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Komplementäre Methoden in der Krebstherapie/ Integrative Therapie Eine kurze Übersicht R. Mücke Klinik für Strahlentherapie Klinikum Lippe GmbH Krebstherapie Früher Krebstherapie Heute Motive für Einsatz von Komplementärmedizin Aus Sicht der Patienten Weis et al. , Complementary medicine in cancer patients, Onkologie 1998; 21: 144-149 AKTUELLE DATEN VON RANDOMISIERTEN STUDIEN Substanz Prävention Therapie Nachsorge Vitamin D Darmkrebs NHL, Darmkrebs - Selen Harnblasenkrebs Darmkrebs Prostatakrebs Lungenkrebs Beckenbestrahlung - (reduziert Durchfall) HNO-Bestrahlung (reduziert Mukositis) CHTH (reduziert Nieren- und Gehörschädigung durch Cisplatin) Grüner Tee Traditionelle chinesische Medizin Eierstockkrebs Gebärmutterkörperkrebs Qigong Qigong (reduziert Symptome bei „Chemobrain“) Akupunktur (reduziert Schmerzen, reduziert Hitzewallungen durch HT bei PC) Akupunktur (reduziert Schmerzen, reduziert Mundtrockenheit nach RT) AKTUELLE DATEN VON RANDOMISIERTEN STUDIEN Substanz Phytotherapie Prävention Therapie Nachsorge Granatapfelextrakt (hemmt Prostatakrebswachstum) Weihrauchextrakt (reduziert Hirnödem bei Hirntumoren) Mariendistel (reduziert Lebertoxizität durch CHTH, reduziert als Salbe Hautrötung durch RT) Ingwer (reduziert Übelkeit durch CHTH) Baldrian (verbessert Fatigue und Stimmung) Aromamassage Reduktion von Obstipation Aloe und Honig Reduktion der oralen Mukositis Baldrian (verbessert Fatigue und Stimmung) Empfohlene komplementäre Verfahren während der Strahlentherapie Nicht empfohlene komplementäre Verfahren während der Strahlentherapie Psychoonkologie Photosensibilisierende Substanzen wie Johanniskraut und dessen Derivate Sport und Bewegung hochdosierte Antioxidantien Ernährungsberatung (Mistel) Einsatz von Selen Aromatherapie Anwendung von heilkundlich genutzten Teesorten Nebenwirkung Prophylaxe Therapie Dermatitis Calendula Honig Mukositis Glutamin Zink (25 mg, 3 x täglich) Honig (20 ml 15 Minuten vor und nach RT sowie 6 h später) Selen (500 µg Natriumselenit täglich) Xerostomie Akupunktur Nausea Ingwer (0,5 - 1,0 g täglich) Anorexie Ernährungsberatung Diarrhoe Ernährungsberatung Probiotika Selen (500 µg Natriumselenit täglich) Psychologische Nebenwirkungen Fatigue Extrakte aus Blutwurz, Heidelbeere, Johannisbeere oder Schwarzmohn Entspannungstechniken Bilderlebte Psychotherapie-Traumreise Massage B-Vitamine Heil-Salbei Tryptophan (2x500 mg vor dem Schlafengehen) Serotonin Sport Muskelentspannung Atemtherapie Baldrian Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin Reaktion des Immunsystems auf sportliche Aktivität Immunfunktion + - Be las tun gs int en sit ät gs n i n rai z nd a t us T Mooren und Krüger Philipp Zimmer DEGRO 2014 Düsseldorf, 5.7.2014 Ausgewählte Beispiele: Mikronährstoffe Vitamin D Der Vitamin-D-Status sollte bei allen Krebspatienten (25-OH-D, Serum) kontrolliert und durch adäquate Supplementierung kompensiert werden (25-OH-D-Zielwert: 40-60 ng/ml bzw. 100-150 nmol/l). Dies gilt insbesondere für Krebspatienten mit schlechtem Ernährungsstatus, Therapien mit anthrazyklin- und taxanhaltigen CTX sowie bei muskulären, mukokutanen Störungen, Fatigue und Tumorkachexie. Vitamin D Vitamin D deficiency compromises anti-CD20-mediated cytotoxicity and outcomes in DLBCL 3 Jahres Daten (n=422) Bittenbring JT, et al. J Clin Oncol. 2014; 32: 3242-8. Durch Vitamin D Substitution verbessert sich die Wirkung von Rituximab wieder Vitamin D Pathophysiologische Zusammenhänge aus onkologischer Sicht Aktivierung der Apoptose Hemmung der Neoangiogenese Antiproliferierende Wirkung Prodifferenzierende Wirkung Reduktion oxydativer DNS-Schädigungen Reduktion tumorfördernder Entzündungsprozesse Niedriger Vitamin D Spiegel kann durch eine hohe Bindungsaffinität zum VDR kompensiert werden Polymorphismen des VDR könnten eine Rolle spielen SELEN Sensibilisierung Protektion Selektive Hemmung von DNA-Reparatur Entzündungen über in gesunden Zellen NF-kB Förderung der Gewebeneubildung (gesunde Zellen) Induktion der Apoptose Induktion von Substanzen, die Krebszellen zerstören (MSA, SDG) Schutz gegen Freie Radikale Thioredoxinreduktase Selenoprotein P Glutathionperoxidasen Selen Autor: Mücke 2012, Habilitationsschrift SELEN Wer ausreichend mit Selen versorgt ist, benötigt keine diesbezügliche Supplementation. Hingegen sollte ein Selenmangel im Serum mit Werten < 80 µg/l bis zu einem Wert von ca. 120 µg/l ausgeglichen werden, höhere Werte sind nicht empfehlenswert. ASCO 2014 Integrative Oncology: The Evidence Base - Mikronährstoffe Eine unkritische Supplementation von Mikronährstoffen bei Patienten ohne Mangel ist nicht erfolgreich Man muss Patienten mit einem Mikronährstoffmangel identifizieren und diesen ausgleichen Obwohl es schwierig wird, sollten auch in diesem Bereich individuelle Konzepte in Berücksichtigung der Tumorsituation, Ernährung, genetischen Disposition, Histologie und Tumortherapie erarbeitet werden Eine zielgerichtete Anwendung bestimmter Mikronährstoffe vergleichbar mit der zielgerichteten Tumortherapie könnte bei einigen Tumorentitäten erfolgreich sein Insgesamt ist “Dieses” aber keine triviale Aufgabe und verpflichtet dazu, die Analyse von Mikronährstoffen in Studienkonzepte einzubeziehen Ausblick ………, we have attached redox selenium to monoclonal antibodies; Herceptin® (Trastuzumab), and Avastin® (Bevacizumab), all shown to be dose and time dependently more cytotoxic against cancer cells. Such targeting of redox selenium offers the future prospect of using selenium toxicity in a more broadly beneficial therapeutic way. The modification of existing molecules with redox selenium, including nano-selenium containing particles is only limited by one’s imagination. One might even imagine a new era of selenium drug therapies. Antioxidant use for cancer prevention, treatment, and survivorship: Aligning policies and guidelines across NorthAmerica with the evidence-base Strategien und Leitlinien zum Einsatz von Antioxidantien sind zu restriktiv im Verhältnis zur vorliegenden Evidenz Wichtige Zytostatika – Interaktionen mit Naturstoffen Wirkstoff interagierender Wirkstoff Effekt Mechanismus/Ursache Etoposid Grapefruit (saft) Etoposid CYP3A4 Inhibition Cyclophosphamid Grapefruit (saft) Cyclophosphamid CYP3A4 Inhibition Cyclophosphamid Johanniskraut Cyclophosphamid CYP3A4 Induktion Irinotecan Johanniskraut Irinotecan CYP3A4 Induktion Capecitabin Johanniskraut Capecitabin CYP2C9 Induktion Bortezomib (Velcade®) Grüner Tee Bortezomib Reaktion Diol - Boronsäure Bortezomib (Velcade®) Vitamin C 1g/d Bortezomib Interaktion mit Boronsäure Bortezomib (Velcade®) Johanniskraut Bortezomib CYP3A4 Induktion Imatinib (Glivec®) Johanniskraut Imatinib CYP3A4 Induktion Imatinib (Glivec®) Grapefruitsaft Imatinib CYP3A4 Inhibition Ausgewählte Beispiele: Onkologische Pflege www.kok-krebsgesellschaft.de Konferenz der Onkologischen Krankenpflege und Kinderkrankenpflege Chemotherapie bedingtes Erbrechen Komplementäre Verfahren      Leitliniengerechte antiemetische Therapie verdeutlichen ( Emend 125mg an d1, 80mg an d2,d3!) Therapieplan erklären Bedarfsmedikation durchsprechen Compliance, Adherence thematisieren Ernährungstipps geben, z.B. „Kochen ist Hipp“  Ingwertee  Aromatherapie mit hochwertigen ätherischen Ölen: • • • Zitrone, Bergamotte Minze [email protected] Ängste Fatigue    Wer rastet, der rostet! • „fitness trotz fatigue“ oft in Korrelation mit Depression • Gesprächstherapie bei Psychoonkologen Ingwer-Nieren-Wickel • durchwärmt • regt an • Stichwort „Sonne“   Psychoonkologie Aurum-LavendelAuflage statt Tavor • • •     löst Verkrampfungen beruhigt mehrmals anwendbar Fußeinreibung mit Kupfersalbe bei kalten Füßen, Zuwendung! KastanienEntlastungsbad LavendelEntspannungsbad Wildrosen-Cremebad [email protected] Palliative Care -Äußere Anwendungen Hand- oder Fußeinreibung mit Rosatum-Salbe  Wildrosenöl-Brustauflage • • • • •  Öl auf ein dünnes Baumwolltuch träufeln 1x falten und in einen Gefrierbeutel stecken diesen zwischen zwei Wärmflaschen erhitzen anschließend herausnehmen und auflegen Baumwolltuch darüber legen und im Liegen ruhen Wildrosen-Cremebad als Zusatz zum Waschwasser oder zu Teilbädern Komplentärmedizin Wissenschaft oder Quacksalberei? 10 Indizien für Quacksalberei Die Methode bzw. ein Produkt … 1. wird durch Hinweise auf die exotische Herkunft (Regenwald, Himalaya) interessant gemacht 2. soll Heilung bringen, wenn Schulmedizin in auswegloser Situation versagt 3. soll durch umfangreiche Erfahrungen „untermauert“ sein, ohne dass nachvollziehbare Daten aus kontrollierten, klinischen Studien zugänglich gemacht werden 4. soll gegen eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen, die nichts miteinander zu tun, universell wirksam sein 5. soll regelmäßig zum Erfolg führen, wobei Misserfolge der Schulmedizin angelastet werden 6. ist an einzelne Personen bzw. Institutionen gebunden, die die Therapie entwickelt haben und daran verdienen 7. soll keine Nebenwirkungen haben, oder die Nebenwirkungen von Verfahren der Schulmedizin reduzieren oder aufheben 8. ist kompliziert, so dass Misserfolge auf Anwendungsfehler zurückgeführt werden 9. soll schon Jahren/Jahrzehnten verwendet werden, ohne offiziell anerkannt zu sein 10. ist den Behauptungen zufolge so gut, dass unverständlich bleibt, warum keine Zulassung als Arzneimittel existiert nach Nagel 1995 Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber! Lassen Sie sich seriös beraten! Empfohlene Literatur KONFLIKTSITUATION ? Schulmedizin Komplementäre Medizin Wissenschaftlich fundierte Medizin Komplementäre Methoden in der Krebstherapie/ Integrative Therapie Eine wohnort- und zeitnahe individuelle Beratung über evidenzbasierte komplementäre und integrative Methoden in der Onkologie sollte für jeden Tumorpatienten in Deutschland ermöglicht werden. Ergänzende Therapien bei Krebserkrankungen Komplementäre Methoden in der Onkologie … ein begleiteter Weg