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Homöopathische Hausapotheke für Säuglinge und Kinder Einige Grundlagen: Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann (1755-1843) entwickelte das System der Homöopathie Ende des 18. Jahrhunderts. Er war als ein großer Vordenker mit dieser Heilmethode seiner Zeit weit voraus. Die Grundlagen und das Verständnis von Gesundheit und Krankheit, das Hahnemann erforscht hat, haben noch heute Bestand und sind noch heute gültig. Die Homöopathie blickt als Erfahrungsmedizin auf über 200 Jahre Erfahrung zurück. Hahnemann begann, weil die damaligen Heilmethoden ihn als Arzt nicht zufriedenstellten, über das Wesen der Heilung nachzudenken und entwickelte eine Methode, aus der dauerhaft Heilung resultieren sollte, was bis heute der Anspruch der Homöopathie ist. Er stieß bei seinen Studien auf das Konzept „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“, was als „Ähnlichkeitsgesetz“ bekannt geworden ist und die Grundlage für die homöopathische Arzneimittelanwendung darstellt. Das bedeutet in der Praxis: ein Arzneimittel kann das Symptom heilen, welches es auch erzeugen kann. Nachdem Hahnemann zufällig auf dieses Prinzip gestoßen war, begann er, unverdünnte Arzneien daraufhin zu überprüfen, was für Symptome sie erzeugen konnten. Weil dies bei toxischen Substanzen zu einer Gratwanderung zwischen Heilung und Vergiftung führte, entwickelte er das Verfahren der Potenzierung (dadurch reduzierte er die Arzneimenge in ungiftige Größenordnungen) und stellte zu seiner Überraschung fest, dass die Substanz umso kraftvoller in der Wirkung wurde, je höher sie potenziert wurde, und er beobachtete auch, dass die Behandlung am erfolgreichsten war, wenn das Arzneimittel nur einmal verabreicht wurde. Damit steht die homöopathische Herangehensweise im Gegensatz zu herkömmlichen medizinischen Verordnungen: Es werden keine Medikamente (stofflich) regelmäßig verabreicht, die nicht mehr wirken, wenn man sie nicht mehr nimmt, sondern eine Information (nicht-stofflich) bringt einmal gegeben eine Heilreaktion in Gang, die eine Kette von Ereignissen auslöst. Durch das Potenzieren wird der materielle Aspekt des Ausgangsstoffes verringert und gleichzeitig seine dynamische Eigenschaft, seine Energie, erhöht. Der Körper, der auf materieller Ebene existiert, wird durch einen Mechanismus zum Leben erweckt, den wir Lebenskraft nennen. Im Krankheitsfall kommt es als erstes immer zu einer Verstimmung der Lebenskraft und um eine Krankheit nicht nur oberflächlich Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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zu behandeln, sondern wirklich zu heilen, müssen wir zum Kern des Problems vordringen und diese Verstimmung der Lebenskraft erreichen, dazu benötigen wir ein energetisches Heilmittel. Homöopathische Heilmittel arbeiten mit der Lebenskraft, durch eine Stimulation der Selbstheilungskraft als Teil der Lebenskraft wird diese darin unterstützt, das Gleichgewicht im Organismus selbst wiederherzustellen. Homöopathische Arzneimittel werden aus unterschiedlichsten Ausgangsstoffen hergestellt: aus Pflanzen, Tieren, Mineralien oder auch aus krankem Gewebe („Nosoden“). Seit Hahnemann werden dabei die natürlich vorkommenden biologischen Komplexe verwendet. Um die Wirkung eines Ausgangsstoffes auf den Menschen herauszufinden, werden sogenannte Arzneimittelprüfungen durchgeführt. Dazu nehmen gesunde Prüfer eine homöopathisch zubereitete Substanz ein, bis sie Symptome entwickeln. Diese werden zusammengetragen und in homöopathischen Arzneimittellehren („Materia medica“) als hypothetisches Arzneisymptombild niedergeschrieben. Alle aufgeführten Symptome einer Arznei stellen dann die Indikationen für die Verwendung dieses Mittels bei erkrankten Menschen dar. Für die Herstellung eines homöopathischen Arzneimittels wird der Ausgangsstoff potenziert, dadurch verringert sich der materielle Aspekt und erhöht sich gleichzeitig die Energie. Der Ausgangsstoff wird über die ersten drei Potenzstufen mit Milchzucker in einem Mörser verrieben und ab der 4. Potenzstufe mit Alkohol in Flaschen verschüttelt. Für die Herstellung von sog. C-Potenzen wird 1 Teil Arznei mit 99 Teilen Milchzucker 10 min. verrieben, wobei der Arzneistoff mit dem Milchzucker eine Verbindung eingeht. Von dieser 1. Verreibung (C1) wird 1 Gewichtsanteil wiederum mit 99 Anteilen Milchzucker verrieben zur C2, das Gleiche wiederholt führt zur C3, ab der C3 wird mit Alkohol weiterverdünnt und statt verrieben 100mal verschüttelt. Ist die Potenzstufe erreicht, die hergestellt werden soll, werden Saccharosekügelchen als Trägerstoff mit dieser Zubereitung benetzt. Die Herstellung der D-Potenzen ist die gleiche, nur wird im Verhältnis 1:9 verdünnt und bei jeder Potenzstufe 10mal verschüttelt. Niedrige Potenzen (z.B. D2, D6, D12, D30, C6, C12) haben eine schwache, hauptsächlich körperbezogene Wirkung und müssen bei sehr kurzer Wirkdauer oft wiederholt werden. Mittlere Potenzen (C30, C200) haben eine mittlere Wirkdauer je nach Zustand von einigen Stunden bis einigen Wochen. Hohe Potenzen (C1000 und höher) sind für die Selbstanwendung nicht geeignet, sie haben eine tiefe Wirkung, die einige Monate anhalten kann und werden nach Einschätzung der Reaktion in größeren Abständen wiederholt. Für die Hausapotheke empfehle ich die Potenz C30, in einigen Fällen ergänzt durch die C200. Diese Potenzen wirken auf körperlicher und energetischer Ebene, sie erreichen die verstimmte Lebenskraft, stimulieren die Selbstheilungskraft und können die seelisch-geistige Ursache hinter einer Erkrankung erreichen, nicht nur die Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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körperlichen Symptome. Wird das passende Heilmittel ausgewählt, dann wirkt es sehr deutlich im erkrankten Menschen, wodurch die Wirkung auch gut eingeschätzt werden kann. Etwas Achtsamkeit und Beobachtungsgabe werden benötigt für die Wiederholung der Arzneigaben, sie werden nicht so oft wiederholt wie die DPotenzen, sondern nach dem homöopathischen Prinzip wird erst, wenn die Arznei ausgewirkt hat, die Information wieder gegeben. D-Potenzen werden i.d.R. in der Laienliteratur empfohlen und sind Bestandteile der sog. „Komplexmittel“. Ich kann ihre Anwendung aus folgenden Gründen nicht empfehlen: Sie wurden eingeführt aufgrund eines entstandenen Bedürfnisses nach einer klinisch ausgerichteten und an der Schulmedizin orientierten Homöopathie von Medizinern, die eine wenn auch geringfügige, aber stoffliche Wirkung einer energetischen vorzogen. Sie wirken mehr auf der körperlichen Ebene und damit v.a. auf rein körperliche Symptome, die tieferliegende Störung der Lebenskraft und die Selbstheilungskräfte werden dabei nicht berührt. Sie haben eine kurze Wirkdauer und insgesamt schwache Wirkung, die deshalb auch schwer beurteilt werden kann. Dadurch, dass sie oft wiederholt werden müssen, besteht grundsätzlich die Gefahr einer Unterdrückung von Symptomen. Welche Symptome werden zum Auffinden des passenden Arzneimittels in einem akuten Krankheitsfall benötigt? Zu den Symptomen gelangen wir hauptsächlich durch Beobachten (v.a. bei Kindern) und Befragen, dabei werden die Symptome nicht bewertet (erklärt), sondern so genommen, wie sie sind. Wichtig ist es, für die erkrankte Person spezifische Symptome herauszufinden und weniger die für die Krankheit typischen Symptome. Wir beziehen nur die Symptome ein, die während der akuten Erkrankung aufgetreten sind oder sich währenddessen verstärkt haben. Wichtig sind auffallende Symptome (z.B. Husten beim Essen), eigentlich widersprüchliche Symptome (z.B. Übelkeit gebessert durch Essen) oder auch spezielle Bedürfnisse und Abneigungen (Heißhunger nach Süßem, Verlangen nach frischer Luft…). Auf welche Symptome achten wir? -
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Ätiologie (Ursache für die Verstimmung, z.B. Sturz, Verkühlung, Kummer), wenn sie eindeutig ist, ist sie von höchster Bedeutung für die Arzneiwahl. Geschwindigkeit und Intensität des Krankheitsausbruchs. Geistige und emotionale Symptome: Wie verhält sich der Kranke in der Krankheit? Die ersten gesundheitlichen Veränderungen machen sich im allgemeinen Befinden bemerkbar und sind von höchster Wichtigkeit bei der Wahl der passenden Arznei. Allgemeinsymptome: Wie sind Durst, Appetit, Wärmehaushalt, Schweiß, Schlaf, Empfindungen (z.B. Schmerzart)?
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Modalitäten: Was bessert (>), was verschlechtert (<) die Beschwerden und wann treten die Beschwerden auf oder verschlimmern sich? Begleitsymptome: Gibt es andere momentane Beschwerden neben der Hauptbeschwerde? Lokalsymptome: Darunter zählen zeitlich und örtlich begrenzte Symptome.
Mit diesen gefundenen Symptomen kann man den „kurzen Weg zur Arznei“ gehen, der sich grundlegend von einer Anamnese bei einem Homöopathen unterscheidet, aber bei akuten Erkrankungen (für chronische oder sich dahinziehende Krankheiten ist er nicht geeignet) auf relativ einfachem Weg zum Erfolg führen kann. Man liest in geeigneter Literatur (Empfehlungen von mir siehe Anhang) zuerst unter der entsprechenden Diagnose die Liste der empfohlenen Arzneimittel durch und schaut, ob sich alle bei dem Erkrankten gefundenen Symptome in einem Arzneimittelbild wiederfinden. Da jeder Autor andere Schwerpunkte setzt, andere Erfahrungen hat und unterschiedliche Mittel bespricht, empfielt es sich, mehr als ein Werk zur Hand zu haben und bei der Auswahl eines Buches vorher zu schauen, ob es verständlich und gut zu handhaben ist, denn auch darin gibt es große Unterschiede innerhalb des inzwischen riesigen Angebots an Literatur. Ist die Entscheidung für ein Mittel gefallen, ist es optimal, eine „Materia medica“ (Arzneimittellehre) zur Hand zu nehmen und in der Beschreibung des Arzneimittels noch einmal gegenzulesen, ob die Beschreibung der Symptomatik in den wesentlichen Punkten auf den Erkrankten zutrifft. Es gibt Literatur, in der bewährte Indiktionen und Arzneimittelbeschreibungen kombiniert werden (siehe Anhang). Man gibt dann eine Einmalgabe (ca. 2-5 Globuli – wie viele Globuli ist nicht wichtig, entscheidend ist die Anzahl der Gaben) der ausgesuchten Potenz (meist C30) und wartet eine Zeitlang ab. (Hinweis: Ist die Potenz, die eigentlich gegeben werden soll, nicht zur Hand, gibt man die Potenz, die da ist und passt die Wiederholung der Gaben an die Potenzhöhe an – wichtiger als die Potenz ist, dass das Mittel passt.) Folgende Faktoren beachten wir, um beurteilen zu können, ob das Arzneimittel richtig ausgewählt wurde und wann es ggf. wiederholt werden muss: -
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Es ist von Vorteil, eine Vorstellung für den Verlauf der Erkrankung zu haben, damit die Arzneimittelwirkung eingeschätzt werden kann: Was erwarte ich? Krankheit ist immer ein dynamischer Prozess, es passiert etwas. Schreitet die Krankheit fort oder wirkt das Arzneimittel? Je kritischer der Zustand ist, desto schneller muss man von dem gegebenen Arzneimittel eine Reaktion erwarten: bei akuten Zuständen sind i.d.R. bis 30 min. nach Gabe der richtigen Arznei erste Anzeichen der Besserung von Symptomen zu erkennen. Die Wirkung ist zuerst an den geistigen und emotionalen sowie den Allgemeinsymptomen zu erkennen, die lokalen Symptome bessern sich zuletzt: subtile Veränderungen hinsichtlich Energie, Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Schlaf (Kinder schlafen nach der richtigen Arznei oft ein), Entspannung (Angst lässt z.B. nach)… Manchmal helfen die Arzneien dem Körper auch, etwas zu tun, was er zum Gesund werden braucht: Erbrechen, Durchfall, Hautausschläge, ein Fieberanstieg ist möglich: dies muss unterschieden werden von einer Verschlechterung der Symptome der Erkrankung: tritt eine solche auf, ist das Mittel nicht passend und die Symptome müssen neu aufgenommen und bewertet werden. Kommt es zu einer Reaktion, werden keine Arzneigaben wiederholt, solange die Reaktion anhält, der Organismus arbeitet und würde nur gestört werden. Wiederholt wird das gleiche Mittel erst dann, wenn die Verbesserung stagniert oder wieder leicht rückläufig wird (das Mittel hat dann ausgewirkt). Es ist möglich, dass nur ein einziges Mittel während des gesamten Krankheitsverlaufs benötigt wird, das eben immer dann wiederholt wird, wenn es ausgewirkt hat. Es gibt auch die Möglichkeit, das angezeigte Heilmittel für die Wiederholungsgaben zu „verkleppern“, man kann es so etwas öfter wiederholen als die Globuli: man löst ca. 5 Globuli des Mittels in einem kleinen Glas Wasser auf, rührt vor jeder Einnahme das Wasser mit einem Plastiklöffel um und nimmt von dieser Lösung bei Bedarf (i.d.R. mehrmals täglich) einen Schluck. Bei zunehmender Besserung der Symptome werden die Abstände der Arzneigaben verlängert bis zum Stoppen der Einnahme. Verschlechtert sich die Krankheit oder treten neue Symptome auf, war das Mittel nicht passend oder es können unterschiedliche Arzneien für verschiedene Krankheitsstadien nötig sein, in beiden Fällen braucht es eine neue Mittelentscheidung. Man kann ruhig zweimal das ausgewählte Arzneimittel geben in kürzerem zeitlichen Abstand, wenn es nach diesen zwei Gaben zu keiner Veränderung kommt oder sich der Zustand verschlechtert, kehrt man zum Anfang zurück, nimmt die Symptome neu auf, sucht nach weiteren Informationen und wählt eine passendere Arznei. Unpassende Arzneien dürfen nicht oft wiederholt werden, weil sich das auf die kranke Person negativ auswirken kann, Einzelgaben falsch gewählter Mittel haben meist keine Auswirkungen, weil es keine Affinität zur erkrankten Person oder zum Krankheitszustand gibt.
Wichtig zu erwähnen ist auch die „Heringsche Regel“, die als natürliches Heilungsgesetz zur Beurteilung von Krankheits- bzw. Heilungsverläufen beachtet wird. Diese Regel besagt: Die Heilung einer Krankheit (mit homöopathischer Hilfe) erfolgt -
Von innen nach außen (vom Zentrum, Nervensystem, den inneren Organen zur Oberfläche, Haut und Schleimhaut) Von oben nach unten (vom Kopf zu den Füßen und zur Peripherie) sowie
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in umgekehrter Reihenfolge ihres Auftretens (unterdrückt behandelte Krankheiten erscheinen unter einer homöopathischen Behandlung nacheinander wieder, dabei die letzte zuerst).
Werden gängige Unterdrückungsmaßnahmen (Zinksalben, Antibiotika, Kortison, antientzündliche Wirkstoffe) angewandt, dann kehren sie die Heilungsrichtung um, belasten die Lebenskraft und vertiefen das Kranksein. Bei Kindern sollte dies unbedingt beachtet werden bei allen auftretenden gesundheitlichen Störungen, besonders auf der Haut. Ich möchte Euch Mut machen, mit dem Einsatz der Heilmittel zu beginnen und ihre Wirkung an Euren Kindern und Euch selbst zu erfahren. Viel Erfolg!
Einige wichtige Mittel für die Hausapotheke Aconit (Acon) C30 und C200 Apis mellifica (Apis) C30 und C200 Arnika (Arn) C30 und C200 Arsenicum album (Ars) C30 Belladonna (Bell) C30 Borax (Bor) C30 Bryonia alba (Bry) C30 Calendula (Calend) C30 Calcium carbonicum (Calc) C30 Cantharis (Canth) C30 Chamomilla (Cham) C30 Colocynthis (Coloc) C30 Drosera (Dros) C30 Dulcamara (Dulc) C30 Ferrum phosphoricum (Ferr-p) C30 Hypericum (Hyp) C30 Ipecacuanha (Ip) C30 Kalium sulfuricum (Kali-s) C30 Ledum (Led) C30 und C200 Lycopodium (Lyc) C30 und C200 Magnesium carbonicum (Mag-c) C30 Mercurius solubilis (Merc) C30 Nux vomica (Nux-v) C30 Phosphorus (Phos) C30 und C200 Phytolacca (Phyt) C30 Podophyllum (Podo) C30 Pulsatilla (Puls) C30 und C200 Rhus toxicodendron (Rhus tox) C30 Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Rumex (Rumx) C30 Sambucus nigra, (Samb) C30 Silicea (Sil) C30 und C200 Spongia tosta (Spong) C30 Sulphur (sulph) C30 und C200 Urtica urens (urt-u) C30 Veratrum album (Verat) C30
Akute fieberhafte Erkrankungen Die erste Erfahrung mit fieberhaften Erkrankungen machen Kind und Eltern meist etwa am Ende des ersten Lebensjahres mit dem sog. Drei-Tage-Fieber. Besonders bei Kindern kann man oft heftiges und hohes Fieber beobachten, was ein Zeichen einer guten Gesundheit ist. Fieber ist keine Krankheit, sondern unterstützt immunologische Abläufe, wenn der Organismus sich mit einer Erkrankung auseinandersetzt. Es kommt zu einer vom Organismus aktiv herbeigeführten, geregelten und auch begrenzten Erhöhung der Körperkerntemperatur. Fiebersenkende Maßnahmen behindern das Anliegen des eigenen Körpers und sollten möglichst unterbleiben. Fühlt sich das Fieber nicht gut an, ist eine homöopathische Behandlung allen anderen Maßnahmen vorzuziehen und beruhigt i.d.R. schnell. Oft fragen Eltern nach der Höhe des Fiebers, die dem Kind zugemutet werden kann. Die Temperatur ist bei der Einschätzung der Schwere der Erkrankung nicht so wichtig wie das Befinden des Kindes in der Krankheit, dessen Beurteilung immer im Vordergrund steht. Oft steht auch die Sorge vor einem möglichen Fieberkrampf im Raum. Ein Fieberkrampf kann bei Kleinkindern zwischen dem 1. und 6. Lebensjahr auftreten und zeigt eine relative Unreife des Gehirns und Nervensystems an, was die Reizschwelle zur Abhaltung des Krampfes nicht stabil halten kann. Auch wenn die Angst groß ist und die Eltern oft denken, ihr Kind würde sterben: diese Fieberkomplikation ist durchweg harmlos und zumutbar und führt auch nicht in die Epilepsie, Fieberkrämpfe beeinträchtigen nicht die körperliche und geistige Entwicklung und es ist auch noch nie ein Kind dadurch zu Tode gekommen. Der typische Fieberkrampf kommt in der ansteigenden Fieberphase, wenn das Fieber noch unter 39 Grad ist und tritt bei den meisten betroffenen Kindern nur einmalig auf. Eine prophylaktische Fiebersenkung beeinträchtigt die Entwicklung des Immunsystems auf Dauer und sollte unterbleiben. Betroffene Kinder profitieren sehr von einer homöopathisch-konstitutionellen Behandlung. Die hier beschriebene Fieberbegleitung gilt für Säuglinge ab einem halben Jahr und nach Fieberbeginn aus Wohlbefinden heraus: geht dem Fieber eine Phase des Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Kränkelns voraus, sollte man genauer hinschauen und Säuglinge unter einem halben Jahr sollten spätestens am zweiten Fiebertag untersucht werden, weil das Immunsystem sich erst noch entwickelt und Krankheiten damit schneller entgleisen können. In den ersten Lebensmonaten können Babys noch keine gleichbleibende Körpertemperatur halten, sie fiebern sehr selten und sollten bei Fieber unverzüglich untersucht werden. Was ist bei Fieber zu beachten? -
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Betreuung durch einen Elternteil. Reizabschirmung, damit sich das Kind auf die Auseinandersetzung mit der Erkrankung konzentrieren kann: kein Fernsehen, keine Besuche, Bettruhe. Bedürfnisse des Kindes erfüllen (Wärme, Kälte, Durst worauf, Appetit…), Fasten ist gut, sonst möglichst leicht verdauliche Speisen, trinken fördern. Bei Fieber niemals ins Freie (wenn irgend möglich), auch einen Tag nach dem Fieber sollte man noch im Haus verbringen! Niemals baden! (max. Abreiben des Körpers mit lauwarmer Salzwasserlösung 1mal täglich von oben nach unten, um die Schweißbildung zu fördern) V.a. bei höherem Fieber statt Plastikwindeln Baumwollwindeln verwenden, um einen Hitzestau zu vermeiden. Kinder ab einem halben Jahr dürfen bis zu drei Tagen fiebern, am 4. Krankheitstag sollte eine Diagnose gefunden werden.
Da Fieber i.d.R. einen körpereigenen Heilvorgang darstellt, senken homöopathische Arzneimittel nicht die Temperatur, sondern das Heilmittel soll helfen, unangenehme Krankheitsbegleiterscheinungen zu mildern und den Körper dabei unterstützen, aus eigener Kraft zu gesunden und den optimalen Nutzen aus der Krankheit ziehen zu können. Aconit, Acon (der Eisenhut): Aconit verwenden wir im Anfangsstadium von plötzlichem hohen Fieber, besonders nachts, das mit unerwarteter Heftigkeit einsetzt mit Schüttelfrost und großer Unruhe. Auslöser waren Zugluft, trockenes kaltes Wetter, Schreck oder Schock. Die Kinder schwitzen nicht, sie sind unruhig, voller Angst und wollen nicht allein sein. Im Liegen haben sie ein rotes Gesicht, beim Aufsitzen wird es blass. Ein Aconit-Zustand entwickelt sich sehr schnell, wenn Aconit gegeben wurde und passend ist, wirkt es auch innerhalb von Minuten, manchmal ist die Krankheit danach gleich wieder vorbei, meist geht sie aber in das nächste Stadium über mit neuen Symptomen, für die dann ein anderes Heilmittel gebraucht wird. Belladonna, Bell (die Tollkirsche): Belladonna ist oft das Folgemittel von Aconit, wenn das Kind zu schwitzen beginnt, es kann aber auch am Anfang einer Erkrankung stehen. Das Fieber kommt plötzlich, ist sehr hoch und schwankend und Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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beginnt meist nachmittags oder am Abend. Sehr typisch bei diesem Fieber ist der heiße, rote Kopf des Kindes und die kalten Hände und Füße, es ist voller Angst, oft aggressiv und der Kopf wird evtl. nach hinten überstreckt. Auslöser für ein Belladonna-Fieber können Unterkühlung, Zugluft, Haarewaschen oder auch Sommerhitze sein. Auch dieses Fieber entsteht wie bei Aconit sehr plötzlich und reagiert schnell auf die Gabe des Mittels, dabei bessert sich wieder zuerst der Allgemeinzustand des Kindes, das Fieber sinkt meist erst später. Ferrum phosphoricum, Ferr-p (das Eisenoxidphoshat): Ferrum phosphoricum wird bei Kindern oft benötigt in den Anfangsstadien von Fieber und Entzündungen, v.a. Mittelohrentzündungen (pulsierend, in Wellen schmerzend) oder Halsschmerzen. Das Fieber ist nicht so dynamisch und weniger hoch als bei Belladonna. Dabei ist das kranke Kind auch weniger beeinträchtigt und spielt oft sogar trotz Fieber. Ferrum phosphoricum ist auch bewährt bei Fieber ohne erkennbare Besonderheiten. Der Auslöser war meist eine Erkältung. Auffällig ist die Gesichtsfarbe: Das Kind bekommt phasenweise rote Flecken im Gesicht (wie ein „erröten“), die bald danach wieder blass werden, Nasenbluten bei Fieber kann vorkommen. Pulsatilla, Puls (die Küchenschelle): Pulsatilla brauchen wir sehr oft bei der homöopathischen Behandlung von Kindern. Typische Krankheiten für Pulsatilla sind Infekte der oberen Atemwege, Husten, Erbrechen, Mittelohrentzündungen oder auch die klassischen Kinderkrankheiten. Bei fieberhaften Erkrankungen wird es selten im Fieberbeginn eingesetzt, sondern in späteren Krankheitsstadien. Das Fieber ist wellenförmig und nicht sehr hoch, alles bei Pulsatilla ist wechselhaft, das Fieber, die Symptome, die Stimmung. Das Kind ist durstlos und weinerlich, anhänglich v.a. an die Mutter und sehr empfindlich, alles bessert sich an der frischen Luft. Viele weitere Arzneimittel können bei fieberhaften Erkrankungen angezeigt sein, reagiert das Kind nicht auf das ausgesuchte Mittel mit einer Besserung seines Zustandes, sollte man einen Homöopathen zu Rate ziehen. Antroposophische Medizin: -
Infludoron (Weleda) Meteoreisen (Wala) Apis/Belladonna Globuli velati
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Die typischen Kinderkrankheiten Im Anschluss an die Besprechung der Begleitung von Fieber ist es mir ein großes Anliegen, den sog. „Kinderkrankheiten“ einen kurzen Absatz zu widmen. Es sind dies die i.d.R. im Kindesalter auftretenden, meist fieberhaften Erkrankungen, die oft mit einem Ausschlag einhergehen und eine grundlegende Reinigung und Erneuerung im Organismus bewirken können. Jeder Mensch wird mit vererbten Krankheitsneigungen und Schwächen geboren, die den Boden bereiten für akute und chronische Erkrankungen. Wenn ein Kind an einer Kinderkrankheit erkrankt, so ist dies als positiver Versuch der Natur zu werten, sich von einer ererbten chronischen Belastung weitestgehend zu befreien. Kinderkrankheiten führen in besonderem Maße zur Entwicklung und zur Reifung des Immunsystems. In jeder Kinderkrankheit findet ein Reifungsprozess statt, der für die menschliche Entwicklung notwendig ist, Kinderkrankheiten schaffen den Boden für eine verbesserte Entwicklungsmöglichkeit des kindlichen Organismus. Wie sollte mit den Kinderkrankheiten umgegangen werden, damit das kindliche Immunsystem und der gesamte Organismus den größtmöglichen Nutzen aus dieser Erkrankung ziehen können? Tritt eine Kinderkrankheit auf, gilt es in erster Linie, sie in Ruhe zu lassen, v.a. sollte eine Behandlung mit fiebersenkenden Mitteln, Antibiotika, Cortison oder anderen unterdrückenden Maßnahmen möglichst unterbleiben! Natürlich können die Kinderkrankheiten von den Eltern durch homöopathische Einzelmittel gezielt unterstützt werden, sie helfen dem Organismus bei seinem Ausscheidungsprozess, es kommt nicht zu einer Unterdrückung, der Heilungsprozess verläuft meist schneller und die Krankheit wird von dem Erkrankten i.d.R. als nicht übermäßig anstrengend empfunden. Was zeigt sich nun nach gut durchlebten Kinderkrankheiten? Eltern sehen oft große Entwicklungsschritte bei ihren Kindern, Veränderungen im Wesen, veranlagte Krankheitsneigungen, z.B. Atemwegsinfektionen oder chronische Erkrankungen heilen oftmals ab, infektanfällige Kinder sind danach gesünder und robuster. Die Wahrscheinlichkeit, im späteren Leben an Krebs zu erkranken, sinkt stark ab, es gibt ein viel niedrigeres Risiko für allergische Krankheiten und Autoimmunerkrankungen. Zu den einzelnen typischen Kinderkrankheiten werde ich hier an dieser Stelle nur das jeweilige homöopathische Hauptmittel nennen, mit dem die Eltern die jeweilige Erkrankung i.d.R. im Beginn ausreichend begleiten können und das nur gewechselt u./o. ergänzt wird, falls es deutliche Symptome für ein anderes Einzelmittel gibt. Bei den allgemeinen Maßnahmen orientiert man sich als Eltern an den jeweils vorrangigen Beschwerden. Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Masern Das Masern-Hauptmittel ist Pulsatilla. Sobald der Masernkontakt bekannt geworden ist, kann einmal prophylaktisch Pulsatilla C30 gegeben werden. Eine Einzelgabe reicht, weitere Arzneigaben beginnen danach erst mit Symptomen. Mumps Der Erkrankungsbeginn wird mit den Fieberarzneien begleitet. Bald danach treten die Beschwerden an den Ohrspeicheldrüsen in den Vordergrund und entscheiden die weitere Begleitung. Röteln Die Hauptmittel bei einer Röteln-Erkrankung sind im Beginn Belladonna und später oft Sulfur. Windpocken Windpocken können meist ausreichend mit Rhus-toxicodendron begleitet werden. Scharlach Mit der Diagnose können die Eltern sowohl dem erkrankten Kind als auch den Kontaktpersonen 1 Gabe Belladonna C30 geben. Belladonna ist ein Mittel, welches generell bei Halsentzündungen häufig angezeigt ist. Keuchhusten Für Keuchhusten ist Drosera das Hauptmittel.
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Bauchschmerzen Bauchschmerzen können bei Kindern jedes Alters und aus den unterschiedlichsten Gründen auftreten. Hier gehen wir zweigleisig vor: um die Gefährlichkeit der Störung abwägen zu können, müssen wir uns auf die Suche nach der Ursache begeben, v.a. um organische Ursachen, die selten auch gefährlich werden können und evtl. ärztlicher Hilfe bedürfen, abzuklären. Bei der Selbsteinschätzung helfen folgende Beobachtungen: -
Essverhalten und Ausscheidungen Liegt Fieber vor? Wie verhält sich das Kind? Welche Spontanreaktionen zeigt es?
Bei Unsicherheiten sollte man das Kind lieber einmal Zuviel untersuchen lassen. Parallel dazu können wir aber sofort damit beginnen, auf Symptome für eine homöopathische Arzneimittel-Verschreibung zu achten und das angezeigte Mittel dann auch sofort geben, es besteht hier keine Gefahr der Symptomverschleierung. Schmerzmittel dürfen aufgrund dieser Gefahr dagegen nicht gegeben werden. Die schulmedizinische Diagnose bleibt häufig unklar, Säuglinge in den ersten drei Lebensmonaten leiden oft unter Blähungskoliken und bei Kleinkindern ist es wichtig zu wissen, dass auf den Bauch alle Formen von körperlichem oder emotionalem Missempfinden projiziert werden können, häufig „versteckt“ sich hinter den Bauchschmerzen z.B. eine Mittelohrentzündung. Günstige Zeichen sind die Linderung der Beschwerden durch Wärme (Kirschkernkissen oder warm-feuchter Wickel), Bauchmassagen (im Uhrzeigersinn kreisförmig um den Nabel) oder warme Tees (Fenchel, Anis, Kümmel, Koriander), diese Maßnahmen können gut parallel zu der Gabe von homöopathischen Arzneimitteln durchgeführt werden.
Blähungskoliken: Die sog. Dreimonatskoliken sind Bauchschmerzen und Blähungen des neugeborenen Säuglings. Dabei schreit das Baby während und nach dem Trinken, zieht oft ruckartig die Beine an, der Bauch ist aufgebläht und Blähungen gehen ab. Häufig treten diese kolikartigen Bauchschmerzen abends und nachts auf. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung solange der Säugling gut trinkt, an Gewicht zunimmt und sonst keine weiteren Beschwerden auftreten. Die eigentliche Ursache dieser Beschwerden ist nicht bekannt. Viele Faktoren werden diskutiert: -
Anpassungsstörungen des Darms Nahrungsmittelunverträglichkeiten (über die Ernährung der stillenden Mutter, problematisch können v.a. Nahrungsmittelzusätze und Milch, Ei, evtl.
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Soja sein; beim nichtgestillten Kind kann das Nahrungsmittel selbst oder die Zubereitung problematisch sein) Probleme mit der Nahrungsaufnahme Anspannung und Stress der Eltern sowie Mangel an Erfahrung im Umgang mit dem Neugeborenen, Unruhe in der Umgebung des Kindes Geburtstraumata Probleme in der Schwangerschaft Vitamin D und Fluoride
Bei der Suche nach dem passenden homöopathischen Arzneimittel helfen folgende Beobachtungen: -
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Was könnte der Auslöser für die Bauchschmerzen sein? Wann beginnt das Baby zu schreien? (abends, nachts, sofort nach dem Trinken…) Wie verhält sich das Kind spontan und was verbessert oder verschlechtert den Zustand? (Wie weint es, welche Lage nimmt es ein oder welche Lage bessert evtl. seine Schmerzen, mag es Berührung oder Massagen, bessern Wärmeanwendungen, krümmt oder (über)streckt es sich, erbricht es Milch, stößt es häufig auf, gehen Winde ab und geht es dem Kind danach besser) Wann hat das Baby Stuhlgang und wie sieht der Stuhl aus? Ist der Bauch gebläht, grummelt der Bauch, gehen Winde ab und wie riechen diese? Was belastet evtl. die Mutter-Kind-Symbiose?
Um eventuelle Zusammenhänge zwischen dem Schreien des Babys und dem Alltag besser erkennen zu können, ist es sinnvoll, einige Tage Protokoll zu führen und dabei so viel wie möglich miteinzubeziehen. Was ist wann geschehen und hat möglicherweise auf das Befinden des Säuglings Einfluss genommen? Aufgrund der vielen möglichen Faktoren, die zu Blähungskoliken führen können, ist es an dieser Stelle nur möglich, einige wenige in Frage kommende homöopathische Arzneimittel vorzustellen, viele andere können angezeigt sein, was eine individuelle homöopathische Behandlung mit ausführlicher Anamnese erforderlich macht, um zum passenden Einzelmittel zu gelangen. Die folgenden Arzneien sind eine Auswahl gut bekannter Mittel, die häufig helfen und außer bei Blähungskoliken auch bei anderen Schmerzen (z.B. Zahnung, unklare Bauchschmerzen) angezeigt sein können: Belladonna, Bell (die Tollkirsche): Bei Belladonna kommen die Schmerzen sehr plötzlich. Das Kind schreit unvermittelt und sehr stark und überstreckt typischerweise den Kopf nach hinten. Das Gesicht ist dabei immer rot und es bildet sich Schweiß auf der Stirn, Hände und Füße sind meist kalt. Am Bauch kann man gelegentlich eine Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Bewegung im Oberbauch sehen, die von rechts nach links zieht. Bauchlage, Druck und Blähungsabgang bessern die Schmerzen. Der Zustand ist so plötzlich beendet, wie er erschienen ist, danach wimmern die Kinder meist noch eine Zeitlang vor sich hin. Die Schmerzzustände wiederholen sich unregelmäßig besonders abends und nachts, entsprechend schlecht schlafen die Kinder und trinken auch meist nicht gut. Im Schmerz verhalten sie sich angstvoll und möglicherweise aggressiv (siehe Fieber). Wird das Arzneimittel gegeben, kann eine Besserung der Symptome schnell erwartet werden (max. 1/2h), gegebenenfalls wird es wiederholt (siehe bei den Grundlagen). Belladonna-Zustände kann man bei Kindern sehr häufig sehen, zum Einsatz kommt die Tollkirsche typischerweise, wenn die Symptome auf das Mittel hinweisen bei Fieber, rechtsseitiger Mittelohrentzündung, rechtsseitiger „Mandelentzündung“, Grippe, Infekten der oberen Atemwege, Exanthemen jeder Art im Frühstadium (Röteln, Mumps, Scharlach usw.), Zahnungsbeschwerden u.v.m. Chamomilla, Cham (die Echte Kamille): Chamomilla ist das Hauptmittel zur Behandlung einer plötzlich beginnenden Kolik, wenn das Kind große Reizbarkeit und Ruhelosigkeit zeigt, zornig schreit, sich krümmt (oder hin und her wirft) und rot im Gesicht wird. Die Schmerzen kommen und gehen wellenförmig in Minutenabständen. Das Baby mag nicht berührt werden, lässt sich nur durch Umhertragen etwas beruhigen und schreit wütend und hysterisch, wenn es abgesetzt wird. Zu den Bauchschmerzen und dem geschwollenen Bauch gesellen sich viele Blähungen (deren Abgang bessert) sowie Durchfälle mit grünem Stuhl, einem Aussehen wie gehackter Spinat und bisweilen einem Geruch nach verdorbenen Eiern. Manchmal, aber nicht immer kann man beobachten, dass eine Wange des Kindes rot und eine weiß aussieht. Die Krisen finden oft nachts statt und beginnen häufig, wenn das Kind gerade ins Bett gebracht worden ist. Wärmeanwendungen können bessern, am besten für die Kleinen geeignet sind Kirschkernsäckchen Außer bei Blähungskoliken kann man Chamomilla-Zustände typischerweise bei der Zahnung, bei Ohrenschmerzen und Mittelohrentzündungen (hier bessert Wärme, also ein angewärmtes Zwiebelsäckchen oder die warme Hand aufs Ohr), oft auch in Verbindung mit Fieber erleben. Sie können durch Wut und Aufregung entstehen und verschlechtern sich u.a. durch Kaffee, weshalb die Mutter bei wiederholten akuten Zuständen ihres Stillkindes darauf verzichten sollte. Wird Chamomilla gegeben, beeinflusst es zuerst den Gemütszustand zum positiven, dann folgt eine Besserung der Körpersymptome. Auch bei Beschwerden der Zahnung ist Chamomilla oft das angezeigte Mittel. Colocynthis, Coloc (die Koloquinte, ein Kürbisgewächs): Auch Colocynthis ist ein bewährtes Kolikmittel. Die Bauchschmerzen kommen und gehen wellenförmig in Minutenabständen und das Auffälligste ist, dass sie durch stärkeren Druck auf den (aufgetriebenen) Bauch und durch Liegen mit dem Gesicht nach unten gebessert werden, macht man also bei seinem Kind die Beobachtung, dass der sog.
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„Fliegergriff“ lindert, ist dies ein Hinweis auf Colocynthis. Das Kind krümmt sich spontan, zieht die Beine an und erfährt Besserung durch Windabgang. Wärmeanwendungen werden auch gern angenommen. Der Stuhl ist gelb und schaumig. Auslöser für die Colocynthis-Koliken können Zorn, Entrüstung, Demütigung, Aufregung bei Stillmutter oder Kind gewesen sein oder auch Abkühlung und Erkältung. Magnesium carbonicum, Mag-c (Magnesiumcarbonat): Ein Mag-c.-Kind kann ähnlich wie ein Chamomilla-Kind erscheinen. Die Säuglinge haben starke kolikartige Schmerzen v.a. nachts, sind dabei sehr reizbar und wütend, mögen nicht (am Bauch) berührt werden und haben grüne, schaumige Durchfälle, die wie Froschlaich aussehen. Die Babys haben einen sauren Körpergeruch. Bei Stillkindern ergibt sich in der Anamnese oft, dass die Mutter Magnesium in der Schwangerschaft eingenommen hat. Lycopodium, Lyc (die Sporen von Bärlapp): Der Säugling hat Bauchschmerzen durch eingeklemmte Blähungen. Der Bauch ist aufgetrieben, es sind viele Darmgeräusche hörbar und es gehen reichliche Blähungen ab, die die Schmerzen bessern, die Kolik geht meist mit Verstopfung einher. Es fällt auf, dass die Babys dauernd gestillt werden wollen (Heißhunger) und schon bald wieder nach der Brust schreien, wenn sie gerade eine Mahlzeit bekommen haben, sie hören aber schon nach wenigen Zügen auf zu trinken (schnell gesättigt). Auch nachts wachen sie laut weinend mit Hunger auf und wollen gefüttert werden. Die Kinder gedeihen besser bei kleinen Mahlzeiten, sie können nie große Mahlzeiten verdauen und es tut den Neugeborenen aufgrund der Berührungsempfindlichkeit am aufgetriebenen Bauch gut, wenn sie sehr locker in ihre Windeln gewickelt werden. Die Bauchschmerzen kommen wellenförmig nach den Mahlzeiten und beginnen meist nachmittags ab 1617 Uhr. Lycopodium ist ein häufiges Konstitutionsmittel bei Kindern (und Erwachsenen), oft geht der Zustand von der Mutter (die auch unter Beschwerden des Verdauungstrakts leidet) auf das Baby über und neben der akuten Behandlung der Koliken profitieren sowohl das Kind als auch die Mutter von mittleren und hohen Potenzen dieses Mittels (Behandlung durch einen Homöopathen). Nux vomica, Nux-v (die Brechnuss): Die Brechnuss ist ein sehr häufig verschriebenes homöopathisches Mittel, wenn eine Überreizung durch Schlafmangel, Ärger, Unruhe, Zeitmangel, zu viel Stimulanz bei der Stillmutter (Kaffee, Tee, Alkohol, Tabak, würzige oder scharfe Speisen) auftritt oder Medikamente bei Mutter u./o. Kind zu Krankheitszuständen führen. Das Baby ist verzweifelt und reizbar bei den wellenförmigen Koliken (v.a. abends, nachts und früher Morgen) und lässt sich nicht am Bauch berühren. Der Säugling ist hartnäckig verstopft, kommen Stuhl und Blähungen heraus, kommt es zu einer Besserung der Beschwerden. Es kann zu Würgen, Erbrechen und krampfhaftem Schluckauf sofort nach dem Trinken kommen. Kommt es bei einem Kind wiederholt zu solchen Störungen, sollte neben der Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Arzneigabe die Lebensweise hinsichtlich der auslösenden Faktoren grundlegend überdacht werden.
Zahnung Durchschnittlich ab dem 6./7. Lebensmonat brechen die ersten Zähne durch. Die Zahnungszeit kann sehr individuell mit Beschwerden verbunden sein wie Schmerzen durch die latente Entzündung, Reizbarkeit, wiederholte Schreianfälle, gestörter Schlaf, Störungen der Nase, der Atemwege, der Verdauung oder das erste Fieber. Auch wenn der Zahndurchbruch unangenehm verlaufen kann, ist er ein natürlicher Vorgang, der nicht medikamentös behandelt, sondern wohlüberlegt begleitet werden sollte. Was allgemein gut tut: -
Beißhilfen wie Veilchenwurzeln o.a. geeignete Beißgegenstände (evtl. gekühlt) Das Massieren des Zahnfleisches mit dem Finger Nähe, ständige Anwesenheit, Geduld Tragen, Spazieren gehen Rescue-Tropfen von Dr. Bach können versucht werden, wenn das Kind einmal völlig neben sich steht 16
Eine homöopathische Behandlung der Begleitumstände bei der Zahnung ist oft sehr hilfreich und grundsätzlich einer Behandlung mit schmerzlindernden Medikamenten vorzuziehen. Auch hier empfehle ich, die klassisch homöopathischen Einzelmittel zu verwenden und keine Komplexmitteln, die Wirkung eines passenden Einzelmittels ist ungleich deutlicher, stärker und anhaltender. Folgende homöopathische Mittel können für die Beschwerden einer schwierigen Zahnung individuell passend sein, sollte keines der aufgeführten Mittel bei Beschwerden helfen, empfehle ich, bei den Mitteln bei eventuellen Begleitsymptomen (z.B. Durchfall, Fieber) nachzulesen oder sich zum Auffinden des angezeigten Heilmittels Hilfe von einem Homöopathen zu holen. Belladonna, Bell (die Tollkirsche): Das Symptombild von Belladonna ist bei den Blähungskoliken beschrieben. Speziell bei der Zahnung kommt es sehr plötzlich, intensiv und in Wellen zu einer Stauung am Zahnfleisch und im Gesicht mit Rötung und Hitze, Berührungsempfindlichkeit und plötzlichen starken Schreianfällen. Fieber tritt häufig auf. Ein Kind, das Belladonna braucht, verhält sich sehr heftig, ängstlich und zornig, es will beißen (andere Menschen sowie alles, was ihm angeboten wird), beißt die Zähne andauernd zusammen, kann um sich schlagen und biegt den Rücken nach hinten durch. Diese v.a. nächtlichen Zustände sollten sich nach der Gabe von Belladonna schnell bessern. Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Chamomilla, Cham (die Echte Kamille): Auch die Kamille ist bei den Blähungskoliken schon beschrieben. Die Zahnung ist langsam und schwierig, das Kind schreit schrill, intensiv und hysterisch mit starken Schmerzäußerungen und großer Reizbarkeit und lässt sich nur etwas beruhigen, wenn man es andauernd auf dem Arm herumträgt. Ärger und Wut liegen in der Luft, der Zustand des Kindes kann sehr nervenaufreibend für die Eltern sein. Das Kind hat übermäßigen schaumigen Speichelfluss, will dauernd die Finger in den Mund stecken und die Schmerzen bessern sich durch Kälte im Mund. Phytolacca, Phyt (die Kermesbeere): Bei Phytolacca sind die Nächte stark gestört. Nichts hilft so richtig, beim Kind fließt viel Speichel und es muss ständig auf etwas beißen oder die Zähne zusammenbeißen (siehe auch Bell). Mercurius solubilis, Merc (Schwarzes Quecksilberoxid): Bei Mercurius ist die Zahnung meist verspätet. Die Nächte sind sehr gestört. Der Zustand ähnelt Phytolacca, aber alle Symptome sind noch heftiger und ausgeprägter (nichts bessert anhaltend, das Kind beißt ständig auf etwas). Es fließt viel zäher, fadenziehender, übelriechender Speichel, das Zahnfleisch ist schwammig, geschwollen und blutet leicht, auch die Zunge ist geschwollen und es können Aphten darauf entstehen, die die Nahrungsaufnahme bzw. das Stillen aufgrund der Schmerzen erschweren. Sulphur, Sulph (Schwefel): Sulphur ist eines der am häufigsten in einer homöopathischen Behandlung benötigten Arzneimittel, es hat so viele spezifische Symptome im Mittelbild, dass es unmöglich ist, sie in Kürze darzustellen. Im Rahmen der Zahnung ist Sulphur unser erfolgreichstes Mittel bei dünnem, übelriechendem Stuhl, der den After wund macht. Das Kind wacht oft auf, will ständig trinken, auch nachts und schwitzt viel. Es sind sehr vitale und eigenwillige Kinder.
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Der Neugeborenen-Soor Diese Erkrankung ist ein Candida-Pilzproblem, sie ist ungefährlich und harmlos, allemal lästig und sollte deshalb nicht unterdrückt werden (keine Zinksalbe und keine Antipilzmittel!). Alle Störungen, die auf der Haut unterdrückt werden, werden ins Körperinnere verschoben (siehe Heringsche Regel) und können dort für unangenehmere und gefährlichere Störungen sorgen, die dann i.d.R. nicht mehr mit der vorherigen Hauterscheinung in Verbindung gebracht werden. Der Soor beginnt im Mundbereich mit weißen Belägen, geht über den Magen-DarmTrakt zum After, wo dann wiederum ein Ausschlag sichtbar wird, der sich einige Wochen hinziehen kann und nur gepflegt werden sollte (Luft, Calendula-Salbe ohne Zink, Heilerde auftragen bei jedem Windelwechsel, Heilwolle oder Seideneinlagen, Calendula Umschläge 3mal täglich einige Minuten). Um das Stillen nicht zu beeinträchtigen, kann man am Beginn der Erkrankung die Beläge im Mund mit sterilem Rosenhonig (mel rosatum) aus der Apotheke behandeln (kein Imkerhonig!): 5mal täglich dem Kind eine erbsengroße Menge auf die Zunge geben, bis die Beläge nicht mehr sichtbar sind (3-5 Tage). Die Beschwerden des Säuglings durch die Pilzausbreitung sind gering, es können allgemeine Unruhe und mäßige Bauchbeschwerden auftreten. Die homöopathische Behandlung kann die Krankheitsdauer verkürzen sowie bei stärkeren Beschwerden angezeigt sein. Das am häufigsten passende Heilmittel ist: Borax, Bor (Natrium boracicum): Die Mundschleimhaut des Kindes ist neben den Belägen rot, wund, entzündet und blutet evtl. leicht, das Trinken v.a. an der Brust ist aufgrund der Schmerzen stark beeinträchtigt, das Baby lässt die Brustwarze sofort mit Geschrei wieder los. Auch bei Aphten im Mundraum ist es eines der Hauptmittel. Es scheidet einen unverdauten, grünlichen, schleimigen Stuhl aus. Kommt es beim Baby zu einem Ausschlag im Windelbereich mit geröteter Haut und kleinen Knötchen oder wunden Stellen sowie sich schuppender Haut mit Ausbreitung in die Genitalregion sowie zur Oberschenkelinnenseite (Windeldermatitis), ist Borax ein häufig angezeigtes Mittel für die Akutbehandlung. Wird diese Störung hartnäckiger, sollte man einen Homöopathen konsultieren, sehr verschiedene Heilmittel können individuell dafür in Frage kommen. Wenn der Säugling Borax benötigt, verhält er sich sehr schreckhaft, geräuschempfindlich, lässt sich nicht gut (ins Bett) ablegen, wirft im Schreck die Arme hoch und schreit.
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Schnupfen bei Neugeborenen und Kleinkindern Schnupfen kann sich sehr störend auswirken, Stillkinder können dadurch nicht gut an der Brust trinken, die Mundatmung führt zur Austrocknung des Nasen-RachenRaums und zu gestörten Nächten. Auch bei dieser Störung wird i.d.R. die Konstitution des Kindes bei der Mittelwahl beachtet, was in diesem Script zu weit führen würde, an dieser Stelle deshalb einige allgemein bewährte „Schnupfenmittel“: Sambucus nigra, Samb (der Schwarze Holunder): Sambucus ist angezeigt bei einer völlig trockenen und verstopften Nase, die das Kind hindert, an der Brust zu trinken. Nachts erwacht es und ringt nach Luft, giemende Geräusche oder krampfhafter Husten können dazu kommen. Ein Hinweis für Sambucus ist der dabei auftretende starke Schweißausbruch an Kopf und Körper. Lycopodium, Lyc (die Sporen von Bärlapp): Auch bei Lycopodium behindert die trockene und verstopfte Nase die Stillbeziehung und den Schlaf. Die Neugeborenen schniefen ständig, kommt es zu einer Absonderung, dann hat diese eine Tendenz zur Krustenbildung. Lycopodium-Kinder neigen generell zu Verdauungsstörungen und Blähungskoliken, siehe dort. Nux vomica, Nux-v (die Brechnuss): ein Kind, das Nux vomica braucht, ist sehr empfindlich und reagiert auf kleine Anlässe schnell mit gesundheitlichen Störungen. Die Nase ist nachts trocken, der Säugling schnieft, v.a. nachts und im warmen Zimmer, tagsüber läuft die Nase wässrig und wundmachend. Niesanfälle treten immer wieder auf. Auch Nux vomica ist bei den Blähungskoliken beschrieben. Pulsatilla, Puls (die Küchenschelle): Bei Pulsatilla ist die Nase nachts trocken und verstopft, tagsüber fließt der Schnupfen reichlich und frei, mild, dick und gelbgrünlich. Das Kind niest häufig anfallsweise v.a. im warmen Zimmer. Pulsatilla ist bei Fieber beschrieben, typisch ist auch das Auftreten einer Bindehautentzündung
bei Neugeborenen und Säuglingen. Dabei schwimmen die Augen in Tränen, die reichlichen Absonderungen sind dick, cremig, mild und gelb, dadurch verkleben die Augen morgens beim Erwachen. Tritt durch Pulsatilla bei der Bindehautentzündung keine Besserung ein, kann Kalium sulfuricum, Kali-s (das Kaliumsulfat) als Folgemittel versucht werden, beide Mittel ähneln sich sehr. Als begleitende Maßnahme können gut Euphrasia (Augentrost)-Augentropfen (WALA) gegeben werden.
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Die Mittelohrentzündung Da die akute Mittelohrentzündung eine der häufigsten fieberhaften Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern darstellt, muss jeder fieberhafte Zustand mit Schmerzen auf diesen Verdacht hin untersucht werden. Allgemein werden immer noch zu schnell Antibiotika gegeben, dabei sind die meisten Mittelohrentzündungen unproblematisch und ohne Antibiotika lösbar. Schmerzmittel werden zur Schmerzbeherrschung verordnet, aber auch hier bietet sich die homöopathische Behandlung als wirksame Alternative an. Fieber und Schmerzen werden mit den passenden homöopathischen Heilmitteln beruhigt und müssen dem Stadium der Entzündung angepasst werden. Weitere ergänzende Maßnahmen sind hilfreich. Eine freie Nasenatmung als Voraussetzung für eine gute Belüftung des Mittelohrs wird erreicht durch Spülungen mit Kochsalzlösung, gut wirksam bei beginnenden Ohrenschmerzen ist das klassische Zwiebelsäckchen sowie auch körperwarme Aconit-Ohrentropfen (WALA), solange kein Ohrfluss eingesetzt hat. Kommt es zu einem Ohrfluss, muss das Sekret frei abfließen können (keine Stopfen ins Ohr) und es darf nichts (Wasser, Öl) in das Ohr hineingelangen. Viele homöopathische Arzneimittel können zum Einsatz kommen, hier eine Auswahl der am häufigsten benötigten Mittel v.a. für den Beginn: 20
Aconit, Acon (der Eisenhut): Aconit ist bei Fieber beschrieben. Es ist häufig das erste Mittel, wenn eine Störung mit großer Heftigkeit beginnt. Das Kind erwacht nachts, schreit voller Angst, hat evtl. Fieber und Schüttelfrost und das betroffene Ohr ist auffällig rot und heiß. Belladonna, Bell (die Tollkirsche): Auch Belladonna kann unter Fieber nachgelesen werden. Meist ist das rechte Ohr betroffen, der Kopf und das Ohr sind sehr heiß und rot, Hände und Füße sind kalt. Das Kind erwacht schreiend mit heftigen Ohrenschmerzen, krümmt und überstreckt sich abwechselnd und nichts bessert seine Beschwerden. Ferrum phosphoricum, Ferr-p (das Eisenoxidphosphat): Ferrum phosphoricum ist als Heilmittel bei Fieber beschrieben. Der Zustand ist eher gedämpft, das Fieber nicht sehr hoch und die Schmerzen kommen und gehen in Wellen. Das betroffene Kind wimmert und schläft nachts nur oberflächlich, tagsüber bessert sich der Zustand etwas. Am Ohr wird keine Wärme toleriert. Chamomilla, Cham (die Echte Kamille): Der Chamomilla-Zustand ist bei den Blähungskoliken und unter Zahnung beschrieben. Das Zusammentreffen von Zahnung und Ohrentzündung ist typisch für Chamomilla.
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Dulcamara, Dulc (das Bittersüß): Dulcamara ist ein bewährtes Mittel bei der Mittelohrentzündung des linken Ohrs. Auslösend sind Kälte und Feuchtigkeit, Nässe (z.B. ein Schwimmbadbesuch), Wetterwechsel oder eine Erkältung mit Katarrh, der die Ohren füllt. Die Schmerzen sind nachts schlimmer, das Kind ist weinerlich und leidend, warme Anwendungen und Wärme bessern auffallend die Beschwerden.
Krupp-Husten Der Pseudokrupp wird verursacht durch eine akute Entzündung des Kehlkopfes oder der Luftröhre und tritt vor allem bei feuchtem windigem Wetter auf (v.a. im Frühjahr oder Herbst). Meist nachts aus dem Schlaf heraus erwacht das Kind mit einem bellenden, harten, heiseren Husten, das Einatmen geschieht angestrengt und geräuschvoll pfeifend und es kommt zu ausgeprägter Angst aufgrund der Luftnot. Fieber tritt selten auf. Diese Akutstörung ist einer homöopathischen Behandlung gut zugängig, was auch die Wiederholungsgefahr vermindert. Begleitende Maßnahmen, die gut helfen, sind die Beruhigung des Kindes, das schnelle Anfeuchten der Luft durch feuchte Tücher, Öffnen des Fensters oder Kühlschrankes oder das Aufdrehen der heißen Dusche zur Luftbefeuchtung sowie reichliches Trinken von Hustentee und stillem Wasser. Die sehr seltene Komplikation der Epiglottitis (Kehlkopfdeckelentzündung) würde man daran erkennen, dass höheres Fieber den Anfall begleitet, das Schlucken erschwert ist und Speichel aus dem Mund fließt, das Kind blass-grau und elend aussieht und zunehmend schwer atmet, was eine Notfallbehandlung aufgrund der Erstickungsgefahr nötig macht. Die beiden wichtigsten Arzneien für den akuten Krupphusten sind: Aconit, Acon (der Eisenhut): Der Aconit-Zustand ist beschrieben bei Fieber und Mittelohrentzündung. Aconit sollte immer zuerst versucht werden, das Kind erwacht aus dem ersten Schlaf heraus (vor Mitternacht) mit panischer Angst, völlig trockenem schmerzhaftem Husten und rotem Kopf. Nach der Arzneigabe muss eine Beruhigung innerhalb sehr kurzer Zeit erfolgen. Aconit ist ebenso bei plötzlichem nächtlichem schmerzhaftem Akuthusten (oft als Folge von kalten trockenen Winden) angezeigt, dieses Mittel entfaltet innerhalb von Minuten seine Wirkung und kann somit einem hustenden Kind zu ruhigem Schlaf verhelfen. Beruhigt es nicht innerhalb kurzer Zeit, muss nach einem anderen passenden Mittel gesucht werden. Spongia tosta, Spong (der Meeresschwamm): Spongia ist die wichtigste akute Krupp-Arznei nach Aconit, besonders wenn der Zustand nach Mitternacht oder frühmorgens auftritt oder sich durch Aconit nicht bessert. Essen und warme Getränke Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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bessern den Zustand, die Atmung ist sehr erschwert („wie wenn man durch einen Schwamm atmen muss“) und die Stimme schmerzhaft heiser.
Husten Dieses Symptom ist der häufigste Beratungsanlass in der regelmäßigen homöopathischen Betreuung von Kindern, besonders in den ersten vier Lebensjahren. Es gibt sowohl homöopathisch als auch unter den „Hausmitteln“ gute Alternativen zu dem heute üblichen Arzneikonsum an „Schleimlösern“, Antibiotika oder Bronchialerweiterern. Verantwortlich für die heute oft zu beobachtenden ständig wiederkehrenden, hartnäckigen und lang anhaltenden Hustenerkrankungen sind hauptsächlich die Allergieauswirkungen auf die Atemwegsschleimhäute, was für die homöopathische Behandlung bedeutet, dass i.d.R. der konstitutionelle sowie miasmatische Hintergrund für eine gute Arzneimittelwahl mit herangezogen werden muss. Husten kann ein führendes Symptom vieler unterschiedlicher Krankheiten sein, wovon die häufigsten sind: -
Grippehusten Reizhusten Bronchitis, Tracheitis Keuchhusten Lungenentzündung Krupp Asthma bronchiale
Zunächst kann man von dem ausgehen, was häufig ist und die schwerwiegenden Krankheiten erst dann auszuschließen versuchen, wenn der Husten keine Beeinflussbarkeit zeigt. Die homöopathische Behandlung stellt die geschwächte Lebenskraft, die persönlichen Bedingungen sowie Zeichen und Symptome des hustenden Kindes in den Mittelpunkt. Die an den Erkrankungen beteiligten Erreger sind zunächst von sekundärem Interesse. Für das Auffinden eines passenden Einzelmittels sind folgende Beobachtungen wichtig: -
Seit wann besteht der Husten (Auslöser, Lebenskraftstörung, Trauma…)? Wie ist der Husten (trocken, schleimig, anfallsartig…)? Wann tritt der Husten auf? Wodurch wird der Husten gebessert oder verschlechtert? Wie verhält sich das hustende Kind?
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Welche Symptome sind neben dem Husten noch vorhanden? Wer hustet (Besonderheiten der Person)?
Alle oben aufgeführten Hustenarten sind homöopathisch lösbar, abgesehen von unkompliziertem Husten empfiehlt es sich jedoch i.d.R., einen Homöopathen hinzuzuziehen. Der Grippehusten Der Husten, den wir am häufigsten sehen, ist der Grippehusten. Er beginnt als zäher, trockener, quälender Husten, nach einigen Tagen beginnt der Schleim zu fließen und Auswurf kommt hinzu. Da die homöopathische Arzneiwahl nach dem Ähnlichkeitsgesetz erfolgt, können die Arzneien selbstverständlich auch bei anderen Diagnosen in Frage kommen, sofern Übereinstimmungen vorliegen. Unterstützende Maßnahmen, die hilfreich sind, können sein: -
Förderung des Trinkens (keine Milch), Hustentee z.B. mit „Hustenelixier“ (Weleda) Zwiebelsaft, Saft vom schwarzen Rettich WALA: „Bronchi plantago Globuli velati“ warme Brustwickel z.B. mit Bronchialbalsam (Weleda) oder „Butterwickel“ Thymian-Myrte-Balsam zum Einreiben von Brust und Rücken
Das Ziel jeder Hustenbehandlung ist die Linderung der Hustenbeschwerden, den Sinn des Hustens, den Auswurf, zu fördern und die Schlaffähigkeit als Voraussetzung zur Selbstheilung wiederherzustellen. Ein Grippehusten sollte in einem überschaubaren Zeitrahmen von ein bis zwei Wochen vollständig abklingen und nicht so bald wiederkommen. Sehr viele homöopathische Einzelmittel kommen bei Grippehusten in Frage, die häufigsten möchte ich hier aufführen: Aconit: wurde bei Krupp-Husten beschrieben Belladonna: Der Husten tritt v.a. nachts auf, ist anfallsartig, bellend, krampfartig, hartnäckig sowie sehr erschöpfend. Der Klang ist trocken und hohl, Schmerzen beim Husten werden vom Kind beklagt, v.a. Kopfschmerzen, Brustkorb, Bauch, Rücken oder Kehlkopf. Oft ist plötzliches hohes Fieber vorhanden. Das Kind ist aufgeregt, überempfindlich für Außenreize und meist durstlos. Bryonia: Der Husten ist krampfhaft und sehr schmerzhaft, v.a. schmerzt jede Bewegung. Die Schleimhäute sind trocken, die Lippen spröde und der Durst groß.
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Das Fieber zeigt einen langsamen Anstieg sowie mäßigen, kontinuierlichen Verlauf. Die Nächte sind bei Bryonia Zeiten der Ruhe und der Besserung Drosera: Drosera ist die wichtigste Keuchhustenarznei, aber auch bei anderen Hustenformen angezeigt, wenn die Hustenanfälle v.a. im Liegen und in der Wärme auftreten und sich schnell in Würgen und Erbrechen steigern. Nux vomica: Auch bei diesem Husten tritt Brechwürgen auf, Nux-v. ist die häufigste Grippe-Arznei als Folge von trockener Kälteeinwirkung. Das Kind ist reizbar, ningelig und ärgerlich, der Husten geht mit Engegefühl und Atemnot einher, „wie wenn ein Gewicht auf der Brust liegt“. Rumex: Rumex ist eine wertvolle Arznei für zermürbende trockene Hustenanfälle, die von einem permanenten Kitzeln im Hals ausgehen. Der Husten tritt v.a. im Winter auf und verschlechtert sich durch das Einatmen von kalter Luft. Phosphorus: Der Phosphorus-Husten wird durch ein Kitzeln im Kehlkopf ausgelöst, Heiserkeit oder Stimmverlust treten meist mit auf, in der Brust wird ein brennender Schmerz gefühlt. Verschlechtert wird der Husten durch Zimmerwechsel von warm nach kalt, durch kalte Luft, lachen oder langes Reden, das Kind hat rote Wangen, zittert oft beim Husten und wirkt danach „wie zerschlagen“. Pulsatilla: Pulsatilla wird häufig bei Grippehusten in den Übergangszeiten (v.a. Frühjahr) gebraucht. Nachts weckt ein quälender trockener Kitzelhusten, die Nase ist verstopft und das Kind bekommt im Liegen schlecht Luft. Nur am Morgen löst sich reichlich Schleim und wird kräftig abgehustet. Das Kind ist sehr anhänglich, besonders an die Mutter, weinerlich und durstlos.
Durchfall und Erbrechen Kinder erbrechen leicht und schnell. Infekte beginnen häufig mit Erbrechen, dann folgt der Durchfall, bis die Störung abklingt. Auch Durchfall und Erbrechen haben eine Schutzfunktion, sie befreien den Körper von der Verdauungsarbeit, wenn er vermehrt Energie für die Infektabwehr benötigt oder befördern unbekömmliche Nahrung aus dem Organismus heraus. Problematisch können diese Zustände werden, wenn Erbrechen und/oder Durchfälle nicht aufhören und es dadurch zu Flüssigkeitsverlust mit der Gefahr der Dehydratation oder des Kreislaufkollaps kommt oder Darm und After unerträglich angegriffen und entzündet sind. Akute Zustände kommen sehr schnell und werden in einem absehbaren Zeitraum überwunden, halten Durchfall u./o. Erbrechen über einen längeren Zeitraum an, sollte diagnostisch und homöopathisch genauer geschaut werden. Je akuter der Zustand sowie abhängig vom Ernährungszustand und Alter des Kindes muss oft eine schnelle Besserung erfolgen, die das passende homöopathische Arzneimittel leisten kann. Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Die beste Schonkost im 1. Lebensjahr ist die Muttermilch. Wird das Kind nicht mehr gestillt, bietet sich als Getränk stilles Mineralwasser gemischt mit Fruchtsaft oder Kamillentee an, zum Binden der entstandenen Gifte kann sehr fein geriebener Apfel, der an der Luft braun geworden ist, gegeben werden. Auf Kuhmilch(produkte) sollte während der Erkrankung verzichtet werden. Bei Durchfall und Erbrechen oft angezeigte Arzneimittel sind: Ipecacuanha, Ip (die Brechwurzel): Ipecacuanha wird bei Durchfall, Erbrechen und Koliken eingesetzt. Die Übelkeit lässt sich durch nichts bessern und ist anhaltend, nach dem Erbrechen geht es dem Kind nicht besser, sondern es wird immer schwächer, kälter und blässer, ohne Durst und ohne Appetit. Wichtig ist ein Blick auf die Zunge: bei Ipecacuanha ist sie trotz des Erbrechens sauber und ohne Belag, was auffällt. Solche Zustände können typischerweise auftreten bei Zahnung, im Sommer, nach unreifem Obst und bei allergischen Kindern. Veratrum album, Verat (der Weiße Nieswurz): Wird Veratrum album gebraucht, kommt es zu einer sehr heftigen Symptomatik, die aber gar nicht so selten vorkommt und schnell nach dem Heilmittel verlangt, welches den Zustand stabilisiert. Es treten akut und plötzlich Erbrechen und Durchfall (wässrig wie aus einem Wasserhahn) zeitgleich mit einem Kreislaufkollaps auf. Das Kind sieht schnell elend, blass und eingefallen aus, ist kalt und bedeckt mit kaltem Schweiß (v.a. am Kopf). Nur Liegen, Wärme und Ruhe helfen, aber schon das Anheben des Kopfes kann eine neue Episode auslösen. Phosphorus, Phos (Gelber Phosphor): Bei Phosphorus ist auffallend, dass das Erbrechen mit Verzögerung einsetzt, wenn Getrunkenes im Magen warm geworden ist. Die Kinder sind trotz der Erkrankung hungrig, größere Kinder verlangen nach Kaltem (kaltes Wasser oder Eis). Auch Phosphorus ist ein Mittel, das aufgrund seines großen Einsatzgebietes in der Hausapotheke nicht fehlen darf. Pulsatilla, Puls (die Küchenschelle): Pulsatilla benötigen wir, wenn ein Kind aufgrund von Ernährungsstörungen durch Überessen von Fett und Eiscreme mit Erbrechen reagiert. Das Kind ist durstlos, weinerlich und anhänglich v.a. an die Mutter. Arsenicum album, Ars (das Weiße Arsenoxid): Arsenicum ist unser Hauptmittel für die akute Lebensmittelvergiftung, v.a. aufgrund von verdorbenem tierischen Eiweiß. Arsenicum-Zustände können aber auch auftreten nach dem übermäßigen Genuss wässriger und saftiger Früchte (wie Wassermelonen, Erdbeeren, Orangen) oder gefrorener Speisen (Eiscreme). Die Erkrankung sieht dem Zustand von Veratrum album ähnlich, auch hier ist die Lage sehr ernst, es besteht die Gefahr Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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einer frühen Dehydratation und wir erwarten eine schnelle Besserung nach der Gabe des Heilmittels. Es treten akut Erbrechen oder Durchfall auf, manchmal auch gleichzeitig. Das Kind sieht dabei blass und elendig aus, ist kalt und schwach und voller Angst, der Bauch ist aufgetrieben und warme Anwendungen sowie warme Getränke bessern. Nach allem, was das Kind aufnimmt, erfolgen wieder Erbrechen und Durchfall, dieser ist wässrig, dunkel, wundmachend und stinkt aashaft. Sulphur, Sulph (der Schwefel): Sulphur ist das am häufigsten eingesetzte Arzneimittel bei Durchfällen, v.a. in der Zahnungszeit und nach Antibiotikagaben. Der Stuhl ist gelb, sehr übelriechend und wundmachend. Nach der Gabe des Mittels gibt es manchmal eine leichte kurzzeitige Verstärkung der Symptome, in der man keine weiteren Gaben verabreicht, sondern abwartet; eine anhaltende Besserung sollte folgen. Das Kind, das Sulphur braucht, schläft oft unruhig, schwitzt viel und ist sehr durstig. Chamomilla, Cham (die Echte Kamille): Chamomilla kommt oft zum Einsatz bei Durchfällen in Verbindung mit Zahnung oder Bauchkoliken und kann unter diesen Stichworten weiter oben im Script nachgelesen werden. Colocynthis, Coloc (die Koloquinte): Auch das Symptombild von Colocynthis ist bei den Blähungskoliken zu finden. Podophyllum, Podo (der Entenfuß): Bei den Durchfällen von Podophyllum ist der Stuhl wässrig, gelb, stinkt und entleert sich explosiv herausspritzend. Vor und während des Stuhlgangs kommt es zu Bauchkrämpfen, es grummelt hörbar im Bauch und nach der Entleerung bleibt eine auffällige Erschöpfung. Die Durchfälle wiederholen sich kontinuierlich einige Tage lang, dabei bleibt der Allgemeinzustand lange stabil. Auslöser können sein: Sommerhitze, Baden, Zahnung oder saures Obst.
Verstopfung Verstopfung ist für ein Kind meist viel weniger bedrohlich als Durchfall. Bei Stillkindern darf der Stuhl bis zu 14 Tage ausbleiben, wenn das Kind gut gedeiht und keine Beschwerden hat. Sehr verschiedene Ursachen können für eine Verstopfung in Betracht kommen und erfordern eine ganzheitliche Beurteilung und umfangreiche homöopathische Anamnese. Kinder sollten keine Abführmittel bekommen! Allenfalls kann man der Nahrung etwas Milchzucker zusetzen, verstopfte Stillkinder brauchen Flüssigkeitsergänzungen sowie Bewegung, der Bauch kann massiert sowie durch Wärmeanwendungen entspannt werden und je nach Ursache können noch andere begleitende Maßnahmen in Betracht kommen.
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Homöopathische Arzneimittel für die Verstopfung bei Kindern können sein: Nux-vomica, Nux-v (die Brechnuss): siehe unter Blähungskoliken Bryonia alba, Bry (die Weiße Zaunrübe): Bei Bryonia tritt Verstopfung typischerweise bei Infekten und Fieber auf, oft auch in Verbindung mit Koliken, besonders nach Zorn oder Demütigung der Stillmutter. Es kommt manchmal tagelang kein Stuhl, dieser ist dann groß, dunkel und trocken wie verbrannt. Bei den Koliken leidet der Säugling unter einer schmerzhaften Auftreibung des Bauches sofort nach dem Essen und krümmt sich zusammen. Lycopodium, Lyc (Sporen von Bärlapp): siehe unter Blähungskoliken Calcium carbonicum, Calc (der Austernschalenkalk): Calcium carbonicum ist eines unserer größten Kinder-Konstitutionsmittel. Die Kinder sind eher kräftig, träge, haben einen großen Kopf und aufgetriebenen Bauch und schwitzen viel, v.a. am Kopf. Erstaunlich ist es, dass die Kinder keine Beschwerden bei der Verstopfung haben, es scheint sie nicht zu stören. Die Verstopfung tritt auf aufgrund einer trägen Verdauung oder einer Überanstrengung.
Homöopathische Hilfe im Verletzungsfall Homöopathie kann bei jeder Art von Trauma nützlich sein und dabei oft bemerkenswerte Erfolge erzielen. In Verletzungsfällen werden innere Arzneimittelgaben mit äußeren Anwendungen kombiniert, je nach Verletzung muss eine Wunde gereinigt, ein gebrochenes Bein gerichtet oder ein umgeknickter Fuß ruhiggestellt werden. Bei kleineren Unfällen, mit denen man bei Kindern häufig konfrontiert wird, lässt sich mit Einzelmitteln innerlich jede Verletzung behandeln, prophylaktisch, um eine Entzündung oder eine Infektion zu verhindern und auch bei vorhandenen Problemen mit der Wundheilung. Man kann die Heilung beschleunigen, aber auch chronische Folgen verhindern, Schmerzmittel werden i.d.R. viel weniger oder gar nicht mehr benötigt. Allgemeine Maßnahmen: -
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Wunden sollten so gut wie möglich bluten können. Eine Reinigung kann mit Leitungswasser+1%Kochsalz+Calendula-Essenz (wenn vorhanden) erfolgen, um eine Infektion zu verhindern. Bei schwereren Verletzungen stellt man die verletzte Extremität zusätzlich noch 12-24 Stunden lang über die Herzebene ruhig. Bei Verbrühungen oder Verbrennungen 1. oder 2. Grades sollte man „kühlen“ mit lauwarmem Wasser (nicht kalt!). Bei unverletzter Haut kann Combudoron-Gel von Weleda aufgetragen werden (auch geeignet bei Naturheilpraxis für Klassische Homöopathie; www.homoeopathie-melli.de
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Sonnenbrand oder Insektenstichen), bei Blasenbildung oder verletzter Haut eignen sich feuchte Umschläge mit Combudoron-Flüssigkeit oder 50%igem Alkohol über einige Stunden, dann wird die Auflage abgenommen und die verletzte Stelle offengelassen oder maximal steril abgedeckt, damit kein Schmutz hereinkommt. Ist die Wunde wieder geschlossen, kann Calendula- Wundsalbe aufgetragen werden.
Homöopathische Heilmittel: Aconit, Acon (der Blaue Eisenhut): Mit einer körperlichen Verletzung kann auch ein seelisches Trauma einhergehen, das Kind ist heftig erschrocken und vielleicht in Panik. Aconit als Erstmittel beruhigt schnell die Angst und Hysterie. Arnika, Arn (der Bergwohlverleih): Arnika ist unser wichtigstes Heilmittel bei Traumen aller Art und als erstes Mittel bei Blutungen (Austritt von Blut ins Gewebe (Hämatom) oder nach außen) angezeigt. Kinder stürzen oft und holen sich immer wieder blaue Flecken, die Selbstheilungskraft schafft es i.d.R. schnell und ohne Hilfe, solche Störungen zu bewältigen. Die Verwendung von Arnika C30 empfehle ich, wenn größere blaue Flecken zu erwarten sind, der Kopfbereich und oder die Wirbelsäule betroffen sind oder Schmerzen auftreten. Arnika C200 als Einmalgabe ist angezeigt, wenn all die Traumata, die nach Arnika verlangen, sehr heftig waren (z.B. Sturz vom Wickeltisch, Kopfplatzwunde, Verdacht auf Bruch eines Körperteils). Bewährte Indikationen für die Anwendung von Arnika v.a. bei Kindern sind außerdem Nasenbluten nach einem Schlag auf die Nase, akute Verstauchungen, vor und nach einer Operation gegeben lindert es Schmerzen, verhindert Infektionen und vermindert die Gefahr einer Nachblutung. Urtica urens, Urt-u (die Kleine Brennessel): Urtica urens ist ein Spezifikum bei Verbrühungen mit heißem Wasser, kann aber bei allen Verbrennungen 1. Grades (auch Sonnenbrand) eingesetzt werden, wenn die Haut unverletzt und rot ist und Brennen mit Juckreiz auftritt. Apis mellifica, Apis (die Honigbiene): Apis ist angezeigt bei Verbrennungen 1. Grades, die Haut ist unverletzt, angeschwollen (Ödem) und die Schmerzen sind stark brennend oder stechend. Dieses Heilmittel ist auch nach dem Ähnlichkeitsprinzip unser erstes und wichtigstes Mittel nach einem Bienenstich, deshalb sollte man es v.a. im Sommer immer dabei haben, je schneller es gegeben wird, desto zuverlässiger verhindert es Schwellung, Schmerz und evtl. allergische Reaktionen. Cantharis, Canth (die Spanische Fliege): Tritt eine etwas stärkere Verbrennung oder Verbrühung auf (2. Grad), so dass Blasenbildung u./o. verletzte Haut zu erwarten sind, ist Cantharis das angezeigte Mittel. Rechtzeitig gegeben kann es
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Blasenbildung verhindern, ist es schon dazu gekommen, lindert es den Schmerz und beschleunigt die Heilung. Ledum palustre, Led (der Sumpfporst): Ledum ist ein ausgezeichnetes Mittel, dass bei Stichverletzungen, Bissverletzungen und auch nach jedem Zeckenbiss gegeben wird zur Verhütung von Infektionen und besseren Wundheilung. Auch bei aufgekratzten, nicht heilen wollenden Insektenstichen kommt es (evtl. nach Apis) zum Einsatz. Silicea, Sil (der Bergkristall): Ist der Zeckenkopf beim Entfernen einer Zecke abgerissen, können wir einen Splitter oder eine kleine Scherbe nicht entfernen oder sind in der Schürfwunde noch winzige Steinchen, geben wir Silicea, das den Fremdkörper sicher nach außen bringt, so dass es nicht zu einer Eiterung kommen muss. Silicea als ein konstitutionell häufig passendes Heilmittel auch für Kinder wird hier akut verwendet. Hypericum, Hyp (das Johanniskraut): Hypericum ist das große „Nervenmittel“ in der Homöopathie. Bei Verletzungen in nervenreichem Gewebe (z.B. Fingerspitzen) verwenden wir es evtl. nach Arnika genauso wie bei allen Verletzungen, bei denen nach der Gabe von Arnika ein scharfer, schießender (Nerven)Schmerz bestehen bleibt. Bei Quetschungen der Finger ist es das Spezifikum und wird anstelle von Arnika gleich verabreicht. Calendula officinalis, Calend (die Gartenringelblume): Calendula verwenden wir v.a. als Essenz verdünnt für die Reinigung einer Wunde oder für Wundumschläge. Als homöopathisches Heilmittel passt es für Platz- und Schürfwunden, wenn die Wundränder weit auseinander liegen, um die Wundheilung zu erleichtern.
Empfehlungen: Werner Stumpf: „Homöopathie für Kinder“ und „Homöopathie“ Dr. Friedrich P. Graf: „Kritik der Arzneiroutine bei Schwangeren und Kindern“, „Die Impfentscheidung“ und „Nicht impfen – was dann“ Carola und Ravi Roy: „Kinder mit Homöopathie behandeln“ und „Homöopathie für Mutter und Kind“ Norbert Enders: „Enders` Handbuch Homöopathie“ (kombiniert Therapieteil mit Arzneimittellehre und kleinem Repertorium) www.narayana-verlag.de: hier gibt es Homöopathie-Bücher mit vielen Leseproben, Zubehör (z.B. Mappen) und Informationen zur Homöopathie.
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