Transcript
Programmheft Sonntag, 10. April 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Jonas Iten, Violoncello Margarita Höhenrieder, Klavier Donnerstag, 14. April 2016, 20.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Les Vents Français Emmanuel Pahud und Freunde
Freitag, 15. April 2016, 20.30 Uhr, Chollerhalle Zug
Bach, Strings and Electronics Francesco Tristano, Klavier Zuger Sinfonietta
Sonntag, 22. Mai 2016, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Merel Quartett
Ab in die Hosen Sie haben es sicher schon gehört. Oder gelesen : Während der einjährigen Sanierung des Theater Casino machen wir nicht nichts. Im Gegenteil. Die Theater- und Musikgesellschaft Zug legt gleich noch eine Schippe drauf. Was das heisst ? Nun, unsere Saison 2016 / 17 wird aufregend, besonders und einzigartig. In unseren Hauptmonaten Dezember bis März werden wir die Shedhalle Zug (an der Hofstrasse 15) zu unserem Zuhause machen. Und da unsere Veranstaltungen zelebrieren. Und das ist noch nicht alles. Vor und nach dieser Zeit haben wir uns viele andere spannende Orte ausgesucht. Und werden Sie damit überraschen. Das ist zugegebenermassen nicht ganz einfach. Und ein riesiger «Hosenlupf» für uns. Auch finanziell. Wir laden Sie darum ganz besonders ein, mit uns in diese beachtlich grossen Hosen zu steigen. Und darum haben wir uns auch etwas ausgedacht, für den Fall, dass Sie uns ganz speziell für diese besondere Saison 2016 / 17 unterstützen wollen. So können Sie uns mit zusätzlichen 400 Franken als sogenannter Stuhl Sponsor unterstützen. Oder aber Sie werden für 200 Franken ein Bühnen-m2 Sponsor. (Weitere Informationen finden Sie auf dem eingelegten Talon.) Danach können Sie getrost sagen : Ich steck mit denen in einer Hose. Samuel Steinemann Intendant der Theater- und Musikgesellschaft Zug
Jonas Iten Violoncello Margarita Höhenrieder Klavier
Sonntag, 10. April 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal Anschliessend Apero
Ludwig van Beethoven (1770 –1 827) Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 3 A-Dur op. 69 Allegro, ma non tanto Scherzo. Allegro molto Adagio cantabile – Allegro vivace Frédéric Chopin (1810 –1 849) Introduction et Polonaise brillante für Violoncello und Klavier C-Dur op. 3 Introduction. Lento Alla Polacca. Allegro con spirito Manuel de Falla (1876 –1 946) «Danza ritual del fuego» aus der Ballettmusik «El amor brujo» «Primera danza española» aus der Oper «La vida breve» Astor Piazzolla (1921 –1 992) «Le Grand Tango» für Violoncello und Klavier Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
Die Mischung machts «Sein» Instrument war unbestritten das Klavier. Ein glänzender Pianist war er und ein kreativer Improvisator dazu. Doch Beethoven war schliesslich ebenso ein besonders kreativer Lockenkopf und hatte für viele Instrumente ein klangliches Gespür, so auch für das Cello. In der dritten seiner fünf Cello-Sonaten äussert sich dies zum Beispiel in der einfallsreichen, kraftvollen und sanglichen Melodik, oftmals selbstbewusst vom Cello exponiert. Denn hier begegnet das Streichinstrument dem Klavier erstmals als ebenbürtiger Partner. Die beiden Stimmen ergänzen sich konzertant-virtuos, drängen mal selbstbewusst in den Vordergrund, um sich dann wieder galant zurückzuziehen und dem Partner das Wort zu überlassen. Durch diese Gleichstellung der Instrumente, der klassisch-formalen Perfektion und dem Farbenreichtum des Timbres galt Beethovens 3. Cello-Sonate späteren Komponisten als unvergleichliches Modell der Gattung. Nicht nur Beethoven fand im Klavier seine quasi verwandte Seele, sondern auch Frédéric Chopin. Zeitlebens schrieb er fast ausschliesslich für das geliebte Tasteninstrument und noch heute verehren ihn Pianisten und Zuhörerinnen gleichermassen für seine melancholischen Nocturnes und leidenschaftlichen Balladen. Eines der wenigen – und frühesten – Werke, in dem das Klavier Gesellschaft vom Cello bekommt, ist die «Introduction et Polonaise brillante». Chopin komponierte sie für den Fürsten und Cellisten Anton Radziwiłł, auf dessen Jagdschloss er als junger Mann für einige Zeit weilte. Der Komponist selbst hielt zunächst wohl nicht allzu viel von seinem Werk: «Nichts ausser Blendwerk darin, für den Salon, für die Damen», schrieb er in einem Brief. Doch später überarbeitete Chopin die
«Introduction et Polonaise brillante» nochmals, bis sie zu jener zart-funkelnden Einleitung mit folgender schwungvollen Polonaise wurde, die sie heute ist. Was Chopin für Polen, ist Manuel de Falla für Spanien: einer der wichtigsten nationalen Komponisten. Wie Chopin fand auch de Falla nicht in seinem Heimatland zu seinem eigenen, von der spanischen Musik geprägten Stil, sondern in der Fremde, nämlich während eines Studienaufenthalts in Paris und im Austausch mit Kollegen. Unüberhörbar ist dieser spanische Einfluss sowohl in der Ballettmusik «El amor brujo» als auch in der Oper «La vida breve». Spanische Tanz-Rhythmen wie zum Beispiel der Flamenco, wilde Triller, orientalische Ornamente und der Einsatz von Kastagnetten gehören zu den ohrenfälligsten Merkmalen. Ausserdem sind beide Handlungen in einem Gitano-Umfeld angelegt. In der «Danza ritual del fuego» aus «El amor brujo» vollführt die Zigeunerin Candélas einen rituellen Feuertanz, um den Geist ihres ungeliebten verstorbenen Ehemanns zu vertreiben. Und die «Primera danza española» aus «La vida breve» zeichnet als Überleitung vom ersten in den zweiten Akt das Bild eines lebhaften Zigeunerviertels in Granada. Beide Tänze sind ursprünglich für Orchester konzipiert, wurden wegen ihrer Beliebtheit aber für die verschiedensten Instrumente arrangiert und transkribiert: Für Violine, Harfen, Gitarren und eben auch für Cello und Klavier. Wie de Falla fand auch Astor Piazzolla seine persönliche Handschrift in der Kombination verschiedener musikalischer Richtungen: Tango mit Jazz mit Neuer Musik mit Klassik: Oigan, el tango nuevo! Dies hängt zum grossen Teil auch mit seiner Biografie zusammen. Als Jugendlicher in New York lernte der Argentinier den Jazz lieben, später in Buenos Aires erlag er dem Tangofieber und entwickelte nach einem Zwischenhalt in Paris schliesslich jenen unvergleichlichen Tango Nuevo, der ihn bald unsterblich machte. Der «Grand Tango» für Cello und Klavier ist ein Paradebeispiel dieses neuartigen Stils. Es entstand eine Mischung aus traditionellen Tango-Rhythmen und jazz-inspirierten Synkopen, aus singendem Cello und swingendem Klavier, aus jaulenden Glissandi und einer ansteckenden Energie, die direkt in die Beine geht.
Jonas Iten Jonas Iten pflegt eine rege Konzerttätigkeit in der Schweiz sowie im nahen und fernen Ausland. Er ist seit 1995 Solocellist bei der Camerata Zürich und seit 2001 bei den Festival Strings Lucerne. Er ist zudem Mitglied des Schweizer Oktetts. Als Solist ist Jonas Iten mit Orchestern aufgetreten wie dem Musikkollegium Winterthur, dem Luzerner Sinfonieorchester, dem Orchestra della Svizzera italiana, der Camerata Zürich, der Zuger Sinfonietta und mit den Festival Strings Lucerne; mit letzteren 2007 mehrmals auf einer Südamerika-Tournee und im Rahmen des Lucerne Festival im KKL Luzern. 2009 erfolgte sein Debut bei Sony Music/Deutsche Harmonia Mundi mit der CD «Concert Spirituel» mit Sonaten von J. B. Barrière. Sie bekam in der internationalen Fachpresse mehrfach Bestnoten und hymnische Kritiken.
Jonas Iten wurde in eine Musikerfamilie in Zug geboren. Mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten Cellounterricht bei seinem Onkel Luciano Pezzani, welcher Solocellist an der Oper Zürich war. Nach der Matura machte er das Lehrdiplom und die Konzertreifeprüfung mit Auszeichnung am Konservatorium Winterthur bei Markus Stocker. 1997 erhielt er das Solistendiplom bei Stanislav Apolin und Marek Jerie in Luzern. Er absolvierte Meisterkurse bei Arto Noras, Markus Nyikos und Antonio Meneses, ebenso bei William Pleeth, der ihm 1994 bis 1998 in London auch Privatunterricht erteilte. Er machte eine Weiterbildung bei Aida StuckiPiraccini und Johann Sonnleitner, bei dem er wertvolle Anregungen für Johann Sebastian Bachs Musik erhielt, sowie bei Rainer Zipperlin auf dem Barockcello. Er war Preisträger am Rahn-Wettbewerb in Zürich, zweifacher Gewinner eines Förderpreises des Kantons Zug, mehrfacher Preisträger des Migros-Genossenschaftsbundes und der Ernst-Göhner-Stiftung sowie der Kiefer-Hablitzel-Stiftung. Stilistische Vielfalt zeichnet Jonas Itens Spiel aus: er gastiert regelmässig als Solocellist bei Filmmusik-Produktionen des 21st Century Orchestra oder bei MusikPlus-Produktionen der Zuger Sinfonietta. Er bewegt sich als Mitglied des Luzia von Wyl-Ensembles auf jazzig-klassischem-avangardistischem Grenzgebiet. Jonas Iten spielt auf einem Violoncello gebaut von Giovanni Pistucci, Neapel 1900. Jonas Iten ist Dozent für Violoncello an der Musikschule Zug. Ein Film des Schweizer Fernsehens, Radio-, CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren seinen Weg.
Margarita Höhenrieder Die herausragende Münchner Pianistin Margarita Höhenrieder wird in Fachkreisen hoch geschätzt. Als Solistin konzertierte sie mehrfach mit den Dirigenten Claudio Abbado, Lorin Maazel, James Levine, Riccardo Chailly, Fabio Luisi und mit Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Münchner Philharmonikern, dem New York Philharmonic, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Mozarteum Orchester Salzburg und dem Mahler Chamber Orchestra. Das Klavierspiel liegt der Preisträgerin vieler internationaler Klavierwettbewerbe seit ihrer Kindheit im Blut. Mit elf Jahren gab sie ihren ersten Klavierabend. Sie studierte bei Anna Stadler und Ludwig Hoffmann in München und später beim legendären amerikanischen Pianisten Leon Fleisher in Baltimore, USA. Wesentliche künstlerische Impulse verdankt sie auch der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Alfred Brendel. 1981 gewann Margarita Höhenrieder den ersten Preis beim bedeutenden BusoniWettbewerb in Bozen und reihte sich damit in die Liste anderer Busoni-Preisträger ein, wie z.B. Martha Argerich und Jörg Demus. Ihr künstlerischer Weg führt sie fortan vermehrt in die grossen Musikzentren der Welt wie Berlin, Paris, Rom, Salzburg, Mexico City und New York, wo sie mit grossem Erfolg ihr Debüt in der Carnegie Hall feierte. Seit 1991 unterrichtet Margarita Höhenrieder als Professorin an der Musikhochschule München. Hier gibt sie ihre vielfältige, künstlerische Erfahrung an hochbe-
gabte junge Pianisten weiter. Zeitgenössischer Musik gegenüber ist die Pianistin aufgeschlossen. Eine langjährige Freundschaft verband sie mit Harald Genzmer. Er widmete ihr u.a. das Konzert für Klavier, Trompete und Streicher, welches sie zusammen mit Guy Touvron und dem Württembergischen Kammerorchester uraufführte und auf CD einspielte. Sein letztes grosses Werk «Wie ein Traum am Rande der Unendlichkeit» für Klavier und Flöte, widmete Genzmer ebenfalls der Künstlerin. 2009 brachte sie es gemeinsam mit dem Soloflötisten der Berliner Philharmoniker, Emmanuel Pahud, in Rom zur Uraufführung. Neben Mozart und Beethoven gehört ihre grosse Liebe der Romantik. Die gegenseitige Inspiration des Künstlerpaares Clara und Robert Schumann fasziniert sie so sehr, dass sie deren a-Moll Klavierkonzerte zusammen auf einer CD veröffentlicht. Es sind auch weitere Aufnahmen erschienen, Klavierkonzerte von Mozart, Schumann und Chopin unter Fabio Luisi mit den Wiener Sinfonikern, eine DVD mit dem 1. Klavierkonzert von Beethoven unter Fabio Luisi und der Staatskapelle Dresden aus der Philharmonie in München sowie Kammermusik mit den Bläsersolisten der Staatskapelle Dresden. Eine weitere DVD mit den Klavierkonzerten Nr. 2 und Nr. 3 von Beethoven unter ihrem ehemaligen Lehrer Leon Fleisher als Dirigent wird in diesem Jahr bei Accentus erscheinen.
Les Vents Français Emmanuel Pahud Flöte François Leleux Oboe Paul Meyer Klarinette Gilbert Audin Fagott Radovan Vlatkovic´ Horn Éric Le Sage Klavier
Donnerstag, 14. April 2016, 20.00 Uhr, Grosser Casinosaal In Koproduktion mit dem Palazzetto Bru Zane – Centre de Musique Romantique Française Einführung mit Annelis Berger, Emmanuel Pahud und Paul Meyer um 19.15 Uhr
Louise Farrenc (1804 –1 875) Sextett c-Moll op. 40 Allegro Andante sostenuto Allegro vivace
mit Bläsern auch keine Tradition, auf die sich Komponisten beziehen oder die sie auf den Kopf stellen könnten. Ziemlich beliebt war die Kammermusik für Bläser allerdings im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Kein Wunder also, dass Les Vents Français für den heutigen Konzert-Abend ein rein französisches Programm zusammengestellt haben.
George Onslow (1784 –1 853) Quintett F-Dur op. 81 Allegro non troppo Scherzo. Energico Andante sostenuto Finale. Allegro spirituoso
Komponierende Frauen hatten es im 19. Jahrhundert oft nicht leicht. Ausgeschlossen von musikalischen Institutionen, wurden sie meist auch von ihren Pflichten als Ehefrau und Mutter an der kompositorischen Arbeit gehindert. Louise Farrenc hatte da Glück. Ihr Ehemann unterstützte ihre Karriere und die männlichen Kollegen. Auch Musikkritiker brachten ihr Wohlwollen entgegen. Die unterschiedlichen Gattungen erarbeitete sie sich systematisch und hinterliess deshalb ein umfassendes Oeuvre aus Klavier-, Kammer-, Orchester- und Vokalmusik. In einigen Gattungen mit Bläsern bewegte sie sich dabei auf gänzlich neuem Terrain. Ihr stark an der Wiener Klassik orientiertes, formal klar aufgebautes Sextett c-Moll op. 40 für Klavier, Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott etwa ist die früheste bekannte Komposition für diese Besetzung.
Camille Saint-Saëns (1835 –1 921) «Caprice sur des airs danois et russes» op. 79 Poco Allegro Andantino Moderato Allegro vivace PAUSE André Caplet (1878 –1 925) Quintett Allegro Adagio Scherzo Finale Francis Poulenc (1899 –1 963) Sextett Allegro vivace Divertissement. Andantino Finale. Prestissimo Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
Blasmusik à la française «Die Blasmusik ein jeder liebt, weil sie uns Lebensfreude gibt.» Recht hat er doch, der deutsche Schriftsteller Berthold Auerbach. Nur sahen das viele Komponisten nicht so. Kammermusik für Blasinstrumente spielt in der Musikgeschichte nur eine marginale Rolle, ganz im Gegensatz zu jener mit Streichinstrumenten und dessen Königsgattung Streichquartett. Aus diesem Grund gibt es für viele Gattungen
Zu Lebzeiten rege gespielt, geriet Farrencs Musik bald nach ihrem Tod in Vergessenheit, ein Schicksal, das George Onslow mit ihr teilt. Erst Ende des 20. Jahrhunderts wurde er allmählich wiederentdeckt. Und zu entdecken gibt es dabei wahrlich viel: ganze 36 Streichquartette und 34 Streichquintette hat er beispielsweise komponiert. Das Holzbläserquintett F-Dur op. 81 gehört zu seinen letzten Werken. Obwohl Onslow zu dieser Zeit schon betrübt bemerkte, wie seine Werke zunehmend vom Spielplan verschwanden, versprüht das Quintett eine unbekümmerte Lebhaftigkeit. Nur einige Jahre nach Onslows Tod erfuhr die französische Kammermusik einen neuen Aufschwung und damit wieder Weltrang – auch und vor allem dank Camille Saint-Saëns. Er propagierte den «classicism» und damit eine Rückkehr auf ein klassisches Formenrepertoire wie eben die Kammermusik. Die «Caprice sur des airs danois et russes» schrieb der Franzose 1887 als Auftrag für eine Konzertreihe in Russland und widmete sie der Zarin Maria Feodorovna, ursprünglich eine dänische Prinzessin. Als Zeichen dieser augenscheinlich glücklichen Verbindung zwischen Dänemark und Russland liess Saint-Saëns volkstümliche Themen beider Länder einfliessen. Der damit verbundene liedhafte Ton kommt in allen vier Sätzen zum Tragen – zum Beispiel im wunderschönen, von russisch-melancholischer Wehmut getränkten Andantino. «Debussys Sekretär» – kein nettes Urteil für einen eigenständigen Komponisten und Dirigenten. Auferlegt wurde es André Caplet, Schüler und Freund Claude Debussys. Anders als sein Mentor brachte es Caplet nie zu grosser Berühmtheit und so ist er denn heute vor allem für seine Orchestrierungen von Debussys Werken bekannt. Dieser Einfluss ist auch im viersätzigen, traditionellen Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Klavier unüberhörbar – nämlich in der farbenreichen Ausgestaltung der fünf Instrumente.
Zusammen mit «Les Six», einer losen Gruppierung von sechs Komponisten, bewegte Francis Poulenc seit Ende des 1. Weltkrieges die Musik Frankreichs in eine eigenständige, freie und moderne Richtung. Neoklassizistisch geprägt und durchwegs französisch kommt auch das für alle Instrumente technisch sehr anspruchsvolle Sextett für Klavier und Holzbläserquintett aus den Jahren 1932/1939 daher: mit eleganten Melodien, ein bisschen Variété-Schwank und einem Schuss jenes feinen, gänzlich unwiderstehlichen französischen Humors.
Les Vents Français Les Vents Français gehört zu den besten Holzbläser-Ensembles unserer Zeit und steht seit mehr als einer Dekade gemeinsam auf der Bühne und im Studio. Gegründet wurde es von herausragenden Solisten, allesamt aus der französischen Tradition kommend und bereits internationale Beachtung als Kammermusiker, Orchestermitglieder und Lehrer mitbrachten. Ihr Ziel ist es, durch ihre Erfahrung und ihren Ruf, die Meisterwerke und Raritäten für diese Besetzung einem möglichst grossen Publikum zu präsentieren. Ihre Interpretationen zeigen, wie individuelle und solistische Sichtweisen ins Ensemble eingebracht werden können, um auf diese Weise eine grosse Spannbreite von Farben, Stilen und dynamischen Kontrasten zu erreichen. Das Ensemble führt Werke vom Duo bis zum Sextett auf. Dabei sind die Musiker stetig darauf bedacht, das Repertoire zu erweitern, auch durch Auftragsvergabe an zeitgenössische Komponisten wie Philippe Hersant oder Thierry Escaich. Tourneen führten die Musiker u. a. nach Japan und durch Europa. Sie spielen regelmässig in bedeutenden Konzerthallen in London, Wien, Paris, Luzern, Istanbul und Zürich sowie auf zahlreichen Festivals in der ganzen Welt. Soeben erschien eine gemeinsame CD mit dem Pianisten Éric Le Sage, die etliche Werke enthält, die am heutigen Konzertabend erklingen.
Emmanuel Pahud In Genf geboren, begann Emmanuel Pahud sein Flötenstudium bereits im Alter von sechs Jahren. 1990 schloss er sein Studium am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris mit der Verleihung des »Premier Prix« ab. Im Alter von nur 22 Jahren übernahm er die Position des Soloflötisten bei den Berliner Philharmonikern, die er noch immer innehat. Zusätzlich zu seinen Engagements mit den Berliner Philharmonikern ist Pahud international als Solist und Kammermusiker sehr erfolgreich. Er spielt mit vielen der weltweit führenden Orchester und arbeitet mit bedeutenden Dirigenten zusammen. Pahud konzertiert regelmässig mit den Pianisten Éric Le Sage, Yefim Bronfman und Hélène Grimaud und spielt gelegentlich Jazz mit Jacky Terrasson. 1993 gründete er mit Éric Le Sage und Paul Meyer das Kammermusikfestival Musique à l’Empéri in Salon-de-Provence. Er hat mehr als 20 CDs für EMI Classics aufgenommen, die von Presse und Publikum gefeiert und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden. Soeben hat er einen Echo Klassik in der Kategorie «Instrumentalist des Jahres» erhalten.
François Leleux Der international renommierte Oboist François Leleux tritt mit den grossen Orchestern in den Musikzentren der Welt auf und spielt ein Repertoire vom Barock bis zu Auftragswerken zeitgenössischer Musik. Er gab Konzerte in der Berliner Philharmonie, im Wiener Musikverein, im Sydney Opera House sowie im Rahmen des Mostly Mozart Festivals. Er arbeitete dabei mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Mariss Jansons, Sir Colin Davis, Daniel Harding und Alan Gilbert sowie mit Klangkörpern wie dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin oder dem Orchestre National de France zusammen. Zeitgenössischen Komponisten Thierry Escaich und Nicolas Bacri widmeten ihm Werke. Im kammermusikalischen Bereich tritt Leleux im Oktett Ensemble Paris-Bastille und mit Les Vents Français auf. Weitere Kammermusikpartner sind die Harfenistin Isabelle Moretti und Leleux’ Ehefrau, die Geigerin Lisa Batiashvili. François Leleux nimmt exklusiv für Sony Classical auf. Zuletzt erschien «Der Charme der Oboe», Oboenkonzerte mit dem Münchener Kammerorchester. Zudem ist er Professor an der Hochschule für Musik und Theater München.
Radovan Vlatkovic´ 1962 in Zagreb geboren, gehört Radovan Vlatkovic´ weltweit zu den gefragtesten Bläsersolisten. Ersten Musikunterricht bekam er mit sechs Jahren in seiner Heimatstadt; seine Hornausbildung schloss er in Detmold ab. 1979 gewann er den Premio Ancona, 1983 den Internationalen Musikwettbewerb der ARD München – als erster Hornist nach vierzehn Jahren. Von 1982 bis 1990 war er Solo-Hornist beim heutigen Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Riccardo Chailly und Vladimir Ashkenazy. Er verliess das Orchester, um sich seiner Tätigkeit als Solist widmen zu können. Als solcher ist er inzwischen in Konzerthäusern und bei Festivals auf allen Kontinenten aufgetreten. Ausgeprägt ist auch sein Engagement in der Kammermusik, so spielt er mit András Schiff, Heinz Holliger und Klaus Thunemann als ständigen Kammermusikpartnern zusammen. Sein besonderes Interesse gilt der zeitgenössischen Musik. Er spielte eigens für ihn komponierte Werke und Uraufführungen von Elliott Carter, Heinz Holliger und Krzysztof Penderecki. Vlatkovic´ hat zahlreiche CDs aufgenommen und erhielt mehrmals den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Paul Meyer Paul Meyer, in Mulhouse im Elsass geboren, debütierte bereits im Alter von 13 Jahren als Solist des Orchestre Symphonique du Rhin. Nach dem Gewinn der Young Concert Artists Auditions in New York traf er auf den legendären Benny Goodman, mit dem ihn bald eine für sein Leben und seine Karriere entscheidend wichtige Freundschaft verbinden sollte. Heute zählt Paul Meyer zu den herausragenden Klarinettisten weltweit und konzertiert regelmässig mit den grossen Orchestern
in Europa, den USA, in Asien und Australien. Dabei arbeitet er mit namhaften Dirigenten wie Kent Nagano, Michael Gielen, Marek Janowski, Dennis Russell Davies und David Zinman zusammen. Meyer zeichnet sich durch ein besonders breites Konzertrepertoire aus, das auch die grossen zeitgenössischen Werke für Klarinette von Pierre Boulez, Morton Gould und Hans Werner Henze umfasst. Darüber hinaus wirkte er bereits bei zahlreichen Uraufführungen mit. Einen grossen Teil seiner Konzerttätigkeit widmet Meyer kammermusikalischen Projekten. In den letzten Jahren hat er sich zudem verstärkt einen Namen als Dirigent gemacht.
Éric Le Sage Éric Le Sage ist einer der führenden Pianisten seiner Generation und ein bekannter Vertreter der französischen Klavierschule. Regelmässig werden sein feiner Klang und sein Sinn für Struktur und Phrasierung gelobt. 2010 konnte er sehr erfolgreich ein Projekt beenden, an dem er lange gearbeitet hat: die Aufnahme von Robert Schumanns Gesamtwerk für Klavier. Im selben Jahr wurde diese Einspielung für das französische Label Alpha mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Éric Le Sage trat als Solist mit Orchestern wie dem Los Angeles Philharmonic, dem Royal Scottish National Orchestra, den Göteborger Philharmonikern und dem Münchener Kammerorchester auf sowie mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle und Michael Stern. Der in Aix-en-Provence geborene Pianist gewann Preise bei internationalen Wettbewerben, so in Porto 1985 und beim RobertSchumann-Wettbewerb in Zwickau 1989.
Gilbert Audin Gilbert Audin ist Solo-Fagottist im Orchestre du Théâtre de l’Opéra de Paris und unterrichtet am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris. Als Botschafter der französischen Fagottschule ist er auf der ganzen Welt für Meisterkurse und an internationalen Akademien gefragt. Gilbert Audin findet sich als Konzert solist mit renommierten Kollegen wie Jean-Pierre Rampal, Paul Meyer oder Michel Arrignon zu Ensembles zusammen und ist als Kammermusiker ein preisgekrönter und beliebter Partner. Für den Hersteller Buffet Crampon ist er als Berater und Tester tätig und trägt so zur Weiterentwicklung des Fagotts bei. Gilbert Audin studierte in Nîmes und am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris in der Klasse von Maurice Allard. Mit 19 Jahren gewann er internationale Wettbewerbe in Genf und München; es folgten weitere erste Preise in Genf und Toulon. Seine Diskografie umfasst Werke von Haydn, Konzerte von Jean Françaix und Marcel Landowski, Rossini-Quartette, Konzerte und Symphonien von Mozart sowie die gesamte Kammermusik von Francis Poulenc für RCA Red Seal.
Saisonpräsentation Di 21. Juni 2016 12.00 bis 13.15 Uhr Lunchvorstellung
Bach, Strings and Electronics Francesco Tristano Klavier Zuger Sinfonietta Etienne Abelin Leitung
Freitag, 15. April 2016, 20.30 Uhr, Chollerhalle Zug In Zusammenarbeit mir der Chollerhalle Zug
J. S. Bach (1685 –1 750) Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048 I. (ohne Tempoangabe) II. Adagio III. Allegro Francesco Tristano (1981*) «Eastern Market» «Elektron 1» J. S. Bach (1685 –1 750) Konzert für Klavier und Streicher g-Moll BWV 1058 1. (ohne Tempoangabe) Andante Allegro assai Francesco Tristano (1981*) «Elektron 2» «Elektron 3 (Opa!)» «The Melody» Flügel: Yamaha CF 3, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
Pianistischer Techno und Ba-Rock’n’Roll Techno auf dem Klavier – geht das? Es geht, hat Francesco Tristano bewiesen. «not for piano», nicht für Klavier, heisst eines seiner bekanntesten und vieldiskutierten Alben, auf dem der luxemburgische Pianist Techno-Tracks in Klavierstücke verwandelt. Der Reiz der menschlichen Unvollkommenheit in der Interpretation und der unverfälschte Klang des Klaviers verleiht den ursprünglich elektronisch produzierten Stücken dabei einen völlig neuen, überraschenden Charakter. Auch eigene, im ähnlich minimalistischen Stil komponierte Werke sind auf dieser CD zu finden, so zum Beispiel Tristanos Hit «The Melody», den er zusammen mit dem libanesischen Multi-Instrumentalisten Rami Khalifé schrieb. Darin gelingt es den zwei Musikern, das Klavier zugleich perkussiv – zum Beispiel in der Nachahmung eines Techno-Beats – und melodiös einzusetzen. Und so möchte man gleich beides: spontan tanzen und konzentriert zuhören. Ganz in der Tradition der Club-Kultur belässt Tristano seine Kompositionen aber nicht bei einer fixen Fassung, sondern setzt sie ständigen Verwandlungen und Neubearbeitungen aus. «The Melody» zum Beispiel gibt es auch in einer elektronisch erweiterten Version mit Detroit Techno-Produzent Carl Craig. Tristanos unvergleichliche Mischung aus stark akzentuierten staccato-Rhythmen, tragender Melodie und jazzig-lockerer Ausführung charakterisiert auch seine Kompositionen Elektron 1-3 und «Eastern Market».
Nicht nur mit solchen erfrischenden und spielfreudigen Projekten zwischen klassischem Konzertsaal und Club hat sich der Pianist einen Namen gemacht, sondern auch mit seinen Bach-Interpretationen. Wegen seiner aussergewöhnlichen Herangehensweise wurde Tristano sogar schon mit seinem grossen Vorbild Glenn Gould verglichen. Gerade Tristanos CD-Einspielungen von Bachs Werken heben sich dabei einerseits durch das brillante Klavierspiel von der Masse ab, andererseits aber auch durch sein umwerfendes Gespür für Kombinationen. So stellt er auf «bachCage» zum Beispiel die barock-polyphone Klangwelt Bachs der frei fliessenden des amerikanischen Komponisten John Cage gegenüber und eröffnet so völlig neue Hörperspektiven. Auch für das Konzert in der Chollerhalle kontrastiert der Pianist seine eigenen, neuen Stücke mit denjenigen von Johann Sebastian Bach. Das Brandenburgische Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048 gehört zu den berühmten sechs Brandenburgischen Konzerten, die Bach 1721 dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg widmete. Aufgrund der grossen Unterschiede in Orchesterbesetzung und Stilistik der sechs Konzerte kann davon ausgegangen werden, dass sich ihre Entstehung über einige Jahre hinweg zog. Das Dritte für reines Streichorchester und Continuo komponierte Bach als «Gemeinschaftsspielmusik», da er auf eine Aufteilung in Tutti und Solo verzichtet. Heftig debattiert wurde in der Musikwissenschaft das Adagio, welches nur aus zwei Akkorden besteht. Soll hier ein langsamer Satz aus einem anderen Werk Bachs eingeschoben werden? Eine improvisierte Kadenz vielleicht? Oder dienen die zwei Akkorde wirklich ganz schlicht als extrem kurzer Überleitungs-Satz? Die Lösungen sind so verschieden wie die Interpreten selbst. Die gleiche Besetzung wie dem 3. Brandenburgischen Konzert liegt auch dem Konzert in g-Moll für Klavier und Streicher BWV 1058 zugrunde. Insgesamt 12 Konzerte für eins oder mehrere Cembali hat Bach geschrieben, alle zwölf sind allerdings keine Neukompositionen, sondern Transkriptionen älterer Werke von Bach selbst oder von Antonio Vivaldi. Als Vorlage für dasjenige in g-Moll diente Bachs eigenes Violinkonzert a-Moll BWV 1041. Der Grund dafür liegt vermutlich am leidigen Geld. Die wöchentlichen Veranstaltungen des Studenten-Ensembles «Collegium musicum», dessen Leitung Bach innehatte, erforderten viel Arbeit. Diese Aufträge waren allerdings unbezahlt – da verwundert es nicht, dass Bach es vorzog, seine alten Instrumentalwerke nochmals in neuem Gewand zu präsentieren, als stets neue Melodien aus dem Ärmel zu schütteln.
Francesco Tristano «Musik ist Musik». Das antwortete Alban Berg im Frühjahr 1928 in Paris auf die Frage von George Gershwin, warum es keine Unterscheidung gebe zwischen dem, was wir als «ernste» Musik und dem, was wir als «populäre» Musik betrachten. Francesco Tristano hat dieses Zitat mit seiner Musik über die letzten zehn Jahre bestätigt. In den Partituren von Johann Sebastian Bach – und unter anderem auch von Frescobaldi, Berio, Buxtehude, Strawinsky und Gershwin – verbindet er
Klavier und Synthesizer mit den neuesten Produktions- und Sequenzierungsinstrumenten. Obwohl die Unterschiede zwischen einem Klavierkonzert – oder einer klassischen Partitur – und einem Techno-Track sehr bemerkenswert sind, ob auf Papier niedergeschrieben, auf einen Computer hochgeladen oder als improvisierte Live-Musik; Musik ist Musik, unabhängig von ihrem Stil, elektronisch oder Barock, Dance oder Avantgarde.
Gründer und Leiter des Innovationsnetzwerks classYcal sowie Mitgründer und Co-Künstlerischer Leiter der Ynight Klassik-im-Klubnächte («Best of 2013» Züritipp). 2011 gründete er die Schweizerische El Sistema-inspirierte Initiative «Superar Suisse». Als Verantwortlicher für die Live-Aufführungen des Visualisierungsansatzes «Music:Eyes» gestaltete er u. a. einen eigenen Abend auf Einladung des Concertgebouw Amsterdam. Er ist zweifacher TEDx Speaker/Performer.
Auch in seinen Aufnahmen versucht Francesco Tristano ein grosses Spektrum zu umfassen. Für die Deutsche Grammophon erstellte er Programme basierend auf Cage und Bach («Bach/Cage», 2011), Buxtehude und Bach («Long Walk», 2012) oder Ravel und Strawinsky in «Scandale» (2014). Für das französische Label Infiné kreierte er eigene Kompositionen, deren Grundbestandteile rhythmisches Experimentieren, abstrakte Texturen und ein einzigartiges Gefühl von Freiheit sind. Obgleich es wie eine widersprüchliche Arbeitsweise erscheint, nahezu bipolar, gibt es tatsächlich eine sehr direkte – wenn auch hauchdünne – Beziehung, die Bach mit Techno-Musik verbindet; die Rhythmusfiguren, die Harmonie und Ordnung, die man bei Bach findet, sind in der Pop-Musik sehr lebendig.
Als Musikkurator war Abelin 2008 – 2011 beim Festspielhaus St. Pölten aktiv, 2009/10 auch als Artist-in-Residence. Etienne Abelin war von 2004 – 2011 Stimmführer der zweiten Violinen im von Claudio Abbado gegründeten und geleiteten Orchestra Mozart Bologna und er ist Mitglied des Lucerne Festival Orchestra.
Mit Techno-Musik kam Tristano in Berührung, als er an der Juilliard School of New York studierte. Tagsüber leitete er die «The New Bach Players» durch ihre Bach-Lesarten, nachts geriet er in den New Yorker Clubs mit House- und TechnoMusik in Kontakt. In «Not for piano» (2007) veröffentlichte er seine eigenen Kompositionen sowie Klavierversionen von Detroit-Hymnen, wie «The Bells» (Jeff Mills) oder «Strings of Life» (Derrick May). Ein Jahr später führte er mit «Auricle Bio On» (2008) den Klaviersound ein und nutzte ihn gleichzeitig als Sampler und Synthesizer. Mit der Veröffentlichung von «Idiosynkrasia» (2010) vollendete Francesco Tristano schliesslich die Synthese beider Sprachen: digitale Virtuosität und ungewöhnliche elektronische Texturen, die er als «Piano 2.0» vorstellte. Neben seiner Karriere in der elektronischen Musik entwickelt er sich gleichzeitig als klassischer Pianist weiter. Sein Repertoire liegt zwischen Barock (hauptsächlich Bach und früher) und der Musik des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Dabei organisiert er seine Programme als wären sie «Playlists», so wie er es gerne definiert. Angetrieben durch seine unverfälschte offene Haltung und sein zunehmendes Wissen über Techno, erweitert Francesco Tristano seine Möglichkeiten. Musik ist Musik, und ob Barock oder modern, Dance oder atmosphärisch, sie versucht Körper und Geist zu verbinden und zu Euphorie und etwas Erhabenem zu führen.
Etienne Abelin Etienne Abelin ist ein Schweizer Violinist, Dirigent und Kurator. Seine Leidenschaft sind neue, ungewohnte Wege im Bereich der klassischen Musik. Er ist
Als Dirigent ist er musikalischer Leiter des Apples & Olives Ensemble, Co-musikalischer Leiter des Sistema Europe Youth Orchestra und Gastdirigent bei verschiedenen Orchestern im In- und Ausland. Er ist Mitglied des Think-Tanks Musikvermittlung Schweiz und war Jurymitglied der «classical: Next» Konferenz und beim «Junge Ohren» Musikvermittlungspreis.
Zuger Sinfonietta Die Zuger Sinfonietta, 1998 gegründet, gehört zu den führenden Orchestern der Zentralschweiz. Sie steht heute wie damals für innovative Konzertprogramme. So wird zum Beispiel klassische Musik in Verbindung mit anderen Kunstgattungen wie Theater, Schauspiel, Film, Video, Tanz, Malerei, Literatur sowie mit unterschiedlichen Musikstilen wie Jazz, Volksmusik, Electronics oder Improvisation gebracht. Das Orchester arbeitet mit national und international renommierten Künstlern zusammen, unter anderem mit Kolja Blacher, Olli Mustonen, Chiara Skerath, Thomas Hürlimann, Paul Meyer, Benjamin Schmid, Eliana Burki oder Giora Feidmann. Philippe Bach war langjähriger Chefdirigent. Zur Konzertsaison 16/17 wird Daniel Huppert Chefdirigent der Zuger Sinfonietta. Der Zuger Sinfonietta wird eine grosse Spielfreude, homogenes Zusammenspiel und Musizieren auf höchstem Niveau attestiert. Seit Jahren veranstaltet die Zuger Sinfonietta eigene Konzerte in den Zuger Gemeinden, um ein möglichst breites Publikum erreichen zu können. Gute Partner findet es hier in den jeweiligen Kulturkommissionen und -vereinen. Auftritte beim Lucerne Festival, Davos Festival, bei den Murten Classics, bei der «Stubete am See» und bei weiteren Schweizer Veranstaltern, sowie Live-Konzertaufnahmen durch Radio SRF2 unterstreichen das nationale Interesse an den Programmen der Zuger Sinfonietta. Im Fokus des Kammerorchesters aus Zug steht aber auch das junge Konzertpublikum. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern werden Musikvermittlungsprojekte erarbeitet und durchgeführt. Die Zuger Sinfonietta erhält Subventionen von Stadt und Kanton Zug, sowie Beiträge von Stiftungen, Gemeinden, Sponsoren und dem eigenen treuen Gönnerkreis.
Merel Quartett Mary Ellen Woodside Violine Manuel Oswald Violine Alessandro D’Amico Viola Rafael Rosenfeld Violoncello
Sonntag, 22. Mai 2016, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal Unterstützt durch Landis & Gyr Stiftung Einführung mit Annelis Berger und den Künstlern um 18.00 Uhr
Giovanni Pierluigi da Palestrina (ca. 1525 –1 594) «O crux ave» aus dem Hymnus «Vexilla regis prodeunt»
Palestrinas absolutes Lieblings-«Instrument». Denn im Singen sah er die Grundlage für die von ihm verfochtene Mehrstimmigkeit. Diese hört sich als Streichquartett genauso eindringlich an wie als eine vokale Komposition.
«Sicut cervus» Toshio Hosokawa (*1955) «Blossoming» für Streichquartett (2007) PAUSE Johannes Ockeghem (1410 –1 497) «Agnus Dei» aus der Messe «L’homme armé» in der Bearbeitung für Streichquartett von Nicolas Bolens Ludwig van Beethoven (1770 –1 827) Streichquartett a-Moll op. 132 Assai sostenuto – Allegro Allegro ma non tanto Canzona di ringraziamento. Molto adagio (Heiliger Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit in der lydischen Tonart) Alla marcia, assai vivace Allegro appassionato
Von der Renaissance bis ins dritte Jahrtausend In der Renaissance gab es zwar noch keine Streichquartette, dafür reichlich Vokalmusik, die sich einwandfrei für die Vierer-Formation transkribieren lässt. So hat der zeitgenössische Genfer Komponist Nicolas Bolens das «Agnus Dei» aus der Messe «L’homme armé» von Johannes Ockeghem für Streichquartett arrangiert. Der franko-flämische Ockeghem war in der Früh-Renaissance berühmt für seine geistreichen Rätsel, die Vorliebe für Symbole und seine erfinderischen musikalischen Kombinationen. «L’homme armé» ist ursprünglich eine einfache, einstimmige Volksmelodie, die ab Mitte des 15. Jahrhunderts von Komponisten gerne als Grundlage für kunstvoll mehrstimmig angelegte Messen verwendet wurde. Neben Ockeghem komponierten zum Beispiel auch Guillaume Dufay und Josquin Desprez eine Missa «L’homme armé». Vom volkstümlichen Kontext, in dem zum Krieg und zur Bewaffnung aufgerufen wird, fand das Lied auf diese Weise Eingang in die Kirchenmusik. Ziemlich genau ein Jahrhundert nach Ockeghem lebte Giovanni Pierluigi da Palestrina, eine der ersten Kompositionspersönlichkeiten der Musikgeschichte. Im Vatikan tätig, schuf der Italiener vor allem geistliche Musik: «O Crux ave» aus dem Hymnus «Vexilla regis» sowie die vierstimmige Motette «Sicut cervus» gehören dazu. Wie Ockeghems Messe waren auch diese beiden Werke für Stimmen gedacht –
Zwischen diesen Bearbeitungen ganz alter Musik kommt auch ganz Neues zum Zug: «Blossoming» von Toshio Hosokawa ist noch keine zehn Jahre alt. Der Japaner kam als junger Mann nach Deutschland, wo er Komposition studierte und sich zunächst an der westlichen Avantgarde orientierte. Doch dann begann er sein Heimatland als Geschichte und Klang in seine musikalische Sprache einzuflechten. Immer wieder bezieht er sich zum Beispiel auf japanische Themen oder verwendet traditionelle Instrumente. «Blossoming» ist zwar für das durch und durch westliche Streichquartett komponiert. Doch der Gehalt des Werkes ist zutiefst fernöstlich und vom Zen-Buddhismus inspiriert, wird in der Komposition das Erblühen der in Japan mythisch verehrten Lotusblume beschrieben. Wie Hosokawa sagt: «Der Lotus gräbt seine Wurzeln tief in den Schlamm unter der Teichoberfläche; der Stamm streckt sich durch das Wasser der Oberfläche und dem Himmel entgegen; die Knospe erblüht in Richtung des morgendlichen Sonnenscheins.» In «Blossoming» entfaltet sich mit der Lotusblume auch eine aussergewöhnliche, sinnliche Klangwelt. Ein Vorgang, der auch als Metapher für den Werdegang des Menschen steht. Wie die Lotusblume erblüht, so soll der Mensch zu seinem eigenen Ich finden. So verbinden sich Natur, Mensch und Kunst in Hosokowas Werk auf ganz besondere Weise. Zu den letzten Streichquartetten und damit auch zum radikalen Spätwerk gehört das Streichquartett a-Moll op. 132 von Ludwig van Beethoven. Entgegen der Gattungstradition besteht es aus fünf Sätzen, der Tonumfang ist stark ausgeweitet und die Randlagen werden miteinbezogen. Der Komponist schrieb es 1825, nur zwei Jahre vor seinem Tod und mittlerweile komplett taub. Eine weitere Erkrankung im Frühjahr nahm ihn zusätzlich mit – die Dankbarkeit über seine Genesung verarbeitete er im 3. Satz des Quartetts: Mit «Heiliger Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit, in der lydischen Tonart» ist dieser überschrieben. Indem sich Beethoven im ersten Teil streng an die alte Kirchentonart lydisch hält, eröffnet er eine für das Streichquartett ungewöhnliche Harmonik. Verstärkt wird der choralartige Eindruck durch die Dynamik, sotto voce beginnend mit sorgfältig gesetzten Crescendi. Die einzigartige Magie dieses Satzes und des ganzen Quartetts wurde schon von Beethovens Zeitgenossen festgestellt. Als «gross, herrlich, ungewöhnlich, überraschend und originell», wurde es von einem Rezensenten bezeichnet.
Merel Quartett Die Wiener Zeitung schrieb über das Merel Quartett von dem «wundersam genau musizierenden und tonlich vorzüglich aufeinander eingeschworenen Ensemble», die Neue Zürcher Zeitung pries das Spiel des Quartetts als «äusserst expressiv und mit feinem Gespür für Form, Klang und Rhetorik».
Die vier Musiker des 2002 in Zürich gegründeten Merel Quartetts verfügen über ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Immer wieder wird das Quartett besonders wegen seines enormen stilistischen Bewusstseins und seiner Vielseitigkeit geschätzt. Es verfügt über ein umfangreiches Repertoire, das eine Spanne von drei Jahrhunderten umfasst: von Bachs «Kunst der Fuge» bis zu Werken von zeitgenössischen Komponisten wie Kurtág, Saariaho und Holliger.
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Seine rege, europaweite Konzerttätigkeit führt das Merel Quartett in renommierte Konzertsäle wie u.a. die Wigmore Hall in London und die Tonhalle Zürich; daneben ist das Quartett zu Gast bei wichtigen internationalen Festivals wie dem Lucerne Festival, den Salzburger Festspielen, dem Kunstfest Weimar, dem Menuhin Festival Gstaad und den Ittinger Pfingstkonzerten. Zu den kammermusikalischen Partnern gehören Künstler wie Ruth Ziesak, Juliane Banse, Dénes Várjon, Diemut Poppen, Natalia Gutman, Heinz Holliger, Jörg Widmann, Erich Höbarth, Thomas Demenga und Nobuko Imai.
– 10 % Ermässigung auf Einzelkarten (Einzelmitglied: 1 Karte pro Vorstellung, Paarmitglied: 2 Karten pro Vorstellung)
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– Mitgliedsrechte des Vereins Theater- und Musikgesellschaft Zug (Einzelmitglied: 1 Stimmrecht, Paarmitglied: 2 Stimmrechte)
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Regelmässige Radioübertragungen bei Schweizer Radio SRF, Radio Suisse Romande und deutschen und italienischen Radiosendern haben dem Merel Quartett weitere Anerkennung eingebracht. Das Debüt-Album mit Werken von Schumann, Janác ˇek und dem preisgekrönten Schweizer Komponisten David Phillip Hefti wurde von der NZZ am Sonntag als «überragende CD-Premiere eines Spitzenquartetts» beschrieben.
– Sonderangebote und Einladungen: – Offene Probe – Plätze in den vordersten Sitzreihen
– Mitgliedsrechte des Vereins Theater- und Musikgesellschaft Zug (Einzelgönner: 1 Stimmrecht, Paargönner: 2 Stimmrechte)
– Informationen finden Sie auf den Veranstaltungsseiten
– Namentliche Erwähnung im Saisonprogramm, auf der Webseite und auf der Gönnerliste im Theater Casino Zug
Die zweite CD mit Werken von Felix und Fanny Mendelssohn wurde in der Zeitschrift «Das Orchester» gepriesen: [Das Spiel des Merel Quartetts ist] «von höchster Intensität durchdrungen, bis ins letzte Detail durchdacht, sensibel austariert in Gewichtung und Ausleuchtung der Stimmführung … ihre schlanke und offene, farblich vielfältig variierende Tongebung besticht.»
– Programminformationen – Jährlicher Anlass exklusiv für Gönner Ihre Unterstützung für eine wichtige Sache – Einzelmitgliedschaft : CHF 70 – Paarmitgliedschaft : CHF 100
– Sonderangebote und Einladungen: – Offene Probe – Plätze in den vordersten Sitzreihen Informationen finden Sie auf den Veranstaltungsseiten – Gönnerlounge: Bei auserwählten Vorstellungen laden wir unsere Gönner zu einem Drink in der Bar & Lounge ein, jeweils ab einer Stunde vor der Vorstellung
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– Programminformationen Ihre Unterstützung für eine wichtige Sache – Einzelgönner: CHF 400 – Paargönner: CHF 600 – Firmengönner : CHF 1100
Kartenverkauf und Information
U25, Studierende und KulturLegi
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Alle Personen unter 25, Studierende und KulturLegi-Inhaber erhalten Karten zum Ein heitspreis von CHF 20 in allen Kategorien, ab 1 Monat vor Verans taltung *. Der Bezug ist über sämtliche Vertriebskanäle (auch Internet) möglich. * mit STUcard auch schon früher
Internet www.theatercasino.ch Sitzplatzgenaue Buchung, Bezahlung mit Kreditkarte oder Rechnung, Eintrittskarte zum Selberausdrucken (Print@home) Telefon 041 729 05 05 Mo – Fr 9 –1 3 Uhr Vor Ort Theater Casino Zug Artherstrasse 2– 4 Mo – Fr 9 –1 3 Uhr Sämtliche Starticket-Verkaufsstellen in der Schweiz Vor der Veranstaltung Die Vorstellungskasse öffnet 60 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Zahlungsmöglichkeiten und Gebühren Post-Zustellung bei Bezahlung mit Kreditkarte CHF 5, gegen Rechnung CHF 10 Folgende Karten werden akzeptiert : Mastercard, Visa, Maestro * und Postcard * ( * ausser Telefon- und Internetverkauf )
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Schul- und Musikschulklassen Wir heissen Schul- und Musikschulklassen in unseren Veranstaltungen herzlich willkommen und offerieren einen vergünstigten Einheitspreis von CHF 11 pro Person ( inkl. Lehrpersonen ). Für mehr Informationen und Ihre Bestellung nehmen Sie bitte mit dem Kartenverkauf ( 041 729 05 05,
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Bildnachweis Jonas Iten Stefan Deuber Photography Margarita Höhenrieder Mat Hennek Emmanuel Pahud und Freunde Georg Thum Francesco Tristano Marie Staggat Merel Quartett Sarah Rosenfeld Herausgeber Theater- und Musikgesellschaft Zug Redaktion Judith Brügger, Dario Seiler, Samuel Steinemann, Claudia Vieli Texte Rebekka Meyer Gestaltung Christen Visuelle Gestaltung, Zug Druck Multicolor Print, Baar Blumendekoration von Bellefleur, Zug
Veranstaltungen der Theater- und Musikgesellschaft Zug w w w . theatercasino.ch