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extra blick
Nummer 5, 1. April 2016
Wenn die Ahnlkinder Rund um Ostern war früher eine geschenkvolle Zeit – so wie bei uns heut zu Weihnachten. Und wie Weihnachten wird Ostern von der Kirche eigentlich acht Tage lang gefeiert.
Quasimodo, gefunden als kleines Kind am Weißen Sonntag. Besser bekannt als der Glöckner von Notre Dame in einem Film aus dem Jahr 1923.
Ostermontag war in vielen Familien der Tag für den Besuch bei den Taufgoden oder Firmgoden.
An die hundertfünfzig Jahre ists her, da hat der Kremsmünsterer Benediktinermönch P. Amand Baumgarten aufgeschrieben, was es bei uns im südlichen Oberösterreich an Bräuchen gibt. Und da heißt es – „Am Ostermontag gehen die Godnkinder nach Emaus, d.h. zu ihren Gödn, von denen sie bewirtet werden. In Steinerkirchen bekommen die Gödn neben anderem 8 Eier. Ähnliches geschieht am Weißen Sonntag, an welchem die Großeltern ihre Enkelkinder bewirten (Kremsmünster). Er heißt darum auch der Ahnlsonntag.“ Getauft wurde in der Osternacht Der Sonntag nach Ostern, der „Weiße Sonntag“ hat seinen Namen noch von der alten Kirche her. Aus der Zeit, als Menschen als Erwachsene getauft wurden und nicht als Säuglinge. Damals trugen diese erwachsenen Täuflinge ihr weißes Taufgewand acht Tage lang. Bis zum Sonntag nach
Der Weiße Sonntag war lange Zeit ein beliebter Tag für die Erstkommunion. Bis irgendwann klar war, dass das mit Ostern nicht so viel zu tun hat.
Anno dazumal Franz X. Wimmer
Ostern. An diesem Sonntag gibts ein Evangelium im Gottesdienst, das nochmal deutlich erinnert, dass Christus auferstanden ist: Vom Apostel Thomas ist da die Rede, der nicht dabei ist, als Jesus seinen Jüngern das erste Mal erscheint. Und als ihm die anderen davon erzählen, sagt er, dass er das erst glaubt, wenn er es sehen und greifen kann. Am achten Tag nach Ostern kommt Jesus, der Totgeglaubte, wieder zu den Jüngern. Thomas ist mit dabei. Und was wichtiger ist, als sein anfänglicher Unglaube – er ist der Erste, der von Jesus sagt – „mein Herr und mein Gott“. Ein Bekenntnis, das für Christen im Zentrum ihres Glaubens stehen wird. Begierig nach Gutem nicht nach Bosheit Begonnen wird die Messe am Weißen Sonntag mit einer Stelle aus dem ersten Petrusbrief. Statt Bosheit, Betrug und Neid sollen die Christen begierig sein nach dem, was Jesus vorgelebt hat – begierig wie neugeborene Kinder nach der Milch. Und diese Stelle auf Latein hat dem Sonntag auch einen seiner alten Namen gegeben – „Quasimodo geniti“. Es ist kein Zufall, wenn uns dieser Name an einen Film erinnert: Quasimodo, der „Glöckner von Notre Dame“, ist als Kind von seinem Stiefvater an genau diesem Sonntag gefunden worden. Und deshalb hat er diesen Namen bekommen. Und der Weiße Sonntag bei uns? Der ist je nach Gegend und Familiensitte recht unterschiedlich: In manchen Häusern kommen die Enkel zu Besuch, in manchen die Godnkinder und manchmal beide.