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rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
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Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 13.04.2016, 20.15 - 21.00 Uhr
Die Themen - Gehirnerschütterung - Tinnitus – was hilft gegen das Störgeräusch im Ohr? - Kranke Seele durch Unfall oder Kriegseinsatz - PSA-Test: Angstmacher oder Lebensretter?
Gehirnerschütterung – wie gefährlich ist sie?
Eine aktuelle Studie der Sporthochschule Köln beschäftigt sich mit der sicheren Diagnose von sportbedingten Gehirnerschütterungen. Insbesondere Kontaktsportarten wie American Football, Eishockey und Fußball verursachen vermehrt Gehirnerschütterungen. Symptome nach einer Gehirnerschütterung können nicht nur langfristig bestehen bleiben, auch können wiederholte Erschütterungen sich zu größeren Schäden im Gehirn aufaddieren. Was genau passiert bei einer Gehirnerschütterung und wann sollte man zum Arzt gehen? Unser Gehirn ist durch den Schädelknochen gut gegen Verletzungen geschützt. Was aber passiert bei einer leichten Gehirnerschütterung, oft begleitet von kurzer Bewusstlosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit? Durch den plötzlichen Stoß oder Schlag gegen den Kopf prallt das weiche Gehirn gegen die harte Schädeldecke. Dabei werden die Hirnhäute gedehnt. Münsteraner Forscher finden Langzeitfolgen nach leichter Gehirnerschütterung Leichte Gehirnerschütterungen galten lange als eine Sache von wenigen Tagen – die Funktionen des Gehirns normalisierten sich angeblich in der kurzen Zeit von selbst. Spätfolgen durch leichte Gehirnerschütterungen waren nicht bekannt. Mittlerweile hat
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sich die Wissenschaft hier korrigiert. So stellten Forscher aus Münster schon vor ein paar Jahren fest, dass auch sechs Jahre nach der leichten Gehirnerschütterung die kognitiven Fähigkeiten von Betroffenen erheblich beeinträchtigt waren. Fast die Hälfte der Patienten (40 Prozent) wiesen deutliche Defizite bei der Konzentration auf und hatten Probleme mit Erinnerungsvermögen und Kurzzeitgedächtnis. Auch depressive Symptome traten nach einer Gehirnerschütterung häufiger auf. Die Ergebnisse der Untersuchung widersprechen der gängigen Lehrmeinung, nach der eine Gehirnerschütterung ohne Langzeitfolgen bleibt. Auch leichte Gehirnerschütterung ernst nehmen Wie aber kann es dazu kommen? Von den schwereren Formen des Schädel-HirnTraumas weiß man, dass es dabei zu Zerreißungsverletzungen in den Nervenleitungen, also in der weißen Substanz des Gehirns, kommt. Bei einer leichten Gehirnerschütterung war das bisher schwer nachweisbar, doch dürfte der Mechanismus ähnlich sein. Selbst milde Gehirnerschütterungen sollte man also nicht auf die leichte Schulter nehmen. Gerade bei Kindern geht man inzwischen häufiger dazu über, sie zur Beobachtung im Krankenhaus zu belassen. Dort werden wichtige Körperfunktionen überwacht wie die Körperreflexe, aber auch das Aussehen der Pupillen. Auch Stunden und sogar Tage nach dem Unfall kann sich der Zustand des Kindes plötzlich verschlechtern. Ist der Unfallhergang unklar, der Patient verwirrt oder hat die Bewusstlosigkeit länger als 15 Minuten gedauert, wird zur Sicherheit eine Computertomografie (CT) gemacht. Mit dieser Methode lassen sich lebensgefährliche Einblutungen im Gehirn ausschließen. Wer eine leichte Gehirnerschütterung erlitten hat, sollte in der nächsten Zeit darauf achten, keinen weiteren Stößen und Erschütterungen ausgesetzt zu sein. Denn der Effekt auf das vorgeschädigte Gehirn könnte viel schwerwiegender sein. Experten im Beitrag Prof. Dr. Peter Vajkoczy Charité-Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow-Klinikum Neurochirurgische Klinik der Charité Augustenburger Platz 1 13353 Berlin neurochirurgie.charite.de Dr. Detlef Kaleth Unfallchirurg und Sportmediziner Bismarckstr. 95/96 10625 Berlin Charlottenburg http://www.kaleth-und-kollegen.de/ Infos im www Langfassung der Leitlinie „Schädel-Hirn-Trauma im Erwachsenenalter“ http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/008-001.html Berufsverband Deutscher Neurochirurgen e.V. www.bdnc.de
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Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. www.dgn.org/ Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie http://www.dgnc.de
Kranke Seele durch Unfall oder Kriegseinsatz
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) – so nennen Ärzte starke seelische Belastungen nach einem traumatischen Erlebnis wie einem Wohnungsbrand, Kriegseinsatz oder schweren Verkehrsunfall. Die Betroffenen quälen sich oft jahrelang mit den Folgen, weil sie die dramatischen Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Wie lässt sich diese Erkrankung erfolgreich behandeln? Lebensbedrohliche Situationen bedeuten für die Betroffenen einen Ausnahmezustand, der die Seele schwer belasten kann. Sie erleben ein Trauma, das die Möglichkeiten der normalen Bewältigung übersteigt. Beispiel Bundeswehr: Über 3.000 Soldaten waren im Jahr 2015 zum Auslandseinsatz in internationalen Krisengebieten. Erste statistische Untersuchungen gehen davon aus, dass jeder Zweite vor Ort ein traumatisches Erlebnis hatte. Das heißt: Die Soldaten wurden angesprengt oder angeschossen oder mussten selbst schießen. Weitere Beispiele sind Menschen, die einen schweren Unfall oder Wohnungsbrand überlebt haben oder aus Kriegsgebieten geflohen sind. Sie alle stehen zunächst unter Schock. Über die nachfolgenden seelischen Störungen kommt ein Großteil von ihnen über kurz oder lang aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Partnern, Kollegen oder Freunden hinweg. Doch etwa jeder Fünfte schafft es nicht allein, sondern leidet unter einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS. Symptome Die Betroffenen haben zahlreiche Gemeinsamkeiten: Das wichtigste Kernsymptom ist die sogenannte Intrusion, eine Erinnerung an das Trauma-Ereignis, die sich nicht wegdrücken lässt. Das Ereignis wiederholt sich in ihren Gedanken immer und immer wieder. Es ist allgegenwärtig. Deswegen versuchen Betroffene, alles zu vermeiden, was irgendwie solche Erinnerungen hervorrufen könnte. Dieses Vermeidungsverhalten ist das zweite Kernsymptom. Sie ziehen sich zurück und vermeiden soziale Kontakte. Und drittens führt die Trauma-Einwirkung häufig zu massiven Veränderungen der Hirnfunktion und der Hormonausstattung des Menschen. Insbesondere Stresshormone geraten durcheinander. Alles zusammen beeinträchtigt die seelische Gesundheit, die Partnerschaft und schließlich die berufliche Leistungsfähigkeit. Häufig führt es auch zu langen Arbeitsausfällen oder Berufsunfähigkeit – eine Lösung ist dann aus eigener Kraft nur noch selten möglich. Therapien Zur Behandlung solcher seelischen Trauma-Folgen wurden in den USA seit den 1980er Jahren hochwirksame psychotherapeutische Verfahren entwickelt. Bei der Trauma-Bearbeitung mit neurophysiologisch wirksamen Augenbewegungen (engl: Eye Movement Desensitization and Reprocessing – EMDR) wird das Gehirn angeregt, mit bestimmten Augenbewegungen seelische Traumata und
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schwerwiegende Erinnerungen so zu verarbeiten und zu entschärfen, dass sie den traumatischen Charakter verlieren. Bei der konzentrativen Bewegungstherapie (KBT) stellt sich der Patient einen inneren Zufluchtsort vor. Wenn die Bilder des traumatischen Ereignisses wiederkehren, werden sie zum Beispiel in einen Koffer gepackt, der an einem bestimmten Ort verbleibt. Bei der tiefenpsychologisch fundierten Gestaltungstherapie werden sprachlich noch nicht fassbare traumatische Bilder auf der bildlichen Ebene bearbeitet, da stark belastende psychotraumatologische Ereignisse oft noch nicht in Worte gefasst werden können.
In der Therapie werden Betroffene auch gezielt mit ihren Erinnerungen konfrontiert. Im nächsten Schritt heißt es, diese Erinnerungen neu zu bewerten. Es geht darum, das Trauma tatsächlich zu akzeptieren. Die Vergangenheit ist geschehen, sie lässt sich nicht mehr verändern. Jetzt muss ein Weg gefunden werden, damit weiterleben zu können. Experten im Film PD Dr. med. Peter Zimmermann Leiter Dr. med. Franziska Langner stellv. Oberärztin Psychotraumazentrum der Bundeswehr Bundeswehrkrankenhaus Berlin Scharnhorststr. 13 10115 Berlin Tel.: 030 - 2841 1605/-1601 E-Mail:
[email protected] http://berlin.bwkrankenhaus.de/startseite/medizinischeabteilungen/psychotraumazentrum.html Prof. Dr. med. Stefan Kropp Chefarzt Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Fachklinikum Teupitz Asklepios Kliniken Brandenburg GmbH Buchholzer Str. 21 15755 Teupitz Tel.: 033766 – 664 04 https://www.asklepios.de/teupitz/experten/psychiatrie/ Weiterführende Adressen Trauma Zentrum Berlin Fort- und Ausbildungen, Supervision, Zertifizierung im Bereich Traumatherapie Stresemannstr. 21 10963 Berlin Tel.: 030 - 25 93 18 35 E-Mail:
[email protected] http://www.traumazentrum-berlin.net/
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Weiterführende Links Infos zur PTBS auf den Seiten des Fachklinikums Teupitz https://www.asklepios.de/teupitz/experten/psychiatrie/erlebnisreaktive-erkrankungen/ Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) www.degpt.de
Tinnitus – was hilft gegen das Störgeräusch im Ohr?
Es pfeift, klingelt oder brummt im Ohr – ein Tinnitus kann sich mit unterschiedlichen Geräuschen bemerkbar machen. Nicht das Ohr selbst streikt, vielmehr verarbeitet das Gehirn akustische Signale nicht korrekt. Die rbb Praxis informiert über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Tinnitus. Tinnitus - Geräusche im Ohr, die keiner äußeren Schallquelle zuzuordnen sind - sind keine eingebildete Krankheit. Denn mit modernen Untersuchungsmethoden wie dem PET (Positronen-Emissions-Tomographie) lassen sich Tinnitus spezifische Aktivitäten in der Großhirnrinde nachweisen. Häufig hat der Tinnitus eine konkrete Ursache wie ein Lärmtrauma, bei dem die Haarzellen im Innenohr geschädigt werden. Nach einer gewissen Zeit verselbständigt sich der Tinnitus; die Ohrgeräusche werden in der individuellen Wahrnehmung überbewertet. Tinnitus durch Stress und Lärm Experten gehen heute von 10 Millionen Betroffenen hierzulande aus. Die Gründe sind vor allem eine zunehmende Lärmbelastung und der wachsende Stress. In den meisten Fällen kommen beide Faktoren zusammen. Die zunehmende Lärmbelastung durch Umweltgeräusche, durch Kopfhörer, Großdiskotheken und Mega-Konzerte schädigt die Hörsinneszellen. Diese schütten vermehrt Botenstoffe aus, so dass zunehmend Geräuschsignale weitergeleitet werden. Normalerweise würde der natürliche Hörfilter, der wichtige Hörsignale von unwichtigen unterscheidet, diese herausfiltern. Er funktioniert jedoch wegen der vermehrten Stressbelastung nicht mehr so gut, so dass dieses Zuviel an Geräuschen die Hörstrukturen des Gehirns erreicht. Diese Signale bewerten wir unterbewusst negativ, so dass sie als unangenehm erscheinen. Unser Gehirn merkt sich die Geräusche sehr schnell. Schon nach wenigen Wochen haben sie sich eingebrannt, so dass man sie hört, ohne dass sie vorhanden sind. Neben Stress und Lärm können auch virale Infekte die Hörzellen im Innenohr direkt schädigen und so zu Ohrgeräuschen führen. Früh behandeln, besser heilen Wenn Leute also ein Ohrgeräusch merken, sollten sie sich schnell in Behandlung begeben. Die Gabe von Medikamenten zur Therapie des Tinnitus ist insbesondere in den ersten sechs bis acht Wochen nach Auftreten des Ohrgeräusches sinnvoll. Je kürzer das Geräusch andauert und je jünger man ist, desto besser und wirksamer lässt sich der Tinnitus therapieren. Die Gabe von Medikamenten bei Tinnitus verfolgt drei Ziele: Verbesserte Innenohrdurchblutung
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Normalisierung der gestörten Signalverarbeitung in Innenohr und Hörnerv Normalisierte Nervenaktivität in den Hörzentren des Gehirns
Um diese Ziele zu erreichen, verordnen Ärzte verschiedene Medikamente – meist in Form von Infusionen: Plasmaexpander, welche die Flüssigkeitsmenge des Blutes erhöhen Medikamente, welche die Blutgefäße erweitern Glutamatrezeptorenblocker (Glutamat ist der wichtigste Botenstoff, um Höreindrücke weiterzuleiten) lokale Betäubungsmittel Häufig setzen Ärzte bei Patienten mit Tinnitus und Hörverlust auch Kortison ein. Grund für den Hörverlust sind häufig geschädigte Haarzellen im Innenohr. Genau hier setzt das Medikament an. Kortison hat einen entzündungshemmenden Effekt auf das Innenohr und kann der Bildung von Wasseransammlungen (Ödemen) entgegenwirken. Außerdem unterbricht es den eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus der Haarzellen. Chronischen Tinnitus erfolgreich therapieren Dauert der Tinnitus länger als drei Monate an, müssen die Patienten lernen, mit dem Ohrgeräusch zu leben. Zunächst einmal geht es um Aufklärung: Konkrete Informationen darüber, wie Tinnitus und richtiges Hören zusammenhängen, hilft vielen Patienten bereits – und nimmt ihnen den inneren Druck. Tinnitus-Patienten sind typischerweise leistungsfähige Menschen, die mitunter schon perfektionistische Züge haben. Die Anstrengungen, die Leistungsfähigkeit und der hohe Anspruch an sich selbst mit sich bringen, spüren sie oft selbst nicht. Vielen wird erst in der Therapie klar, was sie alles um die Ohren haben. Davon wegzukommen, dabei helfen beispielsweise Konzentrationsübungen, mit denen man lernt zu hören, was man hören möchte – und zwar nicht den Tinnitus. Körperwahrnehmung, Physiotherapie und Entspannungstechniken gehören deshalb ebenfalls zum Programm. Von einer erfolgreichen Therapie sprechen die Fachleute, wenn der Tinnitus nicht mehr stört, das heißt, die Lebensqualität genauso gut ist, wie in der Zeit vor dem Ohrgeräusch. Viele Patienten erleben diesen Erfolg erst nach zwei bis drei Jahren. Tinnitus braucht Geduld. Selbsthilfegruppen Mit Tinnitus zu leben ist für die Betroffenen oft erträglicher, wenn sie sich mit Gleichbetroffenen austauschen. Sie können sich gegenseitig am besten Mut machen, wenn das Ohrgeräusch sie an manchen Tagen zu überwältigen droht. TinnitusSelbsthilfegruppen leisten für die psychisch häufig sehr strapazierten Menschen einen Beitrag zur Bewältigung des Alltags, da sie hier Erfahrungen im Umgang mit dem Ohrgeräusch austauschen können. Deutsche Tinnitus-Stiftung Charité Die Deutsche Tinnitus-Stiftung Charité wurde 2011 gegründet. Sie fördert Forschung und internationale Wissenschaftskommunikation im Zusammenhang mit dem Tinnitus und kümmert sich um Prävention und Aufklärung der Erkrankung. Mit ihrer Präventionskampagne „Ich höre was, was Du nicht hörst“ wendet sich die Stiftung vor allem an junge Menschen. Denn die Zahl derer, die sich durch überlautes Hören Folgeschäden wir ihr gesamtes Leben zuziehen, wächst ständig. Fast 80
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Ehrenamtliche engagieren sich auf Großveranstaltungen, wie zum Beispiel Musikfestivals und Fußballspiele, klären Besucher auf und verteilen Gehörschutz. Zur weiteren Beratung wurde die Sprechstunde Dr. Ohr auf Facebook und auf der Internetseite eingerichtet. Experten im Studio Dr. med. Anett Reißhauer Arbeitsbereich Physikalische Medizin Charité-Mitte Charitéplatz 1 10117 Berlin http://physmed.charite.de/klinik/mitarbeiter/aerzte/ Prof. Dr. Birgit Mazurek CharitéCentrum für Audiologie / Phoniatrie, Augen- und HNO-Heilkunde Tinnituszentrum Charité Campus CCM Luisenstr. 13 10117 Berlin http://tinnituszentrum.charite.de/ueber_uns/team/tinnituszentrum/ Dr. Jörg Sandmann Facharzt für HNO-Heilkunde Karl-Marx-Straße 142 12043 Berlin-Neukölln Tel.: 030 - 63 22 57-0 E-Mail:
[email protected] Deutsche Tinnitus-Stiftung Charité Luisenstraße 13 10117 Berlin Email:
[email protected] www.deutsche-tinnitus-stiftung-charite.de „Sprechstunde Dr. Ohr“ (Jeden ersten Montag im Monat) http://www.deutsche-tinnitus-stiftung-charite.de/tinnitus/dr_ohr/ Interessierte können ihre Frage zum Thema Tinnitus direkt an die Experten des Tinnituszentrums der Charité stellen. Die ausführliche Antwort auf die wichtigsten Fragen können Sie auf der Website der Stiftung nachlesen. Infos im www: Deutsche Tinnitus Liga e.V. – Gemeinnützige Selbsthilfeorganisation gegen Tinnitus, Hörsturz, Hyperakusis und Morbus Menière http://www.tinnitus-liga.de
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Buchtipps Tinnitus: Wie Ohrgeräusche entstehen und wie man sich davon befreien kann. Mit großem Service-Teil Eberhard Wormer Mankau Verlag 2015 ISBN: 978-3-86374-218-8 Preis: 14,99 Euro Tinnitus. Endlich Ruhe im Ohr - Ursachen erkennen und ausschalten Eberhard Biesinger Trias Verlag 2012 ISBN: 978-3-83046-480-8 Preis: 14,99 Euro Tinnitus: Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Mit OnlineMaterialien Birgit Kröner-Herwig, Burkhard Jäger Beltz Verlag 2010 ISBN: 978-3-62127-689-4 Preis: 49,95 Euro
PSA Test – Angstmacher oder Lebensretter?
Welchen Stellenwert hat der PSA-Test bei der Erkennung von Prostatakrebs? Ein erhöhter PSA-Test kann auf Prostatakrebs hindeuten. Doch selbst wenn ein Karzinom nachgewiesen wird, bedeutet dies aber nicht zwangsläufig, dass operiert werden muss. Jedes Jahr erkranken hierzulande etwa 40.000 Männer an Prostatakrebs. Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebsart bei Männern und dritthäufigste Krebstodesursache in westlichen Industrieländern. Neben der klassischen Abtastung über den Enddarm, die Männern ab dem 45. Lebensjahr als Vorsorge empfohlen wird und die eine Kassenleistung ist, gibt es noch die Möglichkeit der Früherkennung über die Bestimmung des sogenannten Prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut. Die Kosten für den PSA-Test übernehmen die Krankenkassen nicht. Übersteigt der PSA-Wert längere Zeit eine altersabhängige Grenze oder steigt er um mehr als 0,75 Nanogramm PSA pro Milliliter Blut pro Jahr (ng/ml), kann das auf einen Tumor hinweisen. Erhöhter PSA-Wert bedeutet nicht gleich Prostatakrebs Seit Jahren diskutieren die Experten über das Für und Wider des PSA-Tests. Es stimmt, dass das PSA bei Krebspatienten erhöht ist. Alarmiert sind die Ärzte hierzulande bei einer Blutkonzentration von mehr als vier Nanogramm pro Milliliter (4 ng/ml). Doch das prostataeigene Eiweiß hat seine Tücken. Jede mechanische Manipulation der Prostata, sei es durch Sexualpraktiken, eine längere Radtour oder eine Entzündung, kann den PSA-Pegel ebenso in die Höhe treiben wie eine gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse oder eben ein bösartiger Tumor. Sogar das Pressen beim Stuhlgang kann den PSA-Wert der Vorsteherdrüse ansteigen lassen. Gegner des PSA-Tests befürchten deshalb aus gutem Grund zu viele verunsicherte Patienten durch zu häufige falsch positive Befunde: Von 100 Männern mit einem erhöhten PSA hat nur jeder vierte
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bei der anschließenden Gewebeentnahme einen auffälligen Befund. Ein solcher Befund wird wahrscheinlicher, wenn sich der PSA-Wert in kurzer Zeit verdoppelt oder verdreifacht, bei einem auffälligen Tastbefund oder typischen Symptomen wie Blut im Urin. Ausgangswert ab 45 bestimmen lassen? Befürworter des PSA-Tests betrachten es wiederum als sinnvoll, den PSA-Wert ab 45, spätestens 50 Jahren, einmal bestimmen zu lassen, um einen Ausgangswert für die weitere Zeit zu haben. Liegt der PSA-Wert unter 1,0 ng/ml, besteht nach Expertenmeinung ein niedriges Risiko, an Prostatakrebs erkrankt zu sein oder in naher Zukunft zu erkranken. Es reicht dann aus, die PSA-Bestimmung in circa fünf bis zehn Jahren zu wiederholen. Für Männer zwischen 55 und 69 Jahren empfehlen die meisten Ärzte die Früherkennung mit PSA-Test, denn die größte europäische Screening-Studie hat gezeigt: Durch den Test werden viele Prostata-Karzinome früh erkannt und Leben gerettet. Früher waren 80 Prozent der Prostata-Karzinome nicht heilbar, heute sind 80 Prozent heilbar. Und wer seinen Wert kennt, halbiert sein Sterbe-Risiko. Wer familiär vorbelastet ist, sollte seinen PSA-Wert engmaschig überwachen lassen. Vielfältige Therapiemöglichkeiten Haben die Ärzte tatsächlich eine Geschwulst gefunden, bieten sich viele therapeutische Wege. Für den Laien ist der Dschungel an therapeutischen Möglichkeiten schwer durchschaubar. Die Möglichkeiten unterscheiden sich, je nachdem, wie bösartig der Krebs, wie groß der Tumor und wie alt der Patient ist. Bei anderen Männern sprechen das Alter, andere Krankheiten oder die Angst vor einer bestimmten Nebenwirkung für Operation, Hormonblockade oder Bestrahlung. Um den Krebs im schulmedizinischen Sinne zu heilen, müssen die Ärzte die Prostata vollständig entfernen. Vor allem jüngere Männer mit einer Lebenserwartung von 20 oder mehr Jahren werden operiert, wenn bei ihnen der Krebs noch nicht auf die anderen Organe übergegriffen hat. Überstürzte OP mit Folgen Fakt ist: In Deutschland wird als Folge der PSA-Früherkennung oft zu schnell operiert – mit dem Risiko von Impotenz und Inkontinenz. Der Schnitt an der Drüse hat nämlich für mehr als die Hälfte der Patienten Folgen: Je nach Klinik haben 20 bis 50 Prozent der Patienten Probleme, den Urin zu halten. Gefäße und Nervenbündel, die nahe der Prostatakapsel verlaufen und für ein Erektion sorgen, werden noch häufiger verletzt. Doch trotz dieser Nebenwirkungen wird jedes Jahr rund 25.000 Männern in Deutschland die Prostata entfernt. Fraglich ist, ob das immer nötig ist. Denn der Krebs wächst in den meisten Fällen verblüffend langsam. Bereits jeder dritte Mann über 50 Jahre hat Krebsnester. Ist er erst 80 Jahre und älter, finden die Ärzte sogar bei jedem Zweiten bösartige Zellen in der Prostata. Doch am Ende sirbt der durchschnittliche deutsche Bürger eher an seinem Herzleiden oder einem Schlaganfall als an einer KrebsGeschwulst seiner Vorsteherdrüse. Besser abwarten Diese Erfahrungen schlagen sich mittlerweile auch in den Therapieempfehlungen nieder: Seit Einführung der neuen Behandlungsleitlinie im Jahr 2011 sollen Ärzte neben Operation und Bestrahlung ihren Patienten auch das aktive Überwachen oder die Active Surveillance als Option anbieten – und zwar immer dann, wenn der PSA Wert zwischen 4
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und 10 liegt und wenn maximal drei der zehn Gewebsproben mit Krebszellen befallen sind. Für diese abwartende Therapie werden Patienten mit einem gesicherten Prostatakarzinom engmaschig überwacht und bei erkennbarem Wachstum des Tumors entsprechend behandelt. Active Surveillance bedeutet wahrscheinlich für viele Männer nicht nur den Aufschub von OP, Hormontherapie oder Bestrahlung, sondern macht diese für sie gänzlich überflüssig. Fazit Es ist also wichtig, dass nicht nur die Messwerte beurteilt werden. Das Gesamtbild ist für den Mediziner entscheidend: Alter, Familiengeschichte, PSA- Ausgangswert und die Größe der Prostata. Insgesamt gilt: Auch wenn der PSA-Test unzulänglich ist, vorerst bleibt er die einzige Möglichkeit, die meisten Prostata-Karzinome früh zu erkennen. Experten im Beitrag Dr. med. Reinhard Hübotter Urologe Horner Heerstraße 33 28359 Bremen Tel.: 0421 - 23 20 66 Prof. Dr. Lothar Weißbach Wissenschaftlicher Vorstand Stiftung Männergesundheit Claire-Waldoff-Straße 3 10117 Berlin www.stiftung-maennergesundheit.de Dr. Christian Weymayr Projektleiter IGeL-Monitor www.igel-monitor.de Weiterführende Adressen Berliner Krebsgesellschaft e.V. Robert-Koch-Platz 7 10115 Berlin Tel.: 030 - 283 24 00 E-Mail:
[email protected] http://www.berliner-krebsgesellschaft.de Brandenburgische Krebsgesellschaft e.V. Charlottenstr. 57 14467 Potsdam Tel.: 0331- 86 48 06 E-Mail:
[email protected] http://www.krebsgesellschaft-brandenburg.de Deutsche Krebsgesellschaft e.V. TiergartenTower
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Straße des 17. Juni 106–108 10623 Berlin Tel.: 030 - 322 93 29 0 www.krebsgesellschaft.de Infos im www Gesundheitsleitlinie „Früherkennung von Prostatakrebs“ telefonisch zu bestellen unter: 030-3229 32959 oder als PDF abrufbar unter: http://leitlinienprogrammonkologie.de/Prostatakrebs.71.0.html (Herausgeber: Leitlinienprogramm Onkologie, Stand 2015) Prostatakrebs im OnkoInternetportal der Deutschen Krebsgesellschaft http://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationenkrebs/krebsarten/prostatakrebs.html Prostatakrebs beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungsdienstes https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/index.php
RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de
Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information:
Juliane Rossius Christine Salminger Raiko Thal Constanze Löffler 13.04.2016
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