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IKB-Kapitalmarkt-News – Deutsche Konjunktur: Indikatoren bestätigen robusten Ausblick für 2017 24. November 2016 Dr. Klaus Bauknecht
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Die heute veröffentlichten Detailangaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland geben Aufschluss über die Zusammensetzung des Wachstums im dritten Quartal. Bekannt ist bereits: Die deutsche Wirtschaft hat im Herbst vorübergehend etwas an Schwung verloren. Das reale BIP wuchs saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal lediglich um 0,2 %. In der ersten Jahreshälfte hatte das BIP noch im Durchschnitt um über 0,5 % zugenommen. Für positive Impulse sorgten weiterhin vor allem Verbraucher und Staat. Zudem gab es hier für die Vorquartale z. T. deutliche statistische Revisionen, die eine noch stärkere Dynamik für beide zeigten als bisher publiziert worden war. Im dritten Quartal legte der private Konsum gegenüber dem Vorquartal wieder stärker zu. Neben der hohen Rentenanhebung zur Jahresmitte gaben die nach wie vor günstigen Rahmenbedingungen dem privaten Verbrauch den kräftigen Auftrieb. Dazu zählen die positiven Einkommens- und Arbeitsmarktperspektiven, aber auch die niedrigen Energiepreise. Der Staat hat im laufenden Jahr seine Ausgaben infolge der Flüchtlingszuwanderung kräftig ausgeweitet. In allen drei Vierteljahren nahm der öffentliche Konsum um 1 % bzw. über 1 % zum Vorquartal zu. Damit ist für das Gesamtjahr 2016 ein Zuwachs von über 4 % zum Vorjahr sehr wahrscheinlich. Ein höheres Wachstum des Staatskonsums gab es infolge der Wiedervereinigung zuletzt 1992. in % Abb. 1: BIP-Komponenten 3. Quartal 2016; reales Wachstum in % zum Vorquartal
BIP-Wachstum 0,2 % Privater Konsum Staatsverbrauch
Anlageinvestitionen Ausrüstungsinvestitionen Bauinvestitionen Exporte Importe -0,8
-0,6
-0,4
-0,2
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
in % Quellen: Statistisches Bundesamt; IKB
Angaben sind saison - und kalenderbereinigt
Die Anlageinvestitionen stagnierten dagegen im dritten Quartal. Während die Ausrüstungsinvestitionen rückläufig waren, wurde in Bauten mehr investiert. Bauinvestitionen verlaufen witterungsbedingt sehr volatil. Hier dürfte die Anpassungsphase im zweiten Vierteljahr nach der wetterbedingt überdurchschnittlich hohen Produktion zu Jahresanfang abgeschlossen sein. Bei der Investitionsaktivität der Unternehmen in Ausrüstungen, die um 0,6 % zurückging, hinterließ die verhaltene Entwicklung der Industrieproduktion im dritten Quartal Spuren. Bereits im Vorquartal gab es einen kräftigen Rückgang (-2,3 % zum Vorquartal). Trotz der grundsätzlich robusten Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zeigen sich hier die unsicheren Geschäftserwartungen, insbesondere der Industrieunternehmen. In diesem Umfeld gaben auch die Exporte um 0,4 % (zum Vorquartal) leicht nach. Da die Importe geringfügig zulegten, bremste der Außenhandel das BIP-Wachstum um 0,3 Prozentpunkte. Viele Indikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaftsdynamik in Deutschland im Abschlussquartal wieder an Tempo zulegt. So hatte sich die Stimmung bei den deutschen Unternehmen in den vergangenen Monaten deutlich aufgehellt. Sie blieb auch unbeeindruckt von dem überraschenden US-Wahlausgang und die Sentimentindikatoren haben sich kaum verändert. Der aktuelle Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft fiel um 0,2 auf 54,9 Punkte. Das Barometer hielt sich aber deutlich über der Marke von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert.
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Auch das heute veröffentlichte ifo Geschäftsklima, ein bedeutender Vorlaufindikator für die deutsche Wirtschaftsentwicklung, blieb im November stabil. Der Index verharrte, wie erwartet, auf dem Vormonatswert von 110,4 Zählern. Dabei beurteilten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage besser. Der Index stieg um 0,5 Zähler auf 115,6 Punkte. Die Aussichten für die kommenden sechs Monate wurden dagegen weniger optimistisch als zuvor beurteilt. Der Index fiel um 0,4 Zähler auf 105,5 Punkte. Dies ist vor allem auf weniger dynamische Exportaussichten der Industrieunternehmen zurückzuführen. Im Handel hingegen verbesserte sich die Stimmung, ebenso in der Baubranche und bei den Dienstleistern. Abb. 2: ifo Geschäftsklima Deutschland - gewerbliche Wirtschaft Index 2005 = 100 125 120 115 110 105 100 95 90 85 80 75 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Geschäftsklima
Beurteilung der Geschäftslage
Geschäftserwartungen
Quelle: ifo
Der Anstieg der ifo Lagebeurteilung ist ein Hinweis darauf, dass sich das Wirtschaftstempo im vierten Quartal wieder beschleunigen sollte. Dabei dürften privater und staatlicher Konsum die Treiber bleiben. Auch die Bauwirtschaft, deren Lagebeurteilung auf Rekordniveau ist, und deren Geschäftserwartungen sehr optimistisch sind, dürfte zulegen. Bei den Ausrüstungsinvestitionen ist allerdings trotz zunehmender Kapazitätsauslastung mit keinem Anziehen zu rechnen. Hier dürften die eingetrübten Geschäftserwartungen der Industrieunternehmen bremsen. Ob beim Rückgang der Geschäftserwartungen der Erfolg Trumps bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen eine Rolle spielt, ist unsicher. Denn zum einen sind auf Sicht von sechs Monaten keine protektionistischen Maßnahmen gegenüber deutschen Exporteuren zu erwarten, und zum anderen dürften aufgrund expansiver fiskalischer Maßnahmen in den USA eher Wachstumsimpulse wahrscheinlich sein. Ob der Außenhandel wieder Impulse bringt, bleibt abzuwarten. Dagegen sprechen gedämpfte Exporterwartungen und die solide deutsche Importnachfrage. Das weltwirtschaftliche Umfeld, das sich trotz der über das ganze Jahr hinweg bestehenden politischen Unsicherheit bemerkenswert robust zeigte und wieder an Schwung gewinnt, sollte dagegen die Exporte stärken. Insgesamt bleibt die konjunkturelle Grunddynamik in Deutschland aufgrund der kräftigen Binnennachfrage robust. Für das letzte Vierteljahr des laufenden Jahres ist damit zu rechnen, dass die Wachstumsrate des BIP an das höhere Tempo des ersten Halbjahres anknüpfen wird. Und auch im nächsten Jahr sollte das Wachstum robust bleiben. So hält die IKB an ihrer BIP-Prognose von 1,7 % in 2016 und 1,4 % in 2017 unverändert fest. Fazit: Die deutsche Wirtschaft hat im dritten Quartal vorübergehend leicht an Schwung verloren. Sie sollte aber in den nächsten Quartalen an das etwas höhere Wachstum des ersten Halbjahres 2016 anknüpfen können. Vor allem die starke Binnennachfrage stützt die Dynamik, insbesondere der privater Konsum und die Bauinvestitionen. Auch Stimmungsindikatoren wie das ifo Geschäftsklima bleiben unbeeindruckt von den überraschenden Wahlergebnissen in Großbritannien und den USA und deuten ebenfalls auf eine Beschleunigung des Wachstums hin. Für ein nachhaltig kräftiges Wachstum ist allerdings eine Belebung der Unternehmensinvestitionen notwendig. Die IKB hält deshalb an ihrer BIP-Prognose für Deutschland von 1,7 % in 2016 und 1,4 % in 2017 unverändert fest.
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