungen von Dido and Aeneas, Die Zauberflöte (Mozart) und Tristan und Isolde (Wagner). Seit August 2011 ist Howard Arman Musikdirektor des Luzerner Ceaters. Eine umfangreiche, mit zahlreichen Preisen bedachte Diskographie zeugt zudem vom Wirken des Dirigenten. Mit Beginn der Konzert­saison 2016/17 wird Howard Arman künstlerischer Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks. Vorschau M U S I K A L I S C H E R S A LO N V Donnerstag, 21. April 2016 19:00 Internationale Bachakademie Stu:gart . . Konzertsaal Ludwig van Beethoven Missa Solemnis op. 123 Dr. Andreas Bomba im Gespräch mit dem MusikwissenschaIler Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg A K A D E M I E KO N Z E RT V Samstag, 23. April 2016 19:00 Sonntag, 24. April 2016 19:00 Liederhalle Beethoven-Saal . . . 27 Ludwig van Beethoven Missa Solemnis op. 123 . Konzerteinführung 18:15 Liederhalle Beethoven-Saal mit Dr. Andreas Bomba . Hanna-Elisabeth Müller Sopran Lioba Braun Alt Brenden Gunnell Tenor Günther Groissböck Bass Gächinger Kantorei Stu:gart Sinfonieorchester Basel Hans-Christoph Rademann Leitung G OT T U N D D I E W E LT I I Freitag, 13. Mai 2016 19:00 StiIskirche . Heinrich Schü; Psalmen Davids (Auswahl) . Konzerteinführung 18:15 mit Dr. Henning Bey & Hans-Christoph Rademann Solistenensemble Dresdner Kammerchor Dresdner Barockorchester Hans-Christoph Rademann Leitung 28 Internationale Bachakademie Stu:gart Vorsi;ender des Vorstandes Helmut Nanz Akademieleiter Prof. Hans-Christoph Rademann Intendant Gernot Rehrl . . . . . . Redaktion Dr. Christiane Plank-Baldauf Dr. Henning Bey Der Einführungstext ist ein Originalbeitrag von Dr. Elisabeth Schwind Umschlagsmotiv photocase Sa; vjp Druck OKzin Scheufele Änderungen vorbehalten. . www.bachakademie.de . . Wir danken: Die Arbeit der Internationalen Bachakademie Stu:gart ist nur durch die Identifikation und großzügige Unterstü;ung zahlreicher Sponsoren, Partner und Förderer möglich. Wir danken ihnen allen sehr herzlich und freuen uns auf gemeinsame musika­lische Erlebnisse! ZUWENDUNGSGEBER S P O N S O R E N & PA RT N E R & F Ö R D E R E R KLETT GRUPPE Lechler Stiftung IBANET Gutes Tun verbindet D IETER VON H OLTZBRINCK S TIFTUNG G MB H Lechler Stiftung Gutes Tun verbindet B E S O N D E R E R DA N K A N M E D I E N PA RT N E R stifts O R GA N I S AT I O N S - & V musik E R A N S TA LT U N G S PA RT N E R stifts musik HORLEITERTREFFEN