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side by *side Jahresbericht 2015
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Herausgeberin Hilti Foundation Feldkircherstrasse 100 Postfach 550 9494 Schaan Liechtenstein T +423 234 4313
[email protected] www.hiltifoundation.org
Schaan, März 2016
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Kultur und Wissenschaft
Venezuela meets Europe Sozialer Wandel durch Musik: Die Hilti Foundation unterstützt inzwischen zehn Projekte in diesem Bereich. Einige von ihnen sind im Sommer 2015 in Mailand zusammengekommen. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Teilnehmenden und das Publikum.
Lektion in Sachen Zivilisation Seit zwanzig Jahren fördert die Hilti Foundation die Arbeit des französischen Unterwasserarchäologen Franck Goddio. Im Interview gibt Goddio Auskunft zur aktuellen Ausstellung in Paris.
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Berufliche Aus- und Weiterbildung
Diplom für eine bessere Zukunft Die medizinische Versorgung auf dem Land ist in allen Entwicklungsländern eine grosse Herausforderung. Die Hilti Foundation unterstützt in Sambia mit Partner SolidarMed ein aussergewöhnliches Projekt.
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Gesellschaftliche Entwicklung
Handwerk fürs Leben 6 Berufe, 93 Lehrlinge: In Monaragala, Sri Lanka, erhalten Jugendliche aus armen Familien die Chance, kostenlos einen handfesten Beruf zu erlernen. Das Projekt besteht seit zehn Jahren und ist dank der Unterstützung von Hilti Mitarbeitenden sehr erfolgreich.
by side * side In der Mailänder Scala spielte im
Sommer 2015 ein ganz besonderes Orchester auf: Europäische Jugendliche musizierten side by side mit ihren Kollegen aus Venezuela. Zeit zum Üben: eine einzige Woche.
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Zahlen & Fakten Das Wichtigste in Kürze: Die Hilti Foundation stellt sich vor und dokumentiert das Stiftungsjahr 2015 in Zahlen. 3
Grosszügig fördern, nachhaltig helfen. Egbert Appel Präsident des Stiftungsrats
Michael Hilti Mitglied des Stiftungsrats
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Liebe Leserin, lieber Leser Es ist uns eine besondere Freude, Ihnen auch dieses Jahr einen Einblick in unsere Tätigkeiten zu geben. Der Ihnen vorliegende Jahresbericht bietet nicht nur Einblicke in ausgewählte Projekte, sondern schenkt vor allem jenen Menschen Aufmerksamkeit und Anerkennung, die sich in diesen Projekten engagieren. Es sind die Menschen, die Initiativen fördern und begleiten und Projekte Wirklichkeit werden lassen. Menschen, die mit ihrem täglichen Einsatz und unermüdlichen Engagement versuchen, eine bessere Zukunft für uns alle zu schaffen – die Welt zum Besseren zu verändern. Menschen, die sich einsetzen für Aus- und Weiterbildung, für die Erforschung unserer Geschichte, für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung oder auch dafür, bezahlbaren Wohnraum für die Bedürftigen der Welt zu schaffen. All dies tun sie mit dem Ziel der Nachhaltigkeit und Beständigkeit. Wir blicken in unserem Jahresbericht auf die Menschen, die für ihre Projekte die Extrameile gehen, die nach Veränderung streben und damit Veränderungen ihres Umfeldes bewirken. Das ist nicht immer einfach und erfordert Passion, Mut, eine hohe Eigenmotivation und vor allem ständige Beharrlichkeit. Nur so entsteht nachhaltige Veränderung. So suchen und entwickeln wir Ideen und Initiativen mit unseren Partnern, Ideen und Initiativen, mit denen wir einen Quantensprung erzeugen wollen. Wir setzen auf Projekte, die regional wie international multiplizierbar sind und eine möglichst grosse Zahl von Empfängern erreichen. Unser Ziel ist es, Menschen neue Perspektiven zu eröffnen und die Chance zu geben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Erfolgreich realisierte Projekte werden nach drei bis fünf Jahren in die Eigenverantwortung dieser Menschen abgegeben, im Bewusstsein, dass blosses Spenden allein keine Nachhaltigkeit kreiert. Wir danken all den Menschen in und rund um unsere Projekte, unseren Partnerorganisationen und unseren Hilti Mitarbeitenden für ihre direkte und indirekte Unterstützung. Und wir danken insbesondere auch den Kunden der Hilti Gruppe, tragen sie doch wesentlich zur Realisierung unserer Projekte bei.
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Im Dialog Christine Rhomberg Geschäftsführung
Zu den Zielen der Hilti Foundation gehört es, mit ihren Aktivitäten so viele Menschen wie möglich zu erreichen und zu fördern. Dies gilt auch für die Musikprogramme, die heute einen zentralen Teil der Stiftungsarbeit bilden. Die Programme sollen Kindern und Jugendlichen in aller Welt zu Struktur und Sinn in ihrem Dasein verhelfen. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Vernetzung der Initiativen untereinander, nicht nur unter dem Aspekt des gemeinsamen Lernens, sondern auch als Mittel zur Motivation der Jugendlichen und zur Schaffung von nachhaltigen Synergien zwischen den Initiativen. Eine ganz besondere Aktivität in dieser Richtung war 2015 die Begegnung zwischen den Chören und Orchestern des venezolanischen Vorzeigeprojekts El Sistema und den jungen Musikerinnen und Musikern von Sistema Europe, einem Dachverband europäischer Musikprogramme, im Rahmen eines einwöchigen Summer-Camps in Mailand. Ausdruck eines verstärkten Dialogs mit der breiten Öffentlichkeit ist auch die Ausstellung «Osiris. Egypt’s Sunken Mysteries», die im Oktober 2015 im Pariser «Institut du Monde Arabe» eröffnet wurde. Diese Ausstellung zeigt die jüngsten Ergebnisse der Forschungen des französischen Unterwasserarchäologen Franck Goddio. Die Hilti Foundation fördert Goddios Arbeit in Ägypten seit zwanzig Jahren und begleitete ihn auf seinem Weg von den ersten Sondierungsgrabungen bis zur Wiederentdeckung der antiken Städte Heraklion und Kanopus sowie der königlichen Quartiere von Alexandria. In einem Gespräch mit Franck Goddio werfen wir einen Blick zurück in die Anfangszeit seiner Arbeit und zeichnen den Weg nach von den ersten vagen Vermutungen bis hin zu den faszinierenden Entdeckungen unter Wasser.
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Kultur, Wissenschaft und Bildung
2015
Side by side: Venezuela meets Europe «Bei El Sistema geht es nicht um uns, nicht um die Lehrer, nicht um die Betreuer. Es geht einzig um die Kinder. Es geht um Engagement – und um Liebe», meint Dirigent Gustavo Dudamel. Beim Treffen von El Sistema Venezuela mit Sistema Europe in Mailand war deutlich spürbar, dass Dudamel weiss, wovon er spricht. 8
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Vor vierzig Jahren begann die Geschichte von El Sistema mit 11 Musikern in Caracas. Es war der Beginn eines Traums. Und heute seid ihr alle Teil dieses Traums. Ihr seid dieser Traum. Gustavo Dudamel Gustavo Dudamel wurde 1981 in Barquisimeto, Venezuela, geboren. Zunächst spielte er Geige, bewies aber schon im Alter von 12 Jahren sein aussergewöhnliches Talent fürs Dirigieren. Heute arbeitet Dudamel mit den führenden Orchestern der Welt, bleibt aber gleichzeitig «seinem» Simón Bolívar Symphony Orchestra treu, das er liebevoll und überzeugt als seine Familie bezeichnet. Musik als Motor für sozialen Wandel in die Welt zu tragen, dieses Ziel verfolgt er mit grosser und andauernder Leidenschaft.
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Es ist toll, gemeinsam zu musizieren. Aber es ist auch wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen. Ich habe viele Freunde aus verschiedenen Ländern kennengelernt und alle sind sehr freundlich zu mir. Und sie unterstützen mich alle! Lucas Lucas Gebrehiwet ist Trompeter in «The Nucleo Project» im Londoner Stadtteil North Kensington. Inspiriert vom venezolanischen El Sistema bietet das Programm rund 200 Kindern die Möglichkeit, kostenlos ein Instrument zu erlernen und so ihr Leben zu bereichern. Lucas kam mit acht Jahren ins Projekt, lernte schnell und durfte 2015 – nach nur vier Monaten Trompetenunterricht – als jüngster Teilnehmer zum Sistema Europe Summer-Camp nach Mailand reisen. Seinem Traum, Profifussballer beim Chelsea Football Club zu werden, will er aber trotzdem treu bleiben.
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Mailand, Universität La Bicocca im August. Normalerweise ist es ruhig hier in den Sommermonaten. Zu «Ferragosto» sind die Mailänder übera ll, bloss nicht in Mailand. Dieses Jahr jedoch findet auf dem Gelände der Universität das dritte Summer-Camp von Sistema Europe statt. Rund 200 Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren haben sich zusammengefunden, sie stammen aus 27 Nationen. Mit dabei sind 55 Lehrer, Projektleiter, Tutoren und Dirigenten. Insgesamt sind 17 Projekte vertreten. Vor ihnen allen liegt eine aufregende Woche, an deren Ende das grosse Schlusskonzert stehen soll. Eine einzige Woche, um aus einem bunt zusammengewürfelten, begeisterten Haufen junger und jüngster Musiker und Musikerinnen ein Orchester zu formen! Eine gewaltige Aufgabe für die Tutoren!
Eine einzige Woche, um aus einem bunt zusammengewürfelten, begeisterten Haufen ein Orchester zu formen! Anlass für die Zusammenkunft sind zwei Ereignisse: zum einen die Expo, die in diesem Sommer 2015 Tausende von Besuchern nach Mailand lockt. Zum anderen die dreiwöchige Residenz von El Sistema Venezuela an der Mailänder Scala, wo vier Orchester und zwei Chöre das Sommerprogramm des weltbekannten Opernhauses gestalten. Rund 1500 Venezolaner werden bei Sinfoniekonzerten, Kammermusik, bei Chorkonzerten und Open-Air-Auftritten zu hören sein. Besonderer Höhepunkt: Das Simón Bolívar Symphony Orchestra wird unter der Leitung von Gustavo Dudamel zum Opernorchester der berühmten Scala, gespielt wird «La Bohème».
Eine Partnerschaft zeigt Wirkung Seit dem Jahr 2007 pflegt die Hilti Foundation eine intensive Partnerschaft mit El Sistema Venezuela. Durch diese Partnerschaft kam es zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema «Sozialer Wandel durch Musik». Inzwischen fördert die Hilti Foundation rund zehn Projekte in diesem Bereich. Was die Projekte verbindet, ist die Überzeugung, dass Musik ein zielführendes Mittel ist, um zur Entfaltung junger Menschen beizutragen, sie aus der Anonymität der Armut zu holen, sie konstruktive Werte zu lehren und ihnen eine Perspektive für ihr Leben zu geben. Dabei spielt die Vernetzung der Initiativen eine wichtige Rolle. Sistema Europe wurde gegründet, um den Austausch zu fördern, Potenziale und Synergien zu nutzen und gemeinsame Aktivitäten zu organisieren. Für die Jugendlichen in den Projekten sind diese Aktivitäten Motivation und Ansporn, denn oft ist die Teilnehmerzahl limitiert, und nur die besten qualifizieren sich für eine Teilnahme. So auch im Fall von Mailand. 14
Müde, aber zufrieden. Bis zu sechs Stunden täglich proben die jungen Musikerinnen und Musiker. Die Pausen bieten Zeit zum gegenseitigen Kannenlernen und zum fachlichen Austausch. Ein Maestro zum Anfassen. Gustavo Dudamel beglückwünscht die Musiker von Sistema Europe nach der gemeinsamen Probe. Seine Anwesenheit ist Auszeichnung und Motivation zugleich. Auf dem Weg zum Flashmob auf der Expo. Ein spontaner Auftritt beim Mailänder Megaevent 2015 bringt Leben in den venezolanischen Pavillon.
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Sistema Europe Summer-Camp (SESC). Facts and Figures
11 Tage 2 Konzerte 3 Flashmobs 48 Stunden Probe 7 Workshops 8 Stimmgruppenproben 8 Tutti-Orchesterproben 5 Sistema-Events im Teatro alla Scala 1900 Konzertbesucher 1200 Flashmob-Zuschauer
17 Länder 180 Musiker und Musikerinnen* 75 Betreuer* 43 Lehrer 5 Coaches 9 Begleitpersonen 14 Leiter von Musikprogrammen 4 Dirigenten
Schweden Dänemark
Schottland
England
Deutschland Tschechische Republik
Schweiz
Österreich Ungarn Frankreich
SESC
Portugal
Kroatien Serbien
255* Spanien Italien
Türkei
Venezuela
Herkunft der Delegationen
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Get-together in den Pausen. Lucy Maguire (links im Bild) hat viel Zeit in Venezuela verbracht, um die Methodik von El Sistema zu studieren. Heute unterrichtet die junge Musikerin rund zweihundert Kinder in ihrem eigenen Programm, «The Nucleo Project» in London.
Für die angereisten Kinder und Jugendlichen gibt es in diesen Tagen aber noch ein weiteres erstrebenswertes Ziel: ein Konzert in der Mailänder Scala, side-by-side mit den Kollegen aus Venezuela. Rund hundert europäische Musiker werden daran aktiv teilnehmen können, die anderen hören zu. Eine erste Herausforderung für die Organisatoren von Sistema Europe besteht darin, diese Auswahl zu treffen. Auch für Maria Majno. Sie ist Direktoriumsmitglied von Sistema Italia und Sistema Europe und damit «the brain», was die anspruchsvolle Logistik dieser Projektwoche angeht. «Wir von Sistema Italia waren von Anfang an in engem Kontakt mit El Sistema in Venezuela», so Majno. «Bis heute verbindet uns eine enge Zusammenarbeit und Freundschaft. So war es für uns geradezu selbstverständlich, Sistema Europe diesen Sommer nach Mailand einzuladen, um den Austausch mit Venezuela zu vertiefen.» Dass die Scala und Intendant Alexander Pereira die Idee eines gemeinsamen Konzertes nicht nur aufgegriffen, sondern sie in das offizielle Programm der Venezuela-Residenz aufgenommen haben, hat die Aufmerksamkeit für die Aktivitäten von Sistema Europe nochmals erhöht. Maria Majno ist zufrieden.
Sozialprogramm oder Talentschmiede? Auf dem Campus haben inzwischen die Vormittagsproben begonnen. 48 Stunden, also mehr als die durchschnittliche Arbeitswoche eines Erwachsenen, werden die Jugendlichen in den kommenden Tagen in Sectionals, Workshops und Tutti-Orchesterproben verbringen. Dazu kommen zwei grosse Konzerte und drei Flashmobs. Freizeit gibt es aber schon auch. Sightseeing in Mailand, ein Besuch der Expo, Zeit für Spiele und fürs gegenseitige Kennenlernen. Bei Letzterem spielt nicht selten die Musik eine grosse Rolle. «Diese Woche ist wie ein Laboratorium», schwärmt Etienne Abelin, selbst Geiger, Lehrer und Mitinitiator von Sistema Europe. «Wir versuchen, soziale Wertvorstellungen in unsere tägliche Arbeit mit den Kindern einzubauen. Wir lehren sie, zu fokussieren und zuzuhören. Sie improvisieren und experimentieren, sie unterstützen einander und 18
Zeit für Spiele und fürs gegenseitige Kennenlernen. Bei Letzterem spielt nicht selten die Musik eine grosse Rolle.
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lernen, wie sie mit ihrem Instrument musikalische Geschichten erzählen können. Und dann soll das Ganze auch noch Spass und Freude machen», so Abelin weiter. Das Vorhaben ist auf gutem Weg, ein erster Eindruck von der Orchester-Tuttiprobe bestätigt dies. Die Stimmung ist aufgeregt und gespannt, gleichzeitig aber wird gescherzt, geübt und diskutiert. Die vielen unterschiedlichen Sprachen scheinen kein Problem zu sein. Musik verbindet und funktioniert offenbar als gemeinsame Sprache und überwindet Sprachbarrieren.
Gemeinsamkeit und Exzellenz Lucas aus London, mit acht Jahren der jüngste Teilnehmer, sitzt auf einem Posaunenkoffer, den man ihm auf einen Stuhl gestellt hat. Nur so kann er den Dirigenten überhaupt sehen. Lucas spielt erst seit fünf Monaten Trompete. Er hat das ganze Repertoire gelernt, um nach Mailand mitfahren zu dürfen. Und schliesslich ist es ihm gelungen, sich zu qualifizieren. Bruno Campo, Oboist und Dirigent aus Guatemala, leitet die Probe. Er hat viel Erfahrung in der Methodik von El Sistema. Campo hat längere Zeit in Venezuela gelebt und danach El Sistema in seiner Heimat Guatemala aufgebaut. Seit drei Jahren arbeitet er regelmässig in unterschiedlichen Projekten in Europa, u.a. leitet er das Superar
VIER FRAGEN AN …
JAANA – SUPERAR SCHWEIZ, ZÜRICH
Und wie wurdest du ausgewählt für Mailand?
Es gab ein Vorspielen, wir mussten uns qualifizieren. Das war spannend. Als ich dann hörte, dass ich dabei bin, habe ich mich riesig gefreut. Aber ich war auch geehrt.
Die Konzentration spricht aus den Gesichtern der Flötistinnen, und die Motivation, hier Besonderes zu leisten, ist spürbar. Für viele ist es das erste Mal, dass sie in einem international besetzten Orchester spielen.
Was hat dich an dieser Woche am meisten beeindruckt? Wie bist du zu Superar Schweiz gekommen?
Es gab eine Ausschreibung an meiner Schule mit der Frage, wer Lust hätte, ein Instrument zu lernen und in einem Orchester zu spielen. Ich hatte schon einmal zwei Jahre lang ein Instrument gelernt, aber das hat mich gelangweilt. Die Vorstellung, gemeinsam mit anderen in einem Orchester zu spielen, hat mir gefallen, und so habe ich mich gemeldet. Zuerst wollte ich Schlagzeug lernen, aber dann bin ich beim Kontrabass gelandet. Inzwischen sind wir im Orchester eine richtige Familie geworden. Wir helfen uns gegenseitig und haben viel Spass miteinander.
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Der Besuch in der Scala mit dem Konzert des venezolanischen Kinderorchesters war toll. Die spielen, obwohl sie so jung sind, unglaublich gut. Und sie haben einen grossen Willen, weiterzukommen. Vielleicht mehr als wir hier in Europa. Auch die Möglichkeit, so viele Kollegen aus anderen Ländern kennenzulernen, hat mir sehr gefallen. Am Anfang war es ein bisschen schwierig wegen der Sprache. Aber wir haben uns schnell verstanden. Wirst du mit der Musik weitermachen?
Ja, auf jeden Fall. Aber nicht beruflich. Ich möchte gerne Innenarchitektin
Teamwork nicht nur innerhalb des Orchesters. Auch die Dirigenten arbeiten side-by-side in den Proben. Vier europäische und drei venezolanische Dirigenten leiten im Verlauf der Summer-Camp-Woche die Proben und Konzerte.
werden, aber auch weiterhin Musik machen, vielleicht mehr Unterhaltungsmusik als klassische Musik. Jaana Weyeneth aus Zürich ist 14 Jahre alt und spielt Kontrabass im Superar Schweiz Orchester an der Schule Heumatt in Zürich.
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Orchester in Wien. Daneben absolviert er sein Dirigierstudium in Graz. Ihn begeistert die Geschwindigkeit der Entwicklung. «Wenn man bedenkt, dass wir erst vor drei Jahren mit einem Workshop in Wien begonnen haben, um an einem Treffen mit dem Venezolanischen Kinderorchester in Salzburg teilnehmen zu können, dann ist es unglaublich, was heute daraus geworden ist», so Campo. Für ihn zählt vor allem die Qualität, die musikalische Exzellenz, die bei aller Konzentration auf soziale Aspekte eine ebenso grosse Rolle spielen muss. «Wir müssen jeden Tag aufs Neue gefordert sein, damit wir weiterkommen. Wenn die Jugendlichen das Gefühl haben, stehenzubleiben, dann verlieren sie das Interesse.»
Side-by-side Orchesterprobenraum im Teatro alla Scala. Der Raum ist berstend voll. Knapp 200 Musiker aus Venezuela und Europa haben ihre Plätze eingenommen und warten auf Dietrich Paredes, Chefdirigent des Caracas Youth Orchestra. Er wird das side-by-side Konzert leiten. Auch Gustavo Dudamel ist da und verfolgt das Geschehen mit Interesse. In einer kurzen Pause ergreift er das Wort und bestellt Grüsse von Maestro José Antonio Abreu. Abreu ist der Gründer von El Sistema Venezuela.
«Es geht einzig um euch, die Kinder. Es geht um Engagement – und um Liebe.» Sistema Europe SummerCamp 2015 – ein Blick zurück im Film.
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Seinen Traum von El Sistema in Mailand kann er unglücklicherweise aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich miterleben. «Bei El Sistema geht es nicht um uns, die Dirigenten, nicht um die Lehrer, nicht um die Betreuer», mahnt Dudamel. «Es geht einzig um euch, die Kinder. Es geht um Engagement – und um Liebe.» Dudamel fährt fort: «Vor vierzig Jahren begann die Geschichte von El Sistema mit 11 Musikern in Caracas. Es war der Beginn eines Traums. Und heute seid ihr alle Teil dieses Traums. Ihr seid dieser Traum.» Und dann gibt es eine grosse, unerwartete Überraschung. Es ist Dudamel, der mit dem Orchester zu proben beginnt. Dies ist zweifellos ein Moment, der allen unauslöschlich in Erinnerung bleiben wird.
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Pianissimo! Dirigent Alessandro Cadario (Sistema in Lombardia) bei der Generalprobe.
Das Konzert schliesslich ist ein voller Erfolg. Das Theater ist an diesem Freitagmittag bis auf den letzten Platz gefüllt. Nicht etwa mit dem gewohnten Scala-Publikum, sondern mit Hunderten von Menschen, die vermutlich überhaupt noch gar nie im legendären Mailänder Opernhaus waren. Alexander Pereira hatte schon die Tage zuvor aus der Not eine Tugend gemacht: Wenn schon die Mailänder ferienhalber fehlten und die Expo-Touristen ausblieben, dann sollten – mithilfe von Sponsoren – Menschen kommen dürfen, die sich einen Besuch in der Scala unter normalen Bedingungen gar nicht leisten können und mit klassischer Musik wenig Erfahrung haben. Die Gäste waren restlos begeistert und spendeten den Musikern frenetischen Beifall.
«Es war der Beginn eines Traums. Und heute seid ihr alle Teil dieses Traums.»
Europe meets Venezuela – eine riesige Orchesterbesetzung auf der Bühne der Mailänder Scala. Dietrich Paredes, Chefdirigent des Youth Orchestra of Caracas, hat die Situation im Griff. Er hat Erfahrung mit grossen Klangkörpern.
Mitten im tosenden Publikum sassen auch jene Teilnehmer vom Summer-Camp, die diesmal nicht auf der Bühne dabeisein konnten. Sie profitierten ebenfalls von der Kartenaktion und freuten sich über den Erfolg ihrer Musikerkollegen. Eine unbezahlbare Inspiration und für viele junge Musiker eine einzigartige, bleibende Erfahrung.
Was bleibt Die Woche geht zu Ende. Letzter, aber wichtigster Programmpunkt: das grosse Schlusskonzert. Im Teatro degli Arcimboldi haben sich Familienangehörige, Freunde, Musikerkollegen und Gäste versammelt. Das Orchester spielt, als hätten die Musiker nie etwas anderes getan, als gemeinsam zu musizieren. Alle geben ihr Bestes. Das Orchester ist zu einem einzigen Klangkörper zusammengewachsen, die Arbeit ist gelungen, der Applaus begeistert. Viel zu schnell ist die Woche vergangen. Hinter der Bühne liegen sich Musiker und Musikerinnen, Dirigenten, Tutoren und Organisatoren in den Armen. Alles ist gut gegangen, aber bei aller Freude schwingt 24
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auch Traurigkeit mit darüber, dass die Woche zu Ende ist. Lucas bedankt sich professionell für die vielen Glückwünsche seiner «Fans». Und Fans hat er einige! Für einen kleinen Jungen von acht Jahren ist das verführerisch. Lucy Maguire, seine Lehrerin und die Gründerin des Londoner «Nucleo Project», sorgt aber dafür, dass Lucas auf dem Boden bleibt. Sie weiss, dass es nicht mit dem Unterrichten eines Instruments getan ist, wenn man sich wirklich verantwortungsbewusst um «seine» Kinder kümmern will. Jeder dieser Lehrer ist auch Freund, Mentor, Berater, Sozialarbeiter und vieles mehr. «Wir, die wir in El Sistema arbeiten, wir leben es», so eine sichtlich zufriedene und erleichterte Maria Majno am Ende der Woche. «Bei allem, was wir tun, geht es um die Kinder. Dabei ist Musik wie eine Nahrung: für das Wachsen, für das Dasein, für die Liebe. Es ist ein Spannungsfeld zwischen Magie und Realität, in dem wir uns bewegen.» Sprichts und ist schon wieder mit Organisatorischem beschäftigt. Schliesslich sind einmal mehr 250 Teilnehmer zu verköstigen. Was von dieser Woche bleibt, sind weit mehr als schöne Erinnerungen. Für die Musiker war es ein Lernprozess: von der Qualifikation für die Teilnahme über die Integration in ein neu formiertes Orchester, die Arbeit mit neuen Kollegen bis hin zum erfolgreichen Auftritt vor einem grossen Publikum. Für manche von ihnen, zum Beispiel für jene, die sich nicht für das side-by-side Konzert qualifizierten, war es aber auch eine Erfahrung im Umgang mit Enttäuschung, mit dem Scheitern an einer Aufgabe. Sie mussten sich der Herausforderung stellen, wie man trotz persönlicher Enttäuschung Teil eines Ganzen bleiben und sich am Erfolg der anderen mitfreuen kann. Eine Situation also, die exemplarisch steht für vieles, was diese jungen Menschen in der Zukunft, im täglichen Leben erwartet. Über die Musik lernen sie, diese Herausforderungen zu bestehen.
VIER FRAGEN AN …
LUCAS – THE NUCLEO PROJECT, LONDON Wie bist du ins «Nucleo Project» gekommen?
Meine Mutter hat mir davon erzählt, dann habe ich mir verschiedene Instrumente angesehen und überlegt, dass ich gerne Trompete spielen möchte. Mir gefällt der Klang und dass man darauf richtig hohe Töne spielen kann. Vor fünf Monaten habe ich dann begonnen. Ich gehe viermal pro Woche in die Musikschule und spiele immer zwei Stun-
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den. Und ich habe zwei Brüder, die auch im Núcleo spielen – Geige und Kontrabass. Aber ich spiele auch Fussball, das gefällt mir ebenso gut. Was war der Grund dafür, dass du nach Mailand fahren durftest?
Ich habe alle Stücke gelernt und gut gespielt, und so wurde ich ausgewählt. Wir sind neun Musiker aus unserem Projekt. Es ist toll, hier zu sein, aber ich war auch ein bisschen enttäuscht, als ich erfuhr, dass ich nicht bei allen Stücken mitspielen darf. Wir sind zu viele Trompeter, und alle müssen drankommen. Was gefällt dir am besten an dieser Woche?
Dass hier alle nett sind zu mir. Ich habe viele Freunde kennengelernt –
aus Portugal, Kroatien, Italien. Und sie helfen mir alle. Wirst du später einmal Musiker werden?
Nein, sicher nicht. Ich werde Fussballer beim Chelsea Football Club!
Jeder dieser Lehrer ist auch Freund, Mentor, Berater, Sozialarbeiter und vieles mehr. Erleichterung und Freude nach dem grossen Auftritt. Die Anstrengung während der ganzen Woche hat sich gelohnt, das Strahlen in den Gesichtern spricht für sich. Und die Grossen feiern den Kleinsten.
Lucas Gebrehiwet wurde in London als Sohn äthiopischer Eltern geboren. Er ist acht Jahre alt. «The Nucleo Project» London ist seine musikalische Heimat. Dort lernt er seit April 2015 Trompete. Seine Lehrerin Lucy Maguire – sie hat das Projekt 2013 gegründet – bezeichnet ihn als überdurchschnittlich begabt. Und sie hat bei Lucas auch ein grosses Talent für das Dirigieren festgestellt, das sie fördern will.
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Kultur, Wissenschaft und Bildung
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Lektion in Sachen Zivilisation Seit nunmehr zwanzig Jahren unterstützt die Hilti Foundation die Arbeit des französischen Unterwasserarchäologen Franck Goddio und seines Teams in Ägypten. Seit Oktober 2015 sind nun die jüngsten Ergebnisse der Forschungsarbeit in der Ausstellung «Osiris. Egypt’s Sunken Mysteries» im Pariser «Institut du Monde Arabe» zu sehen.
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Im Mai 2016 wird die Schau im British Museum in London und ab Februar 2017 schliesslich im Museum Rietberg Zürich gezeigt. Eine gute Gelegenheit für ein Gespräch mit Franck Goddio. Vor zwanzig Jahren begann Ihre Zusammenarbeit mit der Hilti Foundation in Ägypten mit einer ersten Sondierung. Warum gerade Ägypten?
Der Entscheidung, mein Leben ganz der Unterwasserarchäologie zu widmen, gingen Besuche bei verschiedenen laufenden Projekten in diesem Themengebiet voraus. So war ich eingeladen bei Jacques Dumas in Ägypten, der zu dieser Zeit eine Ausgrabung von Napoleon Bonapartes Flaggschiff «L’Orient» vorbereitete, das 1798 in der Seeschlacht bei Abukir gesunken war. Das Wrack hatte Dumas im Zuge einer geophysischen Sondierung 1983 entdeckt. Während dieses Aufenthaltes konnte ich mit mehreren ägyptischen Archäologen die Möglichkeiten für ein Projekt im Bereich der Unterwasserarchäologie diskutieren. Dabei kam die Sprache auf mehrere verschollene Städte in der Gegend um Alexandria. Darauf hin habe ich die gesamte vorhandene Literatur zu diesen Städten studiert und auch die seit dem 19. Jahrhundert publizierten Berichte über archäologische Untersuchungen in der Region. So erfuhr ich unter anderem, dass einige Wissenschaftler im frühen 20. Jahrhundert die Meinung vertraten, diese Städte könnten möglicherweise zur Gänze vom Mittelmeer überschwemmt worden und deshalb bis anhin nicht gefunden worden sein. Dies galt damals sowohl für den Grossen Hafen von Alexandria mit den Palästen und Tempeln in den königlichen Bezirken, für die Stadt Kanopus mit ihrem bedeutenden Osiris-Tempel, für Heraklion mit dem berühmten Tempel des Amon Gereb, dem wichtigsten Heiligtum zur Sicherung des Fortbestandes der Dynastien, wie auch für Thonis, das vor der Gründung von Alexandria das Handelszentrum am Mittelmeer war. Ich dachte ernsthaft über diese gewaltige Aufgabe nach, kam dann aber aufgrund des riesigen Umfangs des Projektes und der offensichtlichen technischen Schwierigkeiten zum Schluss, dieses Unternehmen zu verschieben. Damals existierte das notwendige geophysische Equipment ja noch gar nicht. Ich war der Ansicht, dass man zuerst entsprechende Sondierungstechniken entwickeln musste, bevor man sich an ein solches Projekt heranwagen konnte.
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Unsere Arbeit orientierte sich ausschliesslich entlang antiker Texte. Wenn man ein solches Abenteuer beginnt, kann man nicht umhin, manchmal zu zweifeln, ob das überhaupt realistisch ist. Die Texte konnten ja pure Erfindung sein. Ich hoffte damals, dass es uns wenigstens gelingen würde, einige Hinweise auf archäologische Stätten zu finden, die dann eventuell wiederum Hypothesen über deren Identität zulassen würden. Ich war weit davon entfernt zu glauben, dass es uns gelingen würde, all diese Stätten – und das in einem Zeitraum von nur fünf Jahren – zu finden und zu identifizieren, geschweige denn, dass es ganze Städte mit überaus gut erhaltenen Strukturen sein würden, die sich unserer Neugierde erschliessen sollten. Was waren Ihre Erwartungen zum damaligen Zeitpunkt?
1992 beschloss ich, in Partnerschaft mit dem ägyptischen Ministry of Antiquities ein Projekt in Ägypten zu gründen. Zuvor hatte ich – in Zusammenarbeit mit der Französischen Agentur für Atomforschung (CEA) – einen nuklearen Resonanz-Magnetometer entwickelt und getestet. Ausserdem hatte ich gemeinsam mit meinem Team während sieben Jahren in den Philippinen in Zusammenarbeit mit dem dortigen Nationalmuseum Erfahrungen auf dem Gebiet der unterwasserarchäologischen Forschung sammeln können. Ziel des Projektes in Ägypten waren die Lokalisierung, Ausgrabung und das Studium der verschollenen Städte von Kanopus, Heraklion und Thonis, Städte, die verbunden waren durch ihre Geschichte und ihre geografische Lage. Eine Wiederentdeckung dieser Städte würde viele geschichtliche Fragen beantworten, und Ausgrabungen dieser Stätten könnten neue Details zur Geschichte Ägyptens ans Tageslicht bringen. 1996 unterstützte die Hilti Foundation meine erste Ausgrabung im «Portus Magnus» von Alexandria ebenso wie die elektronischen Sondierungen in der Bucht von Abukir, wo wir nach den verschwundenen Städten Kanopus, Heraklion und Thonis suchten. Es war der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit. 36
Wenn Sie auf diese zwanzig Jahre zurückblicken, welches war der bedeutendste Moment aus heutiger Sicht?
Wenn wir – mein Team und ich – heute zurückschauen, so waren es mehrere Ergebnisse, die uns besonders begeistert haben. Dazu gehören die Erstellung einer genauen Karte des «Portus Magnus», des Grossen Hafens von Alexandria, die Entdeckung des Osiris-Serapis-Tempels in Kanopus, aber auch die Wiederentdeckung von Heraklion. Gerade die Arbeit in dieser berühmten und nahezu mythischen Stadt bringt uns jedes Jahr aufs Neue unvergleichlich lohnende Erfahrungen. Die Identifizierung des Amon-Gereb-Tempels durch die Auffindung eines Schreins, gehauen aus einem einzigen Steinblock, mit der entsprechenden Inschrift, oder auch die Entdeckung einer Stele unter einer Mauer dieses Tempels, die uns Klarheit darüber brachte, dass wir uns in der Stadt Thonis befanden, das alles sind unvergessliche Erinnerungen. Ein 2000 Jahre altes Rätsel wurde damit gelöst: Das griechische Heraklion, das Herodot einst besucht hatte, war identisch mit dem berühmten ägyptischen Handelszentrum Thonis. 37
Auch die Entdeckung von Artefakten, einzigartig in ihrer Schönheit und historischen Bedeutung, ist immer wieder eine Quelle der Freude. Solch ein magischer Moment war das Heben einer Diorit-Statue der Königin Arsinoe II. mit ihrem transparenten und sich nass an den Körper schmiegenden Gewand. Oder die Komplettierung des «Naos der Dekaden», eines der wichtigsten astronomischen Denkmäler Ägyptens und der erste astrologische Kalender der Welt, auch das ist ein erinnerungswürdiger Moment. Der erste Teil dieses archäologischen Puzzles war 1776 an Land entdeckt worden, weitere Fragmente tauchten in den 1930er-Jahren auf, aber erst die Auffindung der fehlenden Teile im Osiris-Serapis-Tempel in Kanopus konnte die mehr als 200 Jahre andauernden wissenschaftlichen Forschungen zu Ende bringen. Ich möchte aber auch nach vorne schauen und glaube wir dürfen stolz sein, dass wir mithilfe der Hilti Foundation ein Team auf bauen konnten, das richtungsweisende Sondierungstechniken entwickelt hat und höchste Kompetenz im Bereich von Unterwasserausgrabungen besitzt. Auch die Gründung des Oxford Centre for Maritime Archaeology der Universität Oxford (OCMA) und die Zusammenarbeit mit den englischen Kollegen sind von grosser Bedeutung für unser Projekt. Die dort erscheinenden wissenschaftlichen Publikationen setzen neue Standards für die Unterwasserarchäologie.
Für die Hilti Foundation war es immer von besonderer Bedeutung, die Ergebnisse Ihrer Arbeit einem breiten Publikum zugänglich zu machen. So haben Sie nun, nach einer ersten überaus erfolgreichen internationalen Ausstellungsserie von 2006 bis 2012 unter dem Titel «Ägyptens versunkene Schätze», eine neue Ausstellung konzipiert mit dem Titel «Osiris». Worum geht es in dieser Ausstellung?
Neben unseren wissenschaftlichen Publikationen betrachten wir es als wichtige Aufgabe, unsere Forschungsergebnisse mit einer breiteren Öffentlichkeit zu teilen. Wir tun dies auf unterschiedliche Art und Weise: Wir publizieren Bücher für eine breite Leserschaft ebenso wie spezielle Bücher für Kinder, Artikel in Magazinen mit dem Anspruch, die wissenschaftliche Integrität zu wahren und doch allgemein verständlich zu sein. Dabei hilft uns auch das Bildmaterial, das wir in grossem Umfang bei allen unseren Grabungskampagnen produzieren und das dem Betrachter die Magie der Unterwasserarchäologie zu vermitteln vermag. Und wir produzieren Filme über die Arbeit unseres Teams und teilen damit unsere Ergebnisse mit Millionen von Zuschauern. Die interessanteste und attraktivste Art der Vermittlung aber sind vermutlich internationale Ausstellungen. Sie konfrontieren den Besucher unmittelbar mit den Artefakten, die manchmal wertvoll und aussergewöhnlich, manchmal aber auch einfache Zeugen des täglichen Lebens sind. Sie rufen starke Gefühle beim Betrachter wach. Sie geben Zeugnis davon, wie Menschen in vergangenen Zivilisationen gelebt, gebetet, manchmal gekämpft haben. Und sie führen den Betrachter auch zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst. Die Unmittelbarkeit und Nähe zu den Objekten ist Quelle für Wissen und Emotion.
Die derzeit laufende Ausstellung «Osiris. Egypt’s Sunken Mysteries» zeigt knapp 300 Artefakte, von denen 250 aus unseren Ausgrabungen stammen, ergänzt durch rund vierzig Meisterstücke aus ägyptischen Museen. Die Ausstellung kommt zu einer wichtigen Zeit und im richtigen Moment: Sie zeigt einen der Gründungsmythen des Alten Ägypten, basierend auf den Ergebnissen unserer Arbeit in Kanopus und Heraklion. Es ist ein Tauchgang in vergangene Religionen und Glaubenswelten, die durch rund 4000 Jahre Bestand hatten. Die Ausstellung unterstreicht, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu kennen, um eine bessere Zukunft zu gestalten. In einem Moment, in dem archäologische Zeugnisse in Kriegsregionen zerstört werden und in der die Erinnerung an die Vergangenheit ausgelöscht wird, wie im syrischen Palmyra, ist diese Ausstellung eine Lektion in Sachen Zivilisation. Sunken cities: Egypt’s lost worlds London, British Museum 19. Mai bis 27. November 2016 OSIRIS
Zürich, Museum Rietberg 9. Februar bis 13. August 2017 38
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Von der Baugenossenschaft zum stillen Örtchen Bruno Walt Geschäftsführung
Die Hilti Foundation folgt der Überzeugung, dass Hilfe vor allem dann nachhaltig ist, wenn der Impuls, ein Projekt zu starten oder weiterzuführen, von den Betroffenen selbst kommt. Das bedeutet, dass bereits das Projektdesign im Dialog mit den begünstigten Partnern entstehen muss. Im Gespräch miteinander werden Bedürfnisse und pragmatische Lösungen gemeinsam definiert. Das Ziel, dass die Begünstigten das Projekt nach einer Anschubunterstützung von drei bis fünf Jahren eigenverantwortlich übernehmen, wird von Anfang an mitbedacht. So ist in Sambia ein Projekt entstanden, das einerseits mit einer Ausbildungsstätte für Krankenschwestern und Krankenpfleger die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen sicherstellt. Darüber hinaus trägt eine Wohnbaugenossenschaft dazu bei, dass die ausgebildeten Berufsleute den nötigen Wohnraum finden, um nicht in die städtischen Ghettos abwandern zu müssen. Dass der so geschaffene Wohnraum über die Mieteinnahmen schliesslich das jeweilige Spital mitfinanziert, stellt das gesamte Projekt auf eine nachhaltige finanzielle Basis. In Sambia hat sich ausserdem ein Nebenthema gezeigt, das exemplarisch ist für die Lebensumstände Nicht-Privilegierter auf der ganzen Welt. Ein Thema, über das man sprechen muss, obwohl es tabuisiert ist. Es gehört zu einem menschenwürdigen Leben, dass man seine Notdurft in einer komfortablen, sauberen und für die Gesundheit sicheren Umgebung verrichten kann. Die Hilti Foundation unterstützt ein Projekt von X-Runner für wasserlose Standard-Toiletten, die so konstruiert sind, dass sich die Fäkalien als Kompost wiederverwerten lassen. Das Pilotprojekt, von dem wir hoffen, dass es universell einsetzbar sein wird, wird derzeit in einem Slum in Lima getestet.
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Beruf liche Aus- und Weiterbildung
2015
Diplom für eine bessere Zukunft Fast die Hälfte der sambischen Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt und arm. Mehr noch als die Armut schmerzt junge Menschen, dass sie kaum eine Chance haben, ihr zu entkommen. Die Hilti Foundation hat gemeinsam mit SolidarMed und lokalen Kräften ein Pilotprojekt im Gesundheitsbereich ins Leben gerufen, das Perspektiven schafft.
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Die Sambier legen Wert darauf, die Dinge auf sambische Art anzupacken. Sie bringen viele Ideen ein, das macht die Diskussion mit ihnen ausgesprochen interessant. Unsere Partner nehmen ihre Aufgabe sehr ernst und wir wiederum können ihnen viele Türen öffnen. Martina Weber Martina Weber ist Länderkoordinatorin bei SolidarMed. Die Sozialpädagogin mit MBA absolvierte eine Zusatzausbildung im Gesundheitswesen. Die Mutter eines Sohnes ist eine ausgewiesene Sambia-Kennerin. Gemeinsam mit ihrem Mann Klaus Thieme betreut sie das Hilti Foundation-Projekt.
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Irgendwann hören die Strommasten auf und dann fliegt das offene Land vorbei, der afrikanische Busch mit Bäumen bis zum Horizont. Mopanis, Regenbäume, Mahagonis und Baobabs, die in den Himmel ragen wie Scherenschnitte. Es gibt nur wenige Dörfer, Dutzende von Kilometern voneinander entfernt. Einfache Siedlungen mit einem Dorfplatz, wo sich die Menschen im Schatten eines Baumes zum Plaudern treffen. Am Strassenrand liegen hin und wieder Bündel aus getrocknetem Elefantengras. So kurz vor der Regenzeit werden die Strohdächer über den Rundhütten frisch gedeckt. Ausser Elefantengras gibt es nichts zu kaufen, nur ein paar Mangos und riesig schwere Säcke mit Holzkohle, die man auf dem Fahrrad durch die Hitze nach Hause pedalt. Es ist brütend heiss, 45 Grad.
Strom gibt es nicht, fliessendes Wasser gibt es nicht, sanitäre Anlagen nur im Ausnahmefall. Keine 250 Kilometer östlich der sambischen Hauptstadt Lusaka sind die Menschen arm. Sie essen, was sie selber anpflanzen. Gekocht wird auf der Glut. Der einzige Luxus, den man sich hin und wieder gönnt, ist ein geräucherter Fisch aus dem Sambesi-Fluss. Vorausgesetzt, man hat genügend Geld für die Busfahrt zum Markt. Strom gibt es nicht, fliessendes Wasser gibt es nicht, sanitäre Anlagen nur im Ausnahmefall. Der Alltag ist beschwerlich. Dazu kommt das bedrückende Gefühl, dass man der Armut nicht entkommen wird. Es gibt zwar Schulen, aber keine weiterführende Ausbildung. Fachkräfte in ländlichen Gebieten werden händeringend gesucht, aber auf dem Land gibt es gar keine Institutionen, wo junge Leute eine vernünftige Ausbildung bekommen können. Manche schaffen es in die Stadt. Sie kommen nie wieder zurück, was für ländliche Regionen eine weitere wirtschaftliche Verödung bedeutet.
Im Human Development Index 2014 liegt Sambia auf Platz 141 von 187. Sobald man die Hauptstadt Lusaka verlässt, ist die Armut überall sichtbar. So bieten etwa strohgedeckte Hütten kaum Schutz vor den sintflutartigen Regenfällen.
Für Kinder zwischen 7 und 14 Jahren besteht allgemeine Schulpflicht. Da die Bevölkerung um jährlich 500 000 Menschen zunimmt, steht der Staat vor gewaltigen Herausforderungen. Besonders problematisch ist das Fehlen weiterführender Bildung nach der Primarschule in ländlichen Gegenden.
8000 Pflegende fehlen Gemeinsam mit SolidarMed und lokalen Partnern engagiert sich die Hilti Foundation in einem Pilotprojekt, das jungen Menschen den Ausstieg aus der Armut ermöglicht und mithelfen soll, dass die ausgebildeten Kräfte in ländlichen Regionen bleiben. In Sambia fehlen derzeit 8000 Krankenschwestern, Krankenpfleger und Hebammen. Tendenz steigend, denn jedes Jahr wächst die Bevölkerung Sambias um rund 500 000 Menschen, was ungefähr einer Stadt wie Zürich entspricht. In diesen Bereich zu investieren, macht Sinn. Zum einen, weil Gesundheit die Voraussetzung bildet für Entwicklung und ein selbstbestimmtes Leben. Zum anderen, weil die Absolventen der Pflegeschule nach der Diplomierung jederzeit eine Stelle und so ein Auskommen finden.
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The Big Five: Die grössten Herausforderungen Sambias
WASSER
TREIBSTOFF
Im heissen Sambia Mangelware. Bei Bohrtiefen von 65 Metern kann nur die Solarkraft helfen, das Wasser an die Oberfläche zu bringen. Im Projekt der Hilti Foundation musste ein zweites Bohrloch für die Unterkünfte angelegt werden, damit die Wasserversorgung im Spital nicht zusammenbricht.
In ländlichen Gebieten gibt es kaum Tankstellen und wenn doch, ist der Treibstoff oft ausverkauft. Schlecht für die Mobilität und den Betrieb von dieselbetriebenen Stromgeneratoren.
STROM In elektrifi zierten Gebieten kommt es täglich zu mehrstündigen Stromunterbrüchen. In nicht elektrifi zierten Gebieten haben die Menschen kein Licht, keinen Strom zum Kochen, keine Hilfe von Maschinen und keine Möglichkeit, sich mit E-Learning weiterzubilden.
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BARGELD Grösstes Problem für die Armen: Wie komme ich an Cash? Subsistenzwirtschaft allein generiert kein Bargeld. Ohne Bargeld keine Investmentmöglichkeiten, keine Mobilität, keine Anschaff ungen, keine Bildung.
Auf dem Bauplatz: Schwester Christina vom Katondwe Sacred Heart Hospital und Bauingenieurin Christel Kappeler, welche die Bauarbeiter zuerst anlernen musste, bevor gebaut werden konnte. Baufachkräfte sind auf dem Land kaum zu bekommen. Fliessendes Wasser, Schattendächer, sanitäre Einrichtung: Drei von vier geplanten Personalhäusern sind inzwischen bezugsfertig. Die Häuser helfen mit, Fachkräfte an das Buschspital zu binden. Not macht erfi nderisch: Mit ausgedienten Plastiktüten und Bast haben fussballbegeisterte Buben in Luangwa einen Ball gebastelt.
PERSPEKTIVEN Gerade in ruralen Gebieten sind die Chancen, etwas aus sich und dem Leben zu machen, extrem dünn gesät. Solange es keine Weiterbildungsmöglichkeiten auf dem Land gibt, gibt es nur einen Weg, den in die Stadt.
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Gemeinsam anpacken «Selber etwas auf die Beine zu stellen, ist nicht nachhaltig», erläutert Martina Weber von SolidarMed. «Dann hat man zwar ein schönes Projekt, aber sobald man sich zurückzieht, ist die Chance gross, dass das Projekt zerfällt. Wir arbeiten eng mit den nationalen und regionalen Behörden und Partnern zusammen. Und wir wollten Partner finden, die bereits in diesem Bereich tätig waren.» Fündig geworden ist Weber in Mpanshya, wo Toddy Sinkamba am St. Luke’s Hospital seit 2009 damit beschäftigt war, eine Ausbildungsstätte für Pflegepersonal aufzubauen. Sinkamba, ein blitzgescheiter Mann mit viel Humor, kämpfte und kämpft noch immer mit unzähligen Herausforderungen, die er mit einer beeindruckenden Energie und Erfindungsgabe meistert.
Mangelware Wohnraum Erstes empfindliches Problem: Es gab keinen Wohnraum, weder für die Studenten noch für die Dozenten. In einer Region, in der Bargeld Mangelware ist, hat niemand das Kapital, Wohnraum zu bauen, um ihn anschliessend zu vermieten. Die Spitäler, mit denen SolidarMed zusammenarbeitete, waren diesbezüglich sich selbst überlassen und konnten ihrem Personal aufgrund der angespannten Finanzlage nur gerade Notunterkünfte anbieten. Das führte zur Absurdität, dass Menschen, die beruflich auf Hygiene ausgerichtet sind, privat keine Möglichkeit hatten, minimale Hygiene-Standards einzuhalten. Eine Dusche nach stundenlanger körperlicher Anstrengung im Spital? Ein stilles Örtchen mit fliessend Wasser? Ein wenig Ruhe und Erholung nach der Arbeit? Kochen ohne den Gang zum Brunnen? Fehlanzeige! Die Unterkünfte waren rudimentär und überbelegt und bildeten damit einen weiteren Stressfaktor zum ohnehin schon belastenden Arbeitspensum.
SOLIDARMED
GEGRÜNDET
1926
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Die Schweizer Organisation für Gesundheit in Afrika wurde 1926 gegründet. Als mittelgrosse Hilfsorganisation konzentriert sich SolidarMed auf wenige Länder und dort vorwiegend auf abgelegene Gebiete. Konkret ist SolidarMed in den Ländern Lesotho, Mosambik, Tansania, Sambia und Simbabwe tätig. Die Expertise von SolidarMed ist gefragt. Sowohl die DEZA wie auch private Partner, ganz besonders aber Regierungen in den Zielländern und lokale Gesundheitsbehörden, schätzen den Rat und das systemisch-medizinische Wissen von SolidarMed.
Die qualitativ hochwertige Ausbildung von Gesundheitspersonal ist ein wichtiger Schwerpunkt des SolidarMed-Engagements. Die Organisation vertritt den Standpunkt, dass erst Gesundheit Entwicklung ermöglicht. Pionierarbeit leistete SolidarMed auf dem Gebiet der HIV/Aids-Behandlung. SolidarMed bewies, dass technisch anspruchsvolle Laborunter suchungen in Afrika möglich sind und zu einer dauerhaften Verbesserung der Gesundheit von HIV/Aids-Patienten führen. Inzwischen erhalten 15 Millionen Menschen in Afrika lebensrettende Medikamente.
Gute Wohnmöglichkeiten sind ein unschätzbarer Trumpf in der Bemühung, qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren und vor allem zum Bleiben zu bewegen.
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Fehlende Praxis Zweites Problem: Wo sollten die Studenten praktische Erfahrungen sammeln? In einem 100-Betten-Spital kommen mehrere hundert Auszubildende nicht zu der nötigen Übung. Den erforderlichen Prozentsatz von 70 % Theorie und 30 % praktischer Erfahrung können in Sambia viele Spitäler gar nicht einhalten. Toddy Sinkamba und seinem Team war es wichtig, dass die Studenten ein qualitativ hochstehendes Praktikum machen können. Sinkamba erläutert: «Momentan gibt es im Ministerium die Diskussion, ob man den Pflegeberuf mit einem Universitätsabschluss aufwerten soll. Der Minister hat aber betont, dass das Ziel der Ausbildung in jedem Fall die praktische Erfahrung sein soll. Wir brauchen nicht nur mehr Gesundheitspersonal, sondern vor allem besser geschultes Personal. Hier in Mpanshya legen wir grossen Wert auf die ständige Qualitätsverbesserung.»
Wohnraum als unschlagbarer Trumpf Gruppenarbeit in der St. Luke’s School of Nursing. Hier lernen die Jugendlichen, wie man eine bettlägerige Patientin wäscht. Die Übungspuppe ist weiss, schwarze Puppen konnte die Schulleitung nirgends bekommen.
Dank der Hilti Foundation und dem intensiven Engagement von SolidarMed sowie der Schulleitung in Mpanshya konnten wegweisende Lösungen entwickelt werden. So wurde eine Wohnbaugenossenschaft gegründet, die inzwischen bereits sieben Personalhäuser gebaut hat. Der Clou dabei: Mietüberschüsse fliessen ins Spital zurück und ermöglichen so weitere wichtige Anschaffungen wie z. B. ein Ultraschall-
Die Ausbildungshebamme Chisyomo Matende übt mit den angehenden Hebammen, wie man ein Bett für Mutter und Kind fachgerecht vorbereitet. Bisher war Hebamme eine Zusatzausbildung, die nach der Lehre zur Krankenschwester absolviert wurde. In Zukunft werden die beiden Ausbildungen zusammengefasst, sodass alle ausgebildeten Pflegekräfte auch Geburtshilfe leisten können.
Equipment. Ausserdem ist es möglich, die Überschüsse für die Renovierung bereits vorhandener Bauten zu verwenden. Unterstützt wird die Genossenschaft auch vom sambischen Staat, der dem Gesundheitspersonal Wohnzuschüsse bewilligt. Geleitet wird die Wohnbaugenossenschaft von Mitgliedern der Spital-Administration. Diese haben ein natürl iches Interesse, die Geschäfte gut zu leiten. Reklamationen über unhaltbare Wohnverhältnisse landen nämlich zuerst auf ihrem Tisch. Und sie sind es auch, die oft vergeblich nach Fachpersonal Ausschau halten. Gute Wohnmöglichkeiten anbieten zu können, ist ein unschätzbarer Trumpf in der Bemühung, qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren und vor allem zum Bleiben zu bewegen. Fortsetzung auf Seite 60
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Die WHO -Richtlinien empfehlen, dass man das Gesundheitspersonal auf dem Land ausbildet. Das erhöht die Chancen, dass es nach der Ausbildung auch dableibt. Unserer Erfahrung nach stimmt das, denn 73% unserer Absolventen geben an, dass sie gerne weiter auf dem Land arbeiten würden. Toddy Sinkamba Toddy Sinkamba ist Schulleiter der St. Luke’s Nursing School in Mpanshya. Der Krankenpfleger hat an der Universität von Sambia einen Bachelor gemacht und macht derzeit an einer indischen Fernuniversität den Master. Vor 2009 war der Vater von vier Kindern bereits zehn Jahre an einer Pflegeschule im Nordwesten tätig. 54
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Ich arbeite sehr gerne mit jungen Menschen zusammen. Zu sehen, wie sie hierherkommen und am Anfang praktisch nichts wissen über die Krankenpflege, und sie dann zu begleiten bis zum Abschluss, das macht mir grosse Freude. Ich will, dass sie zu den Besten des Landes gehören. Alice Cilembo Alice Cilembo kam 2007 in den Luangwa-Distrikt als Leiterin von Gesundheitsprogrammen. Von 2009 bis 2012 war sie leitende Krankenschwester im Spital von Katondwe. Seither arbeitet die Mutter von sechs Kindern als klinisch-praktische Instruktorin.
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in Katondwe, geleitet von Sr. Mira Gora in Chongwe, geleitet von Dr. Eularia Chilala in Nyimbe (in Planung)
klinisch-praktische Instruktoren
2012: 6 2015: 10
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Wunschliste ❚
❚ ❚
Solarstrom für den Ausbau von E-Learning Grössere Bibliothek 6 Stellen für Theorie-Tutoren
231
dezentrale Übungshospitale
3 Jahre für Krankenpflege 4 Jahre für Krankenpflege & Hebamme
2015: 106
neue Studentenunterkünfte
Ausbildungszeit
2009: 30
häuser
Studierende insgesamt
7 3 3
neue Personal-
Studierende im 1. Ausbildungsjahr
Auf- und Ausbau einer Schule für Krankenpflege in Mpanshya am St. Luke’s Hospital
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Ein Krankenhaus auf dem Land zu leiten, ist in Sambia eine Herausforderung. Wasser- und Strommangel erfordern ein geschicktes Timing. Geröntgt wird nachts, da das Röntgengerät tagsüber zu heiss wird und nicht zuverlässig funktioniert.
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Dank dem Investment von Hilti Foundation und dem Einsatz von SolidarMed-Projektleiter Klaus Thieme konnten inzwischen sieben Personalhäuser und drei Studentenunterkünfte gebaut werden. Die Theorie-Tutoren, die klinisch-praktischen Instruktoren, aber auch die Studenten sind begeistert. Sie schätzen diese Unterkünfte enorm, denn schliesslich gelten fliessendes Wasser und ausreichend Privatsphäre selbst in der Hauptstadt als Luxus. In der nächsten Projektphase sind weitere Unterkünfte geplant, ebenso wie eine Stelle für den Unterhalt der Gebäude. In Sambia ist die Witterung extrem. Sie schwankt zwischen extrem heissen Trockenperioden, sintflutartigen Regenfällen und Zeiten mit eisig kaltem Wind, wo man in Mütze, Schal und dicken Socken unterwegs ist. Der Materialverschleiss ist entsprechend hoch und Fachkräfte, welche die naturbedingten Schäden reparieren können, sind rar.
Dezentrale Ausbildung Sambische Krankenschwestern und Krankenpfleger tragen eine grössere Verantwortung als ihre Kollegen in Europa. Sie übernehmen viele medizinische Leistungen, für die es in Europa einen Arzt braucht.
Auch das Problem der praktischen Übung wurde gelöst: Zwei weitere Spitäler in Katondwe und Chongwe konnten in das Projekt integriert werden. Sie nehmen Studierende auf und betreuen sie während ihres Praktikums. Für beide Seiten ist das eine Win-win-Situation: Die Studierenden lernen über die Rotation andere Pflegeschwerpunkte
ZWEI FRAGEN AN …
JOCHEN EHMER Tropenarzt und Geschäftsleiter von SolidarMed
Es gibt Stimmen, die behaupten, Afrika sei ein Fass ohne Boden. Entwicklungshilfe sei nicht nur sinnlos, sondern kontraproduktiv. Wie sehen Sie das? Unsere Erfahrung ist das nicht, wir sind positiv gestimmt. SolidarMed ist seit 1926 in Afrika tätig. Zentral ist allerdings nicht die Frage, WAS man macht, sondern WIE man hilft. Bevor sich SolidarMed in einem Land engagiert, wird zuerst eine Poten
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zialanalyse vorgenommen und geprüft, ob es verlässliche Partner gibt und ob eine Investition Sinn macht. Wir bauen nicht einfach ein Spital und gehen wieder. Wichtig für uns sind Innovation, Effizienz und Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit den lokalen Partnern wirken wir darauf ein, das Gesundheitssystem effizienter zu machen. Wenn wir uns nach sieben bis zehn Jahren aus einem Projekt zurückziehen, wird es von lokalen Partnern weitergetragen. Das funktioniert nachweislich gut. Es kam allerdings schon einmal vor, dass wir ein Projekt abgebrochen haben, weil sich die Partnerschaft nicht gut entwickelt hat. Können Sie ein Beispiel nennen für Systemveränderung? SolidarMed will Afrika nicht entwickeln. SolidarMed kann aber dazu
beitragen, dass Afrika sich selbst entwickelt. Als Partner werden wir ernstgenommen. In Sambia arbeiten wir mit dem Gesundheitsministerium an der Definition medizinischer Lehrpläne. Ein Beispiel ist das Curriculum für sog. Hilfsärzte. Nach einer verkürzten Ausbildung können sie Kaiserschnitte vornehmen, Hernien operieren oder Brüche fixieren. Hilfsärzte decken zwar nicht das gesamte medizinische Spektrum ab, für die medizinische Grundversorgung auf dem Land jedoch sind sie hervorragend geeignet und unverzichtbar. Die Tatsache, dass die Ausbildung jener von Medizinern nicht gleichgestellt ist, verhindert ihre Abwanderung in wohlhabende Staaten. Viele arme Länder haben mit diesem Modell sehr gute Erfahrungen gemacht.
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Für Europäer eher ungewohnt, für Sambier aber ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung: die formelle Begrüssung und ein Willkommenslied. Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Handy, um zu hören, wie die Hilti Foundation in Katondwe empfangen wurde.
kennen und können sehr viel üben. So wird beispielsweise das Spital in Katondwe von einer ausgezeichneten Chirurgin geleitet, der polnischen Ordensschwester Mira Gora. In unmittelbarer Nähe zum Sambesi-Fluss ist diese Art der medizinischen Spezialisierung denn auch bitter nötig. Flusspferde kühlen sich tagsüber oft unter der Wasseroberfläche ab. Kollidiert ein Fischer mit dem Rücken dieses aggressiven Tieres, kommt es zu lebensgefährlichen Stanzbissen. Knochenbrüche von Krokodilschwanz-Schlägen oder Bisswunden von Leoparden, die man versehentlich im hohen Gras aufgeschreckt hat, gehören ebenfalls zu lokal üblichen Verletzungen. Landeinwärts, das Spital von Chongwe ist hingegen bekannt für seine gute Entbindungsstation. Hier kommen pro Jahr fast 2000 Kinder zur Welt. Genügend Gelegenheit also für die angehenden Hebammen, ihre Fähigkeiten unter professioneller Aufsicht zu üben. Doch auch die Spitäler selbst profitieren: Sie verfügen ab dem 2. Ausbildungsjahr über mehr und besser ausgebildete Kräfte. Die Pflegequalität der involvierten Spitäler verbessert sich insgesamt. Erstens weil sie Vorbildfunktion ausüben müssen und zweitens weil die Kontrollen durch die Standesvertretung «General Nursing Council» in Ausbildungsspitälern besonders streng ist.
Das Gesundheitsministerium überzeugen Die Welt ist komplex. Das bedeutet, dass auch Lösungen gut durchdacht und multisolutional sein müssen. Im Projekt der Hilti Foundation in Sambia sind bereits nach drei Jahren die ersten Erfolge sichtbar. «Im Juni waren nationale Abschlussprüfungen», erzählt Toddy Sinkamba. «Wir haben kürzlich einen Brief vom Ministerium erhalten, in dem man uns zu unserer ausgezeichneten Arbeit gratuliert. Unsere Absolventen haben überdurchschnittlich gut abgeschnitten.» Dann lacht er. «Leider war kein Scheck im Brief, aber ich hoffe, wir können das Ministerium nach und nach davon überzeugen, dass es uns weitere, dringend benötigte Stellen für klinisch-praktische Instruktoren bewilligt.»
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Wir haben kürzlich einen Brief vom Ministerium erhalten, in dem man uns zu unserer ausgezeichneten Arbeit gratuliert.
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Beeindruckendes Engagement Beatrix Bättig Staud Projektmanagerin der Hilti Foundation
Die Chaostheorie besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings am Amazonas bei uns einen Wirbelsturm auslösen kann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilti wissen, dass es auch andersherum geht. Gestrickte Socken, freiwillige Gehaltsabzüge und kleine Beiträge in die Kaffeekasse können vieles in Ordnung bringen, denn sie befähigen Menschen in Sri Lanka dazu, Ausserordentliches zu leisten. 2005 – im Jahr nach dem Tsunami – engagierte sich die Hilti Gruppe mit einem namhaften Betrag für die Opfer des Seebebens in Sri Lanka. Den Mitarbeitern war das nicht genug. Sie wollten über das Engagement ihres Arbeitgebers hinaus auch persönlich helfen und fanden ein geeignetes Projekt. Seit zehn Jahren halten die Hilti Mitarbeitenden «ihrem» Projekt nun schon die Treue. Mit viel persönlichem Einsatz und einer unermüdlichen Hilfsbereitschaft haben sie dafür gesorgt, dass mehr als tausend Jugendliche die Chance bekommen haben, einen Beruf zu erlernen, der ihr Leben für immer verändert hat. Das SOS Vocational Training Center in Monaragala ist eine verblüffende Erfolgsgeschichte und der beste Beweis dafür, dass Gutherzigkeit eine echte Alternative ist.
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Gesellschaftliche Entwicklung
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Handwerk fürs Leben Manchmal macht das Schicksal einen Umweg. So war das 2005, als die Hilti Mitarbeitenden etwas für die Opfer des Tsunami tun wollten. Weil es plötzlich ganz viel internationales Hilfsgeld und wenig vernünftige Projekte an den Küsten von Sri Lanka gab, entschied sich Hilti für die Finanzierung einer Berufsschule im Dschungel. 10 Jahre später haben über 1000 Menschen ein Diplom, das ihr Leben verändert hat.
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Acht Stunden mit dem Bus und genauso lange mit dem Tuc-Tuc. Wer nicht das Glück hat, mit dem Auto unterwegs zu sein, muss auf die Autobahn verzichten und den Weg durch das Gebirge nehmen, um von Colombo nach Monaragala zu kommen. Immerhin, seit drei Jahren ist die Strasse asphaltiert und zweispurig. Geblieben sind Hunderte von Kurven und Steilhänge, schraffiert von den weisslichen Stämmen der Kautschukbäume. Es gibt Zimtbäume und Pfeffer, der im Schatten von Wirtsbäumen in die Höhe wächst. In den Berglagen öffnet sich der Dschungel, die Hänge sind bedeckt von Teesträuchern. Dort arbeiten Frauen im Akkord, gebeugt unter der schweren Last der gepflückten Teeblätter. In Tieflagen wird Reis angebaut, auch dies eine anstrengende Arbeit. Wochenlang verbringen die Reisbauern in der Hocke. Jede einzelne Reispflanze wird von Hand in den lehmigen Sumpf gedrückt, tausendfach bis zum Horizont.
Der Krieg untergrub das Vertrauen zueinander und ruinierte die Schulbildung einer ganzen Generation. Für den Westen mag Sri Lanka ein Ferienparadies sein. Für die Einheimischen im Landesinneren jedoch, 180 Kilometer östlich der Hauptstadt, ist der Alltag vor allem eins: eine eintönige Plackerei ohne Ende. Zur Armut gesellen sich die Folgen des Bürgerkrieges, der erst 2009 zu Ende gegangen ist. Der Krieg hinterliess Tote, Waisen, Verstümmelte, Traumatisierte. Er untergrub das Vertrauen der Menschen zueinander und ruinierte die Schulbildung einer ganzen Generation. Wie soll man lesen und schreiben lernen, wenn Panik und ständige Fluchtbereitschaft an der Tagesordnung sind?
Rund 70 % der Trainees im SOS Vocational Training Center Monaragala sind Externe. Sie kommen mit dem Bus auf den Campus und haben bei Arbeitsbeginn bereits eine lange Fahrt hinter sich.
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Die meisten Eltern der Trainees in Monaragala arbeiten als Tagelöhner in der Landwirtschaft oder betreiben Chena-Kulturen an schwer zugänglichen Orten im Dschungel. Bargeld ist immer knapp, in vielen Familien sind Alkoholismus und Gewalt ein Thema.
CHENA-KULTUR
DIE LANDWIRTSCHAFT DER ARMEN
Monaragala hat 45 000 Einwohner, der Ort an sich besteht aber nur aus einer Strassensiedlung mit einigen Betongebäuden und Privathäusern. Die meisten Menschen leben tief im Dschungel, an unzugänglichen Orten. Sie betreiben sogenannte Chena-Kulturen, eine uralte Form der Landwirtschaft. Mit Brandrodungen wird der Urwald gelichtet. Danach wird der humusreiche Boden mit Getreide, Süsskartoffeln und Gemüse bepflanzt. Im ersten Jahr kann mit einer reichen Ernte gerechnet werden, doch bereits im zweiten Jahr nimmt der Ertrag ab. Im dritten Jahr ziehen die Wanderbauern weiter. Manche von ihnen
haben zwar einen festen Wohnsitz, leben aber zur Erntezeit in Baumhütten und bewachen von dort aus ihre Felder. Insbesondere Elefanten zerstören die Felder und räubern die Beete. Das Land gehört dem Staat, der die Chena-Kultur toleriert, solange sie im kleinen Rahmen betrieben wird. Zum Ehrenkodex der Chena-Bauern gehört, dass den Ertrag der Pflanzen und Bäume nur ernten darf, wer sie gepflanzt hat. Zu den Armutsrisiken der Chena-Bauern zählt der Klimawandel. Das unberechenbare Wetter führt zu Ernteausfällen und damit zu einem kompletten Verdienstausfall.
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Die Kombination von Armut und Bürgerkrieg führte im Jahr 2000 dazu, dass SOS Children’s Village in Monaragala ein Kinderdorf eröffnete. Der Bedarf nach einem liebevollen Zuhause für Waisen und Kinder, deren Eltern nicht mehr alleine zurechtkamen, war immens. Vier Jahre später schnellte der Bedarf noch einmal in die Höhe, denn das Seebeben, das in Sri Lanka fast 40 000 Todesopfer forderte, hinterliess unzählige Waisen und Halbwaisen. «Wir haben uns natürlich gefragt, was aus den Kindern Sri Lankas werden soll, wenn sie Jugendliche sind », erzählt Divakar Ratnadurai, stellvertretender Direktor
Die Menschen hier haben weder das Geld, ihre Kinder an einen anderen Ort zu schicken, noch ihnen eine höhere Ausbildung zu finanzieren. von SOS Children’s Village Sri Lanka. «Auch im Zusammenhang mit der Umsetzung der Kinderrechtskonvention sind wir auf das Problem gestossen, dass es in Monaragala nach der Primarschule keine weiteren Bildungsangebote gab. In Monaragala sind die Menschen wirklich arm. Sie haben weder das Geld, ihre Kinder an einen anderen Ort zu schicken, noch ihnen eine höhere Ausbildung zu finanzieren.» Als eine Mitarbeitende der Hilti Gruppe 2005 erstmals nach Monaragala reiste, um sich mit dem Projekt einer Berufsschule zu befassen, waren nur gerade die Fundamente zu sehen. Für die Fortsetzung
Sie haben es geschafft! Erfolgreiche Alumni besuchen hin und wieder das SOS Vocational Training Center, um von sich zu erzählen und die angehenden Berufsleute zu ermutigen. Auch Praktikumsplätze kommen dank Ehemaliger gelegentlich zustande.
des Projektes fehlte schlicht das Geld. Wer hätte gedacht, dass auf dieser traurigen Baustelle zehn Jahre später eine Institution betrieben würde, die landesweit Standards setzt und nicht privilegierten Jugendlichen eine so ausgezeichnete Berufsbildung bietet, dass Arbeitgeber in ganz Sri Lanka anerkennend nicken, wenn sie das Diplom aus Monaragala in den Bewerbungsunterlagen entdecken? «Immer öfter kommen vermögende Eltern vorbei, die ihre Kinder bei uns in die Ausbildung schicken möchten.», erzählt der Schulleiter Rohan da Silva. «Das ist aber nicht möglich. Wir nehmen ausschliesslich Jugendliche aus Familien auf, die einen staatlichen Bedürftigkeitsausweis haben.»
Sprungbrett für erstaunliche Karrieren PARTNER VON HILTI
SOS KINDERDORF
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SOS -Kinderdorf ist eine weltweit tätige Organisation, die es Kindern ermöglicht, in einer liebevollen, stabilen Familie aufzuwachsen. Die Kinder, die in einem Kinderdorf leben, sind entweder Waisen, Halbwaisen oder Kinder aus Familien, denen das Sorgerecht entzogen wurde (Alkoholismus, Gewalt, Missbrauch, Verwahrlosung etc.). Es wird Wert gelegt auf eine kindgerechte, schöne Umgebung und Architektur. Die Kinderdörfer betreiben überdies öffentliche Kindergärten, Krippen, Schulen sowie Berufsschulen für Jugendliche. SOS Kinderdorf ist auch in der Prävention tätig, so unter-
hält die Institution beispielsweise Programme zur Stärkung von Familien. Die Idee geht zurück auf den Österreicher Hermann Gmeiner, der 1949 nach dem Vorbild des Pestalozzidorfes in Trogen (Schweiz) ein erstes Kinderdorf in Imst (Tirol) eröffnete, um Kriegswaisen aufzunehmen. SOS Children’s Village Sri Lanka betreibt auf der ganzen Insel sechs Kinderdörfer und drei SOS Vocational Training Centers ( VTC), darunter jenes von Monaragala. Das VTC Monaragala ist landesweit die einzige Berufsschule mit «Quality Management System»-Zertifikat, ein Qualitätssiegel, das ISO 9001-2008 entspricht.
Für einmal haben die Armen ein Privileg und sie nutzen es. In den vergangenen zehn Jahren hat das SOS Vocational Training Center Monaragala über tausend Jugendlichen einen Beruf verschafft, der ihnen und ihren Familien ein würdiges Leben ermöglicht. Nicht selten wurde der idyllisch gelegene Campus mit Internat zum Sprungbrett für erstaunliche Karrieren. Nicht wenige Ehemalige haben sich selbstständig gemacht und das, obwohl es zu Beginn allen an Startkapital und damit am nötigen Equipment fehlte. So erzählt der Automechaniker R.M. Tneekshana Dilshan, wie er es angestellt hat, sein eigener Chef zu werden: «Ich arbeitete zuerst als Autoverkäufer, war aber mit dem Gehalt nicht zufrieden. Als ich ein kaputtes Motorrad entdeckte, sagte ich mir: ‹Du kannst Autos reparieren, dann kannst du auch ein Motorrad reparieren.› Ich kaufte es für wenig Geld, reparierte es und verkaufte es zum doppelten Preis. Unter dem Strich verdiente ich 20 000 Rupien (ca. 140 USD). Damit konnte ich mir die ersten Werkzeuge kaufen.» 71
Es ist ein wunderbarer Moment, wenn die Kunden ihre Kuchen abholen und dann so begeistert sind. Bei der ersten Bestellung gebe ich immer noch etwas extra dazu. Bei der zweiten Bestellung fragen die Kunden nicht einmal mehr nach dem Preis. Sie wissen, dass sie mir vertrauen können. J.M. Sajani Senali J.M. Sajani Senali schloss ihre Ausbildung als Bäckerin 2011 ab. Sie machte sich selbstständig und versorgt heute die Gegend um Wadduwa mit Verlobungs-, Hochzeits- und Babykuchen. Ihr Plan ist es, in zwei bis drei Jahren einen eigenen Shop direkt an der Strasse zu eröffnen und ihrerseits einen Trainee aus Monaragala einzustellen.
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Andere schafften den Sprung in «white collar»-Berufe, indem sie in ihrem Beruf arbeiteten, sparten und sich weiterbildeten. Und einige geben inzwischen ihr Wissen selber weiter, wie zum Beispiel Danushka Nikalas. Der blutjunge Patisserie-Chef in einem internationalen Catering-Unternehmen verfolgt dabei klare Grundsätze, wenn er Mitarbeiter anlernt: «Wenn meine Leute einen Fehler machen, frage ich sie immer: ‹Willst du es wirklich lernen?› Wenn sie es wirklich lernen wollen, strenge ich mich an und gebe alles für sie. Sonst nicht.»
Aus sich herausgehen Der Erfolg des SOS Vocational Training Center hat nicht nur mit der Qualität des Unterrichtes zu tun, sondern auch damit, dass die Schulleitung grossen Wert legt auf die Persönlichkeitsentwicklung. Die Ausbildung ist kurz, und ein Osterspaziergang ist sie nicht. Um an eines der begehrten Diplome für Bäcker, Automechaniker, Schweisser, Schreiner, Elektriker und Computeranwenderinnen zu kommen, wird den Jugendlichen viel abverlangt: Engagement, Disziplin und Arbeit an der eigenen Persönlichkeit. «Die meisten Jugendlichen kommen aus verwahrlosten Haushalten. Wir bringen ihnen bei, wie man den Arbeitsplatz und die private Umgebung sauber und ordentlich hält. Wichtig ist uns auch, dass sich die Jugendlichen für die Gemeinschaft einsetzen und Verantwortung für andere übernehmen. Aus diesem Grund war der Bau der Veranstaltungshalle, welche auch die Hilti Mitarbeitenden finanziert haben, so wichtig. Dort tagt jetzt jede Woche einmal der Schülerrat, wo die Jugendlichen lernen, ihre Anliegen zu formulieren und konstruktiv zu vertreten. Auch die Theatergruppe hilft, dass sie lernen, aus sich herauszugehen», erklärt Rohan da Silva.
Zähne putzen, Geschirr spülen, Kleider waschen: Die Trainees werden dazu angehalten, sich und ihre Umgebung sauber und ordentlich zu halten. Von guten Arbeitgebern wird diese Sorgfalt sehr geschätzt.
Berufskleidung ist teuer: Auf die Bitte der Schulleitung stellt Hilti Overalls für die Arbeit in den Werkstätten kostenlos zur Verfügung. Jeder Trainee wäscht seine Sachen selber.
Fortsetzung auf Seite 84
EIN TAG AUF DEM CAMPUS
8.30 Uhr
5 Uhr
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Aufstehen und Tee
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Buddhistische Morgenandacht, danach praktische Ausbildung in den Werkräumen Teepause, danach praktische Ausbildung in den Werkräumen
Allgemeine Reinigungsarbeiten auf dem Gelände
12 –13 Uhr
7.30 Uhr
bis 14.30 Uhr
8 Uhr
14.30 Uhr
Zimmer aufräumen, duschen Frühstück
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Gestaffeltes Mittagessen, 20 Minuten Werkraum oder Englisch Teepause
14.45 –16.30 Uhr Arbeit im Werkraum
Zu den Arbeiten im Werkraum gehört auch der Gruppenunterricht in Theorie.
16.45 –18.30 Uhr
Allgemeine Reinigungsarbeiten oder Freizeit
18.45 – 20 Uhr
Studium, Arbeitstagebuch, Lektüre
20 Uhr
Abendessen und Fernsehen
21.30 – 24 Uhr
Bei Bedarf Nachhilfestunden für die Lernschwachen bzw. Analphabeten
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Ich habe die Regierung gebeten, uns keine Briefe mehr zu schreiben. Wir wollen keine höhere Ausbildung anbieten. Das Vocational Training Center richtet sich ganz bewusst an Jugendliche aus den ärmsten Familien. Divakar Ratnadurai Der Programmdirektor und Vizedirektor von SOS Children’s Village Sri Lanka leitete während zwei Jahrzehnten ein Kinderdorf in Nuwara Eliya. Er war massgeblich am Konzept und am Auf bau des SOS Vocational Training Centers Monaragala beteiligt.
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Was uns am meisten behindert, das sind die Eltern der Jugendlichen. Sie verstehen oft nicht, wie wichtig es ist, dass ihr Kind eine Ausbildung bekommt. Ohne die Unterstützung der Eltern ist es für die Jugendlichen sehr schwer, ihre Ausbildung durchzuhalten. Rohan da Silva Rohan da Silva wollte ursprünglich Priester werden. Als sein Vater überraschend starb, musste er das Priesterseminar abbrechen und als einziger Sohn die Familie versorgen. Der innovative, qualitätsbewusste Schulleiter hat das VTC Monaragala zu einer Institution gemacht, die landesweit Respekt geniesst.
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Vocational Trainig Center in Monaragala
Dauer der Ausbildung
28 000 Rupien 196 USD
12 Monate plus 6 Monate Praktikum Schweisser Automechaniker Schreiner Elektriker
ausgebildete Berufsleute bis 2015
Monatslohn für Berufsanfänger
Studieninhalte Ausbildungsspezifische Theorie & Praxis Mathematik & Englisch Sozialkompetenz Karriereplanung
6 Monate plus 6 Monate Praktikum Bäcker/innen Computeranwender/innen
60 000 Rupien 420 USD
3-Zimmer-Wohnung in Colombo
20 000 Rupien
140 USD 1kg Reis
75–150 Rupien 0.5–1 USD
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Studentinnen und Studenten büffeln aktuell für das begehrte Zertifikat:
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für erfahrenen Handwerker
DIPLOME NATIONAL VOCATIONAL QUALIFICATION Anerkannt in Sri Lanka und im Ausland
In Colombo braucht ein erfahrener Handwerker 1/3 seines Monatseinkommens für die Miete,
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ein Berufsanfänger hingegen beinahe 2/3 des Einkommens. Auf dem Land ist das Leben deutlich günstiger.
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Fortsetzung von Seite 74
Jugendliche unter Druck
Am meisten Interesse bei den Jugendlichen findet der Automechaniker-Lehrgang. Die Zuteilung auf die Kurse findet nach eingehender Prüfung statt, zu der Eignungstests und persönliche Gespräche gehören. Das VTC Monaragala lässt auch Analphabeten zu.
Mit der ihm ganz eigenen Sensibilität hat da Silva auch jenen Mann zum Lehrlingsbetreuer gemacht, dem die jungen Menschen auf dem Campus am meisten vertrauen. K. Dinesh Kumara ist ein Hüne mit Humor und Herz, überdies ein Mann mit vielen Talenten. Der Computerspezialist hat Psychologie studiert, verfügt über eine Hypnoseausbildung und hat als Ehemann einer Bankfachfrau einen guten Draht zum Thema Finanzen. «Für die Jugendlichen ist es hier nicht immer einfach», erzählt er. «Wenn sie am Wochenende nach Hause fahren und sehen, wie die Eltern sich ohne ihre Hilfe auf den Feldern doppelt abrackern, leiden sie sehr. Manche Eltern machen ihnen auch viele Vorwürfe, weil sie aus ihrer Optik nichts leisten. Die Jugendlichen haben oft Kummer, übrigens auch Heimweh, dann vertrauen sie sich mir an.» Kumara ermutigt die Jugendlichen, die Ausbildung trotzdem nicht abzubrechen. Er gibt ihnen Tipps, versorgt sie mit Ratgeberbüchern, berät sie finanziell und stärkt ihnen den Rücken, wenn sie zum Bewerbungsgespräch gehen. «Die Jugendlichen kommen vom unteren Ende der sozialen Leiter. Sie sind es gewohnt, dass man auf sie herabsieht. Sie sind Landeier, furchtbar schüchtern Fremden gegenüber. Ich übe dann mit ihnen, wie man den Kopf halten sollte, wie man Augenkontakt hält und höflich, aber selbstbewusst auftritt», erzählt Kumara, der auch die Datenbank der Ehemaligen unterhält. Selbst nach der Ausbildung hält die Schule Kontakt und setzt sich für ihre Alumni ein, zum Beispiel wenn Arbeitgeber die Unerfahrenheit der Absolventen ausnützen.
Der Burger im Hintergrund hat seine Berechtigung: Das nationale Curriculum für Bäcker ist abgestimmt auf den realen Bedarf in der Wirtschaft, in diesem Fall auf die Anforderungen in der Tourismus-Industrie.
Selbstbewusstsein entwickeln Dass sie sich wehren müssen, ist eine Erfahrung, welche die angehenden Berufsleute oft schon während der Ausbildung machen. Das Schulkonzept sieht vor, dass zwischen Ausbildung und Abschlussprüfung ein Praktikum absolviert wird. Wenn es zu Abbrüchen in der Ausbildung kommt, dann geschieht es fast immer in dieser «heissen» Phase. Die Gründe dafür sind vielfältig. Gewisse Arbeitgeber nutzen die Lehrlinge aus, indem sie ihnen eine unwürdige Unterkunft bieten, sie schlecht bezahlen und behandeln, sie bis zu 18 Stunden täglich arbeiten lassen oder sie ganz einfach mit berufsfremden Dingen beauftragen. Nur wenn die Jugendlichen darüber sprechen, kann die Schule auch etwas unternehmen. Fehlbare Unternehmen kommen auf eine schwarze Liste, aber oft schweigen die Jugendlichen aus Scham oder aus Angst, keinen anderen Praktikumsplatz zu finden. Ebenso problematisch ist es, wenn die Lehrlinge dem Sirenengesang des Bargelds erliegen und sich von den Unternehmen abwerben lassen. Viele Jugendliche verstehen nicht, dass sie sich ohne Diplom vom aktuellen Arbeitgeber abhängig machen und sich als billige Arbeitskraft die weitere Zukunft verbauen.
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In anderen Institutionen müssen sich die Teilnehmer des Computer-Lehrgangs einen einzigen Computer teilen. Nicht so in Monaragala: Hier steht pro Teilnehmerin ein Computer zur Verfügung, sodass ausreichend geübt werden kann. Der Schweisserlehrgang hat die Vorprüfungen bereits hinter sich. Schweisser haben in Sri Lanka ausgezeichnete Berufsaussichten, denn die Baubranche boomt und Fachleute fehlen überall.
HILTI MITARBEITENDE
ENGAGIERT FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT 86
Hier steckt das Vocational Training Center in einem Dilemma, denn das Konzept der dualen Berufsbildung ist in Sri Lanka verhältnismässig neu. Es braucht immer noch viel Überzeugungsarbeit seitens der Schule bei den Unternehmen, um überhaupt Praktikumsplätze zu finden. Handwerker in Sri Lanka werden zwar händeringend gesucht, aber nicht alle Unternehmen sind bereit, jungen Menschen etwas beizubringen und so das Ausbildungswesen des Landes insgesamt voranzubringen. Die Regierung ist bereits aktiv und unternimmt grosse Anstrengungen, um den Bedarf an qualifizierten Handwerkern sicherzustellen. Mit der Regierung arbeitet das Vorzeigeprojekt SOS Vocational Training Center Monaragala denn auch eng zusammen. «Wir hoffen, dass es irgendwann zu einem Gesetz kommt, das Arbeitgebern die Abwerbung von Praktikanten während der Ausbildungszeit verbietet», hofft Divakar Ratnadurai, der von sich selber sagt, er sei von Natur aus optimistisch. Wenn man die zehnjährige Erfolgsgeschichte des SOS Vocational Training Centers in Monaragala betrachtet, darf man zuversichtlich sein, dass auch dieses Problem eines Tages gelöst sein wird.
Die Hilti Mitarbeitenden weltweit unterstützen mit viel Engagement und Kreativität nachhaltige Projekte, und zwar mit ❙
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rträgen aus Weihnachtsaktionen E (Verkauf von Weihnachtskarten, Handarbeiten und Gebäck) Spenden aus der Kaffeekasse Benefizkonzerten Honorarverzicht bei Vorträgen
f reiwilligen automatisierten Gehaltsabzügen etc. ❙
Wenn man die zehnjährige Erfolgsgeschichte des SOS Vocational Training Centers in Monaragala betrachtet, darf man zuversichtlich sein.
Interessierte Hilti Mitarbeitende wenden sich an die Geschäftsleitung ihrer Hilti Organisation oder an die verantwortliche Person für Corporate Social Responsibility.
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Finanzbericht
2015
Zahlen & Fakten Strategie & Zielsetzung Die Hilti Foundation wurde 1996 als gemeinnützige Stiftung des Martin Hilti Family Trusts ins Leben gerufen. Seit 2007 ist die Hilti Foundation eine gemeinsame Einrichtung des Martin Hilti Family Trusts und der Hilti Gruppe. Die Hilti Foundation unterstützt weltweit Projekte und Institutionen, die einen nachhaltigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten. Um die Lebensqualität von möglichst vielen Menschen langfristig zu verbessern und effektive Hilfe zu bieten, setzt die Hilti Foundation auf eine Strategie mit klar definierten Schwerpunktbereichen und einen gemeinsamen Ansatz mit der Hilti Gruppe. Die Hilti Foundation zielt mit ihren Aktivitäten auf Nachhaltigkeit und stärkt Grundqualitäten einer modernen Gesellschaft. Über ihre Projekte will sie benachteiligten Menschen ermöglichen, ihr Leben aus eigener Kraft zu verbessern (Hilfe zur Selbsthilfe). Dabei legt die Hilti Foundation Wert auf betriebswirtschaftlich tragfähige Initiativen, die messbar und multiplizierbar sind, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Weitere Informationen finden Sie auf: www.hiltifoundation.org 88
Sechs Grundsätze für erfolgreiche Projekte
1
Fokussiertes Engagement: Sechs Schwerpunktbereiche
Kultur, Wissenschaft und Bildung; Bezahlbarer Wohnraum; Katastrophenhilfe; Berufliche Aus- und Weiterbildung; Soziales Unternehmertum; Gesellschaftliche Entwicklung.
2
Ziele gemeinsam angehen: Dialog und Teamarbeit
Die Umsetzung der Projekte erfolgt durch eine offene und konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Hilti Foundation, den lokalen Organisationen der Hilti Gruppe und den Partnerinstitutionen.
3
Sich sinnvoll vernetzen: Ausgewählte Partnerschaften
Um die Bedürfnisse der ärmsten Bevölkerungsschichten zu verstehen und geeignete Lösungen zu entwickeln, arbeitet die Hilti Foundation mit ausgewählten Organisationen und Netzwerken zusammen. Voraussetzung für die Zusammenarbeit
ist die Übereinstimmung der Zielsetzungen sowie der Wirkungsgrad der jeweiligen Organisation.
4
In die Zukunft denken: Ganzheitliche und langfristige Lösungen
5
Nicht nur Geld: Finanzielles, intellektuelles und soziales Engagement
Die Hilti Foundation unterstützt innovative und replizierbare Ideen, die langfristig zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen und damit die Lebensqualität von möglichst vielen Menschen verbessern.
Die Hilti Foundation unterstützt die Partnerorganisationen nicht nur in Form von finanziellen Zuwendungen, sondern stellt auch unternehmerisches und produktionsrelevantes Know-how zur Verfügung und vermittelt Sozialwissen, beispielsweise durch den Zugang zu wichtigen Netzwerken und Institutionen.
6
Nutzen nachweisen: Wirkungsmessung
Zusammen mit ihren Partnern will die Hilti Foundation Standards entwickeln, die eine langfristige, transparente und vergleichbare Wirkungsmessung erlauben. 89
Organisation
Finanzen Die Hilti Foundation wird getragen vom Martin Hilti Family und der Hilti Gruppe. Die gemeinnützige Stiftung engagiert sich in sechs defi nierten Bereichen. Es wird darauf geachtet, dass die Unterstützung substanziell, nachhaltig und im Hinblick auf eine selbsttragende Zukunft erfolgt.
in Mio. CHF
Intensiviert wurde das Engagement im Bereich Kultur, Wissenschaft und Bildung. Dort engagierte sich die Hilti Foundation mit insgesamt 5,7 Millionen Schweizer Franken (Vorjahr: 4,9 Millionen Schweizer Franken). Neben den wissenschaftlichen Projekten von Franck Goddio wurde der Fokus auf den sozialen Wandel durch Musikunterricht gelegt.
2010
Ebenfalls deutlich gesteigert wurden die Ausgaben im Bereich bezahlbarer Wohnraum, nämlich um 800 000 Schweizer Franken auf 4,5 Millionen Schweizer Franken (Vorjahr: 3,7 Millionen Schweizer Franken).
11,3
2014 2013
Präsident des Stiftungsrats
10,0
Egbert Appel Trustee des Martin Hilti Family Trusts
2012
8
2011
8,5
Mitglieder des Stiftungsrats
6,8
2009
Michael Hilti Mitglied des Verwaltungsrats der Hilti Aktiengesellschaft und Trustee des Martin Hilti Family Trusts
10,4
2008
7,8
2007
8 0
2
4
6
8
10
12
Unterstützungsleistungen 2015
Soziales Unternehmertum 6 % | 0,8 Mio. CHF Bezahlbarer Wohnraum 34 % | 4,6 Mio. CHF
14
Dr. Michael Jacobi Mitglied des Verwaltungsrats der Hilti Aktiengesellschaft und Trustee des Martin Hilti Family Trusts Dr. Christoph Loos Vorsitzender der Konzernleitung der Hilti Aktiengesellschaft
Total 13,5 Mio. CHF
Kultur, Wissenschaft und Bildung 43 % | 5,7 Mio. CHF
Jörg Kampmeyer Mitglied der Konzernleitung der Hilti Aktiengesellschaft
Geschäftsstelle
Um je 100 000 Schweizer Franken wuchsen die Bereiche gesellschaftliche Entwicklung sowie soziales Unternehmertum.
Dr. Christine Rhomberg, Bruno Walt Geschäftsführung Michèle Hilti Kommunikation
Für das kommende Jahr wird erneut mit einer leichten Steigerung des Vergabevolumens gerechnet.
Beatrix Bättig Staud Administration und Projekte Gesellschaftliche Entwicklung 3 % | 0,4 Mio. CHF Katastrophenhilfe 2 % | 0,3 Mio. CHF
90
Der Stiftungsrat der Hilti Foundation setzt sich aus Vertretern des Martin Hilti Family Trusts und der Hilti Aktiengesellschaft zusammen.
13,5
2015
2015 erhöhte sich das Vergabevolumen dank Zuflüssen aus der Hilti Gruppe deutlich um 2,5 Millionen Schweizer Franken auf insgesamt 13,5 Millionen Schweizer Franken (Vorjahr: 11 Millionen Schweizer Franken).
Mehr als verdoppelt wurden die Zuwendungen im Bereich berufl iche Aus- und Weiterbildung. Sie wurden mit 1,7 Millionen Schweizer Franken verbucht (Vorjahr 800 000 Schweizer Franken). In diesen Bereich fallen Projekte in Sambia und Peru.
Stiftungsrat
Zuwendungen 2007 bis 2015
Berufl iche Aus- und Weiterbildung 12 % | 1,7 Mio. CHF
Corinna Salzer, Regula Schegg, Elisa Sologni Projekte
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Projekte der Hilti Foundation Kultur, Wissenschaft und Bildung
Unterwasser-
archäologische Forschungen von Franck Goddio in Ägypten. Aufarbeitung und Publikation in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford Ausstellungen: «Osiris. Egypt’s Sunken Mysteries» (Projekt siehe Seiten 30 bis 39)
Changing lives
through music: El Sistema Venezuela und weitere Musikinitiativen in Südamerika, Südafrika und Europa
(Projekt siehe Seiten 8 bis 29)
Kooperationen
mit international renommierten Festivals im Bereich Jugend92
arbeit: Int. Stiftung Mozarteum Salzburg, Bregenzer Festspiele und Lucerne Festival Bezahlbarer Wohnraum
Bauen mit Bambus
in Asien: Base Bahay, Philippinen Genossenschaft licher Wohnungsbau im ländlichen Sambia: SolidarMed, Schweiz (Projekt siehe Seiten 42 bis 63)
Weltweite Vergabe
von Kleinkrediten für Wohnraumverbesse rungen: Habitat for H umanity International, USA Katastrophenhilfe
Medizinische
Betreuung in Krisenund Katastrophengebieten Syrien: Médecins Sans Frontières, Schweiz
Berufliche Aus- und Weiterbildung
Berufsschule für
Zementblock-
Herstellung in Haiti: Baufachleute in der Build Change Inc., Republik Moldau: Liech- USA tensteinischer EntStipendien für wicklungsdienst, FürsSozialunternehmer: tentum Liechtenstein Ashoka Arab World, Bauarbeiterschulung Ägypten in Kolumbien: Swisscontact, Schweiz Gesellschaftliche Entwicklung Krankenschwes t ern Medizinische ausbildung im länd Betreuung mit mobilen lichen Sambia: Kliniken im Gebiet SolidarMed, Schweiz der Palästinensischen (Projekt siehe Seiten 42 bis 63) Autonomiebehörde: Weltweite ExperPhysicians for Human teneinsätze für lokale Rights, Israel Gewerbebetriebe: Swisscontact – Senior Projekte von Hilti Mitarbeitenden und Expert Corps, Schweiz Hilti Organisationen weltweit: Hilti Gruppe Soziales Unternehmertum und Partner (Bauern Solarenergie- helfen Bauern, ÖsterInstallationen im reich; Bookbridge, ländlichen Indien: Schweiz; SOS KinderSimpa Networks dorf, Sri Lanka etc.) Inc., USA (Projekt siehe Seiten 66 bis 87)
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Impressum
Konzept Denken und schreiben, Nicole Müller, Zürich Visuelles Konzept nordföhn. Visuelle Gestaltung. Angela Reinhard, Zürich Texte Denken und schreiben, Nicole Müller Text «Venezuela meets Europe» und «Lektion in Sachen Zivilisation» Christine Rhomberg, Geschäftsleitung Hilti Foundation Redaktion Denken und schreiben, Nicole Müller Gestaltung nordföhn. Visuelle Gestaltung. Angela Reinhard Übersetzung deutsch-englisch Dr. Elizabeth Wollner-Grandville, Luzern; Lynda Matschke, Hamburg (Seiten 7–29) Korrektorat deutsch Dominik Süess, Zürich Korrektorat englisch Julia Hickey, USA Leitung Kommunikation Hilti Foundation Michèle Hilti
Fotografie Vignetten Portraits: Uli Reitz Venezuela meets Europe: Marco Caselli Nirmal Diego Ravetti (Seiten 28/29) Lektion in Sachen Zivilisation: Christoph Gerigk Diplom für eine bessere Zukunft: Klaus Thieme Handwerk fürs Leben: Martin Walser Nicole Müller (Seite 69) Litho Thomas Humm dtp, Matzingen Druck und Ausrüstung Kösel GmbH & Co. KG, Altusried © 2016 Hilti Foundation, FL - S chaan Alle Rechte vorbehalten
Herausgeberin Hilti Foundation Feldkircherstrasse 100 Postfach 550 9494 Schaan Liechtenstein T +423 234 4313
[email protected] www.hiltifoundation.org
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