Transcript
rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 31.08.2016, 20.15 - 21.00 Uhr
Die Themen Ambrosia – wenn eine Pflanze krank macht Obst in der Stadt Rückenschmerzen – sind die Faszien schuld? Normas Weg zum Marathon Fibromyalgie
Ambrosia – wenn eine Pflanze krank macht
Seit Jahren verbreitet sich die eingeschleppte Ambrosia-Pflanze bei uns fast ungehindert. Dabei gelten ihre Pollen als besonders aggressiv. Sie können schwere Allergien und sogar Asthma auslösen. Trotz dieser latenten Gefahr scheint die ganz große Erkrankungswelle aber auszubleiben. Ist Ambrosia also doch ungefährlich? Rote und tränende Augen, Schnupfen, Kopfschmerzen, Atemnot: Eigentlich ist die Heuschnupfensaison längst vorüber. Keine Entwarnung gibt es indes bei der gefährlichen Ambrosia: Die Pflanze aus Amerika, die auch Traubenkraut oder Ragweed genannt wird, blüht vom Juli ab weit in den Oktober hinein. Seit einigen Jahren breitet sie sich ungehindert in Deutschland aus. Eine einzige Pflanze kann bis zu einer Milliarde Pollen bilden. Dabei reichen fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft schon aus, um allergische Beschwerden zu verursachen. Zum Vergleich: Bei Birkenpollen reagiert die Nasenschleimhaut erst bei der zehnfachen Pollenmenge. Etagenwechsel durch Ambrosia Untersuchungen in den USA zeigen zudem, dass ein Ambrosia-Heuschnupfen wesentlich häufiger in allergisches Asthma übergeht als bei anderen Allergenen. Experten sprechen von Etagenwechsel: Dabei wandert die Allergie von der Nase und dem Rachen hinunter in die Bronchien. Bei den Betroffenen reagiert die Schleimhaut in der Nase, aber auch in
1
den tiefen Atemwegen. Letztendlich entsteht eine Allergie der Atemwege, die dann zur Verkrampfung der Bronchien mit einer Schleimsekretion und Luftnot führt – was dem Vollbild des Asthmas entspricht. Zudem befürchten die Fachleute, dass auf Ambrosia allergisch reagierende Menschen in der Folge auch auf andere Pollen allergisch reagieren. Schwer Betroffene müssen in Ambrosia-Nähe daher eine Schutzmaske tragen. Ambrosia – leicht zu verwechseln Ambrosia gehört zur Familie der Korbblütengewächse und ähnelt dem Gemeinen Beifuß. Die Blätter sind ähnlich geformt, ihre Unterseite ist jedoch anders gefärbt: Das Ambrosia-Blatt ist auch auf der Unterseite grün, der Beifuß jedoch weiß-filzig. Typisch für Ambrosia sind die feinen Härchen am Stiel sowie die länglichen Blütenrispen. Die einjährige, krautige Sommerpflanze wächst bevorzugt auf mageren Böden und findet sich oft am Straßenrand und auf Brachflächen. Die Pflanze kann je nach Bodenbeschaffenheit bis zu zwei Meter hoch werden und produziert viele Millionen von Pollen und Tausende von Samenkörnern, die bis zu 40 Jahre lang keimfähig sind. Die Pollen fliegen mehr als 400 Kilometer weit. Trotz hoher Verbreitung wenig schwer Betroffene Die Ambrosia ist in Berlin und Brandenburg wie zum Beispiel in der Gegend um Cottbus längst heimisch geworden. Dennoch ist die große Erkrankungswelle an AmbrosiaAllergien bisher ausgeblieben. Es gibt zwar viele Menschen, die bei Allergietests sensibel auf Ambrosia reagieren – doch nur wenige stellen sich mit akuten schweren Beschwerden im Krankenhaus vor. Die Gründe dafür kennen Experten nicht. In Ländern wie der Schweiz sieht das ganz anders aus: Hier kommen schwer Betroffene öfter in die Rettungsstelle. Die Verbreitung der Pflanze eindämmen helfen Wer sensibel auf Ambrosia reagiert, ist dem nicht hilflos ausgeliefert. Die Betroffenen sollten Ambrosiapflanzen inklusive Wurzeln auf ihren Privatflächen entfernen und unbedingt über den Hausmüll statt auf dem Komposthaufen entsorgen. Sie sollten kein mit Ambrosiasamen verunreinigtes Vogelfutter benutzen. So schützt man sich und andere Bewohner im eigenen Umfeld vor der hochallergenen Pflanze. Wer eine Ambrosia-Pflanze entdeckt, kann das Vorkommen mithilfe eines aussagekräftigen Fotos beim Berliner Aktionsprogramm melden. Zudem informiert das Programm über Hintergründe zur Pflanze und ihrer Verbreitung und stellt den Ambrosia-Atlas für Berlin und Brandenburg zur Verfügung. Experten im Beitrag: Dr. Frank Schneider Pulmologische Gemeinschaftspraxis U. Gereke / Dr. med. F. Schneider Bahnhofstraße 62 03046 Cottbus Tel.: 0355 – 70 33 40 Dr. Frank Hessler Oberarzt Carl-Thiem-Klinikum Cottbus Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
2
Thiemstraße 111 03048 Cottbus Tel.: 0355 - 46-26 39 Link im www: Berliner Aktionsprogramm gegen Ambrosia: http://ambrosia.met.fu-berlin.de/ambrosia/index.php Obst in der Stadt
Spätsommer ist Erntezeit – Bäume und Sträucher ächzen unter der Last ihrer vielen Früchte. Zu unserer Freude: Denn wie wir wissen schmeckt Obst und Gemüse nicht nur, sondern ist auch noch sehr gesund. Aber gilt das auch noch, wenn es an viel befahrenen Straßen wächst? Wie gesund sind die Früchte der Stadt wirklich? Die rbb Praxis klärt auf. Im Sommer und Spätsommer erfreuen wir uns nicht nur an den warmen Temperaturen, sondern auch an dem reichhaltigen Angebot an frischem knackigen Obst. Selbst in der Großstadt kann man leckeres Obst beispielsweise direkt von den Bäumen ernten. Doch ist das auch gesund? Schließlich sind die Birnen- oder Apfelbäume dem Autoverkehr und somit all den Abgasen direkt ausgesetzt. Klar ist beispielsweise, dass sich Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber in verkehrsreichen Gegenden in Luft und Boden vermehrt finden. Sie gelten als krebserregend. Doch finden sich die Giftstoffe auch in den Früchten wieder? Um zu erforschen, ob man „Stadtfrüchte“ bedenkenlos essen kann, führen Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin regelmäßig Erntezüge durch Berlin durch und untersuchen die Belastung der Ernte. Sie haben mehr als 200 Obstproben wie Steinobst, Äpfel, Beeren entlang der Straßen und in Parkanlagen entnommen. Die Ergebnisse der sogenannten Obststudie zeigen, dass die Blei- und Cadmiumwerte in diesem Obst deutlich unter den EU-Grenzwerten lagen, dass sie also problemlos nach dem Abwaschen konsumiert werden dürfen. Überraschend war, dass die Früchte sogar teilweise weniger belastet waren als Supermarktobst. So fanden die Experten in Äpfeln aus dem Supermarkt beispielsweise doppelt so viel Blei wie bei dem vom Obstbaum am Straßenrand, Pflaumen enthielten sogar 16mal so viel Blei. Alles Obst aus dem Supermarkt blieb aber ebenso unter den Grenzwerten der EU für Blei- und Cadmium. Trotzdem war das Obst von den Straßenbäumen noch weniger belastet. Der Grund: die Schadstoffe aus dem Boden sammeln sich bei Obstbäumen nur in den Blättern und nicht in den Früchten. Anders bei Gemüse: Hier landen Schwermetalle, die im Boden lagern, über die Wurzeln auch in den essbaren Teil. Deshalb, so konnten die TU-Wissenschaftler nachweisen, hat Gemüse an viel befahrenen Straßen teilweise bedenkliche Schadstoffwerte. Mehr als die Hälfte der Proben waren über den EU-Grenzwerte für Blei und Cadmium. In unmittelbarer Straßennähe lagen sogar 65 Prozent der Proben über den Grenzwerten für Blei und Cadmium. Gärtner, die Kräuter oder Gemüse nahe einer stark befahrenen Straße anpflanzen, sollten daher Schutzsträucher pflanzen und so eine natürliche Vegetationsbarriere schaffen, um die Schadstoffe herauszufiltern. Zudem kann der „Höhenanbau“ vor Schadstoffanreicherungen schützen. Ab dem zweiten Stock ist die Ernte wesentlich gesünder.
3
Wer sich lieber mit den Früchten der Stadt versorgt, dem kann die Internetseite mundraub.org auf seiner Obst-Erntetour dienlich sein: Sie zeigt an, an welchen Obstbäumen in Berlin und Brandenburg die Ernte frei verfügbar ist. Ansonsten gilt: nur mit Einwilligung der Obstbesitzer pflücken. Und das Waschen nicht vergessen, besonders bei der „Straßenernte“. Expertin im Beitrag: Dr. Ina Säumel Biologin Institut für Ökologie Ernst-Reuter-Platz 1, TU Berlin Tel.: 030 - 314 71373 E-Mail:
[email protected] Link im www: Mundraub.org Rückenschmerzen – sind die Faszien schuld?
Sind unsere Muskeln dauerhaft verkrampft oder fehlbelastet, verdicken und verhärten die Faszien, sie sie umschließen. Und das kann starke Schmerzen – auch im Rücken – verursachen. Mit welchen Therapien die Faszien wieder in Form kommen, zeigen wir Ihnen in der rbb Praxis. Rückenbeschwerden sind weit verbreitet: Fast sechs von zehn Menschen in Deutschland sind geplagt davon. Bei den meisten Betroffenen verschwindet der Schmerz innerhalb weniger Wochen von ganz allein. Etwa jeder Zehnte leidet jedoch viele Monate unter den Beschwerden, bei ihm ist der Rückenschmerz chronisch geworden. Rückenschmerzen haben unterschiedliche Ursachen, von Muskelverspannungen über Bandscheibenvorfall bis hin zu psychischen Belastungen. Auch eine langfristige chronische Überlastung im Sport kann Rückenschmerzen verursachen. Auch Faszien können Rückenschmerzen machen Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge rühren solche Überlastungsschäden im Sport aber nicht immer nur von der roten Muskulatur – den Muskeln – her. In vielen Fällen sind die Faszien beteiligt: das weiße, die Muskeln umgebende Bindegewebe. Was lange vermutet wurde, konnten Wissenschaftler an der Universität Ulm vor einigen Jahren im Labor nun nachweisen: Faszien können verkleben oder verdicken und dadurch Urheber für eine Reihe von Rückenschmerzen sein. Sie können sogar bei Bandscheibenvorfällen in Mitleidenschaft gezogen werden und sind dann verantwortlich für die oft extremen Schmerzen. Faszien sind Bindegewebsplatten, die dem Körper, den Knochen, Muskeln und Organen Form und Struktur geben und dem Bewegungsapparat die nötige Spannung verleihen. Sie umhüllen einzelne Muskeln, ganze Muskelgruppen oder ganze Körperabschnitte und bestehen aus straffen, geflechtartig verwobenem Kollagen und Elastin. Anders als Muskeln, die wir aktiv bewegen können, geben Faszien nur passiv Form und Festigkeit. Sie verhindern, dass Muskelfasern während ihrer Arbeit aus der Form geraten und dienen der Abgrenzung der Muskeln untereinander. Mit ihnen könne jeder Mensch seinen Körper in Ruhe und Bewegung wahrnehmen und steuern. Sie liefern zudem
4
wichtige Informationen von den Muskeln an das Gehirn, transportieren Flüssigkeiten und Nährstoffe und sind dadurch für das Immunsystem enorm wichtig. Faszien: Das Sinnesorgan aus dem Körperinnern Außerdem ist das weißfarbige kollagene Fasernetzwerk des Körpers eines unserer wichtigsten Sinnesorgane. Das konnten Wissenschaftler nachweisen. Faszien wirken also als zusätzliches Sinnesorgan im Körperinneren. Sie sind die Basis unserer koordinativen Körperwahrnehmung. Bei Beschwerden beispielsweise durch psychischen Stress, Operationen oder Bewegungsmangel verkürzen und verhärten die Faszien. Sie werden im Körper umgebaut: Die gut dehnbaren Elastinanteile nehmen ab und werden durch das zähe, kaum dehnbare Kollagen ersetzt. Der Grundtonus erhöht sich um ein Vielfaches. Die Faszien werden dadurch starr und unbeweglich. Vieles spricht zudem dafür, dass Mikroverletzungen etwa durch chronische Überforderung eines Körperteils oder schlechte Haltung zu winzigen „Narben“ im Bindegewebe führen können. Diese kleinen Barrieren behindern die Gleitfähigkeit der Lagen und Schichten der Faszien und können auf Dauer zu starken Beschwerden führen. Faszien reagieren gut auf Dehnen, Kneten, Ziehen Gegen solche Beschwerden helfen Therapien, bei der die Faszien gedehnt und gleichzeitig massiert werden. Denn Bindegewebe reagiert extrem gut auf mechanische Reize: Dehnen, Kneten, Ziehen, Streichen sowie sanfte Berührungen können die Barrieren wieder lösen. Die Faszientherapie erfolgt durch einen erfahrenen Physiotherapeuten oder mithilfe einer Kunststoffrolle. Die Anwendung der Faszienrolle ist denkbar einfach: Die verspannten Muskelpartien werden auf die Rolle gelegt und darüber gerollt. Pro Muskel wird die Rollkur zwischen acht und zwölfmal wiederholt. 20 bis 30 Minuten dauert das Training in der Regel. Trainierende verbessern mit der Selbstmassage ihr Gleichgewicht, das Körpergefühl und die Muskelkraft, weil die Übungen hohe Anforderungen an die Koordination stellen. Der mechanische Reiz der Rollen kann Schmerzreize überlagern und so langfristig und wirksam den Schmerz mindern. Faszientherapie löst Verklebungen und kleine Knötchen Die Behandlung der betroffenen Bereiche kann das Bindegewebe wieder mobilisieren. Verklebungen und Verspannungen können gelöst werden. Die parallel angeordnete Gitterstruktur der Faszien kann wieder hergestellt werden, Knötchen lösen sich auf. Mithilfe der Faszientherapie lässt sich das Kollagen sogar wieder erneuern. Zudem hilft das Rollen, die Beweglichkeit und die Dehnfähigkeit des gesamten Körpers wieder zu verbessern. Die Faszien erhalten den Raum zurück, den sie brauchen. Auch die Statik der Wirbelsäule und die Haltung lassen sich durch die Faszientherapie verbessern. Sind also beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall auch Gelenke, Bänder, Muskelstrukturen betroffen, können Experten durch entsprechende Bindegewebstherapien bereits einen Erfolg erzielen, der Patient hat weniger Schmerzen. Mit der Faszientherapie lässt sich beim Bandscheibenvorfall der Druck des vorgefallenen Gewebes auf den Nerven wieder entlasten. Der Bandscheibenvorfall selbst geht durch eine Faszienbehandlung aber nicht zurück. Die rollende Massage ist bei der komplexen
5
Therapie eines Bandscheibenvorfalls daher – ähnlich wie die manuelle Therapie – ein kleiner, aber wichtiger Therapiebaustein. Rolfing arbeitet seit den 50er Jahren mit Faszien Die sogenannte Rolfing-Therapie arbeitet bereits seit Mitte der Fünfziger Jahre mit den Faszien. Begründet hat das Rolfing die amerikanische Biochemikerin Dr. Ida Rolf. Sie hat es aus Elementen von Osteopathie und Yoga weiterentwickelt. Nach einer ausführlichen Rsystematisch aufeinander aufbauenden individuellen Einzelsitzungen, in denen er den Körper nachhaltig wieder mehr „ins Lot“ bringt. Mittels langsam schmelzenden Drucks werden oft Jahrzehnte alte Verklebungen und Verkürzungen im Fasziensystem gelöst. Im Studio: Dr. med. Jan-Peter Jansen SZ Schmerzzentrum Berlin GmbH Schönhauser Allee 172 a 10435 Berlin Tel.: 030 - 442 15 00 E-Mail:
[email protected] Experten im Beitrag: Judith Hülsenbeck Physiotherapeutin Praxis für Physiotherapie & Yoga Ambulantes Behandlungszentrum Schönhauser Allee 172a 10435 Berlin Tel.: 030 - 44 0 99 96 E-Mail:
[email protected] Dr. phil. Harriet Grzondziel Rolfingtherapeutin, Diplom-Psychologin, Heilpraktikerin Certified Advanced Rolfer® Klinische Hypnotherapeutin (DGH) Praxis für Rolfing®, Ganzheitliche Körpertherapie und Hypnotherapie Karl-Kunger-Straße 3 12435 Berlin Tel. : 030 – 5321 9191 &
ROLFING in Praxis PHYSIOTEAM Heckmannufer 4 10997 Berlin E-Mail:
[email protected] www.rolfingpraxis-berlin.de Dr. Josef Ramsbacher Neurochirurg interdisziplinäre Gemeinschaftspraxis Schlüterstraße 38 10629 Berlin Tel.: 030 - 887 16 61-0 E-Mail:
[email protected] www.inter-neuro.de
6
Links im www: Rolfing Verband Deutschland e.V. E-Mail:
[email protected] www.rolfingverband.de Tel.: 0251 - 203 92 44 Buchtipp: Kay Bartrow Blackroll - Faszientraining für ein rundum gutes Körpergefühl TRIAS Verlag, Stuttgart. 2014 Buch: EUR 14,99 Euro; ISBN Buch: 9-783-83048-020-4 Normas Weg zum Marathon - hält der Rücken durch? 42.195 Kilometer auf meist hartem Asphalt legt ein Marathonläufer zurück. Für den Rücken und die Gelenke ist das oft kein leichtes Spiel. Vor allem, wenn der Läufer vor dem Wettkampf bereits medizinische Probleme hatten. So kann zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall mit nachfolgender Operation eines Lendenwirbels schon in dem harten, für gewöhnlich dreimonatigem Vorbereitungstraining auf einen Marathon schnell zu neuen starken Rückenschmerzen führen. Grund ist häufig eine Achsenverschiebung in den Beinen. Diese Veränderung in der Biomechanik des Körpers können Folge von muskulärer Schwäche, Operationen oder Verschleiß in den Gelenken sein. Im gesunden Körper liegen die Gelenkmittelpunkte von Hüfte, Knie und dem Fuß exakt in einer Linie, die zentral durch die Gelenke verläuft. Bei einer Achsenverschiebung der Beine ändern sich diese Verhältnisse. Die Beinachse verläuft dann beispielsweise wie beim X-Bein mehr auf der Außenseite des Kniegelenkes. Eine Achsenfehlstellung löst oft eine Kettenreaktion aus, auch die benachbarten Gelenke werden fehlbelastet, nicht selten kippt auch das Becken zu einer Seite ab. Sportmediziner können eine solche Achsenfehlstellung durch eine Lauf- und Ganganalyse feststellen. Wird ein ohnehin lädierter Rücken nach Bandscheibenoperation also durch eine harte Marathonvorbereitung mit tausenden von Schritten auf dem Asphalt erneut geschwächt, kommt es zu Achsenfehlstellungen in den Beinen – und das kann sich an den unterschiedlichsten Lokalisationen schmerzhaft bemerkbar machen. Experte im Beitrag: Dr. Srđan Popović Spezialist für Biomechanik SMS-Sportmedizin Berlin Hauptstraße 87 12159 Berlin-Friedenau Tel.: 030 - 2000 381 0 www.sms-berlin.de/
7
Schmerzen im ganzen Körper – Hilfe bei Fibromyalgie
Betroffene finden oft jahrelang keine Diagnose und somit auch keine Unterstützung. Doch selbst wenn Fibromyalgie als Ursache der Beschwerden benannt ist, gibt es bisher keine Heilung. Wie können Ärzte in dieser Situation helfen? Was bringen die sanften Therapien der Naturheilkunde? Die rbb Praxis fragt nach. Schmerzen im ganzen Körper, Müdigkeit, Stimmungstiefs: Wenn sich Patienten mit solchen Beschwerden an ihren Hausarzt wenden, steckt dahinter oft eine Fibromyalgie. Neben den typischen ständigen Muskel-, Sehnen- oder Gelenkbeschwerden leiden viele Betroffene unter Schlaf- und Verdauungsstörungen, Morgensteifigkeit oder Depressionen. Die Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung ohne organische Auffälligkeiten. Zwei bis vier Millionen Menschen sind in Deutschland erkrankt, überwiegend Frauen. Kein Arzt konnte ihnen lange Zeit erklären, woher die mysteriöse Pein kommt. Die Ursache des chronischen Schmerzsyndroms ist noch nicht ganz verstanden. Mittlerweile gibt es Hinweise auf ein multifaktorielles Geschehen, so zum Beispiel eine reduzierte Schmerzschwelle bei den Betroffenen. Oft werden die Patienten als Simulanten angesehen Die Suche nach der richtigen Diagnose dauert oft Jahre. Die nur unzureichende Erklärung hat für die Betroffenen oft weitreichende Konsequenzen. Wo es keine Ursache zu geben scheint, kommt die Einbildung ins Spiel. So wird die Krankheit häufig nicht ernst genommen oder verharmlost. Nicht wenige Ärzte tun Betroffene als Simulanten ab, wenn sie weder im Blut noch im Röntgenbild oder bei anderen Verfahren Hinweise auf krankhafte Veränderungen finden. Dabei geht es den Fibromyalgie-Patienten vor allem dann besser, wenn Ärzte, Angehörige und Freunde ihr Befinden ernst nehmen. Besonders empfindlich sind die Fibromyalgie-Patienten an den sogenannten Tenderpoints. So nennt man Schmerzpunkte an den Muskel-Sehnenübergängen. Tritt die Druckschmerzhaftigkeit bei mindestens elf von 18 Tenderpoints auf, deutet das auf eine Fibromyalgie hin. Ärzte müssen vor der Diagnosestellung aber erst alle anderen Möglichkeiten wie Muskelerkrankungen, rheumatische Störungen oder Nervenschäden ausschließen. Die Diagnose stellen sie rein klinisch, also nur anhand der typischen Druckempfindlichkeit und der Schmerzen der Patienten. Steht schließlich die Diagnose Fibromyalgie fest, brauchen die Patienten eine ganz spezielle, auf sie zugeschnittene Therapie, die viele Fachbereiche einschließt. Dafür arbeiten Rheumatologen, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Schmerzexperten und naturheilkundlich orientierte Ärzten zusammen. Sanfte Hilfe finden die Patienten in der Naturheilkunde Die Naturheilkunde bietet viele therapeutische Möglichkeiten an, welche die Schmerzen der Fibromyalgiepatienten lindern können. So zum Beispiel die Bewegungstherapie: Sie soll die Beweglichkeit der Patienten steigern und ihre Ausdauer erhöhen. Außerdem hilft vielen Betroffenen die Kältekammer. Dort halten sie drei Minuten bei etwa 100 Grad minus aus. Der extreme Kältereiz entspannt die Muskeln und setzt Endorphine frei. Weiterhin scheint das sogenannte Schröpfen gegen die Schmerzen zu wirken. Dabei werden die schmerzhaften Bereiche vorher mit Rotlicht erwärmt. Dann erhält der Patient sechs bis acht so genannte Schröpfköpfe auf die Haut. Nach wenigen Minuten bilden sich darunter blaue Flecken, die Haut wird stärker durchblutet, der Körper
8
erzeugt Wärme, was eine reflektorische Entspannung der Muskulatur zur Folge hat. Manchmal lösen sich auch Verklebungen im Bindehautgewebe. Viele der naturheilkundlichen Behandlungen sind gut durch Studien belegt. So zum Beispiel die Bewegungstherapie oder auch meditative Bewegungsformen wie Tai Chi und Yoga. Massagen hingegen scheinen Fibromyalgie-Patienten eher nicht zu nützen. Auch wenn sie angenehm ist: Die Effekte für den Krankheitsverlauf sind bisher nicht überzeugend. Experten im Beitrag: Prof. Dr. med. Andreas Michalsen Dr. Ursula Hackermeier Funktionsoberärztin Stationäre Versorgung Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee Klinik für Innere Medizin Abteilung Naturheilkunde Königstraße 63 14109 Berlin Tel.: 030 - 805 05 691
RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de
Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information:
Benjamin Kaiser Christine Salminger Raiko Thal Beate Wagner 31.08.2016
9