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Jahrestagung Zur Rinderhaltung In Rendsburg: Milcherzeugung

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24 Tier BAUERNBLATT  |  25. Februar 2017  ■ PROFI AgRARkunststOFFe. Durchdachte Produktauswahl. profi-agrarprodukte.de Erfolgreich füttern: Jahrestagung zur Rinderhaltung in Rendsburg Milcherzeugung – Wirtschaftlichkeit und Verbraucherwunsch Für die Milchviehbetriebe war das abgelaufene Auswertungsjahr wirtschaftlich gesehen noch einmal schlechter als das Ergebnis 2014/2015. Die knapp zwei Jahre andauernde Milchpreiskrise hat viele Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Hinzu kommen weitere politische Auflagen, hitzig geführte Diskussionen der Gesellschaft rund um die Tierhaltung sowie Maßnahmenkataloge von Marktteilnehmern, die es den Landwirten erschweren, einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft zu werfen. Wie zukünftige Anforderungen in Bezug auf die Milchviehhaltung aussehen könnten und wie ihnen begegnet werden kann, wurde auf der gemeinsamen Jahrestagung der Landwirtschaftskammer und Arbeitsgemeinschaft Rinderspezialberatungsringe am 7. Februar vorgestellt und diskutiert. Auf dem Betrieb von Alfred Stender leisten 70 Holstein-Schwarzbunte durchschnittlich 11.300 kg bei aktuell 4,86 % Fett und 3,66 % Eiweiß. Im Sommer erhalten alle Kühe täglichen Weidegang. Foto: privat staltungsthema „Anpassungsstra- diesem Auswertungsjahr um über tegien an zukünftige Marktanfor- 300 kg ECM gestiegen. Der Kraftderungen“ wurden Ansatzpunkte futtereinsatz je Kilogramm Milch In seinem Grußwort bezeich- und Entscheidungshilfen gegeben, ist leicht gesunken, womit die genete Claus Heller, Präsident der um die Landwirte bei betrieblichen stiegene Milchleistung hauptsächlich durch eine ebenfalls gestiegeLandwirtschaftskammer, das Jahr Maßnahmen zu unterstützen. 2015/2016 als eines der wirtschaftne Grundfutterleistung zu erklären ist. Insgesamt betrachtet wird lich schwierigsten überhaupt in der Ergebnisse der so mehr Milch je Hektar HauptGeschichte. „Nicht selten kam es zu existenzbedrohenden Situationen Vollkostenrechnung 2015/16 futterfläche produziert als noch Als erste Rednerin sprach Dr. Lui- im Vorjahr. Deutliche Unterschiefür die Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein. Die Beratungsorga- se Prokop von der Landwirtschafts- de sind zwischen den Betrieben zu nisationen hatten alle Hände voll kammer, Nachfolgerin von Johan- finden. Die guten Betriebe halten zu tun, um Liquiditätspläne zu er- nes Thomsen. Sie präsentierte die im Durchschnitt mehr Tiere, prostellen. Auch wenn aktuell die Mil- Ergebnisse der Betriebszweigaus- duzieren mehr Milch und benötichauszahlungspreise wieder ge- wertung 2015/16 anhand der er- gen weniger Futterfläche“, betonstiegen sind und nun auf einem hobenen Daten der Rinderspezi- te Dr. Prokop und meinte weiter: guten Niveau liegen, sind die hef- alberatung. „Die Anzahl der aus- „Die Ergebnisse der betriebswirttigen Auswirkungen der Milchkri- gewerteten Betriebe sank in die- schaftlichen Auswertungen bese auf den meisten Betrieben noch sem Jahr knapp unter stätigen den starken deutlich zu spüren“, betonte Heller. die Marke von 1.000. Einbruch der Milch­ auszahlungspreise. Mit Heute könne noch nicht abgese- Gründe dafür sind im hen werden, wie lange die Betrie- erhöhten –7,8  ct/kg ECM lag das Strukturbe benötigen würden, um sich öko- wandel und bei möglikalkulatorische Benomisch wieder komplett zu erho- chen Sparmaßnahmen triebszweigergebnis noch einmal unterhalb len. Für Milchviehhalter müsse es auf den Betrieben indem des Wirtschaftsnun heißen, mit den gewonnenen folge der Milchpreisjahres 2014/15. BetrachErfahrungen der vergangenen ein- krise zu finden. Neben tet man die Unterschieeinhalb Jahre umzugehen und die der durchschnittlichen de im Milchauszahrichtigen Entscheidungen für die Herdengröße ist auch Zukunft zu treffen. Mit dem Veran- die Milchleistung in Dr. Luise Prokop lungspreis, so ist die- ser im Wirtschaftsjahr 2015/2016 noch einmal um über 6 ct/kg Milch gesunken. Die Produktionskosten konnten um knapp 5 ct/kg ECM reduziert werden und haben wesentlich dazu beigetragen, dass das Ergebnis entgegen vielen Erwartungen nur 1,7 ct unter dem des Vorjahres lag. Die Differenz zwischen den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben ist wie in der Vergangenheit vorhanden und beträgt im Ergebnis gut 12 ct/ kg Milch. Dieser Unterschied resultiert hauptsächlich aus den Produktionskosten, die bei den weniger erfolgreichen Betrieben deutlich höher sind.“ „Kuschelstall“ oder Kostenführerschaft? In seinem Vortrag gab Prof. Folkhard Isermeyer, Präsident des Johann-Heinrich-von-Thünen-Institutes, einen Ausblick auf wirtschaftliche Trends und mögliche Optionen der Agrarpolitik: In Deutschland liege die Erzeugung von Milch und Milchprodukten fast überall oberhalb des Verbrauches. ■  BAUERNBLATT  |  25. Februar 2017 „Um den Überschuss vermarkten nicht mehr abgenommen würden, zu können, sind wir demnach auf da diese Art der Produktion überExporte angewiesen.“ Nicht nur haupt nicht mehr erwünscht sei. in Deutschland, sondern in den Die entscheidende Frage sei nun: meisten Nationen weltweit sei die „Welchen Weg soll ich als Landwirt Milchproduktion in den vergange- gehen – wo sehe ich mich in der Zunen Jahren deutlich angestiegen. kunft?“ So oder so müsse sich jeAuch wenn die Preise und Einkom- der Landwirt entscheiden, und das men in Deutschland zum Teil stark nicht erst, wenn er sich im Rahmen schwankten, so seien sie in den eines Stallneubaus festgelegt habe. „langen Linien“ stabil. In den asi- Problem bei allen Überlegungen atischen Ländern werde die pro- sei, dass aktuell keiner ein Ziel deduzierte Milch hauptsächlich im finieren oder ein Bild malen könInland konsumiert, in Neuseeland ne, wie die Zukunft aussehen werstiegen die Milchproduktion und de beziehungsweise solle. Auch damit auch die Exporte hingegen die Politik habe darauf (noch) keian. Die Rolle der USA bleibe ab- ne Antwort. Den Landwirten fehzuwarten, ihre Produktionsbedin- le es also an verlässlichen Planungsgungen und -kosten seien denen grundlagen für die Zukunft. der Großbetriebe in der EU sehr ähnlich. Durch diesen wachsen- Die Politik muss Führung den Wettbewerbsdruck auf natiübernehmen onaler und internationaler Ebene stiegen die Kuhbestände je Betrieb Doch was kann die Politik tun? und die Milchleistungen an, sagte Laut Isermeyer stehen zwei WerkProf. Isermeyer und meinte weiter: zeuge zur Verfügung. Zum einen Der Strukturwandel führe eben- die staatliche Mengenbegrenzung, falls zur Rationalisiezum anderen könnten rung, Automatisierung Steuergelder genutzt und Stallhaltung in den werden, um Zuschüsse Betrieben. Allgemein an Landwirte zu zahlen, die sich in die gegesagt: „Der ökonomische Druck führt zu wünschte Richtung Großbetrieben.“ Dieentwickeln. Zur Mense Entwicklung stehe genbegrenzung sei zu im starken Kontrast zu sagen, dass diese nicht Verbraucherwünschen, zu einem Milchpreis die die Tierhaltung in führe, der für eine länGroßbetrieben katego- Prof. Folkhard gere Zeit unabhänrisch ablehnten. Auch ­Isermeyer gig vom Weltmarkt sei, denn Deutschland sei werde immer wieder die Weidehaltung gefordert, die ein Nettoexporteur und damit auf in wachsenden Betrieben immer dem Weltmarkt tätig. Wäre der weniger möglich sei. Inlands­preis für Milch höher, würNeben den Verbrauchern stelle de weniger exportiert und mehr auch der Lebensmitteleinzelhandel im Inland abgesetzt, infolgedeszunehmend Forderungen im Rah- sen sänke der Preis. Da in Deutschmen von Maßnahmenkatalogen. land Milch im Überschuss produUnd auch die Politik auf Bundese- ziert werde, habe eine kleine Menbene stürze sich auf die Milchvieh- genbegrenzung (zum Beispiel 3 bis halter als Klimasünder. Im Klima- 5  %) eine absolut minimale Wirschutzplan würden weniger Kühe kung. Ein weiterer Punkt gegen und dadurch zwangsläufig höhe- eine Mengenbegrenzung sei, dass re Milchleistungen gefordert. Dies dieses Werkzeug nicht zu einer gestehe ebenfalls im Widerspruch zu sellschaftlich akzeptierten MilcherVerbraucherwünschen. Zwei Al- zeugung führe. Gemäß Isermeyer ternativen ließen sich aus den Ver- führe der leichtere Weg über Steubraucherwünschen und dem Welt- ergelder. Landwirte, die sich in die markt ableiten: der „Kuschelstall“ gewünschte Richtung entwickeln, oder die Kostenführerschaft. Bei- könnten Zuschüsse aus Steuergelde Varianten bergen Vorteile und dern erhalten. Doch was die richauch Risiken. „Kann ich Milch und tige Richtung sei und wer diese Tiere aus dem ‚Kuschelstall‘ auch Richtung bestimmen sollte, sei offür einen Mehrerlös vermarkten, fen. Hier sei der Bund in der Pflicht, oder bekomme ich doch nur den eine nationale Nutztierstrategie zu Weltmarktpreis, weil möglicher- entwickeln und durchzusetzen. weise nicht alle Kriterien eingeAuf Länderebene mache es wehalten werden können?“ Als Kos- nig Sinn, da es dann zu untertenführer bestehe die Gefahr, dass schiedlichen Entwicklungen inMilch und Tiere irgendwann gar nerhalb Deutschlands komme. Ein Tier 25 Beispiel für diesen Lösungsweg ter, Aufstriche und Milchpulver sosei der Ausstieg aus der Käfighal- wie Molkenproteine. Schwerpunkt tung beim Geflügel unter Renate der Produkte von Arla ist das FriKünast. Die Eier seien speziell ge- schesegment. Bei dem von Arla kennzeichnet, und der Lebensmit- produzierten Käse handelt es sich teleinzelhandel kaufe aufgrund um qualitativ hochwertige Käseder Nachfrage ausschließlich diese spezialitäten. gelabelten Eier. Dadurch habe sich ein nationales Sondersegment geVertrauen ist bildet, welches zu höheren PreiUnternehmensphilosophie sen (als auf dem Weltmarkt) angeboten werde. „Doch woher beDer demokratische Aufbau der kommen wir das nötige Geld, um Genossenschaft beinhaltet unter dies an die Landwirte auszuzahlen“ anderem ein einmal jährlich stattEine Idee wäre, die Prämienzahlun- findendes Gespräch zwischen gegen, die bisher alle Landwirte er- wählten Mitgliedern und den hielten, nur an Landwirte auszu- Hauptverantwortlichen der Arla. zahlen, die sich in die gewünschte Dies solle das Vertrauen fördern Richtung entwickelten. Dies wer- – eine der Grundphilosophien des de der Aussage Isermeyers zufolge Unternehmens. Das Vertrauen in politisch jedoch nicht durchsetzbar die Marken der Arla solle von allen sein. Seine Idee war es bereits vor Seiten vorhanden sein. Damit der zehn Jahren, die Mehrwertsteuer- Verbraucher Vertrauen in die Marerleichterungen von tierischen Le- ke bekomme, müsse zunächst der bensmitteln wie auch von Milch Arla-Landwirt das Versprechen der und Milchprodukten abzuschaf- Marke einhalten. Aber auch der Lefen. Dann wäre erst einmal mehr bensmitteleinzelhandel solle Vertrauen zur Molkerei geGeld in der Kasse, um eine nationale Nutztierwinnen, dies werde zum strategie zu entwickeln Beispiel durch gemeinund daraus resultierensam durchgeführte Bede Sonderzahlungen an triebsbesuche bei Arla Landwirte zu gewährLandwirten angestrebt. leisten. Da die TierhalDie Wachstumsstrategie tung im internationalen 2020 der Arla sieht vor, Wettbewerb stehe, reiden Markenumsatz weiche es nicht aus, unerter zu fördern. wünschte ProduktionsAuf dem deutschen systeme zu verbieten, Markus Hübers Markt wird im internada die Gefahr einer Ab-  Fotos (5): tionalen Vergleich die wanderung ins Ausland  Isa-Maria Kuhn geringste Wertschöpbestehe. Laut Isermeyer fung erzielt – ein mögbrauchen wir eine nationale Nutz- licher Grund dafür, dass es deutsche tierstrategie über politische Grup- Molkereien noch schwerer haben, pen hinweg, die langfristig von der ihre Milch gewinnerzielend zu verGesellschaft gewünscht und garan- kaufen und so hohe Milchauszahtiert ist. Der Markt alleine werde lungspreise zu realisieren. Die gedie aktuellen Probleme nicht lösen. samte Milch von allen Arla-LandIm nächsten Vortrag sprach Mar- wirten gelangt in einen zentralen kus Hübers, Aufsichtsratsmitglied Milchpool und wird als Arla-Milch, der Arla Foods, über erfolgreiche und nicht als deutsche Milch verVermarktungsstrategien in Zeiten kauft. Dadurch kann die verhältvolatiler Milchmärkte. Hübers ist nismäßig geringe Wertschöpfung selbst Milchviehhalter aus der Nähe in Deutschland von den anderen von Kleve und zählt 700 Köpfe Vieh Ländern aufgefangen werden. Insauf seinem Betrieb, der nach dem gesamt kann davon ausgegangen amerikanischen System bewirt- werden, dass zukünftig in Euroschaftet wird. Mit über 12.600 Mit- pa weniger Milch konsumiert wergliedern in sieben Ländern ist Arla de und dafür in anderen Regionen das viertgrößte Molkereiunterneh- der Milchkonsum steige. Arla bemen weltweit und das drittgrößte reitet sich auf diese neuen Anforin Deutschland. Eigentümer der derungen vor und versucht gezielt internationalen Meierei sind die Verbraucherwünsche zu erkennen. Landwirte selber. Jährlich werden Denn klar ist, dass der Kunde entüber 14 Mrd. kg Milch erfasst (da- scheidet, was er wo und für wie viel von 2,7 Mrd. kg in Mitteleuropa), Geld kauft – damit muss eine Molverarbeitet und in über 100 Län- kerei umgehen. Eine Schlüsselfunkdern auf der Welt verkauft. Das tion kommt dabei der KommunikaSortiment umfasst zu einem gro- tion zu. Arla versucht, speziell mit ßen Teil Milchprodukte, Käse, But- Bildern Geschichten zu erzählen. 26 Tier Bei den Auszahlungspreisen wird wenn die Rohproteingehalte entArla weiterhin verstärkt die Quali- gegen veralteten Empfehlungen tät im Fokus haben. abgesenkt und keine Sicherheitszuschläge mehr vorgenommen Neue Anforderungen an würden. Die Rohproteingehalte in den Grassilagen seien von entdie Milchviehfütterung scheidender Bedeutung, ob und Dr. Detlef Kampf vom Lehr- und in welchem Umfang sich ein EiVersuchszentrum Futterkamp der weißergänzer einsetzen lasse oder Landwirtschaftskammer sprach eingespart werden könne. Eine über die zukünftigen Anforde- weitere Überlegung sei der gerungen an die Milchkuhfütterung zielte Anbau von regional heimidurch sich ändernde Rahmenbe- schen Proteinfuttermitteln. Füttedingungen. Noch in rungsversuche hätten den 1950er Jahren war eindeutig gezeigt, dass es Hauptaufgabe der Rohproteingehalte Landwirtschaft, ausohne Leistungsverluste reichend Lebensmittel abgesenkt werden können, wenn gleichzeitig herzustellen, um die das dünndarmverfügBevölkerung zu ernähren. Inzwischen stehe bare Rohprotein (nXP) nicht mehr die Lebenseine Mindestversormittelsicherung im Fogung nicht unterschreikus, sondern vielmehr te. Um die zukünftidie Lebensmittelsicher- Dr. Detlef Kampf gen Herausforderunheit. Die Verbraucher gen in der Milchkuh­ hätten wechselnde Anforderun- ernährung zu meistern, sei eine gen an die tierische Lebensmittel- verstärkte Interaktion zwischen produktion wie zum Beispiel aktu- Tierernährern, Pflanzenzüchtern elle Forderungen nach mehr Tier- und Tierzüchtern erstrebenswert, wohl oder gentechnikfrei erzeug- um die Nährstoffverwertung unseter Milch. Zu gentechnikfreier rer Kühe zu optimieren, sagte Dr. Milch sei der Hinweis erlaubt, dass Kampf abschließend. auch Milch von Kühen, die mit gentechnisch veränderten FuttermitRisiko minimieren durch teln gefüttert werden, gentechnikmehrere Betriebszweige frei sei. Gentechnisch veränderte Zu guter Letzt stellte Alfred StenOrganismen in Futtermitteln können nicht in die Milch gelangen, da der, Landwirt aus Börnsdorf, seinen diese im Verdauungstrakt der Tie- Betrieb vor und erläuterte die Entre vollständig abgebaut werden. wicklung hin zu einem Betrieb mit Neue Anforderungen seitens der mehreren Betriebszweigen. Selber Verbrauchen und/oder Politik stel- nennt er sein Unternehmen „Follen wiederum neue Ansprüche un- klorebetrieb“. Neben dem Milchter anderem an die Milchkuhfütte- vieh werden auch Schweine im gerung. Diese folge zunächst jedoch schlossenen System sowie Marktden Gesetzmäßigkeiten der Phy- und Hackfrüchte produziert und siologie von Wiederkäuern. Dem- zum Teil selber vermarktet. nach müsse eine Ration in allerersAuf dem breit aufgestellten Beter Linie wiederkäuergerecht und trieb ist dem Betriebsleiter besonleistungsgerecht gestaltet werden, ders wichtig, dass Tiere nur den um die Tiere gesund zu erhalten. Hof verlassen und nicht auf den Dies sei wiederum die Grundlage Hof kommen. Ein möglicher Grund, für eine lange Lebens- und Nut- dass der Betrieb bisher frei von zungsdauer, so Dr. Kampf. IBR, MD und Mortellaro sei, sei die Eine maximale Grundfutterqua- gute Gesundheitslage der Herde. lität und -aufnahme sei zudem Tierarztkosten von durchschnittentscheidend, um Kosten einzu- lich 0,7 ct/kg ECM spiegeln dies wisparen und eine hohe Futtereffizi- der. Im Mittel aller ausgewerteten enz zu erreichen. Viele der aktuel- Betriebe lägen die Tierarztkosten len Anforderungen ließen sich un- mehr als doppelt so hoch. ter dem Oberbegriff der Nachhaltigkeit vereinen. Dazu gehöre auch Grundfutterqualität wird der Blick auf die Stickstoffausscheigroßgeschrieben dungen von Rindern. Seit Längerem werde daran gearbeitet, die Die Grundfutterqualität nimmt Stickstoffausscheidungen von Rin- bei Alfred Stender einen besondedern zu reduzieren. Über eine Ver- ren hohen Stellenwert ein. Wähbesserung der Stickstoffeffizienz rend die Grassilage mit eigenen könne dies zum Beispiel gelingen, Maschinen geborgen wird, wird BAUERNBLATT  |  25. Februar 2017  ■ bei der Maissilage ein befreundeter Lohnunternehmer beauftragt. Zusätzlich fahren zwei eigene Schlepper auf dem Maissilo und geben so das Tempo der Erntekette vor. Bei selbst angelegten und ausgewerteten Grünlandversuchen mit und ohne Rotklee zeigte sich, dass die teuersten zumeist auch die wirtschaftlichsten Gräsermischungen seien. Die laktierenden Kühe erhalten eine TeilTMR und können sich zusätzliches Kraftfutter leistungsabhängig in der Schrotstation abholen. Die Ration besteht aus 55  % Maissilage und 45  % Grassilage. Hinzu kommen 400 g Stroh, 2,5  kg Kraftfutter, 400  g Kar- Alfred Stender toffeln sowie Mineralfutter und Viehsalz. Das Trockenstellen erfolgt 50 Tage vor der Kalbung. Die Tiere werden selektiv trocken gestellt. Das heißt, Tiere mit weniger als 100.000 Zellen bekommen einen Versiegler, und Tiere mit über 100.000 Zellen erhalten vorher einen antibiotischen Trockensteller. Die Ration der Trockensteher besteht aus 50 % Maissilage, 40 % Grassilage und 10 % Stroh. Zusätzlich bekommt jedes Tier jeweils 100  g Mineralfutter und Viehsalz. Zur Eingewöhnung gehen die hochtragenden Tiere fünf Tage vor dem Kalbetermin in die melkende Herde. Zur Kalbung werden sie in Abkalbeboxen verbracht. Im Liegeboxenlaufstall hat jedes Tier seine eigene Liegebox. Dabei handelt es sich um Hochboxen mit verschiedenen eingebauten Varianten der Liegeflächengestaltung. Alle Matratzen werden zusätzlich mit einem Strohbelag ausgestattet, sodass ein Gleitlager für die Extremitäten der Kühe entsteht. Nach Bedarf wird kurzes Häckselstroh eingestreut und gekalkt. Die Schwerpunkte bei der Bullenauswahl setzt der Betriebsleiter auf positive Zuchtwerte für Inhaltsstoffe, getreu dem Spruch „Wasser wird nicht bezahlt“. Dies spiegele sich in außerordentlich hohen Inhaltsstoffen wider, trotz sehr hoher Milchleistungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Remontierungsrate. Diese solle kleiner als 20 % bleiben. Somit könnten zusätzlich tragende Färsen verkauft werden. Die Grünlandfutterleistung solle kontinuierlich optimiert werden. So kön- ne Futterfläche eingespart werden, was wiederum Kosten senke. Die Klauenpflege wird komplett in Eigenregie durchgeführt. Dabei werden Kühe bereits sofort bei der kleinsten Auffälligkeit geschnitten. Im Sommer gehen die Laktierenden tagsüber auf die Weide. Aus fütterungstechnischer Sicht sei es jedoch eine Herausforderung, eine so leistungshohe Herde trotzt Weide leistungsgerecht zu versorgen. In einer Beispielrechnung konnte Alfred Stender deutlich machen, dass die hohen Inhaltsstoffe und ein damit verbundener höherer Milchpreis, der Verkauf von tragenden Färsen und die Einsparung von Futterfläche maßgeblich am Erfolg des Betriebszweiges beteiligt sind. Dierk Engelbrecht, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Rinderspezialberatungsringe, sprach das Schlusswort. In diesem dankte er noch einmal allen Beteiligten dieser Veranstaltung und der Rinderspezialberatung für die Datenbereitstellung. Mit den besten Wünschen für stabile Milchpreise, Erfolg im Stall, Gesundheit und Zusammenhalt in der Familie schloss er die Veranstaltung. FAZIT Nach wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben sich die Milchpreise langsam erholt, und die Betriebe kehren langsam zu normalen Produktionsbedingungen zurück. Viele Anforderungen seitens der Verbraucher, der Politik und des Lebensmitteleinzelhandels werden an die Produktion von tierischen Lebensmitteln gestellt. Mit diesen müssen sich die Landwirte über kurz oder lang auseinandersetzen und für sich und ihre Betriebe die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen. Planungssicherheit diesbezüglich gibt es noch nicht, da bisher keine Zukunftsziele in der Nutztierhaltung formuliert sind. Hier wäre die Politik in der Pflicht, ein Konzept zu entwickeln, das langfristig von der Gesellschaft gewünscht ist. Dr. Luise Prokop Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 81-90 09-47 [email protected]