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physiopraxis Das Fachmagazin für Physiotherapie 1∙16 Januar 2016 | 14. Jahrgang ISSN 1439-023x · 61504 www.thieme.de/physiopraxis ORTHESENVERSORGUNG Fußheberschwäche PERIPROTHETISCHE INFEKTION Zwangspause fürs Hüftgelenk FALL FÜR DREI Knockout auf dem Fußballplatz STEP-BY-STEP Schulterstabilitätstape e s e L e b o r p Inhalt | Januar 2016 Therapie Profession 4 6 Community 10 Gesprächsstoff 14 physiokongress Highlight 26 Fußheberschwäche Richtig versorgt 32 Hören Patienten, was Therapeuten sagen? 15 Christa Grafmüller-Hell „Das neue BobathCurriculum liefert mehr Transparenz“ 16 18 36 Wer, Wie, Was 52 Ein Netzwerk für Kindertherapie Gemeinsam sehen wir mehr 55 praxisprofi: Gemeinsam zu neuen Zielen 44 Christine Tings 46 Was tun bei Verdacht auf Missbrauch? 60 Im Test Der MOTR Mediathek 64 Produktforum 66 Fortbildungskalender Step-by-step 68 Fortbildungsmarkt Update Reanimation 78 Stellenmarkt 82 Ausblick/Impressum Sie sind nicht allein 40 Schultertape Von McMurray und echten Osteophyten 58 Rechtsfrage 62 Fall für Drei Ausgeknockt Anatomieprojekt Freiburg Die Kieferspezialistin 48 Die periprothetische Infektion und ihre Folgen Zwangspause fürs Hüftgelenk Service Perspektiven Für den Notfall Nine-Hole Peg Test Geschicklichkeitstest 20 Internationale Studienergebnisse 25 kurz & bündig Netzwerk für Kindertherapie 40 Schulterentlastungstape Bunt ist trendy, aber nicht immer die richtige Wahl. Gerade nach Kontusionen oder Distorsionen am Schultergelenk lohnt es sich, zum unelastischen Tapematerial zu greifen. 52  Gemeinsam mehr sehen Kindern soll in ihrer Entwicklung möglichst nichts im Wege stehen. Doch nicht immer ist ihre Versorgung optimal. Das senkt die Arbeits­zufriedenheit der Behandelnden. Therapeuten aus Hamburg ­haben deshalb ein interprofessionelles Netzwerk für die Behandlung von Kindern geschaffen. Sie wollten nicht darauf warten, bis die Politik für bessere Strukturen sorgt. 36  Fall für Drei: Schleudertrauma Beim Fußball erleidet Markus ­Müller, 36, ein Beschleunigungstrauma. Drei Physiothera­peuten nehmen sich seiner HWS, seines K ­ iefergelenkes und seines ­Schwindels an. Profession | Anatomiekurs Von McMurray und echten Osteophyten Anatomieprojekt Freiburg  An der Uni Freiburg können Medizinstudenten und Physiotherapieschüler seit 2012 gemeinsam ein Anatomieprojekt besuchen. In Gruppen lernen sie an sich selbst und am Präparat zu untersuchen, zu palpieren und Strukturen zu erkennen. Unsere Redakteurin Anja Rieger war dabei und stellte fest: Selbst „fertige“ Physios können noch was lernen, und Mediziner haben gerne die Hosen an. Meine eigene Ausbildung ist schon ein wenig her – kein Fehler also, noch mal einen Blick auf den Pes anserinus und die ­Bewegung der Menisken zu werfen. Pünktlich um 16 Uhr finde ich mich mit 40 Medizinstu­ denten aus dem zweiten und dritten Semester und 20 Physiotherapieschülern der Gesund­ heitsschulen Südwest im großen Hörsaal der Universitätsmedizin Freiburg wieder. Jeder, der Lust hatte, konnte sich für diesen Kurs eintra­ gen. In den kommenden drei Stunden werden wir die Stationen Anatomie, Physiotherapie und Orthopädie durchlaufen, uns kennen­ lernen – und manch Vorurteil gegenüber der anderen Berufsgruppe ablegen, verspricht das Programm. Ich bin gespannt, was die Medizi­ ner schon alles können. Erste Station: Die Mediziner behalten die Hosen an → In einer Zeit, in der „Interprofes­ sionalität“ zum Kultwort geworden ist, haben die Studierendenschaft der medizinischen Fa­ kultät der Universität Freiburg, das Institut für Anatomie und Zellbiologie und die Gesund­ heitsschulen Südwest GmbH das Projekt „Klini­ sche Aspekte großer Gelenke“ auf die Beine gestellt. Erstmals fand die Lehrveranstaltung im Wintersemester 12/13 über das Kniegelenk statt. Ein Jahr später folgte das Schultergelenk. Die Lendenwirbelsäule soll im Frühjahr 2016 folgen. Heute ist das Kniegelenk dran. Eigentlich sollen zwei angehende Mediziner mit einem Physiotherapeuten zusammenarbeiten. In un­ serer Gruppe hat das nicht so richtig geklappt – unter bekannten Gesichtern lernt es sich wohl leichter. Wir beginnen an Station 1: Strukturierte Gelenkuntersuchung bei einem Orthopäden der Uniklinik Freiburg. „Ich brau­ che hier vorne einen Freiwilligen, der sich ohne Hose auf die Bank legt“, begrüßt er uns. Schnell wird klar, wer aus welchem Lager Im Projekt finden Physios und Mediziner das erste Mal zusammen. stammt. Wir Physios stehen mit kurzer Hose bereit oder zeigen auch mal Unterwäsche. Die Mediziner zieren sich noch – sie behalten die Hosen lieber an. Im Schnelldurchlauf geht es durch Anamnese, Inspektion, Palpation und diverse Tests für das Kniegelenk, etwa den McMurray. Für die meisten Physios ist das Wie­ derholung, die Mediziner sind noch am Heran­ tasten. Immer wieder geht ein Blick hinüber zu uns Therapeuten. An einer Bank e ­ rklärt eine junge Therapeutin dem Medizinerkollegen, wie er beim vorderen Schubladentest am bes­ ten das aufgestellte Bein des Patienten fixiert. So soll es wohl aussehen, das Konzept. Der physiopraxis 1/16   Anatomie in vivo: Die Palpation wichtiger Strukturen am Knie gehörte auch zum Programm. Abb.: T. Möller (nachgestellte Situation) 16 Die Physiotherapeuten lernen, viel praktischer und unerschrockener an Patienten heranzugehen. Lucy Clarkson, Studierende der Zahnmedizin ­ rthopäde nickt zufrieden, geht zwischen den O Bänken hindurch und gibt Tipps. physiopraxis 1/16   Zweite Station: Wir sind von Leichen umgeben → Die Dozenten der drei Stationen sind Mitarbeiter des Instituts für Anatomie, der ­ esundheitsschulen Südwest GmbH und des G Departments Orthopädie/Traumatologie der Uniklinik Freiburg. Die Organisation und Evalu­ ation übernehmen Physioschüler und Medizin­ studenten aus den beteiligten Instituten. ­Finanziert wird die Veranstaltung durch die Förderlinie Lehre, innovative Lehrprojekte des Ministe­riums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Dieses Jahr ge­ wann das Projekt sogar den Preis für herausra­ gende Lehrveranstaltungen an der medizini­ schen Fakultät. Weiter geht es nun für uns zu Station 2: Makroskopische Anatomie am Echtpräparat bei Anatom PD Dr. Björn Spittau. Auf Holz­ hockern sitzen wir im Kreis um zwei Präpara­ tionstische aus Edelstahl. Um uns herum ein Dutzend Leichen in Leinen gehüllt. Auf dem Tisch liegen zum Glück nur einzelne Kniegelen­ ke. Mit blauen Latexhandschuhen dürfen wir die acht Echtpräparate selbst „ausprobieren“. „Hier habe ich ein Prachtexemplar – das ist mal eine Arthrose“, präsentiert der Anatom stolz. Wir Physios bekommen große Augen. Echte Osteophyten sehen wir zum ersten Mal. Die Mediziner dagegen hantieren wie selbstver­ Dritte Station: Wir werden langsam warm → Wer sich aufwärmen will, darf sich beim Stationswechsel an Kaffee und Keksen ­bedienen. Dann geht es für uns zur letzten Sta­ tion: Palpation in vivo bei Physiotherapeut Flo­ rian Sandeck. Unsere Gruppe ist ein wenig kleiner geworden. An dieser Station sollen wir Strukturen am Kniegelenk palpieren und mit einem Stift markieren. Hier sind Physios und Mediziner gleichauf. Auch die Stimmung ist ­lockerer geworden. Diesmal lassen sich ein paar mehr Medizinstudenten überzeugen, nackte Haut zu zeigen als noch bei der Ortho­ pädie-Station vor zwei Stunden. Am Ende geht es wieder in den Hörsaal. Für die Evaluation des Projekts füllten wir zu Beginn und am Ende ­einen Fragebogen aus. Danach drängt ein Grüppchen von Medizinern zum Aufbruch. In einer Stunde beginnt eine WG-Party. Ein paar Physios sind jetzt auch eingeladen. Anja Rieger Abb.: A. Rieger Abb.: A. Rieger ständlich mit dem Präparationswerkzeug. Nach einer Stunde wissen wir wieder, wie ge­ nau der Innenmeniskus bei einer Kniegelenk­ flexion läuft und welche Strukturen die Innen­ rotation hemmen. Auf zur nächsten Station – es wird auch langsam kalt im Saal. Mein Highlight war die Präparationsstation. Nur am echten Gelenk sieht man, dass sich die Menisken bei der Knieflexion tatsächlich bewegen. Franziska Brombacher, Physiotherapieschülerin 17 Wir suchen Leser, die app to date sein wollen. 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